Die neuen Kreuzzüge
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Die neuen Kreuzzüge vonGilles Kepel
LESEPROBEEinleitung
ImDezember 2001 taucht im Internet ein arabischsprachiges Manifest auf, das einepolitische Rechtfertigung für die Anschläge vom 11.September 2001 in den USAenthält. Unterzeichner ist einer der wichtigsten Drahtzieher der Taten, derägyptische Arzt Ayman al-Zawahiri, ein Ideologe Al-Qaidas und Mentor Osama BinLadens. Unter dem Titel Ritter unter dem Banner des Propheten machtdiese Schrift die Gründe deutlich, warum die radikalen Dschihad-Anhänger dieVereinigten Staaten - den »fernen Feind« in ihrer Sprache - angegriffen undwelche Wirkung sie sich von den verheerenden Anschlägen erhofft haben. MitBlick auf die Erwartungen, die der siegreiche Dschihad in Afghanistan imJahrzehnt zuvor geweckt hat, zieht Zawahiri zunächst eine düstere Bilanz fürdie 1990er Jahre. Von Ägypten bis Bosnien und von Saudi-Arabien bis Algeriensind die Gotteskrieger in ihrem Vorhaben, die »muslimischen Massen« hinter sichzu scharen und die dort herrschenden Regime, diesen »nahen Feind«, zu stürzen,endgültig gescheitert. Um ihren Abwärtstrend umzukehren, muß die Bewegung ihreStrategie radikal ändern und einen großen Schlag gegen die Vereinigten Staatenführen. Durch seine Kühnheit und spektakuläre Größenordnung soll dieser dieunentschlossenen Bevölkerungen in der islamischen Welt begeistern und sie vonder unbesiegbaren Kraft des Dschihad sowie von der Schwäche des hochmütigenAmerika überzeugen, das für die »abtrünnigen« Führer im Nahen und MittlerenOsten als Schutzmacht auftritt. Doch kann diese terroristische Provokation aufwestlichem Territorium die Streiter nach Meinung Bin Ladens und Zawahiris nichtvon ihrem ersten Ziel ablenken: einen Krieg innerhalb des Islam zu entfachen,bei dem es zunächst und vor allem darum geht, den militanten Dschihad-Kämpferndie Kontrolle über das Denken der Glaubensgenossen zu sichern. Dann könne durchden bewaffneten Kampf überall »der islamische Staat« errichtet werden.
DieBewegung, so merkt Zawahiri an, sei in den 1990er Jahren deswegen gescheitert,weil ein großes, einigendes Anliegen gefehlt habe. Dieses hätte von derislamistischen »Avantgarde« getragen und eine spontane Identifikation derMehrheit der Menschen in der islamischen Welt ermöglichen müssen. Mit Beginndes neuen Jahrhunderts taucht mit der Palästinafrage nun plötzlich ein solchesAnliegen auf. Das Scheitern des Friedens von Oslo, der Ausbruch der zweitenIntifada im Herbst 2000 und die massive Repression durch Ariel ScharonsRegierung sorgen dafür, daß dem durchschnittlichen Fernsehzuschauer, demAl-Dschasira und andere Sender täglich die Bilder der Gewalt zeigen, derbewaffnete Kampf als legitime Sache erscheint. Im Sommer 2001 werden dieSelbstmordanschläge, die von palästinensischen Islamisten organisiert und vonden Predigern in der gesamten islamischen Welt als »Märtyrer-Operationen«bezeichnet werden, zum Symbol für den Widerstand gegen die erdrückendemilitärische Übermacht Israels. Diese explosive Stimmung bietet denDrahtziehern der Anschläge vom 11.September die erhoffte Gelegenheit zumLosschlagen. Die Infernos von New York und Washington sollen als einespektakuläre Fortsetzung der Serie der palästinensischen Selbstmordanschlägeerscheinen, aus deren Popularität Bin Laden Kapital zu schlagen hofft. So verkündeter von einer afghanischen Höhle aus in einer Erklärung, die am 7.Oktober 2001ausgestrahlt wird, seinen Schwur »bei Allah, der den Himmel ohne Säulenerrichtet hat, daß Amerika nie wieder ruhig schlafen wird«, solange die Leidender Palästinenser und der Kinder des Irak fortdauern würden.
Währenddie militanten Kämpfer des Dschihad durch Gewaltakte eine präzise kalkulierteStrategie mit dem Ziel verfolgen, in der islamischen Welt eine ideologische Vormachtstellungzu erringen, geraten die Bemühungen, den Nahen und Mittleren Osten nach demsowjetischen Zusammenbruch in die Globalisierung der einpolig gewordenen Weltmit einzubeziehen, in eine große Krise. Die wieder aufflammende Gewalt imisraelisch-palästinensischen Konflikt ab Herbst 2000 ist deren auffallendstesSymptom, aber zugleich auch (wie der 11.September auf seine Art) das Ergebniseiner Entwicklung, die sich seit sehr viel längerer Zeit unter der Oberflächeangebahnt hat. Ihr Ursprung liegt in einer Weltanschauung, die schon vor derWahl George W. Bushs die Politik in Washington beeinflußt hatte und die jetzt,nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon eineherausragende Stellung einnimmt: der Neokonservativismus. Wie dieDschihad-Krieger ziehen auch die Neokonservativen - allerdings ausgegenteiligen Gründen - eine niederschmetternde Bilanz der 1990er Jahre imNahen Osten. Der Frieden von Oslo, der Bin Laden und seinen Getreuen verhaßtist, weil er die Araber vom Heiligen Krieg zur Vernichtung Israels abhält, giltden Neocons, die sich zu Verteidigern des Judenstaates machen, als Wegin eine Falle. Zum einen wiege er Israel in einer trügerischen Sicherheit, denndie arabischen Staaten akzeptierten die Existenz des Staates nur wegen ihrermomentanen Schwäche und würden bei nächster Gelegenheit wieder zu den Waffengreifen. Andererseits zementiere dieser Frieden einen beklagenswerten Statusquo: Das Weiße Haus unterstütze autoritäre und korrupte arabische Regime,solange diese nur im Chor der Fürsprecher von Oslo mitsängen und den - vorallem energiepolitischen - Interessen der Vereinigten Staaten dienten.
AbMitte der 1990er Jahre macht sich die neokonservative Strömung, von denenmehrere Vertreter der Ideologie des israelischen Likud nahestehen, dafür stark,die Karten im Nahen Osten unter zwei Gesichtspunkten neu zu mischen: Der erste,militärische, zielt darauf ab, den Staaten, die als Bedrohung Israels gelten -dem Syrien der Baath-Partei, dem Iran der Mullahs und vor allem dem Irak unterSaddam Hussein - das Rückgrat zu brechen. Beim zweiten Gesichtspunkt, der aufeiner zivilen Ebene an den ersten anknüpft, geht es darum, demokratischeReformen zu fördern und mit ihnen einen Sturz der Diktaturen in der Region undeinen Übergang der Macht an Vertreter der Zivilgesellschaft einzuleiten, diesich dann willig in eine Globalisierung unter amerikanischer Vorherrschafteinfügen würden.
Auchwenn sich die Dschihad-Kämpfer und die Neokonservativen in ihren Endzielenunterscheiden, so streben doch beide einen Sturz der herrschenden autoritärenund korrupten Regime in der Region an - entweder im Namen der Ideale desradikalen Islamismus oder zugunsten der Werte der Demokratie. Daß sich beideSeiten in diesem Punkt treffen, hat mehr als nur anekdotischen Charakter:Vielmehr werden die politischen Kräfteverhältnisse, die sich im Nahen undMittleren Osten eingependelt haben, inzwischen als ungerecht empfunden. BeideParteien sind bereit, sie gewaltsam zu verändern - durch Terror auf der einenund durch Militäraktionen auf der anderen Seite. Wirtschaftlich besonderswichtig machen die Region ihre gewaltigen Ölvorkommen, die einen Großteil desweltweiten Energiebedarfs decken und den Förderstaaten - vor allem, wie 2004,in Zeiten hoher Ölpreise - eine Finanzkraft bescheren, die für die weltweiteÖkonomie von entscheidender Bedeutung ist. Das Spiel um diese übermäßig hohenEinsätze wird verkompliziert durch die katastrophalen »grundlegendenVerhältnisse« in der Region, an die ab 2002 die UNDP-Berichte (Programm derVereinten Nationen für die Entwicklung) zu den arabischen Ländern eindringlicherinnert haben: Übervölkerung, niederes Niveau bei Beschäftigung und Einkommen,häufig fehlender Zugang zu Bildung und zu modernen Mitteln der Kommunikationetc. All dies bildet einen fruchtbaren Nährboden für ungewöhnlich heftigeKonflikte. Dabei geht es unter anderem darum, die Kontrolle über dasvorherrschende ideologische System zu gewinnen, das die dortigen politischenund sozialen Gleichgewichte bestimmt: den Islam.
Soereignen sich die welterschütternden Anschläge vom 11.September vor demHintergrund von zwei sich deckenden politischen Großprojekten, die auf eineradikale Veränderung der Verhältnisse im Nahen Osten abzielen: Auf der einenSeite stehen dabei die Dschihad-Kämpfer und auf der anderen dieNeokonservativen. Die ersten streben danach, die Anzahl ihrer Rekruten undSympathisanten mit dem Ziel zu erhöhen, sich als Sprachrohr und Verteidigereiner islamischen Welt zu positionieren, die angeblich durch US-Präsident Bushs»Krieg gegen den Terror« angegriffen wird. Dabei setzen sie darauf, einenklassischen politischen Kreislauf in Gang zu setzen, bei dem ProvokationenRepressionen auslösen und dabei Opfer fordern, aus denen sich politisches Kapitalschlagen läßt. So müssen die »Kollateralschäden« an getöteten oder verletztenFrauen und Kindern oder mißhandelte Gefangene als Beweis dafür herhalten, daßdieser Krieg gegen die Muslime als solche geführt wird.
Dagegen»verkaufen« die Neokonservativen vor dem Hintergrund des 11.September ihrradikales Projekt zur Neuordnung des Mittleren Ostens an eine amerikanischeRegierung, die von den Anschlägen überrascht worden ist und wie unter Schockdie neokonservative »Agenda« übernimmt. Damit verändern sich die traditionellgleichrangigen Gewichtungen in der US-Außenpolitik für die Region: Hat sichWashington bislang stets bemüht, die beiden Imperative, die Sicherheit Israelsund die Sicherung der amerikanischen Ölversorgung, gegeneinanderauszubalancieren, so erhält mit dem »Krieg gegen den Terror« die Unterstützungfür den Judenstaat größeres Gewicht. Relativiert werden dabei die Bindungen anSaudi-Arabien, ein herausragendes Ölförderland, dessen Königsfamilie zurFamilie Bush besondere Beziehungen unterhält und das ein unverbrüchlicherVerbündeter der Vereinigten Staaten ist. Allerdings stammen aus diesem Landauch 15 der 19 Terroristen des 11.September.
Der»Krieg gegen den Terror« beinhaltet drei Hauptaspekte: die Jagd nach Al-Qaida,den politischen Druck auf Saudi-Arabien und den Sturz Saddam Husseins mit derBesatzung des Irak. Die Jagd wird mit beträchtlichen militärischen Mitteln undmit »intelligenten« Waffen von massiver Zerstörungskraft aus dem gewaltigenArsenal geführt, das einst mit dem Ziel, die UdSSR totzurüsten, entwickeltworden war. Aber diese Mittel erweisen sich gegen einen flüchtigen und nichtfaßbaren Feind als weitgehend ungeeignet: Die »Basis« (so die Bedeutung desarabischen Wortes Al-Qaida) ist sowenig auf ein Territorium festgelegt wie die»Datenbasis«, in der die über die ganze Welt verstreuten und über das Internetmiteinander vernetzten Dschihad-Kämpfer sich sammeln. Über den amerikanischenBombardements in Afghanistan und der Vernichtung der Taliban gerät daseigentliche Ziel aus dem Blickfeld. Bin Laden entschwindet ins Niemandsland derdigitalen Welt. In Mitteilungen, die er über das Internet verbreitet, oder aufVideos bekennt er sich auf Arabisch zu blutigen Anschlägen auf der ganzen Welt.Der Krieg gegen den Irak ergänzt - und ersetzt zum Teil - die nicht ans Zielgelangte Jagd gegen das vielgestaltige Netzwerk des islamistischen Terrorismus.
HatWashington mit der Verfolgung Bin Ladens ein Symptom zu kurieren versucht, sosoll nun der Krieg gegen Saddam Hussein dessen vermeintliche Ursachebeseitigen: Mit dem Sturz des irakischen Diktators, dem Inbegriff desblutrünstigen arabischen Despoten, wollen die USA zwei Fliegen mit einer Klappeschlagen. Zum einen geht es darum, in dem Land ein demokratisches Regimeamerikanischer Prägung zu installieren, das den Zivilgesellschaften derarabischen Nachbarn als Vorbild dienen, die politischen Frustrationen alsUrsache des Terrorismus beseitigen und Israel in die Sphäre eines befriedeten»Great Middle East« miteinbeziehen soll. Andererseits soll das Öl aus dem Irak,das ein Jahrzehnt lang wegen des Embargos und der Sanktionen nur spärlichgeflossen ist, wieder in vollem Umfang verfügbar gemacht und mit ihm diemarktbeherrschende Stellung Saudi-Arabiens geschwächt werden. Dies soll den Wandelder saudischen Gesellschaft beschleunigen, aus deren erzkonservativenAnschauungen das Monster des Dschihad-Terrorismus entstanden ist. Doch hättejede Destabilisierung des Landes für den globalen Energiemarkt katastrophaleFolgen, solange vorübergehende Ausfälle bei den saudischen Öllieferungen nichtdurch die volle Versorgungskapazität des Irak ausgeglichen werden können.
Dieamerikanische Offensive gegen Saddam Hussein, die auf unilaterale Weise geführtwird und die mit einem schnellen militärischen Sieg über eine konventionelleArmee der Dritten Welt endet, stößt in den Vereinigten Staaten wie im Irakrasch an ihre Grenzen. Sie schwächt jenseits des Atlantik wie auch auf deranderen Seite des Ärmelkanals - beim treuen britischen Verbündeten - die Regierungen,die in der Rückschau beschuldigt werden, sie hätten die Gefahr durch irakischeMassenvernichtungswaffen übertrieben dargestellt und so die Öffentlichkeithinters Licht geführt. Im Irak selbst führt der Sturz Saddams keineswegs zu dempolitischen Erfolg, den die Strategen vorausgesagt haben, die den Regimewechselim Irak mit dem Fall der Berliner Mauer verglichen und so ihre Unwissenheit inSachen Nahost unter Beweis stellten. Vielmehr ist mit diesem Krieg die Büchseder Pandora geöffnet worden: Mit dem jetzt auftauchenden Irredentismus vonKurden, Schiiten und Sunniten können neue Verwerfungslinien aufreißen, in denensich - mit dem bewaffneten Widerstand gegen die Besatzer - die Logik desislamistischen Terrors fortsetzt, der mit der Beseitigung des Bagdader Regimeshätte ausgemerzt werden sollen.
DiesesChaos, das den Nahen und Mittleren Osten bedroht, die Heiligen Stättengefährdet und den sozialen Zusammenhalt zerstört, ist für die Ulemas - dieGelehrten des Gesetzes - ein Jahrhunderte altes Schreckgespenst: Sie nennen esFitna oder den Krieg im Herzen des Islam.
DieserKrieg innerhalb des Islam, der auf den Fernsehschirmen mit den Bildern dereinstürzenden Zwillingstürme am 11.September ausgebrochen und von densorgfältig in Szene gesetzten Auftritten Bin Ladens und seiner Komplizen voreiner afghanischen Höhle fortgesetzt worden ist, erfaßt während der Besatzungdes Irak mit weiteren Bildern auch das anarchische Universum des Internet.Unkontrolliert und einfach per Mausklick abrufbar, werden Fotos irakischerGefangener, die von amerikanischen Gefängniswärtern sexuell erniedrigt werden,ebenso verbreitet wie ein Film mit der Enthauptung einer amerikanischen Geiselim Irak zu den Rufen »Allah Akbar!« Damit zieht der Krieg via Internetauch in die Privatsphäre ein, festigt neue Einstellungen und begründetVerhaltensweisen, welche die traditionellen geographischen Grenzen zwischen demdar al-islam (Reich des Islam) und dem dar al-harb (Reich desKrieges) verwischen. Diese Grenzen haben die Geopolitik des Islam über 14Jahrhunderte strukturiert. Nun wird die ganze Welt zu einem undifferenziertenUniversum, in dem beide Reiche nahtlos ineinander übergehen.
Genauzweieinhalb Jahre nach den Anschlägen von New York und Washington, am 11.März2004, reißen islamistische Terroristen in einem Madrider Bahnhof 191 Menschenin den Tod. Spanien ist ein Teil Europas und ein westliches Land, das damalsmit Truppen an der Besatzung des Irak teilnimmt, aber in der Vorstellungsweltder Dschihad-Kämpfer zugleich auch das alte Andalusien, das zurückerobertwerden muß - islamischer Boden, der wie Israel, Kaschmir oder Bosnien von denUngläubigen besetzt gehalten wird, deren Ermordung folglich legitim ist. InWirklichkeit ist Spanien vor allem ein Einwanderungsland für_- vor allem ausMarokko stammende - Muslime, von denen Hunderttausende bereits dort leben - sowie die Millionen ihrer Glaubensbrüder, die aus dem Maghreb, dem Nahen Osten,der Türkei oder dem indischen Subkontinent stammen und sich seit den 1970erJahren in Frankreich, Großbritannien, Deutschland und anderen Ländern derEuropäischen Union niedergelassen haben. Die krassen Gegensätze, die sich durchdiese Bevölkerungsgruppen ziehen, machen Europa abseits der erbittertenKonflikte in Palästina oder im Irak auf einer ideologischen Ebene zumwichtigsten Schauplatz der Auseinandersetzung um das Herz und die Seele desIslam in naher Zukunft.
DenSalafisten, die Europa auf Internetseiten in allen Sprachen als »Boden derUngläubigkeit« schmähen und die Gläubigen in London oder Paris dazu aufrufen,die Gesetze des jeweiligen Landes der Scharia unterzuordnen, stehen am anderenEnde des ideologischen Spektrums junge Muslime orientalischer Herkunftentgegen, die an der demokratischen Gesellschaft Europas partizipieren, seinliberales Bildungssystem nutzen und mit an dessen Wohlstand bauen. Ihr Beispielkann den Glaubensgenossen überall auf der Welt den Ausweg aus der Sackgasseweisen, in welche die Länder ihrer Herkunft geraten sind. Deren Gesellschaftenstecken in einem Schraubstock, und dessen zwei Backen sind die autoritäreFührung und die korrupten Eliten auf der einen und die verschiedenen Formen desIslamismus, der im bewaffneten Dschihad gipfelt, auf der anderen Seite. Aberdieses Beispiel setzt voraus, daß die europäischen Gesellschaften dieIntegration von Einwanderern, die wegen ihrer Zugehörigkeit zu denunterprivilegierten Schichten nur allzu oft benachteiligt sind, weitervorantreiben und ihren sozialen Aufstieg bewußt begleiten. Obwohl dabeihartnäckige egoistische Anschauungen zu überwinden sind, gilt es dieHerausforderung anzunehmen: Sie bestimmt die Zukunft eines Islam, der heute engmit dem Okzident verbunden ist, und damit auch die Zukunft des Westens. MitBlick auf den Terrorismus und die Grenzen des »Krieges gegen den Terror« wirdin den europäischen Vorstädten - mehr noch als in New York und Washington, inGaza, Riad oder Bagdad - die lange Schlacht ausgetragen, die über den Ausgangdes Kriegs im Herzen des Islam entscheidet.
©Piper Verlag
Übersetzung:Büro Mihr
- Autor: Gilles Kepel
- 2004, 398 Seiten, Maße: 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Piper Taschenbuch
- ISBN-10: 3492046436
- ISBN-13: 9783492046435
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