Gestatten: Dash, Hündin des Jahres
Ein verliebtes Paar, eine Hündin und eine ganz besondere Hochzeit.
Andrew und Sarah wollen sich einen Hund zulegen. Ihre Suche führt sie zu der Windhündin Dash. Doch das gemeinsame Leben mit Dash wird gar nicht so...
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Produktinformationen zu „Gestatten: Dash, Hündin des Jahres “
Ein verliebtes Paar, eine Hündin und eine ganz besondere Hochzeit.
Andrew und Sarah wollen sich einen Hund zulegen. Ihre Suche führt sie zu der Windhündin Dash. Doch das gemeinsame Leben mit Dash wird gar nicht so einfach. Denn sie ist ein ehemaliger Rennhund und muss nun zum Haushund erzogen werden. Auf Andrew und Sarah kommt eine spannende Zeit zu, die ihre Beziehung noch enger macht. Schließlich beschließt Andrew, Sarah bald einen Heiratsantrag zu machen. Und bis zur Hochzeit muss Dash wohlerzogen sein: Denn sie soll die Ringe zum Traualtar tragen.
Eine wahre Geschichte.
Lese-Probe zu „Gestatten: Dash, Hündin des Jahres “
Gestatten: Dash, Hündin des Jahres von Andrew DilgerVorwort
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Dash stand auf dem Tisch und hechelte fieberhaft. Es war zwei Uhr morgens. Die Tür war zerkratzt, die Stuhlrücken angenagt, ein Blumentopf in Stücke zerbrochen und ein elektrisches Kabel einmal in der Mitte durchgebissen. Schmutz war überall auf dem Fußboden verteilt - auf dem Fußboden, der noch vor einer Stunde so makellos gewesen war, dass man von ihm hätte essen können. Jetzt sah er so aus, als hätte jemand von ihm gegessen, oder vielmehr etwas. Eine Stehlampe lehnte auf einem unsicheren Bein an der Wand - wie ein Boxer, den man k. o. geschlagen hatte. Der Tisch und die Stuhlbeine waren mit Bissspuren überzogen, und einige Stücke waren ganz herausgerissen worden. Die Kratzer auf der einen Seite der Tür sahen aus, als würden sie von einem Säbelzahntiger stammen. Oder von einem T. Rex. Es dauerte nur einen Augenblick, um all das zu registrieren, so weit hatte ich meine Augen vor Entsetzen und Angst aufgerissen. Meiner Aufmerksamkeit entging auch die Tatsache nicht, dass nur ein Gegenstand diesem Angriff entgangen war : Das einzige Ding im ganzen Zimmer, das von dieser wilden Wirbelwindattacke unberührt geblieben war, war das Hundebett in der Ecke.
Ich hatte immer einen Hund gewollt. Hunde bedeuteten Freiheit, sie waren ein Freibrief dafür, über die Felder rennen und lange draußen bleiben zu dürfen. Sie waren Freunde, aber ebenso Spielzeuge - etwas, das man zu einem perfekten Spielkameraden machen konnte, eine ungezähmte Verbindung mit der freien Natur, mit dem, was im Leben wirklich von Bedeutung war. Gehorsam und treu vom Anfang bis zum Ende. Ein Schwanz, der sich wie ein Scheibenwischer bewegt, die Zunge ein rosafarbener Streifen, eine nasse Nase und leuchtende Augen - welcher Junge würde nicht eine solche Kraft in seinem Leben wollen ? Doch ein Mann von siebenunddreißig Jahren ? Und ein Greyhound, der ein ehemaliger Rennhund war ? Nun, ich war im Begriff, das herauszufinden. Das Erste, was ich wusste, war, dass ich überhaupt nichts wusste.
September
Also, wie kam es dazu, dass ein Greyhound um zwei Uhr morgens das Haus verwüstete ? Nun, zuerst und vor allem gebe ich meiner Arbeit die Schuld. Nach vier Jahren als Redakteur bei der Oxford University Press hatte ich gerade meine Stellung gekündigt, um mich selbstständig zu machen. Ich würde nun auf absehbare Zeit jeden Tag zu Hause sein. Warum sollte ich da nicht endlich den Hund anschaffen, den ich immer gewollt hatte - einen Hundekollegen, der sich unter meinem Schreibtisch zusammenrollte ?
Bei der Arbeit hatte ich auch Sarah, meine Freundin, kennengelernt. Es war Sarah, die als Erste den Aushang über den Greyhound gesehen hatte. Es war Sarah, die den Aushang mit nach Hause gebracht hatte. Es war Sarah, die mir dabei hatte helfen wollen, mir meinen Kindheitstraum zu erfüllen.
So gern ich das auch tun würde, ich kann der Arbeit jedoch nicht die Schuld geben. Und ich kann ganz sicher nicht Sarah die Schuld geben, sie ist einfach zu wunderbar. Als wir uns das erste Mal trafen, war ich noch nie vorher so von einer Frau bezaubert gewesen. Ich konnte nicht glauben, dass sie Single war. Sie war es auch nicht ... nicht ganz. Sie spielte außerdem in einer anderen Liga als ich, was das Aussehen betraf, mit dieser zierlichen Nase und den hohen Wangenknochen, die jedem Junggesellen schlaflose Nächte bereitet hätten.
Nein, die Schuld für das ganze Fiasko liegt ganz allein bei mir. Ich war der Dummkopf, der sich einen Hund in den Kopf gesetzt hatte - der einen Hund gewollt, aber einen Windhund-Champion bekommen hatte.
Es ist vielleicht seltsam, aber der Name war vor dem Hund da. Ich hatte so eine Idee, dass er kurz und zackig sein sollte, ein Name, bei dem es einem nicht peinlich sein musste, ihn im Park zu rufen. Unter jenen, die in die engere Auswahl kamen, waren Spook, Nugget, Ace und Taifun. Alles sehr maskulin klingende Namen (wenn sie sich auch ein wenig zu sehr nach Kampfpiloten anhörten), aber am Ende entschied ich mich für einen, den das Oxford English Dictionary sowohl mit »hastig voranstürmen« als auch mit »ein horizontaler Strich in Schrift oder Druck« definierte: Dash. Ein anderes Hundebuch riet von einem einsilbigen Namen ab (da er aus der Entfernung für einen Hund schwer verständlich ist), doch ich dachte mir, dass es funktionieren würde, wenn ich »DA - ASH !« rufen würde. Ich übte sogar im Garten, indem ich ihn brüllte und Sarah darum bat, die Verständlichkeit zu überprüfen. Die Nachbarn mussten sich gefragt haben, welche Art unsichtbare Pantomime da vor sich ging, doch ich bekam von Sarah in jeder Hinsicht grünes Licht. Jetzt war auf wundersame Weise, bei der das Pferd von hinten aufgezäumt worden war, alles, was ich tun musste, den Hund zu finden, der zu dem Namen passte.
Die Auswahl schien einfach: entweder einen zu kaufen oder einen zu retten. Doch wie viel kostete so ein Hund tatsächlich? Ein Rassehund würde kostspieliger sein als ein Mischling, doch redeten wir von einem Unterschied von mehreren zehn oder mehreren Hundert Pfund ? Ich wusste, dass Mischlinge gesünder waren und man mit ihnen insgesamt mehr Spaß haben konnte, doch trotzdem war ich nicht in der Lage, mich von dem Gedanken zu lösen, dass Rassehunde eine Geschichte, einen Stammbaum, eine Familie besaßen. Kurz gesagt : Sie hatten Klasse. Die Idee, einen zu retten, statt einen zu kaufen, hatte eine philanthropische Komponente. Es kostete außerdem nichts. Und das war etwas, das sich bei meinem neuen beruflichen Status als Selbstständiger, der sich für Arbeit prostituierte und auf jeden Penny sehen musste, empfahl.
Dann kam die nächste Preisfrage: War es besser, einen Welpen zu nehmen oder einen ausgewachsenen Hund? Als Jüngster von drei Brüdern hatte ich mich daran gewöhnt, mit abgelegten Dingen aufzuwachsen. Von Spielzeugen über Kleidung bis zu Freunden: Nichts hatte jemals wirklich bei mir seinen Anfang genommen. Hier war meine Chance, das wirklich erste und einzige Herrchen im Leben eines Hundes zu sein. Was genau erwartete einen, wenn man einen Welpen großzog? Wie schwierig konnte das sein? Ich sprach mit einem Freund, der vor einigen Monaten einen Cockerspanielwelpen zu sich genommen hatte. Nachdem ich ihm zugehört hatte, wie er von einem Sommer voll von mit Pipi durchweichten und mit Kacke befleckten Teppichen erzählte und dass zudem alles, von Schuhen bis zu Rechnungen, zerkaut worden war, beschloss ich, dass ich auch so bereits genug zu tun hatte, ohne mein neues Unternehmen in den Hundenapf zu werfen. Ich würde einen älteren Hund adoptieren und ihm ein neues Zuhause geben. Das war günstig, wohltätig, und wenn es bedeutete, dass ich ein paar Monate Welpenzeit verpasste, dann hatte ich immerhin den Trost, dass ich in der Lage sein würde, sofort mit einem Hund in seinen besten Jahren durchstarten zu können. Wir würden gemeinsam über die Felder laufen, bevor ich wusste, wie mir geschah.
Und nun zur Rasse - das würde der interessanteste Teil werden. Man sagt, dass ein Hund wie sein Herrchen aussieht, oder schlimmer: andersherum. Also, zu was machte mich das? Ich war etwas unter ein Meter achtzig groß, kahl, hatte helle Augen und eine Knopfnase, war sehnig, um nicht zu sagen: dürr ... Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es da draußen irgendwelche Rassen gab, die so aussahen. Oder zumindest nichts, was so aussah, als würde es den nächsten Winter überleben. Ich zog meine persönlichen Lebensumstände in Betracht. Obwohl ich freiberuflich tätig war, plante ich doch, Vollzeit zu arbeiten, was bedeutete, dass ich einen Hund brauchte, der nicht mehr als ein paar maßvolle Gassigänge pro Tag benötigte. Also keinen Spaniel oder Terrier. Da gab es auch praktische Dinge, die bedacht werden mussten. Das Reihenhaus, das mir nun auch als Arbeitsplatz diente, war klein. Es hatte einen hübschen, mit Gras bewachsenen Garten, doch der war kaum lang genug, um einen Tennisball darin zu werfen. Also keinen Retriever. Ich dachte mir, dass der Hund sich wahrscheinlich in dem kleinen Wintergarten am wohlsten fühlen würde, in dem es am Morgen warm und am Nachmittag kühler war. Tatsächlich hatte ich bereits einen Platz in der Ecke neben dem Heizkörper für sein Bett auserkoren. Er bot außerdem einen bequemen Zugang zum Garten, hatte einen gekachelten Fußboden (für Unfälle) und war wegen der voll verglasten Tür hell und luftig. Er bot auch einen netten Ausblick, für den Fall, dass der Hund sich als einer von der sesshaften Sorte erweisen sollte.
Natürlich würde die ausgewählte Hunderasse auch von Sarah gutgeheißen werden müssen. Die symbolische Bedeutung, die in einer solchen geteilten Verantwortung lag, entging mir keineswegs. Wir lebten bereits zusammen ... Als Nächstes ein Hund und dann sogar - hoppla ! - eine Hochzeit. Nicht, dass ich irgendetwas gegen das Heiraten gehabt hätte. Ich hatte es bloß geschafft, das reife Alter von siebenunddreißig Jahren zu erreichen, ohne dass es mir jemals passiert wäre. Tatsächlich gefiel mir der Gedanke ziemlich gut - besonders der Gedanke, Sarah zu heiraten. Frauen wie sie liefen einem nicht allzu häufig über den Weg, und sie war es definitiv wert, dass man an ihr festhielt. Alles, was ich tun musste, war, den Mut aufzubringen und mich für eine angemessene und besondere Art zu entscheiden, ihr einen Antrag zu machen. Die Tatsache, dass sie selbst bereits fünfunddreißig war und vielleicht überhaupt nicht heiraten wollte, kam mir gar nicht in den Sinn.
Also zurück zu der Rasse. Ziemlich zu Beginn unserer Unterhaltung kamen wir auf das Thema »Behaarung« zu sprechen, und kurz darauf folgte das Thema »Geruch«. Sarah war es wichtig, dass unser neues Haustier keine längeren Haare als sie selbst hatte, und dass es eines war, das, wenn es nass und schmutzig war, nicht die Luft im Haus verpestete. Also kam ein Afghane oder irgendetwas Tibetisches (Shih Tzu, Lhasa Apso etc.) nicht infrage. Das passte mir gut, da ich mir nicht vorstellen konnte, mir anzugewöhnen, das Haar meines Hundes zu frisieren oder ihn täglich zu baden.
Ich konsultierte Das große Buch der Hunderassen in Farbe - ein Lieblingsbuch aus meiner Kindheit und ein nützlicher Ratgeber über so gut wie jeden Hund unter der Sonne. Nach einigen Tagen des Kopfzerbrechens grenzte ich die Auswahl auf drei Kandidaten ein : den Weimeraner, den Basenji oder den guten, ehrlichen Whippet.
Der Weimeraner ist der Rolls-Royce in der Hundewelt. Oder noch genauer, der Rolls-Royce Silver Ghost. Ein edler Jagdhund mit phantomgrauem Fell. Eine ehemalige Kunstlehrerin von mir hatte zwei davon - einen mit bernsteinfarbenen und einen mit blauen Augen. Sie hatte sie auf dem Spielfeld der Schule herumlaufen lassen, und ich erinnere mich daran, dass ich immer dachte, wie unverwechselbar sie aussahen. Aber auch ganz schön groß - sie waren in der Lage, ein kleines Kind einfach umzuwerfen. Das große Buch der Hunderassen in Farbe gab den Hinweis, dass »kein Spaziergang zu weit ist für diese spannungsvollen Hunde«, die oft ihre Besitzer erschöpfen. Ich wollte mich nicht erschöpfen lassen; ich wollte erfrischt werden.
Kandidat Nummer zwei. Der Basenji war im Gegensatz dazu eher von mittlerer Größe. Ganz gewiss ungewöhnlich, mit spitzen Ohren und einem Schwanz, der so eng zusammengerollt war wie dänisches Gebäck. Dieser Hund war so seltsam, dass er tatsächlich nicht bellte. Stattdessen gab er ein jodelndes Geräusch von sich und putzte sich selbst - wie eine Katze. Im Buch wurde er als »aktiv, energiegeladen und ein wenig distanziert« beschrieben. Bedeutete das, dass er regelrecht unfreundlich war? Würde er bei minderwertiger Nahrung seine Nase rümpfen, oder, schlimmer noch, bei erstmaligen Hundebesitzern wie mir?
Das bringt uns zu Kandidat Nummer drei, dem Whippet. Ich hatte ihn aufgrund der Assoziation mit Englands Norden, woher meine Eltern stammten, immer gemocht. Flache Kappen, Wilderei, »das Rennpferd des armen Mannes« - dieser kleine Hund folgte einer klaren Zuordnung. Er war außerdem ruhig, sanft und überraschend leicht selbst zu trainieren. Und dann der entscheidende Umstand: »Er ist glücklich, wenn er den größten Teil des Tages schlafend verbringen kann.« Ich hatte meine Rasse gefunden.
Die einzige Frage, die noch übrig blieb, war die des Geschlechts. Natürlich musste es ein Männchen sein. Wenn auch kein ausgesprochener »Alphahund«, war es in meiner Vorstellung doch immer ein Rüde gewesen. Ich war damit aufgewachsen, über solche Hundehelden wie Gnasher, Mutley, Shep, Old Yeller und Hong Kong Phooey zu lesen. Selbst ein Hund, der so wallend und feminin war wie Lassie, war ein Rüde. Ja, ich konnte uns jetzt vor mir sehen, zwei Strolche, die von neun bis fünf nur einander als Gesellschaft hatten. Dann ging es ab in den Park in der Nachbarschaft oder auf den Golfplatz, und das Homeoffi ce würde in jedem Sinne des Wortes meilenweit weg sein.
Übersetzung: Sabine Schäfer
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe
© 2011 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Dash stand auf dem Tisch und hechelte fieberhaft. Es war zwei Uhr morgens. Die Tür war zerkratzt, die Stuhlrücken angenagt, ein Blumentopf in Stücke zerbrochen und ein elektrisches Kabel einmal in der Mitte durchgebissen. Schmutz war überall auf dem Fußboden verteilt - auf dem Fußboden, der noch vor einer Stunde so makellos gewesen war, dass man von ihm hätte essen können. Jetzt sah er so aus, als hätte jemand von ihm gegessen, oder vielmehr etwas. Eine Stehlampe lehnte auf einem unsicheren Bein an der Wand - wie ein Boxer, den man k. o. geschlagen hatte. Der Tisch und die Stuhlbeine waren mit Bissspuren überzogen, und einige Stücke waren ganz herausgerissen worden. Die Kratzer auf der einen Seite der Tür sahen aus, als würden sie von einem Säbelzahntiger stammen. Oder von einem T. Rex. Es dauerte nur einen Augenblick, um all das zu registrieren, so weit hatte ich meine Augen vor Entsetzen und Angst aufgerissen. Meiner Aufmerksamkeit entging auch die Tatsache nicht, dass nur ein Gegenstand diesem Angriff entgangen war : Das einzige Ding im ganzen Zimmer, das von dieser wilden Wirbelwindattacke unberührt geblieben war, war das Hundebett in der Ecke.
Ich hatte immer einen Hund gewollt. Hunde bedeuteten Freiheit, sie waren ein Freibrief dafür, über die Felder rennen und lange draußen bleiben zu dürfen. Sie waren Freunde, aber ebenso Spielzeuge - etwas, das man zu einem perfekten Spielkameraden machen konnte, eine ungezähmte Verbindung mit der freien Natur, mit dem, was im Leben wirklich von Bedeutung war. Gehorsam und treu vom Anfang bis zum Ende. Ein Schwanz, der sich wie ein Scheibenwischer bewegt, die Zunge ein rosafarbener Streifen, eine nasse Nase und leuchtende Augen - welcher Junge würde nicht eine solche Kraft in seinem Leben wollen ? Doch ein Mann von siebenunddreißig Jahren ? Und ein Greyhound, der ein ehemaliger Rennhund war ? Nun, ich war im Begriff, das herauszufinden. Das Erste, was ich wusste, war, dass ich überhaupt nichts wusste.
September
Also, wie kam es dazu, dass ein Greyhound um zwei Uhr morgens das Haus verwüstete ? Nun, zuerst und vor allem gebe ich meiner Arbeit die Schuld. Nach vier Jahren als Redakteur bei der Oxford University Press hatte ich gerade meine Stellung gekündigt, um mich selbstständig zu machen. Ich würde nun auf absehbare Zeit jeden Tag zu Hause sein. Warum sollte ich da nicht endlich den Hund anschaffen, den ich immer gewollt hatte - einen Hundekollegen, der sich unter meinem Schreibtisch zusammenrollte ?
Bei der Arbeit hatte ich auch Sarah, meine Freundin, kennengelernt. Es war Sarah, die als Erste den Aushang über den Greyhound gesehen hatte. Es war Sarah, die den Aushang mit nach Hause gebracht hatte. Es war Sarah, die mir dabei hatte helfen wollen, mir meinen Kindheitstraum zu erfüllen.
So gern ich das auch tun würde, ich kann der Arbeit jedoch nicht die Schuld geben. Und ich kann ganz sicher nicht Sarah die Schuld geben, sie ist einfach zu wunderbar. Als wir uns das erste Mal trafen, war ich noch nie vorher so von einer Frau bezaubert gewesen. Ich konnte nicht glauben, dass sie Single war. Sie war es auch nicht ... nicht ganz. Sie spielte außerdem in einer anderen Liga als ich, was das Aussehen betraf, mit dieser zierlichen Nase und den hohen Wangenknochen, die jedem Junggesellen schlaflose Nächte bereitet hätten.
Nein, die Schuld für das ganze Fiasko liegt ganz allein bei mir. Ich war der Dummkopf, der sich einen Hund in den Kopf gesetzt hatte - der einen Hund gewollt, aber einen Windhund-Champion bekommen hatte.
Es ist vielleicht seltsam, aber der Name war vor dem Hund da. Ich hatte so eine Idee, dass er kurz und zackig sein sollte, ein Name, bei dem es einem nicht peinlich sein musste, ihn im Park zu rufen. Unter jenen, die in die engere Auswahl kamen, waren Spook, Nugget, Ace und Taifun. Alles sehr maskulin klingende Namen (wenn sie sich auch ein wenig zu sehr nach Kampfpiloten anhörten), aber am Ende entschied ich mich für einen, den das Oxford English Dictionary sowohl mit »hastig voranstürmen« als auch mit »ein horizontaler Strich in Schrift oder Druck« definierte: Dash. Ein anderes Hundebuch riet von einem einsilbigen Namen ab (da er aus der Entfernung für einen Hund schwer verständlich ist), doch ich dachte mir, dass es funktionieren würde, wenn ich »DA - ASH !« rufen würde. Ich übte sogar im Garten, indem ich ihn brüllte und Sarah darum bat, die Verständlichkeit zu überprüfen. Die Nachbarn mussten sich gefragt haben, welche Art unsichtbare Pantomime da vor sich ging, doch ich bekam von Sarah in jeder Hinsicht grünes Licht. Jetzt war auf wundersame Weise, bei der das Pferd von hinten aufgezäumt worden war, alles, was ich tun musste, den Hund zu finden, der zu dem Namen passte.
Die Auswahl schien einfach: entweder einen zu kaufen oder einen zu retten. Doch wie viel kostete so ein Hund tatsächlich? Ein Rassehund würde kostspieliger sein als ein Mischling, doch redeten wir von einem Unterschied von mehreren zehn oder mehreren Hundert Pfund ? Ich wusste, dass Mischlinge gesünder waren und man mit ihnen insgesamt mehr Spaß haben konnte, doch trotzdem war ich nicht in der Lage, mich von dem Gedanken zu lösen, dass Rassehunde eine Geschichte, einen Stammbaum, eine Familie besaßen. Kurz gesagt : Sie hatten Klasse. Die Idee, einen zu retten, statt einen zu kaufen, hatte eine philanthropische Komponente. Es kostete außerdem nichts. Und das war etwas, das sich bei meinem neuen beruflichen Status als Selbstständiger, der sich für Arbeit prostituierte und auf jeden Penny sehen musste, empfahl.
Dann kam die nächste Preisfrage: War es besser, einen Welpen zu nehmen oder einen ausgewachsenen Hund? Als Jüngster von drei Brüdern hatte ich mich daran gewöhnt, mit abgelegten Dingen aufzuwachsen. Von Spielzeugen über Kleidung bis zu Freunden: Nichts hatte jemals wirklich bei mir seinen Anfang genommen. Hier war meine Chance, das wirklich erste und einzige Herrchen im Leben eines Hundes zu sein. Was genau erwartete einen, wenn man einen Welpen großzog? Wie schwierig konnte das sein? Ich sprach mit einem Freund, der vor einigen Monaten einen Cockerspanielwelpen zu sich genommen hatte. Nachdem ich ihm zugehört hatte, wie er von einem Sommer voll von mit Pipi durchweichten und mit Kacke befleckten Teppichen erzählte und dass zudem alles, von Schuhen bis zu Rechnungen, zerkaut worden war, beschloss ich, dass ich auch so bereits genug zu tun hatte, ohne mein neues Unternehmen in den Hundenapf zu werfen. Ich würde einen älteren Hund adoptieren und ihm ein neues Zuhause geben. Das war günstig, wohltätig, und wenn es bedeutete, dass ich ein paar Monate Welpenzeit verpasste, dann hatte ich immerhin den Trost, dass ich in der Lage sein würde, sofort mit einem Hund in seinen besten Jahren durchstarten zu können. Wir würden gemeinsam über die Felder laufen, bevor ich wusste, wie mir geschah.
Und nun zur Rasse - das würde der interessanteste Teil werden. Man sagt, dass ein Hund wie sein Herrchen aussieht, oder schlimmer: andersherum. Also, zu was machte mich das? Ich war etwas unter ein Meter achtzig groß, kahl, hatte helle Augen und eine Knopfnase, war sehnig, um nicht zu sagen: dürr ... Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es da draußen irgendwelche Rassen gab, die so aussahen. Oder zumindest nichts, was so aussah, als würde es den nächsten Winter überleben. Ich zog meine persönlichen Lebensumstände in Betracht. Obwohl ich freiberuflich tätig war, plante ich doch, Vollzeit zu arbeiten, was bedeutete, dass ich einen Hund brauchte, der nicht mehr als ein paar maßvolle Gassigänge pro Tag benötigte. Also keinen Spaniel oder Terrier. Da gab es auch praktische Dinge, die bedacht werden mussten. Das Reihenhaus, das mir nun auch als Arbeitsplatz diente, war klein. Es hatte einen hübschen, mit Gras bewachsenen Garten, doch der war kaum lang genug, um einen Tennisball darin zu werfen. Also keinen Retriever. Ich dachte mir, dass der Hund sich wahrscheinlich in dem kleinen Wintergarten am wohlsten fühlen würde, in dem es am Morgen warm und am Nachmittag kühler war. Tatsächlich hatte ich bereits einen Platz in der Ecke neben dem Heizkörper für sein Bett auserkoren. Er bot außerdem einen bequemen Zugang zum Garten, hatte einen gekachelten Fußboden (für Unfälle) und war wegen der voll verglasten Tür hell und luftig. Er bot auch einen netten Ausblick, für den Fall, dass der Hund sich als einer von der sesshaften Sorte erweisen sollte.
Natürlich würde die ausgewählte Hunderasse auch von Sarah gutgeheißen werden müssen. Die symbolische Bedeutung, die in einer solchen geteilten Verantwortung lag, entging mir keineswegs. Wir lebten bereits zusammen ... Als Nächstes ein Hund und dann sogar - hoppla ! - eine Hochzeit. Nicht, dass ich irgendetwas gegen das Heiraten gehabt hätte. Ich hatte es bloß geschafft, das reife Alter von siebenunddreißig Jahren zu erreichen, ohne dass es mir jemals passiert wäre. Tatsächlich gefiel mir der Gedanke ziemlich gut - besonders der Gedanke, Sarah zu heiraten. Frauen wie sie liefen einem nicht allzu häufig über den Weg, und sie war es definitiv wert, dass man an ihr festhielt. Alles, was ich tun musste, war, den Mut aufzubringen und mich für eine angemessene und besondere Art zu entscheiden, ihr einen Antrag zu machen. Die Tatsache, dass sie selbst bereits fünfunddreißig war und vielleicht überhaupt nicht heiraten wollte, kam mir gar nicht in den Sinn.
Also zurück zu der Rasse. Ziemlich zu Beginn unserer Unterhaltung kamen wir auf das Thema »Behaarung« zu sprechen, und kurz darauf folgte das Thema »Geruch«. Sarah war es wichtig, dass unser neues Haustier keine längeren Haare als sie selbst hatte, und dass es eines war, das, wenn es nass und schmutzig war, nicht die Luft im Haus verpestete. Also kam ein Afghane oder irgendetwas Tibetisches (Shih Tzu, Lhasa Apso etc.) nicht infrage. Das passte mir gut, da ich mir nicht vorstellen konnte, mir anzugewöhnen, das Haar meines Hundes zu frisieren oder ihn täglich zu baden.
Ich konsultierte Das große Buch der Hunderassen in Farbe - ein Lieblingsbuch aus meiner Kindheit und ein nützlicher Ratgeber über so gut wie jeden Hund unter der Sonne. Nach einigen Tagen des Kopfzerbrechens grenzte ich die Auswahl auf drei Kandidaten ein : den Weimeraner, den Basenji oder den guten, ehrlichen Whippet.
Der Weimeraner ist der Rolls-Royce in der Hundewelt. Oder noch genauer, der Rolls-Royce Silver Ghost. Ein edler Jagdhund mit phantomgrauem Fell. Eine ehemalige Kunstlehrerin von mir hatte zwei davon - einen mit bernsteinfarbenen und einen mit blauen Augen. Sie hatte sie auf dem Spielfeld der Schule herumlaufen lassen, und ich erinnere mich daran, dass ich immer dachte, wie unverwechselbar sie aussahen. Aber auch ganz schön groß - sie waren in der Lage, ein kleines Kind einfach umzuwerfen. Das große Buch der Hunderassen in Farbe gab den Hinweis, dass »kein Spaziergang zu weit ist für diese spannungsvollen Hunde«, die oft ihre Besitzer erschöpfen. Ich wollte mich nicht erschöpfen lassen; ich wollte erfrischt werden.
Kandidat Nummer zwei. Der Basenji war im Gegensatz dazu eher von mittlerer Größe. Ganz gewiss ungewöhnlich, mit spitzen Ohren und einem Schwanz, der so eng zusammengerollt war wie dänisches Gebäck. Dieser Hund war so seltsam, dass er tatsächlich nicht bellte. Stattdessen gab er ein jodelndes Geräusch von sich und putzte sich selbst - wie eine Katze. Im Buch wurde er als »aktiv, energiegeladen und ein wenig distanziert« beschrieben. Bedeutete das, dass er regelrecht unfreundlich war? Würde er bei minderwertiger Nahrung seine Nase rümpfen, oder, schlimmer noch, bei erstmaligen Hundebesitzern wie mir?
Das bringt uns zu Kandidat Nummer drei, dem Whippet. Ich hatte ihn aufgrund der Assoziation mit Englands Norden, woher meine Eltern stammten, immer gemocht. Flache Kappen, Wilderei, »das Rennpferd des armen Mannes« - dieser kleine Hund folgte einer klaren Zuordnung. Er war außerdem ruhig, sanft und überraschend leicht selbst zu trainieren. Und dann der entscheidende Umstand: »Er ist glücklich, wenn er den größten Teil des Tages schlafend verbringen kann.« Ich hatte meine Rasse gefunden.
Die einzige Frage, die noch übrig blieb, war die des Geschlechts. Natürlich musste es ein Männchen sein. Wenn auch kein ausgesprochener »Alphahund«, war es in meiner Vorstellung doch immer ein Rüde gewesen. Ich war damit aufgewachsen, über solche Hundehelden wie Gnasher, Mutley, Shep, Old Yeller und Hong Kong Phooey zu lesen. Selbst ein Hund, der so wallend und feminin war wie Lassie, war ein Rüde. Ja, ich konnte uns jetzt vor mir sehen, zwei Strolche, die von neun bis fünf nur einander als Gesellschaft hatten. Dann ging es ab in den Park in der Nachbarschaft oder auf den Golfplatz, und das Homeoffi ce würde in jedem Sinne des Wortes meilenweit weg sein.
Übersetzung: Sabine Schäfer
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe
© 2011 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
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Bibliographische Angaben
- Autor: Andrew Dilger
- 2011, 1, 398 Seiten, Maße: 13,5 x 19,1 cm, Flex. Einband
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868006591
- ISBN-13: 9783868006599
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