Lucia und das Drachenhalsband
Wo Mäuse sind, da sind auch gefährliche und fiese Katzen - jeden Tag haben Lucia und die anderen Mäuse aus ihrer Kolonie Angst, erwischt zu werden. Der Mäusechef Diodorus erzählt zwar immer wieder von dem Mäusehelden Gil, der sich allen Gefahren stellte und...
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Produktinformationen zu „Lucia und das Drachenhalsband “
Wo Mäuse sind, da sind auch gefährliche und fiese Katzen - jeden Tag haben Lucia und die anderen Mäuse aus ihrer Kolonie Angst, erwischt zu werden. Der Mäusechef Diodorus erzählt zwar immer wieder von dem Mäusehelden Gil, der sich allen Gefahren stellte und überlebte. Aber was nützen diese Geschichten, wenn die Katzen hinter Lucia und ihren Freunden her sind? Gar nichts. Deshalb schmieden Lucia und der wilde Mäuserich Orlando einen verwegenen Plan ...
Lese-Probe zu „Lucia und das Drachenhalsband “
Aspis, die furchtbar musikalische Drachenschlange oder: Der Schrecken steht auf Lucias Schwanz Das Biest war riesig. Riesige Pranken. Riesige Krallen. Riesige, dolchspitze Reißzähne. Der Schrecken, leibhaftig! Es war das größte und schrecklichste Vieh, das Lucia je gesehen hatte. Und es hatte nur eins im Sinn: fressen. Das wusste Lucia. Mäuse fressen. Kleine, unschuldige Mäuse.Natürlich hätte Lucia so schnell wie möglich davonrennen müssen; denn sie war so eine kleine, unschuldige Maus. Aber wegrennen ging nicht mehr. Der Schrecken stand auf Lucias Schwanz.
Die Mäusekolonie, in der Lucia lebte, hatte ihre Nester unter den schweren Dielen eines alten Kornspeichers. Jahrhundertelang war hier das Getreide gedroschen und gelagert worden. Jetzt war die Scheune leer und der Wind pfiff durch die löchrigen Bretterwände. Aber es war über die Jahre so viel Korn durch die Ritzen im Boden gefallen, dass eine große Menge Mäuse lange und gut davon leben konnte.
Die Scheune gehörte zu einem stattlichen Herrengut, das fernab von den Dörfern am Ende einer dunklen Platanenallee lag. Auf dem Gut musste wohl eines Tages etwas Schreckliches passiert sein, denn alle Menschen waren verschwunden. Von heut auf morgen. Sie hatten nur das Nötigste mitgenommen. Fast alle Zimmer sahen aus wie früher, nur mit einer dicken Schicht aus Staub und Spinn weben überzogen. Im Lauf der Zeit hatten die Mäuse alles genau untersucht und liebten es, die weichen Federn aus den Betten zu zupfen, um die Nester ihrer Mäusekinder schön weich auszupolstern. Manchmal schliefen sie sogar in den Federbetten. Aber das war gefährlich; denn der Schrecken war überall.
Nicht mal die Felder hatten die Menschen abgeerntet, als sie verschwanden. Unkraut, Buschwerk und Gestrüpp wucherten dort und griffen langsam auf die herrschaftlichen Gebäude über. An allen Wänden streckten die Schlinggewächse ihre klebrigen Saugefinger in die Mauerritzen und überzogen das Haus allmählich mit einem grünen Kleid.
Trotzdem
... mehr
gab es noch Flecken auf den Feldern, da wuchsen Kartoffeln und Kürbisse. Und auch der Hafer und die Maisstauden hatten sich immer wieder selbst ausgesät und gediehen zwischen Springkraut und Brombeergestrüpp. Normalerweise verließen die Mäuse nur selten ihre Nester unter den Dielen der Scheune. Besonders die Kleinen wurden immer wieder ermahnt: Bleibt zu Hause! Lauft nicht weg! Draußen lauert der Schrecken! Jede erfahrene Maus konnte etwas erzählen über den Schrecken, vielen war er begegnet und jeder kannte einen, der danach nicht mehr zurückgekehrt war.
Das Gut war einmal sehr prächtig gewesen. Eine doppelte Treppe führte zum Eingang hinauf. Es gab ein herrliches schmiede eisernes Geländer, das allerdings inzwischen ziemlich verrostet war. Das Haus hatte überall wunderbar geschnitzte Türen und kunstvoll geschmiedete Beschläge an den Fensterläden. Jetzt hingen sie schief in den rostigen Scharnieren und schlugen im Wind gegen die zerbrochenen Scheiben. Unheimlich war das verfallene Herrenhaus, und niemand im nahen Dorf ging gern die alte Allee hinauf zu diesem ausgestorbenen Hof.
Aber was für die Menschen ein bisschen gruselig wirkte, war fantastisch für die Mäuse. Ja, sie hätten es gern noch ein bisschen ausgestorbener gehabt auf ihrem Hof. Und jeden Tag, wenn sie ein Nickerchen in ihren weichen Nestern machten, dachten sie: Ach, wenn wir doch ganz allein hier wohnen könnten, dann wäre es das Paradies auf Erden. Warum bloß sind wir nicht allein? Warum muss es den Schrecken geben, der immer und überall den armen, kleinen Mäusen auflauert?
Auf jedem Sims, auf jedem Fensterbrett, auf jeder Treppe hockten sie, fette, voll gefressene Monster, die sich das Fell von der Sonne wärmen ließen. Keinen Schritt konnte man tun, ohne nicht gleich ein grinsendes Schreckensmaul vor der Nase zu haben.
Aber kleine Mäuse sind neugierig. Und Lucia war ein besonders neugieriges Mäuschen. Natürlich hatte man auch ihr hundertmal gesagt, sie solle brav im Nest bleiben und sich nur nicht hinauswagen in das Reich des Schreckens. Aber die Erzählungen von draußen klangen zu verlockend. Und immer nur alte, trockene Körner knabbern war auch langweilig. Also vergaß Lucia ab und zu die gut gemeinten Mahnungen und schlich sich hinaus in die große, schöne, gefährliche Welt.
Bisher war das immer gut gegangen. Und Lucia war zuversichtlich, dass sie auch heute nach einem kleinen Ausflug wieder wohlbehalten in ihr Nest zurückkehren würde. War die Welt nicht einfach herrlich und das kleine Risiko wert?, hatte Lucia gedacht, als sie ihren Kopf vorsichtig aus dem Loch in der Mauer streckte. Was für ein Duft und ein Gesumm und ein Glitzern der frühen Sonnenstrahlen in den Tautropfen überall.
Schön! So schön!
Und kein Schrecken weit und breit.
Sie konnte ja aufpassen.
Und wegrennen.
Die alten Mäuse waren einfach überängstlich!
Das Erste, was sie fand, war eine Kirsche. Glänzend und prall, und als sie hineinbiss, tropfte der süßeste Saft heraus, den sie je gekostet hatte. Dann lief ihr ein fetter Käfer über den Weg. Was für ein Genuss!
Danach war sie schon fast satt. Aber sie wollte noch zu den Feldern rauslaufen und nachsehen, ob es Maiskolben gab. Orlando hatte ihr neulich zwei frische Körner mitgebracht.
Orlando.
Der blieb auch nicht einfach zu Hause, bis er verschimmelt oder eingestaubt war unter den muffigen Dielen der alten Scheune. Der wagte etwas und deshalb fand er so wunderbare Kostbarkeiten wie Maiskörner, süß und saftig, eine Freude, wenn man sie bloß in die Pfoten nahm. Jetzt wollte Lucia selber Maiskörner finden. Ein paar von diesen goldgelben Leckereien, das würde das Festmahl vollkommen machen, ein Festmahl in umgekehrter Reihenfolge: erst Nachtisch - feine Kirsche, dann Hauptgang - knuspriger Käfer und zum Schluss Vorspeise - süßer Mais. Und vielleicht konnte sie Orlando ein paar Körner mitbringen, damit nicht nur immer er was für sie tat.
Es ist der schönste Tag in meinem Leben, dachte Lucia und flitzte los. Die Erde unter ihren Pfoten war weich und duftete. Gräser strichen ihr über das Fell, als würden sie hundert Hände streicheln. Sie fand auch noch einen prächtigen Regenwurm, aber sie fraß ihn nicht, weil das Leben so schön war.
Aber bis zu den Maiskolben schaffte sie es nicht, weil plötzlich der Schrecken zwischen den Stauden auftauchte. Lucia sah ihn sofort. Sie war nicht dumm und unaufmerksam. Sie wollte sofort kehrtmachen, aber die Beine versagten ihr den Dienst, weil der Schrecken so schrecklich war, so schrecklich, wie sie noch nie einen gesehen hatte.
Mit Mühe konnte sie unter ein großes Blatt kriechen und sich verstecken. Bittebittebitte, find mich nicht!, dachte sie und hielt die Luft an.
Das Biest fand sie nicht. Vielleicht war es schon alt und sah und roch nicht mehr richtig. Offenbar war es auch ein bisschen lahm. Es bewegte sich nur sehr langsam.
Und dann blieb es ganz stehen.
Auf Lucias Schwanz.
Der Schrecken stand auf Lucias Schwanz!
Das ist das Ende, dachte sie. Ich bin gefangen. Ich kann nie mehr weg. Der Schrecken wird mich finden! Oder vielleicht setzt sich dieses Riesenbiest ganz auf mich drauf! Und dann bin ich tot, am schönsten Tag meines Lebens!
Aber Lucia musste nicht sterben. Gerade als sie ohnmächtig werden wollte, hörte sie einen Schrei.
"He, du Biest!"
Es war ein Mäuseschrei. Und Lucia erkannte die Stimme sofort.
Der Schreck über ihr fuhr herum und fauchte.
Noch ein Schrei: "Ätschibätsch! Du kriegst mich nie! Blödes, fettes Katzenvieh!"
Ja, er war es!
Orlando!
Keiner sonst würde so etwas wagen. Niemand durfte in der Kolonie das Wort Katze einfach so aussprechen und wenn, dann nicht direkt vor so einem Biest.
"Was ist? Siehst du mich nicht, du verfetteter Bettvorleger?"
Das Riesenbiest fauchte noch mal. Und stürmte los.
Das Gut war einmal sehr prächtig gewesen. Eine doppelte Treppe führte zum Eingang hinauf. Es gab ein herrliches schmiede eisernes Geländer, das allerdings inzwischen ziemlich verrostet war. Das Haus hatte überall wunderbar geschnitzte Türen und kunstvoll geschmiedete Beschläge an den Fensterläden. Jetzt hingen sie schief in den rostigen Scharnieren und schlugen im Wind gegen die zerbrochenen Scheiben. Unheimlich war das verfallene Herrenhaus, und niemand im nahen Dorf ging gern die alte Allee hinauf zu diesem ausgestorbenen Hof.
Aber was für die Menschen ein bisschen gruselig wirkte, war fantastisch für die Mäuse. Ja, sie hätten es gern noch ein bisschen ausgestorbener gehabt auf ihrem Hof. Und jeden Tag, wenn sie ein Nickerchen in ihren weichen Nestern machten, dachten sie: Ach, wenn wir doch ganz allein hier wohnen könnten, dann wäre es das Paradies auf Erden. Warum bloß sind wir nicht allein? Warum muss es den Schrecken geben, der immer und überall den armen, kleinen Mäusen auflauert?
Auf jedem Sims, auf jedem Fensterbrett, auf jeder Treppe hockten sie, fette, voll gefressene Monster, die sich das Fell von der Sonne wärmen ließen. Keinen Schritt konnte man tun, ohne nicht gleich ein grinsendes Schreckensmaul vor der Nase zu haben.
Aber kleine Mäuse sind neugierig. Und Lucia war ein besonders neugieriges Mäuschen. Natürlich hatte man auch ihr hundertmal gesagt, sie solle brav im Nest bleiben und sich nur nicht hinauswagen in das Reich des Schreckens. Aber die Erzählungen von draußen klangen zu verlockend. Und immer nur alte, trockene Körner knabbern war auch langweilig. Also vergaß Lucia ab und zu die gut gemeinten Mahnungen und schlich sich hinaus in die große, schöne, gefährliche Welt.
Bisher war das immer gut gegangen. Und Lucia war zuversichtlich, dass sie auch heute nach einem kleinen Ausflug wieder wohlbehalten in ihr Nest zurückkehren würde. War die Welt nicht einfach herrlich und das kleine Risiko wert?, hatte Lucia gedacht, als sie ihren Kopf vorsichtig aus dem Loch in der Mauer streckte. Was für ein Duft und ein Gesumm und ein Glitzern der frühen Sonnenstrahlen in den Tautropfen überall.
Schön! So schön!
Und kein Schrecken weit und breit.
Sie konnte ja aufpassen.
Und wegrennen.
Die alten Mäuse waren einfach überängstlich!
Das Erste, was sie fand, war eine Kirsche. Glänzend und prall, und als sie hineinbiss, tropfte der süßeste Saft heraus, den sie je gekostet hatte. Dann lief ihr ein fetter Käfer über den Weg. Was für ein Genuss!
Danach war sie schon fast satt. Aber sie wollte noch zu den Feldern rauslaufen und nachsehen, ob es Maiskolben gab. Orlando hatte ihr neulich zwei frische Körner mitgebracht.
Orlando.
Der blieb auch nicht einfach zu Hause, bis er verschimmelt oder eingestaubt war unter den muffigen Dielen der alten Scheune. Der wagte etwas und deshalb fand er so wunderbare Kostbarkeiten wie Maiskörner, süß und saftig, eine Freude, wenn man sie bloß in die Pfoten nahm. Jetzt wollte Lucia selber Maiskörner finden. Ein paar von diesen goldgelben Leckereien, das würde das Festmahl vollkommen machen, ein Festmahl in umgekehrter Reihenfolge: erst Nachtisch - feine Kirsche, dann Hauptgang - knuspriger Käfer und zum Schluss Vorspeise - süßer Mais. Und vielleicht konnte sie Orlando ein paar Körner mitbringen, damit nicht nur immer er was für sie tat.
Es ist der schönste Tag in meinem Leben, dachte Lucia und flitzte los. Die Erde unter ihren Pfoten war weich und duftete. Gräser strichen ihr über das Fell, als würden sie hundert Hände streicheln. Sie fand auch noch einen prächtigen Regenwurm, aber sie fraß ihn nicht, weil das Leben so schön war.
Aber bis zu den Maiskolben schaffte sie es nicht, weil plötzlich der Schrecken zwischen den Stauden auftauchte. Lucia sah ihn sofort. Sie war nicht dumm und unaufmerksam. Sie wollte sofort kehrtmachen, aber die Beine versagten ihr den Dienst, weil der Schrecken so schrecklich war, so schrecklich, wie sie noch nie einen gesehen hatte.
Mit Mühe konnte sie unter ein großes Blatt kriechen und sich verstecken. Bittebittebitte, find mich nicht!, dachte sie und hielt die Luft an.
Das Biest fand sie nicht. Vielleicht war es schon alt und sah und roch nicht mehr richtig. Offenbar war es auch ein bisschen lahm. Es bewegte sich nur sehr langsam.
Und dann blieb es ganz stehen.
Auf Lucias Schwanz.
Der Schrecken stand auf Lucias Schwanz!
Das ist das Ende, dachte sie. Ich bin gefangen. Ich kann nie mehr weg. Der Schrecken wird mich finden! Oder vielleicht setzt sich dieses Riesenbiest ganz auf mich drauf! Und dann bin ich tot, am schönsten Tag meines Lebens!
Aber Lucia musste nicht sterben. Gerade als sie ohnmächtig werden wollte, hörte sie einen Schrei.
"He, du Biest!"
Es war ein Mäuseschrei. Und Lucia erkannte die Stimme sofort.
Der Schreck über ihr fuhr herum und fauchte.
Noch ein Schrei: "Ätschibätsch! Du kriegst mich nie! Blödes, fettes Katzenvieh!"
Ja, er war es!
Orlando!
Keiner sonst würde so etwas wagen. Niemand durfte in der Kolonie das Wort Katze einfach so aussprechen und wenn, dann nicht direkt vor so einem Biest.
"Was ist? Siehst du mich nicht, du verfetteter Bettvorleger?"
Das Riesenbiest fauchte noch mal. Und stürmte los.
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Autoren-Porträt von Rudolf Herfurtner
Rudolf Herfurtner, geboren 1947, studierte in München Germanistik, Anglistik und Theaterwissenschaften. Bekannt wurde er vor allem durch seine zahlreichen Kinder- und Jugendbücher, aber auch durch seine Theaterstücke und Drehbücher fürs Fernsehen. Für seine Arbeiten hat er bereits zahlreiche Preise erhalten. Rudolf Herfurtner lebt als freier Schriftsteller in München.Jacky Gleich, georen 1964 in Darmstadt, wuchs in der DDR auf. Sie studierte Animation in Babelsberg und Dresden und arbeitete ab 1987 in Trickfilmstudios, 1993 - 97 im eigenen. Seit 1995 illustrierte sie mittlerweile mehr als 60 Bücher und erhielt dafür zahlreiche Auszeichnungen im In- und Ausland, darunter den Gustav Heinemann Friedenspreis, den Deutschen Jugendliteraturpreis und die Schönsten Bücher der Welt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern auf einem alten Bauernhof in Mecklenburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Rudolf Herfurtner
- Altersempfehlung: 8 - 10 Jahre
- 2006, 126 Seiten, teilweise farbige Abbildungen, Maße: 16,5 x 24,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Mit Bildern v. Jacky Gleich
- Verlag: HANSER
- ISBN-10: 3446208011
- ISBN-13: 9783446208018
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