Ja, ich will!
... and life is a dancefloor
Es sind Sommerferien und eigentlich müsste sich Mona von morgens bis abends bestens amüsieren. Stattdessen ist Trübsal Blasen angesagt: Ihre Mutter ist allein mit ihrem Freund im Urlaub, die beste...
... and life is a dancefloor
Es sind Sommerferien und eigentlich müsste sich Mona von morgens bis abends bestens amüsieren. Stattdessen ist Trübsal Blasen angesagt: Ihre Mutter ist allein mit ihrem Freund im Urlaub, die beste Freundin Jeka weilt auf einem Pferdehof und Bruder Justin blockiert ständig das Bad. Als die Laune auf dem Tiefpunkt angelangt ist, steht plötzlich die coole, junge Tante Alexa vor der Tür und sorgt mit ihrem chaotischen Liebesleben für Aufregung satt.
... and life is a dancefloor
Es sind Sommerferien und eigentlich müsste sich Mona von morgens bis abends bestens amüsieren. Stattdessen ist Trübsal Blasen angesagt: Ihre Mutter ist allein mit ihrem Freund im Urlaub, die beste Freundin Jeka weilt auf einem Pferdehof und Bruder Justin blockiert ständig das Bad. Als die Laune auf dem Tiefpunkt angelangt ist, steht plötzlich die coole, junge Tante Alexa vor der Tür und sorgt mit ihrem chaotischen Liebesleben für Aufregung satt.
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Ich will! Von JohannaDriest
LESEPROBE
Ich musste irgendetwasKatastrophales tun. Zwar hatte ich mir geschworen,
bis zum Ende meinerSchulzeit unschuldig zu bleiben.
Doch ich steckte schonjetzt in der totalen Krise, und es waren
noch drei Jahre bisdahin. Meine Wut war so groß, dass ich beschloss,
den Schwur zu brechen.
Zuerst einmal heulte icheinen ganzen Abend. Grundtonart:
Bin ich ewig eineGefangene? Dominante: Nur weil ich jung bin?
Subdominante: Wieso tuich mir das an? Bläsersatz: Warum nicht
poppen, bis die Heide wackelt?
Werde bloß nichtschwanger!, war der tägliche Gebetsruf meiner
Mutter. Dabei war icherst fünfzehn. Außerdem war ich noch unschuldig.
Wieso also behandeltesie mich wie eine rollige Katze?
Aber gut, mama mia, schluchzteich (im Falsett), damit sehe ich
auch deinenSchwachpunkt: meine Unschuld (im Sopran).
Mama war schuld anmeinem jämmerlichen Zustand. Sie hatte
die letzten Wochen vorden Sommerferien gewusst, dass ich nicht
zu Papa, sondernzusammen mit meinen besten Freundinnen verreisen
wollte. Sie hatte nichtausdrücklich zugestimmt, sondern es
ständig in der Schwebegelassen, so dass ich annehmen musste, es
wäre okay. Natürlichhätte ich sie zu einer Entscheidung drängen
können, aber das wäredann ein willkommener Anlass gewesen,
meinen Wunschabzuschlagen. (»Wenn du so drängelst, dann
sage ich gleich nein.«) Die Zeit lief ab. Wie sollte ich denn noch
einen Platz auf demReiterhof buchen?
Schließlich hatten wirden ersten Ferientag. Ich wartete total genervt
ab, dass sie vom Dienstnach Hause käme, und als sie endlich
da war, ließ sie michgar nicht zu Worte kommen, sondern rastete
aus, weil Küche und Badso ein Saustall seien. Und dann kam ihr
Nein: »Du räumst sofortauf! Und was die Ferien anbetrifft - ihr
fahrt zu eurem Vater,Punkt und Ende!«
Wie kann man normal ineiner Familie aufwachsen, die jeden
Spaß im Ansatz erstickt?Und sogar das große Sommerferienglück
nicht auslässt. InDeutsch hatten wir das diskutiert und die einhellige
Meinung war, Ferienseien einfach ein anderer Ausdruck für
Glück, Freiheit undSpaß.
Mein Schicksal wareinmalig, denn alle anderen aus meiner
Klasse verreisten. Jeka fuhr auf denReiterhof in der Nähe von
München, wohin ichmitwollte.
Ich hätte sogar noch dieEinladung meiner Tante Alexa nach
München angenommen, aberauch das hatte Mama verboten.
Obwohl Alexa ihreSchwester ist und kein Teenie, der immer nur
Party machen will,sondern Lehrerin für Französisch und Geschichte.
Während die anderen andie See fuhren, in die Berge oder in die
Heide, wo sie zu geilen Open-Air-Sessions wanderten, sollten wir
zu Hause hocken undWohnung putzen üben. Mamas Denkmal
aus Sauberkeit undOrdnung. Ich fühlte mich wie eine Gefangene
in unserer winzigenDreizimmerwohnung für vier Leute, ohne Garagenplatz.
Mama hatte ihren extremstenCharaktereinbruch, den ich
bislang an ihr erlebthatte. Sie killte die Ferien!
»In der Zeit bis zueurer Abreise nach Ibiza könnt ihr euch mal
dran gewöhnen, Ordnungzu halten«, waren ihre letzten Worte
beim Abschied vor zweiTagen gewesen. Dann war sie mit Manni
in den Urlaubverschwunden.
»Die Sauberkeit derWohnung und die Sauberkeit der Moral sind
ihre beiden Themen«,erklärte ich meinem Bruder, als wir dem
Taxi hinterherwinkten.
Er machte seinentypischen Justin-Sound, eine Mischung aus
Kreischen und Lachen:»Moral und Sauberkeit, na klar.«
Wir hörten auf zu winkenund gingen ins Haus.
»Jeden Tag nervt sie,dass ich nicht schwanger werden soll.«
Justin trat gegen dieWohnungstür, die aufflog. »Was hat das
mit Moral zu tun? Siewill nicht den Schlamassel.«
Okay, noch eineKränkung. Es ging ihr bestimmt nicht um
mich, sondern um dieUnordnung, die meine Schwangerschaft in
ihr Leben bringen würde.Seitdem hörte ich ihr tägliches Werdbloß-
nicht-schwanger! nicht als Gebets-,sondern als Schlachtruf.
Was die Ferien anbetraf,war Justin genau so abgetörnt wie ich.
Er hatte auch wegwollen.»Ich will, dass alles tipptopp ist, wenn
wir zurückkommen!«, blökte er tagelang ihren Bannfluch durch
die Wohnung.
Natürlich rührte erkeinen Finger. Also machte ich auch nicht
sauber. Musik dröhnteden ganzen Tag durch die Wohnung,
Hiphop, der Justin denVerstand raubte, und ich brüllte das heiße
Sommerliedvon Pink dagegen an. »God is a DJ, life is a dance
floor.Love is the rhythm. You are the music.«
So vergingen die letztenTage, und bald erlaubten Chaos und
Müll nicht mehr, dassich tanzte. Ich tanze, seit ich vier Jahre bin.
Tanzen ist für mich Ichtue, was ich will. Eine Antwort auf die Welt,
die mich nicht versteht.Überall schmutzige Wäsche, Decken,
Kissen, leerePlastikflaschen, Konservendosen, mit denen Justin
Fußball spielte,dreckige Teller, Spiele, Justins Fußbälle, Bücher
und CDs, sogar einumgekipptes Regal bedeckten den Boden und
füllten die Wohnung. Ichkonnte nur über Berge von Mamas und
Mannis Klamotten, dieaus ihrem Kleiderschrank quollen, durch
mein Zimmer. (IhrKleiderschrank steht in meinem Zimmer!
Der quallige Manni kommtrein, wechselt sein Hemd, grinst und
lässt seinen Geruchzurück. Danke schön auch, da kann ich super
weiter Schularbeitenmachen. Soviel zum Thema Moral und
Grenzen respektieren.Oder: Ich rufe »Mami!«, und es kommt
Manni und fragt, ob ermir helfen kann. Auch eine missglückte
Grenzziehung. Deswegenheißt sie bei mir Mama, seit es Manni
bei uns gibt.)
Nachdem sie nach Fuerte abgereist waren, dachten wir, wir
könnten jetzt Partymachen. Aber sie hatten uns kein Geld dagelassen.
Wir durften zwar beimSupermarkt an der Ecke anschreiben
lassen, doch nur dieSachen, die sie vorher mit dem Verkäufer
abgesprochen hatte, unddas waren: Milch, Schwarzbrot,
Äpfel, Birnen, Karotten,Quark und Flora, Tiefkühlpizza, Nudeln
und ein Magnum proWoche.
Meine Laune wurde vonTag zu Tag schlechter. Als Jeka mich
vom Reiterhof aus anriefund ich ihr erzählte, dass ich versuchte,
mich in den Schlaf zuflüchten, meinte sie, man sollte die Energie
nicht aus dem Schlaf,sondern aus dem Essen ziehen. Dann werde
man zwar fett wiePresswurst, aber wach wie ein durch den Käfig
tobender Rhesusaffe.
War schwer, ihrem Rat zufolgen, denn der Kühlschrank war
noch leerer als sonst.Und wenn was da war, fraß mein Bruder
es blitzschnell auf.Mama sagt immer, er brauche das, weil er auf
eine unglaubliche Längehochgeschossen ist. Mögen die anderen
die Bratwürstchenfresserdieser Welt verachten, ich beneide sie.
Der einzige Freund, denich jetzt in den Ferien noch aufsuchen
konnte, war leider nichtder Würstchenbudenbesitzer an der SBahn,
sondern der alte Türkevom Kiosk an der Ecke. Arkan
kannte ich aber nochnicht so gut, dass er mir etwas auf langfristigen
Kredit verkauft hätte.Ich klagte ihm mein Leid.
»Nichts lässt Gott, wiees ist«, sagte er.
»Du meinst, es wird nochschlimmer?«
»Deine Gefühle spazierenwie die alten Frauen auf dem Dorfplatz
herum. Mal schimpft dieEine, mal lacht die Andere, mal
weint die Dritte, daswird immer so bleiben. Aber Gott lässt
immer neue Gestaltenauftreten, um die Frauen in Versuchung zu
führen. Also achte aufdie Zeichen und achte auf deine Gefühle.«
Er redet nur, dachteich, aber zwei Tage später ergab sich, dass
er Recht hatte. Es warder Tag, der die große Wende brachte, der
Tag, an dem nichts soblieb, wie es war. ()
© Heyne Verlag
- Autor: Johanna Driest
- 2006, 256 Seiten, Maße: 12,1 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453401298
- ISBN-13: 9783453401297
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