Die Geliebte des Barons
Ritter Dragonwyck, genannt ''der Drache'', denkt nur an Vergeltung, seit sein kleiner Sohn in die Hände des Feindes fiel. Sein Befreiungsversuch misslingt, doch er raubt Lady Annice. Statt einer ängstlichen Jungfrau steht ihm eine feurige Lady gegenüber -...
Ritter Dragonwyck, genannt ''der Drache'', denkt nur an Vergeltung, seit sein kleiner Sohn in die Hände des Feindes fiel. Sein Befreiungsversuch misslingt, doch er raubt Lady Annice. Statt einer ängstlichen Jungfrau steht ihm eine feurige Lady gegenüber - mit gefährlicher Macht über seine Willenskraft.
''Ein kostbarer Schatz für alle, die von ritterlichen Zeiten träumen.''
Romantic Times
Die Geliebte des Barons vonJuliana Garnett
LESEPROBE
Brayeton, Yorkshire, Dezember1210
Ein Windstoß triebWolken gegen den höchsten Turm der Burg Brayeton.Graue Schatten krochen über den Abhang. Nackte Eichenästeschlugen gegeneinander wie die Zähne eines alten Mannes, ein trostloses,dumpfes Geräusch, das die Stille durchbrach.
»Wirst auch du sterben,Papa?« Das zögernde, leidvolle Flüstern ließ ihnaufmerken. Ihr Atem bildete eine frostige Wolke in der eisigen Luft. Die kindlichenLippen zitterten leicht, als Aimée zu ihrem Vater aufblickte. Robert Devaux, dritter Baron von Brayeton,vergaß die Würde seines Standes und kniete auf einem Bein vor das Kind nieder.Die Erde war umgegraben und feucht, eine dünne Schicht Raureif lag auf demfrischen Grab. Vereinzelte Schneeflocken verfingen sich in seinem dunklen Haar.
Tröstend legte er die Händeauf die in einen roten Wollmantel gekleideten schmalen Schultern und raffte denStoff in seinen Fingern. Augen so grün wie seine eigenen blickten in einerstillen Bitte um Trost zu ihm auf. Das Lächeln auf seinen Lippen fühlte sichsteif an. »Nicht, wenn ich es verhindern kann, mein Schatz.«
»Aber Maman ist gestorben. Und jetzt Tricket.«Ein Zittern verriet ihren Kummer. »Versprich mir, dass du nicht stirbst, Papa!«
Ungelenk fuhr er mit demDaumen einer Träne nach, die auf der Wange zu einer silbernen Spur gefrorenwar. Was sollte er antworten? Wie sollte er einem Kind, das den Tod seinesHündchens betrauerte, erklären, dass man nicht versprechen konnte, unsterblichzu sein?
Hilflos blickte er anihr vorbei auf die hohen Mauern der Burg, die kalt und bedrohlich denWinterhorizont bewachten. Diese Mauern schützten Land, das sich seit der ZeitWilhelms des Eroberers im Besitz der Familie Devauxbefand. Er war nur ein Repräsentant der Macht, die in seinem Titel zum Ausdruckkam, der Letzte in einer langen Reihe, Abkömmling eines normannischenKronvasallen, der sich mit seinem Schwert Ruhm und Land erkämpft hatte.
» Aimée, sieh mal da hoch!« Er drehte sie sanft und deutete auf eine sturmgepeitschteFahne auf einem der Türmchen. »Weißt du, was das ist? «
Sie nickte. Ihre Kapuzeglitt dabei nach hinten, und eine widerspenstige goldene Locke rutschte ihr indie Stirn. »Ja. Es ist das Banner der Devaux.«
Er kniete noch immer vorder Kleinen. Nun zog er sie an sich und legte wärmend Arme und Mantel um sie.»Es weht seit der Zeit meines Urgroßvaters über unser Land. Er hat das Wappender Devaux entworfen, den Raben vor einem goldenenFeld ... «
»Sableund or«, fiel ihm Aimée mit ihrem kindlichen Sopranins Wort, die Worte in normannischem Französisch deklamierend. »Das hat mirMadame Marie erklärt.«
»Du bist ein kluges Mädchen,dass du dich so gut an deinen Unterricht erinnerst. «
»Ich bin ja auch schonbald sechs! « Stolz überlagerte den Kummer in ihrer Stimme.
Er zog sie noch festeran sich. »Du bist jetzt schon ein großes Mädchen, Aimée. Und was hat MadameMarie dir noch über unser Banner erzählt? Erinnerst du dich auch daran?«
Sie nickte eifrig. »ja.Wenn es gehisst ist, dann ist der Rabe zu Hause. « Sie wandsich aus seinen Armen und musterte ihn mit einem Anflug von Missbilligung. »Ichhoffe, du bleibst diesmal etwas länger, Papa! «
»Das hoffe ich auch,mein Schatz. « Unerwartete Gewissensbisse regten sich in ihm. Insgeheim fluchteer gleichermaßen auf seinen Oberherrn wie auf den König, dass sie so viel von seinerZeit und seinem Geld in Anspruch nahmen. Sie verlangten zu viel. Welburn quälte ihn mit ständigen Forderungen, und König Johannwar um keinen Deut besser. Sie würden Brayeton nochvöllig ausplündern, wenn er ihnen nicht Einhalt gebot.
Aimée bekam einenSchluckauf. Er zwang sich zu einem Lächeln und hob ihr Gesicht mit einem Fingeran. »Madame Marie sollte dir unsere Familiengeschichte nahe bringen. Kannst dumir die Namen all der Barone aufsagen, die Herren der Burg Brayetonwaren? «
© Verlagsgruppe Weltbild
Deutsch von Angela Schumitz undHeinz Tophinke
- Autor: Juliana Garnett
- 2006, 1, 366 Seiten, Maße: 12,4 x 18,7 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898973468
- ISBN-13: 9783898973465
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