Judassohn
Ein Vampirthriller
Theresia Sarkowitz, genannt Sia, glaubt, die letzte ihrer Art zu sein: untot, uralt, aber ewig jung. Ein "Kind des Judas". Sie will ihre Nachkommen vor diesem Schicksal beschützen. Doch dann wird Sia von einer Gestalt aufgesucht, die voller...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Judassohn “
Theresia Sarkowitz, genannt Sia, glaubt, die letzte ihrer Art zu sein: untot, uralt, aber ewig jung. Ein "Kind des Judas". Sie will ihre Nachkommen vor diesem Schicksal beschützen. Doch dann wird Sia von einer Gestalt aufgesucht, die voller Rachedurst ist. Und deren Kräfte sie töten könnten.
Klappentext zu „Judassohn “
Theresia Sarkowitz, genannt Sia, ein "Kind des Judas", uralt und ewig jung. Sorgfältig getarnt wacht sie über ihre Nachkommen, eine unschuldige junge Frau und ihr Kind, damit diese nicht dasselbe Schicksal erleiden wie sie einst als Untote wiederauferstehen zu müssen. Doch dann taucht eine Gestalt auf, die seit Jahrhunderten nach Sia sucht. Eine Gestalt, deren Kräfte ausreichen, sie zu töten. Und die voll Rachedurst ist ...Der neue phantastische Thriller von Markus Heitz die lang erwartete Fortsetzung der "Kinder des Judas"
Theresia Sarkowitz, genannt Sia, ein "Kind des Judas", uralt und ewig jung. Sorgfältig getarnt wacht sie über ihre Nachkommen, eine unschuldige junge Frau und ihr Kind, damit diese nicht dasselbe Schicksal erleiden wie sie - einst als Untote wiederauferstehen zu müssen. Doch dann taucht eine Gestalt auf, die seit Jahrhunderten nach Sia sucht. Eine Gestalt, deren Kräfte ausreichen, sie zu töten. Und die voll Rachedurst ist ... Der neue phantastische Thriller von Markus Heitz - die lang erwartete Fortsetzung der "Kinder des Judas"
Lese-Probe zu „Judassohn “
Judassohn von Markus Heitz DRAMATIS PERSONAE GEGENWART BESONDERE VAMPIRSORTEN Abgesehen von den einfachen Vampiren existieren besondere Spezies, die sich durch ungewöhnliche Eigenschaften, Stärken und Schwächen auszeichnen. Die Kinder des Judas haben immer rote Haare und töten ihre Opfer mit einem einzigen Biss. Sie können kein sichtbares fließendes Wasser überqueren. Spitze, scharfe Gegenstände über den Eingängen oder den Fenstern eines Hauses hindern sie amEintreten.
Dafür sind sie schneller, stärker, reflexhafter und beweglicher als normale Menschen. Der Unterkiefer lässt sich aushängen wie bei einer Schlange, und die Reißzähne werden etwa so lang und dick wie der kleine Finger. Im Allgemeinen kümmern sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten und lassen Menschen weitestgehend in Ruhe – es sei denn, sie brauchen Forschungsobjekte, oder die Gier nach Blut wird zu stark. Üblicherweise töten sie alle anderen Vampire — den Abschaum –, die ihnen unter die Augen kommen. Die Viesczy sind die Kinder einer Hexe und eines Werwolfs mit einem Teufel oder Dämon. Sie vermögen sich in eine Schlange oder einen Luchs zu verwandeln, zu fliegen, sich unsichtbar zu machen und persönliche Krankheiten zu erschaffen, die an einen Menschen gebunden sind. Allerdings reagieren sie auf christliche Symbole, sind aber damit nicht zu töten und können durch Zauberer und Dhampire (Kinder von Vampiren) gefangen werden. Sie sind recht aggressiv und bevorzugen Männer als Opfer, mit denen sie sich auch gerne vergnügen. Die Tenjac entstehen durch die Gabe eines verfluchten Blutstropfens nachts auf das Grab des Opfers oder durch Nekrophilie:
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Die Person, die sich vergangen hat, wird zum Vampir. Sie bringen Alp- und Lustträume. Innerhalb dieser Träume können sie den Opfern Befehle erteilen, die sie nach dem Erwachen unbewusst ausführen. Sie erscheinen auch in der Gestalt von Faltern und Spinnen und sind in ihrer menschlichen Form nur für das Opfer sichtbar. Oder wenn sie es wollen. Sie hassen Kirchenglocken, reagieren auf stark riechende Gewürze und den Geruch grüner zerriebener Nussschalen. Und sie sind nicht sehr stark. Die Nex hauchen ihren faulen Atem in den Mund des Menschen und bringen den Pesttod. Sie haben zerfetzte Lippen, bedingt durch die langen, nadelspitzen Zähne in ihrem Mund. Verwandeln können sie sich in dunkle Schmetterlinge, hässliche Hunde oder Katzen. Ihr Atem bringt neben der Pest auch andere verheerende Flächenkrankheiten. Allerdings können sie von Wölfen und schwarzen Hunden vernichtet werden. Ein Nex mag es, eigenes Gebiet zu besitzen und Menschen zu erpressen. Kommen die Menschen den Wünschen nicht nach, bringt der Nex eine Krankheit über sie. Die Murony sind hexende Vampire, die in Zirkeln zusammengeschlossen leben. Die Frauen haben trockene Haut und eine sehr
lebendige Färbung, die Männer haben Glatzen und stechende Augen. Sie können den Regen kontrollieren, Schönheit von den Hübschen rauben und sie in Amuletten verkaufen sowie die Lebenskraft
stehlen und sie auf andere Lebewesen übertragen. Allerdings kann ein Murony von einer Hexe vergiftet werden. Sie sind zurückhaltend, doch geschäftstüchtig und machen mit ihren Fertigkeiten viel Geld.
Ein Umbra ist der Schatten eines toten Mannes, der zu Lebzeiten viel Böses getan hat und vom Teufel seine Fertigkeiten als Belohnung erhielt. Die Umbra haben eine enorme Stärke, vermögen Feuer zu
speien und sich in Werwölfe zu verwandeln. Man erkennt von ihnen nicht mehr als einen schwarzen Umriss. Sie können sich nicht durch Biss vermehren, sondern werden vom Bösen ausgesucht.
Außerdem leben sie nicht sehr lange. Sie sind extrem aggressiv, ziehen durch die Gegend und wüten blindlings. Nachzehrer sind eine besondere Variante und keine echten Vampire im klassischen Sinn. Sie liegen im Grab und fressen sich selbst das Fleisch von den Knochen. Solange sie dies tun, müssen
zuerst die Verwandten, dann die Freunde, dann der Rest des Dorfs sterben. Auf die Jagd nach Blut müssen sie nicht gehen. LAMENTO I
Ich habe mir alles genommen, mich selbst darum gebracht. Kein Raubtier vermag solche Wunden zu schlagen und so zu verstümmeln wie ich. Mein Glück ist unwiederbringlich verloren. Zerfetzt. Das Schöne, Gute und Klare in meinem Unleben existiert nicht mehr. Doch bin ich schuldlos an dem, was ich tat.
Denn mein Handeln unterlag nicht meiner Kontrolle. Mein Wesen veränderte sich zweifach, mit jedem meiner Tode. Aber ich kenne die Frau, die Verantwortliche, die wahre Täterin, die mich zum Opfer dieser Mächte werden ließ, anstatt mich davor zu bewahren. Jetzt habe ich sie gefunden. Endlich gefunden!
Und ich werde ihr rauben, was ihr am Herzen liegt, damit sie mein Leid nachempfindet! Bevor ich auch sie auslösche … PRAETERITUM 8. 1. 2008, Deutschland,Sachsen, Leipzig, 1.45
Ein ostdeutscher Winter konnte kalt sein. Sehr kalt. Der Himmel zeigte sich sternenklar, ein eisiger Wind schoss durch die Straßen und wirbelte den frisch gefallenen Schnee umher. Bis vor ein paar Tagen hätte kein Leipziger wirklich daran geglaubt, dass die Temperaturen derart fallen würden. Von wegen Klimaerwärmung. Da wünscht man sie sich ja sogar. Sia schob den Handschuh einen Fingerbreit nach unten und blickte auf die Armbanduhr. »Noch fünfzehn Minuten«, sagte sie zu Jochen, ihrem Kollegen.
Sie standen an der Treppe, die hinunter in den Innenhof der Moritzbastei führte, und passten gemeinsam auf, dass nur halbwegs nüchterne und friedlich wirkende Besucher in das unterirdische Backsteingemäuer gelangten. Die alten Gewölbe waren als Einziges von der Festung übrig geblieben. Die Gastronomie hatte Einzug gehalten und die verwinkelten Räume mit ihren urigen Verbindungsgängen zu einem äußerst beliebten Platz gemacht. Alle möglichen Veranstaltungen fanden darin statt. Dass die Anlage einst der Verteidigung hatte dienen sollen, war in Vergessenheit geraten. Niemand, der sich auf den Tanzfl ächen dem Takt der Musik hingab oder biertrinkend in einer Nische saß, dachte an Belagerungen, an Kriegund Tod.
So ändern sich die Zeiten. Sia hatte sowohl den Zeiten als auch den Menschen beim Ändern zugeschaut. Der heftige Wind rüttelte an den Verkehrsschildern, die einige Meter entfernt standen. Plastikplanen an den Gerüsten der nahen Baustelle flatterten laut, krachend fi el eine Signalbarke um. Muss es so kalt sein? Der Heizpilz, unter dem sie standen, spendete zischelnd und fauchend ein Quentchen Wärme. Sia
schaute nach oben. Das Metall um die unzähligen Gasflämmchen glühte. Man könnte meinen, dass sie aufgeben wollen. »Du kannst gehen«, bot Jochen ihr an. »Da kommt heute niemand mehr, der Stress macht.« Er nickte wie zum Beweis die leer gefegte Straße hinab, in der nur zwei einsame Taxen auf Gäste lauerten. Sia fröstelte bei der Vorstellung, mit dem Motorrad nach Hause fahren zu müssen. Am besten so langsam wie möglich. Die hohe Geschwindigkeit, die ihre ungedrosselte Hayabusa erreichen
konnte, brachte gegen Kälte rein gar nichts. Schleichen ist angesagt. »Ich bleibe, Jochen. Man weiß nie.« Sie steckte dieHände in die Taschen ihres schwarzen Ledermantels. »Vielleichtwird es noch wärmer.«
»Du und dein Motorrad. Nimm bei dem Wetter doch die Tram.« Jochen steckte sich eine Zigarette an und warf ihr einen schnellen Blick zu. »Ja, ich weiß. Rauchen kann tödlich sein«, sagte er paffend. »Rauchen ist tödlich«, gab sie zurück und pflückte ihm die Kippe von den Lippen. »Wenn du schon Nikotin brauchst, dann besorg dir ein paar Pflaster. Oder kau einen Kaugummi.« »Ist nicht das Gleiche«, grummelte er und verfolgte leidend, wie sie die Zigarette unter dem Absatz ihrer Boots zertrat. Zischend starb der letzte Rest Glut im pudrigen Schnee.
»Wegen des Mundgeruchs?«, meinte sie spöttisch. »Sehr witzig, Frau Sarkowitz.« Er grinste ertappt. »Hast ja recht.« »Ich weiß, dass du dir eine anstecken wirst, sobald ich gegangen bin. Deswegen wolltest du mich doch loswerden, oder?« Sie lachte auf. »Solange wir beide Dienst schieben, lass ich dich nicht
rauchen.« Sie rempelte ihn in die Seite. »Außerdem bist du so herrlich aggressiv, wenn du kein Nikotin bekommst. Genau richtig für hier.« Sia rückte die dunkle Militaryschirmmütze aus Wolle auf dem roten Schopf zurecht; die Sonnenbrille im Schweißer-Look hatte sie mit dem Bügel an den Kragen des Pullis geklemmt. Ein letztes Fauchen, und der Heizpilz erlosch. Das heiße Metall tickte leise, kühlte ab.
»Super scheiße«, kommentierte Jochen. »Ich hol eine neue Gasflasche.« Er eilte die Stufen hinab. Der Wind verlor seine Wucht, als sähe er sich als Sieger im Kampf gegen den Heizpilz. Die Schlacht war geschlagen. Wenigstens etwas. Sias Blick wanderte zum Gebäude des MDR, das sich gleich neben der Bastei in den Himmel reckte. Kleine Lämpchen blinkten hoch oben und schienen mit den Sternen
wetteifern zu wollen. Gestirne. Ihre Gedanken schweiften ab. Früher hatte sie wie viele andere Menschen geglaubt, dass die Seele nach dem Tod hinauf in den Himmel und zu den Engeln fliegen würde. Gerade heute hatte sie das Gleiche wieder einem kleinen Jungen erzählt. Kalle, elf Jahre und ein aufgewecktes Kerlchen. Voller Ideen, was er später mal alles erfinden und machen wollte, und voller Krebszellen. Leukämie. Dem Himmel und den Engeln waren Kalle und seine Ideen von der Zukunft gleichgültig. Das war die bisher härteste Lektion in ihrem Leben gewesen: Nicht alles, was geschah, konnte sie beeinflussen, weder allein noch mit der Hilfe anderer. Noch mit den außergewöhnlichen Kräften, die ihr gegeben waren. Sie wusste, dass Kalles Leben sich dem Ende zuneigte, auch wenn die Prognosen gut waren. In drei Tagen stand seine Entlassung an, und sie hatte es noch immer nicht übers Herz gebracht,
dem behandelnden Arzt einen Hinweis zu geben. Es machte in diesem Fall auch keinen Sinn, wenn er mit Kalle und dessen Angehörigen über den kommenden Tod sprechen würde. Sie würden es nicht verstehen angesichts der guten Laborwerte. Und der Arzt würde es nicht rational erklären können, obwohl er genau wusste, dass der Junge verloren war. Sia galt als ultimative Todesbotin. Hatte sie das Ableben einer Person laut ausgesprochen, dann war es so. Das medizinische Personal hatte es akzeptiert und ihre Kunst nicht weiter hinterfragt. Denn Sia fühlte den Tod. Es war keine berauschende, glücklich machende Gabe. Bei aller Faszination schmerzte sie ihr Wissen gelegentlich, gerade bei Kindern. Dabei verschuldete sie weder deren Ableben, noch vermochte sie es aufzuhalten. Für ein Wesen, das mit Unsterblichkeit geschlagen und zugleich gesegnet war, bedeutete der Tod etwas Besonderes.
Gewöhnen werde ich mich dennoch nie daran. Sie blies warme Luft gegen ihre Handschuhe, um die kriechende Kälte aufzuhalten. Zudem hatte sie den Tod in den letzten Jahrhunderten allzu oft selbst gebracht: mit Zähnen und Händen, mit ihren Dolchen, mit anderen Waffen. Den Unschuldigen ebenso wie den Schuldigen. Das Leben nach ihrem eigenen Ableben war einst rasant, dramatisch, opulent und tragisch verlaufen, bis es für viele Dekaden in ruhigere Fahrwasser geraten war. Dann war Marek vor einigen Wochen aufgetaucht. Marek, ihr Halbbruder und ärgster Feind, war aus seinem zerfallenden Reich im Osten gekrochen. Die Vergangenheit hatte sie eingeholt. Die Kinder des Judas hatten sie eingeholt. Es hatte deswegen Tote in der Stadt gegeben, die Polizei hatte sich für sie interessiert. Ihr Leben war plötzlich schrecklich kompliziert geworden. Mit genauso schrecklich komplizierten
Lügen und Bestechung hatte sie die Aufmerksamkeit der Beamten von sich ablenken können. Korruption gab es selbst im ordnungsliebenden Deutschland. Sie wollte keinen Haftbefehl mit ihrem Gesicht darauf sehen. Sia schauderte. Vorbei. Alles ist geregelt und erledigt. Dennoch beabsichtigte sie, ihr übliches Leben als Sitzwache im Krankenhaus bei den Todkranken und mit Türsteherjobs aufzugeben, so wie sie es sich geschworen hatte. Bald. Die notwendigen Vorbereitungen liefen schon. Die gelegentlichen illegalen Cage-Fights hatte Sia bereits sein lassen müssen, auch wenn das Geld gefl ossen war. Dort hatte sie Dampf abgelassen, sich ihren Schuss Adrenalin geholt. Eine wichtige Einkunftsquelle weniger.
Wenn die Euros knapp werden, muss ich doch noch eine Bank überfallen. Sie grinste. Verlockend. Wer sollte mich aufhalten? Die Uhren am Rathaus und an den Kirchen schlugen viermal,gleich darauf dreimal.
Zeit zu gehen. Sie brauchte noch ein paar Geschenke für ihre besonderen Freunde, ein Mädchen und deren junge Mutter. Wobei »Freunde« der falsche Ausdruck war. Es gab ein verwandtschaftliches
Verhältnis zwischen ihnen, von dem nur Sia etwas wusste. Seit Jahren beobachtete sie die beiden und wachte über sie. Copyright © 2010 by Knaur Verlag
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Ein Projekt der AVA International GmbHAutoren- und Verlagsagenturwww.ava-international.de
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.Redaktion: Angela Kuepper
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: N. Reitze de la MazaSatz: Daniela Schulz, Stockdorf
Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, UlmPrinted in GermanyISBN 978-3-426-65225-12 4 5 3 1
lebendige Färbung, die Männer haben Glatzen und stechende Augen. Sie können den Regen kontrollieren, Schönheit von den Hübschen rauben und sie in Amuletten verkaufen sowie die Lebenskraft
stehlen und sie auf andere Lebewesen übertragen. Allerdings kann ein Murony von einer Hexe vergiftet werden. Sie sind zurückhaltend, doch geschäftstüchtig und machen mit ihren Fertigkeiten viel Geld.
Ein Umbra ist der Schatten eines toten Mannes, der zu Lebzeiten viel Böses getan hat und vom Teufel seine Fertigkeiten als Belohnung erhielt. Die Umbra haben eine enorme Stärke, vermögen Feuer zu
speien und sich in Werwölfe zu verwandeln. Man erkennt von ihnen nicht mehr als einen schwarzen Umriss. Sie können sich nicht durch Biss vermehren, sondern werden vom Bösen ausgesucht.
Außerdem leben sie nicht sehr lange. Sie sind extrem aggressiv, ziehen durch die Gegend und wüten blindlings. Nachzehrer sind eine besondere Variante und keine echten Vampire im klassischen Sinn. Sie liegen im Grab und fressen sich selbst das Fleisch von den Knochen. Solange sie dies tun, müssen
zuerst die Verwandten, dann die Freunde, dann der Rest des Dorfs sterben. Auf die Jagd nach Blut müssen sie nicht gehen. LAMENTO I
Ich habe mir alles genommen, mich selbst darum gebracht. Kein Raubtier vermag solche Wunden zu schlagen und so zu verstümmeln wie ich. Mein Glück ist unwiederbringlich verloren. Zerfetzt. Das Schöne, Gute und Klare in meinem Unleben existiert nicht mehr. Doch bin ich schuldlos an dem, was ich tat.
Denn mein Handeln unterlag nicht meiner Kontrolle. Mein Wesen veränderte sich zweifach, mit jedem meiner Tode. Aber ich kenne die Frau, die Verantwortliche, die wahre Täterin, die mich zum Opfer dieser Mächte werden ließ, anstatt mich davor zu bewahren. Jetzt habe ich sie gefunden. Endlich gefunden!
Und ich werde ihr rauben, was ihr am Herzen liegt, damit sie mein Leid nachempfindet! Bevor ich auch sie auslösche … PRAETERITUM 8. 1. 2008, Deutschland,Sachsen, Leipzig, 1.45
Ein ostdeutscher Winter konnte kalt sein. Sehr kalt. Der Himmel zeigte sich sternenklar, ein eisiger Wind schoss durch die Straßen und wirbelte den frisch gefallenen Schnee umher. Bis vor ein paar Tagen hätte kein Leipziger wirklich daran geglaubt, dass die Temperaturen derart fallen würden. Von wegen Klimaerwärmung. Da wünscht man sie sich ja sogar. Sia schob den Handschuh einen Fingerbreit nach unten und blickte auf die Armbanduhr. »Noch fünfzehn Minuten«, sagte sie zu Jochen, ihrem Kollegen.
Sie standen an der Treppe, die hinunter in den Innenhof der Moritzbastei führte, und passten gemeinsam auf, dass nur halbwegs nüchterne und friedlich wirkende Besucher in das unterirdische Backsteingemäuer gelangten. Die alten Gewölbe waren als Einziges von der Festung übrig geblieben. Die Gastronomie hatte Einzug gehalten und die verwinkelten Räume mit ihren urigen Verbindungsgängen zu einem äußerst beliebten Platz gemacht. Alle möglichen Veranstaltungen fanden darin statt. Dass die Anlage einst der Verteidigung hatte dienen sollen, war in Vergessenheit geraten. Niemand, der sich auf den Tanzfl ächen dem Takt der Musik hingab oder biertrinkend in einer Nische saß, dachte an Belagerungen, an Kriegund Tod.
So ändern sich die Zeiten. Sia hatte sowohl den Zeiten als auch den Menschen beim Ändern zugeschaut. Der heftige Wind rüttelte an den Verkehrsschildern, die einige Meter entfernt standen. Plastikplanen an den Gerüsten der nahen Baustelle flatterten laut, krachend fi el eine Signalbarke um. Muss es so kalt sein? Der Heizpilz, unter dem sie standen, spendete zischelnd und fauchend ein Quentchen Wärme. Sia
schaute nach oben. Das Metall um die unzähligen Gasflämmchen glühte. Man könnte meinen, dass sie aufgeben wollen. »Du kannst gehen«, bot Jochen ihr an. »Da kommt heute niemand mehr, der Stress macht.« Er nickte wie zum Beweis die leer gefegte Straße hinab, in der nur zwei einsame Taxen auf Gäste lauerten. Sia fröstelte bei der Vorstellung, mit dem Motorrad nach Hause fahren zu müssen. Am besten so langsam wie möglich. Die hohe Geschwindigkeit, die ihre ungedrosselte Hayabusa erreichen
konnte, brachte gegen Kälte rein gar nichts. Schleichen ist angesagt. »Ich bleibe, Jochen. Man weiß nie.« Sie steckte dieHände in die Taschen ihres schwarzen Ledermantels. »Vielleichtwird es noch wärmer.«
»Du und dein Motorrad. Nimm bei dem Wetter doch die Tram.« Jochen steckte sich eine Zigarette an und warf ihr einen schnellen Blick zu. »Ja, ich weiß. Rauchen kann tödlich sein«, sagte er paffend. »Rauchen ist tödlich«, gab sie zurück und pflückte ihm die Kippe von den Lippen. »Wenn du schon Nikotin brauchst, dann besorg dir ein paar Pflaster. Oder kau einen Kaugummi.« »Ist nicht das Gleiche«, grummelte er und verfolgte leidend, wie sie die Zigarette unter dem Absatz ihrer Boots zertrat. Zischend starb der letzte Rest Glut im pudrigen Schnee.
»Wegen des Mundgeruchs?«, meinte sie spöttisch. »Sehr witzig, Frau Sarkowitz.« Er grinste ertappt. »Hast ja recht.« »Ich weiß, dass du dir eine anstecken wirst, sobald ich gegangen bin. Deswegen wolltest du mich doch loswerden, oder?« Sie lachte auf. »Solange wir beide Dienst schieben, lass ich dich nicht
rauchen.« Sie rempelte ihn in die Seite. »Außerdem bist du so herrlich aggressiv, wenn du kein Nikotin bekommst. Genau richtig für hier.« Sia rückte die dunkle Militaryschirmmütze aus Wolle auf dem roten Schopf zurecht; die Sonnenbrille im Schweißer-Look hatte sie mit dem Bügel an den Kragen des Pullis geklemmt. Ein letztes Fauchen, und der Heizpilz erlosch. Das heiße Metall tickte leise, kühlte ab.
»Super scheiße«, kommentierte Jochen. »Ich hol eine neue Gasflasche.« Er eilte die Stufen hinab. Der Wind verlor seine Wucht, als sähe er sich als Sieger im Kampf gegen den Heizpilz. Die Schlacht war geschlagen. Wenigstens etwas. Sias Blick wanderte zum Gebäude des MDR, das sich gleich neben der Bastei in den Himmel reckte. Kleine Lämpchen blinkten hoch oben und schienen mit den Sternen
wetteifern zu wollen. Gestirne. Ihre Gedanken schweiften ab. Früher hatte sie wie viele andere Menschen geglaubt, dass die Seele nach dem Tod hinauf in den Himmel und zu den Engeln fliegen würde. Gerade heute hatte sie das Gleiche wieder einem kleinen Jungen erzählt. Kalle, elf Jahre und ein aufgewecktes Kerlchen. Voller Ideen, was er später mal alles erfinden und machen wollte, und voller Krebszellen. Leukämie. Dem Himmel und den Engeln waren Kalle und seine Ideen von der Zukunft gleichgültig. Das war die bisher härteste Lektion in ihrem Leben gewesen: Nicht alles, was geschah, konnte sie beeinflussen, weder allein noch mit der Hilfe anderer. Noch mit den außergewöhnlichen Kräften, die ihr gegeben waren. Sie wusste, dass Kalles Leben sich dem Ende zuneigte, auch wenn die Prognosen gut waren. In drei Tagen stand seine Entlassung an, und sie hatte es noch immer nicht übers Herz gebracht,
dem behandelnden Arzt einen Hinweis zu geben. Es machte in diesem Fall auch keinen Sinn, wenn er mit Kalle und dessen Angehörigen über den kommenden Tod sprechen würde. Sie würden es nicht verstehen angesichts der guten Laborwerte. Und der Arzt würde es nicht rational erklären können, obwohl er genau wusste, dass der Junge verloren war. Sia galt als ultimative Todesbotin. Hatte sie das Ableben einer Person laut ausgesprochen, dann war es so. Das medizinische Personal hatte es akzeptiert und ihre Kunst nicht weiter hinterfragt. Denn Sia fühlte den Tod. Es war keine berauschende, glücklich machende Gabe. Bei aller Faszination schmerzte sie ihr Wissen gelegentlich, gerade bei Kindern. Dabei verschuldete sie weder deren Ableben, noch vermochte sie es aufzuhalten. Für ein Wesen, das mit Unsterblichkeit geschlagen und zugleich gesegnet war, bedeutete der Tod etwas Besonderes.
Gewöhnen werde ich mich dennoch nie daran. Sie blies warme Luft gegen ihre Handschuhe, um die kriechende Kälte aufzuhalten. Zudem hatte sie den Tod in den letzten Jahrhunderten allzu oft selbst gebracht: mit Zähnen und Händen, mit ihren Dolchen, mit anderen Waffen. Den Unschuldigen ebenso wie den Schuldigen. Das Leben nach ihrem eigenen Ableben war einst rasant, dramatisch, opulent und tragisch verlaufen, bis es für viele Dekaden in ruhigere Fahrwasser geraten war. Dann war Marek vor einigen Wochen aufgetaucht. Marek, ihr Halbbruder und ärgster Feind, war aus seinem zerfallenden Reich im Osten gekrochen. Die Vergangenheit hatte sie eingeholt. Die Kinder des Judas hatten sie eingeholt. Es hatte deswegen Tote in der Stadt gegeben, die Polizei hatte sich für sie interessiert. Ihr Leben war plötzlich schrecklich kompliziert geworden. Mit genauso schrecklich komplizierten
Lügen und Bestechung hatte sie die Aufmerksamkeit der Beamten von sich ablenken können. Korruption gab es selbst im ordnungsliebenden Deutschland. Sie wollte keinen Haftbefehl mit ihrem Gesicht darauf sehen. Sia schauderte. Vorbei. Alles ist geregelt und erledigt. Dennoch beabsichtigte sie, ihr übliches Leben als Sitzwache im Krankenhaus bei den Todkranken und mit Türsteherjobs aufzugeben, so wie sie es sich geschworen hatte. Bald. Die notwendigen Vorbereitungen liefen schon. Die gelegentlichen illegalen Cage-Fights hatte Sia bereits sein lassen müssen, auch wenn das Geld gefl ossen war. Dort hatte sie Dampf abgelassen, sich ihren Schuss Adrenalin geholt. Eine wichtige Einkunftsquelle weniger.
Wenn die Euros knapp werden, muss ich doch noch eine Bank überfallen. Sie grinste. Verlockend. Wer sollte mich aufhalten? Die Uhren am Rathaus und an den Kirchen schlugen viermal,gleich darauf dreimal.
Zeit zu gehen. Sie brauchte noch ein paar Geschenke für ihre besonderen Freunde, ein Mädchen und deren junge Mutter. Wobei »Freunde« der falsche Ausdruck war. Es gab ein verwandtschaftliches
Verhältnis zwischen ihnen, von dem nur Sia etwas wusste. Seit Jahren beobachtete sie die beiden und wachte über sie. Copyright © 2010 by Knaur Verlag
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Ein Projekt der AVA International GmbHAutoren- und Verlagsagenturwww.ava-international.de
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.Redaktion: Angela Kuepper
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: N. Reitze de la MazaSatz: Daniela Schulz, Stockdorf
Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, UlmPrinted in GermanyISBN 978-3-426-65225-12 4 5 3 1
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Autoren-Porträt von Markus Heitz
Markus Heitz, geb. 1971, gehört seit den sensationellen Romanen um die 'Zwerge' und seinem 'Ulldart-Zyklus' zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Er gewann bereits siebenmal den Deutschen Phantastik-Preis, dreifach allein im Jahr 2007.
Autoren-Interview mit Markus Heitz
Lieber Herr Heitz, es ist schon lange bekannt, dass die Vampire Ihre Lieblinge sind – aber was hat Sie dann dazu inspiriert, Romane über sie zu schreiben? Markus Heitz: Ich fand es erstaunlich, dass es schon so viele Bücher über Vampire gab, und damit meine ich weder aktuelle Romane, noch den allgemein bekannten Klassiker von Bram Stoker. Joseph Sheridan Le Fanu, Tolstoi und viele andere „alte“ Autoren haben sich bereits mit Vampiren beschäftigt, und ich fragte mich schlicht: Woher kommt der Glaube an die Existenz dieser Blutsauger? Je mehr ich nachforschte, je mehr historische Dokumente und Sammlungen ich ausgrub, umso facettenreicher, abwechslungsreicher und vielgestaltiger wurden die Vampire. Und dennoch gelingt es ihnen dabei, mysteriös zu bleiben und mit der Fülle von widersprüchlichen Informationen eine Wolke aus Verwirrung um sich zu erschaffen.
Das klingt fast, als würden Sie an die Existenz von Vampiren glauben …
Markus Heitz: Ich behaupte nicht, dass es Vampire gibt! Aber die Menschen damals glaubten fest daran, weshalb man in Aufzeichnungen aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit immer wieder Vampire findet. Klasse Spezies – wenn es sie echt geben würde.
In den letzten Jahren gibt es immer mehr Romane, in denen der Vampir keine blutgierige Bestie mehr ist, sondern vor allem ein galanter und potenter Verführer. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung – und planen Sie, auch etwas in dieser Art zu schreiben?
Markus Heitz: Könnte man eine Rückkehr der Romantisierung nennen, nicht wahr? Eine Verharmlosung der Bestie, des Monstrums, vor dem die Menschen sich lange Zeit lang gefürchtet haben. Obacht! Es sieht ja fast nach einer geschickt eingesetzten Propagandamasche aus, um Vampire als nette, missverstandene Wesen darzustellen, die sich nach der Liebe und der Wärme der
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Lebenden sehnen. Dazu kann ich nur sagen: Fallt nicht darauf herein! Vampire wollen nur eines, und das ist in den wenigsten Fällen Kuschelsex, sondern Blut. Viel Blut. Menschenblut!
Haben Sie einen Lieblingsvampirfilm, den Sie empfehlen würden?
Markus Heitz: In der Tat finde ich die Dracula-Verfilmung von Coppola gut, aber auch den Klassiker Nosferatu mit Max Schreck, passend dazu auch Shadow of the Vampire. Nicht zu vergessen den ersten Teil von Underworld. Und dann gibt es da noch The Hunger und Interview with the Vampire. Das sollte als abendfüllende Empfehlungen mal genügen.
Wenn Sie überlegen, wie Sie sich vom ersten Roman bis heute entwickelt haben - war da jemals auch der Wunsch, mal über etwas so ganz anderes zu schreiben? Oder ist das Schreiben eines Romans ohne Blut der Alptraum, der Sie mitunter im Schlaf einholt?
Markus Heitz: Oh, ich WERDE sicherlich -wenn der Tod mit mir keine anderen Pläne hat- Romane ohne Blut schreiben, und dazu auch noch humoristische! Die stehen fest auf meiner Liste. Es gab da Begebenheiten, die einfach zu lustig waren, um sie nicht zu Papier zu bringen. Und ein klassischer Krimi, das muss eines Tages auch noch sein. Aber ansonsten fühle ich mich in dem düsteren Genre sehr wohl. So viele Möglichkeiten, Rätsel und Wesen, die in Dunkelheit und Licht warten.
Was gibt es eigentlich, vor dem Sie persönlich sich fürchten? Mal abgesehen davon, dass Sie Blut nicht gut sehen können ...
Markus Heitz: Free-Jazz, dem ich nicht entkommen kann; irgendwo nackt auf der Straße zu liegen und von Free-Jazz geweckt zu werden; als Free-Jazzer wiedergeboren zu werden.
DAS Schlimmste: die ultimative Idee für einen Roman gehabt zu haben und ihn nicht zu Ende geschrieben bekommen!
Aber ansonsten ist es der Klassiker von Krankheit und Siechtum. Davor hat aber jeder Mensch Angst, denke ich.
"Kinder des Judas", "Judassohn", Ende 2010 dann die "Judastöchter" - erzählen Sie uns etwas über Ihren eigenen Familienclan, Herr Heitz?
Markus Heitz: Sie meinen, meine Romane wären autobiographisch? Wow, das wäre doch mal eine Enthüllungsstory, was? Aber nein, meine Familie ist reichlich normal und "un-judashaft". Um so mehr Spaß macht es, sich eine etwas andere Familie auszudenken, bei der die Abstammung problematisch-faszinierend ist. Alle um mich herum sind nett, lieb und kein bisschen bösartig.
Assamtee als Schreibdroge dürfte auch bei diesem Roman zum Einsatz gekommen sein. Was gibt es noch, was Sie beim "Judassohn" zum Schreiben brauchten, welche Musik lief beispielsweise im Hintergrund?
Markus Heitz: Ja, der Assam war wieder mit dabei. Von irgendwas müssen die Zähne ja gelb werden, wenn ich schon nicht rauche. Ansonsten laufen verschiedenste Soundtracks, klassische Scheiben und Lieder aus dem Gothic-Bereich, von Elektro bis Mittelalter ... also, ECHTEM Mittelalter oder neu interpretiert, wie Qntal oder Helium Vola.
Für den "Judassohn" wird es eine große Lesetour der ganz besonderen Art geben - was wird das Neuartige an diesen Lesungen sein?
Markus Heitz: Tja, die Tour an sich ist ja schon das Neuartige! Ein Bus, vollgestopft mit den verschiedensten Kreativen: Tanz, Musik und Buchstaben. Mit der Band Persephone, der Tänzerin Asherah Latifa und mir ist ein Projekt geplant, wo die Übergänge zwischen Musik, Tanz und Textpassagen fließend sein sollen. Und ich bin echt gespannt, wie es von den Besuchern aufgenommen wird. Einen kleinen Ansatz hatte ich damals schon in Homburg versucht, als ich bei einer Lesung aus "Kinder des Judas" mit Asherah zusammen aufgetreten bin. Jetzt kommt sozusagen die "Deluxe"-Version.
Und zu guter Letzt: "Die Tochter des Judassohnes" wird es vermutlich nicht geben, aber verraten Sie als planender Mensch dennoch etwas über Ihre weiteren Ideen?
Markus Heitz: Es wird "Judastöchter" geben, im Dezember 2010 erscheinen die Damen. Wie der Titel vermuten lässt, ist es mehr als eine Dame, die ein Problem mit ihrer Abstammung bekommt. Sia wird gefordert sein und holt sich dazu Unterstützung, die man aus den Vorgängerbänden bereits kennt. Ohne zu viel verraten zu wollen, würde ich es als "Prominenten-Team-up" bezeichnen: Justine spielt eine Rolle. Und wo sie ist ...
Herr Heitz, herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Sie und Ihre literarische Familie!
© Droemer Knaur Verlag
Haben Sie einen Lieblingsvampirfilm, den Sie empfehlen würden?
Markus Heitz: In der Tat finde ich die Dracula-Verfilmung von Coppola gut, aber auch den Klassiker Nosferatu mit Max Schreck, passend dazu auch Shadow of the Vampire. Nicht zu vergessen den ersten Teil von Underworld. Und dann gibt es da noch The Hunger und Interview with the Vampire. Das sollte als abendfüllende Empfehlungen mal genügen.
Wenn Sie überlegen, wie Sie sich vom ersten Roman bis heute entwickelt haben - war da jemals auch der Wunsch, mal über etwas so ganz anderes zu schreiben? Oder ist das Schreiben eines Romans ohne Blut der Alptraum, der Sie mitunter im Schlaf einholt?
Markus Heitz: Oh, ich WERDE sicherlich -wenn der Tod mit mir keine anderen Pläne hat- Romane ohne Blut schreiben, und dazu auch noch humoristische! Die stehen fest auf meiner Liste. Es gab da Begebenheiten, die einfach zu lustig waren, um sie nicht zu Papier zu bringen. Und ein klassischer Krimi, das muss eines Tages auch noch sein. Aber ansonsten fühle ich mich in dem düsteren Genre sehr wohl. So viele Möglichkeiten, Rätsel und Wesen, die in Dunkelheit und Licht warten.
Was gibt es eigentlich, vor dem Sie persönlich sich fürchten? Mal abgesehen davon, dass Sie Blut nicht gut sehen können ...
Markus Heitz: Free-Jazz, dem ich nicht entkommen kann; irgendwo nackt auf der Straße zu liegen und von Free-Jazz geweckt zu werden; als Free-Jazzer wiedergeboren zu werden.
DAS Schlimmste: die ultimative Idee für einen Roman gehabt zu haben und ihn nicht zu Ende geschrieben bekommen!
Aber ansonsten ist es der Klassiker von Krankheit und Siechtum. Davor hat aber jeder Mensch Angst, denke ich.
"Kinder des Judas", "Judassohn", Ende 2010 dann die "Judastöchter" - erzählen Sie uns etwas über Ihren eigenen Familienclan, Herr Heitz?
Markus Heitz: Sie meinen, meine Romane wären autobiographisch? Wow, das wäre doch mal eine Enthüllungsstory, was? Aber nein, meine Familie ist reichlich normal und "un-judashaft". Um so mehr Spaß macht es, sich eine etwas andere Familie auszudenken, bei der die Abstammung problematisch-faszinierend ist. Alle um mich herum sind nett, lieb und kein bisschen bösartig.
Assamtee als Schreibdroge dürfte auch bei diesem Roman zum Einsatz gekommen sein. Was gibt es noch, was Sie beim "Judassohn" zum Schreiben brauchten, welche Musik lief beispielsweise im Hintergrund?
Markus Heitz: Ja, der Assam war wieder mit dabei. Von irgendwas müssen die Zähne ja gelb werden, wenn ich schon nicht rauche. Ansonsten laufen verschiedenste Soundtracks, klassische Scheiben und Lieder aus dem Gothic-Bereich, von Elektro bis Mittelalter ... also, ECHTEM Mittelalter oder neu interpretiert, wie Qntal oder Helium Vola.
Für den "Judassohn" wird es eine große Lesetour der ganz besonderen Art geben - was wird das Neuartige an diesen Lesungen sein?
Markus Heitz: Tja, die Tour an sich ist ja schon das Neuartige! Ein Bus, vollgestopft mit den verschiedensten Kreativen: Tanz, Musik und Buchstaben. Mit der Band Persephone, der Tänzerin Asherah Latifa und mir ist ein Projekt geplant, wo die Übergänge zwischen Musik, Tanz und Textpassagen fließend sein sollen. Und ich bin echt gespannt, wie es von den Besuchern aufgenommen wird. Einen kleinen Ansatz hatte ich damals schon in Homburg versucht, als ich bei einer Lesung aus "Kinder des Judas" mit Asherah zusammen aufgetreten bin. Jetzt kommt sozusagen die "Deluxe"-Version.
Und zu guter Letzt: "Die Tochter des Judassohnes" wird es vermutlich nicht geben, aber verraten Sie als planender Mensch dennoch etwas über Ihre weiteren Ideen?
Markus Heitz: Es wird "Judastöchter" geben, im Dezember 2010 erscheinen die Damen. Wie der Titel vermuten lässt, ist es mehr als eine Dame, die ein Problem mit ihrer Abstammung bekommt. Sia wird gefordert sein und holt sich dazu Unterstützung, die man aus den Vorgängerbänden bereits kennt. Ohne zu viel verraten zu wollen, würde ich es als "Prominenten-Team-up" bezeichnen: Justine spielt eine Rolle. Und wo sie ist ...
Herr Heitz, herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Sie und Ihre literarische Familie!
© Droemer Knaur Verlag
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Bibliographische Angaben
- Autor: Markus Heitz
- 2010, 686 Seiten, Maße: 13,5 x 21 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Angela Kuepper
- Verlag: Knaur
- ISBN-10: 3426652250
- ISBN-13: 9783426652251
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