Kalte Angst
Ein abgelegenes Hotel in Tennessee: FBI-Agent Quentin Hayes wird mit der Vergangenheit konfrontiert, als man ihn zur Aufklärung einer Reihe mysteriöser Kindesentführungen ruft.
Vor 20 Jahren wurde hier eine Freundin aus Kindertagen ermordet. Diana...
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Ein abgelegenes Hotel in Tennessee: FBI-Agent Quentin Hayes wird mit der Vergangenheit konfrontiert, als man ihn zur Aufklärung einer Reihe mysteriöser Kindesentführungen ruft.
Vor 20 Jahren wurde hier eine Freundin aus Kindertagen ermordet. Diana Brisco, ein Gast im Hotel, wird von Albträumen heimgesucht. Bald zeigt sich, dass zwischen ihren Träumen und den Verbrechen möglicherweise ein Zusammenhang besteht. Und auch der Mordfall von einst erscheint plötzlich in neuem Licht.
LESEPROBE
2
Madison Sims war das, was ihre Mutter »ein fantasievolles Kind« nannte. Madison wusste genau, was sie damit meinten. Es bedeutete, ihre Mutter und andere Erwachsene glaubten ihr nicht, wenn sie ihnen erzählte, dass es ihre vorgeblich eingebildeten Freunde wirklich gab - sie waren sogar aus Fleisch und Blut. Madison war eine sehr aufgeweckte Achtjährige und hatte rasch begriffen, dass es den Leuten unangenehm war, wenn sie so etwas sagte. Und dass es für sie selbst unangenehm wurde, weil ihre Eltern sich dann mit gesenkter Stimme unterhielten, sie zu Ärzten schleppten und andere Erwachsene ihr argwöhnische Blicke zuwarfen. Also hatte sie aufgehört, von ihren Freunden zu erzählen, und wenn ihre Mutter sie ganz beiläufig danach fragte, log sie ohne zu zögern. Ob sie immer noch Kinder sah, die so angezogen waren, als wären sie aus einem alten Film entsprungen, Kinder, die anscheinend durch Wände gingen und deren Lachen und Stimmen nur sie hören konnte?
Die Lodge stellte ihren Gästen einen kleinen Postkartenplan der Gärten zur Verfügung, den Madison nun durchblätterte, während sie und ihr aufmerksamer Begleiter etwas außerhalb der Sichtweite der Veranda stehen blieben. Den Rosengarten hatte sie gestern gesehen, nachdem sie hier angekommen waren. Und das Gewächshaus. Auch im Felsengarten war sie am Vortag gewesen. Aber den Zengarten kannte sie noch nicht, und der klang wie etwas, das man sich unbedingt anschauen sollte.
Sie blickte zurück zur Lodge und hinauf zum Aussichtsturm, der ihr am Vortag bereits aufgefallen war. Ihr Sehvermögen war sehr gut, und sie erkannte, dass da oben ein Mann und eine Frau standen, die zu ihr hinuntersahen. »Hier entlang, Madison.« Sie drehte sich um. Ein lächelndes kleines Mädchen stand am Eingang zu den Gärten und machte ihr ein Zeichen. Mit einem plötzlichen Glücksgefühl winkte Madison dem Paar im Turm fröhlich zu und folgte dann dieser neuen Freundin auf dem Pfad, der zum Zengarten führte. »Ist das Ihr Kind?«, fragte Diana, als ihnen das kleine Mädchen zuwinkte und mit ihrem Hund auf einen der Gartenwege zulief. »Nein, ich habe sie noch nie gesehen.« Mit leichtem Stirnrunzeln fügte Quentin hinzu: »Ich habe auch keine anderen Kinder gesehen, seit ich gestern hier ankam. Ich hoffe, jemand behält sie im Auge. Hier ist es für Kinder nicht besonders sicher.« »Wieso denn?« Er wandte Diana seine Aufmerksamkeit wieder zu und lächelte, was ihm beides nicht schwerfiel. »Ach, na ja ... Bäche und Teiche, Pferde, Schlangen aus den Bergen. So etwas.« Jetzt war sie diejenige, die leicht die Stirn runzelte und ihn mit ihren grünen Augen direkt und nachdenklich anschaute. »Ich habe das Gefühl, dass Sie etwas anderes gemeint hatten.«
Es war sonst nicht Quentins Art, sich Fremden anzuvertrauen, daher war er überrascht von seinem Impuls, es bei dieser jungen Frau zu tun. Er fühlte sich ungewöhnlich zu ihr hingezogen. Da war etwas an Diana Brisco, etwas in diesen grünen Augen oder ihrem geschwungenen, sensiblen Mund.
Sie war eher auffallend als hübsch, mit ihrem kupferfarbenen Haar und der sehr hellen Haut einer echten Rothaarigen, dazu kamen diese außergewöhnlich grünen Augen. Ansonsten hatte ihr Gesicht nichts Besonderes, bis auf die angespannten Züge eines Menschen, der ständig unter irgendeiner Art von Stress stand. Und obwohl die Modezeitschriften sie als schlank bezeichnet hätten, fand Quentin, dass ihr ein paar Pfund mehr gut anstehen würden. Sie war überhaupt nicht sein 7~p, doch von dem Moment an, wo er ihre Stimme gehört hatte und sie in den Turm hinaufkommen sah, hatte sich ein höchst seltsames Gefühl seiner bemächtigt. Das war der Grund, warum er ihr die Hand schütteln wollte - unter Fremden, die sich in einem Ferienhotel begegnen, eine eher unübliche Geste.
Er hatte sie berühren müssen, fast als wollte sich etwas in ihm vergewissern, dass sie wirklich_ existierte, dass sie da war. Dass sie endlich da war. Eigentümlich, gelinde gesagt. Und jetzt, nicht mehr als zwei Schritte von ihr entfernt, wurde er sich des angenehmen Geruchs von Seife und einer Art Kräutershampoo bewusst. Er nahm die goldenen Sprenkel in ihren grünen Augen wahr und sogar ihr leises Atmen. Himmel, er konnte fast ihr Ilerz schlagen hören. Er versuchte, seinen Spinnensinn auszuschalten, aber das war natürlich unmöglich: Wenn er sich auf etwas einstellte oder sich konzentrierte, schaltete sieh dieser »Extrasinn« automatisch ein, und all seine anderen Sinne verstärkten sich. Mehr war es nicht. Er wusste nur nicht, warum er so auf sie fokussiert war, so intensiv. »Ich schätze, es geht mich nichts an«, murmelte sie. Sein Schweigen hatte eindeutig zu lange gedauert. »Ich weiß auch gar nicht, ob es mich etwas angeht«, erklärte er entschuldigend. »Aber ich komme für gewöhnlich einmal im Jahr in diese Gegend und habe mit der Zeit begonnen, mich für ... die Geschichte der Lodge zu interessieren. Das Hotel ist sehr alt und hat daher eine lange Geschichte, einschließlich einer ganzen Reihe unheilvoller Ereignisse, an denen zum Teil Kinder beteiligt waren.« Diana schaute hinaus, dorthin, wohin das kleine Mädchen verschwunden war, und richtete ihren Blick dann wieder auf Quentin. »Verstehe. Das wusste ich nicht. Allerdings bin ich zum ersten Mal hier. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich mit der Vergangenheit des Hotels zu befassen.« »Ich mache hier Urlaub«, sagte er, wobei er sich nicht im Klaren war, warum er das Gespräch von den Gefahren für Kinder in der Lodge ablenken wollte, wo er das Thema doch selbst angeschnitten hatte. »Und Sie?« Sie nahm einen Schluck Kaffee, was ihr Zögern fast unmerklich machte. Fast. »Ich nehme in den kommenden Wochen an einem Workshop teil, den ein ziemlich berühmter Künstler leitet. Ein Malworkshop.« »Sie sind also Künstlerin?« »Eigentlich nicht. Es ist ein mehr ... therapeutischer Workshop.« Wieder hielt sie inne und fügte schnell, als wollte sie es hinter sich bringen, hinzu: »Mein Arzt hat ihn mir empfohlen.« Quentin war gewöhnt daran, zwischen den Zeilen zu lesen und Menschen einzuschätzen, und kam zu dem Schluss, dass der Arzt zweifellos ein Psychiater oder Psychologe gewesen sein musste. Aber er hatte, vermutlich im Gegensatz zu anderen, denen Diana bisher begegnet war, keine Vorurteile gegenüber Menschen mit mentalen oder psychischen Problemen oder gegenüber Fachleuten, die sie behandelten. Er empfand auch kein Unbehagen dabei. Tatsächlich wusste er besser als die meisten, wie zerbrechlich und gequält der menschliche Geist sein kann. Vor allem bei Menschen mit paragnostischen Wahrnehmungsfähigkeiten.
Copyright © 2005 by Kay Hooper. All rights reserverd.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2007 Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt 67, 86167 Augsburg
Alle Rechte vorbehalten
Übersetzung: Susanne Aeckerle
Interview mit Kay Hooper
In "Kalte Angst" ermittelt das Ihren Lesern schon bekannte Team: eine FBI-Sondereinheit um Noah Bishop, die sich aus Ermittlern mit außergewöhnlichen, gleichsam übersinnlichen Fähigkeiten zusammensetzt. Nach welchen Kriterien hat Bishop sein Team zusammengestellt? Könnten Sie die unterschiedlichen Charaktere der Truppe kurz skizzieren?
Tatsächlich lassen sich die geistigen Fähigkeiten meiner Charaktere als paranormal bezeichnen - was wohlgemerkt nicht übernatürlich bedeutet! Es handelt sich hierbei um vollkommen menschliche Fähigkeiten, die allerdings nur selten auftreten. Sie mögen außerhalb der Norm liegen, aber sie sind menschlich und aus wissenschaftlicher Perspektive auch möglich. Magisch ist hier überhaupt nichts.
In "Kalte Angst" stehen einige Mitglieder der Sondereinheit besonders im Mittelpunkt. Zunächst Quentin Hayes, der über die Gabe verfügt, Ereignisse vorhersehen zu können. Diese führt allerdings nicht zu Visionen, vielmehr hat er einen speziellen Sinn, eine ganz eigene Empfindung für die Dinge. Dann ist da der Künstler Beau Rafferty. Seine geistigen Fähigkeiten sind bis zu diesem Punkt der Handlung noch nicht im vollem Umfang erkennbar. Man weiß aber bereits, dass er mit Hilfe seiner Tiefenwahrnehmung Dinge beim Malen zu Tage fördern kann. In diesem Roman erfährt man zudem, dass er - gleichsam als Traumwandler - in der Lage ist, sich in das Bewusstsein anderer Personen zu versetzen. Noah Bishop, der Chef der Sondereinheit, verfügt über enorme telepathische Fähigkeiten, außerdem vermag er die Leistung seiner anderen Sinne (Sehsinn, Hörsinn etc.) zu steigern. Schließlich sei Noahs Frau Miranda Bishop erwähnt, die sowohl große telepathische Gaben als auch die Fähigkeit hat, Dinge vorherzusagen.
Wie kamen Sie auf die Idee, eine solche Sondereinheit ermitteln zu lassen?
Ich habe mich schon immer für paranormale Fähigkeiten interessiert. Und ich begann, über verschiedene Aspekte dieser Phänomene nachzudenken, mit dem Ziel, mir eine eigene Meinung zu bilden. Meine Arbeit als Schriftstellerin hat sich ganz zwangsläufig in Richtung der Genres Mystery und Thriller entwickelt - das passte einfach!
Auch im Fernsehen gibt es erfolgreiche Serien, in denen Kriminalfälle mit Hilfe übernatürlicher Fähigkeiten bzw. von Menschen als "Medien" gelöst werden. Wodurch erklären Sie sich diesen Erfolg? Ist die Wirklichkeit zu langweilig?
Das ist nicht die Frage. Es geht hier vielmehr um das tiefe Bedürfnis des Menschen, Möglichkeiten zu erkunden, die jenseits dessen liegen, was wir wissen. Wir fragen uns, ob es wirklich ein Leben nach dem Tode gibt; ob es möglich ist, die Zukunft vorherzusagen, die Gedanken eines anderen zu lesen, einen Gegenstand mit Hilfe bloßer Gedankenkraft zu bewegen. Und wir wollen glauben, dass wir auch mit paranormalen Fähigkeiten doch in erster Linie Menschen sind; Menschen mit Problemen, die sich auch mit Hilfe solcher Fähigkeiten nicht lösen lassen.
Interessieren Sie sich auch für die Wissenschaft, beispielsweise Physik? Und halten Sie sich auf dem Laufenden, was aktuelle wissenschaftliche Theorien angeht?
Ich interessiere mich sehr für Physik, insbesondere Quantenphysik - auch wenn ich sicherlich nicht behaupten kann, hier mehr als ein laienhaftes Verständnis zu besitzen. Meine Haltung ist: Die Wissenschaft weiß nur, was sie weiß - heute. Morgen werden wir sicherlich mehr wissen, und es ist der Gipfel der Hybris zu behaupten, man wisse heute bereits alles, was man wissen könne. Die Existenz besonderer geistiger Fähigkeiten erscheint mir möglich, allein aus logischen Gründen; und ich glaube, dass diese eines Tages wissenschaftlich belegt sein wird. Es ist mir wichtig, dass meine Geschichten diese Einstellung transportieren. Die Leser sollen das Gefühl haben, dass die Fähigkeiten meiner Charaktere real und menschlich sind.
"Kalte Angst" ist der zweite Teil Ihrer Angst-Trilogie. Zuvor stand Bishops Team im Mittelpunkt einer Trilogie um das "Böse". Was reizt Sie daran, drei Geschichten um ein Thema herum zu konzipieren?
Es gefällt mir, Bücher als Trilogien zu konzipieren und zu planen. Man hat einfach mehr Raum und auch mehr Zeit, um einem bestimmten Thema oder einer Idee nachzugehen. Auch aus Marketingsicht hat eine Trilogie Vorteile. Meine Verlage können ein "Paket" entwickeln, das sich von allen anderen Serien unterscheidet. Sie können die Gestaltung der Bücher um ein bestimmtes Element herum entwickeln (Schatten, Hände mit schwarzen Handschuhen, Spinnweben usw.), so dass die Leser sowohl meine Bücher generell als auch ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Trilogie erkennen und sie schnell im Buchladen ausfindig machen können. Ich glaube wirklich, dass sich meine Serien von anderen unterscheiden und dass sie sehr gut zu meiner Art des Geschichtenerzählens passen.
Sie haben bereits über 60 Romane geschrieben und sehr unterschiedliche Genres bedient. Worin liegt für Sie der besondere Reiz von Kriminalromanen?
Auf rein intellektueller Ebene haben mich Kriminalfälle und ihre Lösung schon immer gereizt. Außerdem glaube ich, dass mysteriöse Umstände und Kriminalfälle die ideale "Testumgebung" dafür sind, wenn man die besten und die schlechtesten Eigenschaften von Menschen zum Vorschein bringen möchte. Und sie erlauben es den Charakteren herauszufinden, wer sie wirklich sind. In einem tieferen Sinne und auf einer sehr viel emotionaleren Ebene glaube ich an den Kampf zwischen Gut und Böse, daran, dass die Balance zwischen Positivem und Negativem Teil unserer Welt und unserer Wirklichkeit ist. Es fasziniert mich sehr, das zu erforschen.
Ein Ausblick in die Zukunft. Haben Sie eine weitere Trilogie mit Noah Bishops Team geplant?
Aber sicher. Die nächste Trilogie mit Bishop und seiner Sondereinheit wird die "Blut"-Trilogie sein. Die Arbeitstitel lauten im Moment "Blood Dreams", "Blood Sins" und "Blood Ties". In dieser Trilogie werde ich eine Organisation von privaten Ermittlern mit besonderen geistigen Fähigkeiten einführen. Diese hatten John und Maggie Garrett (die man aus "Die Augen des Bösen" kennt) mit Hilfe von Noah Bishop als Ergänzung zur FBI-Sondereinheit gegründet. Ich hoffe, dass diese neue Organisation und die neuen Charaktere meine Leser faszinieren werden. Aber sie können sicher sein: Bishop und die Agenten der FBI-Sondereinheit haben noch eine Menge Geschichten zu erzählen!
Das Interview hat mir Spaß gemacht. Die besten Wünsche an meine deutschsprachigen Leser!
Die Fragen stellte Eva Hepper, Literaturtest.
- Autor: Kay Hooper
- 2007, 366 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Aeckerle, Susanne
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898973212
- ISBN-13: 9783898973212
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