Feuergöttin
Als kleines Mädchen wurde Ana von ihrer Mutter auf Hawaii zurückgelassen. Der frühe Verlust hat sie misstrauisch gemacht und sie stößt jeden von sich, der ihr nahe kommen möchte. Bis sie dem Dokumentarfilmer Nikolai begegnet - mitten in einem Hurrikan, der über die Insel hinwegfegt.
Als kleines Mädchen wurde Ana von ihrer Mutter auf Hawaii zurückgelassen. Der frühe Verlust hat sie misstrauisch gemacht und sie stößt jeden von sich, der ihr nahe kommen möchte. Bis sie dem Dokumentarfilmer Nikolai begegnet - mitten in einem Hurrikan, der über die Insel hinwegfegt.
Nicolai ist wie Ana ein vom Leben Gebeutelter, doch er scheint die Wunden heilen zu können, die das Schicksal ihr geschlagen hat. Ana, geprägt vom Kampf um das bedrohte Paradies Hawaii, ist überwältigt von den Gefühlen, die Nicolai ihr entgegenbringt. Staunend sieht sie, wie liebevoll der Fremde von ihrer Familie aufgenommen wird.
Und doch kann Ana die schmerzhafte Erinnerung an ihre Mutter und die tiefe Angst vor einem erneuten Verlust nicht überwinden: Als sie erfährt, dass Nicolai schwer krank ist, zieht sie sich zurück. Hals über Kopf verlässt Nicolai Hawaii, und Ana glaubt, ihn für immer verloren zu haben. Zu spät findet sie einen Brief, in dem er ihr seine Gefühle gesteht. Ana muss lernen zu verzeihen - um lieben zu können, und um Nicolai zu finden.
Feuergöttin von KianaDavenport
LESEPROBE
PUNAHELE
Lieblingskind
KÜSTE VON WAI ANAE, 1964
Frühmorgens - die Luft vonerstaunlicher Klarheit. Der Himmel, makellos und weit, erstrahlt in einemgöttlichen Licht. Schon jetzt ist es heiß. Eine gleißende Sonne wirft harteSchatten. Alte Hähne krähen sich die Seele aus dem Leib, gähnende Ladenbesitzerkurbeln die eisernen Gitter vor den Schaufenstern hinauf. Frauen, derenmajestätisch anmutiger Gang das Blut der Männer in Wallung bringt,schreiten auf staubigen Straßen zum Markt. In armseligen Hütten und aufzerknüllten Laken ertönen die leisen Seufzer erwachender Menschen. Derkräftige, kupferfarbene Arm eines schlafenden Vaters fällt vom Bett aufdie Holzdielen. Ein Säugling krabbelt über den Boden und nimmt die Handdes Vaters. Speichel tropft darauf. Die Hand hebt das Kind auf wie einzärtlich geliebtes Spielzeug, hebt es dem Tag entgegen. Ein Stillleben.Das zur Momentaufnahme geronnene Gedicht des Lebens. Entlang namenloser Straßenpressen Kinder ihre Gesichter an die Fenster verlassener, verrosteter Busse. Gesichter,weiß wie kleine Klumpen milchigen Fischrogens, wunderhübsch anzusehen in ihrerSchlaftrunkenheit. Vor manchen Fenstern hängen Vorhänge, sogar ein klappriger Briefkastensteht neben der Straße. Ein Junge erscheint in der Tür und schüttelt seine Schlafmatteaus. Ein alter Mann wässert seine Taro-Pflanzen undentbietet den herzförmigen Blättern einen geflüsterten Morgengruß. DasLeben ist dieser Menschen nicht überdrüssig. Sie halten fest an demalthergebrachten Rhythmus dieser Welt, der ihnen seit jeher überliefert ist Das war der wilde, unzivilisierte Landstrich, an dem die Große Tutu der Küste,die zerklüfteten Berge von Wai anae, über dieGenerationen wachten. Hier, dreißig Meilen westlich von Honolulu, lebtendie rauen Stämme der Wai anae, Eingeborenenclans, die bevorzugtAusgestoßene und Verbrecher hervorbrachten. Und doch klangen die Namen ihrer Ortschaften,als sollten sie Kinder in den Schlaf wiegen: Ma ili,Nanakuli, Lualualei. Erst hinter Makaha und Makua verlor sich dieKüstenstraße und mündete in einer stumpfen Landzunge wie in einerHaifischschnauze. Der Boden war mit Geschichte getränkt, war voller vielschichtigerLegenden. Die alten, die guten Sitten waren heilig. Tiefe Täler, von Unkraut überwucherte,von rostroter Erde und von Taro-Äckern übersäteEbenen, auf denen Herden spitzrippigen Viehsweideten, trennten die Dörfer voneinander. Der Boden war steinig und grausam,unbarmherzig und nachtragend. Und noch immer pflanzten die alten tutu-Männer und Frauen ihren Tarobei mahealani hoku, beiVollmond. Und wenn sie den Taro dann ernteten,war die Erde gut. Und es war gut, sich im lo i, demdicken Schlamm der Taro- Terrassen abzuplagen.Gut für die Arterien und den Kreislauf. Gut für hufdicke Fingernägel. Undbei Neumond, wenn das Plankton kam, fuhren sie hinaus auf den Ozean und zogenden dicken Fisch an Land. Und was sie nicht brauchten, gaben sie dem Meerzurück. Sie ruhten und beteten im Rhythmus der Mondphasen. Ihr Lebenverlief gemäß dem alten hawaiischen Mondkalender. Sie verehrten ihreGötter und beteten um einen guten Tod. Auf dass ihre Knochen nicht von derSonne gebleicht würden. Zwischen steilen Höhenrücken und tiefen Taleinschnitten waren uralte Ruinen, heilige heiau, Gebetstürme, und Opferaltäre zu finden. Tief imvulkanischen Gestein verborgen lagen Höhlen, in denen augenlose Schädel in den Schlingenverrottender Netze über das Land wachten und darauf achteten, welcher kapu, welches Tabu, gebrochen wurde. Wie die Götterreagierten. In alten Zeiten war die Küste Zufluchtsort für im Kampfgeschwächte Krieger gewesen. Hierher hatten sie sich verkrochen, ihreWunden versorgt, neue Kräfte gesammelt. Noch immer hörten die Menschen hier des Nachtsüber alle Täler hinweg die Krieger zurück in die Schlacht marschieren. Undmanchmal waren morgens riesige Fußabdrücke zu sehen. Die Küste von Wai anae war von paradiesischer Unberührtheit, gesäumtvon einer Kette weiter Strände aus weichem, weißem Sand. Doch nur diemutigsten Fremden wagten sich hierher in diese letzte Zuflucht für reinblütigeHawaiianer, wo Fremde - Außenseiter - nicht gern gesehen waren. DraufgängerischenTouristen lauerten dunkle, kräftig gebaute junge Männer auf und beschädigtenihre Mietwagen. Selbst über die Soldaten fielen sie her, die sich aus ihren Militärstützpunktenherunter wagten. Die einheimischen jungen Frauen, sinnlich und selbstsicher,stolzierten mit anzüglichem Hüftschwung auf ausgelatschten Gummisandalen vorbei,das Haar in den Nacken werfend. Landlosigkeit,mangelnde Bildung und Drogen prägten die Existenz dieser bereits inzweiter Generation von der Wohlfahrt lebenden jungen Menschen. Fremdesahen in ihnen nur die kriminelle Energie, den Wunsch nach Selbstzerstörung,und machten sich nicht die Mühe, tiefer in ihre Seelen zu blicken, wo ein Hungernach Schönheit verborgen lag. Sie hörten nicht das Wispern und Raunen ihrer Träume,die Verzweiflung, die Resignation. Aber da waren auch der Rückhalt ihres Stammes, dasGefühl tiefer Verwurzelung und die Gewissheit, dass die Ältesten hinter ihnenstanden. Und so wuchsen die Jungen frech und furchtlos heran. Selbstabgebrühte Surfer aus Honolulu, die sich auf den Wellen der Bucht vonYokohama beweisen wollten, hielten sich zurück und setzten keinen Fuß indie heiligen Höhlen von Kaneana, sondern verließendie Küste, ehe der Mond am Himmel stand. In der Stadt Nanakuli, unweit derKüstenstraße, stand auf halbem Weg die KeolaRoad hinauf ein Haus, ein längliches Gebäude, das vage an ein nach links kippendesSchiff swrack erinnerte. Noch vor wenigenGenerationen war es ein stolzes Anwesen gewesen, in dem ehrgeizigeMenschen gelebt hatten. Dann hatten das Leben und die Vernachlässigung dasHaus altern lassen. Doch durch Skandale erfuhr es Erneuerung und eine Aufwertungseiner Geschichte. Genauso erging es der Stadt, die durch Tragödien ihre Geschichteimmer wieder neu schrieb und sich so ständig erneuerte. Es gab Schießereien. Karate-Gangstrieben ihr Unwesen. Marihuana-Bauern füllten das Gefängnis von Halawa, während minderjährige Mädchen auf denToiletten der Highschool ihre Babys zur Welt brachten. Aber Nanakuli hatteauch seine magischen Seiten. Die Wildschweinjagd mit den Onkeln, dasHeulen der Jagdhunde in den jadegrünen Bergen. Die Nächte, in denen zu Fackelscheingefischt wurde, während die Männer sangen und ihre bronzefarbenen Muskeln aufblitzten,wenn sie tropfende Netze voller Fische aus dem Wasser zogen. Unter den Wellblechdächernehemaliger Baracken der US-Marine und in alten Holzhütten saßen die Frauenan rostigen Öfen, deren Feuer dramatisch ihre Schatten an die Wand warf, undsangen. Er beugte sich aus dem Fenster und schaute auf das blutrote Tal.Wie sehr hatten die Ahnen diese Farbe geliebt und verehrt. Einschweigsamer Mann in einem leeren Raum, in dem sich nur das weiße Rechteckeines Bettes abzeichnete. Er hieß Noah und war aus dem Krieg in Koreaheimgekehrt. Der Wille, zu sprechen, war ihm dort abhanden gekommen. An denKrieg selbst konnte er sich kaum erinnern. Wenn die Leute ihn daraufansprachen, zuckte er nur die Schultern, überzeugt, sie würden sich dasnur ausdenken. Sein Leben bestand jetzt daraus, sich aus dem Fenster zulehnen, dessen Abschlussleiste von seinen Unterarmen bereits auf Hochglanzgescheuert war. Da er die Vergangenheit ausgeblendet hatte, war er sich der Gegenwartschmerzlich bewusst und nahm deshalb regen Anteil am Kommen und Gehen seinerFamilie und der Nachbarn, ebenso am Fortschritt der kleinen Stadt Nanakuli, diewie in einer Hängematte zwischen Bergen und Ozean lag. Die Leute wussten,dass er sie beobachtete, und benahmen sich deshalb etwas besser. Wenn erschlief, schlichen sich die Kinder manchmal auf Zehenspitzen heran undlegten ihm kleine Geschenke auf das Fensterbrett. Eine Mango, einen grünenApfel. Wenn er aufwachte, beugte er sich hinaus und beobachtete, wie sichdas Licht des Nachmittags in der Schale des Apfels brach. Seit seine Nichteabgereist war, schlief Noah nicht mehr sehr tief, sondern lauschte auf dieSchreie der kleinen Ana, das Kind, das sie zurückgelassen hatte. Er hattemit angesehen, wie die Mutter weggegangen, wie sie davongefahren war undaus dem Fenster des einzigen Taxis von Nanakuli gewinkt hatte. Anmutig, sorgloshatte der Arm ausgesehen, wie abgeschnitten am Ellbogen. Sie hatte nichtzurückgeblickt. Ihr Gesicht war bereits auf das Meer gerichtet gewesen,sie war bereits makai und makaiund makai, hinaus in die Welt, wo das Leben, das richtigeLeben auf sie wartete. Hinter sich ließ sie klebrigen, roten Staub, Täler, diedas Vieh verschlangen, Wälder voller bösartiger Kiawe-Bäume,deren stacheldrahtharte Dornen einem Menschen die Haut vom Leib reißenkonnten. Sie verließ einen Ort der Hoffnungslosigkeit, wie sie sagte, eineKüste gebrochener, weggeworfener Existenzen. Noah hörte in der Dämmerungleise eine Stimme rufen, als riefe jemand im Traum. »Mama Mama « Das Kind,das sie zurückgelassen hatte. Manchmal, im Schreck des frühen Morgens, hörteer, wie die Kleine allein vor sich hin brabbelte. Er stand auf und sah ausdem Fenster, wo sie mit einem Laufgeschirr an eine Wäscheleine aus Drahtgebunden war. Stundenlang beschäftigte sie sich so allein in dem sandigenHof und baute ein kleines Haus aus Linoleumfetzen, feinsäuberlich jedeRitze fegend. In sein Spiel vertieft, rannte das Kind an der Wäscheleine aufund ab, bis der Draht summte und sang, als wäre das kleine Mädchen eine Note,die auf einer Tonleiter auf und ab tanzt. Nach mehreren Stunden desSpielens hatte es schwarze Hände und ein schmutziges Gesicht, als wäre ihmein Bart gewachsen. Dann wurde es dem Kind zu viel und es begann zuschreien, worauf die Jagdhunde in heftiges Gebell ausbrachen. Das Mädchenschrie und schrie, bis jemand kam und es hochnahm. Eines Tages schrie die Kleinewieder, aber niemand kam. Ihre Schreie waren so durchdringend, dass eine junge Ziege,die an einen Baum gebunden war, vor Schreck in Ohnmacht fiel. Schließlich kam Noahaus seinem Zimmer, seine Flinte unter dem Arm, ging nach draußen, nahm dem Kind dasLaufgeschirr ab und pumpte den Lederriemen voll Blei, bis er wie ein Irrwischüber den Hof tanzte und hüpfte. Dann nahm er Ana auf den Arm und wiegtesie summend in den Schlaf. Nach diesem Vorfall achteten die Leute mehr aufdas Kind und drückten es öfter an sich. Ana wuchs zwar in dem Gefühl auf,geliebt zu werden, blieb aber ein ruhiges, nachdenkliches Kind, das immerallein und abseits saß wie eine alte Frau, die des Redens müde ist. In demHaus gingen so viele Erwachsene ein und aus, dass Ana sie jahrelang nicht auseinanderhalten konnte. Kraftstrotzende Onkel undGroßonkel, die nach Tabak und Schießpulver rochen. Schwerbrüstige Tantenund Großtanten, deren Händen der Geruch nach Seife anhaftete. In derDämmerung versammelten sie sich draußen auf der lanai,der Terrasse, und wetteiferten im Geschichte-Reden. Oft sprachen sie überihre Mutter. Ana verkroch sich dann im Schatten und lauschte. Wenn dieErwachsenen sie erwischten, verstummten sie oder schickten sie zu ihrenCousinen und Cousins. Jahrelang dachte sie, dass die Leute nur dann alleinschliefen, wenn sie eine ansteckende Krankheit hatten. Denn sie und die anderenKinder der Großfamilie teilten sich ihre Betten und schliefen Kopf an Fußund Fuß an Kopf. Kräftige Jungen mit bronzefarbenen Schultern und Mädchenmit Namen wie Rosie, Ginger, Jade; ein Mädchen hieß sogar Seaweed - Seetang. Mädchen, deren Mütter eigensinnigeSchönheiten waren, berühmt die ganze Küste von Wai anaeentlang - Emma, Nani, Ava, Mapuanaund eine Zeit lang auch Anas Mutter, Anahola.Außer für seine temperamentvollen Frauen war das große Haus berühmt fürseine versehrten Männer. Anas Urgroßvater war ohne Nase aus dem ErstenWeltkrieg zurückgekehrt. Die Ärzte hatten ihm eine Prothese aus Metall konstruiert,die er jede Nacht zum Schlafen abnahm. Es hieß, seine Frau sei darüber verrückt geworden,unter seinem leeren Gesicht liegen zu müssen. Sein Sohn, Großonkel Ben, war ohneArm aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekehrt. Bens jüngerer Bruder, Noah, kamstumm wie ein Fisch aus Korea zurück. Ihr Cousin Tito, einMeisterschwimmer, hatte als Taucher für die US-Kriegsmarine gearbeitet.Tag für Tag und Jahr um Jahr Tauchgänge bis an die Belastungsgrenze, bisdie in seinem Knochenmark eingeschlossenen Stickstoff blasen seine Knochenin löchrigen Käse verwandelt hatten. Jetzt war er an den Rollstuhl gefesseltund zum Pokerass avanciert. Jede Familie hatte ihre Kriegsveteranen. Undmanchmal kamen sie alle zusammen und gedachten des Krieges mit stolzenGedichten und heroischer Angeberei, als sei der Frieden ein einzigerAlbtraum. Einmal im Jahr, am Veteranentag, strömten die Menschen aus derganzen Küstenregion herbei und schleppten körbeweiseEssen an. Dann hockten sie sich hin und begaff ten die Söhne der Veteranenund die Söhne der Söhne wie die Affen im Zoo. Die versehrten Männerbetranken sich, zogen sich aus und begannen, mit wilder Grazie stampfendeTänze aufzuführen, während das Licht sich in ihren Stümpfen und fehlendenGliedmaßen fing und ihre Verstümmelungen zum Leuchten brachte. Zum Schluss balgtensie sich mit ihren Jagdhunden und spielten Ball mit Urgroßvaters Bronzenase,bis alle wieder nach Haus gingen. Von allen ihren Cousinen im Haus war Anadie fünf Jahre ältere Rosie die liebste. Das kluge, etwas pummelige Mädchen mitder um Nuancen dunkleren Haut gab Ana das Gefühl, dass sie in Sicherheitwar, dass mit ihr alles stimmte. Aber Rosies Mutter, Ava, ließ sie nichtaus den Augen. Von Kindheit an hatte Ava keinen sehnlicheren Wunschgehabt, als olympische Schwimmerin zu werden, aber dann war sie zu einer Schönheitherangewachsen und den Verlockungen der Tanzsäle erlegen. Die Leute sagten, sie säheaus wie Lena Horne. Mit trägen Hüften und honigfarbener Haut machten sich Avaund ihre Schwestern jeden Abend für die Tanzsäle der Filipinos zurecht,puderten Wangen und Arme, damit sie blasser aussahen, und bemalten ihresinnlichen Lippen mit Rouge. Manchmal erwähnte eine der Tanten, wie sehrauch Anas Mutter, Anahola, es geliebt hatte, sich fürdie Tanzsäle hübsch zu machen. Sie hätte jedoch immer abseits gestandenund die Männer taxiert, von denen ihr nie einer gut genug gewesen war. Anakonnte sich kaum an das Gesicht der Frau erinnern, aber oft kletterte sieim Schlaf hinter die Augen ihrer Mutter und schlüpfte in ihre Haut. Mitgut aussehenden Mischlingen glitt sie über die Tanzfläche in den Dance Halls, dieBeine um kräftige Schenkel geschlungen. Eines Abends wandte sich Ava mit einem schiefenGrinsen an sie.
»Armer kleiner Bastard. Deine Mamahat dich nie gewollt.«
Rasch nahm der einarmige Ben siebeiseite.
»Hast n loko ino, ein Schandmaul. Jedes Mal, wenn du s aufreißt, verschluckste deindämliches Hirn.Nimm bloß nich mehr das Wort in den Mund.«
An ihrem siebten Geburtstag fiel Anawieder ein, was Ava gesagt hatte, und sie marschierte in die Küche vollerErwachsener und fragte:
»Bin ich immer noch ein Bastard?«
Alle schrienentsetzt auf und nahmen sie reihum auf den Arm. Großtante Puazog sie auf ihren Schoß, während sie in einem Trog poi,einen Brei aus Taro-Wurzeln, anmischte.
»Jetzt hör mal, Kind. Wenn wiederjemand so was zu dir sagt, sagst ihm, er soll pa a ke waha!
Er soll s Maul halt n.Du bist unser punahele. Aus dir wird mal was. Machstdie Familie stolz auf dich.«
»Wenn ich so viel wert bin, wiesohat die Mama mich dann verlassen?«
Pua warf ihren Schwestern einen Blickzu.
»Deine Mama is auf ner Reise. Wenn pau,wenn se fertig is , kommt se wieder heim.«
Ana beobachtete, wie Pua Wasser in den Trog goss, wie sie die zerstoßenen Taro-Wurzeln zerquetschte und wie die poi-Pastezwischen den dicken, braunen Fingern ihrer Tante hervorquoll. Sie hörteaufmerksam zu, als Pua ihr das Geheimnis des Zwei-Fingerpoi erklärte - nicht zu dünn und nicht zu dick.Sie wusste genau, wie viel Wasser man brauchte und wie lang man kneten musste.
»Knetest zu fest, wird der poi wässrig und läuft davon.«
Während sie redete, gab der poi leise, schmatzende Laute von sich und saugte sich anihren Händen und Handgelenken fest. »Deine Mama is n bisschen so wie poi. Is nich immer leicht, se zu halten. Musst se ihren Weggehen lassen.«
Sie lebt in New York und Hawaii.
- Autor: Kiana Davenport
- 2007, 539 Seiten, Maße: 15 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Gabriela Schönberger
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426197251
- ISBN-13: 9783426197257
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