Hummeldumm
Die Taschenbuch
Sina und Matze reisen kurz vor ihrem Umzug nach Namibia. Doch mitten in der Kalahari-Wüste wird Matze klar, dass er vergessen hat, die Reservierungsgebühr für die neue Eigentumswohnung zu überweisen. Jetzt muss er schleunigst telefonieren - in Namibia nahezu unmöglich.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Hummeldumm “
Sina und Matze reisen kurz vor ihrem Umzug nach Namibia. Doch mitten in der Kalahari-Wüste wird Matze klar, dass er vergessen hat, die Reservierungsgebühr für die neue Eigentumswohnung zu überweisen. Jetzt muss er schleunigst telefonieren - in Namibia nahezu unmöglich.
Klappentext zu „Hummeldumm “
Der Bestseller - mit Daumenkino!»Sitzreihe 12 war die letzte, die zwischen Tortellini und Hühnchen wählen durfte. Ich saß in Reihe 13. Schon auf dem Hinflug hätte mir klar sein können, dass der Jahresurlaub zum Albtraum wird.«
Wer an allem schuld ist, ist für Matze sowieso klar: seine Freundin Sina. Während er in endlosen Verhandlungen die neue Eigentumswohnung klargemacht hat, sollte sie einfach nur »irgendwas« buchen. Hat sie auch. Doch musste dieses »irgendwas« ausgerechnet eine zweiwöchige Gruppenreise durch Namibia sein, ein Land, in dem jede hüftkranke Schildkröte schneller ist als das Internet? Was hat er denn verbrochen, dass man ihn nun täglich in einen Kleinbus voller Bekloppter sperrt, um ihn dann zu österreichischen Schlagern über afrikanische Schotterpisten zu rütteln? Und warum stolpert er bei minus zwei Grad in einem albernen Wanderhut über die Dünen der Kalahari, statt auf Mallorca ein Bierchen zu schlürfen? Als Matze dann noch daran erinnert wird, dass die sicher geglaubte Wohnung an andere Käufer geht, wenn er nicht sofort die fünftausend Euro Reservierungsgebühr überweist, hat er gleich noch drei neue Probleme: Das nächste Internetcafé ist fünfhundert Kilometer entfernt, der Handyakku plattgedaddelt und das einzige Ladegerät fest in österreichischer Hand.
»Ich drücke meine Nase ans Busfenster und blicke hinaus ins weite Land. Die Namibier winken uns und lachen. Klar lachen sie, sie sind ja frei. Wir nicht. Wir sind die in Blech gepackte Rache für die deutsche Kolonialzeit.«
Lese-Probe zu „Hummeldumm “
Hummeldumm von Tommy Jaud1
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Sitzreihe 12 war die letzte, die zwischen Tortellini und Hühnchen wählen durfte. Ich saß in Reihe 13. Schon auf dem Hinflug hätte ich also ahnen können, dass der Jahresurlaub zum Albtraum wird. Einen Scheiß ahnte ich. Im Gegenteil: Ich war so happy, dass es endlich in den Urlaub ging, dass ich sogar Sekt bestellte für meine Freundin und mich und harmonietrunkenen Unsinn faselte wie »Auf einen tollen Urlaub!«.
»Und auf die neue Wohnung!«, ergänzte Sina strahlend, und dann knirschten unsere Plastikbecher aneinander, was irgendwie erbärmlich klang, und doch waren wir glücklich in diesem Augenblick und ich sogar ein bisschen stolz: In letzter Minute war es mir nämlich gelungen, eine süße kleine Eigentumswohnung zu reservieren, die nahezu perfekt zu uns und unserem Leben passte und Sina so verzückt hatte, dass sie im Kopf seit Tagen Möbel schob, Farben aussuchte und Vorhänge.
Es ging mir so gut auf dem Hinflug, dass ich die Tritte des zappeligen Kleinkinds ebenso ertrug wie die einhundertsiebzigste Wiederholung von Mr Bean am Strand. Ja, nicht mal der grauhaarige Schnösel in seinem lächerlichen La-Martina-Düsseldorf-Polohemd ärgerte mich, als er mit süffisantem Grinsen und Champagnerglas in der Hand durch den Business-Class-Vorhang linste und sich prächtig darüber zu amüsieren schien, wie eng Air Namibia seine weniger betuchten Passagiere gesteckt hatte.
Ein aufgebrezelter Frauenkopf, ebenfalls mit Champagnerglas, kam durch den Vorhang. Er gehörte einer zierlichen Mittdreißigerin mit riesigem Mund, die ich von irgendwoher zu kennen glaubte. So erschrocken war sie vom Elend in der Economy, dass ihre Gesichtszüge erstarrten wie in einem Stummfilm. Fehlte nur das Klavier und der Untertitel: ›Ach du lieber Himmel!‹ Der Vorhang fiel ohne Applaus.
Sina hatte die beiden ohnehin nicht gesehen, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, Eselsohren in ihren Ikea-Katalog zu knicken. Es mussten mindestens 100 Eselsohren sein mittlerweile, und ich fragte mich, ob sich die für unsere Wohnung in Frage kommenden Möbel nun auf den Seiten mit oder ohne Knick befanden.
Der Reiseprospekt in der Sitztasche vor mir hatte nur ein einziges Eselsohr, und das war gleich auf der ersten Seite, weiter hatte ich es nicht geschafft. Es gab ehrlich gesagt auch keinen Grund für mich weiterzulesen, denn die erste Seite war wirklich toll! Goldgelbe Köcherbäume wurden dort beschrieben, die sich gestochen scharf vom sattblauen Abendhimmel Namibias abheben, elegante Springböcke, die vom Straßenrand scheu in den Bus blinzeln. Von abenteuerlichen Pirschfahrten durch den Etosha Nationalpark war die Rede, auf denen man Elefanten, Zebras und mit etwas Glück sogar Leoparden und Löwen digital schießen konnte, um sie später im Büro stolz als Desktop-Hintergrund zu verwenden.
Nun, auf dem Hinflug wusste ich ja noch nicht, was alles passieren würde, und genau dieser Umstand erlaubte es uns, glücklich zu sein. Das ist wahrscheinlich der Trick des Glücks, dass es uns nie verrät, was noch kommt: Es hält uns auf Seite 1 des Reiseprospekts. Blättern wir um, haben wir verloren.
Rückblickend frage ich mich natürlich, wer an allem schuld war. Der Veranstalter? Nicht wirklich. Namibia? Schon gar nicht. Dieses stolze Land tut mir sogar leid, war es doch ungefragt Bühne für ein überaus jämmerliches Drama. Der Titel: »Menschliches Versagen«. Die Hauptdarsteller: neun Idioten in alberner Wanderkleidung.
Ich will es kurz machen: Schuld an allem war natürlich meine Freundin. Sie wollte schon immer nach Namibia. Sie fand, dass eine geführte Gruppenreise das Entspannendste für uns wäre. Ja ..., es kann sein, dass ich in irgendeinem Telefonat zu ihr gesagt habe, sie solle einfach »irgendwas« buchen. Aber musste dieses »irgendwas« ausgerechnet eine zweiwöchige Gruppenreise durch ein Land sein, in dem jede hüftkranke Schildkröte schneller ist als das Internet?
Ich schreibe diese Zeilen auf dem Rückflug von Windhoek nach Frankfurt. Wenn ich wieder zu Kräften gekommen bin, werde ich versuchen, mich an alles zu erinnern. Aber jetzt muss ich schlafen. Vielleicht noch eine Kleinigkeit: Es waren die schlimmsten zwei Wochen meines Lebens.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
Sitzreihe 12 war die letzte, die zwischen Tortellini und Hühnchen wählen durfte. Ich saß in Reihe 13. Schon auf dem Hinflug hätte ich also ahnen können, dass der Jahresurlaub zum Albtraum wird. Einen Scheiß ahnte ich. Im Gegenteil: Ich war so happy, dass es endlich in den Urlaub ging, dass ich sogar Sekt bestellte für meine Freundin und mich und harmonietrunkenen Unsinn faselte wie »Auf einen tollen Urlaub!«.
»Und auf die neue Wohnung!«, ergänzte Sina strahlend, und dann knirschten unsere Plastikbecher aneinander, was irgendwie erbärmlich klang, und doch waren wir glücklich in diesem Augenblick und ich sogar ein bisschen stolz: In letzter Minute war es mir nämlich gelungen, eine süße kleine Eigentumswohnung zu reservieren, die nahezu perfekt zu uns und unserem Leben passte und Sina so verzückt hatte, dass sie im Kopf seit Tagen Möbel schob, Farben aussuchte und Vorhänge.
Es ging mir so gut auf dem Hinflug, dass ich die Tritte des zappeligen Kleinkinds ebenso ertrug wie die einhundertsiebzigste Wiederholung von Mr Bean am Strand. Ja, nicht mal der grauhaarige Schnösel in seinem lächerlichen La-Martina-Düsseldorf-Polohemd ärgerte mich, als er mit süffisantem Grinsen und Champagnerglas in der Hand durch den Business-Class-Vorhang linste und sich prächtig darüber zu amüsieren schien, wie eng Air Namibia seine weniger betuchten Passagiere gesteckt hatte.
Ein aufgebrezelter Frauenkopf, ebenfalls mit Champagnerglas, kam durch den Vorhang. Er gehörte einer zierlichen Mittdreißigerin mit riesigem Mund, die ich von irgendwoher zu kennen glaubte. So erschrocken war sie vom Elend in der Economy, dass ihre Gesichtszüge erstarrten wie in einem Stummfilm. Fehlte nur das Klavier und der Untertitel: ›Ach du lieber Himmel!‹ Der Vorhang fiel ohne Applaus.
Sina hatte die beiden ohnehin nicht gesehen, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, Eselsohren in ihren Ikea-Katalog zu knicken. Es mussten mindestens 100 Eselsohren sein mittlerweile, und ich fragte mich, ob sich die für unsere Wohnung in Frage kommenden Möbel nun auf den Seiten mit oder ohne Knick befanden.
Der Reiseprospekt in der Sitztasche vor mir hatte nur ein einziges Eselsohr, und das war gleich auf der ersten Seite, weiter hatte ich es nicht geschafft. Es gab ehrlich gesagt auch keinen Grund für mich weiterzulesen, denn die erste Seite war wirklich toll! Goldgelbe Köcherbäume wurden dort beschrieben, die sich gestochen scharf vom sattblauen Abendhimmel Namibias abheben, elegante Springböcke, die vom Straßenrand scheu in den Bus blinzeln. Von abenteuerlichen Pirschfahrten durch den Etosha Nationalpark war die Rede, auf denen man Elefanten, Zebras und mit etwas Glück sogar Leoparden und Löwen digital schießen konnte, um sie später im Büro stolz als Desktop-Hintergrund zu verwenden.
Nun, auf dem Hinflug wusste ich ja noch nicht, was alles passieren würde, und genau dieser Umstand erlaubte es uns, glücklich zu sein. Das ist wahrscheinlich der Trick des Glücks, dass es uns nie verrät, was noch kommt: Es hält uns auf Seite 1 des Reiseprospekts. Blättern wir um, haben wir verloren.
Rückblickend frage ich mich natürlich, wer an allem schuld war. Der Veranstalter? Nicht wirklich. Namibia? Schon gar nicht. Dieses stolze Land tut mir sogar leid, war es doch ungefragt Bühne für ein überaus jämmerliches Drama. Der Titel: »Menschliches Versagen«. Die Hauptdarsteller: neun Idioten in alberner Wanderkleidung.
Ich will es kurz machen: Schuld an allem war natürlich meine Freundin. Sie wollte schon immer nach Namibia. Sie fand, dass eine geführte Gruppenreise das Entspannendste für uns wäre. Ja ..., es kann sein, dass ich in irgendeinem Telefonat zu ihr gesagt habe, sie solle einfach »irgendwas« buchen. Aber musste dieses »irgendwas« ausgerechnet eine zweiwöchige Gruppenreise durch ein Land sein, in dem jede hüftkranke Schildkröte schneller ist als das Internet?
Ich schreibe diese Zeilen auf dem Rückflug von Windhoek nach Frankfurt. Wenn ich wieder zu Kräften gekommen bin, werde ich versuchen, mich an alles zu erinnern. Aber jetzt muss ich schlafen. Vielleicht noch eine Kleinigkeit: Es waren die schlimmsten zwei Wochen meines Lebens.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
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Autoren-Porträt von Tommy Jaud
Tommy Jaud ist ein deutscher Schriftsteller, Satiriker und Drehbuchautor.Bereits mit seinem ersten Roman »Vollidiot« landete Jaud 2004 auf Platz 1 der Bestsellerlisten. 2006 setzte sich »Resturlaub«, ein »Hammer von Gegenwartsroman« (DER SPIEGEL) an die Spitze der Liste. Die Kino-Adaptionen beider Bücher lockten fast zwei Millionen Zuschauer an. Jauds Drehbuch für die TV-Komödie »Zwei Weihnachtsmänner« wurde 2009 mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Es folgten das Vollidiot-Romansequel »Millionär« und die Reisekomödie »Hummeldumm«, der Jahresbestseller 2010. Zwei Jahre später veröffentlichte Jaud mit »Überman« den letzten Teil seiner Simon-Peters-Reihe, 2016 die Ratgeber-Parodie »Einen Scheiß muss ich: Das Manifest gegen das schlechte Gewissen«. 2019 wurde sein Bestseller »Der Löwe büllt« zur perfekten Ferienlektüre. Auch 2022 kam Jaud seinem Unterhaltungsauftrag nach mit Alltagsstorys für unsere Zeit, »Komm zu nix - Nix erledigt und trotzdem fertig«. Das kam so gut an, dass er 2023 mit Geschichten gegen die Planeritis nachlegte, »Man müsste mal - Nichts gemacht und trotzdem happy«, und 2024 auf deutschlandweite Gute-Laune-Tour ging. Derzeit tüftelt Tommy Jaud am Drehbuch von »Hummeldumm« und weiteren Projekten.Der gebürtige Franke pendelt je nach Laune zwischen den beiden Bierstädten Köln und Bamberg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tommy Jaud
- 2012, 12. Aufl., 320 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596174767
- ISBN-13: 9783596174768
- Erscheinungsdatum: 07.03.2012
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