Die Fürstin und der Kardinal
Ein Gespräch über Glauben und Tradition
Fürstin Gloria von Thurn und Taxis und Joachim Kardinal Meisner - zwei Menschen, die auf unterschiedliche Weise zum Glauben gekommen sind und ihren Glauben in unterschiedlicher Weise leben, tauschen sich aus: Was trägt im...
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Produktinformationen zu „Die Fürstin und der Kardinal “
Fürstin Gloria von Thurn und Taxis und Joachim Kardinal Meisner - zwei Menschen, die auf unterschiedliche Weise zum Glauben gekommen sind und ihren Glauben in unterschiedlicher Weise leben, tauschen sich aus: Was trägt im Leben? Welche Werte sind wichtig? Was heißt der Glaube für den Alltag? Offen, persönlich und inspirierend.
Klappentext zu „Die Fürstin und der Kardinal “
Fürstin Gloria trug nach dem Tod ihres Mannes die alleinige Verantwortung für ein großes Unternehmen und für ihre Familie. Aus dem Glamour Girl wurde eine nachdenkliche Frau, die Halt im Glauben fand. Joachim Meisner, aufgewachsen in der DDR und dort als Seelsorger und Bischof tätig, ist seit 18 Jahren Erzbischof von Köln. Zwei Menschen, die auf unterschiedlichen Wegen zum Glauben gekommen sind und ihren Glauben in unterschiedlicher Weise leben, tauschen sich aus: Was trägt im Leben? Welche Werte sind wichtig? Wie geht es mit dem Beten? Mit Zweifeln? Wie geht man in der Kirche miteinander um? Gibt es so etwas wie eine gesunde Demut? Was heißt der Glaube für den Alltag? - Offen, persönlich und inspirierend. Ein außergewöhnliches Gespräch.
Lese-Probe zu „Die Fürstin und der Kardinal “
Die Fürstin und der Kardinal von Gloria von Thurn und Taxis und Joachim MeisnerLESEPROBE
Vorwort
Die bloße Prominenz von zwei Gesprächspartnern rechtfertigt noch lange kein Buch. Schon gar nicht, wenn das Streitpotential zwischen beiden von vorneherein begrenzt ist. Warum also dieses Buch? Die Antwort gibt der Titel: „Die Fürstin und der Kardinal".
Da ist auf der einen Seite eine Frau, die in Togo und Somalia aufwächst, im Alter von 20 Jahren Europas begehrtesten Junggesellen Fürst Johannes von Thurn und Taxis heiratet, aus einer kleinen WG ins Regensburger Schloss St. Emmeram mit seinen mehr als 500 Zimmern umzieht, zwei Töchter und einen Sohn zur Welt bringt und fortan der Mittelpunkt sämtlicher Partys zwischen München und New York ist.
Auf der anderen Seite ein Mann, der 1933 in Schlesien zur Welt kommt, Vater und Heimat im Krieg verliert, nach Thüringen flüchten muss und sich nach einer Banklehre entscheidet, katholischer Priester zu werden. 1975 wird er zum Weihbischof in Erfurt-Meiningen ernannt, fünf Jahre später überträgt Papst Johannes Paul II. ihm die schwierigste Aufgabe, die er in der damaligen Zeit zu vergeben hat: Bischof von Ost- und West-Berlin, Dienstsitz: DDR.
Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre ändert sich das Leben aber für beide schlagartig: Die Fürstin ist gerade 30 Jahre alt, als ihr Mann stirbt. Die junge Witwe konzentriert sich nun auf die Erziehung ihrer Kinder und die Sanierung des angeschlagenen Thurn-und-Taxis-Imperiums. Die breite Öffentlichkeit hört erst wieder von ihr, als das US-Wirtschaftsmagazin „Business Weck" sie 2002 zur „zehntbesten Finanzmanagerin" kürt.
Während die eine untertaucht, macht der andere umso mehr von sich reden: Kardinal Meisner wird 1988 zum Erzbischof von Köln berufen, gegen seinen eigenen Willen und
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auch gegen den des damaligen Domkapitels. Seitdem zeigt er sich als streitbarer Kirchenmann an der Spitze von Deutschlands größtem und einflussreichstem Bistum.
Die Fürstin und der Kardinal - unterschiedlicher können zwei Leben in Deutschland also kaum sein. Was aber verbindet sie? Natürlich ihr Glaube und ihre Liebe zur Tradition der Kirche. Um beides geht es in diesem Buch. Aber sie verbindet noch etwas: Der neugierige und zugleich kritische Blick auf die Gegenwart, das Interesse an den großen Themen unserer Zeit und die seltene Angewohnheit, für ihre Meinung lieber ab und zu Prügel zu beziehen, als damit hinter dem Berg zu halten.
Kurz bevor die Fürstin den Kölner Erzbischof im Regensburger Schloss begrüßte, sagte sie: „Ich habe die Chance, einem Kardinal die Fragen zu stellen, die ich jeden Tag an das Leben habe. Was will ich mehr?" Joachim Meisner hat überraschend offen geantwortet und ebenso interessiert zurückgefragt. So ist ein Buch entstanden, das nicht nur Einblicke in zwei außergewöhnliche Biographien gibt, sondern auch verdeutlichen soll: Ob Fürstin oder Kardinal - Christsein ist immer ein Ringen mit dem eigenen Glauben und mit dem ungeheuren Anspruch, den die Lehre des Jesus von Nazareth an unser Leben stellt.
Johannes Marten
„Die Hand an der Zeit - und am Ursprung"
FÜRSTIN GLORIA: Eminenz, zu Beginn unseres Gesprächs über Glauben und Tradition habe ich eine Frage zu einem alten Brauch. Ich habe Ihnen zur Begrüßung den Bischofsring geküsst. Ich bin so erzogen worden und habe das nie groß hinterfragt. Was hat es damit auf sich?
KARDINAL MEISNER: Der Ringkuss war früher nicht nur bei einem Bischof üblich, sondern auch bei einem Fürsten, bei einer Person, die eine Autorität verkörperte. Da hat man als ein Zeichen der Ehrfurcht den Ring geküsst, wie man ja auch einer Dame die Hand küsst. In Polen ist das noch heute weitverbreitet. Ich habe gelernt, dass man es bei einem Bischof wegen der Reliquien tut, die früher in die Bischofsringe eingearbeitet waren.
Hängt der Ringkuss beim Papst nicht auch mit der Stellvertretung Christi zusammen? Wer den Ring küsst, küsst also eigentlich Jesus Christus?
Ja. Das gilt aber auch ähnlich für die Bischöfe. Sie sind Nachfolger der Apostel Jesu und geweiht in den Ursprung hinein. Ihre Aufgabe ist es, den Ursprung zu vergegenwärtigen. Sie müssen dafür sorgen, dass alles in der Kirche ursprünglich, originell und kreativ bleibt und dass in ihr die Menschen nicht abgestandenes, sondern reines Wasser des Lebens zu trinken bekommen. Dafür sollen sie die Garanten sein. Als Bischof müssen wir die Hand an der Zeit haben, aber zugleich eben auch am Ursprung. Das kann uns manchmal in eine Zerreißprobe bringen. Aber ich sage immer, genau diese Spannung zu bewältigen, ist unsere Aufgabe.
Offen gesagt: Ich lasse mir den Ringkuss gefallen, von Ihnen oder anderen Gläubigen, denen es wichtig ist. Aber gewohnt bin ich es nicht mehr, und ich lege auch keinen Wert darauf.
Warum nicht?
Küssen Sie Papst Benedikt XVI. den Ring?
Natürlich. Der Papst sagt zwar immer zu mir: „Lass das doch sein." Aber ich sage dann: „Ich tue das um deinetwillen. Damit du nicht vergisst, dass du der Papst bist!"
Nun, es wird schon sehr leicht missverstanden, als würde man mir die Hand küssen aus Verehrung meiner Person. Wenn überhaupt, geht es bei dieser Geste ausschließlich um das Amt des Bischofs.
Ist in Ihren Ring irgendetwas eingearbeitet?
Ja. Der Ring, den ich gerade trage, ist noch gar nicht so alt. Den habe ich aus dem italienischen Städtchen Manoppello; er enthält einen Bergkristall, in den das Antlitz Christi eingraviert ist, wie wir es von dem uralten Tuch der Veronika von Manoppello kennen. Ich besitze aber noch einige andere Ringe. Zum Beispiel haben bei der letzten Bischofssynode alle Teilnehmer einen Ring vom Papst geschenkt bekommen. Im Laufe meiner Zeit als Bischof habe ich eine ganze Reihe gesammelt. Hin und wieder verschenke ich auch einen an einen Missionsbischof oder an einen unserer Kölner Weihbischöfe.
Was war denn Ihr erster Bischofsring?
In ihm ist eine alte byzantinische Kaisermünze aus der Zeit vor dem Jahr 1054 verarbeitet. Sie stammt also aus einer Zeit, bevor die Christenheit in Ost und West auseinandergebrochen ist. Den Ring besitze ich noch. Er ist sehr schön gearbeitet.
Allerdings: Wenn man mir kräftig die Hand drückt, schneidet der Ring so tief in den Finger, dass mir fast das Blut kommt. Deswegen trage ich ihn nicht so gern.
Ich finde, der Ringkuss hat auch etwas mit Demut zu tun.
Ich empfinde es weniger als Demut, sondern als einen Ausdruck des Respekts gegenüber diesem großen Amt. Vergessen wir nicht: Der Petrus, also der von Gott berufene Stellvertreter Christi, heißt heute Benedikt XVI. Der Ringkuss ist ein Akt des Glaubens, genau wie der Altarkuss. Diese Zeichen weisen auf eine Wirklichkeit hin. Nicht auf eine ferne Wirklichkeit, sondern auf eine ganz nahe: Hier und jetzt ist der Nachfolger des Petrus da. Und deswegen ist der Ringkuss beim Papst für mich eigentlich selbstverständlich.
Aber wenn Sie schon von Demut sprechen, will ich Ihnen dazu noch ein Zweites erzählen: Bei Besuchen in Krankenhäusern oder Altenheimen sage ich manchmal zu den Schwestern, und zwar ehrlichen Herzens: „Schwestern, früher haben Sie dem Bischof den Ring geküsst; eigentlich müsste ich jetzt Ihnen allen die Hand küssen." Aus folgendem Grund: Im alten Rom entgingen Christen zuweilen der Hinrichtung und wurden stattdessen zur Zwangsarbeit in die Bergwerke Süditaliens verbannt. Viele mussten jahrzehntelang unter Tage arbeiten - eine grauenvolle, Hoffnung raubende Tätigkeit. Wenn aber ein neuer Herrscher an die Spitze des Staates trat, kam es meist zu einer Amnestie. Und so durften auch die Verbannten nach Hause zurückkehren. Viele waren fast erblindet, andere verkrüppelt von der schweren Arbeit. Bei der Rückkehr knieten sich die Daheimgebliebenen dann vor ihnen nieder und küssten ihnen Hände und Füße. Sie haben damit die Wunden Jesu verehrt.
So meine ich das auch bei den Schwestern im Krankenhaus. Ich sage deshalb zu ihnen: „Sie pflegen mit Ihren Händen kranke, leidende Menschen. Jesus sagt: Was ihr den geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan." Als Bischof müsste ich Ihnen jetzt eigentlich Ihre Hand küssen. Denn Ihre Hände haben in den Kranken die Wirklichkeit Jesu berührt.
Ich finde, der Kuss ist ein sehr starkes Zeichen.
Wir sind übrigens nicht die Einzigen, die das tun. Der Handkuss ist in vielen Kulturen verbreitet. Ich hab es in Afrika bei Muslimen beobachtet. Dort küssen die Gläubigen ihren Religionsführern die Hand. Und zwar unabhängig davon, wo man ihnen begegnet. Auch auf offener Straße. Das fand ich sehr beeindruckend.
Ich finde, dass das Küssen generell ein schönes Zeichen zur Begrüßung ist. Wenn wir früher als Familie in Schlesien zusammenkamen, haben wir uns alle geküsst. Ich mache das mit meiner Familie heute natürlich auch noch. Das ist ein Zeichen von Intimität. Wir Menschen leben von solchen Zeichen, weil wir - ganz gleich, ob wir katholisch sind oder nicht - sakramental empfinden, das heißt: Wir leben von wirksamen Zeichen. Unser Inneres wird oft erst deutlich, wenn es sich in leiblichen Zeichen ausdrückt.
© Herder Verlag
Die Fürstin und der Kardinal - unterschiedlicher können zwei Leben in Deutschland also kaum sein. Was aber verbindet sie? Natürlich ihr Glaube und ihre Liebe zur Tradition der Kirche. Um beides geht es in diesem Buch. Aber sie verbindet noch etwas: Der neugierige und zugleich kritische Blick auf die Gegenwart, das Interesse an den großen Themen unserer Zeit und die seltene Angewohnheit, für ihre Meinung lieber ab und zu Prügel zu beziehen, als damit hinter dem Berg zu halten.
Kurz bevor die Fürstin den Kölner Erzbischof im Regensburger Schloss begrüßte, sagte sie: „Ich habe die Chance, einem Kardinal die Fragen zu stellen, die ich jeden Tag an das Leben habe. Was will ich mehr?" Joachim Meisner hat überraschend offen geantwortet und ebenso interessiert zurückgefragt. So ist ein Buch entstanden, das nicht nur Einblicke in zwei außergewöhnliche Biographien gibt, sondern auch verdeutlichen soll: Ob Fürstin oder Kardinal - Christsein ist immer ein Ringen mit dem eigenen Glauben und mit dem ungeheuren Anspruch, den die Lehre des Jesus von Nazareth an unser Leben stellt.
Johannes Marten
„Die Hand an der Zeit - und am Ursprung"
FÜRSTIN GLORIA: Eminenz, zu Beginn unseres Gesprächs über Glauben und Tradition habe ich eine Frage zu einem alten Brauch. Ich habe Ihnen zur Begrüßung den Bischofsring geküsst. Ich bin so erzogen worden und habe das nie groß hinterfragt. Was hat es damit auf sich?
KARDINAL MEISNER: Der Ringkuss war früher nicht nur bei einem Bischof üblich, sondern auch bei einem Fürsten, bei einer Person, die eine Autorität verkörperte. Da hat man als ein Zeichen der Ehrfurcht den Ring geküsst, wie man ja auch einer Dame die Hand küsst. In Polen ist das noch heute weitverbreitet. Ich habe gelernt, dass man es bei einem Bischof wegen der Reliquien tut, die früher in die Bischofsringe eingearbeitet waren.
Hängt der Ringkuss beim Papst nicht auch mit der Stellvertretung Christi zusammen? Wer den Ring küsst, küsst also eigentlich Jesus Christus?
Ja. Das gilt aber auch ähnlich für die Bischöfe. Sie sind Nachfolger der Apostel Jesu und geweiht in den Ursprung hinein. Ihre Aufgabe ist es, den Ursprung zu vergegenwärtigen. Sie müssen dafür sorgen, dass alles in der Kirche ursprünglich, originell und kreativ bleibt und dass in ihr die Menschen nicht abgestandenes, sondern reines Wasser des Lebens zu trinken bekommen. Dafür sollen sie die Garanten sein. Als Bischof müssen wir die Hand an der Zeit haben, aber zugleich eben auch am Ursprung. Das kann uns manchmal in eine Zerreißprobe bringen. Aber ich sage immer, genau diese Spannung zu bewältigen, ist unsere Aufgabe.
Offen gesagt: Ich lasse mir den Ringkuss gefallen, von Ihnen oder anderen Gläubigen, denen es wichtig ist. Aber gewohnt bin ich es nicht mehr, und ich lege auch keinen Wert darauf.
Warum nicht?
Küssen Sie Papst Benedikt XVI. den Ring?
Natürlich. Der Papst sagt zwar immer zu mir: „Lass das doch sein." Aber ich sage dann: „Ich tue das um deinetwillen. Damit du nicht vergisst, dass du der Papst bist!"
Nun, es wird schon sehr leicht missverstanden, als würde man mir die Hand küssen aus Verehrung meiner Person. Wenn überhaupt, geht es bei dieser Geste ausschließlich um das Amt des Bischofs.
Ist in Ihren Ring irgendetwas eingearbeitet?
Ja. Der Ring, den ich gerade trage, ist noch gar nicht so alt. Den habe ich aus dem italienischen Städtchen Manoppello; er enthält einen Bergkristall, in den das Antlitz Christi eingraviert ist, wie wir es von dem uralten Tuch der Veronika von Manoppello kennen. Ich besitze aber noch einige andere Ringe. Zum Beispiel haben bei der letzten Bischofssynode alle Teilnehmer einen Ring vom Papst geschenkt bekommen. Im Laufe meiner Zeit als Bischof habe ich eine ganze Reihe gesammelt. Hin und wieder verschenke ich auch einen an einen Missionsbischof oder an einen unserer Kölner Weihbischöfe.
Was war denn Ihr erster Bischofsring?
In ihm ist eine alte byzantinische Kaisermünze aus der Zeit vor dem Jahr 1054 verarbeitet. Sie stammt also aus einer Zeit, bevor die Christenheit in Ost und West auseinandergebrochen ist. Den Ring besitze ich noch. Er ist sehr schön gearbeitet.
Allerdings: Wenn man mir kräftig die Hand drückt, schneidet der Ring so tief in den Finger, dass mir fast das Blut kommt. Deswegen trage ich ihn nicht so gern.
Ich finde, der Ringkuss hat auch etwas mit Demut zu tun.
Ich empfinde es weniger als Demut, sondern als einen Ausdruck des Respekts gegenüber diesem großen Amt. Vergessen wir nicht: Der Petrus, also der von Gott berufene Stellvertreter Christi, heißt heute Benedikt XVI. Der Ringkuss ist ein Akt des Glaubens, genau wie der Altarkuss. Diese Zeichen weisen auf eine Wirklichkeit hin. Nicht auf eine ferne Wirklichkeit, sondern auf eine ganz nahe: Hier und jetzt ist der Nachfolger des Petrus da. Und deswegen ist der Ringkuss beim Papst für mich eigentlich selbstverständlich.
Aber wenn Sie schon von Demut sprechen, will ich Ihnen dazu noch ein Zweites erzählen: Bei Besuchen in Krankenhäusern oder Altenheimen sage ich manchmal zu den Schwestern, und zwar ehrlichen Herzens: „Schwestern, früher haben Sie dem Bischof den Ring geküsst; eigentlich müsste ich jetzt Ihnen allen die Hand küssen." Aus folgendem Grund: Im alten Rom entgingen Christen zuweilen der Hinrichtung und wurden stattdessen zur Zwangsarbeit in die Bergwerke Süditaliens verbannt. Viele mussten jahrzehntelang unter Tage arbeiten - eine grauenvolle, Hoffnung raubende Tätigkeit. Wenn aber ein neuer Herrscher an die Spitze des Staates trat, kam es meist zu einer Amnestie. Und so durften auch die Verbannten nach Hause zurückkehren. Viele waren fast erblindet, andere verkrüppelt von der schweren Arbeit. Bei der Rückkehr knieten sich die Daheimgebliebenen dann vor ihnen nieder und küssten ihnen Hände und Füße. Sie haben damit die Wunden Jesu verehrt.
So meine ich das auch bei den Schwestern im Krankenhaus. Ich sage deshalb zu ihnen: „Sie pflegen mit Ihren Händen kranke, leidende Menschen. Jesus sagt: Was ihr den geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan." Als Bischof müsste ich Ihnen jetzt eigentlich Ihre Hand küssen. Denn Ihre Hände haben in den Kranken die Wirklichkeit Jesu berührt.
Ich finde, der Kuss ist ein sehr starkes Zeichen.
Wir sind übrigens nicht die Einzigen, die das tun. Der Handkuss ist in vielen Kulturen verbreitet. Ich hab es in Afrika bei Muslimen beobachtet. Dort küssen die Gläubigen ihren Religionsführern die Hand. Und zwar unabhängig davon, wo man ihnen begegnet. Auch auf offener Straße. Das fand ich sehr beeindruckend.
Ich finde, dass das Küssen generell ein schönes Zeichen zur Begrüßung ist. Wenn wir früher als Familie in Schlesien zusammenkamen, haben wir uns alle geküsst. Ich mache das mit meiner Familie heute natürlich auch noch. Das ist ein Zeichen von Intimität. Wir Menschen leben von solchen Zeichen, weil wir - ganz gleich, ob wir katholisch sind oder nicht - sakramental empfinden, das heißt: Wir leben von wirksamen Zeichen. Unser Inneres wird oft erst deutlich, wenn es sich in leiblichen Zeichen ausdrückt.
© Herder Verlag
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Autoren-Porträt von Gloria von Thurn und Taxis, Gloria Fürstin von Thurn und Taxis, Joachim Meisner
Gloria Fürstin von Thurn und Taxis wurde 1960 in Stuttgart als Gräfin von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg geboren. Fast noch ein Teenager, lernte sie in München den 34 Jahre älteren Fürsten Johannes von Thurn und Taxis kennen, den sie 1980 in Regenburg heiratete. Das Paar bekam zwei Töchter und einen Sohn. Nach dem Tod des Fürsten 1990 wurde Sohn Prinz Albert Alleinerbe. Fürstin Gloria verabschiedete sich von Partyleben und wildem Styling und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, um sich ganz der Aufgabe als Verwalterin des Erbes bis zu Alberts Volljährigkeit widmen zu können. Aufsehen erregte sie nun eher durch ihre unkonventionellen Methoden bei der Sanierung des familieneigenen Firmenimperiums. So schenkte sie dem Bayerischen Staat Schmuck, Silber und Kunstgegenstände im Wert von ca. 45 Mio Mark, um Steuerschulden auszugleichen. Die Fürstin lebt heute in Rom und Regensburg.Johannes Marten, geboren 1977, Journalist, heute in der Kommunikationsbranche, Frankfurt/Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Gloria von Thurn und Taxis , Gloria Fürstin von Thurn und Taxis , Joachim Meisner
- 2008, 191 Seiten, Maße: 13,9 x 21,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgeber: Marten, Johannes
- Herausgegeben: Johannes Marten
- Verlag: Herder, Freiburg
- ISBN-10: 3451298716
- ISBN-13: 9783451298714
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