Die theologische Hintertreppe

Dietheologische Hintertreppe hat mit dem modernen Schnüfflerbewusstsein nichtsgemein. Sie will Theologinnen und Theologen als Gott suchende und von Gottbegeisterte Alltagsmenschen zeigen. Göttliche Gnade nimmt bekanntlich zuerst imAlltag Gestalt an und die Hintertreppe des Alltags ist es, die Gott besteigt,um dem Menschen zu begegnen. So will die vorliegende Textsammlung einladen, dasoft Abenteuerliche und Überraschende in der Lebensgeschichte von Gottsuchernüber die 2000 Jahre Christentumsgeschichte zu entdecken und dadurch vielleichtauch neugierig zu werden auf eine ausführlichere Beschäftigung.

Unser Bandhat weder einen klassisch akademischen Anspruch noch will er der Versuchungnachgeben, Theologie unter Wert zu popularisieren. Narrativ soll an ausgewählteProblemstellungen, Denkformen und Wesenszüge herangeführt werden. Die»Hintertreppe« richtet sich nicht in erster Linie an Fachtheologen, sondern analle, die am Lebendigwerden von theologie- und geistesgeschichtlichen Zusammenhängeninteressiert sind. Viele Personen der abendländischen Theologiegeschichtehätten es verdient, über die

Hintertreppebesucht zu werden. Wie jede Auswahl ist auch unsere exemplarisch, vielleichtauch subjektiv, und war weder von konfessionellen noch vongeschlechtsspezifischen Rücksichtnahmen geleitet.

»Tief istder Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich

nennen?« -so beginnen die Josefsromane von Thomas Mann. Wir haben uns entschlossen, denWeg aus der Gegenwart in die Vergangenheit zu nehmen, zu beginnen mit großenTheologen des 20. Jahrhunderts, mit einer Lebenswelt, die uns näher liegt, mit Problemstellungen,die uns heute bewegen. Aber die Theologie ist wie keine andere Wissenschaft aufdas Wort von Sir Isaac Newton gegründet:»Wenn ich etwas tiefer sah als andere,so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stand.« Und so steigen wirimmer tiefer in den Brunnen der Vergangenheit, hin zu Denkern, die unsvielleicht fremder sind, die aber dem Ursprung und Quellgrund aller Theologienäher sind: der Heiligen Schrift.

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