Die Schuld der Mitläufer
Anpassen oder Widerstehen in der DDR. Mit Texten von Wolf Biermann, Karl Corino, Freya Klier u. a.
Das Schweigen der Mehrheit
Man musste kein Held sein, um in der DDR zumindest passiven Widerstand zu leisten. Ohne die Mitläufer hätte die Diktatur nicht vierzig Jahre lang so funktioniert. Das Regime konnte sich auf das Schweigen der Mehrheit...
Man musste kein Held sein, um in der DDR zumindest passiven Widerstand zu leisten. Ohne die Mitläufer hätte die Diktatur nicht vierzig Jahre lang so funktioniert. Das Regime konnte sich auf das Schweigen der Mehrheit...
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Produktinformationen zu „Die Schuld der Mitläufer “
Das Schweigen der Mehrheit
Man musste kein Held sein, um in der DDR zumindest passiven Widerstand zu leisten. Ohne die Mitläufer hätte die Diktatur nicht vierzig Jahre lang so funktioniert. Das Regime konnte sich auf das Schweigen der Mehrheit verlassen. Dieses Buch vereint zwei Dutzend Geschichten von Staats-Hörigkeit und Aufbegehren inmitten einer angepassten Umwelt.
Die Mehrheit der DDR-Bürger passte sich stärker an, als sie tatsächlich musste. Sie wollten »einfach ganz normal leben« in der SED-Diktatur. Sie ließen alltägliche Möglichkeiten des gefahrlosen Widersprechens und Widerstehens ungenutzt. So hat man es sich und den Herrschenden bequem gemacht. Der Satz »Es war nicht alles schlecht in der DDR« bedeutet auch: Wir haben es uns gut gehen lassen, als es anderen schlecht ging - den Unangepassten, den politischen Häftlingen, den gescheiterten Flüchtlingen und ihren Angehörigen.
In diesem Buch wird von Anpassung und Verweigerung in der DDR erzählt - kurze Geschichten, charakteristische Alltagsepisoden aus den vierzig Jahren der Diktatur. Auch das mitunter eigene Versagen der Autoren wird benannt. Die Anthologie vereint zwölf bekannte Autoren wie Wolf Biermann und Erich Loest mit einem Dutzend nahezu Unbekannter: »kleine Leute«, die in der Deutschen Demokratischen Republik gelebt, mitgemacht oder widerstanden haben.
Zahlreiche Bilder kritischer DDR-Fotografen wie Manfred Butzmann, Harald Hauswald und Klaus Lehnartz illustrieren die Texte.
Man musste kein Held sein, um in der DDR zumindest passiven Widerstand zu leisten. Ohne die Mitläufer hätte die Diktatur nicht vierzig Jahre lang so funktioniert. Das Regime konnte sich auf das Schweigen der Mehrheit verlassen. Dieses Buch vereint zwei Dutzend Geschichten von Staats-Hörigkeit und Aufbegehren inmitten einer angepassten Umwelt.
Die Mehrheit der DDR-Bürger passte sich stärker an, als sie tatsächlich musste. Sie wollten »einfach ganz normal leben« in der SED-Diktatur. Sie ließen alltägliche Möglichkeiten des gefahrlosen Widersprechens und Widerstehens ungenutzt. So hat man es sich und den Herrschenden bequem gemacht. Der Satz »Es war nicht alles schlecht in der DDR« bedeutet auch: Wir haben es uns gut gehen lassen, als es anderen schlecht ging - den Unangepassten, den politischen Häftlingen, den gescheiterten Flüchtlingen und ihren Angehörigen.
In diesem Buch wird von Anpassung und Verweigerung in der DDR erzählt - kurze Geschichten, charakteristische Alltagsepisoden aus den vierzig Jahren der Diktatur. Auch das mitunter eigene Versagen der Autoren wird benannt. Die Anthologie vereint zwölf bekannte Autoren wie Wolf Biermann und Erich Loest mit einem Dutzend nahezu Unbekannter: »kleine Leute«, die in der Deutschen Demokratischen Republik gelebt, mitgemacht oder widerstanden haben.
Zahlreiche Bilder kritischer DDR-Fotografen wie Manfred Butzmann, Harald Hauswald und Klaus Lehnartz illustrieren die Texte.
Klappentext zu „Die Schuld der Mitläufer “
Das Schweigen der Mehrheit Man musste kein Held sein, um in der DDR zumindest passiven Widerstand zu leisten. Ohne die Mitläufer hätte die Diktatur nicht vierzig Jahre lang so funktioniert. Das Regime konnte sich auf das Schweigen der Mehrheit verlassen. Dieses Buch vereint zwei Dutzend Geschichten von Staats-Hörigkeit und Aufbegehren inmitten einer angepassten Umwelt.
"Korrektur eines kollektiven Selbstbetruges - Grafe spricht Klartext und erweist sich erneut als furchtloser Aufklärer ... Er geht Risiken ein, nennt Roß und Reiter. In diesem Buch versammelt er Gleichgesinnte und macht deutlich, was ein Unrechtsstaat DDR wirklich bedeutete." -- Prof. Peter Steinbach, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin, in der Zeitschrift "Mut"
"Der Sammelband entlarvt die DDR-Mythen der Angepassten und Ängstlichen." -- Die Welt, 28.08.2010
"Es sind diese individuellen Geschichten zwischen Anpassung und Protest, zwischen Scheitern und Erfolg, die dieses Buch hochspannend machen. Grafes Anthologie beweist, dass Beschäftigung mit der Geschichte (...) stets auch in die Gegenwart und Zukunft weist. Roman Grafe hat erneut nicht nur ein kritisches und engagiertes, sondern auch ein spannendes und anregendes Buch vorgelegt." -- Südthüringer Zeitung
"Der Sammelband entlarvt die DDR-Mythen der Angepassten und Ängstlichen." -- Die Welt, 28.08.2010
"Es sind diese individuellen Geschichten zwischen Anpassung und Protest, zwischen Scheitern und Erfolg, die dieses Buch hochspannend machen. Grafes Anthologie beweist, dass Beschäftigung mit der Geschichte (...) stets auch in die Gegenwart und Zukunft weist. Roman Grafe hat erneut nicht nur ein kritisches und engagiertes, sondern auch ein spannendes und anregendes Buch vorgelegt." -- Südthüringer Zeitung
Lese-Probe zu „Die Schuld der Mitläufer “
Ein Januarmorgen 2009. Ich lese aus meinem Buch Die Grenze durch Deutschland im sächsischen Hoyerswerda, einst sozialistische Vorzeigestadt. Die Geschichte einer tödlich gescheiterten Flucht aus der DDR, nahezu trostlos. Die Schüler einer 11. Klasse des Lessing-Gymnasiums schweigen bestürzt. "Warum war das möglich?" fragt die Lehrerin. Der Grenzsoldat habe 1973 wahrscheinlich aus Angst vor Strafe geschossen, meint ein Schüler. Der Soldat habe ja zur Armee gemußt und auf Befehl gehandelt. "Und aus Überzeugung", sagt eine Mitschülerin. Er sei ja politisch geschult gewesen und habe nicht gewußt, daß es ein Verbrechen ist, was er tut.Mein Gott, denke ich, aus den Mündern der Kinder die kleinen Schwindeleien der Elterngeneration, aus denen die großen Lügen gemacht werden: nichts gewußt, keine Wahl, wie befohlen, nicht zu ändern.
Ich erzähle ihnen, daß niemand gezwungen wurde, zu den Grenztruppen zu gehen. Daß der Soldat straflos hätte danebenschießen können. Daß der Schießbefehl offensichtlich menschenrechtswidrig war.
Warum war das möglich? Ein Schüler: "Meinen Eltern ging's gut, die sahen keinen Grund, sich aufzulehnen." Eine Schülerin: "Die meisten waren halt Mitläufer. Wie heute auch." Selten hat mich eine klare Antwort so gefreut.
Wir konnten nicht anders, wir mußten ja, wir haben das nicht gewußt, wir haben im besten Glauben gehandelt, weil wir überzeugt waren von der Idee, von der guten Sache. Das höre ich immer wieder, wenn ich in der Ex-DDR abends vor erwachsenem Publikum lese. Welche gute Idee braucht zur Durchsetzung einen Schießbefehl, frage ich dann. Für welchen Glauben darf man über Leichen gehen?
Es gab in der DDR ein kollektives schlechtes Gewissen wegen der Diktaturverbrechen. Dieser Teil der Wirklichkeit wurde mehrheitlich verdrängt, oftmals bis heute. Seit dem Mauerfall sagen viele: "Es war nicht alles schlecht in der DDR." Das stimmt. Es war aber auch nicht alles gut in diesem Staat.
Auch das habe ich zweimal nach Lesungen gehört,
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in Thüringen, von älteren Frauen: Ich schäme mich, in der DDR ein Mitläufer gewesen zu sein. Und manchmal erzählt jemand von Menschen, die den Ritualen der Anpassung widerstanden. Und wie sie dann von den Unterwürfigen meistens als Querulanten abgetan und im Stich gelassen wurden. Wie die Zuschauer wegschauten, schwiegen und stillhielten. Oder sich manchmal auch solidarisierten.
Nach dem Ende der Nazi-Diktatur war die Frage nach den Schuldigen zunächst umfassend gestellt worden. In den Spruchkammern der Besatzungsmächte wurden Mitläufer ausdrücklich benannt - und entlastet. Nach Jahrzehnten des Verdrängens wird nunmehr die Schuld der Mitläufer im nationalsozialistischen Deutschland zunehmend anerkannt.
Der Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma schreibt in seinem Buch Gebt der Erinnerung Namen 1999: "Niemand kann von einem anderen verlangen, ein Held zu sein. Wohl aber kann von jedem verlangt werden, daß er kein Schurke und kein Lump sei. Seit 1945 sind im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus moralische Fragen unzulässig auf die Alternative: dulden oder widerstehen unter Einsatz des Lebens (oft sogar: Mittäter oder Selbstmörder) verkürzt worden ... Das Bild einer nur passiven Bevölkerung zu zeichnen, der es allein an dem Heldenmut gefehlt habe, der im Zweifelsfalle jeder Mehrheit fehlt, ist historisch falsch."
Zahlreiche Veröffentlichungen nach dem Ende der DDR (und auch vorher schon) zeigen fundiert und eindringlich, wie die kriminelle Minderheit der Machthaber die Minderheit von offenen Regimegegnern drangsalierte. Jenseits dieser Täter-Opfer-Betrachtung fehlt es (warum wohl?) an Darstellungen zur Mehrheit der Angepaßten: der Mitläufer, die sich eingereiht hatten, ohne sich für das kommunistische System besonders zu engagieren.
Die Verklärung der SED-Diktatur, das fehlende Grundwissen der Nachgeborenen, die unerhörten Geschichten vom großen Mut kleiner Leute - das waren Gründe für mich, diese Sammlung von Zeitzeugnissen herausgeben zu wollen. Ich danke den Autoren für ihre Mühe, ihr Vertrauen, ihre Offenheit. Fast alle hatten sich zunächst mit den Verhältnissen in der DDR arrangiert. Die meisten wurden vom Staatssicherheitsdienst "bearbeitet". Manche hat man für ihren Widerstand ins Gefängnis gesteckt, andere blieben bewußt unterhalb der staatlichen Reizschwellen; sie gingen ins "innere Exil" und versuchten, mit Anstand "zu überwintern". Jeder zweite entzog sich letztlich dem Verfügungsanspruch des Staates durch Flucht oder Übersiedlung in den Westen oder wurde ausgebürgert. Zwei Autoren reisten als Westdeutsche mehrfach in die DDR; sie halfen Verfolgten und wurden bespitzelt.
"Die Menschen hier mußten ja mitmachen", erklärte mir jüngst ein Schüler im früheren DDR-Grenzdorf Geisa. Darauf eine Mitschülerin: "Ja, sie mußten mitmachen - aber nicht alles!"
Von den "Jedermannsmöglichkeiten in diesem Land des Gehorsams" sprach 1996 Joachim Gauck, der erste Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen: ">Was konnte man denn tun?< fragten alle, die zu wenig versucht hatten, nach dem Ende einer Diktatur - eine Frage, die ihre Antwort in sich tragen soll: >Nichts.< Wir wissen, daß sie so nicht richtig ist. Aber nicht nur die Märtyrer lehren uns das, sondern die einfachen Neinsager unter den Jasagern."
Der Autor Stephan Krawczyk: "Der gelernte DDR-Bürger wußte, wann er zu applaudieren hatte, damit ihm die Herrschaft nicht in den Alltag funkt. Bestimmte Dinge mußten nicht unbedingt gesagt oder getan werden. Zum Beispiel nicht zur Wahl zu gehen oder die Fahne nicht zur rechten Zeit hinauszuhängen oder nicht drei Jahre zur Armee zu gehen oder nicht den Kampfgruppen beizutreten oder nicht Genosse zu werden oder nicht für die Stasi zu spitzeln. In jedem dieser Fälle gab es die Möglichkeit, entweder ja oder nein zu sagen. Der gelernte DDR-Bürger sagte nicht nein, wenn es für ihn besser war, ja zu sagen. Es hätte ihm nur das Leben schwergemacht. Wenn man sich von den Rändern der Gesellschaft fernhielt, konnte man in Ruhe alt werden. Wer wollte das aufs Spiel setzen?"* Zwischen Anpassen und Widerstehen konnte ein jeder sein Maß finden. Wie viele haben dieses Maß ernsthaft gesucht? Und wie viele sind widerwillig oder bereitwillig mitgelaufen? Was wäre passiert, wenn die Mehrheit der DDR-Bürger nicht einen Handschlag mehr für den SED-Staat getan hätte, als zwingend vorgeschrieben war?
Man mußte ja kein Widerstandskämpfer sein, um der Versuchung des Mitlaufens und Mitmachens zu widerstehen. Die Angst, wegen Widerstands Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt zu sein, mußte kein Grund sein, gleich den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Um zumindest passiv Widerstand zu leisten, mußte man auch in der DDR kein Held sein. Ohne die Mitläufer hätte die Diktatur nicht vierzig Jahre so funktioniert.
Nach dem Ende der Nazi-Diktatur war die Frage nach den Schuldigen zunächst umfassend gestellt worden. In den Spruchkammern der Besatzungsmächte wurden Mitläufer ausdrücklich benannt - und entlastet. Nach Jahrzehnten des Verdrängens wird nunmehr die Schuld der Mitläufer im nationalsozialistischen Deutschland zunehmend anerkannt.
Der Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma schreibt in seinem Buch Gebt der Erinnerung Namen 1999: "Niemand kann von einem anderen verlangen, ein Held zu sein. Wohl aber kann von jedem verlangt werden, daß er kein Schurke und kein Lump sei. Seit 1945 sind im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus moralische Fragen unzulässig auf die Alternative: dulden oder widerstehen unter Einsatz des Lebens (oft sogar: Mittäter oder Selbstmörder) verkürzt worden ... Das Bild einer nur passiven Bevölkerung zu zeichnen, der es allein an dem Heldenmut gefehlt habe, der im Zweifelsfalle jeder Mehrheit fehlt, ist historisch falsch."
Zahlreiche Veröffentlichungen nach dem Ende der DDR (und auch vorher schon) zeigen fundiert und eindringlich, wie die kriminelle Minderheit der Machthaber die Minderheit von offenen Regimegegnern drangsalierte. Jenseits dieser Täter-Opfer-Betrachtung fehlt es (warum wohl?) an Darstellungen zur Mehrheit der Angepaßten: der Mitläufer, die sich eingereiht hatten, ohne sich für das kommunistische System besonders zu engagieren.
Die Verklärung der SED-Diktatur, das fehlende Grundwissen der Nachgeborenen, die unerhörten Geschichten vom großen Mut kleiner Leute - das waren Gründe für mich, diese Sammlung von Zeitzeugnissen herausgeben zu wollen. Ich danke den Autoren für ihre Mühe, ihr Vertrauen, ihre Offenheit. Fast alle hatten sich zunächst mit den Verhältnissen in der DDR arrangiert. Die meisten wurden vom Staatssicherheitsdienst "bearbeitet". Manche hat man für ihren Widerstand ins Gefängnis gesteckt, andere blieben bewußt unterhalb der staatlichen Reizschwellen; sie gingen ins "innere Exil" und versuchten, mit Anstand "zu überwintern". Jeder zweite entzog sich letztlich dem Verfügungsanspruch des Staates durch Flucht oder Übersiedlung in den Westen oder wurde ausgebürgert. Zwei Autoren reisten als Westdeutsche mehrfach in die DDR; sie halfen Verfolgten und wurden bespitzelt.
"Die Menschen hier mußten ja mitmachen", erklärte mir jüngst ein Schüler im früheren DDR-Grenzdorf Geisa. Darauf eine Mitschülerin: "Ja, sie mußten mitmachen - aber nicht alles!"
Von den "Jedermannsmöglichkeiten in diesem Land des Gehorsams" sprach 1996 Joachim Gauck, der erste Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen: ">Was konnte man denn tun?< fragten alle, die zu wenig versucht hatten, nach dem Ende einer Diktatur - eine Frage, die ihre Antwort in sich tragen soll: >Nichts.< Wir wissen, daß sie so nicht richtig ist. Aber nicht nur die Märtyrer lehren uns das, sondern die einfachen Neinsager unter den Jasagern."
Der Autor Stephan Krawczyk: "Der gelernte DDR-Bürger wußte, wann er zu applaudieren hatte, damit ihm die Herrschaft nicht in den Alltag funkt. Bestimmte Dinge mußten nicht unbedingt gesagt oder getan werden. Zum Beispiel nicht zur Wahl zu gehen oder die Fahne nicht zur rechten Zeit hinauszuhängen oder nicht drei Jahre zur Armee zu gehen oder nicht den Kampfgruppen beizutreten oder nicht Genosse zu werden oder nicht für die Stasi zu spitzeln. In jedem dieser Fälle gab es die Möglichkeit, entweder ja oder nein zu sagen. Der gelernte DDR-Bürger sagte nicht nein, wenn es für ihn besser war, ja zu sagen. Es hätte ihm nur das Leben schwergemacht. Wenn man sich von den Rändern der Gesellschaft fernhielt, konnte man in Ruhe alt werden. Wer wollte das aufs Spiel setzen?"* Zwischen Anpassen und Widerstehen konnte ein jeder sein Maß finden. Wie viele haben dieses Maß ernsthaft gesucht? Und wie viele sind widerwillig oder bereitwillig mitgelaufen? Was wäre passiert, wenn die Mehrheit der DDR-Bürger nicht einen Handschlag mehr für den SED-Staat getan hätte, als zwingend vorgeschrieben war?
Man mußte ja kein Widerstandskämpfer sein, um der Versuchung des Mitlaufens und Mitmachens zu widerstehen. Die Angst, wegen Widerstands Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt zu sein, mußte kein Grund sein, gleich den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Um zumindest passiv Widerstand zu leisten, mußte man auch in der DDR kein Held sein. Ohne die Mitläufer hätte die Diktatur nicht vierzig Jahre so funktioniert.
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Autoren-Porträt von ROMAN GRAFE (HG.)
Grafe, RomanRoman Grafe, geboren 1968 im Nordosten der DDR, ist Autor und Filmemacher. Nach seiner Übersiedlung im Januar 1989 nach Bayern studierte er in der Schweiz Journalistik. Seit 1993 arbeitet er u. a. für die ARD, die »Süddeutsche Zeitung«, die »FAZ« und »Die Zeit«. 2002 erschien im Siedler-Verlag seine vielbeachtete Chronik »Die Grenze durch Deutschland«, 2004 das Buch »Deutsche Gerechtigkeit«. 2008 veröffentlichte Roman Grafe ein Hörbuch zur Bahnkatastrophe von Eschede.
Bibliographische Angaben
- Autor: ROMAN GRAFE (HG.)
- 2009, 1, 202 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Hrsg. v. Roman Grafe
- Herausgegeben: Roman Grafe
- Verlag: Pantheon
- ISBN-10: 3570551067
- ISBN-13: 9783570551066
- Erscheinungsdatum: 14.09.2009
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»Der Sammelband entlarvt die DDR-Mythen der Angepassten und Ängstlichen.« Die Welt, 28.08.2010
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