Eros Ramazzotti
Lange suchte Eros Ramazzotti einen Autor seines Vertrauens, während viele Gerüchte über sein Leben kursierten. Bis er in Luca Bianchini einen guten Freund und den idealen Biografen fand, den er auf eine lange Reise zu Musikaufnahmen nach Los Angeles mitnahm. Der Autor schildert die Reise selbst, das vorsichtige und tastende Kennenlernen. Eros beginnt sich zu öffnen, erzählt immer mehr von sich: Aus der Zeit, als er ein kleiner Junge war und in der Peripherie von Rom aufwuchs, von den ersten Erfahrungen mit Mädchen, von den vielen Tagen, an denen er die Schule vergaß und sich nur seiner Gitarre widmete ... bis sich der Traum des Vorstadtjungen erfüllte: Eros Ramazzotti ist seit vielen Jahren der erfolgreichste italienische Sänger, hat in zwanzig Jahren Karriere über 30 Millionen Schallplatten verkauft und sich trotzdem nicht wesentlich verändert: Das Wissen um seine Herkunft schwingt mit in seinen Liedern ...
In der sehr einfühlsam geschriebenen Biografie ist es dem Autor gerade durch die schrittweise Annäherung an den Menschen Eros Ramazzotti gelungen, ihn als facettenreiche Persönlichkeit zu schildern und nicht nur als Star und Ikone. Ein hinreißendes Porträt über einen der größten, talentiertesten und empfindsamsten Stars, den Italien jemals hervorgebracht hat!
Großartig bebildert – mit zahlreichen, bislang unveröffentlichten Fotos aus dem Privatarchiv von Eros Ramazzotti!
Eros Ramazzotti von Luca Bianchini
LESEPROBE
Pensiamo sempre all America
(Wir denken immer an Amerika)
- Du musst mir helfen.
Dies sindseine ersten Worte, kaum dass ich ins Auto steige. Ein schwarzer Chevrolet mitgetönten Scheiben, denen es dennoch nicht gelingt, die strahlende Sonne überLos Angeles abzuschirmen. Eros sitzt vorne auf dem Beifahrersitz, eine Mützetief ins Gesicht gezogen, die Füße auf dem Armaturenbrett, die Hände umklammernsein Handy. Er spricht mit mir, fast ohne sich nach mir umzudrehen, fast ohnesich vorzustellen, als ginge es eigentlich nur um diese paar Worte.
- Wasmeinst du mit »helfen«?
- Helfen, von mir zu erzählen. Zu erzählen,wie ich wirklich bin. Wenn ich mich im Fernsehen sehe, bin ich mir selbervöllig fremd. Ich bin angespannt, unbeholfen, finde nie die richtigen Worte.Völlig unnatürlich eben. Ich wirke sogar unsympathisch. Hast du einAufnahmegerät da? EinAufnahmegerät??? Was soll das heißen: »Hast du ein Aufnahmegerät da?« Bevor ich mich in dieses Abenteuer gestürzt habe, hatteich mich erkundigt, ob ich eins mitnehmen dürfe, und man hatte mir gesagt: »Dukannst es versuchen, aber er hat es nicht besonders gern, aufgenommen zu werden.« Zur Sicherheit hatte ich einen Tag vor meiner Abreiseeines dieser handlich kleinen Dinger gekauft. Eins ohne Kassetten, mit denenman die Da- ten direkt auf den Computer laden kann
- wenn mansich auskennt. Ich hatte eigentlich vorgehabt, im Flugzeug dieBedienungsanweisung zu lesen, doch der Wein der Air France hat mich auf fataleWeise schläfrig gemacht. Und so sitze ich nun hier, das noch verpackteAufnahmegerät in der Tasche und ohne passende Antwort.
- He,hast du jetzt eins oder nicht?
- Um genauzu sein, ja. Aber ich hab nicht den blassesten Schimmer, wie es funktioniert. Ichziehe das noch in das Zellophanpapier verpackte Gerät hervor. Eros dreht sichum und wirft einen Blick darauf. Ich versuche zu lächeln, um meine Verlegenheitzu verbergen. In seinem Gesicht liegt ein Ausdruck zwischen: »Wo habt ihr dendenn aufgetrieben? « und: »Das fängt ja gut an.« Aberdas Glück steht auf meiner Seite. Neben mir sitzt Guidetti,sein musikalisches Alter Ego, der mir technische Erste Hilfe leistet. Nachwenigen Kilometern (oder Meilen) beherrsche ich das Gerät. Gerade als ichbereit zum Aufnehmen bin, sind die ersten Gespräche beendet. Anekdoten übereinen Song von Nek, den die »Hyänen« ins Visiergenommen haben, Kommentare zu den aktuellen Fußballergebnissen. Es folgt einkurzer Exkurs zu einem amerikanischen Pornoladen, der »Zubehör « aus Eisverkauft. In wenigen Minuten erreichen wir das Parkhaus von Grove,einem beeindruckenden und leicht märchenhaft wirkenden Einkaufszentrum. Sobaldwir ausgestiegen sind, werde ich Gelegenheit haben, den Rest der Truppe kennenzu lernen. Außer Eros und Guidetti sind da noch Saverio, Produktionsmanager/Cicerone, und Bruno, Eros Personal Manager
- eineFunktion, die allein schon dem Namen nach bedeutungsschwer klingt: Was muss maneigentlich studieren, um Personal Manager eines Sängers zu werden? Die Frageschießt mir so spontan durch den Kopf, dass ich sie nicht zurückhalten kann.»Du musst fünfzehn Jahre an der Seite von DonatellaVersace verbringen«, brüstet sich Eros stolz. Bruno lacht und gesteht,dass er jahrelang als Assistent für Gianni und DonatellaVersace gearbeitet hat
- eineErfahrung, die ihm dazu verholfen hat, die Welt zwischen Restaurants,Grandhotels, Benefizveranstaltungen und Laufstegen kennen zu lernen. Er hat dieBekanntschaft von Elton John und Madonna, Lady Diana und Prince gemacht
- um gleicham Anfang das ganze Pulver zu verschießen. Das Lustige dabei ist, dass Eros demGanzen absolut kein Interesse beimisst, während ich vom Glamour derUnterhaltung absolut hingerissen bin.
- Wasmich betrifft, so kannst du selbst für den Papst gearbeitet haben
- dasWichtigste bleiben immer noch der Respekt und ein bestimmtes Feeling. Ich bin nämlich absolut kein einfacher Typ,verstehst du? Dashabe ich bereits mitbekommen, wollte ich schon sagen, doch ich kann michrechtzeitig beherrschen. Während sich Saverio- Ciceroneim achtstöckigen Parkhaus verirrt, betreten wir das »globale Dorf«, das Amerikaam besten (oder schlechtesten) auf einen Punkt bringt: shoppen,shoppen, shoppen. Kino,Kino, Kino. Restaurant, Restaurant, Restaurant. Alles im Überfluss. Es gibt sogar einenkostenlosen, kleinen Zug, der sich um Springbrunnen schlängelt und eineAtmosphäre wie in Legoland verbreitet. Eros gehtallein vier Schritte voraus, um den Ort zu erkunden.Er ist gekleidet, als ginge er zum Joggen: blaues T-Shirt, kurze Hose und anden Füßen ein Paar Nike-Turnschuhe. Dabei trällert er »Liberatemi « von Biagio Antonacci vor sich hin. Ich trete ein wenig näher heran, umihn besser hören zu können, und zum ersten Mal erkenne ich, dass er es wirklichist: Eros. Mit seiner leicht nasalen Stimme, die man lieben oder hassen mag,mit der er jedoch die Welt erobert hat. Unvermittelt unterbricht er seinenGesang, ab- gelenkt von den vorübergehenden Schönheiten madein Hollywood: blond, möglichst viel Bein, vergrößerte Brüste, und abgeht s, wie in den Soaps.
- Siehstdu all diese Leute? Hier herrscht die pure Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeitgegenüber allem. Du siehst sie überall freundlich lächeln
- in denLäden, den Restaurants
-, aber im Grunde interessiert sie nichtsaußer Geld: »Sag mir, wie viel du verdienst, und dann sehen wir, ob wir Freundewerden können.« Gestern, beim Einchecken im Hotel,wollten sie nicht meinen Ausweis sehen, sondern meine Kreditkarte. Ist dasnicht traurig? Kaumhat er geendet, dreht er sich nach einem farbigen Mädchen (oder einer Afro-American, wie man hier sagt) um und schaut ihr bewunderndhinterher. Auch ich schweife in diesem Moment mit meinen Gedanken ab, dennplötzlich stelle ich mir seinen Personalausweis vor.
- Was hastdu unter »Beruf« geschrieben? Sieger beim Festival Sanremo?Duettpartner von Tina Turner? - Ich habe Nichtsnutz geschrieben.
- Kommschon, sag mir die Wahrheit! Stürmer der Nationalelf der Sänger? Popstar?
- Lassuns ein bisschen shoppen gehen, komm Mir kommen Zweifel, ob jemand wie erüberhaupt einen Personalausweis benötigt. Verkehrspolizisten würden ihnbestimmt auch so erkennen. Vielleicht genügte ihm ja ein Pass, aber ich möchte ihnnicht bereits am ersten Tag meiner Mission mit dummen Fragen vor den Kopfstoßen. Man hat mich ausgewählt, um Schritt für Schritt zu erzählen, wie einNationalheiligtum wie Eros Ramazzotti lebt, was erdenkt, was er sagt und vor allem, was er verbirgt. Natürlich findet dasUnterfangen in einem ganz besonders heiklen Moment statt: während der Aufnahmenzu seiner neuen CD. Ich besitze weder irgendein musikalisches Talent noch Detektiverfahrung, aber ich habe schon immer Gefallen darangefunden, Neues auszutesten, zu beobachten und Fragen zu stellen. Selbst wennsie banal erscheinen.
- Ist Eroseigentlich dein richtiger Name?
- Ichheiße wirklich so. Eros. Eros Ramazzotti. MeineMutter hat sich wegen dieses Namens mit dem Priester angelegt, weil er mich sonicht taufen wollte und meinte, der Name sei anstößig und unmoralisch. Doch wiedu siehst, hat sich letztendlich meine Mutter durchgesetzt. Er zieht seinen Personalausweis ausder Tasche und zeigt ihn mir ungerührt. Das Foto von ihm ist nicht gerade dasallerbeste, eher phantombildmäßig, so wie in jedem anständigen Personalausweis eben.Aber er ist es wirklich. Geboren in Rom am 28. Oktober 1963. Beruf: Musiker.Elegantes und unauffälliges Profil, so wirkt es zumindest. Ich schielegedankenverloren nach Größe und Wohnort, doch da nimmt er ihn mir schon wiederaus der Hand. Seit einigen Minuten schon warten Bruno und Guidettiauf uns, bereit für die erste Etappe unserer Shoppingtour: Abercrombie
- einerdieser typischen Läden mit american casual, schönen Sachen und erschwinglichen Preisen(selbst für mich). Die Verkäuferinnen scheinen alle direkt vom Laufsteg einerMailänder Modenschau hinabgestiegen zu sein undlächeln, selbst wenn man sie nicht beachtet. Eros streift allein umher, undnoch während er etwas auswählt, greift er bereits nach dem Nächsten. SeineLeidenschaft für Poloshirts, T-Shirts undTrägerhemden scheint unbezwingbar. Er schaut sie sich an, fährt mit der Handdarüber und greift danach, wobei er fast immer sein Gesicht leicht verzieht.Ich zeige ihm ein T-Shirt, das mir gefällt, in Gelb. Er hat bereits genau dasgleiche, aber in Schwarz: »Wegen meinem Bauch, ich muss meine Wampe verstecken«,gesteht er leise und legt die Hand darauf. »Die dunklen sind besser.« ( )
© Blanvalet Verlag
Übersetzung:Julika Betz
- Autor: Luca Bianchini
- 2005, 4, 315 Seiten, teilweise farbige Abbildungen, Maße: 13,5 x 20,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3764502266
- ISBN-13: 9783764502263
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