Keine Ahnung, aber davon viel
Irren ist menschlich! Schon oft haben anerkannte Experten falsche Prognosen abgegeben. Und die lustigsten finden Sie in diesem Buch. Warum Einstein nicht an Atomenergie glaubte und der damalige IBM-Präsident Thomas Watson in Computern keine Zukunft sah, erfahren Sie hier.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Keine Ahnung, aber davon viel “
Irren ist menschlich! Schon oft haben anerkannte Experten falsche Prognosen abgegeben. Und die lustigsten finden Sie in diesem Buch. Warum Einstein nicht an Atomenergie glaubte und der damalige IBM-Präsident Thomas Watson in Computern keine Zukunft sah, erfahren Sie hier.
Klappentext zu „Keine Ahnung, aber davon viel “
»Es gibt einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer.« Thomas Watson, Präsident von IBM»Auf Jahre hinaus wird die deutsche Fußballnationalmannschaft nicht mehr zu schlagen sein.« Franz Beckenbauer»Es gibt keine Chance auf Wiedervereinigung.« Gerhard SchröderAnerkannte Experten auf ihrem Fachgebiet glaubten nicht an die Zukunft von Dieselmotoren, David Bowie und SMS. Jürgen Brater hat die peinlichsten Prognosen der Welt zusammengetragen. Ein kurzweiliges Vergnügen für alle Besserwisser.
Lese-Probe zu „Keine Ahnung, aber davon viel “
Keine Ahnung von Jürgen Brater »Ein glücklicher Mensch ist zu zufrieden
mit der Gegenwart, um sich viele Gedanken
über die Zukunft zu machen.«
Albert Einstein, deutscher Physiker
1926
»Dieses Buch ist eine Eintagsfliege.«
New York Herald Tribune,
US-amerikanische Tageszeitung
Wohl selten hat ein Literaturkritiker mit seinem Urteil so
danebengelegen wie 1926 derjenige der Herald Tribune,
als er dem ein Jahr zuvor erschienenen Roman Der große
Gatsby von Francis Scott Fitzgerald ein rasches, unrühmliches
Ende prophezeite. Unwillkürlich fragt man sich,
ob dem Mann nicht die Kommentare von Fitzgeralds
Schriftstellerkollegen wie Gertrude Stein, Ernest Hemingway
oder T. S. Eliot bekannt waren. Die hatten sich
über das gesellschaftskritische Werk nämlich einmütig
sehr angetan, zum Teil sogar begeistert geäußert. Und
auch andere Kritiker zollten dem Roman allerhöchstes
Lob und bezeichneten ihn geradezu als Synonym für die
Widersprüchlichkeit des »American Dream« mit seinem
dekadenten Streben nach Reichtum, Erfolg und Glück
ohne jegliches Verantwortungsgefühl.
Bis heute hat Der große Gatsby nichts von seiner Aktualität
verloren und wird immer wieder neu aufgelegt.
Gymnasiasten lesen die Originalfassung im Englischunterricht
und können bei der Interpretation auf eine
umfangreiche Sekundärliteratur zurückgreifen. Und
dass der Roman viermal verfilmt wurde, ist für eine angebliche
»Eintagsfliege« auch eher ungewöhnlich.
1929
»Ich habe keine politischen Ambitionen für mich oder
meine Kinder.«
Joseph P. Kennedy (1888-1969),
US-amerikanischer Geschäftsmann und Diplomat
... mehr
Joseph Patrick Kennedy, Sohn irischer Einwanderer und
höchst erfolgreicher Aktienspekulant, war 41 Jahre alt,
als er diese, aus heutiger Sicht geradezu groteske Aussage
machte. Denn schon er selbst war alles andere als
unpolitisch, unterstützte er doch aktiv den Präsidentschafts-
Wahlkampf von Franklin D. Roosevelt, nach dessen
Sieg er zum Vorsitzenden der US-Börsenaufsichtsbehörde
ernannt wurde. Außerdem fungierte er von 1935
bis 1937 als Chef der United States Maritime Commission
(MARCOM) und ging von 1938 bis 1940 sogar als amerikanischer
Botschafter nach London.
Doch noch weit mehr als er selbst taten sich seine
Nachkommen in der Politik hervor. Insgesamt hatte er
mit seiner Ehefrau Rose Elizabeth neun Kinder, von denen
es Edward zum Senator von Massachusetts und Robert
gar zum amerikanischen Justizminister brachte. Die
imponierendste politische Karriere machte jedoch der
zweitälteste Sohn, John Fitzgerald, der bekanntermaßen
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde.
Sosehr der Name Kennedy seither mit Politik, Macht
und Ruhm verwoben ist, so steht er andererseits für
eine Serie grausamer Schicksalsschläge. 1941 misslang
bei Joseph P. Kennedys Tochter Rosemary eine Gehirn-
operation, woraufhin sie zeitlebens behindert blieb;
1944 starb ihr Bruder Joseph Patrick jr., als sein Flugzeug
über dem Atlantik explodierte; und vier Jahre
später wurde auch Schwester Kathleen Opfer eines
Flugzeugunglücks, diesmal über Frankreich. 1963 war
ein besonderes Schicksalsjahr: Zuerst starb im August
John F. Kennedys jüngster Sohn nur zwei Tage nach
seiner Geburt, und im November wurde der Präsident
selbst in Dallas, Texas, von einem Attentäter erschossen.
Ein halbes Jahr später entkam sein Bruder Edward bei
einem Flugzeugabsturz - immer wieder Flugzeuge! -
nur ganz knapp dem Tod, und vier Jahre später, im Juni
1968, wurde sein Bruder Robert in Los Angeles Opfer
eines Attentats. Edward verursachte 1969 einen schweren
Autounfall, bei dem die Wahlkampfhelferin Mary
Jo Kopechne starb; er selbst kam dabei ein zweites Mal
nur knapp mit dem Leben davon. Und so ging es weiter.
Edwards Sohn verlor wegen Krebs ein Bein, die Freundin
von Roberts Sohn Joe erlitt bei einem Unfall eine
Querschnittslähmung, und dessen Bruder David starb
an einer Überdosis Drogen.
Was für ein schrecklich hoher Preis für Ruhm und
Ehre.
»Der Blick in die Zukunft ist ein Blick
in die Gegenwart von morgen.«
Peter von Krusenstern,
Künstler und Autor
1929
»Die Aktien haben offenbar ein dauerhaft hohes Niveau
erreicht.«
Irving Fisher (1867-1947),
US-amerikanischer Ökonom
Noch im Sommer 2007 und damit unmittelbar vor der
größten Wirtschafts- und Finanzkrise, die die Welt seit Anfang
des 20. Jahrhunderts erlebt hat, lockten Anlageberater
weltweit ihre Kunden mit blumigen Renditeversprechen
und stellten ihnen nicht nur hohe, sondern dazu noch angeblich
vollkommen risikolose Gewinne in Aussicht. Ein
solches Verhalten scheint für Banker und andere Finanzexperten
geradezu typisch zu sein, denn genauso handelten
viele von ihnen vor dem großen Börsencrash 1929.
Noch am 16. Oktober verkündete der berühmte Ökonom
Irving Fisher von der Universität Yale, der Aufschwung,
den die Aktienkurse in der Vergangenheit genommen
hätten, werde mit hoher Wahrscheinlichkeit anhalten, die
Wall Street werde nichts erleben, was auch nur im Entferntesten
mit einem Crash zu tun habe.
Die Wirklichkeit sah bekanntlich ganz anders aus:
Nur drei Tage nach dieser Prognose hatte der Dow-Jones-
Index 15 Prozent seines Wertes verloren, und noch einmal
fünf Tage später, am 24. Oktober 1929, erlebte die
Finanzwelt am berühmt-berüchtigten »Schwarzen Freitag
« (der eigentlich ein Donnerstag war) den bis dahin
folgenreichsten Börsencrash der Geschichte, bei dem
Professor Fisher selbst binnen weniger Tage sein gesamtes
Privatvermögen verlor. Zur Ehrenrettung der Banker
muss man allerdings anmerken, dass er dieses Schicksal
nicht deren obskuren Versprechungen, sondern seinem
eigenen krassen Fehlurteil zu verdanken hatte.
1932
»Es gibt nicht das geringste Anzeichen, dass wir jemals
Atomenergie entwickeln können.«
Albert Einstein (1879-1955),
deutscher Physiker und Vater der Relativitätstheorie
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wussten die Physiker
längst, dass Atome keinesfalls die kleinsten Bausteine
der Materie sind, sondern vielmehr aus einem Kern mit
umgebenden Elektronen bestehen. Und 1932 beschrieb
der Engländer James Chadwick den Kern seinerseits
als aus Protonen und Neutronen zusammengesetztes
Gebilde, das durch ungeheure Kräfte zusammengehalten
werde. In diesem Kern, auch das wusste man, war
praktisch die gesamte Masse des Atoms vereinigt, und
da nach Einsteins berühmter Formel E = mc2 Masse und
Energie gleichwertig sind, musste in ihm auch die gesamte
Energie stecken. Als man diese jedoch berechnete,
stellte man erschrocken fest, dass ein einziges Gramm
Materie theoretisch eine Energiemenge von 25 Millionen
Kilowattstunden, mithin die Verbrennungswärme von
250 Eisenbahnwaggons voller Steinkohle, enthält.
Den Physikern war darum klar, was für eine gigantische
Kraftquelle sich erschlösse, wenn es gelänge,
auch nur einen winzigen Bruchteil der im Atomkern
gespeicherten Energie nutzbar zu machen. Doch dazu
wäre es erforderlich, Atomkerne zu spalten, und das
hielten selbst die namhaftesten Wissenschaftler seinerzeit
für vollkommen unmöglich. So erklärte denn auch
der aus Neuseeland stammende Experimentalphysiker
Ernest Rutherford, der durch das von ihm entwickelte
Atommodell weltberühmt geworden war: »Die Energie,
die durch die Spaltung eines Atoms erzeugt wird, ist
völlig unerheblich.« Unterstützt wurde er in dieser Auffassung
unter anderem vom US-amerikanischen Chemie-
Nobelpreisträger Robert Mulliken, der bei einem
internationalen Kongress kategorisch verkündete: »Der
Mensch wird es nie schaffen, sich der Kraft des Atoms
zu bedienen.«
Tatsächlich sah es lange so aus, als sollten Rutherford
und Mulliken recht behalten, denn in den nächsten
15 Jahren gelang es niemandem, die dem Atomkern
innewohnende Energie auch nur ansatzweise nutzbar
zu machen. Es überrascht daher nicht, dass selbst Albert
Einstein, immerhin Vater der Relativitätstheorie und damit
der revolutionären Erkenntnis der Masse-Energie-
Äquivalenz, die weltweit tätigen Wissenschaftler noch
1932 mit dem oben zitierten Satz entmutigte: »Es gibt
nicht das geringste Anzeichen, dass wir jemals Atomenergie
entwickeln können.« Zwar gab es durchaus Experten,
die die Atomspaltung grundsätzlich für machbar
hielten, doch die erhofften sich davon bestenfalls eine
höchst bescheidene Energieausbeute und erklärten daher
wiederholt, sie hielten es für wenig sinnvoll, in dieser
Richtung weiterzuforschen. Besonders krass formulierte
das der gerade schon einmal zitierte und ansonsten
durchaus fortschrittsgläubige Ernest Rutherford im Jahr
1933: »Die Energie, die durch Atomzertrümmerung produziert
wird, ist eine armselige Sache. Jeder, der von der
Umwandlung dieser Atome eine Kraftquelle erwartet,
redet nur Blabla.«
Doch dann erlebten zwei Physiker exakt das Gegenteil
von dem, was sie erwartet hatten. Denn als Otto Hahn
und Fritz Straßmann 1938 mittels Neutronenbeschuss
ein künstliches Element mit einer höheren Masse als
Uran erzeugen wollten, erhielten sie zu ihrer maßlosen
Verblüffung ein Produkt, das keinesfalls schwerer, sondern
deutlich leichter war als der Ausgangsstoff, nämlich
Barium. Das konnte nichts anderes bedeuten, als
dass sie den Atomkern des Urans mit den darauf abgefeuerten
Neutronen nicht, wie beabsichtigt, vergrößert,
sondern vielmehr in kleinere Produkte zertrümmert
hatten. Und als sie diese wogen und feststellten, dass
sie insgesamt sogar noch ein wenig leichter waren als
der Ausgangsstoff Uran, war ihnen eines sofort klar: Die
bei der Umwandlung verlorengegangene Masse war zu
Energie geworden. Die reichte zwar höchstens aus, um
ein Sandkorn ein klein wenig von der Stelle zu bewegen,
aber es handelte sich ja auch nur um die Energie-
menge eines einzigen Urankerns. Wenn es gelänge, den
Vorgang zu potenzieren, indem man mit Hilfe der bei
der Spaltung frei werdenden Neutronen weitere Kerne
zertrümmerte und so eine Art Kettenreaktion in Gang
setzte, müsste dabei eine gigantische Kraft entstehen,
eine innerhalb einer millionstel Sekunde frei werdende
Energie, die um das Zigtausendfache größer und damit
zerstörerischer wäre als bei der Zündung jedweden
Sprengstoffs.
Die Nachricht von der ersten erfolgreichen Kernspaltung
verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die Labore
der Welt, aber die anfängliche Euphorie verebbte rasch,
als immer deutlicher wurde, wie ungeheuer schwierig,
wenn nicht gar unmöglich es sein würde, die erwähnte
Kettenreaktion tatsächlich in Gang zu setzen - und das
war nun einmal die Grundvoraussetzung für den Bau
einer Atombombe. Denn deren Entwicklung war für
Politiker und Militärs zu jener Zeit, als der Zweite Weltkrieg
unmittelbar bevorstand, absolut vorrangig - an
die zivile Nutzung der Atomkraft dachte seinerzeit noch
niemand. Auch nicht der britische Premierminister
Winston Churchill, der das Risiko, die Nazis könnten
eine solch verheerende Waffe bauen, für äußerst gering
hielt. Und wenig Durchblick verriet er, als er noch
1939, also im Jahr des Kriegsausbruchs, verkündete,
eine Atombombe hätte, falls sie wider Erwarten doch
irgendwann funktionieren sollte, allenfalls die Zerstörungskraft
der bis dahin bekannten Explosivstoffe: »Die
Atomenergie mag vielleicht so gut sein wie die uns
heute bekannten Sprengstoffe, aber es ist sehr unwahrscheinlich,
etwas sehr viel Gefährlicheres herstellen zu
können.«
Mit seiner Arglosigkeit sollte er auch lange Zeit recht
behalten. Denn während sich der verheerendste Krieg
aller Zeiten über die ganze Welt ausbreitete, waren zwar
vor allem in den USA Heerscharen von Wissenschaftlern
und Technikern fieberhaft bemüht, die Atomenergie zum
Bau einer Bombe mit nie gekannter Zerstörungskraft
zu nutzen, doch ihre Erfolge waren höchst bescheiden.
Noch 1943 war der weltberühmte Physiker Nicola Tesla,
der uns ja schon im Zusammenhang mit der Erfindung
des Radios begegnet ist, vollkommen überzeugt: »Atomenergie
lässt sich weder zivil noch militärisch nutzen.«
Und sogar noch knapp zwei Jahre später, Anfang 1945,
beteuerte der US-amerikanische Admiral William Leahy
gegenüber dem ungeduldig wartenden Präsidenten
Harry S. Truman: »Das ist der größte Unsinn, den wir
jemals unternommen haben. Die Bombe wird niemals
explodieren. Das sage ich als Bombenexperte.«
Welch verheerende Fehleinschätzung er sich damit
leistete, ist allgemein bekannt. Denn nur wenige Monate
später, im August desselben Jahres, fielen die ersten
Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima
und Nagasaki und töteten auf einen Schlag etwa 92 000
Menschen. In den folgenden Monaten starben weitere
130 000 Japaner an den unmittelbaren Folgen des Bombenabwurfs,
und viele, viele andere folgten ihnen noch
Jahre später in den Tod. Noch nie zuvor in der Geschichte
der Menschheit und auch nie wieder danach wurden
die Irrtümer angeblicher Experten so brutal widerlegt
wie die von Einstein, Tesla, Rutherford und Leahy.
»Dir kann passieren, was will, es gibt
immer einen, der es kommen sah.«
Fernandel, französischer Schauspieler
1932
»Ravels Boléro
betrachte ich als die unverschämteste
Monstrosität, die je in der Geschichte der Musik Einzug
gehalten hat.«
Edward Robinson,
US-amerikanischer Musikkritiker
Eines steht fest: Edward Robinson war bei weitem nicht
der einzige Musikkenner, der mit dem höchst eigenwilligen
Boléro von Maurice Ravel (1875-1937) nichts, aber
auch gar nichts anfangen konnte. Das erstaunt nicht einmal,
hatte doch der Komponist selbst zu dem 1928 uraufgeführten
Werk bekannt: »Ich habe nur ein einziges
Meisterwerk geschrieben, das ist der Boléro. Dummerweise
enthält er keine Musik.« Und als man ihm erzählte,
bei der Pariser Premiere sei eine Frau aufgesprungen,
habe auf ihn gedeutet und geschrien: »Der ist doch ver-
rückt!«, lächelte er und meinte, die Frau sei offenbar die
Einzige, die das Werk verstanden habe.
Doch gerade diese höchst ungewöhnliche, ursprünglich
als Ballettmusik geschriebene Komposition, in der
sich von Anfang bis Ende nur zwei Melodien, von unterschiedlichen
Instrumenten aufgegriffen, unablässig
wiederholen und dabei immer mehr an Lautstärke und
Eindringlichkeit zunehmen, sollte eines der populärsten
Musikstücke des 20. Jahrhunderts werden. Nach der
amerikanischen Premiere war Ravels Name denn auch
in aller Munde, der Boléro machte ihn bekannter als
all seine anderen in den vier Jahrzehnten zuvor komponierten
Werke zusammengenommen. Sechs Schall-
plattenaufnahmen erschienen fast gleichzeitig, und
schon bald gab es Bearbeitungen für Jazzbands sowie
für viele andere Instrumente, sogar für Soloharmonika.
Zusätzliche Popularität erhielt der Boléro als mystische
Untermalung erotischer Szenen im Spielfilm Zehn -
die Traumfrau mit Bo Derek sowie als Begleitmusik zur
Goldmedaillen-Kür des britischen Eistanzpaares Jane
Torvill und Christopher Dean bei den Olympischen
Winterspielen 1984 in Sarajevo. Mit Sicherheit hatten die
beiden sich ganz genau überlegt, warum sie nicht nach
Tschaikowskys melodiösen Ballettweisen oder einer lieblichen
Mozart-Serenade, sondern ausgerechnet nach der
»unverschämten Monstrosität« eines verrückten Franzosen
über das Eis wirbelten.
»Akzeptiere die Diagnose, aber
nicht die Prognose.«
Dr. Ebo Rau, deutscher Mediziner
Joseph Patrick Kennedy, Sohn irischer Einwanderer und
höchst erfolgreicher Aktienspekulant, war 41 Jahre alt,
als er diese, aus heutiger Sicht geradezu groteske Aussage
machte. Denn schon er selbst war alles andere als
unpolitisch, unterstützte er doch aktiv den Präsidentschafts-
Wahlkampf von Franklin D. Roosevelt, nach dessen
Sieg er zum Vorsitzenden der US-Börsenaufsichtsbehörde
ernannt wurde. Außerdem fungierte er von 1935
bis 1937 als Chef der United States Maritime Commission
(MARCOM) und ging von 1938 bis 1940 sogar als amerikanischer
Botschafter nach London.
Doch noch weit mehr als er selbst taten sich seine
Nachkommen in der Politik hervor. Insgesamt hatte er
mit seiner Ehefrau Rose Elizabeth neun Kinder, von denen
es Edward zum Senator von Massachusetts und Robert
gar zum amerikanischen Justizminister brachte. Die
imponierendste politische Karriere machte jedoch der
zweitälteste Sohn, John Fitzgerald, der bekanntermaßen
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde.
Sosehr der Name Kennedy seither mit Politik, Macht
und Ruhm verwoben ist, so steht er andererseits für
eine Serie grausamer Schicksalsschläge. 1941 misslang
bei Joseph P. Kennedys Tochter Rosemary eine Gehirn-
operation, woraufhin sie zeitlebens behindert blieb;
1944 starb ihr Bruder Joseph Patrick jr., als sein Flugzeug
über dem Atlantik explodierte; und vier Jahre
später wurde auch Schwester Kathleen Opfer eines
Flugzeugunglücks, diesmal über Frankreich. 1963 war
ein besonderes Schicksalsjahr: Zuerst starb im August
John F. Kennedys jüngster Sohn nur zwei Tage nach
seiner Geburt, und im November wurde der Präsident
selbst in Dallas, Texas, von einem Attentäter erschossen.
Ein halbes Jahr später entkam sein Bruder Edward bei
einem Flugzeugabsturz - immer wieder Flugzeuge! -
nur ganz knapp dem Tod, und vier Jahre später, im Juni
1968, wurde sein Bruder Robert in Los Angeles Opfer
eines Attentats. Edward verursachte 1969 einen schweren
Autounfall, bei dem die Wahlkampfhelferin Mary
Jo Kopechne starb; er selbst kam dabei ein zweites Mal
nur knapp mit dem Leben davon. Und so ging es weiter.
Edwards Sohn verlor wegen Krebs ein Bein, die Freundin
von Roberts Sohn Joe erlitt bei einem Unfall eine
Querschnittslähmung, und dessen Bruder David starb
an einer Überdosis Drogen.
Was für ein schrecklich hoher Preis für Ruhm und
Ehre.
»Der Blick in die Zukunft ist ein Blick
in die Gegenwart von morgen.«
Peter von Krusenstern,
Künstler und Autor
1929
»Die Aktien haben offenbar ein dauerhaft hohes Niveau
erreicht.«
Irving Fisher (1867-1947),
US-amerikanischer Ökonom
Noch im Sommer 2007 und damit unmittelbar vor der
größten Wirtschafts- und Finanzkrise, die die Welt seit Anfang
des 20. Jahrhunderts erlebt hat, lockten Anlageberater
weltweit ihre Kunden mit blumigen Renditeversprechen
und stellten ihnen nicht nur hohe, sondern dazu noch angeblich
vollkommen risikolose Gewinne in Aussicht. Ein
solches Verhalten scheint für Banker und andere Finanzexperten
geradezu typisch zu sein, denn genauso handelten
viele von ihnen vor dem großen Börsencrash 1929.
Noch am 16. Oktober verkündete der berühmte Ökonom
Irving Fisher von der Universität Yale, der Aufschwung,
den die Aktienkurse in der Vergangenheit genommen
hätten, werde mit hoher Wahrscheinlichkeit anhalten, die
Wall Street werde nichts erleben, was auch nur im Entferntesten
mit einem Crash zu tun habe.
Die Wirklichkeit sah bekanntlich ganz anders aus:
Nur drei Tage nach dieser Prognose hatte der Dow-Jones-
Index 15 Prozent seines Wertes verloren, und noch einmal
fünf Tage später, am 24. Oktober 1929, erlebte die
Finanzwelt am berühmt-berüchtigten »Schwarzen Freitag
« (der eigentlich ein Donnerstag war) den bis dahin
folgenreichsten Börsencrash der Geschichte, bei dem
Professor Fisher selbst binnen weniger Tage sein gesamtes
Privatvermögen verlor. Zur Ehrenrettung der Banker
muss man allerdings anmerken, dass er dieses Schicksal
nicht deren obskuren Versprechungen, sondern seinem
eigenen krassen Fehlurteil zu verdanken hatte.
1932
»Es gibt nicht das geringste Anzeichen, dass wir jemals
Atomenergie entwickeln können.«
Albert Einstein (1879-1955),
deutscher Physiker und Vater der Relativitätstheorie
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wussten die Physiker
längst, dass Atome keinesfalls die kleinsten Bausteine
der Materie sind, sondern vielmehr aus einem Kern mit
umgebenden Elektronen bestehen. Und 1932 beschrieb
der Engländer James Chadwick den Kern seinerseits
als aus Protonen und Neutronen zusammengesetztes
Gebilde, das durch ungeheure Kräfte zusammengehalten
werde. In diesem Kern, auch das wusste man, war
praktisch die gesamte Masse des Atoms vereinigt, und
da nach Einsteins berühmter Formel E = mc2 Masse und
Energie gleichwertig sind, musste in ihm auch die gesamte
Energie stecken. Als man diese jedoch berechnete,
stellte man erschrocken fest, dass ein einziges Gramm
Materie theoretisch eine Energiemenge von 25 Millionen
Kilowattstunden, mithin die Verbrennungswärme von
250 Eisenbahnwaggons voller Steinkohle, enthält.
Den Physikern war darum klar, was für eine gigantische
Kraftquelle sich erschlösse, wenn es gelänge,
auch nur einen winzigen Bruchteil der im Atomkern
gespeicherten Energie nutzbar zu machen. Doch dazu
wäre es erforderlich, Atomkerne zu spalten, und das
hielten selbst die namhaftesten Wissenschaftler seinerzeit
für vollkommen unmöglich. So erklärte denn auch
der aus Neuseeland stammende Experimentalphysiker
Ernest Rutherford, der durch das von ihm entwickelte
Atommodell weltberühmt geworden war: »Die Energie,
die durch die Spaltung eines Atoms erzeugt wird, ist
völlig unerheblich.« Unterstützt wurde er in dieser Auffassung
unter anderem vom US-amerikanischen Chemie-
Nobelpreisträger Robert Mulliken, der bei einem
internationalen Kongress kategorisch verkündete: »Der
Mensch wird es nie schaffen, sich der Kraft des Atoms
zu bedienen.«
Tatsächlich sah es lange so aus, als sollten Rutherford
und Mulliken recht behalten, denn in den nächsten
15 Jahren gelang es niemandem, die dem Atomkern
innewohnende Energie auch nur ansatzweise nutzbar
zu machen. Es überrascht daher nicht, dass selbst Albert
Einstein, immerhin Vater der Relativitätstheorie und damit
der revolutionären Erkenntnis der Masse-Energie-
Äquivalenz, die weltweit tätigen Wissenschaftler noch
1932 mit dem oben zitierten Satz entmutigte: »Es gibt
nicht das geringste Anzeichen, dass wir jemals Atomenergie
entwickeln können.« Zwar gab es durchaus Experten,
die die Atomspaltung grundsätzlich für machbar
hielten, doch die erhofften sich davon bestenfalls eine
höchst bescheidene Energieausbeute und erklärten daher
wiederholt, sie hielten es für wenig sinnvoll, in dieser
Richtung weiterzuforschen. Besonders krass formulierte
das der gerade schon einmal zitierte und ansonsten
durchaus fortschrittsgläubige Ernest Rutherford im Jahr
1933: »Die Energie, die durch Atomzertrümmerung produziert
wird, ist eine armselige Sache. Jeder, der von der
Umwandlung dieser Atome eine Kraftquelle erwartet,
redet nur Blabla.«
Doch dann erlebten zwei Physiker exakt das Gegenteil
von dem, was sie erwartet hatten. Denn als Otto Hahn
und Fritz Straßmann 1938 mittels Neutronenbeschuss
ein künstliches Element mit einer höheren Masse als
Uran erzeugen wollten, erhielten sie zu ihrer maßlosen
Verblüffung ein Produkt, das keinesfalls schwerer, sondern
deutlich leichter war als der Ausgangsstoff, nämlich
Barium. Das konnte nichts anderes bedeuten, als
dass sie den Atomkern des Urans mit den darauf abgefeuerten
Neutronen nicht, wie beabsichtigt, vergrößert,
sondern vielmehr in kleinere Produkte zertrümmert
hatten. Und als sie diese wogen und feststellten, dass
sie insgesamt sogar noch ein wenig leichter waren als
der Ausgangsstoff Uran, war ihnen eines sofort klar: Die
bei der Umwandlung verlorengegangene Masse war zu
Energie geworden. Die reichte zwar höchstens aus, um
ein Sandkorn ein klein wenig von der Stelle zu bewegen,
aber es handelte sich ja auch nur um die Energie-
menge eines einzigen Urankerns. Wenn es gelänge, den
Vorgang zu potenzieren, indem man mit Hilfe der bei
der Spaltung frei werdenden Neutronen weitere Kerne
zertrümmerte und so eine Art Kettenreaktion in Gang
setzte, müsste dabei eine gigantische Kraft entstehen,
eine innerhalb einer millionstel Sekunde frei werdende
Energie, die um das Zigtausendfache größer und damit
zerstörerischer wäre als bei der Zündung jedweden
Sprengstoffs.
Die Nachricht von der ersten erfolgreichen Kernspaltung
verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die Labore
der Welt, aber die anfängliche Euphorie verebbte rasch,
als immer deutlicher wurde, wie ungeheuer schwierig,
wenn nicht gar unmöglich es sein würde, die erwähnte
Kettenreaktion tatsächlich in Gang zu setzen - und das
war nun einmal die Grundvoraussetzung für den Bau
einer Atombombe. Denn deren Entwicklung war für
Politiker und Militärs zu jener Zeit, als der Zweite Weltkrieg
unmittelbar bevorstand, absolut vorrangig - an
die zivile Nutzung der Atomkraft dachte seinerzeit noch
niemand. Auch nicht der britische Premierminister
Winston Churchill, der das Risiko, die Nazis könnten
eine solch verheerende Waffe bauen, für äußerst gering
hielt. Und wenig Durchblick verriet er, als er noch
1939, also im Jahr des Kriegsausbruchs, verkündete,
eine Atombombe hätte, falls sie wider Erwarten doch
irgendwann funktionieren sollte, allenfalls die Zerstörungskraft
der bis dahin bekannten Explosivstoffe: »Die
Atomenergie mag vielleicht so gut sein wie die uns
heute bekannten Sprengstoffe, aber es ist sehr unwahrscheinlich,
etwas sehr viel Gefährlicheres herstellen zu
können.«
Mit seiner Arglosigkeit sollte er auch lange Zeit recht
behalten. Denn während sich der verheerendste Krieg
aller Zeiten über die ganze Welt ausbreitete, waren zwar
vor allem in den USA Heerscharen von Wissenschaftlern
und Technikern fieberhaft bemüht, die Atomenergie zum
Bau einer Bombe mit nie gekannter Zerstörungskraft
zu nutzen, doch ihre Erfolge waren höchst bescheiden.
Noch 1943 war der weltberühmte Physiker Nicola Tesla,
der uns ja schon im Zusammenhang mit der Erfindung
des Radios begegnet ist, vollkommen überzeugt: »Atomenergie
lässt sich weder zivil noch militärisch nutzen.«
Und sogar noch knapp zwei Jahre später, Anfang 1945,
beteuerte der US-amerikanische Admiral William Leahy
gegenüber dem ungeduldig wartenden Präsidenten
Harry S. Truman: »Das ist der größte Unsinn, den wir
jemals unternommen haben. Die Bombe wird niemals
explodieren. Das sage ich als Bombenexperte.«
Welch verheerende Fehleinschätzung er sich damit
leistete, ist allgemein bekannt. Denn nur wenige Monate
später, im August desselben Jahres, fielen die ersten
Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima
und Nagasaki und töteten auf einen Schlag etwa 92 000
Menschen. In den folgenden Monaten starben weitere
130 000 Japaner an den unmittelbaren Folgen des Bombenabwurfs,
und viele, viele andere folgten ihnen noch
Jahre später in den Tod. Noch nie zuvor in der Geschichte
der Menschheit und auch nie wieder danach wurden
die Irrtümer angeblicher Experten so brutal widerlegt
wie die von Einstein, Tesla, Rutherford und Leahy.
»Dir kann passieren, was will, es gibt
immer einen, der es kommen sah.«
Fernandel, französischer Schauspieler
1932
»Ravels Boléro
betrachte ich als die unverschämteste
Monstrosität, die je in der Geschichte der Musik Einzug
gehalten hat.«
Edward Robinson,
US-amerikanischer Musikkritiker
Eines steht fest: Edward Robinson war bei weitem nicht
der einzige Musikkenner, der mit dem höchst eigenwilligen
Boléro von Maurice Ravel (1875-1937) nichts, aber
auch gar nichts anfangen konnte. Das erstaunt nicht einmal,
hatte doch der Komponist selbst zu dem 1928 uraufgeführten
Werk bekannt: »Ich habe nur ein einziges
Meisterwerk geschrieben, das ist der Boléro. Dummerweise
enthält er keine Musik.« Und als man ihm erzählte,
bei der Pariser Premiere sei eine Frau aufgesprungen,
habe auf ihn gedeutet und geschrien: »Der ist doch ver-
rückt!«, lächelte er und meinte, die Frau sei offenbar die
Einzige, die das Werk verstanden habe.
Doch gerade diese höchst ungewöhnliche, ursprünglich
als Ballettmusik geschriebene Komposition, in der
sich von Anfang bis Ende nur zwei Melodien, von unterschiedlichen
Instrumenten aufgegriffen, unablässig
wiederholen und dabei immer mehr an Lautstärke und
Eindringlichkeit zunehmen, sollte eines der populärsten
Musikstücke des 20. Jahrhunderts werden. Nach der
amerikanischen Premiere war Ravels Name denn auch
in aller Munde, der Boléro machte ihn bekannter als
all seine anderen in den vier Jahrzehnten zuvor komponierten
Werke zusammengenommen. Sechs Schall-
plattenaufnahmen erschienen fast gleichzeitig, und
schon bald gab es Bearbeitungen für Jazzbands sowie
für viele andere Instrumente, sogar für Soloharmonika.
Zusätzliche Popularität erhielt der Boléro als mystische
Untermalung erotischer Szenen im Spielfilm Zehn -
die Traumfrau mit Bo Derek sowie als Begleitmusik zur
Goldmedaillen-Kür des britischen Eistanzpaares Jane
Torvill und Christopher Dean bei den Olympischen
Winterspielen 1984 in Sarajevo. Mit Sicherheit hatten die
beiden sich ganz genau überlegt, warum sie nicht nach
Tschaikowskys melodiösen Ballettweisen oder einer lieblichen
Mozart-Serenade, sondern ausgerechnet nach der
»unverschämten Monstrosität« eines verrückten Franzosen
über das Eis wirbelten.
»Akzeptiere die Diagnose, aber
nicht die Prognose.«
Dr. Ebo Rau, deutscher Mediziner
... weniger
Autoren-Porträt von Jürgen Brater
Jürgen Brater, geb. 1948, schloss sein Studium der Medizin und Zahnmedizin mit der Promotion ab und praktizierte bis 1996 in eigener Niederlassung. Seitdem ist er als Seminarleiter in der Aus- und Weiterbildung medizinischer Fachkräfte sowie als Fachautor tätig und schreibt unter anderem populäre medizinische Bücher. Jürgen Brater lebt im baden-württembergischen Aalen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jürgen Brater
- 2011, 298 Seiten, Maße: 12,1 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548373860
- ISBN-13: 9783548373867
Rezension zu „Keine Ahnung, aber davon viel “
»Diese Irrtümer lesen sich sehr, sehr nett.« STERN, 25.08.11 »Liest sich flockig weg und lädt zum Blättern ein.« RP-ONLINE.de, 10.10.11
Kommentar zu "Keine Ahnung, aber davon viel"
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