Im Visier des Todes / Catwalk Bd.1
Das junge Model Céline wird ermordet aufgefunden, die Polizei steht vor einem Rätsel. Célines Schwester Leah beschließt, auf eigene Faust nach Hinweisen auf den Mörder zu suchen, und begibt sich inkognito in die Modewelt. Sie begegnet dem Fotografen Kay,...
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Produktinformationen zu „Im Visier des Todes / Catwalk Bd.1 “
Klappentext zu „Im Visier des Todes / Catwalk Bd.1 “
Das junge Model Céline wird ermordet aufgefunden, die Polizei steht vor einem Rätsel. Célines Schwester Leah beschließt, auf eigene Faust nach Hinweisen auf den Mörder zu suchen, und begibt sich inkognito in die Modewelt. Sie begegnet dem Fotografen Kay, der kurz vor Célines Tod ein Fotoshooting mit ihr gemacht hat. Leah ist fasziniert von dem schweigsamen, zurückhaltenden Mann. Doch er scheint etwas vor ihr zu verbergen. Weiß er mehr über den Mord, als er zugibt?
Lese-Probe zu „Im Visier des Todes / Catwalk Bd.1 “
Im Visier des Todes von Olga A. Krouk 2
»Danke, dass du gekommen bist.« Leah spreizte ihre Finger und strich den Rock über den Knien glatt. Das Stimmengewirr der Trauergäste schien in jeder Diele des Hauses zu vibrieren, als säße sie nicht auf den Treppenstufen, sondern in einem Bienenstock.
Beharrlich starrte Poul auf ihre Hände. Einer ihrer Nägel war abgebrochen. Leider hatte sie noch nicht die Zeit gefunden, ihn in Form zu bringen. Andere Maniküre-Unfälle dürfte sie heute aber erfolgreich gemieden haben.
»Danke, dass du gekommen bist. Ich glaube, du bist so ziemlich der Einzige, der nicht fragt, wie ich mich fühle.« Ruhelos, haltlos - selbst nur ein Schall unter fremden Stimmen, bloß ein Nachruf, der in dieser Welt zurückgeblieben war. Ihre Finger bedeckten den Zwillingszeichen-Anhänger. Sie senkte die Hand, schaute zu Poul. Er müsste es verstehen, würde keine Worte brauchen.
Aber vielleicht waren es nur die Schäferwölkchen in ihren Nägeln, die ihn so bannten.
Sie zwang sich zu einem Lächeln, schloss die Hand und betrachtete ihre Fingernägel. »Angeblich kleine Luftbläschen in der Struktur. An Kalzium- oder Magnesiummangel liegt es nicht. Aber womöglich bringt dein Röntgenblick eine innovative Wendung in die Geschichte.«
Röte zerfloss über seine Wangen. Er steckte sich ein Plättchen Minzschokolade in den Mund und knackte mit den Knöcheln, einen nach dem anderen.
Fest schloss sie die Finger um seine unruhigen Hände. »Poul, was ist los? Was musstest du mir so dringend sagen?«
... mehr
Die enge Treppe bot wenig Platz, aber genug Ruhe für sie beide. Er rutschte neben ihr hin und her, sein Oberschenkel streifte den ihren, und die Röte wurde eine Spur dunkler. Das flatterige Grübchenlächeln, das die Frauenwelt um ihn herum normalerweise ausnahmslos schwach werden ließ, vermochte kaum davon abzulenken.
Sie hatte ihn schon immer süß gefunden, besonders in den Momenten, wenn Céline sich an ihn schmiegte, um ihr dann einen verstohlenen, kecken Blick zuzuwerfen: Ist es nicht schön, Schwesterherz?
»Céline ... Céline und ich ...« Seine Stimme klang älter, beinahe gereift. Das Quieken der Pubertät musste er schon Jahre hinter sich gelassen haben, obwohl seine Männlichkeit noch immer Bravo-konform ausfiel. »Céline und ich waren ...« Er verstummte wieder.
»Es ist in Ordnung, wenn du nicht über sie reden kannst. Ich kann es manchmal auch nicht.«
»Ich muss. Ich muss, verstehst du?«
»Du weißt, dass ich für dich da bin.«
Sein Blick flatterte. Wie jenes Lächeln, das sich nicht auf seinen Lippen hielt. Wie die Worte, die er nur stockend hervorbrachte.
»Céline.« Langsam wiederholte Leah ihren Namen, hielt ihn in sich lebendig, warm. Wie den Erdbeergeschmack der Lollis, nach denen ihre Schwester auch mit zwanzig Jahren noch so verrückt gewesen war. »Erinnerst du dich daran, wie Céline gestrahlt hat, als du sie ins Kino eingeladen hast? Zumindest, bis meine Mutter darauf bestanden hat, dass ich mitgehe, um auf euch aufzupassen. Ihr beide, Céline und du ...«
»Nein.« Er vergrub das Gesicht in den Händen. »Nein.«
Früher hätte sie ihn gedrückt. Aber seine Stimme - ja, sie klang älter, gereift, und die neun Jahre Unterschied zwischen ihnen erlaubten es ihr schon lange nicht mehr, seine Tränen zu sehen.
»Leah!« Die Mutter.
Sie drückte die Schläfe gegen das Treppengeländer, schloss die Lider. »Nicht jetzt. Bitte.«
»Leah!« Der Ruf wurde ein paar Dezibel lauter, eindringlicher, alarmierter. Er vibrierte über all die anderen Stimmen hinweg, riss sie entzwei, fort von Céline.
Sie erhob sich, zog ihren Rock zurecht und musste nicht lange auf den nächsten Ruf warten, der näher und näher anzurollen schien.
»Ich bin gleich wieder da.«
»Leah, warte. Bitte.«
»Es dauert nicht lange.«
Hoffentlich nicht. Sie stieg die Stufen hinunter und hörte, wie Poul hinter ihr geräuschvoll Luft holte, wie er auf die Füße sprang. »Weißt du ... Weißt du noch, wie du einmal gesagt hast, du würdest mich umbringen, sollte ich Céline je wehtun?«
Ihr Fuß knickte um.
»Leah! Wo bist du, mein Mädchen?«
Die Mutter. Pouls Blick.
Sie wich zurück. Er sah nicht mehr süß aus, nicht nach dem Jungen, für den Céline bereits mit dreizehn das Küssen an einem Pfirsich geübt und dabei Leah zu ihrem Personal Trainer auserkoren hatte. »Wehtun«, »umbringen« - etwas Beunruhigendes flackerte in seinen Augen auf, erlosch, und Reue entstellte seine Züge.
Sie drehte sich um und eilte aus dem Flur, durch das Wohnzimmer, durch die Menge der schwarz gekleideten Trauergäste mit ihren Beileidsbekundungen. Hinter einem Vorhang verborgen, kippte sie ein Fenster und nahm ein paar tiefe Atemzüge, bis ihr Herz aufgehört hatte zu rasen. Lächerlich, so überzureagieren, von zwei unbedacht geäußerten Wörtern verschreckt.
Der Vorhang wurde beiseitegezerrt. Beinahe gewaltsam schabten die Metallringe über die Gardinenstange. Leah zuckte zusammen. Aber es war nicht Poul.
»Leah, Kleines, da bist du ja.«
Nachthyazinthe, Vanille, Palmarosa und ein Tick Mandarine. Dazu der Geruch von Gänsepastete, die zu lange im warmen Zimmer gestanden hatte.
»Iss etwas.« Ihre Mutter erschien in fließenden Gewändern: einer weit geschnittenen Hose, die ihre Kurven luftig umspielte, und einem knöchellangen schwarzen Kaftankleid mit goldener Stickerei. »Das Zeug muss weg, ich brauche die Platte. Oder magst du keine Pastete? Ach, schau hier, überbackene Pflaumen! «
Sie lehnte die Stirn gegen das kalte Glas. Überreagiert. Mehr nicht. Poul würde es verstehen.
Die frische Luft tat ihr gut.
Hinter dem Fenster schlenderte ein Obdachloser die Allee entlang, seinen Einkaufswagen, mit unzähligen Tüten bepackt, vor sich herschiebend. Er blieb vor dem Gartentor stehen und wühlte in seinen Habseligkeiten.
»Ach, was ist denn los, mein Mädchen? Geht's dir nicht gut? Hier, Pflaumen. Wann hast du überhaupt zum letzten Mal gegessen? «
Der Obdachlose zog weiter.
»Dienstagmittag.« Ihr Atem beschlug die Scheibe. »Es gab etwas in einer Soße, was du als Hühnerfrikassee bezeichnet hast.«
»Das ist doch schon Ewigkeiten her!«
»Ja.« Aber an mehr erinnerte sie sich nicht. Nur an die geblümte Wachstuchdecke, die penetrant roch, an den Gabelslalom auf dem Teller und das Läuten des Telefons. Kurze Zeit später war die Mutter zurückgekommen, das Gesicht grau und irgendwie klumpig, fast wie die Frikasseesoße. Sie haben sie gefunden.
Sie.
Die Leiche.
Nicht mehr Céline, nie wieder Céline.
Sie klammerte sich an den Zwillingszeichen-Anhänger. Mit einem Finger malte sie ein »C« in ihren Atemhauch auf dem Glas. Viele sagten, dass ihre Handschriften sich ähnelten, obwohl sie keine Zwillinge waren.
»Jetzt nimm endlich was davon.« Die Mutter hielt ihr die Platte mit der Gänsepastete unter die Nase. »Du musst jetzt ein bisschen essen, Leah.«
Sie schnappte nach frischer Luft, doch es war nur der Essensdunst, der ihren Mund erfüllte.
»Entschuldige.« Eine Hand gegen die Lippen gepresst, drängte sie sich durch das Gewirr der schwarzen Roben. Im Flur schnellte ihr Blick zur Treppe hoch, doch Poul war nicht mehr da. Weißt du noch, wie du einmal ... sollte ich Céline je wehtun ... Ihr Herz raste wieder. Nein, er könnte niemandem wehtun. Das Poul-Hörnchen, wie Céline ihn stets genannt hatte, wenn sie von ihm sprach. Und lachte, lachte gelöst, laut - glücklich?
Er war auch nicht im Vorgarten, in dem ein paar Gäste ihren Zigarettenrauch in den Herbsthimmel bliesen, sein Porsche zierte nicht mehr die gegenüberliegende Straßenseite. Jemand kam mit einem »Mein herzliches Beileid, wie geht es Ihnen?« auf sie zu, und sie beeilte sich, hinter der Hausecke zu verschwinden.
Der Wind fuhr kalt über ihre schweißnasse Haut. Mit einer Hand stützte sie sich am Zaun ab, fühlte das feuchte, morsche Holz, das unter ihren Fingern zu zerbröckeln drohte wie ihre sorgfältig aufgebaute Fassade der Selbstbeherrschung. Sie hatte sich im Griff, während der Totenmesse, unter den gesichtslosen Gästen, beim Anblick des Grabsteins von der Größe einer Butterdose. Sogar, als die Mutter ihn wie ein Baby im Arm zum Grab getragen hatte.
Die Schaukel an dem Baum, der unzählige Attentate ihrer Mutter auf sein Leben überdauert hatte, wiegte sich sanft im Wind. Die Zeit hatte eines der Seile ausgefranst, irgendwann wurde auch das blanke Sitzbrett zu schwer, und nun schabte die Kante über die Erde. Ihr Stiefpapa hätte sie längst repariert, wäre er noch am Leben gewesen. Nun war auch Céline nicht mehr da, die sich darüber hätte freuen können.
Hoch mit dem Wind ...
Hoch mit dem Wind! Céline jauchzt und wirft die Hände in die Höhe. Leah stößt die Schaukel an. Die Party bei Mandy wird ohne sie steigen müssen. Dabei war sie nur nach Hause gekommen, um ihre Sachen abzulegen. Doch die Mutter war nicht da, und Céline, ihr kleines, hässliches Entlein, spielte allein im Laufstall in dem stillen, wie ausgestorbenen Haus.
Mehr! Mehr! Mehr! Noch ein Stoß, dann läuft Leah auf den Hügel hinter dem Klettergerüst. Von hier aus kann sie die Lichter in Mandys Haus sehen. Ob Tom schon auf der Party ist? Ob er gerade eine andere anlächelt?
Leah, mehr!
Sie stieß das Sitzbrett an. »Hoch mit dem Wind, mein hässliches Entlein. Flieg hoch mit dem Wind.« Das Brett schwang ein paarmal hin und her, dann bremste die Erde es ab und lehrte Bodenständigkeit.
»Gute Reise, Eismädchen«, erklang eine Stimme über ihr.
Sie zuckte zusammen, packte das Seil und ließ ihren Blick die knorrige Rinde entlangwandern. Zwischen den Zweigen verbarg sich eine Gestalt, ein Mann. Der Unbekannte hatte einen Fuß gegen den Ast gestemmt, auf dem er saß. Mit dem Rücken lehnte er am Stamm, der andere Fuß hing lässig herab. In seinem dunklen Mantel verschmolz er beinahe mit den ihn umgebenden Zweigen.
Die rauen Fasern des Seils kratzten an ihrer Haut, als sie die Wange dagegenlehnte und erneut zu dem Mann aufschaute. Eismädchen ... Sie hatte oft Céline an sich gedrückt, ihr die Tränen aus den Augen getupft und auf sie eingeredet, dass die anderen einfach keine Ahnung hatten. Dass Schönheit auch eigenwillig sein konnte: das Haar, vom Leuchten des Mondes erfüllt; die Haut, wie vom Winter angehaucht; die Wimpern, wie aus Schneeflocken geformt. Zombie, sagen sie, hatte ihr hässliches Entlein geschluchzt. Nein, hatte Leah stets erwidert. »Eismädchen. Wie treffend.«
»Leider nicht meinem Scharfsinn geschuldet. So wurde sie von vielen in der Branche genannt.«
»Zum Glück nicht ›eine zweite Connie Chiu‹. Zweite zu sein - das hätte sie nicht ertragen. Kannten Sie Céline? Bei der Mehrheit der Leute im Haus bin ich mir heute nicht sicher.« Sie ließ sich etwas mehr von dem Seil der Schaukel tragen, und der Ast, an den es gebunden war, seufzte über ihr. »Und wenn Sie mir jetzt mit ›Herzliches Beileid!‹ kommen, schüttle ich Sie von dort oben herunter.«
»Ist es nicht reichlich spät für die Ernte?«
»Da werden Sie sich noch wundern. Zumal - wie ein Landwirt sehen Sie nicht gerade aus.«
»Sondern?« Mit einem Schwung ließ er sich vom Baum gleiten. Sie wollte ihn stützen, stattdessen brachte sie ihn aus dem Gleichgewicht, und er strauchelte, bis er an dem Baumstamm Halt fand.
Fast hätte sie gelacht. »It's raining men. Und das noch mir vor die Füße.«
»Nun, bevor Sie mich runterschütteln ...« Er hob eine Augenbraue und ließ seinen Blick ihren Körper entlangwandern.
Zögernd schaute sie an sich herab. Eine schlichte Bluse - check. Ein eleganter Rock - check. Pumps - eine wackelige Angelegenheit, aber check. So viel, dass es diesen intensiven Blick gerechtfertigt hätte, konnte sie gar nicht falsch gemacht haben.
»Céline.« Er sah sie immer noch an, diesmal ihr direkt in die Augen. »Ja, sie war ... ehrgeizig.«
Leah ertappte sich dabei, dass sie ihn nicht weniger eingehend betrachtete als er sie. Blau, Grün, ein Hauch von Grau, das Meer, die Wogen der Tiefe, Schwermut, das Unergründliche - und all das nur seine Augen.
»Sie hatte durchaus Potenzial für große Aufträge, war ausdauernd, pünktlich und diszipliniert. Die wichtigsten Eigenschaften eines Models. Wenn sie lachte, kräuselte sie ihre Oberlippe, und manchmal sah es aus wie ...«
»Bei einem Pony.« Sie wollte mit Poul über Céline reden, ihre kleine Schwester in der Zweisamkeit mit ihm spüren, ihr nahe sein. Nur Poul konnte sie doch wirklich verstehen, ihr Verlust war schließlich auch der seine. Doch stattdessen redete sie mit einem Fremden. Und spürte mehr, als sie ertragen konnte. »Aber ihr Lachen klang immer ehrlich, als würde es direkt aus ihrem Herzen kommen.«
Sie befühlte die warme Nässe auf ihren Wangen. Tränen, ausgerechnet jetzt. Dabei hatte sie sich doch so wacker geschlagen die ganze Zeit. Rasch wandte sie sich ab. Bloß keine Beileidsbekundungen hören, keine Mutmaßungen, wie es ihr denn ginge - kein Wort. Es war ihre Totenstille. Die sie nur mit Céline teilte.
Sie hörte, wie er näher an sie herantrat, diesen einen Schritt zu ihr machte, und ähnlich wie sie innehielt. Er stand da, in ihrer Stille, und sie ließ es zu.
Leah wusste nicht, wie lange sie so nebeneinander verharrten, bis die Tränen ihren Blick nicht mehr verschleierten. Vor anderen zu weinen, das war ihr zuletzt im Schulalter passiert. Und zwar vor ihrer Mutter. Das letzte Mal. Danach nie wieder. Sie war diejenige, die sich im Griff hatte, immer und überall. »Sie kannten Céline also wirklich.«
»Ich kannte das Eismädchen, ja. Aber Céline kannte ich kaum.«
Sie hob ihr Gesicht zu ihm. »Dafür bekam ich selten eine Gelegenheit, das Eismädchen kennenzulernen. Und was war Ihr Grund, in den Hinterhof zu flüchten?«
»Ich denke, ich bin unfähig, angemessen nach den gesellschaftlichen Regeln zu trauern. Und Ihrer?«
Seine Stimme erinnerte sie an den Klang eines Cellos, der sie berührte und etwas in ihrem Inneren zum Vibrieren brachte. Und genau den Frust der Unerreichbarkeit weckte, der sie einst dazu gebracht hatte, den Cellounterricht aufzugeben. Als die Lehrerin ihr den Unterschied zwischen Streichen und Sägen genauer erklärt hatte.
»Gänsepastete.«
»Leah? Leah!« Der Wind fiel über sie her. Er brachte die Stimme der Mutter mit sich und ein schlechtes Gewissen. Sie hatte sich vor langer Zeit versprochen, ihre Mutter nicht alleinzulassen. Und ausgerechnet heute wich sie ihr aus und flüchtete in die Geborgenheit, die ihr ein Fremder schenkte. Den Rücken gegen die Rinde gedrückt, holte sie tief Luft und schaute zu den Zweigen auf. »Ich wollte es so oft wie Céline: einfach abhauen und mit beiden Händen nach Träumen greifen.«
Der Mann lehnte sich mit einer Schulter gegen den Baum und neigte den Kopf zum Stamm. »Was hat Sie davon abgehalten?«
Sie sah eine kastanienbraune Haarsträhne, die wie ein Schatten auf seine blasse Schläfe fiel, feine Fältchen, die wie eine ferne Erinnerung an sein Lachen um seine Augen lagen, betrachtete den Schwung der Lippen, den geöffneten Knopf seines Hemdkragens, die Mulde zwischen dem Schlüsselbein und dem Hals ...
»Leah! Hörst du mich?«
... viel tiefer sollte ihr Blick jetzt lieber nicht wandern ...
Ihre Wangen erglühten. Ganz klasse. Ein wenig von seinem Timbre, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt - und schon machte das Weibchen in ihr Männchen. Ausgerechnet auf der Trauerfeier ihrer Schwester - die allerdings schon immer dafür plädiert hatte, jede Gelegenheit beim Schopf zu packen. Besonders, wenn es um attraktive Männer ging. Wer hätte gedacht, dass diese Lektion auf fruchtbaren Boden fallen würde. Und das bei ihr, der absoluten Flirt-Allergikerin, die ihren letzten festen Freund noch zu Unizeiten vergrault hatte.
»Es war gar nicht so unbequem auf dem Baum.« Sie hörte ein Lächeln in seiner Stimme.
»Leah!«
»Das Laub ist noch dicht genug, um Sie vor den anderen zu verstecken.«
»Leah, wo bist du?«
Unmöglich noch bei ihrem Verstand, im Hier und Jetzt. Rasch schaute sie weg, während sie nach wie vor den Blick des Fremden wie den Hauch einer Berührung spürte.
»Ich sollte lieber gehen.« Es klang fast mit der gleichen Begeisterung, wie sie »Sozialversicherungsfachangestellte« über die Lippen brachte, wenn jemand sie nach ihrem Beruf fragte. Hierzubleiben war viel zu verlockend. »Ich fürchte, selbst dieser Baum bietet zu wenig Schutz vor meiner Mutter.«
Die Absätze ihrer Pumps blieben fast bei jedem Schritt im Rasen stecken, als sie fortlief. Großartig. Jetzt brauchte sie nur noch einen Schuh zu verlieren. Cinderella Flip-Flop.
»Leah, bist du hier?« Gleich würde die Mutter um die Ecke kommen, ihr Parfüm hatte sie schon einmal vorausgeschickt. Leah beeilte sich, der Stimme entgegenzukommen, ließ den Fremden und die Gedanken an ihn zurück wie ein kleines Geheimnis, das nur ihr gehörte.
»Kleines, da bist du endlich. Du kannst doch nicht verschwinden und mich mit all dem alleinlassen. Die Leute da drin ...« Die Mutter machte eine schwache Geste zum Hauseingang, als gerade eine junge Frau auf sie beide zukommen wollte und doch noch unter dem Vordach stehen blieb. »Was hast du hier draußen nur gemacht? Ach, du meine Güte! Du warst mit Poul im Hinterhof? Ich ... Dummerchen, ich wollte euch natürlich nicht stören. Tut mir leid. Tut mir leid, geh doch zu ihm, ich bin gleich auch schon wieder weg.«
»Ich war nicht mit ihm dort.«
Etwas quietschte und klapperte die Allee entlang. Hinter der Hecke der Nachbarn tauchte wieder der Obdachlose auf, in speckiger Steppjacke und Shorts. Die dürren Beine steckten in ausgelatschten Boots, mit denen er über den Asphalt schlurfte.
»Hab euch auf der Treppe gesehen. Er braucht dich. Und du ihn bestimmt auch. Geh, Liebes, geh, ich schaffe es schon allein, wie ich immer und immer alles hier ...«
»Mutter! Ich war nicht mit Poul da.«
Die prallen Tüten an der Seite des Einkaufswagens schabten an den dicht geparkten Fahrzeugen entlang. Hinter der Hecke wütete der Nachbarshund. Ein Pärchen wich dem Einkaufswagen aus. Mit einer Faust drohte der Obdachlose den beiden hinterher. »Ja, trollt euch, trollt euch«, krächzte er. »Klick-klack, schönes Flittchen. Klick-klack, dein letztes Blitzlicht, hier. Er hat sie alle.«
Der nächste Windstoß presste beinahe die ganze Luft aus ihr. Das Herz verkrampfte. Im Takt des krächzenden, hämischen »Klick-klack«, das die Straße entlanghallte. Mutters warme, feuchte Hand hielt Leah am Gelenk zurück. »Mit wem dann?«
»Mit ... niemandem.«
Der Obdachlose war hinter der nächsten Hecke verschwunden. Der Drang, ihm nachzulaufen, flaute ab, ohne ihre Beklemmung fortzuspülen. Aus welchem Mülleimer hatte er die Zeitung mit dem Nachruf auf Céline gezogen? Was hatte den Mann hierher geführt?
Klick-klack. Er hat sie alle.
Aber vielleicht schrieb sie dem Gebrabbel eines anscheinend verstörten Mannes mehr Gewicht zu, als es vernünftig gewesen wäre. Vielleicht lag das auch nur an Célines Abschiedsworten bei ihrem letzten, viel zu kurzen Wiedersehen, undeutlich unter den schneeweißen Strähnen hervorgemurmelt: »Ich glaube, ich bin da in etwas Großes reingeraten. Es macht mir Angst.«
Leah schluckte. Sie hätte nachhaken müssen, es nicht mit einem unbedachten »Das schaffst du schon« abtun dürfen.
»Ach herrje, habe ich die Herdplatte vielleicht nicht ausgeschaltet? Das hätte gerade noch gefehlt. Weißt du, wie viele Hausbrände dadurch jährlich entstehen?«
Leah befreite ihren Arm aus dem Griff der dicklichen, verschwitzten Finger und stützte ihre Mutter am Ellbogen. »Ja, Poul könnte ein Lied davon singen. Geh schon einmal ins Haus und schau nach, ob die Platte noch an ist, okay?«
»Ja, natürlich. Natürlich. Hast du schon etwas von den Pflaumen gegessen?«
»Ich brauche noch eine Minute. Dann komme ich rein und nehme mir etwas.« Sanft schob Leah ihre Mutter zum Hauseingang. Mit einem Mal fiel ihr auf, wie alt sie aussah. Der einst rabenschwarze Zopf war von silbernen Strähnen durchzogen. Der dunkle, südländisch anmutende Teint von Leberflecken gezeichnet.
»Ja«, - die Mutter nickte -, »ich verstehe schon.«
Kurz darauf schnappte die Eingangstür zu, und die Duftwolke aus Palmarosa entschwand in den Herbstnachmittag.
Leah legte den Kopf in den Nacken. Die grauen Wolken flossen vorbei, so tief, dass sie zu spüren glaubte, wie die nebligen Schwaden ihr Gesicht streiften und Stück für Stück niedersanken.
Dein letztes Blitzlicht. Er hat sie alle.
Nein, sie durfte die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Vielleicht würde sie den Obdachlosen noch einholen.
»Es ist so furchtbar, was Céli widerfahren ist!«
Leah zuckte zusammen. Die junge Frau mit dem kupferroten Pixie-Schnitt, die vorhin vom Hauseingang herübergeschaut hatte, tauchte vor ihr auf. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie Sie sich gerade fühlen müssen.«
»Oh, das ist nicht schwer. Ich bekomme Wadenkrämpfe in diesen Schuhen. Was ist mit Ihnen?« Leah wandte sich ab. Der Kies knirschte unangenehm laut unter ihren Sohlen, als sie zur Gartenpforte eilte und die Straße hinunterspähte. Ein UPS-Wagen fuhr auf der Allee vorbei, die zwischen den Häusern entlangführte. Einige Meter weiter hielt er in zweiter Reihe an.
Keine Spur von dem Obdachlosen.
Ein Mann mittleren Alters sprang aus der Fahrerkabine und eilte zu ihr. In seinen Händen ein gepolsterter Umschlag. »Wohnen Sie hier?«, rief er schon von Weitem und warf einen schnellen Blick auf seinen Wagen, der die Straße blockierte.
»Ja. Leah ...« Sie schaute an dem Postboten vorbei, dann blickte sie zum Haus, in dem die Mutter mit den Pflaumen auf sie wartete. Der Fremde aus dem Hinterhof kam gerade um die Ecke. »Ähm. Leah. Leah Winter.«
Der Zusteller drückte ihr die Sendung in die Hand und hielt ihr das MDE-Gerät entgegen. »Bitte unterschreiben!«
Ohne hinzusehen, krakelte sie ihre Unterschrift auf den Bildschirm. Der Postbote entzog ihr das Gerät und spurtete zu seinem Wagen zurück. Sie drehte den Umschlag und betrachtete den Absender.
Fotostudio »Dream Impressions«, die Silhouette eines Raben, mit einem Kugelschreiber gezeichnet.
An Céline Winter.
Den Namen ihrer Schwester so lebendig auf dem Kuvert zu sehen, brachte das Gefühl von Ohnmacht mit sich. Ihre Nägel bohrten sich durch das Papier und die Luftpolsterfolie.
Erst als sie die Hülle bei ihren ungelenken Versuchen, sie aufzureißen, fast zerfetzt hatte, gelangte deren Inhalt in ihre Hände.
Fotos.
Die Realität wich zurück. Etwas rauschte, aber kein Wind, und es erlaubte keinem anderen Geräusch, zu ihr durchzudringen. Immer lauter rauschte es, bis es beinahe alles verschluckte. Ein kalter Schweißfilm bedeckte ihr Gesicht.
Fotos. Von Céline.
Ihre Füße versanken in einem seltsam pelzigen Gefühl, das ihre Beine emporkroch und ihren Körper eroberte. Die Gliedmaßen wurden schwer.
Fotos. Von Céline. Ein stummer Schrei um Hilfe.
Klick-klack, dein letztes Blitzlicht.
Leah ließ alles fallen. Sie besaß keine Kraft mehr, die Bilder festzuhalten. Weder in den Händen noch in ihrem Kopf. Sie ließ die Welt los, und ihr Körper erschlaffte.
Sie wusste noch, dass sie fiel.
Dass fremde Arme sie auffingen.
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Die enge Treppe bot wenig Platz, aber genug Ruhe für sie beide. Er rutschte neben ihr hin und her, sein Oberschenkel streifte den ihren, und die Röte wurde eine Spur dunkler. Das flatterige Grübchenlächeln, das die Frauenwelt um ihn herum normalerweise ausnahmslos schwach werden ließ, vermochte kaum davon abzulenken.
Sie hatte ihn schon immer süß gefunden, besonders in den Momenten, wenn Céline sich an ihn schmiegte, um ihr dann einen verstohlenen, kecken Blick zuzuwerfen: Ist es nicht schön, Schwesterherz?
»Céline ... Céline und ich ...« Seine Stimme klang älter, beinahe gereift. Das Quieken der Pubertät musste er schon Jahre hinter sich gelassen haben, obwohl seine Männlichkeit noch immer Bravo-konform ausfiel. »Céline und ich waren ...« Er verstummte wieder.
»Es ist in Ordnung, wenn du nicht über sie reden kannst. Ich kann es manchmal auch nicht.«
»Ich muss. Ich muss, verstehst du?«
»Du weißt, dass ich für dich da bin.«
Sein Blick flatterte. Wie jenes Lächeln, das sich nicht auf seinen Lippen hielt. Wie die Worte, die er nur stockend hervorbrachte.
»Céline.« Langsam wiederholte Leah ihren Namen, hielt ihn in sich lebendig, warm. Wie den Erdbeergeschmack der Lollis, nach denen ihre Schwester auch mit zwanzig Jahren noch so verrückt gewesen war. »Erinnerst du dich daran, wie Céline gestrahlt hat, als du sie ins Kino eingeladen hast? Zumindest, bis meine Mutter darauf bestanden hat, dass ich mitgehe, um auf euch aufzupassen. Ihr beide, Céline und du ...«
»Nein.« Er vergrub das Gesicht in den Händen. »Nein.«
Früher hätte sie ihn gedrückt. Aber seine Stimme - ja, sie klang älter, gereift, und die neun Jahre Unterschied zwischen ihnen erlaubten es ihr schon lange nicht mehr, seine Tränen zu sehen.
»Leah!« Die Mutter.
Sie drückte die Schläfe gegen das Treppengeländer, schloss die Lider. »Nicht jetzt. Bitte.«
»Leah!« Der Ruf wurde ein paar Dezibel lauter, eindringlicher, alarmierter. Er vibrierte über all die anderen Stimmen hinweg, riss sie entzwei, fort von Céline.
Sie erhob sich, zog ihren Rock zurecht und musste nicht lange auf den nächsten Ruf warten, der näher und näher anzurollen schien.
»Ich bin gleich wieder da.«
»Leah, warte. Bitte.«
»Es dauert nicht lange.«
Hoffentlich nicht. Sie stieg die Stufen hinunter und hörte, wie Poul hinter ihr geräuschvoll Luft holte, wie er auf die Füße sprang. »Weißt du ... Weißt du noch, wie du einmal gesagt hast, du würdest mich umbringen, sollte ich Céline je wehtun?«
Ihr Fuß knickte um.
»Leah! Wo bist du, mein Mädchen?«
Die Mutter. Pouls Blick.
Sie wich zurück. Er sah nicht mehr süß aus, nicht nach dem Jungen, für den Céline bereits mit dreizehn das Küssen an einem Pfirsich geübt und dabei Leah zu ihrem Personal Trainer auserkoren hatte. »Wehtun«, »umbringen« - etwas Beunruhigendes flackerte in seinen Augen auf, erlosch, und Reue entstellte seine Züge.
Sie drehte sich um und eilte aus dem Flur, durch das Wohnzimmer, durch die Menge der schwarz gekleideten Trauergäste mit ihren Beileidsbekundungen. Hinter einem Vorhang verborgen, kippte sie ein Fenster und nahm ein paar tiefe Atemzüge, bis ihr Herz aufgehört hatte zu rasen. Lächerlich, so überzureagieren, von zwei unbedacht geäußerten Wörtern verschreckt.
Der Vorhang wurde beiseitegezerrt. Beinahe gewaltsam schabten die Metallringe über die Gardinenstange. Leah zuckte zusammen. Aber es war nicht Poul.
»Leah, Kleines, da bist du ja.«
Nachthyazinthe, Vanille, Palmarosa und ein Tick Mandarine. Dazu der Geruch von Gänsepastete, die zu lange im warmen Zimmer gestanden hatte.
»Iss etwas.« Ihre Mutter erschien in fließenden Gewändern: einer weit geschnittenen Hose, die ihre Kurven luftig umspielte, und einem knöchellangen schwarzen Kaftankleid mit goldener Stickerei. »Das Zeug muss weg, ich brauche die Platte. Oder magst du keine Pastete? Ach, schau hier, überbackene Pflaumen! «
Sie lehnte die Stirn gegen das kalte Glas. Überreagiert. Mehr nicht. Poul würde es verstehen.
Die frische Luft tat ihr gut.
Hinter dem Fenster schlenderte ein Obdachloser die Allee entlang, seinen Einkaufswagen, mit unzähligen Tüten bepackt, vor sich herschiebend. Er blieb vor dem Gartentor stehen und wühlte in seinen Habseligkeiten.
»Ach, was ist denn los, mein Mädchen? Geht's dir nicht gut? Hier, Pflaumen. Wann hast du überhaupt zum letzten Mal gegessen? «
Der Obdachlose zog weiter.
»Dienstagmittag.« Ihr Atem beschlug die Scheibe. »Es gab etwas in einer Soße, was du als Hühnerfrikassee bezeichnet hast.«
»Das ist doch schon Ewigkeiten her!«
»Ja.« Aber an mehr erinnerte sie sich nicht. Nur an die geblümte Wachstuchdecke, die penetrant roch, an den Gabelslalom auf dem Teller und das Läuten des Telefons. Kurze Zeit später war die Mutter zurückgekommen, das Gesicht grau und irgendwie klumpig, fast wie die Frikasseesoße. Sie haben sie gefunden.
Sie.
Die Leiche.
Nicht mehr Céline, nie wieder Céline.
Sie klammerte sich an den Zwillingszeichen-Anhänger. Mit einem Finger malte sie ein »C« in ihren Atemhauch auf dem Glas. Viele sagten, dass ihre Handschriften sich ähnelten, obwohl sie keine Zwillinge waren.
»Jetzt nimm endlich was davon.« Die Mutter hielt ihr die Platte mit der Gänsepastete unter die Nase. »Du musst jetzt ein bisschen essen, Leah.«
Sie schnappte nach frischer Luft, doch es war nur der Essensdunst, der ihren Mund erfüllte.
»Entschuldige.« Eine Hand gegen die Lippen gepresst, drängte sie sich durch das Gewirr der schwarzen Roben. Im Flur schnellte ihr Blick zur Treppe hoch, doch Poul war nicht mehr da. Weißt du noch, wie du einmal ... sollte ich Céline je wehtun ... Ihr Herz raste wieder. Nein, er könnte niemandem wehtun. Das Poul-Hörnchen, wie Céline ihn stets genannt hatte, wenn sie von ihm sprach. Und lachte, lachte gelöst, laut - glücklich?
Er war auch nicht im Vorgarten, in dem ein paar Gäste ihren Zigarettenrauch in den Herbsthimmel bliesen, sein Porsche zierte nicht mehr die gegenüberliegende Straßenseite. Jemand kam mit einem »Mein herzliches Beileid, wie geht es Ihnen?« auf sie zu, und sie beeilte sich, hinter der Hausecke zu verschwinden.
Der Wind fuhr kalt über ihre schweißnasse Haut. Mit einer Hand stützte sie sich am Zaun ab, fühlte das feuchte, morsche Holz, das unter ihren Fingern zu zerbröckeln drohte wie ihre sorgfältig aufgebaute Fassade der Selbstbeherrschung. Sie hatte sich im Griff, während der Totenmesse, unter den gesichtslosen Gästen, beim Anblick des Grabsteins von der Größe einer Butterdose. Sogar, als die Mutter ihn wie ein Baby im Arm zum Grab getragen hatte.
Die Schaukel an dem Baum, der unzählige Attentate ihrer Mutter auf sein Leben überdauert hatte, wiegte sich sanft im Wind. Die Zeit hatte eines der Seile ausgefranst, irgendwann wurde auch das blanke Sitzbrett zu schwer, und nun schabte die Kante über die Erde. Ihr Stiefpapa hätte sie längst repariert, wäre er noch am Leben gewesen. Nun war auch Céline nicht mehr da, die sich darüber hätte freuen können.
Hoch mit dem Wind ...
Hoch mit dem Wind! Céline jauchzt und wirft die Hände in die Höhe. Leah stößt die Schaukel an. Die Party bei Mandy wird ohne sie steigen müssen. Dabei war sie nur nach Hause gekommen, um ihre Sachen abzulegen. Doch die Mutter war nicht da, und Céline, ihr kleines, hässliches Entlein, spielte allein im Laufstall in dem stillen, wie ausgestorbenen Haus.
Mehr! Mehr! Mehr! Noch ein Stoß, dann läuft Leah auf den Hügel hinter dem Klettergerüst. Von hier aus kann sie die Lichter in Mandys Haus sehen. Ob Tom schon auf der Party ist? Ob er gerade eine andere anlächelt?
Leah, mehr!
Sie stieß das Sitzbrett an. »Hoch mit dem Wind, mein hässliches Entlein. Flieg hoch mit dem Wind.« Das Brett schwang ein paarmal hin und her, dann bremste die Erde es ab und lehrte Bodenständigkeit.
»Gute Reise, Eismädchen«, erklang eine Stimme über ihr.
Sie zuckte zusammen, packte das Seil und ließ ihren Blick die knorrige Rinde entlangwandern. Zwischen den Zweigen verbarg sich eine Gestalt, ein Mann. Der Unbekannte hatte einen Fuß gegen den Ast gestemmt, auf dem er saß. Mit dem Rücken lehnte er am Stamm, der andere Fuß hing lässig herab. In seinem dunklen Mantel verschmolz er beinahe mit den ihn umgebenden Zweigen.
Die rauen Fasern des Seils kratzten an ihrer Haut, als sie die Wange dagegenlehnte und erneut zu dem Mann aufschaute. Eismädchen ... Sie hatte oft Céline an sich gedrückt, ihr die Tränen aus den Augen getupft und auf sie eingeredet, dass die anderen einfach keine Ahnung hatten. Dass Schönheit auch eigenwillig sein konnte: das Haar, vom Leuchten des Mondes erfüllt; die Haut, wie vom Winter angehaucht; die Wimpern, wie aus Schneeflocken geformt. Zombie, sagen sie, hatte ihr hässliches Entlein geschluchzt. Nein, hatte Leah stets erwidert. »Eismädchen. Wie treffend.«
»Leider nicht meinem Scharfsinn geschuldet. So wurde sie von vielen in der Branche genannt.«
»Zum Glück nicht ›eine zweite Connie Chiu‹. Zweite zu sein - das hätte sie nicht ertragen. Kannten Sie Céline? Bei der Mehrheit der Leute im Haus bin ich mir heute nicht sicher.« Sie ließ sich etwas mehr von dem Seil der Schaukel tragen, und der Ast, an den es gebunden war, seufzte über ihr. »Und wenn Sie mir jetzt mit ›Herzliches Beileid!‹ kommen, schüttle ich Sie von dort oben herunter.«
»Ist es nicht reichlich spät für die Ernte?«
»Da werden Sie sich noch wundern. Zumal - wie ein Landwirt sehen Sie nicht gerade aus.«
»Sondern?« Mit einem Schwung ließ er sich vom Baum gleiten. Sie wollte ihn stützen, stattdessen brachte sie ihn aus dem Gleichgewicht, und er strauchelte, bis er an dem Baumstamm Halt fand.
Fast hätte sie gelacht. »It's raining men. Und das noch mir vor die Füße.«
»Nun, bevor Sie mich runterschütteln ...« Er hob eine Augenbraue und ließ seinen Blick ihren Körper entlangwandern.
Zögernd schaute sie an sich herab. Eine schlichte Bluse - check. Ein eleganter Rock - check. Pumps - eine wackelige Angelegenheit, aber check. So viel, dass es diesen intensiven Blick gerechtfertigt hätte, konnte sie gar nicht falsch gemacht haben.
»Céline.« Er sah sie immer noch an, diesmal ihr direkt in die Augen. »Ja, sie war ... ehrgeizig.«
Leah ertappte sich dabei, dass sie ihn nicht weniger eingehend betrachtete als er sie. Blau, Grün, ein Hauch von Grau, das Meer, die Wogen der Tiefe, Schwermut, das Unergründliche - und all das nur seine Augen.
»Sie hatte durchaus Potenzial für große Aufträge, war ausdauernd, pünktlich und diszipliniert. Die wichtigsten Eigenschaften eines Models. Wenn sie lachte, kräuselte sie ihre Oberlippe, und manchmal sah es aus wie ...«
»Bei einem Pony.« Sie wollte mit Poul über Céline reden, ihre kleine Schwester in der Zweisamkeit mit ihm spüren, ihr nahe sein. Nur Poul konnte sie doch wirklich verstehen, ihr Verlust war schließlich auch der seine. Doch stattdessen redete sie mit einem Fremden. Und spürte mehr, als sie ertragen konnte. »Aber ihr Lachen klang immer ehrlich, als würde es direkt aus ihrem Herzen kommen.«
Sie befühlte die warme Nässe auf ihren Wangen. Tränen, ausgerechnet jetzt. Dabei hatte sie sich doch so wacker geschlagen die ganze Zeit. Rasch wandte sie sich ab. Bloß keine Beileidsbekundungen hören, keine Mutmaßungen, wie es ihr denn ginge - kein Wort. Es war ihre Totenstille. Die sie nur mit Céline teilte.
Sie hörte, wie er näher an sie herantrat, diesen einen Schritt zu ihr machte, und ähnlich wie sie innehielt. Er stand da, in ihrer Stille, und sie ließ es zu.
Leah wusste nicht, wie lange sie so nebeneinander verharrten, bis die Tränen ihren Blick nicht mehr verschleierten. Vor anderen zu weinen, das war ihr zuletzt im Schulalter passiert. Und zwar vor ihrer Mutter. Das letzte Mal. Danach nie wieder. Sie war diejenige, die sich im Griff hatte, immer und überall. »Sie kannten Céline also wirklich.«
»Ich kannte das Eismädchen, ja. Aber Céline kannte ich kaum.«
Sie hob ihr Gesicht zu ihm. »Dafür bekam ich selten eine Gelegenheit, das Eismädchen kennenzulernen. Und was war Ihr Grund, in den Hinterhof zu flüchten?«
»Ich denke, ich bin unfähig, angemessen nach den gesellschaftlichen Regeln zu trauern. Und Ihrer?«
Seine Stimme erinnerte sie an den Klang eines Cellos, der sie berührte und etwas in ihrem Inneren zum Vibrieren brachte. Und genau den Frust der Unerreichbarkeit weckte, der sie einst dazu gebracht hatte, den Cellounterricht aufzugeben. Als die Lehrerin ihr den Unterschied zwischen Streichen und Sägen genauer erklärt hatte.
»Gänsepastete.«
»Leah? Leah!« Der Wind fiel über sie her. Er brachte die Stimme der Mutter mit sich und ein schlechtes Gewissen. Sie hatte sich vor langer Zeit versprochen, ihre Mutter nicht alleinzulassen. Und ausgerechnet heute wich sie ihr aus und flüchtete in die Geborgenheit, die ihr ein Fremder schenkte. Den Rücken gegen die Rinde gedrückt, holte sie tief Luft und schaute zu den Zweigen auf. »Ich wollte es so oft wie Céline: einfach abhauen und mit beiden Händen nach Träumen greifen.«
Der Mann lehnte sich mit einer Schulter gegen den Baum und neigte den Kopf zum Stamm. »Was hat Sie davon abgehalten?«
Sie sah eine kastanienbraune Haarsträhne, die wie ein Schatten auf seine blasse Schläfe fiel, feine Fältchen, die wie eine ferne Erinnerung an sein Lachen um seine Augen lagen, betrachtete den Schwung der Lippen, den geöffneten Knopf seines Hemdkragens, die Mulde zwischen dem Schlüsselbein und dem Hals ...
»Leah! Hörst du mich?«
... viel tiefer sollte ihr Blick jetzt lieber nicht wandern ...
Ihre Wangen erglühten. Ganz klasse. Ein wenig von seinem Timbre, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt - und schon machte das Weibchen in ihr Männchen. Ausgerechnet auf der Trauerfeier ihrer Schwester - die allerdings schon immer dafür plädiert hatte, jede Gelegenheit beim Schopf zu packen. Besonders, wenn es um attraktive Männer ging. Wer hätte gedacht, dass diese Lektion auf fruchtbaren Boden fallen würde. Und das bei ihr, der absoluten Flirt-Allergikerin, die ihren letzten festen Freund noch zu Unizeiten vergrault hatte.
»Es war gar nicht so unbequem auf dem Baum.« Sie hörte ein Lächeln in seiner Stimme.
»Leah!«
»Das Laub ist noch dicht genug, um Sie vor den anderen zu verstecken.«
»Leah, wo bist du?«
Unmöglich noch bei ihrem Verstand, im Hier und Jetzt. Rasch schaute sie weg, während sie nach wie vor den Blick des Fremden wie den Hauch einer Berührung spürte.
»Ich sollte lieber gehen.« Es klang fast mit der gleichen Begeisterung, wie sie »Sozialversicherungsfachangestellte« über die Lippen brachte, wenn jemand sie nach ihrem Beruf fragte. Hierzubleiben war viel zu verlockend. »Ich fürchte, selbst dieser Baum bietet zu wenig Schutz vor meiner Mutter.«
Die Absätze ihrer Pumps blieben fast bei jedem Schritt im Rasen stecken, als sie fortlief. Großartig. Jetzt brauchte sie nur noch einen Schuh zu verlieren. Cinderella Flip-Flop.
»Leah, bist du hier?« Gleich würde die Mutter um die Ecke kommen, ihr Parfüm hatte sie schon einmal vorausgeschickt. Leah beeilte sich, der Stimme entgegenzukommen, ließ den Fremden und die Gedanken an ihn zurück wie ein kleines Geheimnis, das nur ihr gehörte.
»Kleines, da bist du endlich. Du kannst doch nicht verschwinden und mich mit all dem alleinlassen. Die Leute da drin ...« Die Mutter machte eine schwache Geste zum Hauseingang, als gerade eine junge Frau auf sie beide zukommen wollte und doch noch unter dem Vordach stehen blieb. »Was hast du hier draußen nur gemacht? Ach, du meine Güte! Du warst mit Poul im Hinterhof? Ich ... Dummerchen, ich wollte euch natürlich nicht stören. Tut mir leid. Tut mir leid, geh doch zu ihm, ich bin gleich auch schon wieder weg.«
»Ich war nicht mit ihm dort.«
Etwas quietschte und klapperte die Allee entlang. Hinter der Hecke der Nachbarn tauchte wieder der Obdachlose auf, in speckiger Steppjacke und Shorts. Die dürren Beine steckten in ausgelatschten Boots, mit denen er über den Asphalt schlurfte.
»Hab euch auf der Treppe gesehen. Er braucht dich. Und du ihn bestimmt auch. Geh, Liebes, geh, ich schaffe es schon allein, wie ich immer und immer alles hier ...«
»Mutter! Ich war nicht mit Poul da.«
Die prallen Tüten an der Seite des Einkaufswagens schabten an den dicht geparkten Fahrzeugen entlang. Hinter der Hecke wütete der Nachbarshund. Ein Pärchen wich dem Einkaufswagen aus. Mit einer Faust drohte der Obdachlose den beiden hinterher. »Ja, trollt euch, trollt euch«, krächzte er. »Klick-klack, schönes Flittchen. Klick-klack, dein letztes Blitzlicht, hier. Er hat sie alle.«
Der nächste Windstoß presste beinahe die ganze Luft aus ihr. Das Herz verkrampfte. Im Takt des krächzenden, hämischen »Klick-klack«, das die Straße entlanghallte. Mutters warme, feuchte Hand hielt Leah am Gelenk zurück. »Mit wem dann?«
»Mit ... niemandem.«
Der Obdachlose war hinter der nächsten Hecke verschwunden. Der Drang, ihm nachzulaufen, flaute ab, ohne ihre Beklemmung fortzuspülen. Aus welchem Mülleimer hatte er die Zeitung mit dem Nachruf auf Céline gezogen? Was hatte den Mann hierher geführt?
Klick-klack. Er hat sie alle.
Aber vielleicht schrieb sie dem Gebrabbel eines anscheinend verstörten Mannes mehr Gewicht zu, als es vernünftig gewesen wäre. Vielleicht lag das auch nur an Célines Abschiedsworten bei ihrem letzten, viel zu kurzen Wiedersehen, undeutlich unter den schneeweißen Strähnen hervorgemurmelt: »Ich glaube, ich bin da in etwas Großes reingeraten. Es macht mir Angst.«
Leah schluckte. Sie hätte nachhaken müssen, es nicht mit einem unbedachten »Das schaffst du schon« abtun dürfen.
»Ach herrje, habe ich die Herdplatte vielleicht nicht ausgeschaltet? Das hätte gerade noch gefehlt. Weißt du, wie viele Hausbrände dadurch jährlich entstehen?«
Leah befreite ihren Arm aus dem Griff der dicklichen, verschwitzten Finger und stützte ihre Mutter am Ellbogen. »Ja, Poul könnte ein Lied davon singen. Geh schon einmal ins Haus und schau nach, ob die Platte noch an ist, okay?«
»Ja, natürlich. Natürlich. Hast du schon etwas von den Pflaumen gegessen?«
»Ich brauche noch eine Minute. Dann komme ich rein und nehme mir etwas.« Sanft schob Leah ihre Mutter zum Hauseingang. Mit einem Mal fiel ihr auf, wie alt sie aussah. Der einst rabenschwarze Zopf war von silbernen Strähnen durchzogen. Der dunkle, südländisch anmutende Teint von Leberflecken gezeichnet.
»Ja«, - die Mutter nickte -, »ich verstehe schon.«
Kurz darauf schnappte die Eingangstür zu, und die Duftwolke aus Palmarosa entschwand in den Herbstnachmittag.
Leah legte den Kopf in den Nacken. Die grauen Wolken flossen vorbei, so tief, dass sie zu spüren glaubte, wie die nebligen Schwaden ihr Gesicht streiften und Stück für Stück niedersanken.
Dein letztes Blitzlicht. Er hat sie alle.
Nein, sie durfte die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Vielleicht würde sie den Obdachlosen noch einholen.
»Es ist so furchtbar, was Céli widerfahren ist!«
Leah zuckte zusammen. Die junge Frau mit dem kupferroten Pixie-Schnitt, die vorhin vom Hauseingang herübergeschaut hatte, tauchte vor ihr auf. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie Sie sich gerade fühlen müssen.«
»Oh, das ist nicht schwer. Ich bekomme Wadenkrämpfe in diesen Schuhen. Was ist mit Ihnen?« Leah wandte sich ab. Der Kies knirschte unangenehm laut unter ihren Sohlen, als sie zur Gartenpforte eilte und die Straße hinunterspähte. Ein UPS-Wagen fuhr auf der Allee vorbei, die zwischen den Häusern entlangführte. Einige Meter weiter hielt er in zweiter Reihe an.
Keine Spur von dem Obdachlosen.
Ein Mann mittleren Alters sprang aus der Fahrerkabine und eilte zu ihr. In seinen Händen ein gepolsterter Umschlag. »Wohnen Sie hier?«, rief er schon von Weitem und warf einen schnellen Blick auf seinen Wagen, der die Straße blockierte.
»Ja. Leah ...« Sie schaute an dem Postboten vorbei, dann blickte sie zum Haus, in dem die Mutter mit den Pflaumen auf sie wartete. Der Fremde aus dem Hinterhof kam gerade um die Ecke. »Ähm. Leah. Leah Winter.«
Der Zusteller drückte ihr die Sendung in die Hand und hielt ihr das MDE-Gerät entgegen. »Bitte unterschreiben!«
Ohne hinzusehen, krakelte sie ihre Unterschrift auf den Bildschirm. Der Postbote entzog ihr das Gerät und spurtete zu seinem Wagen zurück. Sie drehte den Umschlag und betrachtete den Absender.
Fotostudio »Dream Impressions«, die Silhouette eines Raben, mit einem Kugelschreiber gezeichnet.
An Céline Winter.
Den Namen ihrer Schwester so lebendig auf dem Kuvert zu sehen, brachte das Gefühl von Ohnmacht mit sich. Ihre Nägel bohrten sich durch das Papier und die Luftpolsterfolie.
Erst als sie die Hülle bei ihren ungelenken Versuchen, sie aufzureißen, fast zerfetzt hatte, gelangte deren Inhalt in ihre Hände.
Fotos.
Die Realität wich zurück. Etwas rauschte, aber kein Wind, und es erlaubte keinem anderen Geräusch, zu ihr durchzudringen. Immer lauter rauschte es, bis es beinahe alles verschluckte. Ein kalter Schweißfilm bedeckte ihr Gesicht.
Fotos. Von Céline.
Ihre Füße versanken in einem seltsam pelzigen Gefühl, das ihre Beine emporkroch und ihren Körper eroberte. Die Gliedmaßen wurden schwer.
Fotos. Von Céline. Ein stummer Schrei um Hilfe.
Klick-klack, dein letztes Blitzlicht.
Leah ließ alles fallen. Sie besaß keine Kraft mehr, die Bilder festzuhalten. Weder in den Händen noch in ihrem Kopf. Sie ließ die Welt los, und ihr Körper erschlaffte.
Sie wusste noch, dass sie fiel.
Dass fremde Arme sie auffingen.
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Olga A. Krouk
Olga A. Krouk, 1981 in Moskau geboren, zog als Kind in die Ukraine und später nach St. Petersburg, wo sie als Jugendliche erste Geschichten schrieb. 2001 ging sie nach Berlin. Heute lebt die Autorin in Schleswig-Holstein.
Bibliographische Angaben
- Autor: Olga A. Krouk
- 2012, 1. Aufl., 340 Seiten, Maße: 12,4 x 18 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802586409
- ISBN-13: 9783802586408
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