Die letzte Königin der Kelten
Im Bündnis mit den Druiden der heiligen Insel Mon ruft Boadicea die Keltenstämme zum Freiheitskampf auf.
''Böckl gehört zur ersten Riege des historischen Romans''
Passauer Neue Presse''
Als Nero Anno 54 römischer Kaiser wird, bricht im besetzten Britannien grausame Tyrannei aus. In dieser Zeit verunglückt der Keltenkönig Prasutax, der gemeinsam mit seiner druidisch gebildeten Gemahlin Boadicea über den Stamm der Icener herrscht, tödlich. Nach keltischem Recht tritt seine schöne Witwe die Alleinregierung an, doch Nero will keine Frauenherrschaft dulden und fordert ihre Abdankung. Als die Königin sich weigert, läßt er sie in den Kerker werfen und schänden - doch es gelingt Nero nicht, sie zu brechen. Im Bündnis mit den Druiden der heiligen Insel Môn ruft Boadicea die Keltenstämme zum Freiheitskampf auf.
"Böckl gehört zur ersten Riege des historischen Romans!" Passauer Neue Presse
"Wer sich für spannende Unterhaltung interessiert, dem sei Manfred Böckl empfohlen." P. M. History
Die letzteKönigin der Kelten von ManfredBöckl
LESEPROBE
PROLOG
Der Totenbaum
Neunhundert Schritte westlich des Steinkreises, der sich aufeiner sanften Hügelkuppe erhob und das umliegende Flachland seit zweieinhalbJahrtausenden beherrschte, ragte das Wurzelwerk des Totenbaumes gen Himmel.
Vor fünfhundert Jahren, als die keltischen Icener übers Meergekommen waren und sich auf der großen Halbinsel im Südosten Britanniensniedergelassen hatten, war das Baumheiligtum errichtet worden. Dem Rat der MondgöttinAndrasta folgend, die bei den Icenern besondere Verehrung genoß, hatte derOberste Druide tief in den Wäldern eine uralte, von drei unterirdischenQuelladern genährte Eiche ausgewählt. Eine Woche darauf, in einer Schwarzmondnacht,hatten der Pendruid und zwölf Adlige die Wurzeln des mächtigen Baumesausgegraben und die Eiche niedergelegt. Dann war der Baum zum westlichen Ausläuferdes Hügels geschafft worden, auf dem die Menhire standen.
Dort hatte der Druide unter rituellen Beschwörungen die Kroneder Eiche abgetrennt, den Stamm vom Astwerk befreit und die Wurzelstränge aufhalbe Speerlänge gekürzt. Danach war der Baumstamm, sein oberes Ende voran, in einemErdschacht versenkt worden. Zuletzt, nachdem die Adligen den Schacht wiederverfüllt hatten, waren von der Eiche nur noch der ehemals untere Teil desStammes und darüber das Wurzelwerk sichtbar gewesen: das ausladende Nest ausknotigen, vielfach miteinander verschlungenen Strängen, welches dereinstden Leichnam des zu dieser Zeit noch jungen Königs der Icener aufnehmen sollte.
Ein Menschenalter später, als der Herrscher verstorben war,hatte der Totenbaum erstmals seine sakrale Aufgabe erfüllt. In prunkvollemGewand und im Schmuck seiner Waffen war der König zwischen die Wurzelsträngegebettet worden, und die Druiden hatten drei Tage und Nächte bei der Leicheausgeharrt, um den Geist des Herrschers auf seiner letzten irdischen Reise zubegleiten. Auf jener Reise, welche die Seele des Königs entlang ihres Wegesdurch den Eichenstamm in den Schoß der Erdmutter heimgeführt hatte; in denSchoß der Großen Göttin und damit nach Annwn: das verborgene Reich des wahrenLebens, welches zugleich Quelle der Wiedergeburt war.
Am Morgen des vierten Tages, nachdem der Geist des Herrschersin die Anderswelt eingegangen war, hatten die Druiden den Leichnam aus demWurzelnest gehoben und ihn unweit des Totenbaumes beigesetzt. Über der Grabstättewar ein mannshoher Steinkegel aufgeschichtet worden - und im Lauf derfolgenden Generationen hatte man weitere derartige Cairns errichtet.Jahrhundert um Jahrhundert war das Gräberfeld gewachsen; jetzt, da die Icener schonein halbes Jahrtausend in Britannien siedelten, ruhten hier zahlreiche Königeund Königinnen.
Eine Seele um die andere war vom Totenbaum nach Annwngewandert; vor nunmehr neununddreißig Monden hatte letztmals ein Herrscherzwischen den Eichenwurzeln gelegen: Arddgil, der Vater des jetzt regierendenKönigs Prasutax. Seit der Steinkegel zum Gedenken an Arddgil aufgeschichtetworden war, stand der heilige Baum wieder einsam und wie entrückt am Saum dervom Cromlech gekrönten Erhebung - und auch heute, am Tag vor dem Beltane-Fest,war dies so.
Leuchtende Sonnenkringel und fahle Wolkenschatten spieltenin stetem Wechsel über das rissige, vom Alter gebleichte Eichenholz hin; dannund wann kreisten hoch am Firmament Schwarzvögel, als wollten sie dem TotenbaumEhre erweisen, Einmal, gegen Mittag, näßte ein fast andersweltlich feiner,aber eine ganze Weile anhaltender Regenguß das Wurzelnest; bis zum Nachmittaghatten Sonnenwärme und Wind die Feuchtigkeit wieder aus dem Eichenholzgesogen. In der Abenddämmerung schließlich, als die Luft kühler wurde, lief esgleich einem kaum hörbaren Knistern durch die Wurzelstränge - bald nachEinbruch der Nacht sodann drang geisterhaftes Flüstern aus dem Holz desTotenbaumes.
Die Seelen der verstorbenen Herrscher und Herrscherinnenhatten sich im verschlungenen Wurzelwerk versammelt; nun tauschten sie sichraunend über das Schicksal des Paares aus, das am morgigen Tag im Ring derMenhire die Ehe schließen sollte. Die Sidhe stimmten darin überein, daß der jungeKönig Prasutax und seine Braut, die schöne Boadicea, von den Götternfüreinander geschaffen worden seien; ihre Vereinigung werde dem Volksstamm derIcener gewiß Segen bringen. Allein schon die ehrwürdigen Ahnenreihen der beidenwürden dies bewirken, denn Prasutax sei ein Nachkomme jenes Herrschers,welcher in grauer Vorzeit die Flotte der Curraghs übers Meer geführt habe; inBoadiceas Adern wiederum kreise Druidenblut, und mehrere ihrer Vorfahren hättenim Rang eines oder einer Pendruid und damit noch höher als selbst Königegestanden.
So raunten die Sidhe, und vor ihren geistigen Augen, dieVergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu durchdringen vermochten, formten sichdabei Bilder aus, welche das junge Herrscherpaar und mit ihm die Sippen undFamilien der Icener in sorgloser Lebensfreude zeigten. Über etliche Jahrehinweg trübte kaum etwas das Glück des Königs Prasutax und seiner in diedruidische Weisheit eingeweihten Gemahlin; Andrasta lächelte dem edlen Paar, sodaß dessen Liebe an einem einzigen Tag doppelte Frucht trug - dann jedocherblickten jene, die aus Annwn zum Totenbaum gereist waren, plötzlich etwasBedrohliches. (...)
© Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH, Berlin 2005
- Autor: Manfred Böckl
- 2005, 2, 592 Seiten, 1 Abbildungen, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Aufbau TB
- ISBN-10: 3746612969
- ISBN-13: 9783746612966
- Erscheinungsdatum: 11.03.2005
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