Die letzten Tage der Kelten
Lebendige Geschichte, packend erzählt: Vercingetorix, der legendäre Averner-Fürst, will im Jahre 51 vor Christus die zerstrittenen gallischen Stämme noch einmal vereinen.
Doch als er sie in einen beispiellosen Aufstand gegen die römischen Heerscharen...
Lebendige Geschichte, packend erzählt: Vercingetorix, der legendäre Averner-Fürst, will im Jahre 51 vor Christus die zerstrittenen gallischen Stämme noch einmal vereinen.
Doch als er sie in einen beispiellosen Aufstand gegen die römischen Heerscharen führt, weiß er, dass die Tage der keltischen Kultur gezählt sind.
''Nicht nur um meiner eigenen Interessen, sonder um der gemeinsamen Freiheit, habe ich diesen Krieg unternommen''.
Vercingetorix
Böckl gehört zur ersten Riege des historischen Romans.''
Passauer Neue Presse
Die letztenTage der Kelten von Bernhardvon Muecklich
LESEPROBE
»Fearr! «
Die Stimme seiner Mutter. »Fearr, bring das Pferd in denPferch und komm ins Haus! Dein Vater will dich sehen!«
Das bedeutete zunächst nichts Gutes. Der Junge zügeltesein Pferd, sprang ab, tätschelte den starken Hals und führte es in die nebenden Stallungen liegende Koppel. Ausgefressen hatte er nichts, soviel wusste er.Was also konnte sein Vater von ihm wollen? Seine Mutter, eine Frau vonschlankem, hohem Wuchs, lehnte neben der Tür. Als er an ihr vorbeiging, strichsie ihm mit einer zärtlichen Geste durch das ungebändigte rote Haar. Vor demoffenen Kaminfeuer im Inneren der dunklen, holzgetäfelten Halle, deren relativniedriges und offen liegendes Dachgebälk von dem Rauch über die Jahre hinnahezu schwarz geworden war, saß sein Vater auf einem Sessel aus Bronze undLeder. Fearrs Augen hatten sich bald an das Dämmerlicht des Raumes gewöhnt, under bemerkte die Gestalt eines zweiten Mannes, der mit verschränkten Armen linksneben der Feuerstelle stand. Es war sein Onkel Govanned. Die Atmosphäre kam ihmirgendwie gespannt vor. Auf dem großen, mit kunstvoll verschlungenenSchnitzereien versehenen Tisch in der Mitte der Halle fiel ihm ein in ein Tucheingeschlagener, länglicher Gegenstand ins Auge.
»Mein Vater! Onkel Govanned!«
Fearrs Vater erhob seinen Blick und sah seinen Sohn wohlwollend,aber doch durchdringend an.
»Machst du Fortschritte mit dem Gaul? Seit du ihn geschenkt bekommenhast, scheinst du dich ja um nichts anderes mehr zu kümmern.«
»Na ja, er ist halt noch jung und wild und ...« Fearr mussteschlucken. Was sollte das Gefrage nach dem Pferd? Noch gestern hatte Vater ihnwegen seiner Fertigkeit, die er beim Zureiten des Tieres zeigte, gelobt.
Jetzt war sein Onkel an ihn herangetreten und hatte ihm dieHände auf die Schulter gelegt. Govanned war von gleicher kräftiger Statur wiesein Bruder Celteall, Fearrs Vater. Er war nur ein paar Jahre jünger und hatteim Gegensatz zu Celteall schwarze, schon leicht angegraute Haare, die ihm bisauf die Schulter fielen. Seine dunklen Augen hatten einen faszinierenden,manchmal fast schon fanatischen Blick. Bekleidet war er mit einem einfachenKittel aus hellem Leinen und einer bunt karierten Hose aus einem dicht gewebtenWollstoff in den Farben des Stammes der Arverner.
An den Füßen trug er halbhohe Stiefel aus fein gegerbtemWildleder, deren Spitzen nach oben gebogen waren. Ein dunkelblauer, wollenerKapuzenmantel, der am Halsansatz von einer fein ziselierten, prächtigenGoldfibel zusammengehalten wurde und bis zu den Waden reichte, lag ihm um diebreiten Schultern. Ein aus massivem Gold gearbeiteter, daumendicker Halsreifvervollständigte das äußere Erscheinungsbild des Arvernerfürsten. »Mach dasBündel auf und sage uns, was du siehst«, sagte er mit leiser, eindringlicherStimme zu seinem verständnislos dreinschauenden Neffen. Fearr schlug mit vorErregung zitternden Händen das Tuch umständlich auf und legte ein in einerschmucklosen Holzscheide steckendes, kurzes Schwert frei. »Nun, das ... dasist ... ist ein ziemlich kurz geratenes Schwert ... «, stotterte er zögerlich,sich der Dümmlichkeit seiner Antwort aber gleichzeitig bewusst werdend. »Ja, inder Tat, das ist das ziemlich kurz geratene Schwert eines immer längerwerdenden Armes, der sich begehrlich nach unserem Land reckt«, bellteGovanned. Fearr starrte seinen Onkel hilflos an. Dann wandte er sich zu seinemVater um. »Das, was du da siehst, ist eine römische Klinge, mein Sohn«, erklärteCelteall sanft.
»Was dein Onkel meint«, fuhr er weiter fort, »ist, dass duendlich lernen solltest, mit einem Schwert umzugehen. Immer häufiger erreichenuns beunruhigende Nachrichten aus dem Süden, dass die Römer Gelüste zeigen,ihren Machtbereich auf unser Land auszudehnen. Früher oder später, so glaubeich, werden sie versuchen, ihre Legionen gegen uns in Marsch zu setzen. Fearr,du bist mein Erbe und wirst dereinst die Verantwortung über unseren Clan zutragen haben. Jagen und Pferde zuzureiten war bislang dein Lebensinhalt. Jetztaber ist die Zeit gekommen, dass du die Welt kennen lernst, die sich jenseitsder dir bekannten Wälder und Felder unserer Heimat befindet. Deine Mutter undich haben deshalb beschlossen, dass du für die nächste Zeit bei deinem Onkelleben sollst. Du wirst ihn auf seinen Reisen begleiten und dadurch Gelegenheithaben, die Stämme unseres Volkes kennen zu lernen. Des Weiteren wirst du indieser Zeit von Govanned in allen Kampftechniken unterwiesen, auf dass du direinen Namen erringst in den Reihen der Krieger unseres Clans. Ich will, dass du,wenn du meine Nachfolge antrittst, meinem, unserem Namen Ehre machst.«
Celteall betrachtete seinen Sohn liebevoll aus seinenwasserblauen, melancholisch blickenden Augen. Dann erhob er sich aus seinem Sessel,ging auf Fearr zu und umarmte ihn innig.
Fearr wusste nicht, wie ihm geschah. Eine derartigeGefühlsäußerung seines Vaters hatte er noch nie erlebt. Bislang hatte Fearrseinen Vater als den unnahbaren Clanherren der Arverner erlebt, der noch nichteinmal dem eigenen Sohn irgendwelche Privilegien zubilligte.
Inn Gegenteil, zunächst waren die Belange des Clans für ihnvon Bedeutung. Selbst der geringste unter den Knechten am elterlichen Hof fandGehör bei seinem Vater. Nur seiner Frau gegenüber erlaubte er sich, zärtlicheRegungen zu zeigen. Celteall griff zu seinem silbernen Becher.
»Schenk uns nach, Fearr, und füll auch dir eine Schale Wein ein!«(...)
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2005
- Autor: Bernhard von Muecklich
- 2005, 2, 381 Seiten, Maße: 12,5 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596164109
- ISBN-13: 9783596164103
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