Die Verbannten
Monster Republic - der erste Band einer packenden Action-Trilogie
Nach einer Explosion in einem Atomkraftwerk wacht Cameron in einem Labor wieder auf. Ein seltsames Mädchen hilft ihm zu fliehen - doch es gibt kein Zurück in sein altes Leben,...
Nach einer Explosion in einem Atomkraftwerk wacht Cameron in einem Labor wieder auf. Ein seltsames Mädchen hilft ihm zu fliehen - doch es gibt kein Zurück in sein altes Leben,...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Verbannten “
Monster Republic - der erste Band einer packenden Action-Trilogie
Nach einer Explosion in einem Atomkraftwerk wacht Cameron in einem Labor wieder auf. Ein seltsames Mädchen hilft ihm zu fliehen - doch es gibt kein Zurück in sein altes Leben, denn Cameron gilt als tot und wurde nach dem Unfall zu einem wahren Monster zusammengeflickt und mit bionischen Implantaten ausgestattet. Er erfährt, dass Dr. Lazarus Fry ihn zu einem Versuchsobjekt für seine übermenschliche Armee gemacht hat. Cameron kommt in der »Monster Republic« unter: Hier haben sich die missglückten Versuchsobjekte Frys zu einer unterirdischen Gemeinschaft zusammengeschlossen - können sie den Wahnsinn stoppen?
Nach einer Explosion in einem Atomkraftwerk wacht Cameron in einem Labor wieder auf. Ein seltsames Mädchen hilft ihm zu fliehen - doch es gibt kein Zurück in sein altes Leben, denn Cameron gilt als tot und wurde nach dem Unfall zu einem wahren Monster zusammengeflickt und mit bionischen Implantaten ausgestattet. Er erfährt, dass Dr. Lazarus Fry ihn zu einem Versuchsobjekt für seine übermenschliche Armee gemacht hat. Cameron kommt in der »Monster Republic« unter: Hier haben sich die missglückten Versuchsobjekte Frys zu einer unterirdischen Gemeinschaft zusammengeschlossen - können sie den Wahnsinn stoppen?
Klappentext zu „Die Verbannten “
Nach einer Explosion in einem Atomkraftwerk wacht Cameron in einem Labor wieder auf. Ein seltsames Mädchen hilft ihm zu fliehen doch es gibt kein Zurück in sein altes Leben, denn Cameron gilt als tot und wurde nach dem Unfall zu einem wahren Monster zusammengeflickt und mit bionischen Implantaten ausgestattet. Er erfährt, dass Dr. Lazarus Fry ihn zu einem Versuchsobjekt für seine übermenschliche Armee gemacht hat. Cameron kommt in der "Monster Republic" unter: Hier haben sich die missglückten Versuchsobjekte Frys zu einer unterirdischen Gemeinschaft zusammengeschlossen können sie den Wahnsinn stoppen?
Lese-Probe zu „Die Verbannten “
Die Verbannten von Ben HortonProlog
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Obwohl der Anruf erst weit nach Mitternacht kam, nahm Dr. Lazarus Frey noch vor dem zweiten Läuten ab. »Hallo?«
»Sind Sie das, Fry?«
»Ja.«
Dr. Frey musste nicht fragen, wessen Stimme er am anderen Ende der Leitung hörte. Nur ein Mensch kannte die Nummer dieser besonderen Hotline von London.
»Ist es wahr?«
Dr. Fry unterdrückte einen Seufzer. Wie die meisten Wissenschaftler mochte er Ratespiele nicht.
»Ist was wahr, Premierminister?«
»Was ich gerade über das Divinity-Projekt gehört habe. Dass Sie Regierungsgelder für eine Art Tierversuch ausgeben.« Die Stimme des Premierministers klang zornig. Seine Abscheu vor Tierquälereien war bekannt. »Einer Ihrer Labortechniker behauptet, dass Sie irgendetwas mit Hunden machen.«
Dr. Fry verzog ärgerlich die Mundwinkel. »Wer hat Ihnen denn das erzählt?«
»Ein Mann namens Quinn. Er behauptet, was Sie in Broad Harbour tun, sei unethisch, ja sogar illegal.«
»Herr Premierminister, ich kann Ihnen versichern, dass alles, was in diesem Labor vor sich geht, sich streng im Rahmen des Gesetzes hält.«
»Und haben Sie irgendetwas mit den Berichten der Broad-Harbour-Polizei über seltsame Wesen in den Abwasserkanälen zu tun?«
Dr. Fry lachte. »So wie die Alligatoren in den Wasserleitungen von New York? Gerüchte und Hirngespinste, Herr Premierminister. In Broad Harbour ist alles in Ordnung.«
Die Stimme des Premierministers erwiderte schneidend: »Nun, ich fürchte, ich teile Ihre Meinung darüber nicht. Die Arbeit am Divinity-Projekt wird mit sofortiger Wirkung eingestellt. Ich werde nächsten Monat ein unabhängiges Untersuchungsteam schicken, das überprüft, was dort los ist. Wenn sie Hinweise auf Verstöße finden, werden Sie sich vor mir dafür verantworten müssen. Gute Nacht!«
Mit einem scharfen Klicken brach die Verbindung ab.
Dr. Fry blieb einen Augenblick lang still sitzen, dann griff er nach einem anderen Telefon. »Hardiman? Ich glaube, wir müssen zu unserem Alternativplan greifen. Oh, und außerdem, Hardiman, bitte statten Sie Jason Quinn einen Besuch ab, ja? Da hat jemand beim Premierminister gepetzt.«
Dr. Fry legte den Hörer auf, griff nach seinem Skalpell und sah in ein Paar entsetzt aufgerissene Augen. »Nun, wo waren wir stehen geblieben ...?«
Kapitel 1
Die Technologie der Zukunft
Dieser Schulausflug sollte in einer Katastrophe enden. Cameron Reilly hatte nur noch keine Ahnung, wie groß diese Katastrophe werden sollte.
»Erster!«, schrie er und sprang aus dem Bus. Es war zwar keine lange Fahrt von der Schule gewesen, aber er hasste das Gefühl, eingesperrt zu sein, sei es auch nur für ein paar Minuten.
Er streckte die langen, durchtrainierten Beine und sprintete über den Parkplatz. Sein bester Freund Darren versuchte mitzuhalten, hatte aber keine Chance, ihn einzuholen. Schon mit vierzehn Jahren war Cameron Kapitän der Footballmannschaft und lief die hundert Meter in 12,5 Sekunden. Vor einer Automatiktür bremste er scharf ab. Sekunden später traf Darren keuchend und pustend ein, während Cameron kaum außer Atem war.
»Wenn du diese Saison ins Team willst, musst du aber noch üben«, grinste Cameron und zwinkerte mit den blauen Augen.
Darren brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen - dann boxte er Cameron scherzhaft in den Arm. »Na, schließlich können nicht alle solche Rechtsaußenschönlinge sein«, gab er zurück.
Cameron lachte. »Wen nennst du einen Schönling?«
»Jetzt tu nicht so, als hättest du nicht gesehen, wie dich Jane Chapman im Bus angehimmelt hat. Die steht voll auf dich, Kumpel.«
»Na, sie wird ihn aber nicht kriegen«, unterbrach ihn eine dritte Stimme. »Er gehört nämlich mir!«
Die Jungen drehten sich zu einem großen, langhaarigen Mädchen um, das sie beobachtete.
»Oh, hi, Süße!«, begrüßte Cameron sie und legte ihr den Arm um die schlanke Taille.
Alle waren sich einig, dass Marie Lyons das hübscheste Mädchen der Klasse war, und Cameron betrachtete sich als den glücklichsten Jungen der Schule, sie als Freundin zu haben. Sie gingen erst seit ein paar Monaten miteinander, aber für ihn war das lange genug, um zu wissen, dass sie nicht nur hübsch, sondern auch lustig und klug war. Sie hatte sich nicht einmal beschwert, als er zu ihrem zweiten und dritten Date zu spät gekommen war, weil das Footballtraining so lange gedauert hatte. Cameron kannte nicht viele Mädchen, die so etwas locker nahmen.
»Mr Reilly!«
Die spöttische Stimme konnte nur die von Mr Hackford sein, dem Naturwissenschaftslehrer, einem schmierigen kleinen Mann mit einem Rattenschwanz als Schnurrbart, dem es Spaß machte, die Schüler genauso klein zu machen wie sich selbst. Er gehörte zur schlimmsten Sorte Lehrer - zu denen, die ständig sarkastische Witze machen, die außer ihnen niemand wirklich lustig findet.
»Ich dachte, ich hätte klargemacht, dass das hier ein Physikausflug und keine Biologiestunde ist. Also nehmen Sie bitte Ihre Pfoten von Miss Lyons und stellen Sie sich in die Schlange!«
»Ja, Sir«, antwortete Cameron gehorsam und ließ Maries Hand los, als sie sich in die Schlange von Schülern stellten, die sich vor dem Eingang zu einem hässlichen Betongebäude mit der Aufschrift »Besucherzentrum« gebildet hatte. Vor ihnen nutzte ein kräftiger, kurz geschorener Junge Mr Hackfords zeitweilige Unaufmerksamkeit, um sich vorzudrängeln, wobei er einen kleinen Jungen so heftig zu Boden stieß, dass seine Brille runterflog.
Mr Hackford wirbelte herum. »Na, na! Ruhe da vorne!«
Mit feuchten Augen stand der Junge auf und rieb sich das blutende Knie. Cameron kannte ihn flüchtig aus seinem Computerkurs. Nigel irgendwas.
»Was ist da los!«, fuhr ihn Hackford an.
Nigel sah seinen Angreifer an, der nur drohend grinste und dabei seine schiefen Zähne zeigte.
»Nichts, Sir«, schniefte Nigel. »Ich bin nur hingefallen.«
Der Junge wollte offensichtlich keinen Ärger. Es hieß, dass Leute, die Carl Monkton verpetzten, es normalerweise bereuten. Er hatte keine Hemmungen, seine Fäuste einzusetzen, um es solchen Leuten heimzuzahlen, und er hatte einen Ruf als hinterhältiger Schläger.
»Monkton ist so ein Arschloch«, zischte Cameron Marie zu. »Wird Zeit, dass ihm mal jemand die Meinung sagt.«
»Ja, aber nicht du. Du weißt doch noch, was letztes Mal passiert ist, oder?«
Ein paar Wochen zuvor hatte Cameron gesehen, wie Carl hinter der Sporthalle einen anderen kleinen Streber piesackte. Sie waren schon knapp davor gewesen, aufeinander loszugehen, als einer der Sportlehrer gekommen war und sie alle zum Nachsitzen verdonnert hatte. Cameron und Carl hatten sich vom ersten Tag an der Broad-Harbour-Highschool nicht leiden können. Früher oder später würden sie sich in die Haare bekommen, das war nur eine Frage der Zeit.
Allerdings hatte Camerons Einmischung eine unerwartete Nebenwirkung gezeigt, denn der gerettete Streber lief die nächsten zwei Wochen ständig hinter Cameron her, in dem Glauben, dass sie durch die Angelegenheit irgendwie Freunde geworden wären. Und auch wenn es Camerons Ruf nicht sonderlich steigerte, mit einem kleinen Nerd abzuhängen, gab er ihm doch wenigstens ein paar nützliche Tipps bei seinen Hausaufgaben.
»Wir sollten jedenfalls keinen Ärger bekommen, sondern uns einfach nur amüsieren«, fuhr Marie fort.
»Ja, genau«, grollte Cameron, als sich die Schlange durch die Tür quälte. »Ein Schulausflug ist nicht gerade meine Vorstellung von Amüsement. Es wird schon eine Menge passieren müssen, damit dieser Ausflug hier spaßig wird ...«
Willkommen im Atomkraftwerk Broad Harbour! Im Falle eines Reaktorkernversagens suchen Sie bitte den nächsten Ausgang auf.
Cameron schüttelte den Kopf. Die Stimme vom Band zwitscherte, als ob sie Spülmittel verkaufen und nicht vor einer Kernschmelze warnen wollte.
»Im Falle eines Reaktorkernversagens sind wir wahrscheinlich alle tot«, vermutete Marie.
»Oder noch schlimmer«, kicherte Cameron. »Im Falle eines Reaktorkernversagens«, imitierte er die fröhliche Stimme ziemlich treffend, »begeben Sie sich bitte in die Stadt und essen Sie so viele Gehirne wie möglich, weil sie sich alle in radioaktive Zombies verwandeln werden.«
Marie kicherte. »Komm schon!«
Im Besucherzentrum gab es maßstabsgetreue Modelle des Kernkraftwerks und Computeranimationen darüber, wie eine Kernfusion funktioniert, sowie eine Menge langweiliger Erläuterungen auf großen Tafeln. All das gehörte zu einer größeren Ausstellung über nachhaltige Energien, die von der Fry Foundation, der größten Stiftung in Broad Harbour, finanziert wurde. Der Titel der Ausstellung war: »Die Technologie der Zukunft«. Soweit Cameron es auf den ersten Blick feststellen konnte, ging es darum, die Energie der Wellen und der Erdwärme zu nutzen. Und er vermutete, dass es kein Zufall war, dass »Die Technologie der Zukunft« auch der Titel für das Projekt war, an dem sie in diesem Schuljahr arbei ten sollten. Kein Wunder, dass Mr Hackford wegen des Ausflugs so aufgeregt gewesen war. Alle Schulkameraden um ihn herum holten Stifte und Blöcke aus ihren Taschen und ein paar Schleimer hatten schon mehr als eine Seite in ihrem Notizblock vollgekritzelt.
Na, Cameron war es recht. Solange sie genügend Notizen machten, dass er sie sich später ausleihen und abschreiben konnte, konnte er sich entspannen. Außerdem sah Marie nicht nur blendend aus, sie war auch noch so superschlau, dass sie sich wahrscheinlich alles Mögliche nebenbei einprägte, während sie sich nur umschauten und herumalberten.
»He, sieh mal!«, deutete sie auf Mr Hackford, der einem völlig verständnislos dreinsehenden Darren den Vorgang der Kernfusion zu erklären versuchte. »Sieht aus, als ob da jemand gerettet werden müsste.« Sie ging zu ihnen hinüber und unterbrach sie: »Mr Hackford, Sir?«
»Ja, Marie?«
»Ich dachte, in dieser Ausstellung ginge es um die Zukunft. Aber mit Kernkraft kann man doch niemanden mehr beeindrucken, oder?«
Cameron biss sich auf die Lippe und versuchte, ernst zu bleiben.
»Ich meine, es ist nicht sonderlich sicher, oder?«, fuhr sie fort. »Wie war das noch mit diesem Ort, an dem alles explodiert ist und es die vielen mutierten Schafe gab? Tschernobyl?«
»Das war vor vielen Jahren in der Ukraine. Heutzutage sind Atomkraftwerke wesentlich sicherer und sauberer als damals.«
»Aber explodieren können sie immer noch, oder?«
»Ja, Miss Lyons«, fuhr Hackford auf, »das können sie, und ich kann das auch! Und Sie und Mr Reilly sind mir heute schon genug auf die Nerven gegangen. Ist das klar? Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen ...«
Die drei warteten, bis Mr Hackford hinter einem riesigen Plasmabildschirm verschwunden war, bevor sie anfingen zu lachen.
»Vielen Dank, Leute!«, sagte Darren.
Marie grinste. »Rettung vor einem qualvollen Tod aus Langeweile.«
Cameron liebte Maries trockenen Humor. Sie hatte ihm den Tag bereits jetzt schon sehr erleichtert. Er hatte nichts gegen Naturwissenschaften, manches davon - besonders die praktischen Experimente - machte ihm sogar Spaß. Aber eigentlich war es nicht sein Ding. Er war mehr für Sport und körperliche Aktivitäten zu haben. Und sein Rennen mit Darren über den Parkplatz würde höchstwahrscheinlich die einzige Aktivität für diesen Tag bleiben.
»Kommt mit«, verlangte Cameron. »Wir sehen uns mal im ersten Stock um.«
Sie gingen zu der metallenen Wendeltreppe, die zur Galerie führte. Von unten sah es aus, als gäbe es dort oben noch mehr Exponate der gleichen Art. Ein paar Schüler waren schon dort und es schien irgendwo Unruhe zu geben. Es war kaum überraschend, zu sehen, dass Carl Monkton der Grund dafür war. Er hatte Nigel gegen das Geländer der Galerie gedrängt und hielt ihn an der Jacke so hoch, als ob er ihn hinunterwerfen wollte.
»Na, glaubst du, du kannst fliegen, Smith?«
Der Junge jammerte und schluchzte.
Cameron sah sich fluchend um. Mr Hackford war am anderen Ende der Ausstellung und unterhielt sich mit ein paar Schülern. Es waren keine Aufseher oder anderen Erwachsenen in der Nähe. Aber jemand musste etwas tun ...
»Darren, geh und hol schnell Hackford. Marie, du bleibst hier.«
Als Darren loslief, packte Cameron das Geländer und rannte die Treppe hinauf. Hinter ihm hörte er Marie die Stufen hochpoltern. Er hätte wissen müssen, dass sie nicht unten bleiben würde. Sie hasste solche Typen.
»He, Carl«, sagte Cameron gleichmütig, als er oben ankam. »Lass ihn runter. Und zwar hier oben, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Na gut, du Streber«, sagte Carl und warf Cameron einen bösen Blick zu, während er Nigel grob beiseite-stieß. »Komm schon, Reilly, willst du auch mal?«
Cameron blieb stehen, weigerte sich aber, die Herausforderung, näher zu kommen, anzunehmen. »Lass es, Carl. Du sollst heute etwas lernen, anstatt dir eine blutige Nase zu holen.«
Er bereute die Worte, noch bevor er sie ausgesprochen hatte. Sie waren gleichbedeutend mit einer Herausforderung, und das machte es für Carl noch schwerer aufzugeben.
Und natürlich machte Carl auch gleich mit geballten Fäusten einen Schritt auf ihn zu. »Dann los, Reilly«, rief er. »Willst du was lernen? Ich zeig's dir!«
Cameron zuckte nervös mit den Schultern. Er sah keinen Ausweg. Wo zum Teufel blieb Darren mit Mr Hackford?
»Cameron!«, warnte ihn Marie hinter ihm.
Cameron hob ebenfalls die Fäuste und wartete darauf, dass Carl anfing. Er war bereit für den ersten Schlag und bereit, so gut auszuteilen, wie er einstecken musste.
Doch der Schlag kam nicht. Der Kampf fand nicht statt. An diesem Tag sollte etwas anderes geschehen. Etwas Gewaltiges, was sein ganzes Leben verändern würde.
Und es begann mit einer Explosion.
Übersetzung: Tanja Ohlsen
© 2011 für die deutschsprachige Ausgabe cbt/ cbj Verlag, München
Obwohl der Anruf erst weit nach Mitternacht kam, nahm Dr. Lazarus Frey noch vor dem zweiten Läuten ab. »Hallo?«
»Sind Sie das, Fry?«
»Ja.«
Dr. Frey musste nicht fragen, wessen Stimme er am anderen Ende der Leitung hörte. Nur ein Mensch kannte die Nummer dieser besonderen Hotline von London.
»Ist es wahr?«
Dr. Fry unterdrückte einen Seufzer. Wie die meisten Wissenschaftler mochte er Ratespiele nicht.
»Ist was wahr, Premierminister?«
»Was ich gerade über das Divinity-Projekt gehört habe. Dass Sie Regierungsgelder für eine Art Tierversuch ausgeben.« Die Stimme des Premierministers klang zornig. Seine Abscheu vor Tierquälereien war bekannt. »Einer Ihrer Labortechniker behauptet, dass Sie irgendetwas mit Hunden machen.«
Dr. Fry verzog ärgerlich die Mundwinkel. »Wer hat Ihnen denn das erzählt?«
»Ein Mann namens Quinn. Er behauptet, was Sie in Broad Harbour tun, sei unethisch, ja sogar illegal.«
»Herr Premierminister, ich kann Ihnen versichern, dass alles, was in diesem Labor vor sich geht, sich streng im Rahmen des Gesetzes hält.«
»Und haben Sie irgendetwas mit den Berichten der Broad-Harbour-Polizei über seltsame Wesen in den Abwasserkanälen zu tun?«
Dr. Fry lachte. »So wie die Alligatoren in den Wasserleitungen von New York? Gerüchte und Hirngespinste, Herr Premierminister. In Broad Harbour ist alles in Ordnung.«
Die Stimme des Premierministers erwiderte schneidend: »Nun, ich fürchte, ich teile Ihre Meinung darüber nicht. Die Arbeit am Divinity-Projekt wird mit sofortiger Wirkung eingestellt. Ich werde nächsten Monat ein unabhängiges Untersuchungsteam schicken, das überprüft, was dort los ist. Wenn sie Hinweise auf Verstöße finden, werden Sie sich vor mir dafür verantworten müssen. Gute Nacht!«
Mit einem scharfen Klicken brach die Verbindung ab.
Dr. Fry blieb einen Augenblick lang still sitzen, dann griff er nach einem anderen Telefon. »Hardiman? Ich glaube, wir müssen zu unserem Alternativplan greifen. Oh, und außerdem, Hardiman, bitte statten Sie Jason Quinn einen Besuch ab, ja? Da hat jemand beim Premierminister gepetzt.«
Dr. Fry legte den Hörer auf, griff nach seinem Skalpell und sah in ein Paar entsetzt aufgerissene Augen. »Nun, wo waren wir stehen geblieben ...?«
Kapitel 1
Die Technologie der Zukunft
Dieser Schulausflug sollte in einer Katastrophe enden. Cameron Reilly hatte nur noch keine Ahnung, wie groß diese Katastrophe werden sollte.
»Erster!«, schrie er und sprang aus dem Bus. Es war zwar keine lange Fahrt von der Schule gewesen, aber er hasste das Gefühl, eingesperrt zu sein, sei es auch nur für ein paar Minuten.
Er streckte die langen, durchtrainierten Beine und sprintete über den Parkplatz. Sein bester Freund Darren versuchte mitzuhalten, hatte aber keine Chance, ihn einzuholen. Schon mit vierzehn Jahren war Cameron Kapitän der Footballmannschaft und lief die hundert Meter in 12,5 Sekunden. Vor einer Automatiktür bremste er scharf ab. Sekunden später traf Darren keuchend und pustend ein, während Cameron kaum außer Atem war.
»Wenn du diese Saison ins Team willst, musst du aber noch üben«, grinste Cameron und zwinkerte mit den blauen Augen.
Darren brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen - dann boxte er Cameron scherzhaft in den Arm. »Na, schließlich können nicht alle solche Rechtsaußenschönlinge sein«, gab er zurück.
Cameron lachte. »Wen nennst du einen Schönling?«
»Jetzt tu nicht so, als hättest du nicht gesehen, wie dich Jane Chapman im Bus angehimmelt hat. Die steht voll auf dich, Kumpel.«
»Na, sie wird ihn aber nicht kriegen«, unterbrach ihn eine dritte Stimme. »Er gehört nämlich mir!«
Die Jungen drehten sich zu einem großen, langhaarigen Mädchen um, das sie beobachtete.
»Oh, hi, Süße!«, begrüßte Cameron sie und legte ihr den Arm um die schlanke Taille.
Alle waren sich einig, dass Marie Lyons das hübscheste Mädchen der Klasse war, und Cameron betrachtete sich als den glücklichsten Jungen der Schule, sie als Freundin zu haben. Sie gingen erst seit ein paar Monaten miteinander, aber für ihn war das lange genug, um zu wissen, dass sie nicht nur hübsch, sondern auch lustig und klug war. Sie hatte sich nicht einmal beschwert, als er zu ihrem zweiten und dritten Date zu spät gekommen war, weil das Footballtraining so lange gedauert hatte. Cameron kannte nicht viele Mädchen, die so etwas locker nahmen.
»Mr Reilly!«
Die spöttische Stimme konnte nur die von Mr Hackford sein, dem Naturwissenschaftslehrer, einem schmierigen kleinen Mann mit einem Rattenschwanz als Schnurrbart, dem es Spaß machte, die Schüler genauso klein zu machen wie sich selbst. Er gehörte zur schlimmsten Sorte Lehrer - zu denen, die ständig sarkastische Witze machen, die außer ihnen niemand wirklich lustig findet.
»Ich dachte, ich hätte klargemacht, dass das hier ein Physikausflug und keine Biologiestunde ist. Also nehmen Sie bitte Ihre Pfoten von Miss Lyons und stellen Sie sich in die Schlange!«
»Ja, Sir«, antwortete Cameron gehorsam und ließ Maries Hand los, als sie sich in die Schlange von Schülern stellten, die sich vor dem Eingang zu einem hässlichen Betongebäude mit der Aufschrift »Besucherzentrum« gebildet hatte. Vor ihnen nutzte ein kräftiger, kurz geschorener Junge Mr Hackfords zeitweilige Unaufmerksamkeit, um sich vorzudrängeln, wobei er einen kleinen Jungen so heftig zu Boden stieß, dass seine Brille runterflog.
Mr Hackford wirbelte herum. »Na, na! Ruhe da vorne!«
Mit feuchten Augen stand der Junge auf und rieb sich das blutende Knie. Cameron kannte ihn flüchtig aus seinem Computerkurs. Nigel irgendwas.
»Was ist da los!«, fuhr ihn Hackford an.
Nigel sah seinen Angreifer an, der nur drohend grinste und dabei seine schiefen Zähne zeigte.
»Nichts, Sir«, schniefte Nigel. »Ich bin nur hingefallen.«
Der Junge wollte offensichtlich keinen Ärger. Es hieß, dass Leute, die Carl Monkton verpetzten, es normalerweise bereuten. Er hatte keine Hemmungen, seine Fäuste einzusetzen, um es solchen Leuten heimzuzahlen, und er hatte einen Ruf als hinterhältiger Schläger.
»Monkton ist so ein Arschloch«, zischte Cameron Marie zu. »Wird Zeit, dass ihm mal jemand die Meinung sagt.«
»Ja, aber nicht du. Du weißt doch noch, was letztes Mal passiert ist, oder?«
Ein paar Wochen zuvor hatte Cameron gesehen, wie Carl hinter der Sporthalle einen anderen kleinen Streber piesackte. Sie waren schon knapp davor gewesen, aufeinander loszugehen, als einer der Sportlehrer gekommen war und sie alle zum Nachsitzen verdonnert hatte. Cameron und Carl hatten sich vom ersten Tag an der Broad-Harbour-Highschool nicht leiden können. Früher oder später würden sie sich in die Haare bekommen, das war nur eine Frage der Zeit.
Allerdings hatte Camerons Einmischung eine unerwartete Nebenwirkung gezeigt, denn der gerettete Streber lief die nächsten zwei Wochen ständig hinter Cameron her, in dem Glauben, dass sie durch die Angelegenheit irgendwie Freunde geworden wären. Und auch wenn es Camerons Ruf nicht sonderlich steigerte, mit einem kleinen Nerd abzuhängen, gab er ihm doch wenigstens ein paar nützliche Tipps bei seinen Hausaufgaben.
»Wir sollten jedenfalls keinen Ärger bekommen, sondern uns einfach nur amüsieren«, fuhr Marie fort.
»Ja, genau«, grollte Cameron, als sich die Schlange durch die Tür quälte. »Ein Schulausflug ist nicht gerade meine Vorstellung von Amüsement. Es wird schon eine Menge passieren müssen, damit dieser Ausflug hier spaßig wird ...«
Willkommen im Atomkraftwerk Broad Harbour! Im Falle eines Reaktorkernversagens suchen Sie bitte den nächsten Ausgang auf.
Cameron schüttelte den Kopf. Die Stimme vom Band zwitscherte, als ob sie Spülmittel verkaufen und nicht vor einer Kernschmelze warnen wollte.
»Im Falle eines Reaktorkernversagens sind wir wahrscheinlich alle tot«, vermutete Marie.
»Oder noch schlimmer«, kicherte Cameron. »Im Falle eines Reaktorkernversagens«, imitierte er die fröhliche Stimme ziemlich treffend, »begeben Sie sich bitte in die Stadt und essen Sie so viele Gehirne wie möglich, weil sie sich alle in radioaktive Zombies verwandeln werden.«
Marie kicherte. »Komm schon!«
Im Besucherzentrum gab es maßstabsgetreue Modelle des Kernkraftwerks und Computeranimationen darüber, wie eine Kernfusion funktioniert, sowie eine Menge langweiliger Erläuterungen auf großen Tafeln. All das gehörte zu einer größeren Ausstellung über nachhaltige Energien, die von der Fry Foundation, der größten Stiftung in Broad Harbour, finanziert wurde. Der Titel der Ausstellung war: »Die Technologie der Zukunft«. Soweit Cameron es auf den ersten Blick feststellen konnte, ging es darum, die Energie der Wellen und der Erdwärme zu nutzen. Und er vermutete, dass es kein Zufall war, dass »Die Technologie der Zukunft« auch der Titel für das Projekt war, an dem sie in diesem Schuljahr arbei ten sollten. Kein Wunder, dass Mr Hackford wegen des Ausflugs so aufgeregt gewesen war. Alle Schulkameraden um ihn herum holten Stifte und Blöcke aus ihren Taschen und ein paar Schleimer hatten schon mehr als eine Seite in ihrem Notizblock vollgekritzelt.
Na, Cameron war es recht. Solange sie genügend Notizen machten, dass er sie sich später ausleihen und abschreiben konnte, konnte er sich entspannen. Außerdem sah Marie nicht nur blendend aus, sie war auch noch so superschlau, dass sie sich wahrscheinlich alles Mögliche nebenbei einprägte, während sie sich nur umschauten und herumalberten.
»He, sieh mal!«, deutete sie auf Mr Hackford, der einem völlig verständnislos dreinsehenden Darren den Vorgang der Kernfusion zu erklären versuchte. »Sieht aus, als ob da jemand gerettet werden müsste.« Sie ging zu ihnen hinüber und unterbrach sie: »Mr Hackford, Sir?«
»Ja, Marie?«
»Ich dachte, in dieser Ausstellung ginge es um die Zukunft. Aber mit Kernkraft kann man doch niemanden mehr beeindrucken, oder?«
Cameron biss sich auf die Lippe und versuchte, ernst zu bleiben.
»Ich meine, es ist nicht sonderlich sicher, oder?«, fuhr sie fort. »Wie war das noch mit diesem Ort, an dem alles explodiert ist und es die vielen mutierten Schafe gab? Tschernobyl?«
»Das war vor vielen Jahren in der Ukraine. Heutzutage sind Atomkraftwerke wesentlich sicherer und sauberer als damals.«
»Aber explodieren können sie immer noch, oder?«
»Ja, Miss Lyons«, fuhr Hackford auf, »das können sie, und ich kann das auch! Und Sie und Mr Reilly sind mir heute schon genug auf die Nerven gegangen. Ist das klar? Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen ...«
Die drei warteten, bis Mr Hackford hinter einem riesigen Plasmabildschirm verschwunden war, bevor sie anfingen zu lachen.
»Vielen Dank, Leute!«, sagte Darren.
Marie grinste. »Rettung vor einem qualvollen Tod aus Langeweile.«
Cameron liebte Maries trockenen Humor. Sie hatte ihm den Tag bereits jetzt schon sehr erleichtert. Er hatte nichts gegen Naturwissenschaften, manches davon - besonders die praktischen Experimente - machte ihm sogar Spaß. Aber eigentlich war es nicht sein Ding. Er war mehr für Sport und körperliche Aktivitäten zu haben. Und sein Rennen mit Darren über den Parkplatz würde höchstwahrscheinlich die einzige Aktivität für diesen Tag bleiben.
»Kommt mit«, verlangte Cameron. »Wir sehen uns mal im ersten Stock um.«
Sie gingen zu der metallenen Wendeltreppe, die zur Galerie führte. Von unten sah es aus, als gäbe es dort oben noch mehr Exponate der gleichen Art. Ein paar Schüler waren schon dort und es schien irgendwo Unruhe zu geben. Es war kaum überraschend, zu sehen, dass Carl Monkton der Grund dafür war. Er hatte Nigel gegen das Geländer der Galerie gedrängt und hielt ihn an der Jacke so hoch, als ob er ihn hinunterwerfen wollte.
»Na, glaubst du, du kannst fliegen, Smith?«
Der Junge jammerte und schluchzte.
Cameron sah sich fluchend um. Mr Hackford war am anderen Ende der Ausstellung und unterhielt sich mit ein paar Schülern. Es waren keine Aufseher oder anderen Erwachsenen in der Nähe. Aber jemand musste etwas tun ...
»Darren, geh und hol schnell Hackford. Marie, du bleibst hier.«
Als Darren loslief, packte Cameron das Geländer und rannte die Treppe hinauf. Hinter ihm hörte er Marie die Stufen hochpoltern. Er hätte wissen müssen, dass sie nicht unten bleiben würde. Sie hasste solche Typen.
»He, Carl«, sagte Cameron gleichmütig, als er oben ankam. »Lass ihn runter. Und zwar hier oben, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Na gut, du Streber«, sagte Carl und warf Cameron einen bösen Blick zu, während er Nigel grob beiseite-stieß. »Komm schon, Reilly, willst du auch mal?«
Cameron blieb stehen, weigerte sich aber, die Herausforderung, näher zu kommen, anzunehmen. »Lass es, Carl. Du sollst heute etwas lernen, anstatt dir eine blutige Nase zu holen.«
Er bereute die Worte, noch bevor er sie ausgesprochen hatte. Sie waren gleichbedeutend mit einer Herausforderung, und das machte es für Carl noch schwerer aufzugeben.
Und natürlich machte Carl auch gleich mit geballten Fäusten einen Schritt auf ihn zu. »Dann los, Reilly«, rief er. »Willst du was lernen? Ich zeig's dir!«
Cameron zuckte nervös mit den Schultern. Er sah keinen Ausweg. Wo zum Teufel blieb Darren mit Mr Hackford?
»Cameron!«, warnte ihn Marie hinter ihm.
Cameron hob ebenfalls die Fäuste und wartete darauf, dass Carl anfing. Er war bereit für den ersten Schlag und bereit, so gut auszuteilen, wie er einstecken musste.
Doch der Schlag kam nicht. Der Kampf fand nicht statt. An diesem Tag sollte etwas anderes geschehen. Etwas Gewaltiges, was sein ganzes Leben verändern würde.
Und es begann mit einer Explosion.
Übersetzung: Tanja Ohlsen
© 2011 für die deutschsprachige Ausgabe cbt/ cbj Verlag, München
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Autoren-Porträt von Ben Horton
Wenn er nicht gerade schreibt, spielt Ben Horton gerne Theater oder führt Regie. Sein großer Traum ist es, bei einer großen Hollywood-Verfilmung von "Monster Republic" eine Rolle übernehmen zu dürfen. Seit er denken kann, ist er begeisterter Fan von Superhelden, Science-Fiction und Actionfilmen. Ben Horton lebt in London.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ben Horton
- Altersempfehlung: 13 - 16 Jahre
- 2011, 220 Seiten, Maße: 12,6 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Ohlsen, Tanja
- Übersetzer: Tanja Ohlsen
- Verlag: cbt
- ISBN-10: 3570306917
- ISBN-13: 9783570306918
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