Die O'Haras, 1 - 4
So nah am Paradies: Alana will ihr Gestüt retten und plant, eine Biografie über ihren verstorbenen Mann schreiben zu lassen. Doch die Gespräche mit dem Journalisten Dorian verlaufen anders als geplant.
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So nah am Paradies: Alana will ihr Gestüt retten und plant, eine Biografie über ihren verstorbenen Mann schreiben zu lassen. Doch die Gespräche mit dem Journalisten Dorian verlaufen anders als geplant.
Tanz der Sehnsucht: Die junge Schauspielerin Maddy O'Hara steht vor der grössten Chance ihrer Karriere: Sie bekommt die Hauptrolle in einem Broadway-Musical! Besonders einen Mann will sie von ihrem Talent überzeugen: den einflussreichen Roy Valentine, erfolgreicher Geschäftsmann und Sponsor der Show. Doch in seinen Blicken ist noch etwas anderes - Interesse, das nicht ihr als Künstlerin, sondern als Frau gilt.
Hinter dunklen Spiegeln: Carrie O'Haras Streben nach Ruhm und Erfolg trägt längst Früchte, als ein Albtraum beginnt: Die umschwärmte Schauspielerin wird von einem fanatischen Verehrer mit anonymen Anrufen, Briefen ohne Absender und verstörenden Blumensendungen tyrannisiert. In ihrer Angst wendet sie sich an den Privatdetektiv Kirk Doran - gut aussehend, erfahren und überzeugt davon, dass er sie beschützen kann. Doch obwohl der den gefeierten Star tagsüber keine Sekunde aus den Augen lässt, fühlt Carrie sich nachts in ihrem Appartement bedroht. Deshalb macht Kirk ihr einen Vorschlag: Bis er den Täter überführt hat, will er bei ihr wohnen. Carrie ahnt, was unausweichlich auf sie zukommt. Denn die Atmosphäre zwischen ihr und Kirk wird mit jedem Tag erotischer.
Wohin die Zeit uns treibt: Als Geheimagent Terence O'Hara in Gillian Fitzpatricks grüne Augen sieht, weiß er: Er muss ihr helfen. Zu verzweifelt sieht die junge Frau aus - und zu schön. Gemeinsam machen sie sich auf die Spur der Gangster, die Gillians Bruder entführt haben.
2. Mit so viel Talent ist Maddy O'Hara die perfekte Besetzung für das neue Broadway-Stück! Der vermögende Roy ist begeistert von der jungen Schauspielerin. Zu gern würde er eine Affäre mit ihr beginnen. Nur eins will er nicht: sich verlieben ...
3. Carrie hat gerade in Hollywood Fuß gefasst, als ein Albtraum beginnt: Sie wird von einem Verehrer tyrannisiert! Ängstlich wendet sie sich an Privatdetektiv Kirk Doran. Der ist attraktiv, erfahren - und fest entschlossen, seinen Schützling nicht mehr aus den Augen zu lassen.
4. Geheimagent Terence O'Hara sieht die Verzweiflung der jungen Frau, die ihn in einer Bar in Mexiko um Hilfe anfleht. Am liebsten würde er den Job ablehnen. Aber etwas in Gillians Augen zwingt ihn, ihr bei der Suche nach ihrem Bruder zu helfen ...
2. Mit so viel Talent ist Maddy O'Hara die perfekte Besetzung für das neue Broadway-Stück! Der vermögende Roy ist begeistert von der jungen Schauspielerin. Zu gern würde er eine Affäre mit ihr beginnen. Nur eins will er nicht: sich verlieben ...
3. Carrie hat gerade in Hollywood Fuß gefasst, als ein Albtraum beginnt: Sie wird von einem Verehrer tyrannisiert! Ängstlich wendet sie sich an Privatdetektiv Kirk Doran. Der ist attraktiv, erfahren - und fest entschlossen, seinen Schützling nicht mehr aus den Augen zu lassen.
4. Geheimagent Terence O'Hara sieht die Verzweiflung der jungen Frau, die ihn in einer Bar in Mexiko um Hilfe anfleht. Am liebsten würde er den Job ablehnen. Aber etwas in Gillians Augen zwingt ihn, ihr bei der Suche nach ihrem Bruder zu helfen ...
Es war kein normaler Tag. Doch jetzt, wo die Entscheidung gefallen war, würde es wahrscheinlich lang dauern, bis sich wieder so etwas wie Normalität einstellte. Alana konnte nur hoffen, sich richtig entschieden zu haben.
Alana sattelte ihr Pferd. Dem Tag eine Stunde zu stehlen, weg vom Haus, weg von allen Verpflichtungen, erschien ihr zwar wie ein unglaublicher Luxus, wo noch so viel Arbeit auf sie wartete, doch sie brauchte das jetzt einfach.
Wenn man schon etwas stiehlt, dann kann es auch gleich etwas Luxuriöses sein. Sie lachte, denn dieser Gedanke hätte gut und gern von ihrem Vater stammen können.
Zwei der Katzen umschnupperten sie und machten es sich dann wieder im Heu bequem, als Alana den rotscheckigen Wallach aus dem Stall führte. Er stieß seinen Atem wie eine Rauchwolke aus, während Alana noch einmal seinen Sattelgurt überprüfte. "Los geht's, Jay." Mit der Geschicklichkeit langer Erfahrung schwang sie sich in den Sattel und lenkte das Pferd nach Süden.
Ein schneller Ritt war hier nicht möglich, dazu war der Boden zu schlammig. Die Luft war kalt und nebelig feucht, doch Alana spürte in sich eine gespannte Erwartung, die sich auf etwas richtete, was immer unerreichbar zu sein schien: Freiheit.
Vielleicht hatte ihre Zustimmung, für das Buch interviewt zu werden, sie diesem Ziel ein wenig näher gebracht. Sie hoffte es, obwohl ihre Zweifel nie ganz verstummt waren.
Der Schnee auf den Weiden war schon fast geschmolzen. Noch einen Monat, dachte sie, dann können die Fohlen im jungen Gras spielen. Dieses Jahr - hoffentlich dieses Jahr - würden ihre Bücher aus den roten Zahlen kommen.
Chuck hätte sich keine Sorgen darüber gemacht. Er hatte sich nie Gedanken über das Morgen gemacht, nur über den Augenblick und sein nächstes Autorennen. Alana wusste, warum er im tiefsten Virginia Land gekauft hatte. Doch damals hatte sie die Geste seines Schuldgefühls als Zeichen von Hoffnung eingeschätzt. Diese Fähigkeit, überall auch noch so dünne Hoffnungsfädchen zu sehen, hatte sie die letzten acht Jahre überstehen lassen.
Chuck hatte zwar das Land gekauft, aber nur wenig Zeit hier verbracht. Er war zu unruhig gewesen, um still das Wachsen der Natur zu beobachten. Unruhig, sorglos und selbstbezogen, so war Chuck. Das hatte sie schon gewusst, bevor sie ihn geheiratet hatte, denn er hatte sich nie zu verstellen versucht. Es war einfach so gewesen, dass sie damals nur gesehen hatte, was sie sehen wollte. Er war wie ein Irrlicht - das er auch gewesen war - in ihr Leben getreten, und sie war ihm, blind vor Bewunderung, gefolgt.
Die achtzehnjährige Alana O'Hara war von dem aufregenden Chuck Rockwell wie verzaubert gewesen. Sein Name und seine Rennerfolge hatten die Titelseiten der Zeitungen beherrscht. Doch sein Name und seine Eroberungen unter den Frauenherzen hatten auch alle Klatschspalten gefüllt. Die junge Alana hatte diese Boulevardblätter nicht gelesen. Sein Charme hatte sie betört. Und er schien ihr ein aufregendes Leben und die Freiheit von verantwortungsvollen Verpflichtungen zu bieten. So hatte sie ihn geheiratet, bevor sie überhaupt richtig Luft holen konnte.
Obwohl ein leichter Nieselregen einsetzte, hielt Alana ihr Pferd an. Sie genoss es, einfach nur allein zu sein. In sanften Hügeln erstreckte sich vor ihr das Land. Hier und da zeigte sich noch ein Fleckchen Schnee, und über allem lag der Nebel. Als Jay ungeduldig mit den Hufen scharrte, tätschelte sie seinen Hals, bis er wieder ganz ruhig war. Wie schön war es hier. Sie war in Monte Carlo, London, Paris und Rom gewesen, doch selbst nach den fünf Jahren, die sie hier gelebt und gearbeitet hatte, erschien es ihr immer noch als das schönste Fleckchen der Welt.
Der Regen platschte zu Boden und versprach, die Wege, die über Alanas Land führten, unbenutzbar zu machen. Falls das Thermometer in der Nacht sinken würde, würden sie zudem gefährlich vereisen. Und doch, wie schön war es. Dafür schuldete sie Chuck Dank. Und für noch so viel mehr. Er war ihr Mann gewesen. Nun war sie seine Witwe. Bevor er in den Flammen umgekommen war, hatte er sie innerlich fast ausgebrannt. Aber er hatte ihr die zwei wichtigsten Bestandteile ihres Lebens hinterlassen: ihre Söhne.
Und nur wegen ihnen hatte sie schließlich dem Besuch des Schriftstellers zugestimmt. Seit mehr als vier Jahren hatte sie Angebote von Verlagen abgewehrt. Doch das hatte die wilden Geschichten über Chuck Rockwell, wie sie immer wieder einmal in Zeitungen erschienen waren, nicht unterbinden können. Und so hatte sich Alana zu dem Entschluss durchgerungen, mit einem Schriftsteller - einem guten Schriftsteller - zusammenzuarbeiten, um auf diese Weise zumindest einen gewissen Einfluss auf das fertige Werk ausüben zu können.
Dorian Crosby war ein sehr guter Schriftsteller. Alana war sich darüber bewusst, dass dies für sie ein Vorteil, aber auch ein Nachteil war. Denn er würde in Themen herumstochern, die sie fest entschlossen war, auszuklammern.
Sie würde sich sehr geschickt verhalten müssen. Das Problem war nur, dass ihr diese Art von Geschicklichkeit eigentlich nicht lag, ganz im Gegensatz zu Carrie. Ihre ältere Schwester - zweieinhalb Minuten älter - war schon immer gut im Planen und Beeinflussen der Geschehnisse gewesen. Maddy dagegen, ihre zwei Minuten und zehn Sekunden jüngere Schwester, zog den direkten Weg vor, den, der sich durch Tatkraft und Willensstärke auszeichnete.
Doch sie war eben Alana, die Mittlere der Drillinge. Die Ruhige. Die erantwortungsbewusste. Diese Etiketten ließen sie immer noch zusammenzucken.
Doch jetzt bestand ihr Problem nicht in solchen Etikettierungen. Jetzt war ihr Problem Dorian Crosby, ein ehemaliger Reporter, der heute Biographien schrieb. Früheren Untersuchungen von ihm war es zu verdanken gewesen, dass eine der größten Mafia-Familien der Westküste zerschlagen werden konnte. Und er hatte die Karriere eines Senators abrupt beendet, durch Aufdeckung dessen Schweizer Bankkontos und ehrgeizigen Bestrebungen nach höheren Ämtern. Nun musste sich Alana ihm gegenüber behaupten.
Und sie würde es auch. Sie würde ihn mit Informationen füttern. Aber die Geheimnisse, die sie geheim halten wollte, würden tief in ihr verschlossen sein. Und nur sie besaß den Schlüssel dazu.
Als Tochter von herumziehenden Unterhaltungskünstlern hatte sie zumindest gelernt zu spielen. Sie musste Dorian Crosby nichts weiter als eine gelungene Vorstellung liefern.
Sag nie die ganze Wahrheit, Mädchen. Die will doch niemand hören. Das hätte ihr Vater dazu gesagt. Und genau daran, dachte Alana lächelnd, werde ich mich die nächsten Monate halten.
Dorian verfluchte den Regen, als er wieder den Arm hinausstrecken musste, um mit einem schon nassen Lappen über die Windschutzscheibe zu wischen. Der Scheibenwischer auf einer Seite arbeitete nur noch mit einem gelegentlichen Rucken, der auf der anderen Seite rührte sich schon gar nicht mehr. Eiskaltes Regenwasser lief ihm in den Ärmel. Und wieder stieß Dorian einen Fluch aus.
Es gibt Schlimmeres, redete er sich ein, obwohl ihm eigentlich nichts dazu einfiel. Aber immerhin war er im Begriff, sich in ein Projekt zu stürzen, hinter dem er schon seit drei Jahren her war. Alana O'Hara Rockwell hatte sich offensichtlich dazu entschlossen, so viel Geld wie möglich aus dem Verlag herauszupressen.
Eine gerissene kleine Lady. Sie hatte sich einen der begehrtesten und reichsten Rennfahrer geangelt, obwohl sie selbst noch fast ein Kind gewesen war. Nicht einmal neunzehn Jahre alt, hatte sie sich schon, mit Nerzen und Diamanten überladen, im Kasino von Monte Carlo amüsiert. Es gehörte nie viel Anstrengung dazu, das Geld eines anderen auszugeben. Das hatte ihm seine Ex-Frau in ihrer - zum Glück nur achtzehn Monate dauernden - Ehe gezeigt.
Aber so waren Frauen eben: äußerlich hilflose, verletzbare Wesen, bis sie erst ihre Krallen ausgestreckt hatten. Um sich dann wieder von ihnen zu befreien, musste man schon etwas bluten. Und wenn man klug war, erinnerte man sich dann von Zeit zu Zeit an diese Narben, um sich nie mehr etwas vormachen zu lassen.
Erneut fluchte Dorian über den Regen. Wieso hatte sich Chuck Rockwell nur in dieser verlassenen Gegend Virginias niedergelassen? Aber wahrscheinlich hatte ihn seine kleine Lady zu diesem Kauf überredet.
Was für eine Frau war sie? Um eine Biographie über den Mann schreiben zu können, musste er auch die Frau verstehen. Das ganze erste Jahr über nach ihrer Hochzeit hatte sie Rockwell wie eine Klette auf jedes Rennen begleitet, und dann hatte sie sich einfach nicht mehr sehen lassen. Wahrscheinlich hatte sie keine Lust auf den Geruch von Benzin und rauchende Reifen gehabt, und so hatte sie sich weder bei den Siegen noch Niederlagen ihres Mannes auf den Tribünen gezeigt. Vor allem aber war sie nicht bei seinem letzten Rennen gewesen. Das, bei dem er den Tod fand. Dorian hatte gehört, dass sie erst drei Tage später auf der Beerdigung aufgetaucht sei und nicht ein Wort gesagt hätte. Und sie hätte nicht einmal eine Träne verloren.
Sie hatte eine Goldader geheiratet und hatte seine Untreue hingenommen. Geld, das war die einzige Erklärung. Und nun, als seine Witwe, brauchte sie in ihrem ganzen Leben keinen Finger mehr zu rühren. Nicht schlecht für eine kleine Sängerin, die es nie weiter als bis zu Hotelhallen und zweitklassigen Clubs geschafft hatte.
Dorian musste auf Schritttempo hinunterschalten, als er in den schlammig aufgeweichten Weg einbog, der durch einen abgenutzten Briefkasten mit der Aufschrift "Rockwell" markiert war. Offensichtlich verschwendete die Lady ihr Geld nicht mit der Wartung ihres Anwesens. Wieder wischte er über die Windschutzscheibe. Der Wagen holperte nur so über die Löcher und Furchen des Weges. Als Dorian seinen Auspuff über die Erde schrammen hörte, verfluchte er nicht mehr den Regen, sondern Alana. Ihr Schrank war voll mit Pelzen und Seide, aber für eine einfache Straßeninstandsetzung rückte sie keinen Pfennig heraus.
Vor ihm tauchte das Haus auf. Doch es war nicht der eindrucksvolle, imposante Landsitz, den er erwartet hatte. Es wirkte im Gegenteil gemütlich und einladend, so wie der Schaukelstuhl vorn auf der Veranda. Die Fensterläden waren blau gestrichen und hoben sich freundlich von den weißen Rahmen ab. Auch wenn das Haus einen neuen Anstrich nötig hatte, so wirkte es doch nicht heruntergekommen. Aus dem Kamin stieg eine Rauchfahne, und unter dem Dachvorsprung stand ein Kinderfahrrad. Das dunkle Bellen eines Hundes vervollkommnete die Szene.
Dorian hatte oft daran gedacht, sich einen Platz wie diesen zu suchen: abgeschieden von Hektik und Lärm, wo er sich ganz auf sein Schreiben konzentrieren konnte. Es erinnerte ihn an das Zuhause seiner Kindheit, wo Geborgenheit und harte Arbeit vorgeherrscht hatten.
Als der Auspuff wieder über den Boden ratschte, verflog Dorians Entzücken augenblicklich. Als er dann das Fenster hochgedreht hatte und die Tür öffnete, sprang ihn eine Unmasse feuchten Fells an.
Der Hund war riesig. Vielleicht war es von ihm als freundliche Begrüßung gemeint, aber in seinem augenblicklich durchnässten Zustand wirkte das Tier nicht unbedingt vertrauenerweckend. Während Dorian seine Gestalt noch mit der eines kleinen Flusspferdes verglich, kratzten die mit Schlamm beschmutzten Pfoten über die Autoscheibe, und der Hund bellte. "Sigmund!" Der Hund wie auch Dorian sahen zum Haus hinüber. Dorian hatte genügend Bilder von ihr gesehen, um Alana sofort zu erkennen. Die blühende Unschuld auf der Tribüne des Rennplatzes, die bezaubernde Dame von Welt in London und Chicago, die kühle, beherrschte Witwe am Grab ihres Mannes. Und doch entsprach sie überhaupt nicht seinen Erwartungen.
Ihr honigblondes Haar fiel ihr in Ponyfransen in die Stirn und lose über die Schultern. Sie war sehr schlank und bequem mit Jeans, Stiefeln und einem übergroßen Pullover gekleidet, der ihr weit über die Hüften fiel. Sie hatte ein blasses und fein geschnittenes Gesicht. Die Farbe ihrer Augen konnte Dorian nicht erkennen, aber er sah ihren Mund, einen vollen, ungeschminkten Mund. "Sigmund, Platz!" Der Hund bellte noch einmal und gehorchte dann. Vorsichtig stieg Dorian aus. "Mrs. Rockwell?"
"Ja. Tut mir leid wegen des Hundes. Er beißt nicht - meistens."
"Gut zu wissen", entgegnete Dorian halblaut.
Mit angespannten Nerven beobachtete Alana, wie er sein Gepäck auslud. Es war ein Fremder, den sie in ihr Haus, in ihr Leben ließ. Vielleicht konnte sie alles noch rückgängig machen, sofort, bevor er einen weiteren Schritt unternehmen konnte.
In diesem Augenblick drehte er sich um und sah sie an. Regen tropfte aus seinem dunklen Haar, das an seinem Kopf klebte. Nicht unbedingt ein freundliches Gesicht, dachte Alana. Dazu spiegelte es zu viel Lebenserfahrung, zu viel Wissen wider. Eine Frau musste verrückt sein, wenn sie einen solchen Mann in ihr Leben ließ. Dann bemerkte sie die durchnässte Kleidung des Mannes.
"Sie scheinen einen Kaffee gut gebrauchen zu können."
"Ja." Dorian warf dem Hund, der ihn beschnüffelte, einen letzten Blick zu. "Ihr Zufahrtsweg ist eine Zumutung."
"Ich weiß." Sie schenkte ihm ein kleines entschuldigendes Lächeln. "Wir hatten einen harten Winter."
Er machte keine Anstalten, näher zu treten. Er stand einfach im Regen und betrachtete sie. Er schätzt mich ein, dachte Alana und steckte nervös die Hände in die Taschen. Sie durfte sich jetzt keine Unsicherheit anmerken lassen, wenn sie erreichen wollte, was sie vorhatte.
Ihre Augen waren von einem dunklen, weichen Grün, und wenn Dorian es nicht besser gewusst hätte, hätte er glauben können, dass sie Furcht zeigten. Alana Rockwell hatte wirklich ein fein geschnittenes Gesicht, mit hohen Wangenknochen und einem kleinen Kinn. Ihr Teint war blass und ihre Wimpern schwarz. Entweder musste sie äußerst geschickt im Umgang mit Kosmetika sein, oder sie war tatsächlich ungeschminkt. Sie roch nach Regen und Kaminfeuer.
Dorian folgte ihr ins Haus und fand seine Erwartungen erneut enttäuscht. Die Holzdiele wirkte leicht abgenutzt. Auf einem Tisch neben der Treppe entdeckte er eine Papierblume, die ganz offensichtlich von einem Kind gemacht worden war. Auf dem Weg zur Küche hob Alana zwei Plastikastronauten vom Boden auf. Die Küche selbst blitzte vor Sauberkeit, ohne dadurch den Eindruck von Unbewohntheit zu erwecken. Die Kühlschranktür war über und über mit kleinen Bildchen bedeckt. Auf der Frühstücksbar lag ein noch unfertiges Puzzle. Dreieinhalb Paar Kinderturnschuhe waren achtlos vor die Hintertür geworfen worden. Es brannte ein Feuer in einem Kamin, und über allem lag der Duft von Kaffee.
Wenn er kein Interesse hat, mit mir ins Gespräch zu kommen, werden wir nicht weit kommen, dachte Alana. Erneut betrachtete sie ihn. Nein, freundlich war sein Gesicht nicht, aber anziehend. Seine Brauen waren so schwarz wie sein Haar und betonten seine graugrünen Augen. Eindringliche Augen. Chucks Augen waren braun gewesen, doch ihr Ausdruck war der Gleiche gewesen: Ich bekomme, was ich will, denn mir ist es verdammt egal, mit welchen Mitteln ich mein Ziel erreiche.
War sie im Begriff, ihr Leben derselben Art von Mann zu öffnen? Ich bin älter geworden, beruhigte sie sich. Und weiser. Außerdem war sie in diesem Fall nicht verliebt.
Leseprobe zu Nora Roberts: So nah am Paradies
aus: DIE O`HARAS 1-4, Band 95021
© 1988 Nora Roberts, Originaltitel: The last Honest Woman, Übersetzung: Anne Pohlmann
- Autor: Nora Roberts
- 2010, 704 Seiten, Maße: 14,4 x 21,9 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Anne Pohlmann
- Übersetzer: Anne Pohlmann
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 3899417798
- ISBN-13: 9783899417791
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