Die kluge Katze baut vor / Ein Fall für Mrs. Murphy Bd.14
Ein Fall für Mrs. Murphy
Die Bewohner von Crozet haben den Weinbau entdeckt. Professor Forland, ein berühmter Experte, soll sie beraten.
Ausgerechnet an dem Tag, an dem "Harry" Haristeen nach langem Zaudern ihrem Exmann erneut das Jawort gibt, wird der...
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Produktinformationen zu „Die kluge Katze baut vor / Ein Fall für Mrs. Murphy Bd.14 “
Die Bewohner von Crozet haben den Weinbau entdeckt. Professor Forland, ein berühmter Experte, soll sie beraten.
Ausgerechnet an dem Tag, an dem "Harry" Haristeen nach langem Zaudern ihrem Exmann erneut das Jawort gibt, wird der Weinexperte ermordet. Während alle in heller Aufregung sind, beginnt Tigerkatze Mrs. Murphy bereits zu ermitteln.
"Einen Fall für Mrs. Murphy zu lesen ist so ähnlich wie Chips essen: Man kann nicht aufhören damit."
Midwest Book Review
Klappentext zu „Die kluge Katze baut vor / Ein Fall für Mrs. Murphy Bd.14 “
Mrs. Murphy, die gewitzte Tigerkatze auf Samtpfoten, findet es zwar höchst rätselhaft, warum Menschen heiraten - aber keineswegs rätselhaft bleibt für sie der Grund, warum Professor Vincent Forland sein Leben lassen musste.Liebe liegt in der Luft in Crozet, Virginia. Mary Minor »Harry« Haristeen hat lange gezaudert, doch nun ist es soweit: Sie heiratet ihren Exehemann Fair noch einmal. Aber die Feierlichkeiten überschattet ein grausiger Fund. Professor Vincent Forland, weltberühmter Experte für Weinbau, liegt tot zwischen den Rebstöcken - ohne Kopf. Zum Glück stehen Mrs. Murphy und ihre tierischen Freunde schon bereit, sich den aktuellen Fall zu krallen.
Lese-Probe zu „Die kluge Katze baut vor / Ein Fall für Mrs. Murphy Bd.14 “
Die kluge Katze baut vor von Rita Mae Brown LESEPROBE
1
Mary Minor, willst du diesen Mann zu deinem angetrauten Manne nehmen, um gemäß Gottes Sakrament im heiligen Stande der Ehe zu leben? Willst du ihn lieben, unterstützen, ehren, in Gesundheit und Krankheit zu ihm halten und, allen anderen entsagend, dich nur für ihn bewahren, bis dass der Tod euch scheidet?«
»Ja, das will ich«, antwortete Harry mit klarer Stimme.
Darauf fragte Reverend Herbert Jones mit seiner sonoren Stimme: »Wer gibt diese Frau diesem Manne zur Ehe?«
Susan Tucker, die neben Harry stand, antwortete: »Ich.«
Fair wiederholte lächelnd, was er auswendig gelernt hatte: »Ich, Pharamond Haristeen, nehme dich, Mary Minor, zu meinem angetrauten Weibe, um von diesem Tage an zu dir zu stehen, im Guten wie im Schlechten, in Reichtum und Armut, in Krankheit und Gesundheit, dich zu lieben und hochzuhalten, bis dass der Tod uns scheidet, gemäß Gottes heiligem Sakrament; und so gelobe ich dir ewige Treue.«
Harrys Tigerkatze Mrs. Murphy und die pummelige graue Katze Pewter hockten auf dem Sims der Empore und hörten aufmerksam zu. Die Corgihündin Tucker saß neben Mildred, der Organistin, auf einer Bank.
»Endlich«, seufzte der Hund.
»Sie sind füreinander bestimmt.« Mrs. Murphy besaß Katzenintuition für derlei Angelegenheiten.
»Sie habens schon ein Mal versucht, beim zweiten Mal sollte der Zauber greifen.« Pewter wünschte, die Zeremonie ginge schneller vonstatten; denn sie wollte schleunigst auf den Empfang. Sie fand ausgefallene Speisen viel aufregender als die Teilnahme an Menschenritualen.
»Wenn ihr denkt, die Farm läuft jetzt schon wie geschmiert, dann wartet erst, bis Fair sich ins Zeug legt. Er ist stark wie ein Ochse.« Tucker hatte den eins neunzig
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großen Tierarzt immer geliebt. Diese Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit.
»Können wir etwa jetzt nicht mehr mit im Bett schlafen? Müssen wir uns damit abfinden, dass sie sich dauernd hin und her werfen und ächzen und stöhnen?« Schlafen liebte Pewter fast so sehr wie essen.
»Warum sollte sich da was ändern, Pewts? Lass dich ans Fußende vom Bett fallen, und wenn sie fertig sind, gehst du hin und schläfst auf dem Kissen«, entgegnete Mrs. Murphy.
»Na ja, wenn sie verheiratet sind, machen sies vielleicht öfter, meinst du nicht?« Die körperlichen Intimitäten der Menschen verstörten Pewter. Dann kicherte sie. »Oder seltener.«
»Nichts wird sich ändern, bloß, dass er entspannter sein wird. Er hat so hart gekämpft, um sie zurückzuerobern. Er wird glücklich sein. Harry ist nun mal seine große Leidenschaft.« Mrs. Murphy sah zu, als Herb die Ringe segnete.
»Ist Fair ihre große Leidenschaft?« Pewter legte den Kopf schief.
Mrs. Murphy und Tucker sagten nichts. Nach langem Nachdenken meinte Tucker schließlich: »Die Frage ist schwer zu beantworten.«
»Ich glaub nämlich nicht, dass er ihre große Leidenschaft ist, obwohl sie ihn heiratet«, sagte Pewter unverblümt. »Guckt euch Miranda und Tracy an. Er ist verrückt nach ihr, und sie gerät jedes Mal in Verzückung, wenn sie ihn anguckt. Oder BoomBoom und Alicia, die sind voneinander betört. Kuhaugen, versteht ihr. Aber bei Harry hab ich so was nie gesehn.«
»Zu vernünftig.« Tucker verstand, was Pewter meinte.
»Oh, wir haben alle erlebt, wie Harry die Vernunft zum Teufel gejagt hat. Nicht oft, zugegeben, aber sie kann mal die Beherrschung verlieren oder sich von ihrer Neugierde mitreißen lassen. Dann fliegt ihre Urteilskraft zum Fenster raus.« Auch Mrs. Murphy dachte über Pewters Bemerkung nach. »Sie liebt ihn. Sie würde nicht in dem hübschen Kleid da vorne stehen, wenn sie ihn nicht liebte. Sie ist«, Mrs. Murphy hielt kurz inne, »gehemmt. Unsere liebe Mutter begeistert sich mehr für Ideen, für den Bau eines neuen Schuppens oder das Pflanzen von rot blühendem Klee als für Menschen. Sie mag die Menschen sehr, das schon, und wie gesagt, sie liebt Fair aufrichtig, aber ihre Leidenschaften gelten nicht Menschen. Das weiß er auch. Er weiß genau, was er kriegt.«
»Vermutlich. Sie kannten sich schon, als sie noch nicht in den Kindergarten gingen.« Tucker sah, dass Miranda sich mit einem belgischen Spitzentaschentuch die Augen abtupfte. Sie sah auch, dass Paul de Silva Tazio Chappars Hand hielt. Er war unverkennbar in die begabte junge Architektin verknallt. Alicia und BoomBoom hielten sich nicht an den Händen, aber Tucker sah, dass Alicia BoomBoom ein Taschentuch reichte; denn auch die üppige Blondine weinte.
»Komisch, dass BoomBoom weint; schließlich haben alle ihr die Schuld gegeben, dass Harrys Ehe in die Brüche ging, auch wenn sie sich bereits getrennt hatten«, merkte Tucker an.
»Keine Frau kann einen Mann verführen, der nicht verführt werden will. Fair hat unrecht getan und seine Strafe bezahlt. Ich sage, vergessen wir die ganze Geschichte. Hat Harry schließlich auch getan.« Mrs. Murphy war froh, dass zwischen Harry und BoomBoom aus schmerzlichen Umständen eine Freundschaft erwachsen war.
»BoomBoom und Alicia können wohl nicht heiraten, hä?« Pewter zuckte mit dem Schwanz, weil ihr Magen knurrte und infolgedessen eine gewaltige Langeweile einsetzte.
»Können sie schon, gewissermaßen, wird aber vom Staat nicht anerkannt.« Tucker verlagerte ihr Gewicht auf der Bank,
woraufhin Mildred Potter, die Organistin, ihr den Kopf tätschelte.
»Warum heiraten die Menschen? Wir tun das nicht. Es ist so ein Aufwand, eine große öffentliche Zurschaustellung, und kostet ein Vermögen. Können sie sich nicht einfach paaren und fertig? Denkt bloß mal, wie viel Huhn und Lachs und Thunfisch und Katzenminze man für das Geld kaufen könnte.« Pewter war wieder bei ihrem Lieblingsthema.
»Diese Hochzeit ist nicht so teuer, weil es eine Wiederheirat ist.« Tucker bekam selbst langsam Hunger.
»Ha. Der Empfang kostet so um die sechstausend Dollar, Getränke nicht mitgerechnet. Dafür gäbs Unmengen Thunfisch«, sagte Pewter.
»Für die Menschen gehts um mehr als Thunfisch. Die Ehe begründet Vaterschaft, und ein Mann darf seine Münze nicht in einen fremden Schlitz stecken.« Mrs. Murphy lachte. »Freilich, heute kann man eine Vaterschaft mit DNA exakt nachweisen, sicher nicht zur Freude aller Männer. Wer spielt, der blecht. Sie können nicht mehr behaupten, das Kind sei nicht von ihnen.« Sie machte eine Pause. »Die Heiraterei mit allem Drum und Dran ist so in der Gesellschaft verankert, dass sie gar nicht drauf verzichten können. Ob sie Kinder haben oder nicht, spielt keine Rolle. Es gehört einfach dazu.«
Pewter kicherte. »Wie Tod und Steuern.«
»Seid ihr nicht froh, dass euch dieses ganze Brimborium erspart bleibt?« Tucker seufzte. »Ich freu mich, dass Harry und Fair heiraten, aber es ist anstrengend.«
»Wer will schon ein Mensch sein? Wenn es Reinkarnation gibt, komm ich als ich selbst wieder.« Pewter warf sich in die graue Brust.
»Meine Güte, da ist aber eine mächtig von sich überzeugt.« Mrs. Murphy schlug hinterhältig nach Pewter.
»Ach, und du möchtest wohl als Raupe wiederkommen?«, erwiderte Pewter frech.
Mrs. Murphy holte zu einem richtigen Hieb aus.
Pewter schlug zurück.
»Hey, hey, ihr zwei!«, warnte Mildred die beiden, denn es wäre ein tiefer Sturz hinunter in die Gemeinde.
Gerade als Herb sprach, »die Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden«, wurde den unten Versammelten ein Fauchanfall in solcher Lautstärke geboten, dass etliche Köpfe sich rückwärts neigten und aufwärts blickten. Harry erfasste das Schauspiel, wie Pewter Mrs. Murphy einen solchen Schlag versetzte, dass die Tigerkatze über die Brüstung der Empore rutschte. Da hing sie nun und hielt sich mit den Krallen fest.
»Lieber Gott«, seufzte Harry.
»Kleine Heiden«, flüsterte Herb, was Fair zum Lachen brachte.
Mit heldenhafter Anstrengung wuchtete Mrs. Murphy sich auf das Emporengeländer. Pewter flitzte von der Brüstung, schlug mit allen vier Pfoten auf der Organistenbank auf, nahm eine Ermahnung von Mildred und ein Kläffen von Tucker in Kauf, als sie auf die Tasten sprang, was in der herrlichen Lutherischen St. Lukaskirche eine Reihe von dissonanten Tönen erschallen ließ.
Sodann schoss sie von der Orgel, und Mrs. Murphy, die sie verfolgte, kam näher. Hoch gings zur letzten Reihe der Empore, hin zum Ausgang, die teppichbelegte Treppe runter; Pewter schlitterte über den gewienerten Boden des Vestibüls und stieß das Pult mit dem rotledernen aufgeschlagenen Gästebuch um. Das Buch fiel zu Boden. Mrs. Murphy huschte über das Buch und hinterließ ein paar Pfotenabdrücke. Sodann vollführte Pewter eine Neunzig-Grad-Wende und schoss durch den Mittelgang der Kirche.
BoomBoom wollte sie sich greifen, aber Pewter wich der beringten Hand aus, Mrs. Murphy ebenso. Die zwei durchgedrehten Katzen steuerten direkt auf das Brautpaar zu.
Tucker war so vernünftig, die Katzen nicht aufzuhalten. Sie und Mildred sahen fasziniert zu.
»Braves Hündchen«, gurrte Mildred lachend.
»O ja, das bin ich.«
»Ich mach dich kalt. An Harrys Hochzeitstag mach ich dich kalt!«, rief Mrs. Murphy.
»Erst musst du mich mal kriegen.« Pewter, die merkte, dass alle Aufmerksamkeit ihr galt, genoss das Rampenlicht, ohne an die Bestrafung zu denken, die möglicherweise folgen würde.
Herb fuhr tapfer fort, und als er Fair und Harry zu Mann und Frau erklärte, verdrehte er die Augen himmelwärts und bat den Herrn inständig, diese zwei Menschen zu segnen, aber den zwei Katzen einen Segen ganz anderer Art zu erteilen.
Pewter duckte sich unter Harrys Schleppe. Mrs. Murphy witschte ebenfalls darunter. Darauf tauchte Pewter mit solcher Wucht wieder hervor, dass Fair Harry festhalten musste, während Herb die Schlussworte der Zeremonie sprach: » auf dass euch in der zukünftigen Welt das ewige Leben beschieden sein möge. Amen.«
Bevor Fair seine Braut küsste, sahen beide Pewter auf dem Altar landen. Sie kauerte sich hinter das große goldene Kreuz. Mrs. Murphy landete ebenfalls auf dem Altar. Die zwei hohen Blumenarrangements beiderseits des Kreuzes schwankten bedenklich. Die Katzen kämpften auf beiden Seiten des Kreuzes miteinander.
»Harry, lass mich dich küssen, bevor sie alles verwüsten«, flüsterte Fair.
Sie küssten sich, und nach dem Kuss lachten sie, bis ihnen die Tränen kamen. Inzwischen waren alle wie gebannt, und es dämmerte Pewter, dass sie möglicherweise schwer würde büßen müssen, sosehr sie es auch genoss, aller Augen auf sich gerichtet zu sehen.
»Sie hat angefangen!«, brüllte Pewter.
»Gar nicht wahr, du fette Wasserratte!« Mrs. Murphy landete einen präzisen Hieb auf dem Kreuz.
Von hinten kamen Herbs Katzen Eloquenz, Cazenovia und Lucy Fur zum Altar gelaufen.
»Was macht ihr da?«, rief Cazenovia den kämpfenden Katzen zu.
»Hört auf, sonst gibt es Mord und Totschlag«, mahnte Lucy Fur, ein vernünftiges Wesen.
»Ich mach sie kalt, das ist mal sicher!«, wiederholte Mrs. Murphy fuchsteufelswild ihre Morddrohung.
Die drei Kirchenkatzen nahmen vor dem Altar Aufstellung.
Eloquenz flehte mit sehr süßer Stimme: »Wenn ihr nicht aufhört, wird Poppy schrecklich böse. Na kommt.« Sie liebte Herb.
Mrs. Murphy, die der Versammlung den Rücken zukehrte, drehte sich nach den drei Katzen um.
Dann sah sie die vielen Menschen. Die hatte sie ganz vergessen.
»Heilige Scheiße!« Sie sprang herunter.
»Seht ihr, sie hat nicht bloß angefangen, sie ist auch eine Gotteslästerin.« Pewter sonnte sich in diesem Augenblick.
Mit drei Schritten seiner langen Beine war Fair oben und nahm Mrs. Murphy, die ihre Ohren flach an den Kopf gelegt hatte, auf den Arm.
»Pewter, du kommst sofort hinter dem Kreuz vor«, befahl Fair.
Harry hob ihre Schleppe an und trat zu ihrem Mann. »Pewter, na los. Wir verzeihen dir, wenn du vom Altar kommst. Du weißt ja, verzeihen ist christlich.«
»Mach schon«, schloss Cazenovia sich Harrys Bitte an.
Pewter schlich hinter dem Kreuz hervor. »Ich bin unschuldig.«
»Das sagen alle.« Fair lachte, als hätte er Pewters Miauen verstanden.
Braut und Bräutigam schritten mit je einer ungemein ungezogenen Katze beladen den Mittelgang entlang, und Mildred hieb in die Tasten.
Miranda, die Vorsängerin im Chor der charismatischen Kirche zum Heiligen Licht, sagte, als Braut und Bräutigam an ihr vorbeigingen: »Ich liebe den Herrn; denn er hat mein lautes Flehen gehört und sein Ohr mir zugeneigt.«
»Froh, dass sie endlich verheiratet sind, Knuddel?« Tracy hielt ihre Hand.
»Ja, aber gebetet hab ich, dass die zwei schlimmen Katzen eingefangen werden«, antwortete Miranda.
Der Empfang auf der Farm übertraf alle Erwartungen an einen perfekten Apriltag. Die kleinen unter den Bäumen aufgestellten Tische waren mit hübschen Frühlingsblumenbouquets geschmückt. Das Essen war vorzüglich; Patricia Kluge und Bill Moses hatten Wein von ihrem Weingut Kluge Estate beigesteuert. Mehr als zweihundert Gäste kamen, um diesen herrlichen Tag zu begehen. Sogar Mrs. Murphy und Pewter wurde vergeben, und Harry fütterte sie mit Truthahn-, Schinken-, Schweinebraten- und Lachsstückchen.
Zu Fair sagte sie: »Unseren Hochzeitstag wird keiner vergessen.«
Er hatte Tucker gerade eine ganze Süßkartoffel gegeben. Die Menschen tranken auf das Wohl von Bräutigam und Braut. »Ich ganz bestimmt nicht.«
Alles war scheinbar perfekt.
© Ullstein Buchverlage
Übersetzung: Margarete Längsfeld
»Können wir etwa jetzt nicht mehr mit im Bett schlafen? Müssen wir uns damit abfinden, dass sie sich dauernd hin und her werfen und ächzen und stöhnen?« Schlafen liebte Pewter fast so sehr wie essen.
»Warum sollte sich da was ändern, Pewts? Lass dich ans Fußende vom Bett fallen, und wenn sie fertig sind, gehst du hin und schläfst auf dem Kissen«, entgegnete Mrs. Murphy.
»Na ja, wenn sie verheiratet sind, machen sies vielleicht öfter, meinst du nicht?« Die körperlichen Intimitäten der Menschen verstörten Pewter. Dann kicherte sie. »Oder seltener.«
»Nichts wird sich ändern, bloß, dass er entspannter sein wird. Er hat so hart gekämpft, um sie zurückzuerobern. Er wird glücklich sein. Harry ist nun mal seine große Leidenschaft.« Mrs. Murphy sah zu, als Herb die Ringe segnete.
»Ist Fair ihre große Leidenschaft?« Pewter legte den Kopf schief.
Mrs. Murphy und Tucker sagten nichts. Nach langem Nachdenken meinte Tucker schließlich: »Die Frage ist schwer zu beantworten.«
»Ich glaub nämlich nicht, dass er ihre große Leidenschaft ist, obwohl sie ihn heiratet«, sagte Pewter unverblümt. »Guckt euch Miranda und Tracy an. Er ist verrückt nach ihr, und sie gerät jedes Mal in Verzückung, wenn sie ihn anguckt. Oder BoomBoom und Alicia, die sind voneinander betört. Kuhaugen, versteht ihr. Aber bei Harry hab ich so was nie gesehn.«
»Zu vernünftig.« Tucker verstand, was Pewter meinte.
»Oh, wir haben alle erlebt, wie Harry die Vernunft zum Teufel gejagt hat. Nicht oft, zugegeben, aber sie kann mal die Beherrschung verlieren oder sich von ihrer Neugierde mitreißen lassen. Dann fliegt ihre Urteilskraft zum Fenster raus.« Auch Mrs. Murphy dachte über Pewters Bemerkung nach. »Sie liebt ihn. Sie würde nicht in dem hübschen Kleid da vorne stehen, wenn sie ihn nicht liebte. Sie ist«, Mrs. Murphy hielt kurz inne, »gehemmt. Unsere liebe Mutter begeistert sich mehr für Ideen, für den Bau eines neuen Schuppens oder das Pflanzen von rot blühendem Klee als für Menschen. Sie mag die Menschen sehr, das schon, und wie gesagt, sie liebt Fair aufrichtig, aber ihre Leidenschaften gelten nicht Menschen. Das weiß er auch. Er weiß genau, was er kriegt.«
»Vermutlich. Sie kannten sich schon, als sie noch nicht in den Kindergarten gingen.« Tucker sah, dass Miranda sich mit einem belgischen Spitzentaschentuch die Augen abtupfte. Sie sah auch, dass Paul de Silva Tazio Chappars Hand hielt. Er war unverkennbar in die begabte junge Architektin verknallt. Alicia und BoomBoom hielten sich nicht an den Händen, aber Tucker sah, dass Alicia BoomBoom ein Taschentuch reichte; denn auch die üppige Blondine weinte.
»Komisch, dass BoomBoom weint; schließlich haben alle ihr die Schuld gegeben, dass Harrys Ehe in die Brüche ging, auch wenn sie sich bereits getrennt hatten«, merkte Tucker an.
»Keine Frau kann einen Mann verführen, der nicht verführt werden will. Fair hat unrecht getan und seine Strafe bezahlt. Ich sage, vergessen wir die ganze Geschichte. Hat Harry schließlich auch getan.« Mrs. Murphy war froh, dass zwischen Harry und BoomBoom aus schmerzlichen Umständen eine Freundschaft erwachsen war.
»BoomBoom und Alicia können wohl nicht heiraten, hä?« Pewter zuckte mit dem Schwanz, weil ihr Magen knurrte und infolgedessen eine gewaltige Langeweile einsetzte.
»Können sie schon, gewissermaßen, wird aber vom Staat nicht anerkannt.« Tucker verlagerte ihr Gewicht auf der Bank,
woraufhin Mildred Potter, die Organistin, ihr den Kopf tätschelte.
»Warum heiraten die Menschen? Wir tun das nicht. Es ist so ein Aufwand, eine große öffentliche Zurschaustellung, und kostet ein Vermögen. Können sie sich nicht einfach paaren und fertig? Denkt bloß mal, wie viel Huhn und Lachs und Thunfisch und Katzenminze man für das Geld kaufen könnte.« Pewter war wieder bei ihrem Lieblingsthema.
»Diese Hochzeit ist nicht so teuer, weil es eine Wiederheirat ist.« Tucker bekam selbst langsam Hunger.
»Ha. Der Empfang kostet so um die sechstausend Dollar, Getränke nicht mitgerechnet. Dafür gäbs Unmengen Thunfisch«, sagte Pewter.
»Für die Menschen gehts um mehr als Thunfisch. Die Ehe begründet Vaterschaft, und ein Mann darf seine Münze nicht in einen fremden Schlitz stecken.« Mrs. Murphy lachte. »Freilich, heute kann man eine Vaterschaft mit DNA exakt nachweisen, sicher nicht zur Freude aller Männer. Wer spielt, der blecht. Sie können nicht mehr behaupten, das Kind sei nicht von ihnen.« Sie machte eine Pause. »Die Heiraterei mit allem Drum und Dran ist so in der Gesellschaft verankert, dass sie gar nicht drauf verzichten können. Ob sie Kinder haben oder nicht, spielt keine Rolle. Es gehört einfach dazu.«
Pewter kicherte. »Wie Tod und Steuern.«
»Seid ihr nicht froh, dass euch dieses ganze Brimborium erspart bleibt?« Tucker seufzte. »Ich freu mich, dass Harry und Fair heiraten, aber es ist anstrengend.«
»Wer will schon ein Mensch sein? Wenn es Reinkarnation gibt, komm ich als ich selbst wieder.« Pewter warf sich in die graue Brust.
»Meine Güte, da ist aber eine mächtig von sich überzeugt.« Mrs. Murphy schlug hinterhältig nach Pewter.
»Ach, und du möchtest wohl als Raupe wiederkommen?«, erwiderte Pewter frech.
Mrs. Murphy holte zu einem richtigen Hieb aus.
Pewter schlug zurück.
»Hey, hey, ihr zwei!«, warnte Mildred die beiden, denn es wäre ein tiefer Sturz hinunter in die Gemeinde.
Gerade als Herb sprach, »die Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden«, wurde den unten Versammelten ein Fauchanfall in solcher Lautstärke geboten, dass etliche Köpfe sich rückwärts neigten und aufwärts blickten. Harry erfasste das Schauspiel, wie Pewter Mrs. Murphy einen solchen Schlag versetzte, dass die Tigerkatze über die Brüstung der Empore rutschte. Da hing sie nun und hielt sich mit den Krallen fest.
»Lieber Gott«, seufzte Harry.
»Kleine Heiden«, flüsterte Herb, was Fair zum Lachen brachte.
Mit heldenhafter Anstrengung wuchtete Mrs. Murphy sich auf das Emporengeländer. Pewter flitzte von der Brüstung, schlug mit allen vier Pfoten auf der Organistenbank auf, nahm eine Ermahnung von Mildred und ein Kläffen von Tucker in Kauf, als sie auf die Tasten sprang, was in der herrlichen Lutherischen St. Lukaskirche eine Reihe von dissonanten Tönen erschallen ließ.
Sodann schoss sie von der Orgel, und Mrs. Murphy, die sie verfolgte, kam näher. Hoch gings zur letzten Reihe der Empore, hin zum Ausgang, die teppichbelegte Treppe runter; Pewter schlitterte über den gewienerten Boden des Vestibüls und stieß das Pult mit dem rotledernen aufgeschlagenen Gästebuch um. Das Buch fiel zu Boden. Mrs. Murphy huschte über das Buch und hinterließ ein paar Pfotenabdrücke. Sodann vollführte Pewter eine Neunzig-Grad-Wende und schoss durch den Mittelgang der Kirche.
BoomBoom wollte sie sich greifen, aber Pewter wich der beringten Hand aus, Mrs. Murphy ebenso. Die zwei durchgedrehten Katzen steuerten direkt auf das Brautpaar zu.
Tucker war so vernünftig, die Katzen nicht aufzuhalten. Sie und Mildred sahen fasziniert zu.
»Braves Hündchen«, gurrte Mildred lachend.
»O ja, das bin ich.«
»Ich mach dich kalt. An Harrys Hochzeitstag mach ich dich kalt!«, rief Mrs. Murphy.
»Erst musst du mich mal kriegen.« Pewter, die merkte, dass alle Aufmerksamkeit ihr galt, genoss das Rampenlicht, ohne an die Bestrafung zu denken, die möglicherweise folgen würde.
Herb fuhr tapfer fort, und als er Fair und Harry zu Mann und Frau erklärte, verdrehte er die Augen himmelwärts und bat den Herrn inständig, diese zwei Menschen zu segnen, aber den zwei Katzen einen Segen ganz anderer Art zu erteilen.
Pewter duckte sich unter Harrys Schleppe. Mrs. Murphy witschte ebenfalls darunter. Darauf tauchte Pewter mit solcher Wucht wieder hervor, dass Fair Harry festhalten musste, während Herb die Schlussworte der Zeremonie sprach: » auf dass euch in der zukünftigen Welt das ewige Leben beschieden sein möge. Amen.«
Bevor Fair seine Braut küsste, sahen beide Pewter auf dem Altar landen. Sie kauerte sich hinter das große goldene Kreuz. Mrs. Murphy landete ebenfalls auf dem Altar. Die zwei hohen Blumenarrangements beiderseits des Kreuzes schwankten bedenklich. Die Katzen kämpften auf beiden Seiten des Kreuzes miteinander.
»Harry, lass mich dich küssen, bevor sie alles verwüsten«, flüsterte Fair.
Sie küssten sich, und nach dem Kuss lachten sie, bis ihnen die Tränen kamen. Inzwischen waren alle wie gebannt, und es dämmerte Pewter, dass sie möglicherweise schwer würde büßen müssen, sosehr sie es auch genoss, aller Augen auf sich gerichtet zu sehen.
»Sie hat angefangen!«, brüllte Pewter.
»Gar nicht wahr, du fette Wasserratte!« Mrs. Murphy landete einen präzisen Hieb auf dem Kreuz.
Von hinten kamen Herbs Katzen Eloquenz, Cazenovia und Lucy Fur zum Altar gelaufen.
»Was macht ihr da?«, rief Cazenovia den kämpfenden Katzen zu.
»Hört auf, sonst gibt es Mord und Totschlag«, mahnte Lucy Fur, ein vernünftiges Wesen.
»Ich mach sie kalt, das ist mal sicher!«, wiederholte Mrs. Murphy fuchsteufelswild ihre Morddrohung.
Die drei Kirchenkatzen nahmen vor dem Altar Aufstellung.
Eloquenz flehte mit sehr süßer Stimme: »Wenn ihr nicht aufhört, wird Poppy schrecklich böse. Na kommt.« Sie liebte Herb.
Mrs. Murphy, die der Versammlung den Rücken zukehrte, drehte sich nach den drei Katzen um.
Dann sah sie die vielen Menschen. Die hatte sie ganz vergessen.
»Heilige Scheiße!« Sie sprang herunter.
»Seht ihr, sie hat nicht bloß angefangen, sie ist auch eine Gotteslästerin.« Pewter sonnte sich in diesem Augenblick.
Mit drei Schritten seiner langen Beine war Fair oben und nahm Mrs. Murphy, die ihre Ohren flach an den Kopf gelegt hatte, auf den Arm.
»Pewter, du kommst sofort hinter dem Kreuz vor«, befahl Fair.
Harry hob ihre Schleppe an und trat zu ihrem Mann. »Pewter, na los. Wir verzeihen dir, wenn du vom Altar kommst. Du weißt ja, verzeihen ist christlich.«
»Mach schon«, schloss Cazenovia sich Harrys Bitte an.
Pewter schlich hinter dem Kreuz hervor. »Ich bin unschuldig.«
»Das sagen alle.« Fair lachte, als hätte er Pewters Miauen verstanden.
Braut und Bräutigam schritten mit je einer ungemein ungezogenen Katze beladen den Mittelgang entlang, und Mildred hieb in die Tasten.
Miranda, die Vorsängerin im Chor der charismatischen Kirche zum Heiligen Licht, sagte, als Braut und Bräutigam an ihr vorbeigingen: »Ich liebe den Herrn; denn er hat mein lautes Flehen gehört und sein Ohr mir zugeneigt.«
»Froh, dass sie endlich verheiratet sind, Knuddel?« Tracy hielt ihre Hand.
»Ja, aber gebetet hab ich, dass die zwei schlimmen Katzen eingefangen werden«, antwortete Miranda.
Der Empfang auf der Farm übertraf alle Erwartungen an einen perfekten Apriltag. Die kleinen unter den Bäumen aufgestellten Tische waren mit hübschen Frühlingsblumenbouquets geschmückt. Das Essen war vorzüglich; Patricia Kluge und Bill Moses hatten Wein von ihrem Weingut Kluge Estate beigesteuert. Mehr als zweihundert Gäste kamen, um diesen herrlichen Tag zu begehen. Sogar Mrs. Murphy und Pewter wurde vergeben, und Harry fütterte sie mit Truthahn-, Schinken-, Schweinebraten- und Lachsstückchen.
Zu Fair sagte sie: »Unseren Hochzeitstag wird keiner vergessen.«
Er hatte Tucker gerade eine ganze Süßkartoffel gegeben. Die Menschen tranken auf das Wohl von Bräutigam und Braut. »Ich ganz bestimmt nicht.«
Alles war scheinbar perfekt.
© Ullstein Buchverlage
Übersetzung: Margarete Längsfeld
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Autoren-Porträt von Rita Mae Brown, Sneaky Pie Brown
Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin. Brown, Sneaky PieSneaky Pie Brown ist Co-Autorin von Rita Mae Brown. Beide leben in Crozet, Virginia.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Rita Mae Brown , Sneaky Pie Brown
- 2008, 3. Aufl., 272 Seiten, Maße: 12 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Margarete Längsfeld
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548268994
- ISBN-13: 9783548268996
- Erscheinungsdatum: 14.08.2008
Rezension zu „Die kluge Katze baut vor / Ein Fall für Mrs. Murphy Bd.14 “
»Es gibt keine bessere Katzen-Mitarbeiterin als Sneaky Pie Brown.« New York Times »Einen Fall für Mrs. Murphy zu lesen ist so ähnlich wie Chips essen: Man kann nicht aufhören damit ...« Midwest Book Review
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