Geisterzeilen

"Maxi sah mich gespannt an. 'Dann schieß los!' Ich atmete tief ein. 'Okay ... Wo fange ich nur an?' Ihr die Wahrheit zu sagen gestaltete sich schwieriger, als ich gedacht hatte. Ich erzählte ihr, dass meine Hand die Hausaufgaben neuerdings von allein schrieb, aber Maxi wollte mir einfach nicht glauben. 'Helena, das ist doch Unsinn! Du hast ein Talent entdeckt, das du dir nicht erklären kannst, das ist alles', antwortete sie mir.

Ich schüttelte energisch den Kopf. 'Das ist es nicht! Wie kann es sein, dass ich im Unterricht sitze, auf meinem Blatt herumkritzle, dabei über die Schmidt nachdenke und plötzlich steht da irgendein Vers?' Ich kramte meinen Geschichtstest aus meiner Handtasche. 'Oder wie erklärst du dir das?', fragte ich, hielt ihr das Blatt unter die Nase und tippte auf das Feld, in dem der fremde Name stand.

Ihre Augen wurden groß. 'Wer ist Oskar Schiller?'

'Wenn ich das wüsste. Ich habe den Namen noch nie gehört.'

Sie sah mich nachdenklich an. 'Glaubst du, dass dieser Oskar Schiller den Test für dich geschrieben hat?'

Ich lachte. 'Bei dem Ergebnis liegt das nahe! Da stehen Dinge drin, die du mir jedenfalls nicht gesagt hast.'

Maxi überflog die Antworten, dann nickte sie. 'Du hast recht. So viel Ahnung von Geschichte habe ich nun auch nicht.'"

Janina Ebert wurde 1992 in Pirmasens geboren. Weil sie sich von den vielen Büchern ohne Happy End nicht angesprochen fühlte, begann sie schon früh damit, selbst an Geschichten zu arbeiten. Zurzeit studiert sie im zweiten Semester Psychologie an der Universität des Saarlandes. "Geisterzeilen" ist ihr Debütroman.