Die mit dem Hund tanzt
Tierisch menschliche Geschichten
Der Hund als "Türöffner" zur Seele des Menschen
Pünktlich zur Tagesschau beißt Dackel Benny sein Herrchen. Warum? Weil er ihn beschützen will! Mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen geht...
Pünktlich zur Tagesschau beißt Dackel Benny sein Herrchen. Warum? Weil er ihn beschützen will! Mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen geht...
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Produktinformationen zu „Die mit dem Hund tanzt “
Der Hund als "Türöffner" zur Seele des Menschen
Pünktlich zur Tagesschau beißt Dackel Benny sein Herrchen. Warum? Weil er ihn beschützen will! Mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen geht »Hundeflüsterin« Maike Maja Nowak solchen Situationen auf den Grund. Sie erzählt von Menschen, die in ihrer Beziehung zu ihrem vierbeinigen Freund wachsen und versagen, Glück und Ohnmacht erleben.
Das alles und der unverwechselbare Blick einer einzigartigen Autorin machen ihre tierisch menschlichen Geschichten zu einem besonderen Lesevergnügen.
Pünktlich zur Tagesschau beißt Dackel Benny sein Herrchen. Warum? Weil er ihn beschützen will! Mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen geht »Hundeflüsterin« Maike Maja Nowak solchen Situationen auf den Grund. Sie erzählt von Menschen, die in ihrer Beziehung zu ihrem vierbeinigen Freund wachsen und versagen, Glück und Ohnmacht erleben.
Das alles und der unverwechselbare Blick einer einzigartigen Autorin machen ihre tierisch menschlichen Geschichten zu einem besonderen Lesevergnügen.
Klappentext zu „Die mit dem Hund tanzt “
Der Hund als »Türöffner« zur Seele des MenschenPünktlich zur Tagesschau beißt Dackel Benny sein Herrchen. Warum? Weil er ihn beschützen will! Mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen geht »Hundeflüsterin« Maike Maja Nowak solchen Situationen auf den Grund. Sie erzählt von Menschen, die in ihrer Beziehung zu ihrem vierbeinigen Freund wachsen und versagen, Glück und Ohnmacht erleben. Das alles und der unverwechselbare Blick einer einzigartigen Autorin machen ihre tierisch menschlichen Geschichten zu einem besonderen Lesevergnügen.
Lese-Probe zu „Die mit dem Hund tanzt “
Die mit dem Hund tanzt von Maike Maja NowakGrüße
Sie ist eine mädchenhafte, hübsche Frau von vielleicht 50 Jahren. Ihre Figur ist grazil, und sie hat samtene, zu einem spanischen Knoten gebundene Haare. Mit mandelförmigen, rätselhaft dunklen Augen blickt sie mich an. Ihre Stimme ist überraschend tief für ihren zarten Körper.
»Gut, dass Sie kommen, jetzt bin ich aber froh. Mein Boris macht mir wirklich Sorgen. Ich hoffe, Sie können ihm helfen.« Ihr Tonfall ist warm und aufgeräumt.
Boris, ein Italienisches Windspiel, bellt schüchtern unter einem Tisch hervor.
Meine Augen nehmen die Wohnungseinrichtung wahr. Sie wirkt seltsam »verstreut«. Es scheint alles vorhanden, aber nichts bildet eine vertraute Gemeinschaft. Ein Sofa steht allein an einer Wand, ein Sessel duckt sich in eine Ecke. Ein Tisch hält Abstand von einem Fenster. Die zu ihm passenden Stühle sind im Nachbarraum verteilt. Alle Wände leuchten jungfräulich weiß. Ein junger Mann lehnt lässig in einem Türrahmen. Er bildet die einzige Dekoration. Er nickt, als mein Blick ihn trifft.
Die Frau kommt gerade von einer Reise zurück und berichtet von der langen Fahrt im Stau.
»Das ist Peter«, stellt sie den dekorativen Jüngling vor. »Er ist gefahren. Ich habe keinen Führerschein.« Sie schmückt diesen Satz mit einem koketten Lächeln, welches andeuten könnte, dass andere Dinge ihr wichtiger scheinen, als einen Führerschein zu besitzen.
... mehr
»Mein Borischen regt sich schrecklich auf, wenn wir andere Hunde treffen. Er bellt wie verrückt, und ich kann ihn kaum halten. Ich kann in keinem Café sitzen, ohne dass er sich über jeden vorbeilaufenden Hund aufregt. Das muss aufhören «, sagt sie und streicht Boris zärtlich über den Kopf. »Außerdem hört er leider gar nicht.« Es liegt Gleichmut in ihrer Stimme, der das Bedauernde der Worte nicht teilt.
Ich möchte sein Verhalten mit eigenen Augen sehen, und wir gehen zusammen auf die Straße. Ein uralter Artgenosse schlurft auf der anderen Seite der breiten Kastanienallee neben seinem ebenso betagten Herrchen.
Boris klemmt seinen für die Rasse ohnehin typisch eingeklemmten Schwanz noch enger an den Bauch, zittert und legt die Ohren ängstlich an. Dann bellt er nicht nur in die Richtung des weit entfernten Hundes, sondern vorsichtshalber in jede Richtung, so als könnten überall und jederzeit Hunde wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Leute bleiben verwundert stehen, weil sie keinen Anlass für die Kampfansage erkennen können.
Die Frau hält mit aller Kraft den Hund an der zum Zerreißen gespannten Leine. »Borischen, so was macht man doch nicht, du Dummerchen. Da gucken doch alle.« Boris, durch den lobenden Tonfall angespornt, legt noch einen Zahn zu und beißt um sich.
Wir flüchten in den großen begrünten Innenhof des Wohnhauses. Ehe ich etwas sagen kann, leint die Frau den Hund ab. Boris verschwindet sofort in einen Busch. Danach sieht man ihn pfeilartig von links nach rechts schießen und wieder verschwinden. Er würdigt uns keines Blickes. Uns könnte ein Marsmensch entführen oder der Erdboden verschlingen - er würde es nicht zur Kenntnis nehmen.
»Rufen Sie ihn bitte einmal«, sage ich zu der Frau.
Sie blickt mich erstaunt an und erwidert mit ihrer tiefen, wohl modulierten Stimme sehr kokett: »Aber er kommt doch nicht.«
»Könnten Sie ihn dann mal holen?«, frage ich und spanne damit kurz entschlossen den jungen Mann ein, der gerade gelangweilt gähnt. Auch er blickt mich erstaunt an, wenn auch aus anderen Gründen. Widerwillig rappelt er sich hoch und geht betont langsam auf die Suche nach Boris. Tatsächlich kommt er nach einer Weile mit ihm zurück.
»Dann möchte ich Ihnen jetzt die ersten Grundlagen meiner Führung zeigen«, sage ich und spüre sofort, wie unangemessen dieser förmliche Satz bei dieser Frau wirkt. Er zerstäubt an ihrem verträumten Blick wie die Samen einer Pusteblume.
»Boris wird an einem Platz meiner Wahl bleiben, und ich werde stattdessen umherlaufen«, fahre ich fort und erhöhe die Spannung.
Der junge Mann sieht mich interessiert an.
Der Mund der Frau öffnet sich leicht.
Ich befestige eine Leine an Boris, bringe ihn zu einer Decke mitten auf der Wiese, mache eine winzige, aber energische Bewegung mit dem Kopf, die seine Bewegung einschränken soll, und gehe wieder.
Boris blickt mich erstaunt an, denkt nach und setzt eine Pfote von der Decke. Ich warne ihn mit einem Geräusch und blockiere, indem ich einen Schritt auf ihn zugehe, den Raum, den er sich nehmen will. Er nimmt die Pfote wieder auf die Decke, schüttelt sich, lässt sich fallen und rollt sich zusammen.
Ein weiteres Training ist nicht möglich. Boris hat sich schlafen gelegt. Die Reise hat auch ihn offenbar sehr angestrengt.
Der Mund der Frau ist jetzt weit geöffnet. Der junge Mann lehnt sich nach vorn, um das Ganze besser sehen zu können.
»Aber Sie haben doch gar nichts gemacht«, sagt die Frau ratlos.
»Doch, doch«, entgegne ich und weise auf den Hund, »in seiner Sprache schon.«
»Und warum bleibt er da jetzt liegen und schläft?« Ich höre die Stimme des jungen Mannes zum ersten Mal.
»Weil ich jetzt seinen Job übernommen habe und er sich auf mich verlässt, hoffe ich.«
Ich weise die beiden jedoch darauf hin, dass Boris nicht nur ein sehr leichtführiger, sondern offenbar auch ein gerade sehr müder Hund ist. »Das klappt nicht mit jedem Hund so schnell«, enttarne ich die Blitzkur.
Die Frau und ich verabreden uns auf dem Gelände des Dog- Instituts, um mit meiner Hündin Frieda zu trainieren. Ich möchte der Frau zeigen, wie man Boris von seinen Scheinangriffen abbringen kann.
»Wo finde ich das Gelände denn?«, fragt die Frau plötzlich ganz kindlich.
»Kommen Sie mit den Öffentlichen?«, frage ich zurück.
»Vielleicht«, antwortet sie.
»Von der S-Bahn-Station Wollankstraße sind es noch 300 Meter. Sie könnten mal im Internet schauen.«
»Oh, das Zubehör dazu liegt bei mir noch herum und muss erst angeschlossen werden. Gut, dass Sie mich erinnern. Da muss ich mal den Günther anrufen oder den Thomas «, sagt sie mehr zu sich selbst.
»Sie können auch einfach auf einen S-Bahn-Plan oder einen Stadtplan schauen«, schlage ich vor.
Sie blickt mich unschlüssig an. »Kein Problem, ich finde da jemanden, der mir so was besorgt. Mich könnte auch jemand mit dem Auto fahren. Das ist kein Problem.«
Sie kommt mit einem Auto vorgefahren, das ein älterer Mann lenkt. Ihre hübsche, figurbetonte Jacke ist sehr dünn und der Herbstmorgen kühl. Der Mann fährt winkend wieder ab. Boris zieht eifrig schnüffelnd seine Bahnen über das Gelände und ignoriert völlig, dass die Frau am anderen Ende der Leine hängt. Als sie sich 200 Meter entfernt haben, rufe ich: »Sie könnten dann hierher zum Training kommen.«
»Aber Sie sehen doch, dass der Hund in die andere Richtung zieht«, ruft sie ehrlich verzweifelt zurück. Sie wirkt dabei ebenso hilflos wie anmutig. Ich kann Männer gut verstehen, in denen bei ihrem Anblick der Ritter erwacht.
»Einfach hierherkommen. Der Hund folgt dann schon«, rufe ich pragmatisch. »Ja, ja, genau so«, feuere ich sie an, weil ihr Gang noch sehr zögerlich ist.
Bei mir angekommen, biete ich ihr einen Klappstuhl an. Ich möchte ihr heute zeigen, dass es nicht Boris ist, der sich ändern muss.
Davon weiß sie noch nichts.
Sie soll sitzen, während ich es ihr klarmache.
Ich nehme Boris an die Leine und laufe mit ihm über das Gelände. Ich zeige ihm mit einem zielstrebigen, ruhigen Gang, dass ich alles im Griff habe und genau weiß, was zu tun ist. Er hält sich sofort neben mir, er bleibt weder stehen, noch schnüffelt er.
Wenn er zu mir hochschaut, lächle ich oder brumme: »Guter Hund, prima.« Wir sind ein tolles Team, und natürlich klappt das nicht immer auf Anhieb so wie mit ihm. Das ist wie bei uns Menschen. Wenn die Chemie stimmt, geht alles sofort wunderbar.
Die Frau schaut dem Geschehen zu. Ihre Augenlider bleiben dabei apart auf »Halbjalousie«. Ab und zu überprüft sie den Sitz ihrer Jacke. Sie reibt sich frierend die Hände, lehnt aber das Angebot einer Decke nach einem entsetzten Blick auf deren Muster ab.
Ich zeige Boris, dass er an einem Platz fünf Meter gegenüber von meinem Auto bleiben soll, indem ich meinen Körper leicht nach vorn neige und den Raum vor ihm blockiere.
Boris setzt sich.
Als ich die Autotür öffne und meine Hündin Frieda herausspringt, geht sein Kopf nach vorn. »Ssst«, warne ich und blicke streng in seine Richtung. Angsthasen brauchen Führung und Selbstbewusstsein. Erstere kann ich Boris geben, Zweiteres bekommt er mit jeder neuen Situation, die er fortan besteht.
Copyright © 2011 Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
»Mein Borischen regt sich schrecklich auf, wenn wir andere Hunde treffen. Er bellt wie verrückt, und ich kann ihn kaum halten. Ich kann in keinem Café sitzen, ohne dass er sich über jeden vorbeilaufenden Hund aufregt. Das muss aufhören «, sagt sie und streicht Boris zärtlich über den Kopf. »Außerdem hört er leider gar nicht.« Es liegt Gleichmut in ihrer Stimme, der das Bedauernde der Worte nicht teilt.
Ich möchte sein Verhalten mit eigenen Augen sehen, und wir gehen zusammen auf die Straße. Ein uralter Artgenosse schlurft auf der anderen Seite der breiten Kastanienallee neben seinem ebenso betagten Herrchen.
Boris klemmt seinen für die Rasse ohnehin typisch eingeklemmten Schwanz noch enger an den Bauch, zittert und legt die Ohren ängstlich an. Dann bellt er nicht nur in die Richtung des weit entfernten Hundes, sondern vorsichtshalber in jede Richtung, so als könnten überall und jederzeit Hunde wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Leute bleiben verwundert stehen, weil sie keinen Anlass für die Kampfansage erkennen können.
Die Frau hält mit aller Kraft den Hund an der zum Zerreißen gespannten Leine. »Borischen, so was macht man doch nicht, du Dummerchen. Da gucken doch alle.« Boris, durch den lobenden Tonfall angespornt, legt noch einen Zahn zu und beißt um sich.
Wir flüchten in den großen begrünten Innenhof des Wohnhauses. Ehe ich etwas sagen kann, leint die Frau den Hund ab. Boris verschwindet sofort in einen Busch. Danach sieht man ihn pfeilartig von links nach rechts schießen und wieder verschwinden. Er würdigt uns keines Blickes. Uns könnte ein Marsmensch entführen oder der Erdboden verschlingen - er würde es nicht zur Kenntnis nehmen.
»Rufen Sie ihn bitte einmal«, sage ich zu der Frau.
Sie blickt mich erstaunt an und erwidert mit ihrer tiefen, wohl modulierten Stimme sehr kokett: »Aber er kommt doch nicht.«
»Könnten Sie ihn dann mal holen?«, frage ich und spanne damit kurz entschlossen den jungen Mann ein, der gerade gelangweilt gähnt. Auch er blickt mich erstaunt an, wenn auch aus anderen Gründen. Widerwillig rappelt er sich hoch und geht betont langsam auf die Suche nach Boris. Tatsächlich kommt er nach einer Weile mit ihm zurück.
»Dann möchte ich Ihnen jetzt die ersten Grundlagen meiner Führung zeigen«, sage ich und spüre sofort, wie unangemessen dieser förmliche Satz bei dieser Frau wirkt. Er zerstäubt an ihrem verträumten Blick wie die Samen einer Pusteblume.
»Boris wird an einem Platz meiner Wahl bleiben, und ich werde stattdessen umherlaufen«, fahre ich fort und erhöhe die Spannung.
Der junge Mann sieht mich interessiert an.
Der Mund der Frau öffnet sich leicht.
Ich befestige eine Leine an Boris, bringe ihn zu einer Decke mitten auf der Wiese, mache eine winzige, aber energische Bewegung mit dem Kopf, die seine Bewegung einschränken soll, und gehe wieder.
Boris blickt mich erstaunt an, denkt nach und setzt eine Pfote von der Decke. Ich warne ihn mit einem Geräusch und blockiere, indem ich einen Schritt auf ihn zugehe, den Raum, den er sich nehmen will. Er nimmt die Pfote wieder auf die Decke, schüttelt sich, lässt sich fallen und rollt sich zusammen.
Ein weiteres Training ist nicht möglich. Boris hat sich schlafen gelegt. Die Reise hat auch ihn offenbar sehr angestrengt.
Der Mund der Frau ist jetzt weit geöffnet. Der junge Mann lehnt sich nach vorn, um das Ganze besser sehen zu können.
»Aber Sie haben doch gar nichts gemacht«, sagt die Frau ratlos.
»Doch, doch«, entgegne ich und weise auf den Hund, »in seiner Sprache schon.«
»Und warum bleibt er da jetzt liegen und schläft?« Ich höre die Stimme des jungen Mannes zum ersten Mal.
»Weil ich jetzt seinen Job übernommen habe und er sich auf mich verlässt, hoffe ich.«
Ich weise die beiden jedoch darauf hin, dass Boris nicht nur ein sehr leichtführiger, sondern offenbar auch ein gerade sehr müder Hund ist. »Das klappt nicht mit jedem Hund so schnell«, enttarne ich die Blitzkur.
Die Frau und ich verabreden uns auf dem Gelände des Dog- Instituts, um mit meiner Hündin Frieda zu trainieren. Ich möchte der Frau zeigen, wie man Boris von seinen Scheinangriffen abbringen kann.
»Wo finde ich das Gelände denn?«, fragt die Frau plötzlich ganz kindlich.
»Kommen Sie mit den Öffentlichen?«, frage ich zurück.
»Vielleicht«, antwortet sie.
»Von der S-Bahn-Station Wollankstraße sind es noch 300 Meter. Sie könnten mal im Internet schauen.«
»Oh, das Zubehör dazu liegt bei mir noch herum und muss erst angeschlossen werden. Gut, dass Sie mich erinnern. Da muss ich mal den Günther anrufen oder den Thomas «, sagt sie mehr zu sich selbst.
»Sie können auch einfach auf einen S-Bahn-Plan oder einen Stadtplan schauen«, schlage ich vor.
Sie blickt mich unschlüssig an. »Kein Problem, ich finde da jemanden, der mir so was besorgt. Mich könnte auch jemand mit dem Auto fahren. Das ist kein Problem.«
Sie kommt mit einem Auto vorgefahren, das ein älterer Mann lenkt. Ihre hübsche, figurbetonte Jacke ist sehr dünn und der Herbstmorgen kühl. Der Mann fährt winkend wieder ab. Boris zieht eifrig schnüffelnd seine Bahnen über das Gelände und ignoriert völlig, dass die Frau am anderen Ende der Leine hängt. Als sie sich 200 Meter entfernt haben, rufe ich: »Sie könnten dann hierher zum Training kommen.«
»Aber Sie sehen doch, dass der Hund in die andere Richtung zieht«, ruft sie ehrlich verzweifelt zurück. Sie wirkt dabei ebenso hilflos wie anmutig. Ich kann Männer gut verstehen, in denen bei ihrem Anblick der Ritter erwacht.
»Einfach hierherkommen. Der Hund folgt dann schon«, rufe ich pragmatisch. »Ja, ja, genau so«, feuere ich sie an, weil ihr Gang noch sehr zögerlich ist.
Bei mir angekommen, biete ich ihr einen Klappstuhl an. Ich möchte ihr heute zeigen, dass es nicht Boris ist, der sich ändern muss.
Davon weiß sie noch nichts.
Sie soll sitzen, während ich es ihr klarmache.
Ich nehme Boris an die Leine und laufe mit ihm über das Gelände. Ich zeige ihm mit einem zielstrebigen, ruhigen Gang, dass ich alles im Griff habe und genau weiß, was zu tun ist. Er hält sich sofort neben mir, er bleibt weder stehen, noch schnüffelt er.
Wenn er zu mir hochschaut, lächle ich oder brumme: »Guter Hund, prima.« Wir sind ein tolles Team, und natürlich klappt das nicht immer auf Anhieb so wie mit ihm. Das ist wie bei uns Menschen. Wenn die Chemie stimmt, geht alles sofort wunderbar.
Die Frau schaut dem Geschehen zu. Ihre Augenlider bleiben dabei apart auf »Halbjalousie«. Ab und zu überprüft sie den Sitz ihrer Jacke. Sie reibt sich frierend die Hände, lehnt aber das Angebot einer Decke nach einem entsetzten Blick auf deren Muster ab.
Ich zeige Boris, dass er an einem Platz fünf Meter gegenüber von meinem Auto bleiben soll, indem ich meinen Körper leicht nach vorn neige und den Raum vor ihm blockiere.
Boris setzt sich.
Als ich die Autotür öffne und meine Hündin Frieda herausspringt, geht sein Kopf nach vorn. »Ssst«, warne ich und blicke streng in seine Richtung. Angsthasen brauchen Führung und Selbstbewusstsein. Erstere kann ich Boris geben, Zweiteres bekommt er mit jeder neuen Situation, die er fortan besteht.
Copyright © 2011 Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Maike Maja Nowak
Maike Maja Nowak, geboren 1961 in Leipzig, ist Autorin zahlreicher SPIEGEL-Bestseller zur Mensch-Hund-Kommunikation sowie zahlreicher Fachartikel und arbeitet als Trauma-Expertin, ist staatlich zugelassene Heilpraktikerin für Psychotherapie und zertifizierte Tiertherapeutin. Sie ist einem breiten Publikum durch die ZDF-Serie »Die Hundeflüsterin« bekannt. Maike Maja Nowak lebt in der Prignitz und in Schweden.Weitere Infos auf: www.maike-maja-nowak.de
Bibliographische Angaben
- Autor: Maike Maja Nowak
- 2012, 1. Aufl., 250 Seiten, Maße: 12,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442173523
- ISBN-13: 9783442173525
- Erscheinungsdatum: 12.10.2012
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