Kalte Asche
Der Forensiker David Hunter lebt zurückgezogen auf einer idyllischen Hebrideninsel. Doch nun hat er einen Fall vor sich, der ihn sehr beunruhigt und alles von ihm abverlangt. Er soll die Überreste einer Toten untersuchen, die nur aus Asche bestehen - und aus ihren Händen und Füßen.
Der Forensiker David Hunter lebt zurückgezogen auf einer idyllischen Hebrideninsel. Doch nun hat er einen Fall vor sich, der ihn sehr beunruhigt und alles von ihm abverlangt. Er soll die Überreste einer Toten untersuchen, die nur aus Asche bestehen - und aus ihren Händen und Füßen.
Als er nach einer sturmumtosten Überfahrt auf der Insel ankommt, erwartet ihn ein schauriger Tatort. Die Leiche liegt in einem verfallenen Cottage, sie ist verbrannt - bis auf Hände und Füße.
Der Sergeant aus Stornoway will den Tod als Unfall deklarieren, doch David glaubt nicht daran. Er untersucht die Asche und kommt zu dem Ergebnis, dass das Opfer erschlagen worden ist.
Die Situation wird immer bedrohlicher, als ein Sturm die Insel von der Außenwelt abschneidet, die Verstärkung aus Stornoway ausbleibt und der Feuerteufel das nächste Mal zuschlägt. Denn das kann nur eines bedeuten: Der Mörder ist immer noch auf der Insel und David muss ihn finden bevor es zuspät ist.
Als er nach einer sturmumtosten Überfahrt auf der Insel ankommt, erwartet ihn ein schauriger Tatort. Die Leiche liegt in einem verfallenen Cottage, sie ist verbrannt - bis auf Hände und Füße.
Der Sergeant aus Stornoway will den Tod als Unfall deklarieren, doch David glaubt nicht daran. Er untersucht die Asche und kommt zu dem Ergebnis, dass das Opfer erschlagen worden ist.
Die Situation wird immer bedrohlicher, als ein Sturm die Insel von der Außenwelt abschneidet, die Verstärkung aus Stornoway ausbleibt und der Feuerteufel das nächste Mal zuschlägt. Denn das kann nur eines bedeuten: Der Mörder ist immer noch auf der Insel und David muss ihn finden bevor es zu spät ist.
Kalte Asche vonSimon Beckett
LESEPROBE
KAPITEL 2
Den Großteil meines Berufslebenshabe ich mich mit den Toten beschäftigt. Manchmal mit denschon lange Toten. Ich bin forensischer Anthropologe. Der Tod ist ein Thema - undTeil des Lebens -, mit dem sich die meisten Menschen lieber nicht beschäftigen.Bis sie es müssen. Für eine Weile war das auch bei mir so. Als meine Frau undmeine Tochter bei einem Autounfall getötet wurden, war es zu schmerzhaft, ineinem Beruf zu arbeiten, der mich jeden Tag daran erinnerte, was ich verlorenhatte. Deshalb wurde ich Arzt, jemand, der sich lieber um die Lebenden als umdie Toten kümmerte.
Bis sich Dinge ereigneten, die michzwangen, meinen ursprünglichen Beruf wiederaufzunehmen.Meine Berufung, könnte man sagen. Teils Pathologie, teils Archäologie, geht meineArbeit über beide Fachgebiete hinaus. Denn selbst nachdem die menschlicheBiologie zusammengebrochen ist, wenn das, was einmal ein Lebewesen gewesen ist,auf Verwesung, Verfall und trockene Knochen reduziert ist, können die Totennoch als Zeugen fungieren. Sie können noch immer eine Geschichte erzählen, manmuss nur wissen, wie man sie zu interpretieren hat. Und genau das ist meine Aufgabe.
Den Toten ihre Geschichte zuentlocken.
Wallace hatte anscheinend erwartet,dass ich seiner Bitte nachkommen würde. In einer Maschine nach Lewis, der Hauptinselder Äußeren Hebriden, war bereits ein Platz für mich gebucht worden. Wegen desschlechten Wetters wurde der Start um fast eine Stunde verschoben. Ich wartetein der Abflughalle und versuchte, nicht hinzusehen, als der Flug nach London,den ich eigentlich hatte nehmen wollen, auf der Anzeigetafel erst angekündigtwurde, die Passagiere dann zum Einchecken aufgefordert wurden und die Maschineschließlich abflog.
Der Flug nach Lewis war unruhig undnur deshalb erträglich, weil er kurz war. Der Tag war halb vorüber, als ichein Taxi vom Flughafen zum Fährterminal in Stornowaynahm, einer tristen, noch immer hauptsächlich vom Fischfang abhängigenArbeiterstadt. Auf dem Pier war es neblig und kalt, in der Luft hing derübliche Hafenmief aus Diesel und Fisch. Ich hatte damit gerechnet, an Bordeiner der großen Autofähren zu gehen, die Qualm in den verregneten Himmel überdem grauen Hafen ausstießen; stattdessen hielt das Taxi vor einem verrostetenSchiff, das eher wie ein Fischkutter aussah. Nur der auffällige Range Roverder Polizei, der fast das gesamte Deck einnahm, sagte mir, dass ich an der richtigenStelle war.
Eine Rampe führte auf den Kutter undwurde durch den schweren Seegang hin- und hergeschoben.Unten auf dem Betonpier stand ein uniformierter Polizeisergeant, die Hände inden Taschen seiner Jacke vergraben. Nase und Wangen waren von geplatztenÄderchen gerötet. Seine geschwollenen Augen über einem mit grauen Strähnen durchzogenenSchnauzbart betrachteten mich finster, während ich mich mit meiner Tasche undmeinem Koffer abmühte.
«Dr. Hunter?Ich bin Sergeant Fraser», sagte er schroff. SeinenVornamen verriet er nicht, und seine Hände blieben in den Taschen. Er hatteeine harte, beinahe nasale Aussprache, die keinem der mir bekannten Dialektedes schottischen Festlandes ähnelte. «Wir haben schon auf Sie gewartet.»
Mit diesen Worten ging er die Rampehinauf. Offenbar hatte er keine Lust, mir mit meinem schweren Gepäck zu helfen.Ich nahm die Umhängetasche und den Alukoffer und folgte ihm. Die Rampe war nassund rutschig und hob und senkte sich mit dem Wellengang. Ich stolperte hinaufund versuchte, meine Schritte auf das unregelmäßige Schlingern abzustimmen.Dann kam mir ein junger, uniformierter Constableentgegengetrabt und griff grinsend nach meinem Koffer.
«Lassen Sie mich das nehmen.»
Ich ließ ihn. Er ging zum RangeRover und verstaute den Koffer.
«Was haben Sie da drin, eine Leiche?»,fragte er vergnügt.
Ich stellte meine Tasche neben denAlukoffer. «Nein, das wirkt nur so. Danke.»
«Kein Thema.» Er konnte kaum älterals zwanzig sein. Er hatte ein freundliches, offenes Gesicht, und seine Uniformsah selbst im Regen tadellos aus. «Ich bin ConstableMcKinney, aber nennen Sie mich einfach Duncan», grinste er.
«David Hunter.»
Sein Handschlag war enthusiastisch,so als wollte er Frasers mangelnde Begrüßungwettmachen. «Sie sind also der Forensiker?»
«Ja, der bin ich wohl.»
«Großartig. Ich meine, das istnatürlich nicht großartig, sondern ... na ja, Sie wissen schon. Wie auch immer,gehen wir ins Trockene.»
Die Passagierkabine war einverglaster Raum unterhalb des Steuerhauses. An Deck redete Fraseraufgebracht auf einen bärtigen Mann in Ölzeug ein. Hinter ihm stand ein langerJugendlicher mit einem pickligen Gesicht, der mürrisch dreinschaute, während Fraser mit ausgestrecktem Finger herumfuchtelte.
«... schon lange genug gewartet, undjetzt behaupten Sie, wir können noch nicht ablegen?»
Der Bärtige starrte gelassen zurück.«Wir haben noch einen weiteren Passagier. Wir legen erst ab, wenn sie da ist.»
Frasers bereits gerötetes Gesicht wurdeimmer dunkler. «Das ist keine Vergnügungsfahrt, verdammt nochmal.Wir sind bereits hinter dem Zeitplan, also ziehen Sie die Rampe hoch, klar?»
Die Augen des anderen Mannesstarrten über den dunklen Bart hinweg, der ihm das ungezähmte Äußere eineswilden Tiers gab. «Das ist mein Boot, und ich lege den Zeitplan fest. Wenn Sie wollen,dass die Rampe hochgezogen wird, dann müssen Sie es selbst tun.»
Fraser setzte gerade zu einer Antwort an,als von der Rampe ein lautes Klappern zu hören war. Mit einer schweren Tasche kämpfend,kam eine zierliche Frau heraufgeeilt. Sie trug eine hellrote Daunenjacke, dieihr mindestens zwei Nummern zu groß war. Eine dicke Wollmütze hatte sie sichbis über beide Ohren gezogen. Mit ihrem rotblonden Haar und dem spitzen Kinnverlieh sie ihr ein attraktives, elfenhaftes Aussehen.
«Hi, meineHerren. Würde mir vielleicht jemand helfen?», keuchte sie.
Duncan hatte sich in Bewegunggesetzt, doch der Bärtige war schneller. Weiße Zähne schimmerten durch dendunklen Bart, als er die Neuangekommene angrinste und ihr mühelos die Tascheabnahm.
«Wurde auch Zeit, Maggie. Wir hättenschon fast ohne dich abgelegt.»
«Klug von dir, es nicht zu tun,sonst hätte dich meine Großmutter gekillt.» Sie stand mit den Händen in den Hüftenda und betrachtete die Männer, während sie Atem schöpfte. «Hi,Kevin, wie geht's? Lässt dich dein Vater immer noch zu hart schuften?»
Der Teenager errötete und schaute zuBoden. «Ja.»
«Tja, manche Dinge ändern sich ebennie. Aber jetzt mit achtzehn solltest du mal eine Gehaltserhöhung fordern.» Ichsah ihre Augen interessiert aufblitzen, als sie den Range Rover der Polizeibetrachtete.
«Was ist los? Irgendwas, das ichwissen sollte?»
Der Bärtige deutete abweisend mitdem Kopf in unsere Richtung. «Frag die da. Uns sagen sie nichts.»
Das Grinsen der jungen Frau erstarb,als sie Fraser sah. Dann sammelte sie sich, rang sichschnell ein Lächeln ab, in dem nun so etwas wie Trotz lag.
«Hallo, Sergeant Fraser.Das ist ja eine Überraschung. Was führt Sie hinaus nach Runa?»
«Polizeisache», sagte Fraser knapp und wandte sich ab. Wer auch immer die Frauwar, er war nicht erfreut, sie zu sehen.
Jetzt, da der letzte Fahrgast anBord war, gingen der Fährkapitän und sein Sohn an die Arbeit. Mit einem Heulender Motorwinde wurde die Rampe hochgezogen. Als sie die Ankerkette einholten,vibrierten die Planken des Bootes. Mit einem letzten, neugierigen Blick inmeine Richtung ging die junge Frau ins Steuerhaus.
Dann legte die Fähre in einerDieselwolke ab und tuckerte aus dem Hafen.
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© VerlagWunderlich
Übersetzung:Andree Hesse
Autoren-Porträt von Simon Beckett
Eigentlich wollte Simon Beckett Biochemiker werden. Er hatte bereits einen Studienplatz, fiel aber im Abitur ausgerechnet in Chemie und Biologie durch und wählte Englisch als Studienfach. Damals konnte er noch nicht ahnen, dass der Protagonist seiner Kriminalromane als forensischer Anthropologe dem eigenen Berufswunsch sehr nahe kommt. Becketts Kommentar: „Komisch, wie das Leben manchmal spielt, oder?“
Der Schauplatz des Romans „Kalte Asche“, zweites Buch der Hunter-Reihe, ist eine schottische Insel. Wieder ist eine Frau das Opfer, ihre Leiche ist fast völlig verbrannt. Ein Sturm schneidet die Insel vom Festland ab, Ermittler und Bewohner sind unter sich – und mittendrin der Mörder. In „Leichenblässe“ kehrt Hunter zurück an den Ort seiner Ausbildung, die Body Farm. Körperlich geschwächt und von Selbstzweifeln geplagt, trifft er dort seinen Mentor Tom Lieberman, der ihn um Hilfe bittet in einem äußerst komplizierten Fall.
Spannung ist bei Simon Beckett garantiert, und der Leser kann sich darauf verlassen, dass die Orte der Handlung und die Vorgehensweise der Pathologen genau recherchiert sind. Der Autor hat nach eigenen Aussagen „eine regelrechte Phobie vor inhaltlichen Fehlern.“
Ihr Lebenslauf verlief bisher nichtsehr gradlinig. Sie haben z.B. schon als Hausmeister oder Sprachlehrergearbeitet. Wie kamen Sie schließlich zum Schreiben?
Ich glaube,die meisten Schriftsteller ergreifen zunächst alle möglichen Jobs, um ihreRechnungen zu bezahlen, bevor sie zum Schreiben als Beruf finden. Mir hatte esimmer Freude bereitet zu schreiben, aber erst mit Ende 20 wurde mir klar, dassich versuchen wollte, davon zu leben. Es war nicht so, dass ich eines Morgens erwachteund entschied, Schriftsteller zu werden. Es war eher ein Prozess zu erkennen,dass ich einfach schreiben muss.
Haben Sie im Schreiben jetzt IhreLeidenschaft gefunden? Oder könnte man Sie in ein paar Jahren auch alsReiseleiter in Südamerika antreffen?
Ich habekeine anderen Pläne als zu schreiben - wobei ich mich im Moment stärker auf dieRomane als auf den Journalismus konzentriere. Was meine Karriere alsReiseleiter in Südamerika angeht - nun, man weiß nie. Aber ich glaube, ichwürde auch dann noch weiter schreiben.
In Deutschland ist Mark Benecke einsehr bekannter Forensiker. Dieser Kriminalbiologe hat sich ganz den Insektenverschrieben, die Leichen bevölkern. Kennen Sie den deutschen "David Hunter"?
Ich habevon ihm gehört, kann aber nicht behaupten, seine Arbeit wirklich zu kennen.Kürzlich ist mir die Nachricht von einem "echten" britischen David Hunter zuOhren gekommen - der mit Nachnamen sogar auch Hunter heißt!
Es gibt sicherlich viele, diewährend des Lesens von "Die Chemie des Todes" mehrfach kontrolliert haben, obihre Tür auch richtig verschlossen ist. Welches Feedback bekommen Sie von IhrenLesern?
Meist fälltes sehr erfreulich aus! Einige Leser haben mir geschrieben, dass sie die ganzeNacht hindurch gelesen haben, um den Ausgang der Geschichte zu erfahren. Dasist toll, auch wenn ich den Leuten ihren Schlaf gönne. Aber man ist natürlichdankbar zu erfahren, dass man diesen Effekt erzielt hat.
Der Titel Ihres neuen Thrillers "InKnochen geschrieben" [wörtliche Übersetzung des Originaltitels "Written inBone", Anm. d. Red.] wurde übersetzt mit "Kalte Asche". Wie gefällt er Ihnen?Haben Sie als Autor überhaupt Einfluss auf solche Dinge?
Gute Frage- ich weiß gar nicht genau, ob ich diesbezüglich etwas zu sagen habe. Aber ichbin davon überzeugt, dass kein Titel Verwendung fände, der mir wirklich gegenden Strich ging. Zum Glück gefällt mir der Titel "Kalte Asche" wirklich gut alsAlternative zu "In Knochen geschrieben". Ich wünschte, ich wäre selbst aufdiese Idee gekommen!
Die ErlebnisseDavid Hunters werden von einem Ich-Erzähler geschildert - was eher ungewöhnlichfür einen Thriller ist. Wie kam es dazu?
Das war nichtunbedingt eine vorab bewusst getroffene Entscheidung. Ein Ich-Erzähler erschien mireinfach passend. Das Eingangskapitel habe ich sehr schnell geschrieben, unddamit war "Hunters Stimme" ziemlich klardefiniert.
Die Fragen stellten Henrik Flor, Literaturtest.
- Autor: Simon Beckett
- 2007, 8. Aufl., 430 Seiten, Maße: 13,4 x 20,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Hesse, Andree
- Verlag: Wunderlich
- ISBN-10: 380520812X
- ISBN-13: 9783805208123
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