In 80 Tagen um die Welt
Ausgezeichnet mit dem ITB BuchAward 2011; LOL
Helge Timmerberg ist um die Welt gereist, in 80 Tagen. Und dabei fast der Route von Jules Verne gefolgt. Er erzählt vom Alleinsein in der Stadt der Liebe (Venedig), einer Vollmondparty auf Kreta, einer nächtlichen Erkenntnis in China oder einem...
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Produktinformationen zu „In 80 Tagen um die Welt “
Helge Timmerberg ist um die Welt gereist, in 80 Tagen. Und dabei fast der Route von Jules Verne gefolgt. Er erzählt vom Alleinsein in der Stadt der Liebe (Venedig), einer Vollmondparty auf Kreta, einer nächtlichen Erkenntnis in China oder einem perfekten Tag in Bombay. Eine exzentrische und sympathische Abenteuergeschichte.
Klappentext zu „In 80 Tagen um die Welt “
Helge Timmerberg ist um die Welt gereist, in achtzig Tagen - und dabei, mit einigen Abweichungen, der Route gefolgt, die wir von Jules Verne kennen. Er erzählt vom Alleinsein in der Stadt der Liebe (Venedig) und von einer unheimlichen Begegnung auf Kreta. In Bombay versöhnt ihn ein Guru mit dem Urknall, und in den Go-go-Bars von Bangkok wird ihm nicht nur Schopenhauer und Hegel nahegebracht, sondern auch eine Rippe gebrochen. Tee im Separee gibt es in Shanghai, wo er mit der schönen Li-Za "Yesterday" singt. In Tokio findet er die letzten Samurai, die verlorene Unschuld des Reisens in Mexico City, wo aus jeder Mauerritze Musik quillt, drei Tage Paradies, dann folgt er den Piraten in die Bucht von Havanna. Er erzählt vom Kommunismus auf Kuba, einem Treffen mit Castro, einem Nachruf auf Salsa, von Dublin, wo es, was denn sonst?, regnet - und schließlich von "Swinging Schöneberg", von Berlin. "In 80 Tagen um die Welt" birgt zahllose Schätze - ein buntes Gegenwartspanorama, das seine Kraft nicht zuletzt durch Timmerbergs hintergründigen, lebensklugen Humor gewinnt. Eine ebenso exzentrische wie sympathische Abenteurergeschichte, wie sie heute kaum noch zu erleben ist.
Lese-Probe zu „In 80 Tagen um die Welt “
In 80 Tagen um die Welt von Helge Timmerberg LESEPROBE 3. Kapitel TriestRilke ä Go-goJede Stadt hat einen Tick. Irgendeine Eigenart, die es in keiner anderen Stadt gibt. Oder es gibt in ihr etwas nicht, was es sonst überall gibt. In Triest gibt es keine Internetcafés. Ich frage jetzt zum x-ten Mal einen Triester danach und weiß schon vorher, was er sagt. Und wie er es sagt. Entweder wie ein Nichtraucher die Frage nach Feuer verneint oder wie einer, der die Frage nicht versteht. Internetcafe? In Triest?! Weil ich es nicht glauben kann, gebe ich es nicht auf zu fragen und naß zu werden. Es regnet. Es ist Februar. Es ist an der Zeit, ein Bett zu finden. Darum will ich ins Internet. Nach meinen Erfahrungen der letzten Nächte möchte ich ganz gern mal auf Nummer Sicher gehen; auf Google und «Hotels in Triest». Außerdem will ich Busverbindungen nach Slowenien finden. Ich habe die Route geändert. Das ziemlich konsequente Rauchverbot in Italien hat mir das Sehnsuchtsland der Deutschen schwer erträglich gemacht. In Ex-Jugoslawien, so mein Kalkül, wird das besser. Und ich bin sicher, der gute alte Jules Verne hätte das ähnlich gesehen.
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Die Fahrt von Venedig nach Triest war übrigens sehr schön, drei Stunden mit dem Zug am Meer entlang, Pinienbestand. Ich habe ein Lustschlößchen entdeckt, und, um ehrlich zu sein, der Anblick dieser barocken Immobilie hat mich fast aus dem Sitz gerissen, die Nase klebte an der Scheibe, und da war ein Geräusch, tief in meiner Seele, und das Geräusch hörte sich in etwa so an: Klick. Alles schön und gut. Aber warum gibt es in Triest kein Internet?
Abgesehen davon erinnert mich die Stadt an Wien. Allerdings an ein Wien nach der Klimakatastrophe, und man kann sagen, dieses Wien hat Glück gehabt, denn es liegt jetzt am Meer. Man kann aber auch sagen, dieses Wien hat Pech gehabt, denn es gibt keine Internetcafés mehr. Die Wahrheit ist natürlich weniger spektakulär. Triest wurde zu großen Teilen von den Österreichern gebaut, als Österreich noch eine europäische Großmacht war und kein zwergenhafter Operettenstaat. So kam ein Kaiser zu einem Seehafen und eine Uferpromenade zu k.u.k. Architektur. Prachtbauten, aber cool. Man kriegt keinen Liebeskummer von ihrem Anblick. Und man muß sie auch nicht unbedingt off-season sehen. Der internationale Massentourismus ist schlauer als ich. Im Gegensatz zu Venedig bin ich in Triest der einzige Gast zur Zeit; wahrscheinlich der einzige, meine Hand dafür ins Feuer legen will ich nicht. Aber bisher habe ich noch keinen anderen gesehen, und die Fassaden der Grandhotels sind mit Planen abgedeckt. Manche Hotels haben ihre Fenster, wie es scheint, sogar zugenagelt, nein, die Post ab geht hier im Februar nicht. Es ist ziemlich windig, und der Regen wird immer stärker, und ich habe, ich erwähnte es möglicherweise noch nicht, durchaus auch Gepäck. Sturmgepäck könnte man langsam sagen. Das Wetter entwickelt sich indiskutabel.
Ich gehe deshalb zum Ausgangspunkt meiner Internetcafé-Odyssee zurück und nehme das Bahnhofshotel, also das erste Hotel, das ich gesehen habe, als ich aus dem Zug gestiegen bin. Das hätte ich trockener haben können. Die junge Frau an der Rezeption reagiert überrascht. Wahrscheinlich hat sie seit dem letzten Herbst, der ein besonders goldener war, keinen Gast mehr gesehen. Die bange Frage, ob sie ein freies Zimmer haben, beantwortet sie mit: «Wir haben ein freies Hotel.» Ich kann mir aussuchen, was ich will. Nun, ich will ein Einzelzimmer, das wie ein Doppelzimmer wirkt, weil ich a) große Zimmer mag und b) mit kleinem Budget reise. Sie versteht das total, auch wenn es gelogen ist. Das Budget ist okay. Ich weiß nur noch nicht so genau, was in den durchgeknallten Megametropolen Südostasiens an Spesen auf mich zukommt. In Hongkong, Shanghai, Tokio. Oder, besser, ich weiß es zu genau. Und habe einen Durchschnitt errechnet. Gestern lag ich für ein mieses Zimmer weit darüber, heute zahle ich für ein gutes weit darunter. Ein gutes? Ich wollte ursprünglich nicht unbedingt und durchgehend Hotelzimmer thematisieren, aber langsam ergibt es Sinn. Ich kann diese Leute einfach nicht verstehen, die ein Hotelzimmer ausschließlich als Übernachtungsmöglichkeit sehen, reduziert auf ein sauberes Bett, auf Licht aus und schlafen gehen. Was soll das? Setzt in fremden Städten und fernen Ländern das Bedürfnis nach einem Rückzugsort aus? Nach einem Ruhepol? Nach einem Zuhause? In dem man auch tagsüber mal sitzen kann? Das richtige Hotel gehört zu den Grundpfeilern eines erfolgreichen Urlaubs, und wer einen Welturlaub macht und Tag für Tag ein neues braucht, schult sich entweder in dieser hohen Kunst des Reisens, oder er geht vor die Hunde. Seelisch, emotional, finanziell. Und ich hab's kommen sehen. Das Zimmer im Bahnhofshotel von Triest ist leider auch nicht der Hit. Groß genug, ja, es gibt sogar einen Balkon mit Blick auf die Straße und auf einen begrünten Platz. Zum Problem wird hier das Holz. Ich bin keine Mimose, ich habe nur Allergien. Etwa gegen Fichte. Und was den Ausblick vom Balkon angeht: Ich sagte es bereits, es regnet Bindfäden.
Und ich habe Hunger. Natürlich hat das Hotelrestaurant geschlossen und das Restaurant neben dem Hotel auch, und auch das Restaurant daneben. Wieder irre ich durch die Straßen und werde naß, ja, noch unangenehmer, werde schwach. Es ist erst der dritte Abend meiner Reise, und schon stehe ich draußen vor allen Türen. Wo soll das enden? (…)
© Rowohlt Verlag
Abgesehen davon erinnert mich die Stadt an Wien. Allerdings an ein Wien nach der Klimakatastrophe, und man kann sagen, dieses Wien hat Glück gehabt, denn es liegt jetzt am Meer. Man kann aber auch sagen, dieses Wien hat Pech gehabt, denn es gibt keine Internetcafés mehr. Die Wahrheit ist natürlich weniger spektakulär. Triest wurde zu großen Teilen von den Österreichern gebaut, als Österreich noch eine europäische Großmacht war und kein zwergenhafter Operettenstaat. So kam ein Kaiser zu einem Seehafen und eine Uferpromenade zu k.u.k. Architektur. Prachtbauten, aber cool. Man kriegt keinen Liebeskummer von ihrem Anblick. Und man muß sie auch nicht unbedingt off-season sehen. Der internationale Massentourismus ist schlauer als ich. Im Gegensatz zu Venedig bin ich in Triest der einzige Gast zur Zeit; wahrscheinlich der einzige, meine Hand dafür ins Feuer legen will ich nicht. Aber bisher habe ich noch keinen anderen gesehen, und die Fassaden der Grandhotels sind mit Planen abgedeckt. Manche Hotels haben ihre Fenster, wie es scheint, sogar zugenagelt, nein, die Post ab geht hier im Februar nicht. Es ist ziemlich windig, und der Regen wird immer stärker, und ich habe, ich erwähnte es möglicherweise noch nicht, durchaus auch Gepäck. Sturmgepäck könnte man langsam sagen. Das Wetter entwickelt sich indiskutabel.
Ich gehe deshalb zum Ausgangspunkt meiner Internetcafé-Odyssee zurück und nehme das Bahnhofshotel, also das erste Hotel, das ich gesehen habe, als ich aus dem Zug gestiegen bin. Das hätte ich trockener haben können. Die junge Frau an der Rezeption reagiert überrascht. Wahrscheinlich hat sie seit dem letzten Herbst, der ein besonders goldener war, keinen Gast mehr gesehen. Die bange Frage, ob sie ein freies Zimmer haben, beantwortet sie mit: «Wir haben ein freies Hotel.» Ich kann mir aussuchen, was ich will. Nun, ich will ein Einzelzimmer, das wie ein Doppelzimmer wirkt, weil ich a) große Zimmer mag und b) mit kleinem Budget reise. Sie versteht das total, auch wenn es gelogen ist. Das Budget ist okay. Ich weiß nur noch nicht so genau, was in den durchgeknallten Megametropolen Südostasiens an Spesen auf mich zukommt. In Hongkong, Shanghai, Tokio. Oder, besser, ich weiß es zu genau. Und habe einen Durchschnitt errechnet. Gestern lag ich für ein mieses Zimmer weit darüber, heute zahle ich für ein gutes weit darunter. Ein gutes? Ich wollte ursprünglich nicht unbedingt und durchgehend Hotelzimmer thematisieren, aber langsam ergibt es Sinn. Ich kann diese Leute einfach nicht verstehen, die ein Hotelzimmer ausschließlich als Übernachtungsmöglichkeit sehen, reduziert auf ein sauberes Bett, auf Licht aus und schlafen gehen. Was soll das? Setzt in fremden Städten und fernen Ländern das Bedürfnis nach einem Rückzugsort aus? Nach einem Ruhepol? Nach einem Zuhause? In dem man auch tagsüber mal sitzen kann? Das richtige Hotel gehört zu den Grundpfeilern eines erfolgreichen Urlaubs, und wer einen Welturlaub macht und Tag für Tag ein neues braucht, schult sich entweder in dieser hohen Kunst des Reisens, oder er geht vor die Hunde. Seelisch, emotional, finanziell. Und ich hab's kommen sehen. Das Zimmer im Bahnhofshotel von Triest ist leider auch nicht der Hit. Groß genug, ja, es gibt sogar einen Balkon mit Blick auf die Straße und auf einen begrünten Platz. Zum Problem wird hier das Holz. Ich bin keine Mimose, ich habe nur Allergien. Etwa gegen Fichte. Und was den Ausblick vom Balkon angeht: Ich sagte es bereits, es regnet Bindfäden.
Und ich habe Hunger. Natürlich hat das Hotelrestaurant geschlossen und das Restaurant neben dem Hotel auch, und auch das Restaurant daneben. Wieder irre ich durch die Straßen und werde naß, ja, noch unangenehmer, werde schwach. Es ist erst der dritte Abend meiner Reise, und schon stehe ich draußen vor allen Türen. Wo soll das enden? (…)
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Autoren-Porträt von Helge Timmerberg
Helge Timmerberg, geboren 1952 in Dorfitter (Hessen), entschloß sich mit Zwanzig im Himalaja dazu, Journalist zu werden. Seitdem schreibt er Reisereportagen aus allen Teilen der Welt - bisher mit Ausnahme der Fidschis und Australien. Nur Crew-Mitglieder der großen Fluglinien sind möglicherweise mehr unterwegs. Seine Wohnung nennt er Basis-Camp, und alle Ansätze des modernen Nomaden, ernsthaft seßhaft zu werden, schlugen bisher fehl. Er versuchte es in Marrakesch (drei Jahre), in Havanna (zwei Jahre) und Wien. Zur Zeit ist Berlin sein ständiger Abflugsort.Timmerberg schreibt u. a. für Tempo, Bunte, Süddeutsche Zeitung Magazin, Stern, Der Spiegel, Die Zeit, Bild, BZ, Elle, Playboy, Penthouse, Lui, Merian, Pur, Wiener, Wienerin, Allegra.
Bibliographische Angaben
- Autor: Helge Timmerberg
- 2008, 1, 288 Seiten, 5 Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 13,5 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Rowohlt, Berlin
- ISBN-10:
- ISBN-13: 2000000014302
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