Jesus von Nazareth.Tl.1
Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung
Der Weltbestseller als Taschenbuch zum Sonderpreis!
»Zum ersten Mal in der 2.000-jährigen Kirchengeschichte hat ein Papst seine private Sicht von Jesus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.« (Wiener Zeitung)
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»Zum ersten Mal in der 2.000-jährigen Kirchengeschichte hat ein Papst seine private Sicht von Jesus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.« (Wiener Zeitung)
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Produktinformationen zu „Jesus von Nazareth.Tl.1 “
Der Weltbestseller als Taschenbuch zum Sonderpreis!
»Zum ersten Mal in der 2.000-jährigen Kirchengeschichte hat ein Papst seine private Sicht von Jesus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.« (Wiener Zeitung)
Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung. Wer war Jesus von Nazareth? War er nur ein großer Mensch oder ist er mehr? Papst Benedikt XVI. zieht hier die Summe seines Theologenlebens und die Bilanz seiner langjährigen, intensiven Beschäftigung mit Jesus von Nazareth: seiner Bedeutung für den Glauben, die Kirche und für den Heiligen Vater selbst.
»Zum ersten Mal in der 2.000-jährigen Kirchengeschichte hat ein Papst seine private Sicht von Jesus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.« (Wiener Zeitung)
Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung. Wer war Jesus von Nazareth? War er nur ein großer Mensch oder ist er mehr? Papst Benedikt XVI. zieht hier die Summe seines Theologenlebens und die Bilanz seiner langjährigen, intensiven Beschäftigung mit Jesus von Nazareth: seiner Bedeutung für den Glauben, die Kirche und für den Heiligen Vater selbst.
Klappentext zu „Jesus von Nazareth.Tl.1 “
Kein Buch hat eine so große Resonanz in allen Medien, bei Persönlichkeiten in und außerhalb der Kirche gefunden wie der Weltbestseller des Papstes.
Lese-Probe zu „Jesus von Nazareth.Tl.1 “
Jesus von Nazareth von Joseph Ratzinger Benedikt XVI. Zu dem Jesus-Buch, dessen ersten Teil ich hiermit der Öffentlichkeit vorlege, bin ich lange innerlich unterwegs gewesen. In meiner Jugendzeit – in den 30er und 40er Jahren – hatte es eine Reihe begeisternder Jesus-Bücher gegeben: von Karl Adam, Romano Guardini, Franz Michel Willam, Giovanni Papini, Daniel-Rops – um nur einige Namen zu nennen. In all diesen Büchern war von den Evangelien her das Bild Jesu Christi gezeichnet worden, wie er als Mensch auf Erden lebte, aber – ganz Mensch – doch zugleich Gott zu den Menschen trug, mit dem er als Sohn eins war. So wurde durch den Menschen Jesus Gott und von Gott her das Bild des rechten Menschen sichtbar.
Seit den 50er Jahren änderte sich die Situation. Der Riss zwischen dem „historischen Jesu? und dem „Christus des Glauben? wurde immer tiefer, beides brach zusehends auseinander. Was aber kann der Glaube an Jesus den Christus, an Jesus den Sohn des lebendigen Gottes bedeuten, wenn eben der Mensch Jesus so ganz anders war, als ihn die Evangelisten darstellen und als ihn die Kirche von den Evangelien her verkündigt?
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Die Fortschritte der historisch-kritischen Forschung führten zu immer weiter verfeinerten Unterscheidungen zwischen Traditionsschichten, hinter denen die Gestalt Jesu, auf den sich doch der Glaube bezieht, immer undeutlicher wurde, immer mehr an Kontur verlor. Zugleich freilich wurden die Rekonstruktionen dieses Jesus, der hinter den Traditionen der Evangelisten und ihrer Quellen gesucht werden musste, immer gegensätzlicher: vom antirömischen Revolutionär, der auf den Umsturz der bestehenden Mächte hinarbeitet und freilich scheitert, bis zum sanften Moralisten, der alles billigt und dabei unbegreiflicherweise selber unter die Räder kommt. Wer mehrere dieser Rekonstruktionen nebeneinander liest, kann alsbald feststellen, dass sie weit mehr Fotografien der Autoren und ihrer Ideale sind als Freilegung einer undeutlich gewordenen Ikone. Insofern ist inzwischen zwar Misstrauen gegenüber diesen Jesus-Bildern gewachsen, aber die Figur Jesu selbst hat sich nur umso weiter von uns entfernt.
Als gemeinsames Ergebnis all dieser Versuche ist der Eindruck zurückgeblieben, dass wir jedenfalls wenig Sicheres über Jesus wissen und dass der Glaube an seine Gottheit erst nachträglich sein Bild geformt habe. Dieser Eindruck ist inzwischen weit ins allgemeine Bewusstsein der Christenheit vorgedrungen. Eine solche Situation ist dramatisch für den Glauben, weil sein eigentlicher Bezugspunkt unsicher wird: Die innere Freundschaft mit Jesus, auf die doch alles ankommt, droht ins Leere zu greifen.
Der wohl bedeutendste deutschsprachige katholische Exeget der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Rudolf Schnackenburg, hat in seinen späten Jahren offensichtlich die so entstandene Not des Glaubens sehr stark empfunden und angesichts des Ungenügens all der „historischen" Jesus-Bilder, die die Exegese inzwischen geschaffen hatte, sich ein letztes großes Werk abgerungen: Die Person Jesu Christi im Spiegel der vier Evangelien (Herder 1993). Das Buch soll ein Dienst sein für gläubige Christen, „die heute durch die wissenschaftliche Forschung ... verunsichert sind, um am Glauben an die Person Jesu Christi als des Heilbringers und Retters der Welt festzuhalten" (S. 6). Am Ende des Buches stellt Schnackenburg als Ergebnis lebenslangen Forschens fest, „dass sich eine zuverlässige Sicht auf die geschichtliche Gestalt Jesu von Nazareth durch wissenschaftliches Bemühen mit historisch-kritischen Methoden kaum oder nur unzulänglich erreichen lässt" (S. 348); dass wir durch „das Bemühen der wissenschaftlichen Exegese ... Traditionen zu sichten und auf das historisch Glaubwürdige zurückzuführen ... in eine ständige Diskussion der Traditions- und Redaktionsgeschichte hineingezogen [werden], die nie zur Ruhe kommt" (S. 349).
In seiner eigenen Darstellung der Gestalt Jesu bleibt von den Zwängen der Methode her, die er zugleich für verpflichtend und für ungenügend ansieht, eine gewisse Zwiespältigkeit bestehen: Schnackenburg zeigt uns das Christusbild der Evangelien, sieht es aber aus vielfältigen Traditionsschichten gebaut, durch die hindurch man nur von Weitem den „wirklichen" Jesus wahrnehmen kann. „Der historische Grund ist vorausgesetzt, wird aber in der Glaubenssicht der Evangelien überschritten", schreibt er (S. 353). Nun, daran zweifelt niemand, aber wie weit der „historische Grund" nun eigentlich reicht, bleibt undeutlich. Den entscheidenden Punkt hat Schnackenburg aber doch klar als auch wirklich historische Einsicht herausgestellt: die Gottbezogenheit und Gottverbundenheit Jesu (ebd.). „Ohne Verankerung in Gott bleibt die Person Jesu schemenhaft, unwirklich und unerklärlich" (S. 354).
Das ist auch der Konstruktionspunkt dieses meines Buches: Es sieht Jesus von seiner Gemeinschaft mit dem Vater her, die die eigentliche Mitte seiner Persönlichkeit ist, ohne die man nichts verstehen kann und von der her er uns auch heute gegenwärtig wird.
In der konkreten Darstellung der Gestalt Jesu habe ich freilich entschieden versucht, über Schnackenburg hinauszukommen. Das Problematische an Schnackenburgs Verhältnisbestimmung zwischen Traditionen und geschehener Geschichte erscheint für mich sehr deutlich in dem Satz: Die Evangelien „wollen den geheimnisvollen, auf Er- den erschienenen Gottessohn gleichsam mit Fleisch um- kleiden ..." (S. 354). Ich möchte dazu sagen: Sie brauchten ihn nicht mit Fleisch zu „umkleiden", er hatte wirklich Fleisch angenommen. Freilich – lässt sich dieses Fleisch finden, durch das Dickicht der Überlieferungen hindurch?
Schnackenburg sagt uns im Vorwort seines Buches, dass er sich der historisch-kritischen Methode verpflichtet weiß, für deren Anwendung in der katholischen Theologie 1943 die Enzyklika Divino afflante Spiritu die Tür aufgetan hatte (S. 5). Diese Enzyklika war in der Tat für die katholische Exegese ein wichtiger Markierungspunkt. Seitdem ist aber die Methodendiskussion innerhalb der katholischen Kirche wie außerhalb davon weitergegangen; wesentliche neue methodische Einsichten sind gewachsen – sowohl was die streng historische Arbeit als solche angeht als auch in Bezug auf das Zusammenspiel von Theologie und historischer Methode bei der Auslegung der Heiligen Schrift. Einen entscheidenden Schritt nach vorn brachte die Konzilskonstitution Dei Verbum über die „göttliche Offenbarung". Wichtige, im Ringen der Exegese gereifte Einsichten vermitteln darüber hinaus zwei Dokumente der Päpstlichen Bibelkommission: Die Interpretation der Bibel in der Kirche (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 115, Bonn 1994) und Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel (ebd., Nr. 152, Bonn 2001).
Wenigstens in ganz großen Linien möchte ich die aus diesen Dokumenten resultierenden methodischen Orientierungen andeuten, die mich bei der Arbeit an meinem Buch geleitet haben. Da gilt zunächst, dass die historische Methode – gerade vom inneren Wesen der Theologie und des Glaubens her – eine unverzichtbare Dimension der exegetischen Arbeit ist und bleibt. Denn für den biblischen Glauben ist es wesentlich, dass er sich auf wirklich historisches Geschehen bezieht. Er erzählt nicht Geschichten als Symbole für übergeschichtliche Wahrheiten, sondern er gründet auf Geschichte, die sich auf dem Boden dieser Erde zugetragen hat. Das Factum historicum ist für ihn nicht eine auswechselbare symbolische Chiffre, sondern konstitutiver Grund: Et incarnatus est – mit diesem Wort bekennen wir uns zu dem tatsächlichen Hereintreten Gottes in die reale Geschichte.
Wenn wir diese Geschichte wegschieben, wird der christliche Glaube als solcher aufgehoben und in eine andere Religionsform umgeschmolzen. Wenn also Geschichte, Faktizität in diesem Sinn, wesentlich zum christlichen Glauben gehört, dann muss er sich der historischen Methode aussetzen – der Glaube selbst verlangt das. Die erwähnte Konzilskonstitution über die göttliche Offenbarung sagt das in Nummer 12 ganz deutlich und benennt dabei auch einzelne konkrete methodische Elemente, die bei der Auslegung der Schrift zu beachten sind. Weit ausführlicher ist das Dokument der Bibelkommission über die Interpretation der Heiligen Schrift in dem Kapitel Methoden und Zugänge für die Interpretation.
Die historisch-kritische Methode – wiederholen wir es – bleibt von der Struktur des christlichen Glaubens her
unverzichtbar. Aber zweierlei müssen wir hinzufügen: Sie ist eine der grundlegenden Dimensionen der Auslegung, aber sie schöpft den Auftrag der Auslegung für den nicht aus, der in den biblischen Schriften die eine Heilige Schrift sieht und sie als von Gott inspiriert glaubt. Darauf müssen wir gleich ausführlicher zurückkommen.
Zunächst ist – als Zweites – wichtig, dass die Grenzen der historisch-kritischen Methode selbst erkannt werden. Ihre erste Grenze besteht für den, der in der Bibel sich heute angeredet sieht, darin, dass sie ihrem Wesen nach das Wort in der Vergangenheit belassen muss. Als historische Methode sucht sie den damaligen Geschehenszusammenhang auf, in dem die Texte entstanden sind. Sie versucht, die Vergangenheit möglichst genau – so wie sie in sich selber war – zu erkennen und zu verstehen, um so auch zu ermitteln, was der Autor zu jenem Zeitpunkt, im Kontext seines Denkens und Geschehens, hatte sagen können und wollen. Soweit die historische Methode sich treu bleibt, muss sie das Wort nicht nur als vergangenes aufsuchen, sondern auch im Vergangenen stehenlassen. Sie kann darin Berührungen mit der Gegenwart, Aktualität ahnen, Anwendungen auf die Gegenwart versuchen, aber „heutig" machen kann sie es nicht – da überschritte sie ihr Maß. Gerade die Genauigkeit in der Auslegung des Gewesenen ist ihre Stärke wie ihre Grenze.
Damit hängt ein Weiteres zusammen. Als historische Methode setzt sie die Gleichmäßigkeit des Geschehenszusammenhangs der Geschichte voraus, und deshalb muss sie die ihr vorliegenden Worte als Menschenworte behandeln. Sie kann bei sorgfältigem Bedenken wohl den „Mehrwert" erahnen, der in dem Wort steckt, eine höhere Dimension sozusagen durch das Menschenwort irgendwie hindurchhören und so die Selbsttranszendierung der Methode eröffnen, aber ihr eigentlicher Gegenstand ist das Menschenwort als menschliches.
Schließlich sieht sie die einzelnen Bücher der Schrift in ihrem historischen Zeitpunkt und teilt sie dann auch noch weiter nach ihren Quellen auf, aber die Einheit all dieser Schriften als „Bibel" ist für sie kein unmittelbar historisches Datum. Natürlich kann sie die Entwicklungsgänge sehen, das Wachsen der Überlieferungen, und insofern wieder über die Einzelbücher hinaus das Zugehen auf die eine „Schrift" wahrnehmen, aber zunächst wird sie notwendigerweise auf den Ursprung der einzelnen Texte zurückgehen und sie insofern zuerst in ihre Vergangenheit versetzen, um freilich dann dieses Zurückgehen durch ein Vorwärtsgehen der sich bildenden Texteinheiten zu ergänzen.
Es ist als Grenze allen Bemühens um das Erkennen von Vergangenheit festzuhalten, dass dabei der Raum der Hypothese nicht überschritten werden kann, weil wir nun einmal die Vergangenheit nicht in die Gegenwart hereinholen können. Sicher, es gibt Hypothesen von hohem Gewissheitsgrad, aber insgesamt sollten wir uns der Grenze unserer Gewissheiten bewusst bleiben – die Geschichte gerade auch der modernen Exegese macht diese Grenze augenscheinlich.
© Herder Verlag
Als gemeinsames Ergebnis all dieser Versuche ist der Eindruck zurückgeblieben, dass wir jedenfalls wenig Sicheres über Jesus wissen und dass der Glaube an seine Gottheit erst nachträglich sein Bild geformt habe. Dieser Eindruck ist inzwischen weit ins allgemeine Bewusstsein der Christenheit vorgedrungen. Eine solche Situation ist dramatisch für den Glauben, weil sein eigentlicher Bezugspunkt unsicher wird: Die innere Freundschaft mit Jesus, auf die doch alles ankommt, droht ins Leere zu greifen.
Der wohl bedeutendste deutschsprachige katholische Exeget der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Rudolf Schnackenburg, hat in seinen späten Jahren offensichtlich die so entstandene Not des Glaubens sehr stark empfunden und angesichts des Ungenügens all der „historischen" Jesus-Bilder, die die Exegese inzwischen geschaffen hatte, sich ein letztes großes Werk abgerungen: Die Person Jesu Christi im Spiegel der vier Evangelien (Herder 1993). Das Buch soll ein Dienst sein für gläubige Christen, „die heute durch die wissenschaftliche Forschung ... verunsichert sind, um am Glauben an die Person Jesu Christi als des Heilbringers und Retters der Welt festzuhalten" (S. 6). Am Ende des Buches stellt Schnackenburg als Ergebnis lebenslangen Forschens fest, „dass sich eine zuverlässige Sicht auf die geschichtliche Gestalt Jesu von Nazareth durch wissenschaftliches Bemühen mit historisch-kritischen Methoden kaum oder nur unzulänglich erreichen lässt" (S. 348); dass wir durch „das Bemühen der wissenschaftlichen Exegese ... Traditionen zu sichten und auf das historisch Glaubwürdige zurückzuführen ... in eine ständige Diskussion der Traditions- und Redaktionsgeschichte hineingezogen [werden], die nie zur Ruhe kommt" (S. 349).
In seiner eigenen Darstellung der Gestalt Jesu bleibt von den Zwängen der Methode her, die er zugleich für verpflichtend und für ungenügend ansieht, eine gewisse Zwiespältigkeit bestehen: Schnackenburg zeigt uns das Christusbild der Evangelien, sieht es aber aus vielfältigen Traditionsschichten gebaut, durch die hindurch man nur von Weitem den „wirklichen" Jesus wahrnehmen kann. „Der historische Grund ist vorausgesetzt, wird aber in der Glaubenssicht der Evangelien überschritten", schreibt er (S. 353). Nun, daran zweifelt niemand, aber wie weit der „historische Grund" nun eigentlich reicht, bleibt undeutlich. Den entscheidenden Punkt hat Schnackenburg aber doch klar als auch wirklich historische Einsicht herausgestellt: die Gottbezogenheit und Gottverbundenheit Jesu (ebd.). „Ohne Verankerung in Gott bleibt die Person Jesu schemenhaft, unwirklich und unerklärlich" (S. 354).
Das ist auch der Konstruktionspunkt dieses meines Buches: Es sieht Jesus von seiner Gemeinschaft mit dem Vater her, die die eigentliche Mitte seiner Persönlichkeit ist, ohne die man nichts verstehen kann und von der her er uns auch heute gegenwärtig wird.
In der konkreten Darstellung der Gestalt Jesu habe ich freilich entschieden versucht, über Schnackenburg hinauszukommen. Das Problematische an Schnackenburgs Verhältnisbestimmung zwischen Traditionen und geschehener Geschichte erscheint für mich sehr deutlich in dem Satz: Die Evangelien „wollen den geheimnisvollen, auf Er- den erschienenen Gottessohn gleichsam mit Fleisch um- kleiden ..." (S. 354). Ich möchte dazu sagen: Sie brauchten ihn nicht mit Fleisch zu „umkleiden", er hatte wirklich Fleisch angenommen. Freilich – lässt sich dieses Fleisch finden, durch das Dickicht der Überlieferungen hindurch?
Schnackenburg sagt uns im Vorwort seines Buches, dass er sich der historisch-kritischen Methode verpflichtet weiß, für deren Anwendung in der katholischen Theologie 1943 die Enzyklika Divino afflante Spiritu die Tür aufgetan hatte (S. 5). Diese Enzyklika war in der Tat für die katholische Exegese ein wichtiger Markierungspunkt. Seitdem ist aber die Methodendiskussion innerhalb der katholischen Kirche wie außerhalb davon weitergegangen; wesentliche neue methodische Einsichten sind gewachsen – sowohl was die streng historische Arbeit als solche angeht als auch in Bezug auf das Zusammenspiel von Theologie und historischer Methode bei der Auslegung der Heiligen Schrift. Einen entscheidenden Schritt nach vorn brachte die Konzilskonstitution Dei Verbum über die „göttliche Offenbarung". Wichtige, im Ringen der Exegese gereifte Einsichten vermitteln darüber hinaus zwei Dokumente der Päpstlichen Bibelkommission: Die Interpretation der Bibel in der Kirche (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 115, Bonn 1994) und Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel (ebd., Nr. 152, Bonn 2001).
Wenigstens in ganz großen Linien möchte ich die aus diesen Dokumenten resultierenden methodischen Orientierungen andeuten, die mich bei der Arbeit an meinem Buch geleitet haben. Da gilt zunächst, dass die historische Methode – gerade vom inneren Wesen der Theologie und des Glaubens her – eine unverzichtbare Dimension der exegetischen Arbeit ist und bleibt. Denn für den biblischen Glauben ist es wesentlich, dass er sich auf wirklich historisches Geschehen bezieht. Er erzählt nicht Geschichten als Symbole für übergeschichtliche Wahrheiten, sondern er gründet auf Geschichte, die sich auf dem Boden dieser Erde zugetragen hat. Das Factum historicum ist für ihn nicht eine auswechselbare symbolische Chiffre, sondern konstitutiver Grund: Et incarnatus est – mit diesem Wort bekennen wir uns zu dem tatsächlichen Hereintreten Gottes in die reale Geschichte.
Wenn wir diese Geschichte wegschieben, wird der christliche Glaube als solcher aufgehoben und in eine andere Religionsform umgeschmolzen. Wenn also Geschichte, Faktizität in diesem Sinn, wesentlich zum christlichen Glauben gehört, dann muss er sich der historischen Methode aussetzen – der Glaube selbst verlangt das. Die erwähnte Konzilskonstitution über die göttliche Offenbarung sagt das in Nummer 12 ganz deutlich und benennt dabei auch einzelne konkrete methodische Elemente, die bei der Auslegung der Schrift zu beachten sind. Weit ausführlicher ist das Dokument der Bibelkommission über die Interpretation der Heiligen Schrift in dem Kapitel Methoden und Zugänge für die Interpretation.
Die historisch-kritische Methode – wiederholen wir es – bleibt von der Struktur des christlichen Glaubens her
unverzichtbar. Aber zweierlei müssen wir hinzufügen: Sie ist eine der grundlegenden Dimensionen der Auslegung, aber sie schöpft den Auftrag der Auslegung für den nicht aus, der in den biblischen Schriften die eine Heilige Schrift sieht und sie als von Gott inspiriert glaubt. Darauf müssen wir gleich ausführlicher zurückkommen.
Zunächst ist – als Zweites – wichtig, dass die Grenzen der historisch-kritischen Methode selbst erkannt werden. Ihre erste Grenze besteht für den, der in der Bibel sich heute angeredet sieht, darin, dass sie ihrem Wesen nach das Wort in der Vergangenheit belassen muss. Als historische Methode sucht sie den damaligen Geschehenszusammenhang auf, in dem die Texte entstanden sind. Sie versucht, die Vergangenheit möglichst genau – so wie sie in sich selber war – zu erkennen und zu verstehen, um so auch zu ermitteln, was der Autor zu jenem Zeitpunkt, im Kontext seines Denkens und Geschehens, hatte sagen können und wollen. Soweit die historische Methode sich treu bleibt, muss sie das Wort nicht nur als vergangenes aufsuchen, sondern auch im Vergangenen stehenlassen. Sie kann darin Berührungen mit der Gegenwart, Aktualität ahnen, Anwendungen auf die Gegenwart versuchen, aber „heutig" machen kann sie es nicht – da überschritte sie ihr Maß. Gerade die Genauigkeit in der Auslegung des Gewesenen ist ihre Stärke wie ihre Grenze.
Damit hängt ein Weiteres zusammen. Als historische Methode setzt sie die Gleichmäßigkeit des Geschehenszusammenhangs der Geschichte voraus, und deshalb muss sie die ihr vorliegenden Worte als Menschenworte behandeln. Sie kann bei sorgfältigem Bedenken wohl den „Mehrwert" erahnen, der in dem Wort steckt, eine höhere Dimension sozusagen durch das Menschenwort irgendwie hindurchhören und so die Selbsttranszendierung der Methode eröffnen, aber ihr eigentlicher Gegenstand ist das Menschenwort als menschliches.
Schließlich sieht sie die einzelnen Bücher der Schrift in ihrem historischen Zeitpunkt und teilt sie dann auch noch weiter nach ihren Quellen auf, aber die Einheit all dieser Schriften als „Bibel" ist für sie kein unmittelbar historisches Datum. Natürlich kann sie die Entwicklungsgänge sehen, das Wachsen der Überlieferungen, und insofern wieder über die Einzelbücher hinaus das Zugehen auf die eine „Schrift" wahrnehmen, aber zunächst wird sie notwendigerweise auf den Ursprung der einzelnen Texte zurückgehen und sie insofern zuerst in ihre Vergangenheit versetzen, um freilich dann dieses Zurückgehen durch ein Vorwärtsgehen der sich bildenden Texteinheiten zu ergänzen.
Es ist als Grenze allen Bemühens um das Erkennen von Vergangenheit festzuhalten, dass dabei der Raum der Hypothese nicht überschritten werden kann, weil wir nun einmal die Vergangenheit nicht in die Gegenwart hereinholen können. Sicher, es gibt Hypothesen von hohem Gewissheitsgrad, aber insgesamt sollten wir uns der Grenze unserer Gewissheiten bewusst bleiben – die Geschichte gerade auch der modernen Exegese macht diese Grenze augenscheinlich.
© Herder Verlag
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Autoren-Porträt von Benedikt XVI.
Ratzinger, Prof. JosephJoseph Ratzinger, geb. am 16.4.1927 in Marktl am Inn; Studium der katholischen Theologie und Philosophie an der Philosophisch-theologischen Hochschule Freising und an der Universität in München; Priesterweihe 1951, 1953 Promotion zum Dr. theol., 1957 Habilitation, theologische Professuren in Freising, Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg, Konzilsberater des Erzbischofs von Köln, Josef Kardinal Frings, Peritus, 1977-1982 Erzbischof von München und Freising, 1977-2005 Kardinal, 1981-2005 Präfekt der Glaubenskongregation, Präsident der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologenkommission, 2002-2005 Dekan des Kardinalskollegiums, 2005-2013 Papst Benedikt XVI., Autor des Weltbestsellers "Jesus von Nazareth".
Bibliographische Angaben
- Autor: Benedikt XVI.
- 2008, 448 Seiten, Maße: 13,4 x 20,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Herder, Freiburg
- ISBN-10: 3451060337
- ISBN-13: 9783451060335
- Erscheinungsdatum: 03.11.2008
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