Die Phoenix-Chroniken Band 3: Blut
Roman. Deutsche Erstausgabe
Elizabeth Phoenix reist nach Los Angeles, um ein Nest von halbmenschlichen Drachengeschöpfen aufzuspüren, die Sonne und Mond zerstören wollen. Ein gefährlicher Kampf steht ihr bevor. Ehe sie sich in die Schlacht stürzen kann, muss sich Liz jedoch über ihre...
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Produktinformationen zu „Die Phoenix-Chroniken Band 3: Blut “
Klappentext zu „Die Phoenix-Chroniken Band 3: Blut “
Elizabeth Phoenix reist nach Los Angeles, um ein Nest von halbmenschlichen Drachengeschöpfen aufzuspüren, die Sonne und Mond zerstören wollen. Ein gefährlicher Kampf steht ihr bevor. Ehe sie sich in die Schlacht stürzen kann, muss sich Liz jedoch über ihre Gefühle für ihren Ex-Geliebten Jimmy Sanducci klar werden. Und dann ist da noch ihr Mentor, der Navajo-Schamane Sawyer, der ihr Rätsel aufgibt. Ist er auf ihrer Seite? Kann sie im Kampf auf ihn zählen?
Lese-Probe zu „Die Phoenix-Chroniken Band 3: Blut “
Blut von Lori Handeland1
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Sie sind frei. Vor ein paar Wochen geisterten diese Worte durch meinen Kopf. Wenn man den Zusammenhang nicht kennt, klingt das eigentlich nach einem erfreulichen Satz.
Freiheit ist doch etwas Gutes, nicht wahr?
Es sei denn, es ist von Dämonen die Rede.
Die Welt ist voll von ihnen, diesen sogenannten Nephilim. Sie sind die Nachkommen von gefallenen Engeln (oder Grigori) und Menschenfrauen.
Ja, die Engel sind wirklich gefallen. Und nicht gerade weich ge¬landet. ihre Geschichte ist das beste Beispiel für das, was passieren kann, wenn man sozusagen aus der biblischen Reihe tanzt - sich mit Gott anlegt und dann auch noch im Tartarus Ärger macht, diesem feurigen Schlund in den tiefsten Tiefen der Hölle.
Es heißt, Gott sandte die Grigori auf die Erde, damit sie ein Auge auf die Menschen haben. Dann stellte sich jedoch heraus, dass es wohl eher die Engel waren, auf die man achtgeben musste. Also verbannte Gott sie von der Erde - schwups, jetzt seid ihr Geschichte! Doch er ließ ihre Nachkommenschaft zurück, um uns zu prüfen. Das Paradies ist bloß noch Erinnerung. Wir haben gezeigt, dass wir es nicht ver¬dienen. Aber die Nephilim haben wir, glaube ich, auch nicht verdient.
Eine Million Millennien später: Die Prophezeiungen der offen¬barung rasen wie durchgehende Pferde auf uns zu. Etwa vier Stück davon, schätze ich. Die Mächte des Guten versuchen alles, um das Ende der Welt zu verhindern - aber nichts funktioniert.
Und an diesem Punkt komme ich ins Spiel.
Elizabeth Phoenix, für meine Freunde Liz. Man nennt mich die Anführerin des Lichts. ich bin mitten in diesem ganzen Höllenchaos um das Jüngste Gericht gelandet - und habe nun alle Hände voll damit zu tun, wieder herauszukommen.
Aus Gründen, die meine und unser aller Vorstellungskraft über¬steigen, hat sich der Tartarus aufgetan. Die Grigori haben sich befreien können, und jetzt ist hier buchstäblich die Hölle los.
„Verdammt, Lizzy! Duck dich!"
ich duckte mich. Rasiermesserscharfe Klauen rauschten durch die Luft, genau dort, wo gerade noch mein Gesicht gewesen war. ich duckte mich nicht nur, sondern rollte auch zur Seite weg. Und das war mein Glück, denn Sekunden später zerschnitt direkt neben mir irgendetwas die Erde.
ich bin zusammen mit Jimmy Sanducci, der Anführer der Dämo¬nenjäger und mein Stellvertreter ist, nach Los Angeles gekommen, um ein Nest von Varcolacs aufzuspüren - das sind Dämonen der Sonnen- und Mondfinsternisse. Bei uns sind sie ziemlich selten, denn sie kommen aus Rumänien, aber ich habe auch schon weit Merkwür¬digeres gesehen.
Man hätte natürlich den Smog in L. A. für die dunklen Flecken verantwortlich machen können, die immer wieder auf dem Mond und der Sonne auftauchten. Das war jedenfalls die Version, die hier jeder glaubte. Doch ich wusste es natürlich besser.
Der Varcolac schüttelte seinen Arm und versuchte, die nadelartigen Auswüchse, die ihm als Finger dienten, vom Wüstenstaub zu befreien. Varcolacs sind halb Mensch, halb Drache, und man sagt ihnen nach, dass sie die Sonne und den Mond essen und so die besagten Finster¬nisse verursachen. Und wenn es ihnen jemals gelänge, diese Himmels¬körper ganz zu verschlingen, dann sei das Ende der Welt nah. Da ich aber genau das verhindern wollte, hatte ich Jimmy nach L. A. ge¬schleppt, und die Jagd hatte begonnen.
Bevor der Varcolac seinen anderen Arm dazu benutzen konnte, mich zu töten, schnitt ihm Sanducci die Kehle durch. im Kampf gegen Nephilim ist das Abschlagen des Kopfes in der Regel ziemlich wirkungsvoll. Zumindest büßt ohne Kopf selbst der entschlossenste Dämon einiges an Geschwindigkeit ein.
Jimmys düsterer Blick traf meinen. „Steh auf!", befahl er, bevor er sich daranmachte, noch mehr von diesen Biestern zu erledigen.
ich versuchte die Kälte in seinem Blick zu ignorieren. Sanducci würde niemals zulassen, dass mir etwas zustieß. Er hatte mich früher mal geliebt. Jetzt allerdings war die Liebe zwischen uns kein Thema mehr - und nur ich allein war daran schuld.
ich sprang mit einer einzigen flinken Bewegung aus der Rückenlage auf die Füße - diese sportliche Begabung, die mir damals auf der Highschool eine hübsche Medaille für die Landesmeisterschaft im Schulturnen eingebracht hatte, war in letzter Zeit ziemlich nützlich geworden - und dann griff ich nach meinem Schwert und machte mich wieder ans Zerstückeln.
Als Jimmy und ich in L. A. angekommen waren, hatten wir eine ganze Weile gebraucht, um die Varcolacs in der Wüste aufzuspüren. An den meisten Tagen sahen sie wie Menschen aus. Sie lebten ihr Leben, passten sich hervorragend an und verwandelten sich nur kurz vor einer Sonnen- oder Mondfinsternis in Drachen.
Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Der Drache, der den Mond fraß, oder der Mond, der sich verdunkelte und den Drachen hervorbrachte? Schwer zu sagen.
Sicher scheint jedoch, dass die Nephilim ihr Versteckspiel sofort nach der Befreiung der Grigori aufgegeben hatten. ihre Zeit war ge¬kommen. Und für mich und meinesgleichen wurde die Lage etwas brenzlig.
Bis vor Kurzem noch hatte jeder Dämonenjäger mit einem Seher zusammengearbeitet, also mit jemandem, der die übersinnliche Gabe besaß, den Dämon hinter der menschlichen Verkleidung der Nephilim zu erkennen.
Früher bin ich selbst eine Seherin gewesen, aber inzwischen haben sich die Dinge geändert. oh, ich verfüge immer noch über übersinn¬liche Kräfte, die hatte ich seit eh und je. Seit ich sprechen konnte, vielleicht sogar schon früher, konnte ich belebte und unbelebte ob¬jekte berühren und wusste plötzlich solche seltsamen Dinge wie zum Beispiel: was Menschen getan hatten, wohin sie verschwunden waren, was sie dachten.
Später jedoch, als ich zur Anführerin des Lichts wurde, erbte ich die Fähigkeiten der Frau, die mich aufgezogen hatte. Als nämlich Ruthie Kane in meinen Armen starb, gingen all ihre Kräfte auf mich
über. Nicht nur meine psychometrischen Fähigkeiten nahmen zu, sondern ... plötzlich war ich auch ein Medium.
Ruthie mochte zwar tot sein, doch das hieß noch lange nicht, dass ich sie nicht hören oder mich nicht mit ihr unterhalten konnte. Manchmal war ich sogar imstande, sie zu sehen. Sie wurde zu meiner spirituellen Verbindung. immer wenn ein Nephilim in der Nähe war, erfuhr ich durch Ruthies Flüstern im Wind davon. Und wenn sie etwas Größeres planten - was eigentlich immer der Fall war -, hatte ich eine Vision, in der alles darüber zu sehen war. Das war jedenfalls bis vor kurzer Zeit so gewesen.
„Zu viele", murmelte Jimmy.
Wir waren in Varcolac-Blut getränkt. Ein Dutzend von ihnen hat¬ten wir schon zerstückelt, doch dann war noch ein weiteres Dutzend aufgetaucht. Wir brauchten Hilfe, aber es war ja niemand mehr übrig.
Die Föderation - also die Gruppe von Dämonenjägern und Sehern, die den Auftrag hatte, in diesem übersinnlichen Krieg zu kämp¬fen - war nach Ruthies Tod ziemlich zusammengeschrumpft. Wir konnten uns aber nicht einfach ein paar neue Dämonenjäger suchen. Schließlich mussten sie erst ausgebildet werden. Neue Seher mussten entdeckt werden. ich hatte nicht viel Zeit, mich um den Nachwuchs zu kümmern, auch schon damals nicht, vor dieser leidigen Geschichte mit der Öffnung des Tartarus und den entflohenen Grigori. Und jetzt ...
Jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als im Geisterzug in den Welt¬untergang zu rasen. Genau genommen waren wir ziemlich am Arsch. Aber deshalb gaben wir noch lange nicht auf. im Übrigen hatte ich auch noch eine Geheimwaffe. Etwas, das ich gern als Vampir-Über¬raschung bezeichne.
ich hob meinen Arm und strich mit den Fingern über das magische, edelsteinbesetzte Hundehalsband, das meinen Hals umschloss. So¬lange ich dieses Accessoire trug, war ich einfach nur ich. Doch wenn ich es ablegte ...
„Nicht, Lizzy!"
ich starrte Jimmy an. Er hatte gesehen, dass ich an meinem Halsband herumgespielt hatte. Selbst wenn man mich nicht so gut kannte wie er, brauchte man kein Genie zu sein, um zu ahnen, was ich vorhatte. Einer der Varcolacs griff unter kräftigen Schlägen seiner Drachenschwingen und mit ausgestreckten Krallen an. Jimmy schlug ihm den Kopf ab, ohne auch nur richtig hinzusehen. Jimmy war wirklich gut. Mir selbst ging das Töten noch immer nicht ganz so leicht von der Hand.
ich ließ das Halsband los und stellte mich dem nächsten Varcolac, hielt mein Schwert mit beiden Händen umfasst und tat, was eben getan werden musste. ich verlor Jimmy für einen Moment aus den Augen. Diese verfluchten Dämonen schienen sich zu vermehren. Für jeden, den wir töteten, kamen zwei weitere aus der Dunkelheit hervor. ihre Schwingen flimmerten im silbrigen Licht des fast vollen Mondes und weckten die Erinnerung an jene Nacht, in der die Grigori aus¬gebrochen waren und ihre Schatten die vollkommene Rundung des Mondes verdunkelt hatten.
Jimmy schrie auf. Dieses Geräusch ließ mein Herz für einen Mo¬ment aussetzen. Einer der Varcolacs hatte seine Kralle durch Jimmys Schulter gebohrt und hob ihn daran vom Boden hoch. Blut rann in den Sand und färbte die vom Mondlicht bleichen Körner schwarz. Jimmys Schwert lag zu seinen Füßen.
Hinter ihnen schien eine ganze Armee von Drachenmenschen be¬reitzustehen. ihre geschuppten Flügel schlugen synkopisch und füllten den Himmel in ihrem morbiden Takt. Sie hatten den Kopf und die Arme eines Drachen, aber ihre Beine waren menschlich, ebenso wie die oberkörper, aus denen Drachenflügel wuchsen.
„Gib auf, Seherin." Der Varcolac blies Flammen aus seinen Nüstern. Jimmy zog scharf die Luft ein, als seine Hose Feuer fing.
„Nein." ich schlug dem nächstbesten Varcolac den Kopf ab. Mit einem dumpfen Geräusch kam er auf dem Boden auf, kullerte ein paar Meter weiter und zerfiel dann gleichzeitig mit dem immer noch aufrecht stehenden Körper zu Asche. Man musste einen Nephilim nur auf die richtige Weise töten, dann war das Saubermachen hinterher überhaupt kein Problem.
„Du hast keine Chance", sagte der Varcolac. „Wir sind Heerscha¬ren."
Vermutlich hatte er recht. Aber aufgeben ...?
Das war einfach nicht mein Stil.
© 2010 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
Sie sind frei. Vor ein paar Wochen geisterten diese Worte durch meinen Kopf. Wenn man den Zusammenhang nicht kennt, klingt das eigentlich nach einem erfreulichen Satz.
Freiheit ist doch etwas Gutes, nicht wahr?
Es sei denn, es ist von Dämonen die Rede.
Die Welt ist voll von ihnen, diesen sogenannten Nephilim. Sie sind die Nachkommen von gefallenen Engeln (oder Grigori) und Menschenfrauen.
Ja, die Engel sind wirklich gefallen. Und nicht gerade weich ge¬landet. ihre Geschichte ist das beste Beispiel für das, was passieren kann, wenn man sozusagen aus der biblischen Reihe tanzt - sich mit Gott anlegt und dann auch noch im Tartarus Ärger macht, diesem feurigen Schlund in den tiefsten Tiefen der Hölle.
Es heißt, Gott sandte die Grigori auf die Erde, damit sie ein Auge auf die Menschen haben. Dann stellte sich jedoch heraus, dass es wohl eher die Engel waren, auf die man achtgeben musste. Also verbannte Gott sie von der Erde - schwups, jetzt seid ihr Geschichte! Doch er ließ ihre Nachkommenschaft zurück, um uns zu prüfen. Das Paradies ist bloß noch Erinnerung. Wir haben gezeigt, dass wir es nicht ver¬dienen. Aber die Nephilim haben wir, glaube ich, auch nicht verdient.
Eine Million Millennien später: Die Prophezeiungen der offen¬barung rasen wie durchgehende Pferde auf uns zu. Etwa vier Stück davon, schätze ich. Die Mächte des Guten versuchen alles, um das Ende der Welt zu verhindern - aber nichts funktioniert.
Und an diesem Punkt komme ich ins Spiel.
Elizabeth Phoenix, für meine Freunde Liz. Man nennt mich die Anführerin des Lichts. ich bin mitten in diesem ganzen Höllenchaos um das Jüngste Gericht gelandet - und habe nun alle Hände voll damit zu tun, wieder herauszukommen.
Aus Gründen, die meine und unser aller Vorstellungskraft über¬steigen, hat sich der Tartarus aufgetan. Die Grigori haben sich befreien können, und jetzt ist hier buchstäblich die Hölle los.
„Verdammt, Lizzy! Duck dich!"
ich duckte mich. Rasiermesserscharfe Klauen rauschten durch die Luft, genau dort, wo gerade noch mein Gesicht gewesen war. ich duckte mich nicht nur, sondern rollte auch zur Seite weg. Und das war mein Glück, denn Sekunden später zerschnitt direkt neben mir irgendetwas die Erde.
ich bin zusammen mit Jimmy Sanducci, der Anführer der Dämo¬nenjäger und mein Stellvertreter ist, nach Los Angeles gekommen, um ein Nest von Varcolacs aufzuspüren - das sind Dämonen der Sonnen- und Mondfinsternisse. Bei uns sind sie ziemlich selten, denn sie kommen aus Rumänien, aber ich habe auch schon weit Merkwür¬digeres gesehen.
Man hätte natürlich den Smog in L. A. für die dunklen Flecken verantwortlich machen können, die immer wieder auf dem Mond und der Sonne auftauchten. Das war jedenfalls die Version, die hier jeder glaubte. Doch ich wusste es natürlich besser.
Der Varcolac schüttelte seinen Arm und versuchte, die nadelartigen Auswüchse, die ihm als Finger dienten, vom Wüstenstaub zu befreien. Varcolacs sind halb Mensch, halb Drache, und man sagt ihnen nach, dass sie die Sonne und den Mond essen und so die besagten Finster¬nisse verursachen. Und wenn es ihnen jemals gelänge, diese Himmels¬körper ganz zu verschlingen, dann sei das Ende der Welt nah. Da ich aber genau das verhindern wollte, hatte ich Jimmy nach L. A. ge¬schleppt, und die Jagd hatte begonnen.
Bevor der Varcolac seinen anderen Arm dazu benutzen konnte, mich zu töten, schnitt ihm Sanducci die Kehle durch. im Kampf gegen Nephilim ist das Abschlagen des Kopfes in der Regel ziemlich wirkungsvoll. Zumindest büßt ohne Kopf selbst der entschlossenste Dämon einiges an Geschwindigkeit ein.
Jimmys düsterer Blick traf meinen. „Steh auf!", befahl er, bevor er sich daranmachte, noch mehr von diesen Biestern zu erledigen.
ich versuchte die Kälte in seinem Blick zu ignorieren. Sanducci würde niemals zulassen, dass mir etwas zustieß. Er hatte mich früher mal geliebt. Jetzt allerdings war die Liebe zwischen uns kein Thema mehr - und nur ich allein war daran schuld.
ich sprang mit einer einzigen flinken Bewegung aus der Rückenlage auf die Füße - diese sportliche Begabung, die mir damals auf der Highschool eine hübsche Medaille für die Landesmeisterschaft im Schulturnen eingebracht hatte, war in letzter Zeit ziemlich nützlich geworden - und dann griff ich nach meinem Schwert und machte mich wieder ans Zerstückeln.
Als Jimmy und ich in L. A. angekommen waren, hatten wir eine ganze Weile gebraucht, um die Varcolacs in der Wüste aufzuspüren. An den meisten Tagen sahen sie wie Menschen aus. Sie lebten ihr Leben, passten sich hervorragend an und verwandelten sich nur kurz vor einer Sonnen- oder Mondfinsternis in Drachen.
Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Der Drache, der den Mond fraß, oder der Mond, der sich verdunkelte und den Drachen hervorbrachte? Schwer zu sagen.
Sicher scheint jedoch, dass die Nephilim ihr Versteckspiel sofort nach der Befreiung der Grigori aufgegeben hatten. ihre Zeit war ge¬kommen. Und für mich und meinesgleichen wurde die Lage etwas brenzlig.
Bis vor Kurzem noch hatte jeder Dämonenjäger mit einem Seher zusammengearbeitet, also mit jemandem, der die übersinnliche Gabe besaß, den Dämon hinter der menschlichen Verkleidung der Nephilim zu erkennen.
Früher bin ich selbst eine Seherin gewesen, aber inzwischen haben sich die Dinge geändert. oh, ich verfüge immer noch über übersinn¬liche Kräfte, die hatte ich seit eh und je. Seit ich sprechen konnte, vielleicht sogar schon früher, konnte ich belebte und unbelebte ob¬jekte berühren und wusste plötzlich solche seltsamen Dinge wie zum Beispiel: was Menschen getan hatten, wohin sie verschwunden waren, was sie dachten.
Später jedoch, als ich zur Anführerin des Lichts wurde, erbte ich die Fähigkeiten der Frau, die mich aufgezogen hatte. Als nämlich Ruthie Kane in meinen Armen starb, gingen all ihre Kräfte auf mich
über. Nicht nur meine psychometrischen Fähigkeiten nahmen zu, sondern ... plötzlich war ich auch ein Medium.
Ruthie mochte zwar tot sein, doch das hieß noch lange nicht, dass ich sie nicht hören oder mich nicht mit ihr unterhalten konnte. Manchmal war ich sogar imstande, sie zu sehen. Sie wurde zu meiner spirituellen Verbindung. immer wenn ein Nephilim in der Nähe war, erfuhr ich durch Ruthies Flüstern im Wind davon. Und wenn sie etwas Größeres planten - was eigentlich immer der Fall war -, hatte ich eine Vision, in der alles darüber zu sehen war. Das war jedenfalls bis vor kurzer Zeit so gewesen.
„Zu viele", murmelte Jimmy.
Wir waren in Varcolac-Blut getränkt. Ein Dutzend von ihnen hat¬ten wir schon zerstückelt, doch dann war noch ein weiteres Dutzend aufgetaucht. Wir brauchten Hilfe, aber es war ja niemand mehr übrig.
Die Föderation - also die Gruppe von Dämonenjägern und Sehern, die den Auftrag hatte, in diesem übersinnlichen Krieg zu kämp¬fen - war nach Ruthies Tod ziemlich zusammengeschrumpft. Wir konnten uns aber nicht einfach ein paar neue Dämonenjäger suchen. Schließlich mussten sie erst ausgebildet werden. Neue Seher mussten entdeckt werden. ich hatte nicht viel Zeit, mich um den Nachwuchs zu kümmern, auch schon damals nicht, vor dieser leidigen Geschichte mit der Öffnung des Tartarus und den entflohenen Grigori. Und jetzt ...
Jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als im Geisterzug in den Welt¬untergang zu rasen. Genau genommen waren wir ziemlich am Arsch. Aber deshalb gaben wir noch lange nicht auf. im Übrigen hatte ich auch noch eine Geheimwaffe. Etwas, das ich gern als Vampir-Über¬raschung bezeichne.
ich hob meinen Arm und strich mit den Fingern über das magische, edelsteinbesetzte Hundehalsband, das meinen Hals umschloss. So¬lange ich dieses Accessoire trug, war ich einfach nur ich. Doch wenn ich es ablegte ...
„Nicht, Lizzy!"
ich starrte Jimmy an. Er hatte gesehen, dass ich an meinem Halsband herumgespielt hatte. Selbst wenn man mich nicht so gut kannte wie er, brauchte man kein Genie zu sein, um zu ahnen, was ich vorhatte. Einer der Varcolacs griff unter kräftigen Schlägen seiner Drachenschwingen und mit ausgestreckten Krallen an. Jimmy schlug ihm den Kopf ab, ohne auch nur richtig hinzusehen. Jimmy war wirklich gut. Mir selbst ging das Töten noch immer nicht ganz so leicht von der Hand.
ich ließ das Halsband los und stellte mich dem nächsten Varcolac, hielt mein Schwert mit beiden Händen umfasst und tat, was eben getan werden musste. ich verlor Jimmy für einen Moment aus den Augen. Diese verfluchten Dämonen schienen sich zu vermehren. Für jeden, den wir töteten, kamen zwei weitere aus der Dunkelheit hervor. ihre Schwingen flimmerten im silbrigen Licht des fast vollen Mondes und weckten die Erinnerung an jene Nacht, in der die Grigori aus¬gebrochen waren und ihre Schatten die vollkommene Rundung des Mondes verdunkelt hatten.
Jimmy schrie auf. Dieses Geräusch ließ mein Herz für einen Mo¬ment aussetzen. Einer der Varcolacs hatte seine Kralle durch Jimmys Schulter gebohrt und hob ihn daran vom Boden hoch. Blut rann in den Sand und färbte die vom Mondlicht bleichen Körner schwarz. Jimmys Schwert lag zu seinen Füßen.
Hinter ihnen schien eine ganze Armee von Drachenmenschen be¬reitzustehen. ihre geschuppten Flügel schlugen synkopisch und füllten den Himmel in ihrem morbiden Takt. Sie hatten den Kopf und die Arme eines Drachen, aber ihre Beine waren menschlich, ebenso wie die oberkörper, aus denen Drachenflügel wuchsen.
„Gib auf, Seherin." Der Varcolac blies Flammen aus seinen Nüstern. Jimmy zog scharf die Luft ein, als seine Hose Feuer fing.
„Nein." ich schlug dem nächstbesten Varcolac den Kopf ab. Mit einem dumpfen Geräusch kam er auf dem Boden auf, kullerte ein paar Meter weiter und zerfiel dann gleichzeitig mit dem immer noch aufrecht stehenden Körper zu Asche. Man musste einen Nephilim nur auf die richtige Weise töten, dann war das Saubermachen hinterher überhaupt kein Problem.
„Du hast keine Chance", sagte der Varcolac. „Wir sind Heerscha¬ren."
Vermutlich hatte er recht. Aber aufgeben ...?
Das war einfach nicht mein Stil.
© 2010 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
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Autoren-Porträt von Lori Handeland
Lori Handeland schreibt historische und zeitgenössische Liebesromane und hat in den USA seit längerer Zeit großen Erfolg damit. Ihre Gestaltwandlerserie (Wolfskuss) wurde mit Begeisterung aufgenommen und 2005 mit dem RITA Award ausgezeichnet. Die Phoenix-Chroniken sind ihr erster Ausflug in die Urban Fantasy. Lori Handeland lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Southern Wisconsin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lori Handeland
- 2010, 1. Aufl., 336 Seiten, Maße: 13,9 x 21,4 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Röser, Cornelia
- Übersetzer: Cornelia Röser
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802583949
- ISBN-13: 9783802583940
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