Die Nächste, bitte
Ein Arzt-Roman. Originalausg.
So ein Zufall. Als Nella im Flieger nach Genf sitzt, trifft sie ihren neuen Hausarzt Dr. Paul Rosen. Der ist zwar ziemlich attraktiv, aber auch ganz schön frech. Blöd, dass Nella ihr Reisemedikament nicht verträgt. Und Dr. Rosen hat ganz...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Nächste, bitte “
So ein Zufall. Als Nella im Flieger nach Genf sitzt, trifft sie ihren neuen Hausarzt Dr. Paul Rosen. Der ist zwar ziemlich attraktiv, aber auch ganz schön frech. Blöd, dass Nella ihr Reisemedikament nicht verträgt. Und Dr. Rosen hat ganz andere Sorgen - für die Nella herhalten muss.
Klappentext zu „Die Nächste, bitte “
Dr. Paul Rosen - der Arzt, dem keine Frau traut Paul Rosen will Karriere machen: als Anti-Aging-Doc. Da stimmt das Geld, und die Frauen ziehen sich freiwillig aus. Nur Nella nicht. Die findet ihren neuen Hausarzt zwar ungeheuer attraktiv, aber auch ganz schön unverschämt. Und vor allem total unfähig. Denn das von ihm empfohlene Mittel gegen ihre Flugangst entpuppt sich zwei Tage später als wirkungslos. Der Trip nach Genf ist die Hölle. Und der einzige Arzt an Bord - Dr. Paul Rosen! Doch der Halbgott in Weiß hat ganz andere Sorgen: Sein zukünftiger Chef denkt, er sei verheiratet. Nur wo kriegt Paul so schnell eine Ehefrau her?
Das beste Mittel gegen Langeweile und Liebeskummer: der neue Arzt-Roman von Bestsellerautorin Mia Morgowski.
Dr. Paul Rosen - der Arzt, dem keine Frau traut
Paul Rosen will Karriere machen: als Anti-Aging-Doc. Da stimmt das Geld, und die Frauen ziehen sich freiwillig aus. Nur Nella nicht. Die findet ihren neuen Hausarzt zwar ungeheuer attraktiv, aber auch ganz schön unverschämt. Und vor allem total unfähig. Denn das von ihm empfohlene Mittel gegen ihre Flugangst entpuppt sich zwei Tage später als wirkungslos. Der Trip nach Genf ist die Hölle. Und der einzige Arzt an Bord - Dr. Paul Rosen! Doch der Halbgott in Weiß hat ganz andere Sorgen: Sein zukünftiger Chef denkt, er sei verheiratet. Nur wo kriegt Paul so schnell eine Ehefrau her?
Das beste Mittel gegen Langeweile und Liebeskummer: der neue Arzt-Roman von Bestsellerautorin Mia Morgowski.
Paul Rosen will Karriere machen: als Anti-Aging-Doc. Da stimmt das Geld, und die Frauen ziehen sich freiwillig aus. Nur Nella nicht. Die findet ihren neuen Hausarzt zwar ungeheuer attraktiv, aber auch ganz schön unverschämt. Und vor allem total unfähig. Denn das von ihm empfohlene Mittel gegen ihre Flugangst entpuppt sich zwei Tage später als wirkungslos. Der Trip nach Genf ist die Hölle. Und der einzige Arzt an Bord - Dr. Paul Rosen! Doch der Halbgott in Weiß hat ganz andere Sorgen: Sein zukünftiger Chef denkt, er sei verheiratet. Nur wo kriegt Paul so schnell eine Ehefrau her?
Das beste Mittel gegen Langeweile und Liebeskummer: der neue Arzt-Roman von Bestsellerautorin Mia Morgowski.
Lese-Probe zu „Die Nächste, bitte “
Die Nächste, bitte von Mia Morgowsk 1. Paul
Mittwochvormittag
« Falls Sie mein Schulterblatt suchen - das ist auf der anderen
Seite. »
« Ich weiß. »
« Und war um grapschen Sie dann an meinem Busen her um,
Dr. Rosen ? »
« Ich grapsche nicht an Ihrem Busen her um, sondern untersuche
Ihren Pectoralis. »
Genervt lasse ich die Hände sinken und strafe meine Patientin,
Konstanze Schlichting, mit strengem Hausarztblick. « Sie
haben doch über diffuse Rückenschmerzen geklagt, oder etwa
nicht ? »
Frau Schlichting nickt aufmüpfig.
« Na also. Die Ursache für diese Schmerzen muss aber nicht
zwangsläufig in Ihrer Schulter zu finden sein. So etwas kann
auch mal ausstrahlen. Vom Pectoralis zum Beispiel. Und den
untersuche ich gerade, nicht Ihren Busen. »
Himmel, was mache ich hier eigentlich ? War um lasse ich
jetzt schon seit beinahe einem halben Jahr tagtäglich diesen
Schwachsinn über mich ergehen ? Ich meine, ich habe doch
nicht sechs Jahre Medizin studiert, mich anschließend durchs
praktische Jahr gequält und nebenher noch diverse Fortbildungen
besucht, um mich nun mit solchen Verrückten herumzuschlagen.
War um kommen die überhaupt in meine
Sprechstunde, wenn sie ohnehin alles besser wissen ? Und wie,
zur Hölle, konnte ich nur annehmen, mein Vater finanziere mir
mein Studium, ohne dabei einen Hintergedanken zu hegen ?
... mehr
Schöner Mist. Einen Idioten hat er gesucht. Einen, der in seiner
Praxis die Patienten betreut, auf die er keine Lust hat. Weil sie
einem nämlich den letzten Nerv rauben.
Dabei war das überhaupt nicht so geplant. Also, von mir jedenfalls
nicht. Weder wollte ich in der Hausarztpraxis meines
Vaters arbeiten, noch hatte ich vor, hier in Hamburg zu versauern.
Mir war nämlich bereits im ersten Studiensemester klar, wo
ich hingehöre : New York. Oder Toronto. Meinetwegen auch
Lausanne oder Monaco. Nur, um mal ein paar Beispiele zu nennen.
Das sind doch Metropolen mit echten Perspektiven. Dort
bekommt man nämlich für seine Fähigkeiten noch etwas geboten.
Anerkennung beispielsweise und - noch viel wichtiger :
Geld. Denn wenn man sich, wie ich, auf Anti-Aging spezialisiert
hat, kann man davon einiges verdienen.
Ein jugendliches Äußeres lassen sich die Leute heutzutage etwas
kosten. Das, was die Rolex in den Achtzigern und der Porsche
Boxster Ende der Neunziger war, ist heute das faltenfreie
Gesicht. Statussymbol Nummer eins. Denn auch wenn Lifting
für mich persönlich noch kein Thema ist - schließlich haben
meine besten Jahre gerade erst begonnen -, kann ich den
Wunsch danach durchaus nachvollziehen. Und solange sich die
Bedürfnisse meiner Patienten in einem vertretbaren Rahmen
bewegen, erfülle ich sie ihnen. War um auch nicht ? Sonst suchen
sich die Leute einen anderen Arzt, der dann sein Konto
füllt. Besser also, ich lege selbst Hand an. So bekomme ich das
Geld und der Patient höchste Qualität. Für beide Beteiligten
also ein gutes Geschäft.
Und mal ganz ehrlich : Nach gefühlten tausend Fortbildungen
habe ich mir ein bisschen Entschädigung in Form von
Ruhm und Reichtum auch wirklich verdient. Vom Institut für
Liquid-Lifting über die Anti-Aging-Academy bis hin zur Mo-
lekularkosmetischen Klinik habe ich nämlich jede nur erdenkliche
Möglichkeit genutzt, meine Kenntnisse zu vertiefen. Im
Anschluss an die Ausbildung folgten dann noch zahlreiche Studien
für Pharmafirmen. Ich habe einige tausend Falten unterspritzt
und nebenbei im Bereich Ernährung, Körpertraining
und Hormonersatz so gut wie jedes Zertifikat erworben, das
sich die Branche hat einfallen lassen. Kurz : Ich bin nicht nur einer
der Besten auf dem Gebiet der nichtoperativen Faltenbehandlung,
ich kann dem Alterungsprozess auch ganzheitlich
entgegenwirken.
Nur ist dieser ganzheitliche Ansatz inzwischen kaum mehr
gefragt. Wer sich heute optisch verjüngen will, hat meist keine
Zeit. Er möchte sofort sichtbare Ergebnisse, nicht erst nach jahrelangem
Gemüseverzehr. Außerdem darf man sich da nichts
vormachen : Gesunde Ernährung mag in vielerlei Hinsicht sinnvoll
sein, aber wer genetisch auf Tränensäcke, Schlupflider und
Nasolabialfalten programmiert ist, dem hilft das Grünzeug
auch nicht viel.
Leider hat mein Vater für diese Art der Medizin keinerlei
Verständnis. Schlimmer noch : Mein Vorhaben, mich auf ästhetische
Schönheitsmedizin zu spezialisieren, hält er für ausgemachten
Schwachsinn. Für ihn ist alles, was mit Facelift zu
tun hat, ein Albtraum und Anti-Aging nur etwas für Amerikaner.
Und von denen gibt es hier, im Hamburger Stadtteil
Sankt Georg, nun mal keine. Das behauptet er jedenfalls. Sehr
schade, denn wäre er nur ein bisschen empfänglich für Trends
und würde mal ein paar Euro in die Praxisausstattung stecken,
könnte auch bei ihm am Ende des Quartals die Kasse klingeln.
Schon ein, zwei neue Behandlungsgeräte würden ihn auf Dauer
finanziell besser dastehen lassen. Dann würde er möglicherweise
sogar endlich eine anständige Kaffeemaschine anschaf-
fen. Dieser Filterkaffee, den er uns zumutet, schmeckt nicht nur
abscheulich, sondern ist vermutlich sogar gesundheitlich bedenklich.
Aber Geld interessiert meinen Vater nun mal nicht, und
Geldausgeben noch viel weniger. Er gönnt sich nur das Nötigste,
fährt einen schätzungsweise hundert Jahre alten Daimler,
besitzt einen etwa ebenso alten Rauhaardackel mit Namen
Bruno, und in Stoßzeiten sowie als Urlaubs- oder Krankheitsvertretung
muss meine Mutter in der Praxis aushelfen. Unentgeltlich
selbstverständlich. Aber dafür macht er ihr immerhin in
regelmäßigen Abständen Geschenke. Etwa alle zehn Jahre. Das
letzte Mal, an das ich mich erinnern kann, war im Jahr 2002.
Damals meldete der Elektrofachhandel Brinkmann Insolvenz
an und veräußerte seinen Restbestand zu Dumpingpreisen.
Mein Vater erwarb bei dieser Gelegenheit einen Radiowecker
und für meine Mutter ein Epiliergerät.
So ein Leben möchte ich nicht führen. Niemals. Und das
nicht nur, weil ich mich vor Epiliergeräten fürchte.
War um ich trotzdem in seiner Praxis gelandet bin ? Weil ich
mich habe überreden lassen. Von meiner Mutter. Anfang des
Jahres beschloss mein Vater nämlich, mir einen Strich durch
die Karriereplanung zu machen. Kaum war ich mit meinen
Fortbildungen durch, da bekam er einen Herzinfarkt. Einfach
so. Nichts Dramatisches, aber schlimm genug, um ihn für eine
Weile außer Gefecht zu setzen. Und an dieser Stelle kam dann
meine in Tränen aufgelöste Mutter ins Spiel. Immer schon
seine Geheimwaffe. Ob ich denn nicht wenigstens die Krankenvertretung
machen könne, wollte sie wissen. Nur ein paar Monate
und vielleicht noch eine klitzekleine Übergangszeit. Seit
in unserem Einzugsgebiet so viel gebaut würde, komme Vater
mit der Arbeit ohnehin kaum noch hinterher. Außerdem solle
er nach der Reha nicht gleich wieder das volle Arbeitspensum
vor sich haben. Und deswegen sei meine Unterstützung unerlässlich.
Und hier bin ich nun. Am Ende dieser vermeintlichen Übergangszeit
und am Ende meiner Nerven.
Doch es gibt einen Lichtstrahl am Horizont. Bald wird sich
mein Leben von Grund auf ändern. Bald hat das Horrorszenario
hier ein Ende. Weil ich dann nämlich im Ausland den längst
verdienten Karrieresprung machen werde. Weit weg von dieser
vorsintflutlichen Praxis mit den verstaubten Geräten und dem
noch verstaubteren Patientenstamm. Falls alles so läuft, wie ich
es eingefädelt habe, werde ich schon bald Partner von Professor
Schümli sein, einem angesehenen Schweizer Schönheitschirurgen,
der mit seiner kleinen, exklusiven Privatklinik in Genf expandieren
will. Hierfür sucht er einen professionellen Partner.
Einen, der sich genau um den Bereich kümmert, der mein Spezialgebiet
ist : Anti-Aging. In seiner Klinik tummeln sich bereits
jetzt die Prominenten, und bald werden diese sich dar um reißen,
von mir behandelt zu werden. Dann finden sich in meiner
Patientenkartei Namen wie Beckham, Hilton oder Ricola, und
sehr bald wird auch Schümlis neue Klinik eine Institution und
werde ich ein reicher Mann sein.
« Herr Doktor ? » Frau Schlichting, die sich inzwischen den
kompletten BH vom Leib gezerrt hat, presst ihren Busen gegen
meinen Bauch. « Ich wollte Ihnen eben nicht zu nahe treten,
aber ... na ja, Sie wissen schon ... Ihr Ruf eilt Ihnen nun mal
voraus. »
Also, viel näher könnte sie mir eigentlich kaum mehr treten.
« Frau Schlichting, wollen Sie damit andeuten, mein Ruf ist es,
dass ich Brust und Schulter, also vorn und hinten, nicht unterscheiden
kann ? »
Sie schürzt die Lippen. « Nein, nein, das vielleicht nicht gerade.
Aber vorn und hinten, das scheint mir schon ein gutes
Stichwort zu sein ... »
« Ich verstehe nicht ganz. »
« Na ja, Ihr Ruf als Frauenheld ... Der eilt Ihnen vor aus. Und
jetzt tun Sie bloß nicht so, als würde Ihnen das nicht schmeicheln.»
Ich sag's ja : Hier sind nur Verrückte. Wäre dies nicht die Praxis
meines Vaters, hätte ich Konstanze Schlichting vermutlich
längst zum Kollegen Krunze überwiesen. Dem eilt nämlich
ebenfalls ein Ruf vor aus, und zwar der des Vollstreckers. Wer
auf irgendeine Art und Weise schräg rüberkommt, wird von
Dr. Krunze schneller in die Psychiatrie gesteckt, als er « Ich
fühle mich heute irgendwie nicht wohl » sagen kann. Ja genau,
zu Krunze sollte ich Frau Schlichting vielleicht mal überweisen.
Dann ist sie dort, wo sie hingehört. In ihrem Fall würde die Diagnose
lauten : supranasale Symptomatik - ein vorgetäuschter
Fachausdruck, der lediglich dazu dient, den behandelnden Kollegen
zu warnen : Achtung, die Patientin hat eine ausgeprägte
Meise im Oberstübchen.
Eventuell sollte ich bei Frau Schlichting zusätzlich « Überdosis
Klinik unter Palmen » vermerken. Denn ausgestattet mit
dem Gala-befeuerten Verlangen nach Skandalen und klatschblattmäßiger
Unterhaltung taucht sie einmal die Woche in
meiner Sprechstunde auf, um in meinem Privatleben herumzustochern.
Und als hätte ich sonst nichts zu tun, geht sie
mir mit ihren ausgetüftelten Pseudowehwehchen, denen man
weder mit modernster Labordiagnostik noch ausgefuchsten
Untersuchungsmethoden auf die Schliche kommen kann,
mächtig auf die Nerven.
« Liebe Frau Schlichting, meine Tätigkeit hier dient einzig
dem Wohle der Patienten. Falls die eine oder andere Dame dabei
den Eindruck bekommen hat, dass ... »
« Papperlapapp », unterbricht sie mich. « Jetzt hören Sie mal
mit dem Quatsch auf, Dr. Rosen. Ich bin ja nicht blöd. » Plötzlich
kichert sie wie eine wahnsinnige schamanische Kräuterhexe.
« Seit Sie hier in der Praxis praktizieren, braucht man drei
Wochen, um einen Termin zu bekommen. Früher konnte ich
ohne Vor anmeldung in der Sprechstunde erscheinen. »
« Früher gab es auch dieses Neubaugebiet gegenüber nicht.
Seitdem ist das Wartezimmer voll, und deswegen bin ich hier.
Nicht umgekehrt. »
Frau Schlichtings Kichern wird noch einen Tick wahnsinniger.
« Nein, Herr Dr. Rosen, das stimmt so nicht. » Den Rest
des Satzes raunt sie mir direkt ins Ohr : « Es liegt sehr wohl an
Ihnen ! »
Ich komme nicht dazu, mich ein weiteres Mal zu rechtfertigen,
denn jetzt drückt sie mir ihre Brust noch etwas fester gegen
den Körper und sieht mich mit dem Augenaufschlag eines
in die Jahre gekommenen Dessous-Models an. « Also bei mir
dürften Sie Ihrem Ruf gern einmal gerecht werden ... »
In diesem Moment klopft es. Kurz, aber energisch, und zwei
Sekunden später betritt mein Vater unaufgefordert den Raum.
« Oh, guten Tag Frau Schlichting, wo drückt denn der Schuh
heute ? », fragt er in lockerem Tonfall. Etwa so, als träfe er sie gerade
zufällig in der überfüllten U-Bahn und nicht mit dem Busen
vor aus an den Bauchnabel seines Sohnes gepresst. « Kümmert
mein Junior sich gut um Sie ? » Verschmitzt zwinkert er
ihr zu.
Von seiner Charmeoffensive angestachelt, zwinkert sie zurück.
Ob sie meinem Vater wohl auch schon Avancen gemacht
hat, überlege ich. Möglicherweise hat er mir deshalb heimlich
ihre Karteikarte untergejubelt. Vielleicht ist sie ihm aber auch
einfach nur auf die Nerven gegangen. So wie mir jetzt.
« Ach, danke, Herr Doktor. Ihr Sohn ist ganz reizend zu mir.
Sie können sich glücklich schätzen, eine so tüchtige Hilfe zu haben.
»
Mein Vater winkt ab. « Dafür habe ich Paul schließlich studieren
lassen. Und nun ist es an der Zeit, dass er seine Studiengebühren
abarbeitet. Hahaha ! »
Witzig. Die Schlichting findet es offenbar tatsächlich komisch,
denn sie klatscht in die Hände, wofür sie sich endlich
von meinem Bauch lösen muss. Brüstewackelnd stimmt sie
meinem Vater zu. « Wie praktisch ! Dann müssen Sie sich um
Ihre Nachfolge ja keine Sorgen machen, nicht wahr ? Der Junior
wird den Laden hier schon schmeißen. » Wieder dieser Augenaufschlag.
Herrje, jetzt stochert die dumme Kuh auch noch in der Familienwunde
her um : das elende Praxisübernahme-Thema, das
eigentlich gar keines ist. Von Übernahme kann nämlich keine
Rede sein. Mein Vater wird vermutlich noch praktizieren, wenn
Daimler, Rauhaardackel und auch das Epiliergerät längst das
Zeitliche gesegnet haben. Und meinetwegen soll er das auch.
Ich will seinen Provinzkarteikasten ganz bestimmt nicht haben.
Und wenn er sich endlich eingesteht, ohne die erforderlichen
Neuanschaffungen und modernen Konzepte nicht mehr
klarzukommen, werde ich ohnehin längst in der Schweiz sein.
Dann kann er sich einen anderen suchen, der nach seiner Pfeife
tanzt.
« Hat mein Sohn Ihren Pectoralis untersucht ? » Schon fängt
mein Vater an, sich einzumischen. « Schulterschmerzen können
durchaus mal von der Brust her ausstrahlen, nicht wahr,
Paul ? Vergiss den Pectoralis nicht ! »
Unglaublich. Als wäre ich Student im ersten Semester, hat er
sich hinter meinem Rücken an den Schreibtisch geschlichen
und studiert meine Eintragungen in der Patientenakte. Noch
etwas, das längst nicht mehr zeitgemäß ist. Ich meine, wer benutzt
denn heute noch herkömmliche Karteikarten ? Ich kenne
jedenfalls keinen Kollegen, der sich nicht kaputtlachen würde,
wenn man ihm davon erzählte. Im Zeitalter der Digitalisierung
erfolgen die Eintragungen natürlich längst am Computer.
Und ohne selbst ein Technikfreak zu sein, wage ich dennoch
zu behaupten, dass mein Vater sich aufgrund der fehlenden
Elek tronik langsam zum Gespött der Branche macht. Mal abgesehen
davon, dass er mit anderen Praxen bald nicht mehr
kommunizieren kann. Aus diesem Grund hat meine Mutter
zumindest schon mal einen Computer für den Empfang angeschafft,
und ich habe mir selbst einen in mein Sprechzimmer
gestellt. Ich möchte nämlich nicht ausgelacht werden.
« Paul ! Hast du den Pectoralis untersucht ? » Mein Vater gibt
nicht auf.
Was glaubst du wohl, was ich hier gerade mache ?, hätte ich gern
erwidert, aber wenn einem die entblößte Brust einer Frau am
Bauch klebt, kann so eine Antwort schon mal falsch interpretiert
werden. Also knurre ich nur zustimmend.
Mein alter Herr ignoriert es. Zufrieden, sich ein bisschen eingemischt
zu haben, leitet er seinen Rückzug ein. « Also, Frau
Schlichting, ich wünsche Ihnen gute Besserung. Bis zum nächsten
Mal ! », flötet er fröhlich und wirft noch einen letzten Blick
auf ihren Busen, ehe er seinen Kontrollgang beendet und sich
trollt.
Kaum hat er das Sprechzimmer verlassen, springt die
Schlichting auf. Kurz befürchte ich, sie würde nun halbnackt
hinter meinem Vater herstürzen und behaupten, ich hätte statt
des Pectoralis ihren Busen begrapscht. Doch sie greift sich nur
schweigend den BH und streift sich mit einstudierter Laszivität
die Träger über. Dann plinkert sie mich an. Jetzt folgt die Kumpel-
Nummer : « Also mal unter uns, Herr Dr. Rosen, Sie sind
doch gar nicht der Typ für eine Hausarztpraxis in St. Georg. Sie
haben doch bestimmt andere Pläne, oder ? »
Mir reicht es. Das zahlt mir doch kein Mensch. Und seit man
für Beratung und Untersuchung nur noch 35 € pro Quartal bekommt,
beschränkt sich mein Bedürfnis nach Smalltalk mit
Patienten ohnehin auf attraktive Blondinen und männliche
Sportbootbesitzer. Vor allem auf solche, die ihr Große-Jungen-
Spielzeug zum Freundschaftspreis an mich veräußern möchten.
« Frau Schlichting, ich könnte wirklich noch stundenlang mit
Ihnen plaudern, aber das Wartezimmer ist voll, und ich bin leider
bereits im Verzug. Sie sind kerngesund und lediglich ein
bisschen verspannt. Deshalb sollten Sie regelmäßig Ihre Gymnastik
machen. » Mein Blick ist streng. « Aber das sagte ich Ihnen
ja bereits, als Sie wegen der zwickenden Hüfte, dem steifen
Hals, den Quietschgeräuschen im Knie und der Morgensteifheit
hier waren. » Pause. Und erneuter strenger Blick. « Wenn
also sonst nichts mehr anliegt ... »
Dann würde ich Sie jetzt gern hier her auskatapultieren.
2. Nella
Mittwochvormittag
11 Uhr 05. Scheiße, Scheiße, Scheiße ! Kann meine Versichertenkarte
nicht finden ! Verdammt. Habe um 12 Uhr 30 einen
Arzttermin, und die Versichertenkarte ist hierfür nun mal unerlässlich.
Ist fast so etwas wie ein Clubausweis : Ohne kommt
man nicht rein.
11 Uhr 10. Herrje - bin so gut wie tot. Falls ich am Freitag
ohne Medizin ins Flugzeug steigen
muss, sterbe ich definitiv.
Höchstwahrscheinlich sogar
noch ehe der Snack serviert wird.
Und der Snack ist, in Bezug auf
den Flug, momentan das Einzige, auf das ich mich freue.
11 Uhr 25. Gerade fällt mir ein, dass ich die Karte letzte Woche
dazu benutzt habe, einen Ohrring zwischen den Bodendielen
her auszufischen. Vielleicht sollte ich also mal in der
Schmuckschublade nachsehen.
11 Uhr 30. Schmuckschublade negativ. Viele Suchmöglichkeiten
verbleiben jetzt nicht mehr. Ich lebe schließlich nur in einer
1-Raum-Wohnung und nicht in einer 16-Zimmer-Promi-
Villa.
Hm, was wohl Angelina Jolie macht, wenn sie ihre Karte
verliert ? Sämtliche Poolreiniger aus der Nachbarschaft zusammentrommeln,
damit die ihr beim Suchen helfen ? (Muss
beim nächsten Umzug unbedingt dar auf achten, einen Pool im
Haus zu haben, um wenigstens einen wohlgeformten Poolreiniger
um Hilfe bitten zu können.)
Möglicherweise hat Angelina Jolie auch nur deshalb so viele
Kinder, weil Brad Pitt es satthatte, dauernd das Haus voller
Poolreiniger zu haben. Und jetzt müssen die Kids beim Suchen
helfen.
Dummerweise ist bei mir momentan weder an eine ausschwärmende
Kinderschar noch an Umzug zu denken. Selbst
wenn ich auf den Pool verzichte.
11 Uhr 35. War um musste Leo sich auch versetzen lassen ?
Und dann ausgerechnet in die Schweiz. Ich meine, schlimm
genug, dass es dort leckere Schokolade gibt - teuer ist es auch
noch. Und weit weg. Hamburg - Genf - Hamburg, und das jedes
zweite Wochenende, wer kann sich solchen Luxus schon
erlauben ?
Wäre definitiv schlauer gewesen, ich hätte Leo nicht weisgemacht,
mein Laden werfe ausreichend Gewinn ab und
ich sei finanziell unabhängig. Denn nur weil ich mich einigermaßen
ernähren und eine Zwergenbehausung zahlen
kann, heißt das ja noch lange nicht, dass ich reich bin. Vielleicht
sollte ich einfach mal nörgeln. Andere Frauen tun das
schließlich auch. Und je mehr Geld die Leute haben, um so
mehr stöhnen sie ja bekanntlich. Wahrscheinlich wirke ich
in Leos Augen schon total unglaubwürdig.
11 Uhr 38. Orte, an denen ich die Karte schon gesucht habe :
- neben, unter und hinter dem Sofa
- neben, unter und hinter dem Bett
- Schmutzwäschekorb
- komplette Küche, einschließlich Kühlschrank
Orte, an denen ich Karte noch suchen könnte :
- Schuhschrank
- Mülleimer
- Krümelfach vom Toaster
- zwischen den Seiten der InStyle. (Dummerweise gestern ins
Altpapier gebracht.)
11 Uhr 51. Langsam wird es knapp. Bestimmt schließt die
Praxis pünktlich, bei so etwas kennen Ärzte ja keine Gnade.
Jedenfalls solange man nicht mit aufgeschlitzten Pulsadern
gegen ihre Tür hämmert.
12 Uhr 15. Immer noch keine Spur von Karte. Kann nicht
glauben, dass mir das passiert ! Bin normalerweise weder
schusselig noch unordentlich. Erst seit ich die dreißig überschritten
habe, unterläuft mir ab und zu eine kleine Unaufmerksamkeit.
Vermutlich verhält sich das wie mit der Altersweitsichtigkeit
: ein schleichender Prozess. Irgendwann werde
ich mir für alles eine Erinnerung schreiben müssen. Dann
trage ich meinen Haustürschlüssel um den Hals und muss
mich in regelmäßigen Abständen beim DRK melden, damit
ich nicht still und einsam in meiner Wohnung vor mich hin
verwese. Uhuhuuu, furchtbare Vorstellung. Bin sehr froh, für
solche Sachen jetzt Leo zu haben. Leonard, genau genommen,
aber das ist mir zu lang. Jedenfalls im Bett. Und wenn ich
mich ärgere oder Tagebuch schreibe oder die Telefoneinheiten
ticken. Leonard sage ich nur, wenn er mir nach dem Restaurantbesuch
in den Mantel hilft. Eventuell würde ich es auch
beim Juwelier sagen (« Oh, Leonard, sieh doch nur, der Zweikaräter.
Ist der nicht wunderschön ? ») oder - falls wir eines
Tages gemeinsam reisen - am Flughafenschalter (« Leonard,
würdest du uns bitte zwei Sitzplätze vor den Tragflächen organisieren
? »).
Himmel, mir wird schlecht. Wenn ich nur ans Fliegen denke,
wird mir schon speiübel. Wie soll ich nur den kompletten Flug
überstehen, ohne geeignete Medizin ?
12 Uhr 21. Was für eine Schnapsidee, sich für das Flugzeug zu
entscheiden ! Statt wie sonst gemütlich mit dem Zug zu fahren,
lockte auf einmal dieser Schnäppchenpreis : Hin- und
Rückflug für nur 159 € ! Wie sollte man denn da widerstehen
können ? Die Bahnfahrt ist meist teurer. Und dauert länger.
Genau genommen kam ich beim letzten Mal so spät an, dass
Leo und mir nur Zeit für ein gemeinsames Abendessen am
Hauptbahnhof blieb. Danach musste ich sofort zurück, um
den Laden rechtzeitig öffnen zu können.
Bin sehr froh, dass Elisa und Mashavna dieses Mal im Second-
Fashion-Café die Stellung halten, so kann ich einen Tag
länger bleiben. Freu mich total !
Ich meine, man muss im Leben ja auch mal dankbar sein.
Schließlich ist es nicht selbstverständlich, dass man seinen
Lebenstraum verwirklichen und gemeinsam mit den besten
Freundinnen einen Secondhandladen mit angrenzendem Café
eröffnen konnte. Ich hoffe nur, dass mein vom Universum vorgesehenes
Glückskontingent damit nicht aufgebraucht ist. Ein
paar Wünsche hätte ich nämlich noch.
12 Uhr 30. Unter anderem, dass der Flug pro blemlos verläuft !
12 Uhr 40. Jippie ! Karte gefunden ! Sie war im Portemonnaie,
was total abwegig ist, da ich nur acht Kartenfächer habe, die
eigentlich für Konto- und Bonuskarten reserviert sind. Zum
Arzt geht man schließlich nicht so häufig wie zu Douglas.
12 Uhr 42. Uah ! Leider zu spät. Schaffe es nun definitiv nicht
mehr zu Dr. Rosen. Sehr ärgerlich. Brauche also neuen Termin,
was ein Ding der Unmöglichkeit ist, da die Praxis enormen
Zulauf hat, seit der arrogante und schnöselige Sohn vom
Senior dort praktiziert. Dabei dachte ich bislang immer, der
Sinn von Gemeinschaftspraxen bestünde dar in, die Wartezeiten
für Patienten zu verkürzen. Ob Dr. Rosen senior das auch
weiß ?
Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de.
Copyright © 2011 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Schöner Mist. Einen Idioten hat er gesucht. Einen, der in seiner
Praxis die Patienten betreut, auf die er keine Lust hat. Weil sie
einem nämlich den letzten Nerv rauben.
Dabei war das überhaupt nicht so geplant. Also, von mir jedenfalls
nicht. Weder wollte ich in der Hausarztpraxis meines
Vaters arbeiten, noch hatte ich vor, hier in Hamburg zu versauern.
Mir war nämlich bereits im ersten Studiensemester klar, wo
ich hingehöre : New York. Oder Toronto. Meinetwegen auch
Lausanne oder Monaco. Nur, um mal ein paar Beispiele zu nennen.
Das sind doch Metropolen mit echten Perspektiven. Dort
bekommt man nämlich für seine Fähigkeiten noch etwas geboten.
Anerkennung beispielsweise und - noch viel wichtiger :
Geld. Denn wenn man sich, wie ich, auf Anti-Aging spezialisiert
hat, kann man davon einiges verdienen.
Ein jugendliches Äußeres lassen sich die Leute heutzutage etwas
kosten. Das, was die Rolex in den Achtzigern und der Porsche
Boxster Ende der Neunziger war, ist heute das faltenfreie
Gesicht. Statussymbol Nummer eins. Denn auch wenn Lifting
für mich persönlich noch kein Thema ist - schließlich haben
meine besten Jahre gerade erst begonnen -, kann ich den
Wunsch danach durchaus nachvollziehen. Und solange sich die
Bedürfnisse meiner Patienten in einem vertretbaren Rahmen
bewegen, erfülle ich sie ihnen. War um auch nicht ? Sonst suchen
sich die Leute einen anderen Arzt, der dann sein Konto
füllt. Besser also, ich lege selbst Hand an. So bekomme ich das
Geld und der Patient höchste Qualität. Für beide Beteiligten
also ein gutes Geschäft.
Und mal ganz ehrlich : Nach gefühlten tausend Fortbildungen
habe ich mir ein bisschen Entschädigung in Form von
Ruhm und Reichtum auch wirklich verdient. Vom Institut für
Liquid-Lifting über die Anti-Aging-Academy bis hin zur Mo-
lekularkosmetischen Klinik habe ich nämlich jede nur erdenkliche
Möglichkeit genutzt, meine Kenntnisse zu vertiefen. Im
Anschluss an die Ausbildung folgten dann noch zahlreiche Studien
für Pharmafirmen. Ich habe einige tausend Falten unterspritzt
und nebenbei im Bereich Ernährung, Körpertraining
und Hormonersatz so gut wie jedes Zertifikat erworben, das
sich die Branche hat einfallen lassen. Kurz : Ich bin nicht nur einer
der Besten auf dem Gebiet der nichtoperativen Faltenbehandlung,
ich kann dem Alterungsprozess auch ganzheitlich
entgegenwirken.
Nur ist dieser ganzheitliche Ansatz inzwischen kaum mehr
gefragt. Wer sich heute optisch verjüngen will, hat meist keine
Zeit. Er möchte sofort sichtbare Ergebnisse, nicht erst nach jahrelangem
Gemüseverzehr. Außerdem darf man sich da nichts
vormachen : Gesunde Ernährung mag in vielerlei Hinsicht sinnvoll
sein, aber wer genetisch auf Tränensäcke, Schlupflider und
Nasolabialfalten programmiert ist, dem hilft das Grünzeug
auch nicht viel.
Leider hat mein Vater für diese Art der Medizin keinerlei
Verständnis. Schlimmer noch : Mein Vorhaben, mich auf ästhetische
Schönheitsmedizin zu spezialisieren, hält er für ausgemachten
Schwachsinn. Für ihn ist alles, was mit Facelift zu
tun hat, ein Albtraum und Anti-Aging nur etwas für Amerikaner.
Und von denen gibt es hier, im Hamburger Stadtteil
Sankt Georg, nun mal keine. Das behauptet er jedenfalls. Sehr
schade, denn wäre er nur ein bisschen empfänglich für Trends
und würde mal ein paar Euro in die Praxisausstattung stecken,
könnte auch bei ihm am Ende des Quartals die Kasse klingeln.
Schon ein, zwei neue Behandlungsgeräte würden ihn auf Dauer
finanziell besser dastehen lassen. Dann würde er möglicherweise
sogar endlich eine anständige Kaffeemaschine anschaf-
fen. Dieser Filterkaffee, den er uns zumutet, schmeckt nicht nur
abscheulich, sondern ist vermutlich sogar gesundheitlich bedenklich.
Aber Geld interessiert meinen Vater nun mal nicht, und
Geldausgeben noch viel weniger. Er gönnt sich nur das Nötigste,
fährt einen schätzungsweise hundert Jahre alten Daimler,
besitzt einen etwa ebenso alten Rauhaardackel mit Namen
Bruno, und in Stoßzeiten sowie als Urlaubs- oder Krankheitsvertretung
muss meine Mutter in der Praxis aushelfen. Unentgeltlich
selbstverständlich. Aber dafür macht er ihr immerhin in
regelmäßigen Abständen Geschenke. Etwa alle zehn Jahre. Das
letzte Mal, an das ich mich erinnern kann, war im Jahr 2002.
Damals meldete der Elektrofachhandel Brinkmann Insolvenz
an und veräußerte seinen Restbestand zu Dumpingpreisen.
Mein Vater erwarb bei dieser Gelegenheit einen Radiowecker
und für meine Mutter ein Epiliergerät.
So ein Leben möchte ich nicht führen. Niemals. Und das
nicht nur, weil ich mich vor Epiliergeräten fürchte.
War um ich trotzdem in seiner Praxis gelandet bin ? Weil ich
mich habe überreden lassen. Von meiner Mutter. Anfang des
Jahres beschloss mein Vater nämlich, mir einen Strich durch
die Karriereplanung zu machen. Kaum war ich mit meinen
Fortbildungen durch, da bekam er einen Herzinfarkt. Einfach
so. Nichts Dramatisches, aber schlimm genug, um ihn für eine
Weile außer Gefecht zu setzen. Und an dieser Stelle kam dann
meine in Tränen aufgelöste Mutter ins Spiel. Immer schon
seine Geheimwaffe. Ob ich denn nicht wenigstens die Krankenvertretung
machen könne, wollte sie wissen. Nur ein paar Monate
und vielleicht noch eine klitzekleine Übergangszeit. Seit
in unserem Einzugsgebiet so viel gebaut würde, komme Vater
mit der Arbeit ohnehin kaum noch hinterher. Außerdem solle
er nach der Reha nicht gleich wieder das volle Arbeitspensum
vor sich haben. Und deswegen sei meine Unterstützung unerlässlich.
Und hier bin ich nun. Am Ende dieser vermeintlichen Übergangszeit
und am Ende meiner Nerven.
Doch es gibt einen Lichtstrahl am Horizont. Bald wird sich
mein Leben von Grund auf ändern. Bald hat das Horrorszenario
hier ein Ende. Weil ich dann nämlich im Ausland den längst
verdienten Karrieresprung machen werde. Weit weg von dieser
vorsintflutlichen Praxis mit den verstaubten Geräten und dem
noch verstaubteren Patientenstamm. Falls alles so läuft, wie ich
es eingefädelt habe, werde ich schon bald Partner von Professor
Schümli sein, einem angesehenen Schweizer Schönheitschirurgen,
der mit seiner kleinen, exklusiven Privatklinik in Genf expandieren
will. Hierfür sucht er einen professionellen Partner.
Einen, der sich genau um den Bereich kümmert, der mein Spezialgebiet
ist : Anti-Aging. In seiner Klinik tummeln sich bereits
jetzt die Prominenten, und bald werden diese sich dar um reißen,
von mir behandelt zu werden. Dann finden sich in meiner
Patientenkartei Namen wie Beckham, Hilton oder Ricola, und
sehr bald wird auch Schümlis neue Klinik eine Institution und
werde ich ein reicher Mann sein.
« Herr Doktor ? » Frau Schlichting, die sich inzwischen den
kompletten BH vom Leib gezerrt hat, presst ihren Busen gegen
meinen Bauch. « Ich wollte Ihnen eben nicht zu nahe treten,
aber ... na ja, Sie wissen schon ... Ihr Ruf eilt Ihnen nun mal
voraus. »
Also, viel näher könnte sie mir eigentlich kaum mehr treten.
« Frau Schlichting, wollen Sie damit andeuten, mein Ruf ist es,
dass ich Brust und Schulter, also vorn und hinten, nicht unterscheiden
kann ? »
Sie schürzt die Lippen. « Nein, nein, das vielleicht nicht gerade.
Aber vorn und hinten, das scheint mir schon ein gutes
Stichwort zu sein ... »
« Ich verstehe nicht ganz. »
« Na ja, Ihr Ruf als Frauenheld ... Der eilt Ihnen vor aus. Und
jetzt tun Sie bloß nicht so, als würde Ihnen das nicht schmeicheln.»
Ich sag's ja : Hier sind nur Verrückte. Wäre dies nicht die Praxis
meines Vaters, hätte ich Konstanze Schlichting vermutlich
längst zum Kollegen Krunze überwiesen. Dem eilt nämlich
ebenfalls ein Ruf vor aus, und zwar der des Vollstreckers. Wer
auf irgendeine Art und Weise schräg rüberkommt, wird von
Dr. Krunze schneller in die Psychiatrie gesteckt, als er « Ich
fühle mich heute irgendwie nicht wohl » sagen kann. Ja genau,
zu Krunze sollte ich Frau Schlichting vielleicht mal überweisen.
Dann ist sie dort, wo sie hingehört. In ihrem Fall würde die Diagnose
lauten : supranasale Symptomatik - ein vorgetäuschter
Fachausdruck, der lediglich dazu dient, den behandelnden Kollegen
zu warnen : Achtung, die Patientin hat eine ausgeprägte
Meise im Oberstübchen.
Eventuell sollte ich bei Frau Schlichting zusätzlich « Überdosis
Klinik unter Palmen » vermerken. Denn ausgestattet mit
dem Gala-befeuerten Verlangen nach Skandalen und klatschblattmäßiger
Unterhaltung taucht sie einmal die Woche in
meiner Sprechstunde auf, um in meinem Privatleben herumzustochern.
Und als hätte ich sonst nichts zu tun, geht sie
mir mit ihren ausgetüftelten Pseudowehwehchen, denen man
weder mit modernster Labordiagnostik noch ausgefuchsten
Untersuchungsmethoden auf die Schliche kommen kann,
mächtig auf die Nerven.
« Liebe Frau Schlichting, meine Tätigkeit hier dient einzig
dem Wohle der Patienten. Falls die eine oder andere Dame dabei
den Eindruck bekommen hat, dass ... »
« Papperlapapp », unterbricht sie mich. « Jetzt hören Sie mal
mit dem Quatsch auf, Dr. Rosen. Ich bin ja nicht blöd. » Plötzlich
kichert sie wie eine wahnsinnige schamanische Kräuterhexe.
« Seit Sie hier in der Praxis praktizieren, braucht man drei
Wochen, um einen Termin zu bekommen. Früher konnte ich
ohne Vor anmeldung in der Sprechstunde erscheinen. »
« Früher gab es auch dieses Neubaugebiet gegenüber nicht.
Seitdem ist das Wartezimmer voll, und deswegen bin ich hier.
Nicht umgekehrt. »
Frau Schlichtings Kichern wird noch einen Tick wahnsinniger.
« Nein, Herr Dr. Rosen, das stimmt so nicht. » Den Rest
des Satzes raunt sie mir direkt ins Ohr : « Es liegt sehr wohl an
Ihnen ! »
Ich komme nicht dazu, mich ein weiteres Mal zu rechtfertigen,
denn jetzt drückt sie mir ihre Brust noch etwas fester gegen
den Körper und sieht mich mit dem Augenaufschlag eines
in die Jahre gekommenen Dessous-Models an. « Also bei mir
dürften Sie Ihrem Ruf gern einmal gerecht werden ... »
In diesem Moment klopft es. Kurz, aber energisch, und zwei
Sekunden später betritt mein Vater unaufgefordert den Raum.
« Oh, guten Tag Frau Schlichting, wo drückt denn der Schuh
heute ? », fragt er in lockerem Tonfall. Etwa so, als träfe er sie gerade
zufällig in der überfüllten U-Bahn und nicht mit dem Busen
vor aus an den Bauchnabel seines Sohnes gepresst. « Kümmert
mein Junior sich gut um Sie ? » Verschmitzt zwinkert er
ihr zu.
Von seiner Charmeoffensive angestachelt, zwinkert sie zurück.
Ob sie meinem Vater wohl auch schon Avancen gemacht
hat, überlege ich. Möglicherweise hat er mir deshalb heimlich
ihre Karteikarte untergejubelt. Vielleicht ist sie ihm aber auch
einfach nur auf die Nerven gegangen. So wie mir jetzt.
« Ach, danke, Herr Doktor. Ihr Sohn ist ganz reizend zu mir.
Sie können sich glücklich schätzen, eine so tüchtige Hilfe zu haben.
»
Mein Vater winkt ab. « Dafür habe ich Paul schließlich studieren
lassen. Und nun ist es an der Zeit, dass er seine Studiengebühren
abarbeitet. Hahaha ! »
Witzig. Die Schlichting findet es offenbar tatsächlich komisch,
denn sie klatscht in die Hände, wofür sie sich endlich
von meinem Bauch lösen muss. Brüstewackelnd stimmt sie
meinem Vater zu. « Wie praktisch ! Dann müssen Sie sich um
Ihre Nachfolge ja keine Sorgen machen, nicht wahr ? Der Junior
wird den Laden hier schon schmeißen. » Wieder dieser Augenaufschlag.
Herrje, jetzt stochert die dumme Kuh auch noch in der Familienwunde
her um : das elende Praxisübernahme-Thema, das
eigentlich gar keines ist. Von Übernahme kann nämlich keine
Rede sein. Mein Vater wird vermutlich noch praktizieren, wenn
Daimler, Rauhaardackel und auch das Epiliergerät längst das
Zeitliche gesegnet haben. Und meinetwegen soll er das auch.
Ich will seinen Provinzkarteikasten ganz bestimmt nicht haben.
Und wenn er sich endlich eingesteht, ohne die erforderlichen
Neuanschaffungen und modernen Konzepte nicht mehr
klarzukommen, werde ich ohnehin längst in der Schweiz sein.
Dann kann er sich einen anderen suchen, der nach seiner Pfeife
tanzt.
« Hat mein Sohn Ihren Pectoralis untersucht ? » Schon fängt
mein Vater an, sich einzumischen. « Schulterschmerzen können
durchaus mal von der Brust her ausstrahlen, nicht wahr,
Paul ? Vergiss den Pectoralis nicht ! »
Unglaublich. Als wäre ich Student im ersten Semester, hat er
sich hinter meinem Rücken an den Schreibtisch geschlichen
und studiert meine Eintragungen in der Patientenakte. Noch
etwas, das längst nicht mehr zeitgemäß ist. Ich meine, wer benutzt
denn heute noch herkömmliche Karteikarten ? Ich kenne
jedenfalls keinen Kollegen, der sich nicht kaputtlachen würde,
wenn man ihm davon erzählte. Im Zeitalter der Digitalisierung
erfolgen die Eintragungen natürlich längst am Computer.
Und ohne selbst ein Technikfreak zu sein, wage ich dennoch
zu behaupten, dass mein Vater sich aufgrund der fehlenden
Elek tronik langsam zum Gespött der Branche macht. Mal abgesehen
davon, dass er mit anderen Praxen bald nicht mehr
kommunizieren kann. Aus diesem Grund hat meine Mutter
zumindest schon mal einen Computer für den Empfang angeschafft,
und ich habe mir selbst einen in mein Sprechzimmer
gestellt. Ich möchte nämlich nicht ausgelacht werden.
« Paul ! Hast du den Pectoralis untersucht ? » Mein Vater gibt
nicht auf.
Was glaubst du wohl, was ich hier gerade mache ?, hätte ich gern
erwidert, aber wenn einem die entblößte Brust einer Frau am
Bauch klebt, kann so eine Antwort schon mal falsch interpretiert
werden. Also knurre ich nur zustimmend.
Mein alter Herr ignoriert es. Zufrieden, sich ein bisschen eingemischt
zu haben, leitet er seinen Rückzug ein. « Also, Frau
Schlichting, ich wünsche Ihnen gute Besserung. Bis zum nächsten
Mal ! », flötet er fröhlich und wirft noch einen letzten Blick
auf ihren Busen, ehe er seinen Kontrollgang beendet und sich
trollt.
Kaum hat er das Sprechzimmer verlassen, springt die
Schlichting auf. Kurz befürchte ich, sie würde nun halbnackt
hinter meinem Vater herstürzen und behaupten, ich hätte statt
des Pectoralis ihren Busen begrapscht. Doch sie greift sich nur
schweigend den BH und streift sich mit einstudierter Laszivität
die Träger über. Dann plinkert sie mich an. Jetzt folgt die Kumpel-
Nummer : « Also mal unter uns, Herr Dr. Rosen, Sie sind
doch gar nicht der Typ für eine Hausarztpraxis in St. Georg. Sie
haben doch bestimmt andere Pläne, oder ? »
Mir reicht es. Das zahlt mir doch kein Mensch. Und seit man
für Beratung und Untersuchung nur noch 35 € pro Quartal bekommt,
beschränkt sich mein Bedürfnis nach Smalltalk mit
Patienten ohnehin auf attraktive Blondinen und männliche
Sportbootbesitzer. Vor allem auf solche, die ihr Große-Jungen-
Spielzeug zum Freundschaftspreis an mich veräußern möchten.
« Frau Schlichting, ich könnte wirklich noch stundenlang mit
Ihnen plaudern, aber das Wartezimmer ist voll, und ich bin leider
bereits im Verzug. Sie sind kerngesund und lediglich ein
bisschen verspannt. Deshalb sollten Sie regelmäßig Ihre Gymnastik
machen. » Mein Blick ist streng. « Aber das sagte ich Ihnen
ja bereits, als Sie wegen der zwickenden Hüfte, dem steifen
Hals, den Quietschgeräuschen im Knie und der Morgensteifheit
hier waren. » Pause. Und erneuter strenger Blick. « Wenn
also sonst nichts mehr anliegt ... »
Dann würde ich Sie jetzt gern hier her auskatapultieren.
2. Nella
Mittwochvormittag
11 Uhr 05. Scheiße, Scheiße, Scheiße ! Kann meine Versichertenkarte
nicht finden ! Verdammt. Habe um 12 Uhr 30 einen
Arzttermin, und die Versichertenkarte ist hierfür nun mal unerlässlich.
Ist fast so etwas wie ein Clubausweis : Ohne kommt
man nicht rein.
11 Uhr 10. Herrje - bin so gut wie tot. Falls ich am Freitag
ohne Medizin ins Flugzeug steigen
muss, sterbe ich definitiv.
Höchstwahrscheinlich sogar
noch ehe der Snack serviert wird.
Und der Snack ist, in Bezug auf
den Flug, momentan das Einzige, auf das ich mich freue.
11 Uhr 25. Gerade fällt mir ein, dass ich die Karte letzte Woche
dazu benutzt habe, einen Ohrring zwischen den Bodendielen
her auszufischen. Vielleicht sollte ich also mal in der
Schmuckschublade nachsehen.
11 Uhr 30. Schmuckschublade negativ. Viele Suchmöglichkeiten
verbleiben jetzt nicht mehr. Ich lebe schließlich nur in einer
1-Raum-Wohnung und nicht in einer 16-Zimmer-Promi-
Villa.
Hm, was wohl Angelina Jolie macht, wenn sie ihre Karte
verliert ? Sämtliche Poolreiniger aus der Nachbarschaft zusammentrommeln,
damit die ihr beim Suchen helfen ? (Muss
beim nächsten Umzug unbedingt dar auf achten, einen Pool im
Haus zu haben, um wenigstens einen wohlgeformten Poolreiniger
um Hilfe bitten zu können.)
Möglicherweise hat Angelina Jolie auch nur deshalb so viele
Kinder, weil Brad Pitt es satthatte, dauernd das Haus voller
Poolreiniger zu haben. Und jetzt müssen die Kids beim Suchen
helfen.
Dummerweise ist bei mir momentan weder an eine ausschwärmende
Kinderschar noch an Umzug zu denken. Selbst
wenn ich auf den Pool verzichte.
11 Uhr 35. War um musste Leo sich auch versetzen lassen ?
Und dann ausgerechnet in die Schweiz. Ich meine, schlimm
genug, dass es dort leckere Schokolade gibt - teuer ist es auch
noch. Und weit weg. Hamburg - Genf - Hamburg, und das jedes
zweite Wochenende, wer kann sich solchen Luxus schon
erlauben ?
Wäre definitiv schlauer gewesen, ich hätte Leo nicht weisgemacht,
mein Laden werfe ausreichend Gewinn ab und
ich sei finanziell unabhängig. Denn nur weil ich mich einigermaßen
ernähren und eine Zwergenbehausung zahlen
kann, heißt das ja noch lange nicht, dass ich reich bin. Vielleicht
sollte ich einfach mal nörgeln. Andere Frauen tun das
schließlich auch. Und je mehr Geld die Leute haben, um so
mehr stöhnen sie ja bekanntlich. Wahrscheinlich wirke ich
in Leos Augen schon total unglaubwürdig.
11 Uhr 38. Orte, an denen ich die Karte schon gesucht habe :
- neben, unter und hinter dem Sofa
- neben, unter und hinter dem Bett
- Schmutzwäschekorb
- komplette Küche, einschließlich Kühlschrank
Orte, an denen ich Karte noch suchen könnte :
- Schuhschrank
- Mülleimer
- Krümelfach vom Toaster
- zwischen den Seiten der InStyle. (Dummerweise gestern ins
Altpapier gebracht.)
11 Uhr 51. Langsam wird es knapp. Bestimmt schließt die
Praxis pünktlich, bei so etwas kennen Ärzte ja keine Gnade.
Jedenfalls solange man nicht mit aufgeschlitzten Pulsadern
gegen ihre Tür hämmert.
12 Uhr 15. Immer noch keine Spur von Karte. Kann nicht
glauben, dass mir das passiert ! Bin normalerweise weder
schusselig noch unordentlich. Erst seit ich die dreißig überschritten
habe, unterläuft mir ab und zu eine kleine Unaufmerksamkeit.
Vermutlich verhält sich das wie mit der Altersweitsichtigkeit
: ein schleichender Prozess. Irgendwann werde
ich mir für alles eine Erinnerung schreiben müssen. Dann
trage ich meinen Haustürschlüssel um den Hals und muss
mich in regelmäßigen Abständen beim DRK melden, damit
ich nicht still und einsam in meiner Wohnung vor mich hin
verwese. Uhuhuuu, furchtbare Vorstellung. Bin sehr froh, für
solche Sachen jetzt Leo zu haben. Leonard, genau genommen,
aber das ist mir zu lang. Jedenfalls im Bett. Und wenn ich
mich ärgere oder Tagebuch schreibe oder die Telefoneinheiten
ticken. Leonard sage ich nur, wenn er mir nach dem Restaurantbesuch
in den Mantel hilft. Eventuell würde ich es auch
beim Juwelier sagen (« Oh, Leonard, sieh doch nur, der Zweikaräter.
Ist der nicht wunderschön ? ») oder - falls wir eines
Tages gemeinsam reisen - am Flughafenschalter (« Leonard,
würdest du uns bitte zwei Sitzplätze vor den Tragflächen organisieren
? »).
Himmel, mir wird schlecht. Wenn ich nur ans Fliegen denke,
wird mir schon speiübel. Wie soll ich nur den kompletten Flug
überstehen, ohne geeignete Medizin ?
12 Uhr 21. Was für eine Schnapsidee, sich für das Flugzeug zu
entscheiden ! Statt wie sonst gemütlich mit dem Zug zu fahren,
lockte auf einmal dieser Schnäppchenpreis : Hin- und
Rückflug für nur 159 € ! Wie sollte man denn da widerstehen
können ? Die Bahnfahrt ist meist teurer. Und dauert länger.
Genau genommen kam ich beim letzten Mal so spät an, dass
Leo und mir nur Zeit für ein gemeinsames Abendessen am
Hauptbahnhof blieb. Danach musste ich sofort zurück, um
den Laden rechtzeitig öffnen zu können.
Bin sehr froh, dass Elisa und Mashavna dieses Mal im Second-
Fashion-Café die Stellung halten, so kann ich einen Tag
länger bleiben. Freu mich total !
Ich meine, man muss im Leben ja auch mal dankbar sein.
Schließlich ist es nicht selbstverständlich, dass man seinen
Lebenstraum verwirklichen und gemeinsam mit den besten
Freundinnen einen Secondhandladen mit angrenzendem Café
eröffnen konnte. Ich hoffe nur, dass mein vom Universum vorgesehenes
Glückskontingent damit nicht aufgebraucht ist. Ein
paar Wünsche hätte ich nämlich noch.
12 Uhr 30. Unter anderem, dass der Flug pro blemlos verläuft !
12 Uhr 40. Jippie ! Karte gefunden ! Sie war im Portemonnaie,
was total abwegig ist, da ich nur acht Kartenfächer habe, die
eigentlich für Konto- und Bonuskarten reserviert sind. Zum
Arzt geht man schließlich nicht so häufig wie zu Douglas.
12 Uhr 42. Uah ! Leider zu spät. Schaffe es nun definitiv nicht
mehr zu Dr. Rosen. Sehr ärgerlich. Brauche also neuen Termin,
was ein Ding der Unmöglichkeit ist, da die Praxis enormen
Zulauf hat, seit der arrogante und schnöselige Sohn vom
Senior dort praktiziert. Dabei dachte ich bislang immer, der
Sinn von Gemeinschaftspraxen bestünde dar in, die Wartezeiten
für Patienten zu verkürzen. Ob Dr. Rosen senior das auch
weiß ?
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Autoren-Porträt von Mia Morgowski
Mia Morgowski ist gebürtige Hamburgerin. Viele Jahre hat sie als Grafik-Designerin in verschiedenen Werbeagenturen gearbeitet, bevor 2008 ihr Debütroman erschien: «Kein Sex ist auch keine Lösung» war ein Bestseller und wurde erfolgreich fürs Kino verfilmt. Es folgten zahlreiche weitere Romane, die sich alle ihrem größten Hobby widmen: dem modernen Mann und seinen Macken. Denn Mia kennt sich aus mit Männern. Einen hat sie sogar geheiratet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Mia Morgowski
- 2013, 3. Aufl., 368 Seiten, mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499256371
- ISBN-13: 9783499256370
- Erscheinungsdatum: 21.04.2011
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