Eragon, Band 1
Der Wind heulte durch die Nacht und trug einen Duft heran, der die Welt verändern sollte.
Als Eragon auf der Jagd einen glänzenden blauen Stein findet, ahnt er nicht, dass dieser Fund sein Leben verändern wird. Doch plötzlich...
Der Wind heulte durch die Nacht und trug einen Duft heran, der die Welt verändern sollte.
Als Eragon auf der Jagd einen glänzenden blauen Stein findet, ahnt er nicht, dass dieser Fund sein Leben verändern wird. Doch plötzlich rührt sich der Stein. Feine Risse zeichnen sich auf seiner Oberfläche ab - ein Drachenjunges entschlüpft der Schale und es beschert Eragon ein Vermächtnis, das älter ist als die Welt.
Eragon wird in einen Kampf gegen das Böse verwickelt. An seiner Seite: die treue Drachen-Gefährtin Saphira.
Der Wind heulte durch die Nacht und trug einen Duft heran, der die Welt verändern sollte ...
Als Eragon auf der Jagd einen glänzenden blauen Stein findet, ahnt er nicht, dass dieser Fund sein Leben verändern wird. Doch plötzlich rührt sich der Stein. Feine Risse zeichnen sich auf seiner Oberfläche ab - ein Drachenjunges entschlüpft der Schale und es beschert Eragon ein Vermächtnis, das älter ist als die Welt ...
Über Nacht wird Eragon in eine schicksalhafte Welt voller Magie und Macht geworfen. Elfen, Zwerge und Monster bevölkern Alagaesia, dessen grenzenlos grausamer Herrscher das Volk unterjocht. Mit nichts als einem Schwert und den Ratschlägen seines Lehrmeisters stellt sich Eragon dem Kampf gegen das Böse. An seiner Seite Saphira, der blaue Drache.
Wird Eragon das Erbe der legendären Drachenreiter antreten können? Das Schicksal aller liegt in seiner Hand ...
Mit seiner Drachenreitersaga Eragon begeistert Christopher Paolini ein Millionenpublikum. Alte Fans und neue Leser*innen lieben Alagaësia, die fantastische und faszinierende Welt der Drachenreiter, die Christopher Paolini mit seinem im November 2023 erscheinenden neuen Roman »Murtagh« noch weiter ausbaut.
Alle Bände der »World of Eragon«:
Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter (Band 1)
Eragon - Der Auftrag des Ältesten (Band 2)
Eragon - Die Weisheit des Feuer (Band 3)
Eragon - Das Erbe der Macht (Band 4)
Die Gabel, die Hexe und der Wurm. Geschichten aus Alagaësia. Band 1: Eragon (Kurzgeschichten, Band 1)
Murtagh - Eine dunkle Bedrohung
"Paolini (...) erzählt die Geschichte packend - als wünschte sich der Autor, selbst Eragon zu sein. Der Spaß, den der 15-Jährige beim Schreiben hatte, ist spürbar." -- Süddeutsche Zeitung
"Fantasy jenseits aller Klischees (...) voller Kraft und Spannung und frei von Kitsch." -- Tages-Anzeiger, Zürich
Eragon von Christopher Paolini
LESEPROBE
PROLOG - SCHATTEN DERANGST
Der Wind heulte durch dieNacht und trug einen Duft heran, der die Welt verändern sollte. Ein hochaufragender Schatten hob den Kopf und schnüffelte. Bis auf sein blutrotes Haarund seine gelb glühenden Augen sah er aus wie ein Mensch.
Er blinzelte überrascht.Die Botschaft war eindeutig: Sie kamen. Oder war es eine Falle? Er überlegtekurz, dann sagte er eisig: »Verteilt euch. Versteckt euch hinter den Bäumen undBüschen. Haltet jeden auf, der kommt oder ihr sterbt.«
Um ihn scharten sichzwölf groß gewachsene Urgals mit Kurzschwertern und runden Eisenschilden, diemit schwarzen Symbolen bemalt waren. Die Urgals ähnelten Menschen mit krummenBeinen und muskelbepackten Armen, die zum Zuschlagen wie geschaffen schienen.Über ihren kleinen Ohren sprossen lange, knorrige Hörnerpaare. Die Ungeheuerhuschten grunzend ins Unterholz und versteckten sich. Kurz darauf verstummtedas Geraschel und der Wald war wieder still.
Der Schatten spähte umeinen dicken Baum und schaute den Pfad hinauf. Ein Mensch hätte in derDunkelheit nichts mehr erkennen können, aber für ihn war das schwache Mondlichtwie Sonnenschein, der zwischen den Bäumen hindurchfiel. Scharf und deutlichnahm sein suchender Blick jede Einzelheit wahr. Er war unnatürlich ruhig, inseiner Hand hielt er ein langes blankes Schwert. Eine Scharte, fein wie einHaar, verlief über die gesamte Länge der Klinge bis hinab zur Spitze. Das Blattwar dünn genug, um zwischen zwei Rippen hindurchgleiten zu können, und dennochso stabil, dass es selbst die härteste Rüstung durchdrang.
Die Urgals sahen nicht sogut wie der Schatten. Sie kauerten am Boden wie blinde Bettler und griffendabei unruhig nach ihren Waffen. Ein Eulenschrei durchschnitt die Stille.Keiner der Urgals entspannte sich, bis der Vogel vorbeigeflogen war. Dannfröstelten die Ungeheuer in der kalten Nacht; eins von ihnen trat mit seinemschweren Stiefel auf einen Zweig. Der Schatten zischte wütend und die Urgalszogen erschrocken die Köpfe ein. Er unterdrückte seine Abscheu - sie stankenwie ranziges Fleisch - und wandte sich ab. Sie waren Werkzeuge, nichts weiter.
Der Schatten rang mitseiner wachsenden Ungeduld, während aus Minuten Stunden wurden. Der Duft mussteseinen Besitzern weit vorausgeeilt sein. Der Schatten erlaubte es nicht, dassdie Urgals aufstanden und sich wärmten. Auch sich selbst versagte er dieseAnnehmlichkeit, blieb hinter dem Baum stehen und beobachtete den Pfad. Einweiterer Windstoß fegte durch den Wald. Dieses Mal war der Duft stärker. Erverzog die schmalen Lippen und knurrte aufgeregt.
»Haltet euch bereit«,flüsterte er. Sein ganzer Körper vibrierte. Die Spitze seines Schwertes zogkleine Kreise. Es hatte ihn viel Hinterlist und große Anstrengung gekostet, andiesen Punkt zu gelangen. Es wäre töricht gewesen, jetzt die Selbstbeherrschungzu verlieren.
Unter den dichten Brauender Urgals begannen ihre Augen zu schimmern und die Kreaturen verstärkten denGriff um die Waffen. Vor ihnen hörte der Schatten ein Klirren, als etwas Hartesan einen losen Stein stieß. Undeutliche Schemen lösten sich aus der Dunkelheitund kamen den Pfad hinab.
Drei weiße Pferdegaloppierten auf den Hinterhalt zu. Die Reiter hielten ihre Häupter stolzerhoben und ihre Umhänge kräuselten sich wie flüssiges Silber im Mondschein.
Auf dem ersten Pferd saßein Elf mit spitzen Ohren und elegant geschwungenen Augenbrauen. Sein Körperwar gertenschlank, aber kräftig wie ein Degen. Ein mächtiger Bogen war aufseinem Rücken befestigt. An einer Seite hing ein Schwert, an der anderen einKöcher voller weiß gefiederter Pfeile.
Der hintere Reiter hattedieselbe helle Haut und dieselben länglichen Gesichtszüge wie der andere. Inder rechten Hand hielt er einen Langspeer und in seinem Gürtel steckte einweißer Dolch. Auf dem Kopf trug er einen außergewöhnlich kunstvollen, mit Goldund Bernstein beschlagenen Helm.
Zwischen den beiden ritteine Elfe mit rabenschwarzem Haar, die aufmerksam ihre Umgebung beobachtete.Ihre von langen dunklen Wimpern umrahmten Augen blickten entschlossen. IhreKleidung war schlicht, was jedoch ihre Schönheit nicht minderte. An ihrer Seitehing ein Schwert, auf dem Rücken ein langer Bogen mit einem Köcher. Auf ihremSchoß lag ein Beutel, auf den sie immer wieder hinabsah, als wollte sie sichvergewissern, dass er noch da war.
Einer der Elfenmännersagte etwas, aber so leise, dass der Schatten die Worte nicht verstehen konnte.Die Elfenfrau antwortete mit offenkundiger Autorität, woraufhin ihre Wachen diePlätze tauschten. Der mit dem Helm übernahm die Führung und hielt den Langspeernun so, dass er ihn sofort einsetzen konnte. Sie ritten am Versteck desSchattens und an den ersten Urgals vorbei, ohne Verdacht zu schöpfen.
Der Schatten schwelgtebereits im Siegestaumel, als der vom Gestank der Urgals durchdrungene Wind dieRichtung änderte und den Elfen entgegenschlug. Die Pferde schnaubten aufgeregtund warfen die Köpfe herum. Die Reiter erstarrten, ihre Blicke schossen umher,dann rissen sie ihre Rösser herum und galoppierten davon.
Das Pferd der Elfe stobvorwärts und ließ ihre Begleiter weit hinter sich. Die Urgals sprangen ausihren Verstecken, erhoben sich und schickten ihnen einen Hagel schwarzer Pfeilehinterher. Der Schatten trat hinter dem Baum hervor, hob die rechte Hand undrief: »Garjzla!« Ein roter Blitz schoss aus seiner Handfläche auf die Elfe zuund tauchte die Bäume in blutiges Licht. Er traf ihr Pferd, das mit einemschrillen Schrei zusammenbrach und mit dem Brustkorb in den Boden pflügte. Sie sprangmit übermenschlicher Schnelligkeit von dem Tier herab, landete leichtfüßig undschaute sich nach ihren Begleitern um.
Die tödlichen Pfeile der Urgalsprasselten auf die beiden Elfenkrieger nieder. Sie fielen von ihren edlenRössern in die Blutlachen, die sich rasch auf dem Boden ausbreiteten. Als die Urgalsauf die Gefallenen zurannten, brüllte der Schatten: »Ihr nach! Sie ist es, dieich haben will!« Die Ungeheuer stürmten grunzend den Pfad hinauf.
Der Elfe entfuhr einSchrei, als sie ihre toten Begleiter sah. Sie ging einen Schritt auf sie zu,dann verfluchte sie ihre Feinde und schlüpfte mit einem geschmeidigen Satz inden Wald.
Während die Urgals ihrzwischen den Bäumen hindurch nachstürmten, kletterte der Schatten auf einenGranitfelsen, der die Baumkronen überragte. Von dort konnte er das gesamteumliegende Gebiet überblicken. Er hob eine Hand und murmelte: »Böetq Istalri!«,woraufhin etwa dreihundert Quadratmeter Wald in Flammen aufging. Grimmig setzteer ein Stück nach dem anderen in Brand, bis ein riesiger Feuerring die Stättedes Hinterhalts umgab. Die Flammen sahen aus wie eine geschmolzene, auf denWald niedergefallene Krone. Mit zufriedenem Gesicht beobachtete er aufmerksamden Ring, für den Fall, dass das Feuer frühzeitig erlosch.
Doch der Ring verdichtetesich und konzentrierte sich auf den Bereich, in dem sich die Urgals befanden.Plötzlich hörte der Schatten Rufe und einen Aufschrei. Zwischen den Bäumen saher drei seiner Handlanger tödlich verwundet übereinander fallen. Er erhaschteeinen kurzen Blick auf die Elfe, die vor den übrigen Urgals floh.
Sie rannte mitunglaublicher Geschwindigkeit auf den Granitfelsen zu. Der Schatten blickteprüfend auf den Waldboden zwanzig Fuß unter ihm, dann sprang er und landetedirekt vor ihren Füßen. Sie wirbelte herum und rannte zum Pfad zurück.Schwarzes Urgal-Blut tropfte von ihrem Schwert und beschmutzte den Beutel inihrer Hand.
Die gehörnten Ungeheuerstürmten aus dem Wald, umstellten sie und versperrten ihr den einzigenFluchtweg. Sie sah sich in alle Richtungen nach einem Ausweg um. Als sie keinenentdeckte, straffte sie in vornehmer Verachtung den Rücken. Der Schatten tratmit erhobener Hand auf sie zu und weidete sich an ihrer Hilflosigkeit.
»Schnappt sie euch.«
Als die Urgals losstürmten,öffnete die Elfe den Beutel, griff hinein und ließ ihn dann zu Boden fallen. Inihren Händen lag ein großer Saphir, in dem sich das grimmige Licht des Feuersspiegelte. Sie hob ihn über den Kopf, während ihre Lippen fieberhaft Worteformten. Verzweifelt brüllte der Schatten: »Garjzla!«
Ein roter Feuerballentsprang seiner Hand und schoss pfeilschnell auf die Elfe zu. Aber derSchatten kam zu spät. Einen Moment lang erhellte ein grüner Lichtblitz denganzen Wald - und dann war der Stein aus ihren Händen verschwunden. Im nächstenAugenblick traf sie der rot glühende Feuerball und sie brach zusammen.
Der Schatten stieß einenwütenden Schrei aus und marschierte auf sie zu, dabei hieb er sein Schwertgegen einen Baum. Die Klinge fuhr durch den halben Stamm und blieb zitterndstecken. Neun weitere Energieblitze schossen aus seiner Handfläche und tötetendie Urgals in Sekundenschnelle. Dann zog der Schatten das Schwert wieder ausdem Baum und ging zu der Elfe hinüber.
Racheschwüre, gesprochenin einer grässlichen Sprache, die nur er verstand, rollten über seine Zunge. Erballte die hageren Hände zu Fäusten und starrte zum Himmel empor. Die kaltenSterne starrten ungerührt zurück wie Zuschauer aus einer anderen Welt. Wütendverzog er die Lippen, bevor er sich der bewusstlosen Elfenmaid zuwandte. IhreSchönheit, die jeden sterblichen Mann verzaubert hätte, ließ ihn kalt. Ervergewisserte sich, dass der Stein tatsächlich verschwunden war, dann holte ersein Pferd aus dem Versteck zwischen den Bäumen. Nachdem er die Elfe an denSattel gefesselt hatte, saß er auf und ritt aus dem Wald.
Er löschte die Feuer, dieihm im Weg waren, ließ die übrigen aber brennen.
Die Entdeckung
Eragon kniete imzertrampelten Schilfgras und musterte mit geübtem Auge die Fährte. Die Abdrückeverrieten ihm, dass die Hirsche erst vor einer halben Stunde auf der Lichtunggewesen waren. Bald würden sie sich zur Nacht hinlegen. Sein Ziel, eine kleineHirschkuh, die stark auf dem linken Vorderlauf lahmte, war noch bei der Herde.Es erstaunte ihn, dass sie es so weit geschafft hatte, ohne von einem Wolf odereinem Bären gerissen zu werden.
Der Himmel war klar unddunkel und es wehte ein leichter Wind. Eine silbrige Wolke trieb über dieumliegenden Berge, deren Ränder im Lichtschein des zwischen zwei Gipfelnhängenden Herbstmonds rötlich schimmerten. An den Berghängen flossen aus trägenGletschern und glitzernden Schneemassen entstandene Bäche hinab. Ein zäherNebel kroch über den Talboden, so dicht, dass er fast Eragons Füße zu verschluckenschien.
Eragon war fünfzehn, nurnoch ein knappes Jahr vom Mannesalter entfernt. Dunkle Brauen überspanntenseine eindringlichen braunen Augen. Die Kleider waren von der Arbeit abgenutzt.Ein Jagdmesser mit Knochengriff steckte in einer Scheide an seinem Gürtel undein wildledernes Futteral schützte den Eibenholzbogen vor der Feuchtigkeit. Aufdem Rücken trug er einen holzgerahmten Rucksack.
Die Hirsche hatten ihntief in einen unzugänglichen Gebirgszug geführt, der Buckel genannt wurde und dasLand Alagaësia von Norden nach Süden durchzog. Aus diesen Bergen kamen oftsonderbare Geschichten und eigenartige Menschen und meistens verhießen sienichts Gutes. Trotzdem fürchtete Eragon diese raue Gegend nicht - er war dereinzige Jäger in der Umgebung von Carvahall, der es wagte, das Wild bis in denBuckel zu verfolgen.
Er war bereits die dritteNacht auf der Jagd und sein Proviant war zur Hälfte verbraucht. Wenn er dieHirschkuh nicht erlegte, war er gezwungen, mit leeren Händen heimzukehren. SeineFamilie brauchte Fleisch wegen des in Kürze anbrechenden Winters, und siekonnten es sich nicht leisten, es in Carvahall zu kaufen.
Eragon stand voll stillerZuversicht im fahlen Mondlicht, dann ging er in den Wald und marschierte aufeine Lichtung zu, auf der er die Hirsche vermutete. Die Bäume versperrten denBlick zum Himmel und warfen federförmige Schatten auf den Boden. Er schaute nurgelegentlich auf die Spuren; er kannte ja den Weg.
Am Rande der Lichtung zoger den Bogen aus dem Futteral, nahm drei Pfeile und legte einen an die Sehne,während er die anderen in der linken Hand bereithielt. Im Mondlicht waren etwazwanzig reglose Schatten zu erkennen - die im Gras liegenden Hirsche. DieHirschkuh, auf die er es abgesehen hatte, lag etwas abseits des Rudels undhatte ihr linkes Vorderbein unbeholfen ausgestreckt.
Eragon schlich langsamnäher und spannte den Bogen. Die ganze Mühsal der letzten drei Tage war aufdiesen Augenblick gerichtet gewesen. Er atmete ein letztes Mal tief durch und -eine Explosion erschütterte die Nacht.
Das Rudel sprang auf. Eragonstürmte los, und während er durchs Gras rannte, streifte ein heftiger Windstoßseine Wange. Schlitternd kam er zum Stehen und schoss auf die umherspringendeHirschkuh. Der Pfeil verfehlte sie um Fingerbreite und verschwand zischend inder Dunkelheit. Fluchend wirbelte Eragon herum und legte instinktiv dennächsten Pfeil an.
Hinter ihm, wo eben nochdie Hirsche gewesen waren, schwelten Gras und Bäume in einem kreisrunden Areal.Viele der Kiefern waren nackt, hatten all ihre Nadeln verloren. Das Gras, dasdie verkohlte Stelle umgab, war platt gedrückt. Kleine Rauchfahnen stiegen indie Höhe und verströmten einen brenzligen Geruch. Im Zentrum desExplosionsherds lag ein polierter blauer Stein. Nebelschwaden schlängelten aufdem verkohlten Boden und ließen substanzlose Ranken über den Stein gleiten.
Eragon hielt mehrereMinuten nach Gefahr Ausschau, aber das Einzige, was sich rührte, waren dieNebelschwaden. Vorsichtig ließ er den Bogen sinken und ging los. Der Mondscheinwarf sein mattes silbriges Licht auf ihn, als er vor dem Stein stehen blieb. Erstieß ihn mit dem Pfeil an, dann sprang er zurück. Als nichts geschah, hob erihn vorsichtig auf.
Nie hatte die Natur einenStein so glatt poliert wie diesen. Seine makellose Oberfläche war dunkelblau,bis auf die feinen weißen Adern, die ihn wie ein Spinnennetz überzogen. DerStein war kühl und Eragons Finger spürten nicht die geringste Unebenheit. DieOberfläche fühlte sich an wie gehärtete Seide. Oval und etwa einen Fuß lang,wog der Stein mehrere Pfund, obwohl das Gewicht dem Jungen bei weitem nicht soschwer erschien.
Der Stein gefiel ihm,aber gleichzeitig machte er ihm auch Angst. Wo kommt er her? Hat er irgendeinenZweck? Dann kam ihm ein beunruhigender Gedanke: Ist er zufällig hier gelandetoder sollte ich ihn finden? Wenn Eragon irgendetwas aus den alten Geschichtengelernt hatte, dann die Tatsache, dass man der Magie und jenen, die sieausübten, mit Vorsicht begegnen musste.
Aber was soll ich mit demStein anfangen? Es wäre eine Mühsal, ihn mitzuschleppen, und es bestand nachwie vor die Möglichkeit, dass er gefährlich war. Vermutlich wäre es am klügstengewesen, ihn einfach liegen zu lassen. Ein Anflug von Unentschlossenheitüberkam ihn, und beinahe hätte er ihn wieder fallen gelassen, aber irgendetwasschien seine Hand zurückzuhalten. Zumindest kann man ihn bestimmt gegen einpaar Lebensmittel eintauschen, dachte er und schob den Stein achselzuckend inden Rucksack.
Die Lichtung war zu ungeschützt,um ein sicheres Nachtlager zu bieten, und so ging er in den Wald zurück undbreitete unter den herausgerissenen Wurzeln eines umgestürzten Baumes seinSchlafzeug aus. Nach einem kalten Abendessen aus Brot und Käse kuschelte ersich in seine Wolldecke und schlief ein, während er darüber nachgrübelte, waser gerade erlebt hatte.
© Verlagsgruppe RandomHouse
Übersetzung: Joannis Stefanidis
Autoren-Porträtvon Christopher Paolini
Als Jugendlicher entdeckt Christopher Paolini, der nie eineöffentliche Schule besuchte, die Welt der Bücher. Hingerissen verschlingt er J.R. R. Tolkien, Raymond Feist, die nordischen Heldensagen - und erschafft mit 15Jahren eine ganz eigene, komplexe Fantasy-Welt. "Eragon" erscheintzunächst im Eigenverlag und avanciert durch Mundpropaganda zum heimlichenBestseller. Durch den Schriftsteller Carl Hiaasen auf das Buch aufmerksamgemacht, veröffentlicht Random House USA im September 2003 dieBuchhandelsausgabe, die seitdem alle Rekorde bricht!
"Eragon" stürmt die Bestsellerlisten, Hollywood kauft die Filmrechte,die Presse liegt Paolini zu Füßen und die Leser lieben ihn. Im Augenblickschreibt er zu Hause in Montana an Band II seiner Drachenreiter-Trilogie und soviel verrät er bereits: "Ich glaube, das wird noch besser als der ersteBand."
Interview mitChristopher Paolini
Siehaben schon mit 15 Jahren angefangen, "Eragon" zuschreiben. Das heißt also, dass Sie, während Gleichaltrige Fußball spielengegangen sind, ziemlich viel Zeit am Schreibtisch verbracht haben. Was habenIhre Freunde und Ihre Eltern davon gehalten? Wie haben sie reagiert?
Da ich meinganzes Leben lang zu Hause unterrichtet wurde, hatte ich außer meiner Schwesternie Schulkameraden. Als ich mit der Arbeit an "Eragon"begann, waren meine Freunde ziemlich überrascht und auch ein wenig skeptisch.Meine Familie aber hat mich immer unterstützt. Wir alle glauben daran, dass eswichtig ist, das zu tun, was man liebt. Egal, was es ist. Ohne die Hilfe meinerFamilie wäre es niemals möglich gewesen, "Eragon" zuveröffentlichen.
DieLeser Ihres Buches müssen sich über 50 Namen von Orten, Personen, Pferden,Drachen und anderen Fantasiegeschöpfen sowie dazu noch magische Worte merken.Können Sie uns ein bisschen darüber erzählen, wie es dazu kam, dass Sie dieseganz eigene Welt erschaffen haben?
Eine Welt zu erschaffen, ist leicht - du musst dir nurFragen stellen! Frag dich selbst, woher die imaginären Personen mit ihrenBräuchen und Traditionen kommen, was ihnen wichtig ist und was nicht, wie sieihr Leben gestalten. Dazu kommen all die unzähligen Details, die dafür sorgen,dass ein Land real wirkt. Ich habe mich dabei von vielen verschiedenen Dingeninspirieren lassen. Die wichtigsten Quellen, aus denen ich geschöpft habe,waren skandinavische, germanische und isländische Epen und Sagen und auch dieunglaubliche Landschaft hier in Montana.
BehandelnSie die Leute anders, seitdem Sie ein berühmter Autor geworden sind? Wie fühltesich das an, mit 18 Jahren plötzlich weltweit bekannt zu sein?
Ja, die Leute behandeln mich anders.Sie tendieren dazu, mir besser zuzuhören, wenn ich spreche. Sie messen meinenAussagen eine größere Bedeutung bei als vorher. Da ich aber in einer ziemlichabgeschiedenen Gegend wohne, muss ich mich dem nicht täglich aussetzen. Zu Hausehat sich mein Leben nicht verändert.
"Eragon" ist der erste Teil einer Trilogie. Wann können IhreFans mit den nächsten beiden Teilen rechnen? Wie lange haben Sie insgesamtgebraucht, um den ersten Teil zu vollenden?
In den USA wird "Eldest",das zweite Buch der "Inheritance Trilogy",voraussichtlich im Herbst 2005 veröffentlicht. Sobald ich die Arbeit daranbeendet habe, werde ich mit dem dritten Buch beginnen. Ich habe ein Jahr fürden ersten Entwurf von "Eragon" gebraucht, einweiteres Jahr für den zweiten und ein drittes Jahr, um das Manuskript zuüberarbeiten und in eine druckfertige Form zu bringen. Das Faszinierendstedaran war, zu sehen, wie eine Geschichte, die ich erträumt und geplant hatte,Seite für Seite zum Leben erwachte und letztendlich als Buch veröffentlichtwurde. Nichts lässt sich mit diesem Gefühl vergleichen!
GlaubenSie, im Schreiben so etwas wie eine Bestimmung gefunden zu haben? Oder könntenSie sich für Ihre Zukunft auch eine andere Tätigkeit vorstellen, die Sieerfüllt?
Meine Bestimmung ist es, Geschichtenzu erzählen, egal durch welches Medium. Ich liebe es zu schreiben und habe aufjeden Fall die Absicht, das für den Rest meines Lebens zu tun. Wenn ich mireine andere berufliche Laufbahn vorstellen könnte, dann die eines Künstlers, daich auch sehr gerne zeichne und male.
Die Fragen stellte Babett Haugk, literaturtest.de.
- Autor: Christopher Paolini
- Altersempfehlung: Ab 14 Jahre
- 2004, 608 Seiten, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Joannis Stefanidis
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 3570128032
- ISBN-13: 9783570128039
- Erscheinungsdatum: 13.09.2004
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