Die jüdische Mutter
Roman
Die früh verwitwete Martha Wolg, Tochter einer aus Westposen nach Berlin übersiedelten assimilierten jüdischen Familie, lebt allein mit ihrem Kind Ursula. Es ist das Berlin der späten zwanziger Jahre. Ihren Lebensunterhalt verdient Martha als Fotografin....
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Produktinformationen zu „Die jüdische Mutter “
Die früh verwitwete Martha Wolg, Tochter einer aus Westposen nach Berlin übersiedelten assimilierten jüdischen Familie, lebt allein mit ihrem Kind Ursula. Es ist das Berlin der späten zwanziger Jahre. Ihren Lebensunterhalt verdient Martha als Fotografin. Als sie eines Abends in ihre Wohnung zurückkehrt, ist die Tochter verschwunden. Die bis in die Nacht andauernde Suche bleibt erfolglos, doch sie erhält einen Hinweis auf einen Motorradfahrer, der das Kind zu sich gelockt haben soll. In einer verwahrlosten Gartenlaube findet Martha das missbrauchte und schwer misshandelte Kind. Unfähig, das Leiden ihres Kindes mitanzusehen, tötet sie es noch im Krankenhaus mit einer Überdosis Schlafmittel. In den folgenden Jahren bemüht sich Martha verzweifelt darum, den - wie sie es sieht - Mörder ihres Kindes zu finden. Ihre Umgebung und die Beziehung zu einem Mann sind nur noch auf dieses Ziel gerichtet. Das schließliche Scheitern ist unausweichlich.!
Klappentext zu „Die jüdische Mutter “
Die früh verwitwete Martha Wolg, Tochter einer aus Westposen nach Berlin übersiedelten assimilierten jüdischen Familie, lebt allein mit ihrem Kind Ursula. Es ist das Berlin der späten zwanziger Jahre.Ihren Lebensunterhalt verdient Martha als Fotografin. Als sie eines Abends in ihre Wohnung zurückkehrt, ist die Tochter verschwunden. Die bis in die Nacht andauernde Suche bleibt erfolglos, doch sie erhält einen Hinweis auf einen Motorradfahrer, der das Kind zu sich gelockt haben soll. In einer verwahrlosten Gartenlaube findet Martha das mißbrauchte und schwer mißhandelte Kind.Unfähig, das Leiden ihres Kindes mitanzusehen, tötet sie es noch im Krankenhaus mit einer Überdosis Schlafmittel.In den folgenden Jahren bemüht sich Martha verzweifelt darum, den - wie sie es sieht - Mörder ihres Kindes zu finden. Ihre Umgebung und die Beziehung zu einem Mann sind nur noch auf dieses Ziel gerichtet. Das schließliche Scheitern ist unausweichlich.Im Nachlaß Gertrud Kolmars fand sich der umfangreiche Prosatext, der 1930/31 entstand und 1965 erstmals gedruckt wurde. In vielen Details spiegelt er autobiographische Erfahrungen Kolmars im Berlin der späten zwanziger Jahre. Der stärker werdende Antisemitismus und die gleichzeitige Notwendigkeit, sich mit der eigenen jüdischen Identität auseinanderzusetzen, liefern den Hintergrund für eine Erzählung von großer Eindringlichkeit.Im Medium einer fast expressionistischen Stilgeste werden die tiefen emotionalen Bindungen und ihr schmerzlicher Verlust beklemmend eindrücklich dargestellt. Der Text entwickelt einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann.Zur EditionDie Neuausgabe der »Jüdischen Mutter« folgt in ihrer Textgestalt erstmals vollständig dem Typoskript Gertrud Kolmars, das sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach befindet. Korrekturen und Varianten des Manuskripts werden im Anhang verzeichnet.
Lese-Probe zu „Die jüdische Mutter “
"Er stieß eine Tür im Hinterflur auf: "Hier wohn' ich." Es war ein ganz nettes, räumiges Zimmer; sie hatte darauf nicht acht."Albert -" begann sie.
"Hier. Zunächst setz' dich. Und dann laß mich erst mal reden. Ich werde mich kurz fassen, sehr kurz. Also: Ich bin kein Flegel, ich bin kein Weib - na, das hast du inzwischen gemerkt - und ich versteife mich nicht darauf, wenn ich Unsinn schwatze, so dummes Zeug, das nachher noch vernünftig zu finden. Ich hatte mich neulich schwer geärgert, Grund genug war vorhanden, und schließlich bin ich in Hitze geraten und hab' dir da ein paar Hiebe versetzt ... ich möchte uns alle beide nicht gern dran erinnern. Du verzeihst mir, ja? Deshalb bist du auch hergekommen oder ... Nein?"
"Nein," sagte sie leise. "Ich ... ich hab' dir nichts nachgetragen, ich kann dir auch nichts vergeben, Albert," sie sprach und schaute ihn an, als wär' es zum ersten Male, "ich habe dich lieb. Komm wieder."
Sie warf die Hand übern Tisch. Er zuckte zurück. Nach ei nem Schweigen:
"Martha. Es tut mir leid; aber ich muß dir auch das noch sagen, ich kann dir nicht helfen. Mein Benehmen am Sonntag war unrecht. In der Sache selbst - hatt' ich recht. Und da liegt was tot, und ich bin kein Zaubrer, ich mach' es nicht wieder lebendig."
Sie flüsterte: "Ja. Mein Armes ..."
Er trommelte auf der Tischplatte mit den Fingern. "Ich meinte dein Armes nicht. Ich meinte unser ... unsere Liebe. Die ist dahin. Und was sie zu guter Letzt umbringen mußte: Es hat immer nachts zwischen mir und dir diese Kindesleiche gelegen."
Ihre Augen dunkelten. "Ich werd' es begraben. Das verspreche ich dir."
"Du kannst nichts versprechen."
"Doch." Sie zeigte ihm einen sehr großen umschnürten Brief. "Weißt du, was das ist? Ursas Bild. Ich möcht' es nur nicht aus dem Umschlag nehmen ...du wirst mir's ersparen ... du kannst ... ja nachher die Schnipsel prüfen, damit du mir glaubst. ... Sieh her!" Sie faßte wie mit Klauen das Ding und riß es in Stücke."
Autoren-Porträt von Gertrud Kolmar
Gertrud Kolmar (1894-1943) zählt zu den bedeutendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Dennoch ist ihr Werk einem größeren Publikum bisher unbekannt geblieben.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gertrud Kolmar
- 1999, 1, 224 Seiten, Maße: 13 x 20 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Wallstein
- ISBN-10: 3892441901
- ISBN-13: 9783892441908
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