Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5
Kriminalroman
'Das Dorf Fjällbacka ist alarmiert: Der pensionierte Geschichtslehrer Erik Frankel wurde ermordet. Der beliebte alte Mann war ein angesehener Spezialist für die NS-Zeit. Die Ermittlungen der schwedischen Polizei konzentrieren sich auf Neonazikreise. Doch...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch (Gebunden)
19.95 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5 “
'Das Dorf Fjällbacka ist alarmiert: Der pensionierte Geschichtslehrer Erik Frankel wurde ermordet. Der beliebte alte Mann war ein angesehener Spezialist für die NS-Zeit. Die Ermittlungen der schwedischen Polizei konzentrieren sich auf Neonazikreise. Doch Erica Falck vermutet das Motiv in Frankels Vergangenheit. Gemeinsam mit ihrer Mutter hatte er den Widerstand gegen die deutschen Besatzer unterstützt. Dunkle Jahre, über die Ericas Mutter nie gesprochen hat. Für Erica ist es an der Zeit, das große Geheimnis ihrer Mutter zu ergründen. Damit gerät sie ins Visier des Mörders.
Lese-Probe zu „Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5 “
Engel aus Eis von Camilla LäckbergIn der Stille waren nur die Fliegen zu hören. Das Surren ihrer hektischen Flügelschläge. Der Mann auf dem Stuhl dagegen rührte sich nicht und hatte das auch schon seit geraumer Zeit nicht getan. Eigentlich war er gar kein Mann mehr, jedenfalls nicht, wenn man sich darunter jemanden vorstellte, der lebte, atmete und fühlte. Er war nur noch Nahrung. Eine Herberge für Insekten und Larven.
Fliegen in Massen umschwirrten die reglose Gestalt. Ab und zu ließen sie sich nieder. Kauwerkzeuge mahlten. Dann hoben die Insekten wieder ab und suchten surrend nach einem neuen Landeplatz. Sie tasteten sich vor und stießen zusammen. Rings um die Wunde am Kopf des Mannes war es besonders interessant. Der anfänglich metallische Blutgeruch war längst einem muffigeren und süßeren Duft gewichen.
... mehr
Das Blut war geronnen. Zu Beginn war es am Hinterkopf hin - untergeflossen, über die Rückenlehne gelaufen und auf den Fußboden getropft, wo es sich schließlich in einer Lache gesammelt hatte. Zuerst war es rot. Da war es noch voller lebender Blutkörperchen. Dann war es schwarz geworden. Nun konnte man nicht mehr erkennen, dass es sich um die Flüssigkeit handelte, die in den Adern eines Menschen fließt. Es war nur noch eine klebrige dunkle Masse.
Einige Fliegen versuchten, ins Freie zu gelangen. Sie waren satt und zufrieden. Sie hatten ihre Eier gelegt. Die Kiefer hatten ihre Arbeit erledigt, und die Bäuche waren voll. Der Hunger war gestillt. Nun wollten sie hier raus. Sie schlugen mit den Flügeln an die Scheibe und bemühten sich vergeblich, die unsichtbare Barriere zu überwinden. Es klang wie leises Klopfen. Früher oder später gaben sie auf, weil sie wieder Hunger bekamen. Sie flogen dorthin, wo einst ein Mann gesessen hatte. Nun war nur noch totes Fleisch von ihm übrig.
Den ganzen Sommer war Erica um das Thema herumgeschlichen, das ihr ständig durch den Kopf ging. Sie hatte das Für und Wider gegeneinander abgewogen und sich auf den Weg zum Dachboden gemacht, war aber immer nur bis zur Treppe gekommen. Sie hätte sich damit rechtfertigen können, dass in den letzten Monaten viel los gewesen war. Die Nachwehen der Hochzeit, das Chaos zu Hause, als Anna und die Kinder noch bei ihnen wohnten. Doch das war nicht die ganze Wahrheit. Sie hatte einfach Angst. Vor dem, was sie vielleicht entdecken würde. Angst, etwas aufzuwühlen. Möglicherweise würden Dinge ans Licht kommen, von denen sie lieber nichts wusste.
Erica spürte, dass Patrik mehrmals kurz davor gewesen war, sie darauf anzusprechen. Er konnte nicht verstehen, warum sie die Bücher nicht las, die sie auf dem Dachboden gefunden hatten. Gefragt hatte er sie trotzdem nicht. Sie hätte auch keine Antwort gewusst. Am meisten Angst hatte sie wahrscheinlich, ihre Sicht der Dinge könnte sich als falsch herausstellen. Das Bild, das sie von ihrer Mutter und deren Verhalten den Töchtern gegenüber hatte, war nicht besonders positiv, aber immerhin hatte sie eins. Es war ihr vertraut und stand seit Jahren fest, wie eine unumstößliche Wahrheit. Vielleicht würde es bestätigt oder sogar noch deutlicher werden. Doch was, wenn es auf den Kopf gestellt würde? Wenn sie sich einer vollkommen neuen Wirklichkeit stellen müsste? Bis jetzt hatte ihr der Mut dazu gefehlt.
Erica betrat die erste Treppenstufe. Unten im Wohnzimmer brachte Patrik die kleine Maja zum Lachen. Diese Töne waren so beruhigend, dass sie noch einen Fuß auf die Treppe setzte. Noch fünf Schritte, dann war sie oben.
Als sie die Luke aufklappte und auf den Dachboden stieg, wirbelte Staub durch die Luft. Sie und Patrik wollten den Boden irgendwann in ferner Zukunft, wenn Maja älter war und sich ein bisschen Abgeschiedenheit wünschte, gemütlich einrichten, aber bislang gab es hier oben nur rohe Holzdielen und nackte Dachbalken. Der Raum war halbvoll mit Gerümpel.
Weihnachtsbaumschmuck, Kinderklamotten, aus denen Maja herausgewachsen war, und diverse Kisten voller Krempel, der für die Wohnräume zu hässlich, aber zum Wegwerfen zu schade war.
Die Kiste stand hinten in der Ecke. Es war ein altes Modell aus Holz und Blech. Erica meinte sich zu erinnern, dass man diese Kisten Überseekoffer nannte. Sie setzte sich auf den Fußboden und strich sanft über den Deckel. Dann atmete sie tief durch, öffnete das Schloss und klappte die Kiste auf. Ein muffiger Geruch schlug ihr entgegen. Sie verzog das Gesicht und überlegte, woher dieser ganz bestimmte und schwere Geruch nach Alter rührte. Wahrscheinlich Schimmel, dachte sie und spürte sofort ein Jucken auf der Kopfhaut.
Sie erinnerte sich noch gut, wie sie und Patrik die Kiste gefunden und ihren Inhalt in Augenschein genommen hatten. Langsam hatte sie einen Gegenstand nach dem anderen herausgeholt. Die Zeichnungen von ihr und Anna. Kleine Dinge, die sie im Werkunterricht produziert hatten. Aufbewahrt von ihrer Mutter Elsy, die früher nie Interesse gezeigt hatte, wenn die Töchter ihr voller Begeisterung die liebevoll fabrizierten Geschenke überreichten.
Nun machte Erica es wieder so. Sie nahm jedes Ding einzeln aus der Kiste und legte es neben sich auf den Fußboden. Der entscheidende Gegenstand lag ganz unten. Vorsichtig griff sie nach dem Stück Stoff. Das kleine Kinderhemd war einst weiß gewesen, aber bei Tageslicht besehen war es völlig vergilbt. Doch das war nicht alles. Erica konnte den Blick nicht von den braunen Flecken abwenden, die sie im ersten Moment für Rost gehalten hatte. Bis ihr klarwurde, dass es sich um eingetrocknetes Blut handelte. Der Kontrast zwischen dem zarten Hemd und den Blutflecken war irgendwie herzzerreißend. Wie war das Hemdchen hierher gelangt? Wem gehörte es? Und warum hatte ihre Mutter es aufbewahrt?
Behutsam legte Erica das Hemdchen neben sich. Als Patrik und sie es fanden, war ein Gegenstand darin eingewickelt gewesen, aber der befand sich nun nicht mehr in der Kiste. Ihn hatte sie als Einzigen herausgenommen. Das schmutzige Hemdchen hatte einen Naziorden umschlossen. Die Gefühle, die dessen Anblick im ersten Moment in ihr weckten, hatten sie überrascht. Ihr Herz schlug schneller, ihr Mund wurde trocken, und Bilder aus Wochenschauen und Dokumentarfilmen über den Zweiten Weltkrieg flackerten an ihrem inneren Auge vorüber. Was hatte ein Naziabzeichen hier in Fjällbacka zu suchen? In ihrem Haus, unter den Habseligkeiten ihrer Mutter? Das Ganze erschien ihr absurd. Am liebsten hätte sie das Abzeichen zurück in die Kiste gelegt und den Deckel wieder zugemacht, aber Patrik bestand darauf, dass sie es zu einem Sachverständigen brachten, um vielleicht mehr herauszufinden. Widerwillig hatte sie zugestimmt. Sie hatte das Gefühl, in ihrem Innern unheilverkündende Stimmen flüstern zu hören. Es hörte sich wie eine Warnung an.
Irgendetwas sagte ihr, dass sie den Orden verstecken und vergessen sollte, doch ihre Neugier gewann die Oberhand. Anfang Juni hatte sie das Ding einem Fachmann für den Zweiten Weltkrieg übergeben, und mit etwas Glück würde sie bald mehr über seine Herkunft wissen.
Am meisten interessierten Erica jedoch die vier blauen Notizbücher ganz unten in der Kiste.
Auf dem Buchdeckel die Handschrift ihrer Mutter. Es war ihre elegante, nach rechts geneigte Schrift, allerdings in einer jüngeren und bauchigeren Version. Nun nahm Erica sie heraus und strich mit dem Zeigefinger über das oberste. Auf allen stand »Tagebuch«. Das Wort weckte gemischte Gefühle in ihr. Neugier, Aufregung, Begeisterung. Aber auch Angst, Zweifel und die starke Empfindung, in die Privatsphäre eines anderen Menschen einzudringen. Durfte sie die Bücher überhaupt lesen? Hatte sie das Recht, an den intimsten Gedanken und Gefühlen ihrer Mutter teilzuhaben? Tagebücher waren im Allgemeinen nicht für fremde Augen gedacht. Ihre Mutter hatte sie nicht geschrieben, damit jemand anders von ihrem Inhalt erfuhr. Vielleicht wollte sie auf gar keinen Fall, dass ihre Tochter sie las. Doch Elsy war tot, und Erica konnte sie nicht mehr fragen. Sie war ganz auf sich gestellt und musste selbst entscheiden, wie sie sich verhalten sollte.
»Erica?« Patrik riss sie aus ihren Gedanken.
»Ja?«
» Die Gäste kommen!«
Erica sah auf die Uhr. War es etwa schon drei? Maja feierte heute ihren ersten Geburtstag, und die engsten Freunde und Verwandten waren eingeladen. Patrik musste denken, sie wäre hier oben eingeschlafen.
»Ich komme!« Sie klopfte sich den Staub von der Hose, nahm nach kurzem Zögern die Bücher und das Hemdchen mit und kletterte die steile Dachbodentreppe hinunter. Unten hörte sie Gemurmel.
© List
Das Blut war geronnen. Zu Beginn war es am Hinterkopf hin - untergeflossen, über die Rückenlehne gelaufen und auf den Fußboden getropft, wo es sich schließlich in einer Lache gesammelt hatte. Zuerst war es rot. Da war es noch voller lebender Blutkörperchen. Dann war es schwarz geworden. Nun konnte man nicht mehr erkennen, dass es sich um die Flüssigkeit handelte, die in den Adern eines Menschen fließt. Es war nur noch eine klebrige dunkle Masse.
Einige Fliegen versuchten, ins Freie zu gelangen. Sie waren satt und zufrieden. Sie hatten ihre Eier gelegt. Die Kiefer hatten ihre Arbeit erledigt, und die Bäuche waren voll. Der Hunger war gestillt. Nun wollten sie hier raus. Sie schlugen mit den Flügeln an die Scheibe und bemühten sich vergeblich, die unsichtbare Barriere zu überwinden. Es klang wie leises Klopfen. Früher oder später gaben sie auf, weil sie wieder Hunger bekamen. Sie flogen dorthin, wo einst ein Mann gesessen hatte. Nun war nur noch totes Fleisch von ihm übrig.
Den ganzen Sommer war Erica um das Thema herumgeschlichen, das ihr ständig durch den Kopf ging. Sie hatte das Für und Wider gegeneinander abgewogen und sich auf den Weg zum Dachboden gemacht, war aber immer nur bis zur Treppe gekommen. Sie hätte sich damit rechtfertigen können, dass in den letzten Monaten viel los gewesen war. Die Nachwehen der Hochzeit, das Chaos zu Hause, als Anna und die Kinder noch bei ihnen wohnten. Doch das war nicht die ganze Wahrheit. Sie hatte einfach Angst. Vor dem, was sie vielleicht entdecken würde. Angst, etwas aufzuwühlen. Möglicherweise würden Dinge ans Licht kommen, von denen sie lieber nichts wusste.
Erica spürte, dass Patrik mehrmals kurz davor gewesen war, sie darauf anzusprechen. Er konnte nicht verstehen, warum sie die Bücher nicht las, die sie auf dem Dachboden gefunden hatten. Gefragt hatte er sie trotzdem nicht. Sie hätte auch keine Antwort gewusst. Am meisten Angst hatte sie wahrscheinlich, ihre Sicht der Dinge könnte sich als falsch herausstellen. Das Bild, das sie von ihrer Mutter und deren Verhalten den Töchtern gegenüber hatte, war nicht besonders positiv, aber immerhin hatte sie eins. Es war ihr vertraut und stand seit Jahren fest, wie eine unumstößliche Wahrheit. Vielleicht würde es bestätigt oder sogar noch deutlicher werden. Doch was, wenn es auf den Kopf gestellt würde? Wenn sie sich einer vollkommen neuen Wirklichkeit stellen müsste? Bis jetzt hatte ihr der Mut dazu gefehlt.
Erica betrat die erste Treppenstufe. Unten im Wohnzimmer brachte Patrik die kleine Maja zum Lachen. Diese Töne waren so beruhigend, dass sie noch einen Fuß auf die Treppe setzte. Noch fünf Schritte, dann war sie oben.
Als sie die Luke aufklappte und auf den Dachboden stieg, wirbelte Staub durch die Luft. Sie und Patrik wollten den Boden irgendwann in ferner Zukunft, wenn Maja älter war und sich ein bisschen Abgeschiedenheit wünschte, gemütlich einrichten, aber bislang gab es hier oben nur rohe Holzdielen und nackte Dachbalken. Der Raum war halbvoll mit Gerümpel.
Weihnachtsbaumschmuck, Kinderklamotten, aus denen Maja herausgewachsen war, und diverse Kisten voller Krempel, der für die Wohnräume zu hässlich, aber zum Wegwerfen zu schade war.
Die Kiste stand hinten in der Ecke. Es war ein altes Modell aus Holz und Blech. Erica meinte sich zu erinnern, dass man diese Kisten Überseekoffer nannte. Sie setzte sich auf den Fußboden und strich sanft über den Deckel. Dann atmete sie tief durch, öffnete das Schloss und klappte die Kiste auf. Ein muffiger Geruch schlug ihr entgegen. Sie verzog das Gesicht und überlegte, woher dieser ganz bestimmte und schwere Geruch nach Alter rührte. Wahrscheinlich Schimmel, dachte sie und spürte sofort ein Jucken auf der Kopfhaut.
Sie erinnerte sich noch gut, wie sie und Patrik die Kiste gefunden und ihren Inhalt in Augenschein genommen hatten. Langsam hatte sie einen Gegenstand nach dem anderen herausgeholt. Die Zeichnungen von ihr und Anna. Kleine Dinge, die sie im Werkunterricht produziert hatten. Aufbewahrt von ihrer Mutter Elsy, die früher nie Interesse gezeigt hatte, wenn die Töchter ihr voller Begeisterung die liebevoll fabrizierten Geschenke überreichten.
Nun machte Erica es wieder so. Sie nahm jedes Ding einzeln aus der Kiste und legte es neben sich auf den Fußboden. Der entscheidende Gegenstand lag ganz unten. Vorsichtig griff sie nach dem Stück Stoff. Das kleine Kinderhemd war einst weiß gewesen, aber bei Tageslicht besehen war es völlig vergilbt. Doch das war nicht alles. Erica konnte den Blick nicht von den braunen Flecken abwenden, die sie im ersten Moment für Rost gehalten hatte. Bis ihr klarwurde, dass es sich um eingetrocknetes Blut handelte. Der Kontrast zwischen dem zarten Hemd und den Blutflecken war irgendwie herzzerreißend. Wie war das Hemdchen hierher gelangt? Wem gehörte es? Und warum hatte ihre Mutter es aufbewahrt?
Behutsam legte Erica das Hemdchen neben sich. Als Patrik und sie es fanden, war ein Gegenstand darin eingewickelt gewesen, aber der befand sich nun nicht mehr in der Kiste. Ihn hatte sie als Einzigen herausgenommen. Das schmutzige Hemdchen hatte einen Naziorden umschlossen. Die Gefühle, die dessen Anblick im ersten Moment in ihr weckten, hatten sie überrascht. Ihr Herz schlug schneller, ihr Mund wurde trocken, und Bilder aus Wochenschauen und Dokumentarfilmen über den Zweiten Weltkrieg flackerten an ihrem inneren Auge vorüber. Was hatte ein Naziabzeichen hier in Fjällbacka zu suchen? In ihrem Haus, unter den Habseligkeiten ihrer Mutter? Das Ganze erschien ihr absurd. Am liebsten hätte sie das Abzeichen zurück in die Kiste gelegt und den Deckel wieder zugemacht, aber Patrik bestand darauf, dass sie es zu einem Sachverständigen brachten, um vielleicht mehr herauszufinden. Widerwillig hatte sie zugestimmt. Sie hatte das Gefühl, in ihrem Innern unheilverkündende Stimmen flüstern zu hören. Es hörte sich wie eine Warnung an.
Irgendetwas sagte ihr, dass sie den Orden verstecken und vergessen sollte, doch ihre Neugier gewann die Oberhand. Anfang Juni hatte sie das Ding einem Fachmann für den Zweiten Weltkrieg übergeben, und mit etwas Glück würde sie bald mehr über seine Herkunft wissen.
Am meisten interessierten Erica jedoch die vier blauen Notizbücher ganz unten in der Kiste.
Auf dem Buchdeckel die Handschrift ihrer Mutter. Es war ihre elegante, nach rechts geneigte Schrift, allerdings in einer jüngeren und bauchigeren Version. Nun nahm Erica sie heraus und strich mit dem Zeigefinger über das oberste. Auf allen stand »Tagebuch«. Das Wort weckte gemischte Gefühle in ihr. Neugier, Aufregung, Begeisterung. Aber auch Angst, Zweifel und die starke Empfindung, in die Privatsphäre eines anderen Menschen einzudringen. Durfte sie die Bücher überhaupt lesen? Hatte sie das Recht, an den intimsten Gedanken und Gefühlen ihrer Mutter teilzuhaben? Tagebücher waren im Allgemeinen nicht für fremde Augen gedacht. Ihre Mutter hatte sie nicht geschrieben, damit jemand anders von ihrem Inhalt erfuhr. Vielleicht wollte sie auf gar keinen Fall, dass ihre Tochter sie las. Doch Elsy war tot, und Erica konnte sie nicht mehr fragen. Sie war ganz auf sich gestellt und musste selbst entscheiden, wie sie sich verhalten sollte.
»Erica?« Patrik riss sie aus ihren Gedanken.
»Ja?«
» Die Gäste kommen!«
Erica sah auf die Uhr. War es etwa schon drei? Maja feierte heute ihren ersten Geburtstag, und die engsten Freunde und Verwandten waren eingeladen. Patrik musste denken, sie wäre hier oben eingeschlafen.
»Ich komme!« Sie klopfte sich den Staub von der Hose, nahm nach kurzem Zögern die Bücher und das Hemdchen mit und kletterte die steile Dachbodentreppe hinunter. Unten hörte sie Gemurmel.
© List
... weniger
Autoren-Porträt von Camilla Läckberg
Camilla Läckberg, geb. 1974, ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie stammt aus Fjällbacka der kleine Ort und seine Umgebung sind Schauplatz ihrer Bücher. Ihre Kriminalromane erscheinen in dreißig Ländern und wurden bisher über sechs Millionen mal verkauft. Camilla Läckberg lebt in Stockholm.
Bibliographische Angaben
- Autor: Camilla Läckberg
- 2010, 503 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Frey, Katrin
- Übersetzer: Katrin Frey
- Verlag: List
- ISBN-10: 3471350152
- ISBN-13: 9783471350157
Rezension zu „Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5 “
»Läckberg ist Schwedens Krimiqueen.« Maxi 10/2010 »Routinierter neuer Fall von Starautorin Camilla Läckberg« HörZu, 37/2010 »Wer den ganz eigenen Stil Camilla Läckbergs mag, wird an diesem Buch seine Freude haben. Es ist definitiv der bisher beste Krimi der Reihe.« Westfälische Rundschau, Barbara Allebrodt, 15.10.2010
Kommentare zu "Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5"
0 Gebrauchte Artikel zu „Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 3Schreiben Sie einen Kommentar zu "Engel aus Eis / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.5".
Kommentar verfassen