Lieben
Die Liebe ist Geschmackssache: Manche mögen es süß, andere scharf, und manche sind sowieso immer sauer.
Irene Dische hat 25 wunderbare Erzählungen geschrieben - mal traurig, mal mit Happy End: über ein glückliches Paar, das auseinandergerissen...
Die Liebe ist Geschmackssache: Manche mögen es süß, andere scharf, und manche sind sowieso immer sauer.
Irene Dische hat 25 wunderbare Erzählungen geschrieben - mal traurig, mal mit Happy End: über ein glückliches Paar, das auseinandergerissen wird, eine einsame Witwe, einen selbstverliebten Schönling u.a.
Da ist ein glücklich verheiratetes Ehepaar, das vorzeitig auseinandergerissen wird, doch im Himmel lebt ihre Beziehung weiter. Dort angekommen ist auch eine alte trauernde Witwe, die ihren verstorbenen Ehemann schmerzlich vermisst und ihr Geld verschenken will, aber von niemandem ernst genommen wird. Im Fegefeuer hingegen schmort die Beziehung eines Paares, das sich gegenseitig zu Tode langweilt und dennoch nichts daran ändert. Und dann gibt es den selbstverliebten Schönling in Gesellschaft gleich mehrerer Frauen: Die Liebelei mit seinem Spiegelbild lässt ihn einsam und allein durch die Hölle irren. All diesen Geschichten liegen wahre Begegnungen und Begebenheiten zugrunde. Irene Dische hat daraus kunstvoll ein Hohelied der Liebe komponiert.
Das Hohelied 2, 3
Liebe ist Geschmackssache. Manche Menschen mögen's süß, manche scharf, und andere sind sowieso immer sauer. Irene Dische hat 25 Liebesgeschichten geschrieben und in drei Kapitel unterteilt: Himmel, Fegefeuer, Hölle. Sie enden traurig oder sie gehen glücklich aus - doch überraschen tun sie alle.
Da ist ein glücklich verheiratetes Ehepaar, das vorzeitig auseinandergerissen wird, doch im Himmel lebt ihre Beziehung weiter. Dort angekommen ist auch eine alte trauernde Witwe, die ihren verstorbenen Ehemann schmerzlich vermisst und ihr Geld verschenken will, aber von niemandem ernst genommen wird. Im Fegefeuer hingegen schmort die Beziehung eines Paares, das sich gegenseitig zu Tode langweilt und dennoch nichts daran ändert. Und dann gibt es den selbstverliebten Schönling in Gesellschaft gleich mehrerer Frauen: Die Liebelei mit seinem Spiegelbild lässt ihn einsam und allein durch die Hölle irren.All diesen Geschichten liegen wahre Begegnungen und Begebenheiten zugrunde. Irene Dische hat daraus kunstvoll ein Hohelied der Liebe komponiert.
Lieben von Irene Dische
LESEPROBE
Romeo und Julia
Niemand hinderte Romeo und Julia amHeiraten. Im Gegenteil, alle freuten sich. Romeo war schon achtundzwanzig undJulia achtzehn. In Romeos Frankfurter Wohnung wurde mit den Verwandten, die ausNürnberg und Teheran angereist waren, ausgelassen gefeiert, dann folgten dieHochzeitsnacht und noch einige Nächte mehr. Romeo und Julia waren zufrieden mitdem Lauf der Welt. Nur die Augenblicke, in denen sie getrennt waren, missfielenihnen sehr. Wenn Julia nicht in Reichweite war, wurde Romeo von Visionenheimgesucht. Er sah Julia vor sich, ein zierliches Mädchen mit schwerem,schwarz schimmerndem Haar, »wie Lava« (Romeo), und seine Hände halluzinierten,wie sich ihre Haut anfühlte, diese »scheinbar kühle, aber immer warme Haut«(noch einmal Romeo), und in jedem Winkel der Erinnerung suchten seine Augennach den ihren - diesen braunen Augen, die ihrem noch jugendlich runden Gesichtseinen Schwerpunkt gaben und aus ihr das »schönste Mädchen in der Familie« machten(so die übereinstimmende Meinung der Familie). Wenn er nicht mit ihr sprechen konnte,unterhielt er sich im Kopf mit ihr, und dort antwortete sie immer.
Julia war weniger romantisch,pragmatischer. Wenn sie nicht mit Romeo zusammen war, betrachtete sie das Hochzeitsfoto.In dem Augenblick, als es entstanden war, hatten sie noch ein bisschen Angstgehabt, einander zu umarmen, aber man sah schon, wie vollkommen sie zueinanderpassten. Obwohl Romeo »so groß« war (Julia),fast eins fünfundsiebzig, volle fünfzehn Zentimeter größer als seine Frau, warer schlank und geschmeidig. Majestätisch »wie Seidenfächer«« (Julia) klapptenseine langen Wimpern vor den scheu dreinblickenden braunen Augen auf undnieder. Sie machte ihm Komplimente, weil er nicht in Testosteron ertrank wiedie meisten anderen Jungen. Er war aus dem Iran nach Amerika gegangen, hattedort fünf Jahre allein gelebt und für sich selbst gesorgt, so gut es bei seinerUnbeholfenheit in praktischen Dingen ging. Er war kaum imstande, eineGlühbirne einzuschrauben. Schließlich jedoch hatte ihn sein Job alsProgrammierer nach Frankfurt gerufen, und dort hatte er Julia kennengelernt, die bald verkündete, sie werde sich von nunan um ihn kümmern. Jede Minute ohne Romeo erschien ihr als eine schändlicheZeitverschwendung.
Sehnsucht kam allerdings nur seltenauf, weil es nun, da sie verheiratet waren, nichts mehr gab, was sie für längerals ein paar Stunden voneinander fernhielt. Und so hatten sie keinen Grund zurKlage. Auch wenn sie sich Mühe gegeben hätten - ihnen wäre keiner eingefallen.
Sie lebten zurückgezogen,bescheiden, hatten noch keinen Wagen, kleideten sich geschmackvoll, aberdezent, als wollten sie nicht bemerkt werden. Romeo hatte nur einen Stolz - einegroße Krawattensammlung. Zur Hochzeit schenkte er Julia ein richtiges Kostüm,wie es in Amerika Frauen in leitender Stellung tragen. Mit Büroarbeit kannte siesich aus und träumte davon, eines Tages eine wichtige Position einzunehmen,vielleicht als Managerin. Sie war nicht in Deutschland geboren, sondern alsKind ins Land gekommen und hatte trotz ihres deutschen Schulabschlusses keineArbeitserlaubnis. Sie arbeitete dennoch - als Putzfrau - und behauptete,Hausarbeit sei hauptsächlich Management.
Romeo und Julia lebten zweieinhalbWochen zusammen. Sie gingen zusammen zur Arbeit und richteten sich den Tag soein, dass sie zusammen nach Hause kamen. Dort half er ihr aus dem neuenWollmantel, und sie half ihm beim Aufknoten einer seiner fantastischenKrawatten. Sie kümmerte sich um all das, was ihm so schwer von der Hand ging,und er brachte ihr kleine Geschenke mit. Sie aßen immer gemeinsam. Wenn sienicht zusammen waren, dann warteten sie mit dem Essen, das heißt, sie ließendas Mittagessen ausfallen. Und sie schliefen immer zusammen ein. Doch eines Tageswurde Romeo auf einen Posten in einer Niederlassung seiner Firma in Los Angelesberufen. Jemand hatte dort unerwartet gekündigt, und die Stelle musste soschnell wie möglich neu besetzt werden. Romeo besaß eine Greencard.Niemand zweifelte daran, dass Julia mitkommen würde. Romeo blieben nur wenigeTage, uni seine Angelegenheiten in Frankfurt zu regeln. Julias Eltern warenentsetzt. »Warum denn nach Amerika?«, wollten siewissen. - »Esel haben eben keine Ahnung, wie gut Obstsalat schmeckt«, entgegneteJulia. Sie konnte sehr bissig sein, auch gegenüber ihren Eltern. Romeo beeiltesich zu erklären: In Amerika würde Julia endlich eine Arbeitsgenehmigungbekommen. In Amerika würde sie fließend Englisch sprechen lernen. In Amerikawürden sie einen Wagen haben und eine gemeinsame Zukunft, die noch besser warals die Zukunft, die sich ihnen in Frankfurt eröffnete - und außerdem war dasWetter in Amerika alles in allem besser, wärmer.
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© VerlagHoffmann und Campe
Übersetzung:Reinhard Kaiser und andere
- Autor: Irene Dische
- 2007, 283 Seiten, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Reinhard Kaiser
- Verlag: Hoffmann und Campe
- ISBN-10: 3455400124
- ISBN-13: 9783455400120
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