Landliebe gesucht
Roman. Deutsche Erstausgabe
Lena, Marie und Asa haben alle ihr Päckchen zu tragen. Lena ist gestresst von Haushalt und drei Kindern, Marie hat zwar ihre Stockholmer Bar, ist ansonsten aber einsam und Asa versucht vergeblich, ein Kind zu bekommen. Als der Vater der drei stirbt,...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch
7.95 €
Produktdetails
Produktinformationen zu „Landliebe gesucht “
Lena, Marie und Asa haben alle ihr Päckchen zu tragen. Lena ist gestresst von Haushalt und drei Kindern, Marie hat zwar ihre Stockholmer Bar, ist ansonsten aber einsam und Asa versucht vergeblich, ein Kind zu bekommen. Als der Vater der drei stirbt, steht ihre Mutter alleine mit Bauernhof und 200 Kühen da. Und das Leben der Schwestern ändert sich schlagartig.
Klappentext zu „Landliebe gesucht “
Lenas Alltag ist mehr als nervig mit einem Mann, der nie zu Hause ist, vier Kindern und jeder Menge Haustiere. Der einzige Lichtblick ist Conny, der einmal wöchentlich mit seinem Eisauto vorbeikommt Lenas ältere Schwester, die coole Marie, leitet eine Stockholmer Bar, doch ihr sonstiges Leben ist abgesehen von ihrem getreuen Rottweiler Otto ziemlich leer. Und auch Åsa, die dritte im Bunde, ist unglücklich: Das ersehnte Kind will sich einfach nicht einstellen. Als der Vater von Lena, Maria und Åsa überraschend stirbt und ihre Mutter mit dem Bauernhof und zweihundert Kühen alleine dasteht, ändert sich das Leben der drei von einem Tag auf den anderen Mit viel Humor und Herz erzählt Emma Hamberg in ihrem wunderbaren neuen Roman von Liebe, Eifersucht, Leidenschaft und von der großen Kraft der Familienbande.
Lese-Probe zu „Landliebe gesucht “
Landliebe gesucht von Emma Hamberg 1»Was schaut ihr euch denn da an?«
»Weiß nicht. Da war eben so ein Monster – guck mal, da ist es, mit Blut in den Augen. Und das Monster frisst bestimmt kleine Kinder, glaub ich jedenfalls ... «
»Nee, stimmt nicht. Es jagt die bloß, weil es diesen Glitzerdiamanten will. Der Glitzerdiamant hat erst tief unten auf dem Meeresgrund gelegen, und dann ... « »Sei still! Ich versteh nichts! Mama, ich hab Hunger!«
Mama Lena ist gerade aufgewacht. Es ist fünf nach neun an einem Samstagmorgen, und sie ist gerade aufgewacht. Eine Sensation! Und, Moment mal ... ja, ausgeschlafen ist sie auch! Gepriesen seien die ganzen Kabelkanäle mit ihrem morgendlichen Kinderprogramm! Dass die Kids irgendwelche rotäugigen Monster anglotzen, ist Nebensache, wenn man dafür ausnahmsweise mal ausschlafen kann. Außerdem werden die schon kein Trauma davontragen, wenn sie mal so einen etwas fieseren Zeichentrickfilm sehen, da wird ja von den Psychologen gern mal übertrieben. Normale Kinder kapieren doch, dass das alles nicht echt ist. Mütter dagegen, die nicht schlafen dürfen, die können zu rotäugigen Monstern werden und bei ihren Kindern einen bleibenden Schaden anrichten!
Lena betrachtet ihre drei jüngsten Kinder: Hampus, der morgen drei Jahre alt wird, Vilda, die gerade eingeschult worden ist, und Engla, die glaubt, sie sei gerade eingeschult worden, obwohl sie noch ein Jahr Kindergarten vor sich hat. Sie muss sie jetzt ein wenig knuddeln.
... mehr
Wie sie dasitzen, in ihren Schlafanzügen, eng beisammen unter einer Decke, und fernsehen – so sind sie ihr am liebsten. Ruhig, freundlich und still. Pfui, so etwas darf man doch nicht denken. Aber Lena tut es. Der Fernseher ist ungefähr tausendmal besser darin, ihre Kids ruhigzustellen, als sie selbst.
Lena schnuppert an ihnen. Riecht an Hampus’ feuchter Nackengrube, reibt die Nase an Englas immer noch babyweiche Wangen und küsst Vildas ernste Stirn. Bei der Namensvergabe ist irgendwas schiefgelaufen. Vilda ist ein Kind völlig ohne Wildheit. Das man aus dem Haus zerren muss, auch wenn draußen dreißig Grad sind und das Meer vor der Tür wartet. Das nie im Türrahmen hochklettert oder beim Mittagessen lachend einen Rülpser loslässt. Auf Engla hingegen hätte der Name Vilda viel besser gepasst.
Aber dazu ist es nun zu spät.
»Pass auf, du trittst auf Skutt!«
Verdammt. Haben sie wieder die Kaninchen ins Haus geholt? Und wo ist eigentlich Vincent?
»Warum habt ihr die Kaninchen reingeholt?«
»Die waren so schrecklich einsam. Nina hat echt geweint. Ohne Tränen.«
Lena sieht aus dem Fenster. Der Kaninchenstall ist leer. Das bedeutet fünf Kaninchen im Haus. Und liegt da draußen im Gemüsebeet nicht Vincent, der Bernhardiner? Okay. Nun heißt es aufpassen, dass man nicht in Kaninchenköttel tritt. Wo ist eigentlich Robert, wollte der heute nicht zu Hause sein?
»Wo ist Papa?« Lena sieht ihre Kinder an.
»Der ist auf der Tankstelle. Irgendwer hatte einen schmutzigen Laster. Hunger!«
Diese ganzen verdammten Lastwagen! Roberts Firma ist nicht Roberts Firma, sondern Roberts Familie. Wir hier zu Hause sind Roberts Firma. Oder nein, wir sind nicht Roberts Firma. Wir sind Roberts ... Roberts Schwarzarbeiter aus Polen. Unterbezahlt, unsichtbar, ohne jede gewerkschaftlichen Rechte, und wir müssen auch noch dankbar sein. Klar,
natürlich macht Robert das alles, damit wir uns so viele Kinder leisten können, und dazu noch das Haus und die Tiere. Aber ich muss trotzdem noch arbeiten. Jedes zweite Wochenende im Laden an der Kasse, manchmal springe ich in der Kindertagesstätte ein, ab und zu in der Schulküche. Und dann die Arbeit mit all den Kindern und den Tieren, die Schmutzwäsche, das Geschirr in die Spülmaschine räumen, die getrocknete Wäsche zusammenlegen, das Geschirr in den Schrank zurückstellen, den ganzen Kleinkram aufsammeln und sortieren ... Verdammte Scheiße, was ist das?
Kaninchenköttel. Fünf Stück, jetzt ziemlich platt, unter ihrem Fuß. Lena flucht leise und kratzt ihren Fuß an der Kante des Mülleimers ab, etwas eingetrocknete Spaghetti und ein Stück Salat klebten offenbar auch noch an der Fußsohle. Sie leert die Fressnäpfe der Katzen und des Bernhardiners, füllt frisches Trockenfutter und Wasser nach und streichelt die Kaninchen, die vorbeihoppeln.
Dann stellt sie Leberpastete, Gurken, Milch und Cornflakes auf den Tisch. Verdammt, das Brot ist alle. Zwei kleine Kanten sind noch da. Lena nimmt die Mini- Pfefferkuchenformen und drückt sie in die verbliebenen Brotstücke, sodass kleine Brotherzen daraus werden. Vielleicht kann das darüber hinwegtäuschen, dass es kein Brot mehr gibt. Eine mütterliche List!
Lena ist schon lange Mutter. Siebzehn Jahre. Seit sie selbst siebzehn war. Jetzt ist sie vierunddreißig.
Josefine war nicht wirklich geplant. Obwohl ...
Lena war immer schon klar, dass sie viele Kinder haben würde. Und früh mit dem Kinderkriegen anfangen würde. Worauf sollte sie warten?
Rille und sie waren verliebt. Richtig doll verliebt. Sechzehn Jahre alt und so verliebt, dass man nicht nachdenkt. Man hat einfach Sex. Und wenn diese Sechzehnjährigen mal »denken«, dann »denken« sie, wenn es ein Kind gibt, dann soll das wohl so sein. Und dann stellen sie sich dieses kleine Kind vor. Aber ihre Phantasien beschränken sich natürlich auf die schönen Stunden. Die weichen, speckigen Beinchen. Die warmen Decken, in die sie das Baby hüllen werden. Die Liebe. Die sich ausbreitet und neues Leben schafft. Der Höhepunkt der Romantik.
Und es gab ein Kind. Natürlich. Zwei frisch erblühte Jugendliche mit gesunden Körpern, die immer und überall miteinander schlafen, da bilden sich leicht neue kleine Keime, die zu wachsen beginnen. Aber als das kleine Mädchen schließlich kam, da war Rille längst weg. Die innige Liebe auch. Aber Lena war noch da. Und das kleine Mädchen.
Josefine war nicht geplant. Aber sie wurde für Lena zum Lebenssinn.
Lena zog mit Josefine in eines der kleinen Häuschen auf dem Hof ihrer Eltern. Mama und Papa wohnten fünfundzwanzig Meter entfernt im Haupthaus. Josefine und Lena waren immer zusammen. Wenn Lena die Kühe molk, hatte sie Josefine im Tragetuch vor dem Bauch. Wenn sie ausmistete, saß ihre Tochter im Kinderwagen und schaute zu. Manchmal krabbelte sie in einer der Boxen für die Kühe herum, ein sehr praktischer Laufstall. Genau wie Lena, als sie klein war. Sogar in derselben Box.
Frühstück, Mittag und Abendessen im Haupthaus des Hofs Solvändan. Mama, Papa, Josefine und Lena. Alle zusammen. Lena musste für Essen oder Wohnen nichts bezahlen. Das wurde nicht einmal in Erwägung gezogen. Dass man auf dem Hof mithalf, gehörte dazu. Wie immer. Aber das war sie gewohnt. Nicht nur ihre Aufgaben zu erledigen, sondern auch die der Schwestern, da machte ein kleines Baby mehr oder weniger keinen Unterschied. Ausmisten musste man sowieso.
Und jetzt muss sie dringend die Kaninchenköttel aus der Küche schaffen. Aus der Küche in ihrem und Roberts Haus in Braby. Dreißig Kilometer vom heimatlichen Hof Solvändan entfernt. Keine Kühe. Aber Kaninchen, Hunde, Katzen und ein Meerschweinchen.
So, das Frühstück steht auf dem Tisch, oder, na ja, immerhin etwas, das aussieht wie Frühstück. Jetzt ist es halb zehn, soll sie es wagen, Josefine zu wecken? Nein, besser nicht. Aber die kann doch nicht den ganzen Tag schlafen. Obwohl, doch, das kann sie ...
Aus der oberen Etage ist ein Brüllen zu hören. Offenbar ist Josefine von selbst aufgewacht.
»Verdammt noch mal, wer hat die Kaninchen in mein Zimmer gelassen? Mamaaa!« Josefines Stimme dröhnt durchs Haus. Jetzt poltert sie die Treppe herunter.
Stellt sich zitternd vor Wut in die Küche, in nichts als Unterhose und einem kleinen, kurzen Nachthemd mit Snoopy-Aufdruck. Lena kann sich nicht satt sehen an ihrem Körper. Dass ihr kleines Mädchen einen Frauenkörper bekommen hat. Breite Hüften, Busen, kleiner runder Bauch, Taille. So schön. So perfekt.
»Verdammt, ey! Tausendmal hab ich schon gesagt, dass ich die Scheißkaninchen nicht in meinem Zimmer haben will, die kacken doch überallhin! Und jetzt haben sie auch noch in meine Sporttasche gemacht! Und weißt du was, heute Nachmittag hab ich Handball, und ich werde auf gar keinen Fall in irgendwelchen verkackten Sachen Handball spielen. Englaaa!«
»Jossi, warte kurz. Stör die Kleinen jetzt nicht, die sehen gerade fern. Immer mit der Ruhe – ich werde die Sportsachen noch waschen. Und ich werde mit den Kleinen über die Kaninchen reden und ... «
»Das habe ich alles schon mal gehört.«
»Ja, aber ich rede wirklich mit ihnen. Ich wechsle das Schloss vom Kaninchenstall aus. Und dann habe nur ich den Schlüssel dazu. Jossi ... ?«
»Aber die Sportsachen müssen echt bis zwei Uhr sauber und trocken sein. Ich sterbe lieber, als in schmutzigen Klamotten Handball zu spielen.«
»Natürlich, Schätzchen, möchtest du frühstücken?«
»Gibt es etwa kein Brot, oder was?«
»Doch, Herzbrot ... «
»Du kannst doch nicht vier Kinder haben und vergessen, Brot zu kaufen. Das gibt’s ja nicht! Ich geh wieder ins Bett.«
»Tu das, Liebling, und leg die Sportsachen vor die Tür, ich hol sie mir dann.«
So. Das war erste Ausbruch des Tages. Ziemlich harmlos eigentlich. Zeit für die erste Fütterung der Raubtierjungen.»Kinder, Früüühstück!«
© Piper Verlag
Übersetzung: Susanne Dahmann
Lena schnuppert an ihnen. Riecht an Hampus’ feuchter Nackengrube, reibt die Nase an Englas immer noch babyweiche Wangen und küsst Vildas ernste Stirn. Bei der Namensvergabe ist irgendwas schiefgelaufen. Vilda ist ein Kind völlig ohne Wildheit. Das man aus dem Haus zerren muss, auch wenn draußen dreißig Grad sind und das Meer vor der Tür wartet. Das nie im Türrahmen hochklettert oder beim Mittagessen lachend einen Rülpser loslässt. Auf Engla hingegen hätte der Name Vilda viel besser gepasst.
Aber dazu ist es nun zu spät.
»Pass auf, du trittst auf Skutt!«
Verdammt. Haben sie wieder die Kaninchen ins Haus geholt? Und wo ist eigentlich Vincent?
»Warum habt ihr die Kaninchen reingeholt?«
»Die waren so schrecklich einsam. Nina hat echt geweint. Ohne Tränen.«
Lena sieht aus dem Fenster. Der Kaninchenstall ist leer. Das bedeutet fünf Kaninchen im Haus. Und liegt da draußen im Gemüsebeet nicht Vincent, der Bernhardiner? Okay. Nun heißt es aufpassen, dass man nicht in Kaninchenköttel tritt. Wo ist eigentlich Robert, wollte der heute nicht zu Hause sein?
»Wo ist Papa?« Lena sieht ihre Kinder an.
»Der ist auf der Tankstelle. Irgendwer hatte einen schmutzigen Laster. Hunger!«
Diese ganzen verdammten Lastwagen! Roberts Firma ist nicht Roberts Firma, sondern Roberts Familie. Wir hier zu Hause sind Roberts Firma. Oder nein, wir sind nicht Roberts Firma. Wir sind Roberts ... Roberts Schwarzarbeiter aus Polen. Unterbezahlt, unsichtbar, ohne jede gewerkschaftlichen Rechte, und wir müssen auch noch dankbar sein. Klar,
natürlich macht Robert das alles, damit wir uns so viele Kinder leisten können, und dazu noch das Haus und die Tiere. Aber ich muss trotzdem noch arbeiten. Jedes zweite Wochenende im Laden an der Kasse, manchmal springe ich in der Kindertagesstätte ein, ab und zu in der Schulküche. Und dann die Arbeit mit all den Kindern und den Tieren, die Schmutzwäsche, das Geschirr in die Spülmaschine räumen, die getrocknete Wäsche zusammenlegen, das Geschirr in den Schrank zurückstellen, den ganzen Kleinkram aufsammeln und sortieren ... Verdammte Scheiße, was ist das?
Kaninchenköttel. Fünf Stück, jetzt ziemlich platt, unter ihrem Fuß. Lena flucht leise und kratzt ihren Fuß an der Kante des Mülleimers ab, etwas eingetrocknete Spaghetti und ein Stück Salat klebten offenbar auch noch an der Fußsohle. Sie leert die Fressnäpfe der Katzen und des Bernhardiners, füllt frisches Trockenfutter und Wasser nach und streichelt die Kaninchen, die vorbeihoppeln.
Dann stellt sie Leberpastete, Gurken, Milch und Cornflakes auf den Tisch. Verdammt, das Brot ist alle. Zwei kleine Kanten sind noch da. Lena nimmt die Mini- Pfefferkuchenformen und drückt sie in die verbliebenen Brotstücke, sodass kleine Brotherzen daraus werden. Vielleicht kann das darüber hinwegtäuschen, dass es kein Brot mehr gibt. Eine mütterliche List!
Lena ist schon lange Mutter. Siebzehn Jahre. Seit sie selbst siebzehn war. Jetzt ist sie vierunddreißig.
Josefine war nicht wirklich geplant. Obwohl ...
Lena war immer schon klar, dass sie viele Kinder haben würde. Und früh mit dem Kinderkriegen anfangen würde. Worauf sollte sie warten?
Rille und sie waren verliebt. Richtig doll verliebt. Sechzehn Jahre alt und so verliebt, dass man nicht nachdenkt. Man hat einfach Sex. Und wenn diese Sechzehnjährigen mal »denken«, dann »denken« sie, wenn es ein Kind gibt, dann soll das wohl so sein. Und dann stellen sie sich dieses kleine Kind vor. Aber ihre Phantasien beschränken sich natürlich auf die schönen Stunden. Die weichen, speckigen Beinchen. Die warmen Decken, in die sie das Baby hüllen werden. Die Liebe. Die sich ausbreitet und neues Leben schafft. Der Höhepunkt der Romantik.
Und es gab ein Kind. Natürlich. Zwei frisch erblühte Jugendliche mit gesunden Körpern, die immer und überall miteinander schlafen, da bilden sich leicht neue kleine Keime, die zu wachsen beginnen. Aber als das kleine Mädchen schließlich kam, da war Rille längst weg. Die innige Liebe auch. Aber Lena war noch da. Und das kleine Mädchen.
Josefine war nicht geplant. Aber sie wurde für Lena zum Lebenssinn.
Lena zog mit Josefine in eines der kleinen Häuschen auf dem Hof ihrer Eltern. Mama und Papa wohnten fünfundzwanzig Meter entfernt im Haupthaus. Josefine und Lena waren immer zusammen. Wenn Lena die Kühe molk, hatte sie Josefine im Tragetuch vor dem Bauch. Wenn sie ausmistete, saß ihre Tochter im Kinderwagen und schaute zu. Manchmal krabbelte sie in einer der Boxen für die Kühe herum, ein sehr praktischer Laufstall. Genau wie Lena, als sie klein war. Sogar in derselben Box.
Frühstück, Mittag und Abendessen im Haupthaus des Hofs Solvändan. Mama, Papa, Josefine und Lena. Alle zusammen. Lena musste für Essen oder Wohnen nichts bezahlen. Das wurde nicht einmal in Erwägung gezogen. Dass man auf dem Hof mithalf, gehörte dazu. Wie immer. Aber das war sie gewohnt. Nicht nur ihre Aufgaben zu erledigen, sondern auch die der Schwestern, da machte ein kleines Baby mehr oder weniger keinen Unterschied. Ausmisten musste man sowieso.
Und jetzt muss sie dringend die Kaninchenköttel aus der Küche schaffen. Aus der Küche in ihrem und Roberts Haus in Braby. Dreißig Kilometer vom heimatlichen Hof Solvändan entfernt. Keine Kühe. Aber Kaninchen, Hunde, Katzen und ein Meerschweinchen.
So, das Frühstück steht auf dem Tisch, oder, na ja, immerhin etwas, das aussieht wie Frühstück. Jetzt ist es halb zehn, soll sie es wagen, Josefine zu wecken? Nein, besser nicht. Aber die kann doch nicht den ganzen Tag schlafen. Obwohl, doch, das kann sie ...
Aus der oberen Etage ist ein Brüllen zu hören. Offenbar ist Josefine von selbst aufgewacht.
»Verdammt noch mal, wer hat die Kaninchen in mein Zimmer gelassen? Mamaaa!« Josefines Stimme dröhnt durchs Haus. Jetzt poltert sie die Treppe herunter.
Stellt sich zitternd vor Wut in die Küche, in nichts als Unterhose und einem kleinen, kurzen Nachthemd mit Snoopy-Aufdruck. Lena kann sich nicht satt sehen an ihrem Körper. Dass ihr kleines Mädchen einen Frauenkörper bekommen hat. Breite Hüften, Busen, kleiner runder Bauch, Taille. So schön. So perfekt.
»Verdammt, ey! Tausendmal hab ich schon gesagt, dass ich die Scheißkaninchen nicht in meinem Zimmer haben will, die kacken doch überallhin! Und jetzt haben sie auch noch in meine Sporttasche gemacht! Und weißt du was, heute Nachmittag hab ich Handball, und ich werde auf gar keinen Fall in irgendwelchen verkackten Sachen Handball spielen. Englaaa!«
»Jossi, warte kurz. Stör die Kleinen jetzt nicht, die sehen gerade fern. Immer mit der Ruhe – ich werde die Sportsachen noch waschen. Und ich werde mit den Kleinen über die Kaninchen reden und ... «
»Das habe ich alles schon mal gehört.«
»Ja, aber ich rede wirklich mit ihnen. Ich wechsle das Schloss vom Kaninchenstall aus. Und dann habe nur ich den Schlüssel dazu. Jossi ... ?«
»Aber die Sportsachen müssen echt bis zwei Uhr sauber und trocken sein. Ich sterbe lieber, als in schmutzigen Klamotten Handball zu spielen.«
»Natürlich, Schätzchen, möchtest du frühstücken?«
»Gibt es etwa kein Brot, oder was?«
»Doch, Herzbrot ... «
»Du kannst doch nicht vier Kinder haben und vergessen, Brot zu kaufen. Das gibt’s ja nicht! Ich geh wieder ins Bett.«
»Tu das, Liebling, und leg die Sportsachen vor die Tür, ich hol sie mir dann.«
So. Das war erste Ausbruch des Tages. Ziemlich harmlos eigentlich. Zeit für die erste Fütterung der Raubtierjungen.»Kinder, Früüühstück!«
© Piper Verlag
Übersetzung: Susanne Dahmann
... weniger
Autoren-Porträt von Emma Hamberg
Emma Hamberg, geboren 1971 im schwedischen Vänersborg, hat mehrere Kinder- und Jugendbücher geschrieben sowie als Comiczeichnerin und für Rundfunk und Fernsehen gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Töchtern in einem Vorort von Stockholm. Nach »Immer dieser Zirkus mit den Männern« wurde auch ihr Roman, »Landliebe gesucht«, zu einem überragenden Erfolg
Bibliographische Angaben
- Autor: Emma Hamberg
- 2008, 348 Seiten, Maße: 11,8 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Schwed. v. Susanne Dahmann
- Übersetzer: Susanne Dahmann
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492262791
- ISBN-13: 9783492262798
Rezension zu „Landliebe gesucht “
»Richtig gute Unterhaltung!« Skånska Dagbladet
Kommentare zu "Landliebe gesucht"
0 Gebrauchte Artikel zu „Landliebe gesucht“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
3.5 von 5 Sternen
5 Sterne 0Schreiben Sie einen Kommentar zu "Landliebe gesucht".
Kommentar verfassen