Jagd im Schatten
Wenn plötzlich alles dunkel ist um dich, dann höre auf deine innere Stimme.
Nach einem schweren Autounfall liegt Faith im Koma. Die Ärzte geben ihr keine Chance. Doch wie durch ein Wunder kehrt sie ins Leben zurück....
Leider schon ausverkauft
Weltbild Ausgabe
4.99 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Jagd im Schatten “
Wenn plötzlich alles dunkel ist um dich, dann höre auf deine innere Stimme.
Nach einem schweren Autounfall liegt Faith im Koma. Die Ärzte geben ihr keine Chance. Doch wie durch ein Wunder kehrt sie ins Leben zurück. Allerdings ohne Erinnerung an ihr früheres Leben. Auch Dinah hat sie vergessen, ihre Freundin, von der sie täglich besucht wurde - bis diese spurlos verschwand. Und dann beginnen die Albträume. Sie müssen irgendetwas mit ihrer vermissten Freundin zu tun haben. Schließlich erkennt Faith, dass darin der Schlüssel zur Rettung Dinahs liegen könnte. Doch die Spur bringt sie schon bald in tödliche Gefahr.
Lese-Probe zu „Jagd im Schatten “
Jagd im Schatten von Kay Hooper Dinah Kane MacGregor blickte von der Zeitung auf, als Dinah Leighton in die Küche kam, und sann nicht zum ersten Mal darüber nach, dass er außer ihr nie eine Frau gekannt hatte, die es schaffte, den Anschein unglaublicher Betriebsamkeit zu entwickeln, ohne sich übermäßig schnell zu bewegen. Er hielt das für einen besonders liebenswerten Wesenszug.
»Ich bin viel zu spät dran«, sagte sie zur Begrüßung, ließ ihren Aktenkoffer auf den Stuhl ihm gegenüber fallen, ging um die Kochinsel herum und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Morgens machte er immer den Kaffee und bevorzugte dafür eine besonders aromatische Mischung, was Dinah gutmütig hinnahm, obwohl sie Kaffee einfach nur als wirksames Mittel betrachtete, so rasch wie möglich ihren Koffeinbedarf zu decken. »Du hast wieder den Wecker ausgemacht.« Sie klang nicht ärgerlich, nur sachlich.
»Nach deinen langen Arbeitstagen in letzter Zeit dachte ich, du könntest ein bisschen zusätzlichen Schlaf brauchen. Außerdem ist es gar nicht so spät. Erst kurz nach neun. Hast du heute Morgen einen Termin? Davon hast du gestern Abend nichts erwähnt.«
»Nein, keinen Termin.« Sie löffelte genug Zucker in den Kaffee, um ihn zusammenzucken zu lassen, und goss dann so viel Milch hinein, dass er sich fragte, warum sie sich überhaupt mit Kaffee abgab. »Ich will bloß ... Besuche sind nur zweimal täglich erlaubt, und abends bin ich immer zu spät dran.«
... mehr
Heute war Donnerstag. Das hatte er vergessen.
»Tut mir leid, Dinah. Wenn du mich daran erinnert hättest ...«
Sie schenkte ihm ein rasches, flüchtiges Lächeln. »Mach dir deswegen keine Sorgen. Mir bleibt noch genug Zeit, glaube ich.« Sie steckte zwei Brotscheiben in den Toaster und lehnte sich an die Arbeitsplatte.
Kane betrachtete sie und überlegte wie so oft in den letzten Wochen, ob er sich nur einbildete, dass Dinah ein wenig zerstreut wirkte. Er hatte gedacht, es läge an dem Unfall, war sich da jetzt aber nicht mehr so sicher. Sie neigte dazu, sich in der Arbeit zu vergraben, wobei sie manchmal alles andere vergaß. War es das? Nur eine weitere Geschichte, die ihr Interesse geweckt hatte und ihren lebhaften Geist beschäftigte?
Er wollte sie in die Arme nehmen, ließ es aber sein. Er war erfahren genug, sowohl an ihrem Verhalten als auch an ihrer Körpersprache die Warnung zu erkennen. Sie hatte ihn nicht berührt, war ihm noch nicht mal nahe gekommen. Sie stand auf der anderen Seite des Raums, mit der Kochinsel und dem Tisch zwischen ihnen, und kehrte ihm beinahe den Rücken zu.
Genauso gut hätte sie ein »Berühren verboten«-Schild tragen können. In Leuchtschrift. Das irritierte ihn.
»Gehst du auf dem Weg zur Arbeit dort vorbei?«, fragte er, um das Gespräch aufrecht zuhalten, und überlegte gleichzeitig, ob es an der Zeit war, etwas gegen diese Irritation zu unternehmen.
Dinah sah auf ihre Armbanduhr mit dem breiten Lederband und nickte abwesend. »Für ein paar Minuten.«
»Du brauchst das nicht zwei Mal in der Woche zu tun.«
»Doch«, erwiderte sie. »Ich muss.«
»Es war nicht deine Schuld, Dinah.«
»Das weiß ich.« Aber in ihrer Stimme lag keine Gewissheit. Sie schien es zu merken, denn sie räusperte sich und wechselte rasch das Thema, während sie Butter auf ihren Toast strich. »Jedenfalls fahren wir heute Morgen nicht in dieselbe Richtung. Ist vielleicht auch ganz gut so. Steve lässt mich diesem Bauinspektor wegen eines Interviews nachjagen, und der verdammte Kerl ist nie in seinem Büro, daher brauche ich meinen Jeep.«
Steve Hardy war Chefredakteur der kleinen, aber namhaften Zeitschrift, für die sie arbeitete, und neigte dazu, sie fast so sehr unter Druck zu setzen, wie sie es selbst tat.
»Noch eine Enthüllungsgeschichte?«, fragte Kane leichthin. »Bestechung und Schmiergelder bei der Stadt?«
Sie lachte. »Das wär was. Nein, da geht's nur um eine Serie über unsere städtischen Beamten. Du weißt schon - >Ein Tag im Leben von...<, und wie deine Steuergelder verwendet werden.«
»Leichtes Zeug für dich.«
Dinah zuckte die Schultern. »Denke schon.«
Kane sah zu, wie sie Traubengelee auf ihren Toast häufte und einen herzhaften Bissen nahm. Er sah ihr gern zu, egal, was sie tat. Sie war nicht schön, aber sehr attraktiv. Gleichmäßige, nicht unbedingt zarte Gesichtszüge, die gut zusammenpassten, das Beste davon die wachen blauen Augen, die manchmal mehr sahen, als man annehmen würde. Ihr goldblondes Haar war in kurzen, zerzausten Stufen geschnitten - »pflegeleicht« nannte sie das -, und ihren hochgewachsenen, wohlgeformten Körper kleideten ein schlichter Pullover und Jeans. Dinah war anzusehen, dass sie sich nicht viel aus Kleidung machte. Aber es spielte auch kaum eine Rolle, was sie trug, da es der verführerische Körper darunter war, der ins Auge fiel. Zumindest in das männliche Auge.
In sein Auge jedenfalls, vor mehr als sechs Monaten.
Sie hatten nicht lange gebraucht, um sich körperlich nahe zu kommen, aber einander kennen zulernen war zu einem langwierigen und viel komplexeren Prozess geworden. Und einem vorsichtigen. Beide waren äußerst unabhängig, hatten fordernde Berufe, ein ausgefülltes Leben und schwierige vorherige Beziehungen, die Narben hinterlassen hatten. Und keiner von ihnen hatte es eilig gehabt, unter eine oberflächliche Leidenschaft hinabzutauchen.
Das hatte genügt, für eine Weile.
Aber selbst vorsichtige Beziehungen entwickeln sich - oder gehen auseinander und scheitern. Und ihre entwickelte sich. Fast gegen ihren Willen hatten sie sich zueinander hingezogen gefühlt, um mehr als nur das Bett zu teilen, hatten behutsam Ansichten und Meinungen ausgetauscht, ihren jeweiligen Geschmack und grundlegende Werte verglichen. Was sie dabei gegenseitig entdeckten, gefiel ihnen.
Zumindest glaubte Kane das.
Sie lebten nicht richtig zusammen, aber nach fast vier Monaten des »Zu mir oder zu dir?« hatte Kane überlegt, ob er nicht den Vorschlag machen sollte, dieses allabendliche Hin- und Herfahren zu beenden.
Dann war vor etwas über einem Monat der Unfall passiert, und Dinah hatte begonnen, sich von ihm zurückzuziehen. Er hatte angenommen, es läge an Dinahs Sorge um ihre Freundin und dem lächerlichen Schuldgefühl, das sie empfand. Nun fragte er sich jedoch zum ersten Mal, ob das wirklich der Fall war.
»Bei mir wird es heute Abend vermutlich spät«, sagte Dinah, die bei ihrem zweiten Toast angelangt war.
»Noch mehr Recherchen?« Das war neuerdings oft ihre Ausrede. War es an der Zeit, einen Streit zu beginnen und die Dinge endlich anzusprechen?
»Nur etwas, das ich noch überprüfen muss. Danach bin ich wahrscheinlich näher bei meiner Wohnung als bei deiner, also ... «
»Ich könnte mich doch dort mit dir treffen«, unterbrach er sie, wollte nichts über eine weitere Nacht hören, die sie nicht zusammen verbringen würden. Davon hatte es unlängst mehrere gegeben. Zu oft. »Um acht? Neun?«
Sie zögerte nur kurz. »Acht. Bis dahin müsste ich fertig sein.«
»Ich bringe was vom Chinesen mit«, sagte er. »Oder hättest du lieber was anderes?«
»Nein. Chinesisch ist okay. Sesamhühnchen.«
»Und Frühlingsrollen. Ich hab's nicht vergessen.«
Dinah schenkte ihm ein weiteres kurzes Lächeln, war aber lm Geiste erkennbar woanders.
Kane trank seinen Kaffee und beobachtete sie. Er konnte es hinnehmen, dass ihre Arbeit ihr wichtig war, schließlich ging es ihm mit seiner genauso. Daher wäre es nicht fair von ihm, sich über ihre Zerstreutheit zu beschweren und ihre gesamte Zeit und Aufmerksamkeit für sich zu beanspruchen. Aber lag es wirklich daran?
Eine einfache Geschichte über die Beamten von Atlanta war etwas, das sie aus dem Ärmel schüttelte. Aber sie hatte mehr als einmal zwei Artikel gleichzeitig in der Mache gehabt, wobei nicht mal ihr Chefredakteur von dem zweiten wusste. Das war ihre Art, die Routinearbeit einer Zeitschriftenredakteurin mit den mutigeren und dringenderen Instinkten einer investigativen Journalistin zu verbinden.»Dinah?«
Sie schaute von ihrem Toast auf und hob fragend die Brauen.
»Was hältst du davon, wenn wir dieses Wochenende wegfahren? Vielleicht an die Küste?« Er besaß ein Strandhaus, einen friedvollen Rückzugsort, den sie beide als willkommene Abwechslung zum hektischen Tempo der Stadt betrachteten.
Ihr Zögern war kaum bemerkbar. »Ich wünschte, ich könnte. Aber ich habe am Samstag einen Termin.«
»Kannst du den nicht verschieben?«
»Nein, leider nicht.« Sie lächelte bedauernd. »Ich muss mit einer Staatsanwältin reden, die einen großen Fall vor sich hat und daher einen vollen Terminplan. Es geht nur Samstag.«
Kane glaubte, sie log ihn an. »Tja, war nur so ein Gedanke. Vielleicht nächstes Wochenende.« Er war sich des verärgerten Tons seiner Stimme bewusst.
Ihre Augen blitzten auf, doch ihre Stimme blieb ruhig.
»Beziehungen sind die Hölle, nicht wahr?«»Manchmal.«
»Ich nehme an, du fühlst dich vernachlässigt?«
»Dinah, dräng mich nicht in die Rolle des typisch selbstsüchtigen Mannes.«
»An dir ist nichts Typisches«, murmelte sie.
Er verkniff sich die Frage, ob das als Kompliment gemeint war. »Hör zu, ich weiß, dass die Arbeit von Zeit zu Zeit uns beiden alles abverlangt, und so sollte es auch sein.«»Aber?«
»Aber es gibt mehr im Leben als Arbeit.«
Um ihre Lippen spielte ein seltsam flüchtiges Lächeln. »Ich weiß.«
»Dann rede mit mir, verdammt noch mal.«
»Ich rede nicht über meine Artikel, Kane, das weißt du.«
»Ich bitte dich ja nicht, einen Vertrauensbruch zu begehen und etwas Geheimes auszuplaudern. Ich möchte nur wissen, was so wichtig sein könnte, dass du dieser Tage kaum mehr Zeit zum Essen oder Schlafen hast. Und komm mir nicht mit diesem Mist von einem Artikel über städtische Beamte. Deswegen wirst du dich kaum nachts im Bett herumwerfen.«
»Tu ich das?«, fragte sie betroffen.
»Ja. Seit dem Unfall.«
»Tja, dann liegt es daran«, sagte sie, erleichtert angesichts dieser bequemen Erklärung. »Der Unfall. Ich mache mir halt Sorgen um sie, und ...«
Deutsche Erstausgabe 2009-07-22 Weltbild Buchverlag –Originalausgabe-Copyright © by Kay Hooper. All rights reserved.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe
© 2009 Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steineren Furt, 86167 Augsburg
Übersetzung: »Susanne Aeckerle«
»Tut mir leid, Dinah. Wenn du mich daran erinnert hättest ...«
Sie schenkte ihm ein rasches, flüchtiges Lächeln. »Mach dir deswegen keine Sorgen. Mir bleibt noch genug Zeit, glaube ich.« Sie steckte zwei Brotscheiben in den Toaster und lehnte sich an die Arbeitsplatte.
Kane betrachtete sie und überlegte wie so oft in den letzten Wochen, ob er sich nur einbildete, dass Dinah ein wenig zerstreut wirkte. Er hatte gedacht, es läge an dem Unfall, war sich da jetzt aber nicht mehr so sicher. Sie neigte dazu, sich in der Arbeit zu vergraben, wobei sie manchmal alles andere vergaß. War es das? Nur eine weitere Geschichte, die ihr Interesse geweckt hatte und ihren lebhaften Geist beschäftigte?
Er wollte sie in die Arme nehmen, ließ es aber sein. Er war erfahren genug, sowohl an ihrem Verhalten als auch an ihrer Körpersprache die Warnung zu erkennen. Sie hatte ihn nicht berührt, war ihm noch nicht mal nahe gekommen. Sie stand auf der anderen Seite des Raums, mit der Kochinsel und dem Tisch zwischen ihnen, und kehrte ihm beinahe den Rücken zu.
Genauso gut hätte sie ein »Berühren verboten«-Schild tragen können. In Leuchtschrift. Das irritierte ihn.
»Gehst du auf dem Weg zur Arbeit dort vorbei?«, fragte er, um das Gespräch aufrecht zuhalten, und überlegte gleichzeitig, ob es an der Zeit war, etwas gegen diese Irritation zu unternehmen.
Dinah sah auf ihre Armbanduhr mit dem breiten Lederband und nickte abwesend. »Für ein paar Minuten.«
»Du brauchst das nicht zwei Mal in der Woche zu tun.«
»Doch«, erwiderte sie. »Ich muss.«
»Es war nicht deine Schuld, Dinah.«
»Das weiß ich.« Aber in ihrer Stimme lag keine Gewissheit. Sie schien es zu merken, denn sie räusperte sich und wechselte rasch das Thema, während sie Butter auf ihren Toast strich. »Jedenfalls fahren wir heute Morgen nicht in dieselbe Richtung. Ist vielleicht auch ganz gut so. Steve lässt mich diesem Bauinspektor wegen eines Interviews nachjagen, und der verdammte Kerl ist nie in seinem Büro, daher brauche ich meinen Jeep.«
Steve Hardy war Chefredakteur der kleinen, aber namhaften Zeitschrift, für die sie arbeitete, und neigte dazu, sie fast so sehr unter Druck zu setzen, wie sie es selbst tat.
»Noch eine Enthüllungsgeschichte?«, fragte Kane leichthin. »Bestechung und Schmiergelder bei der Stadt?«
Sie lachte. »Das wär was. Nein, da geht's nur um eine Serie über unsere städtischen Beamten. Du weißt schon - >Ein Tag im Leben von...<, und wie deine Steuergelder verwendet werden.«
»Leichtes Zeug für dich.«
Dinah zuckte die Schultern. »Denke schon.«
Kane sah zu, wie sie Traubengelee auf ihren Toast häufte und einen herzhaften Bissen nahm. Er sah ihr gern zu, egal, was sie tat. Sie war nicht schön, aber sehr attraktiv. Gleichmäßige, nicht unbedingt zarte Gesichtszüge, die gut zusammenpassten, das Beste davon die wachen blauen Augen, die manchmal mehr sahen, als man annehmen würde. Ihr goldblondes Haar war in kurzen, zerzausten Stufen geschnitten - »pflegeleicht« nannte sie das -, und ihren hochgewachsenen, wohlgeformten Körper kleideten ein schlichter Pullover und Jeans. Dinah war anzusehen, dass sie sich nicht viel aus Kleidung machte. Aber es spielte auch kaum eine Rolle, was sie trug, da es der verführerische Körper darunter war, der ins Auge fiel. Zumindest in das männliche Auge.
In sein Auge jedenfalls, vor mehr als sechs Monaten.
Sie hatten nicht lange gebraucht, um sich körperlich nahe zu kommen, aber einander kennen zulernen war zu einem langwierigen und viel komplexeren Prozess geworden. Und einem vorsichtigen. Beide waren äußerst unabhängig, hatten fordernde Berufe, ein ausgefülltes Leben und schwierige vorherige Beziehungen, die Narben hinterlassen hatten. Und keiner von ihnen hatte es eilig gehabt, unter eine oberflächliche Leidenschaft hinabzutauchen.
Das hatte genügt, für eine Weile.
Aber selbst vorsichtige Beziehungen entwickeln sich - oder gehen auseinander und scheitern. Und ihre entwickelte sich. Fast gegen ihren Willen hatten sie sich zueinander hingezogen gefühlt, um mehr als nur das Bett zu teilen, hatten behutsam Ansichten und Meinungen ausgetauscht, ihren jeweiligen Geschmack und grundlegende Werte verglichen. Was sie dabei gegenseitig entdeckten, gefiel ihnen.
Zumindest glaubte Kane das.
Sie lebten nicht richtig zusammen, aber nach fast vier Monaten des »Zu mir oder zu dir?« hatte Kane überlegt, ob er nicht den Vorschlag machen sollte, dieses allabendliche Hin- und Herfahren zu beenden.
Dann war vor etwas über einem Monat der Unfall passiert, und Dinah hatte begonnen, sich von ihm zurückzuziehen. Er hatte angenommen, es läge an Dinahs Sorge um ihre Freundin und dem lächerlichen Schuldgefühl, das sie empfand. Nun fragte er sich jedoch zum ersten Mal, ob das wirklich der Fall war.
»Bei mir wird es heute Abend vermutlich spät«, sagte Dinah, die bei ihrem zweiten Toast angelangt war.
»Noch mehr Recherchen?« Das war neuerdings oft ihre Ausrede. War es an der Zeit, einen Streit zu beginnen und die Dinge endlich anzusprechen?
»Nur etwas, das ich noch überprüfen muss. Danach bin ich wahrscheinlich näher bei meiner Wohnung als bei deiner, also ... «
»Ich könnte mich doch dort mit dir treffen«, unterbrach er sie, wollte nichts über eine weitere Nacht hören, die sie nicht zusammen verbringen würden. Davon hatte es unlängst mehrere gegeben. Zu oft. »Um acht? Neun?«
Sie zögerte nur kurz. »Acht. Bis dahin müsste ich fertig sein.«
»Ich bringe was vom Chinesen mit«, sagte er. »Oder hättest du lieber was anderes?«
»Nein. Chinesisch ist okay. Sesamhühnchen.«
»Und Frühlingsrollen. Ich hab's nicht vergessen.«
Dinah schenkte ihm ein weiteres kurzes Lächeln, war aber lm Geiste erkennbar woanders.
Kane trank seinen Kaffee und beobachtete sie. Er konnte es hinnehmen, dass ihre Arbeit ihr wichtig war, schließlich ging es ihm mit seiner genauso. Daher wäre es nicht fair von ihm, sich über ihre Zerstreutheit zu beschweren und ihre gesamte Zeit und Aufmerksamkeit für sich zu beanspruchen. Aber lag es wirklich daran?
Eine einfache Geschichte über die Beamten von Atlanta war etwas, das sie aus dem Ärmel schüttelte. Aber sie hatte mehr als einmal zwei Artikel gleichzeitig in der Mache gehabt, wobei nicht mal ihr Chefredakteur von dem zweiten wusste. Das war ihre Art, die Routinearbeit einer Zeitschriftenredakteurin mit den mutigeren und dringenderen Instinkten einer investigativen Journalistin zu verbinden.»Dinah?«
Sie schaute von ihrem Toast auf und hob fragend die Brauen.
»Was hältst du davon, wenn wir dieses Wochenende wegfahren? Vielleicht an die Küste?« Er besaß ein Strandhaus, einen friedvollen Rückzugsort, den sie beide als willkommene Abwechslung zum hektischen Tempo der Stadt betrachteten.
Ihr Zögern war kaum bemerkbar. »Ich wünschte, ich könnte. Aber ich habe am Samstag einen Termin.«
»Kannst du den nicht verschieben?«
»Nein, leider nicht.« Sie lächelte bedauernd. »Ich muss mit einer Staatsanwältin reden, die einen großen Fall vor sich hat und daher einen vollen Terminplan. Es geht nur Samstag.«
Kane glaubte, sie log ihn an. »Tja, war nur so ein Gedanke. Vielleicht nächstes Wochenende.« Er war sich des verärgerten Tons seiner Stimme bewusst.
Ihre Augen blitzten auf, doch ihre Stimme blieb ruhig.
»Beziehungen sind die Hölle, nicht wahr?«»Manchmal.«
»Ich nehme an, du fühlst dich vernachlässigt?«
»Dinah, dräng mich nicht in die Rolle des typisch selbstsüchtigen Mannes.«
»An dir ist nichts Typisches«, murmelte sie.
Er verkniff sich die Frage, ob das als Kompliment gemeint war. »Hör zu, ich weiß, dass die Arbeit von Zeit zu Zeit uns beiden alles abverlangt, und so sollte es auch sein.«»Aber?«
»Aber es gibt mehr im Leben als Arbeit.«
Um ihre Lippen spielte ein seltsam flüchtiges Lächeln. »Ich weiß.«
»Dann rede mit mir, verdammt noch mal.«
»Ich rede nicht über meine Artikel, Kane, das weißt du.«
»Ich bitte dich ja nicht, einen Vertrauensbruch zu begehen und etwas Geheimes auszuplaudern. Ich möchte nur wissen, was so wichtig sein könnte, dass du dieser Tage kaum mehr Zeit zum Essen oder Schlafen hast. Und komm mir nicht mit diesem Mist von einem Artikel über städtische Beamte. Deswegen wirst du dich kaum nachts im Bett herumwerfen.«
»Tu ich das?«, fragte sie betroffen.
»Ja. Seit dem Unfall.«
»Tja, dann liegt es daran«, sagte sie, erleichtert angesichts dieser bequemen Erklärung. »Der Unfall. Ich mache mir halt Sorgen um sie, und ...«
Deutsche Erstausgabe 2009-07-22 Weltbild Buchverlag –Originalausgabe-Copyright © by Kay Hooper. All rights reserved.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe
© 2009 Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steineren Furt, 86167 Augsburg
Übersetzung: »Susanne Aeckerle«
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Kay Hooper
- 2009, 1, 383 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868002278
- ISBN-13: 9783868002270
Kommentare zu "Jagd im Schatten"
0 Gebrauchte Artikel zu „Jagd im Schatten“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 5Schreiben Sie einen Kommentar zu "Jagd im Schatten".
Kommentar verfassen