Prag

Gerhard Trumlers Reiseführer durch die Goldene Stadt heißen Gustav Meyrink, Franz Kafka und Jaroslav Hasek. Entlang ihrer Texte zeichnen seine eindringlichen Schwarzweißfotografien das Bild einer düster-verhangenen, rätselhaft verwirrenden Stadt von magisch-dämonischer Anziehungskraft. Gerhard Trumler ist ein Meister des Verborgenen, des Außer-der-Welt-Liegenden. Kein Wunder also, dass er seine Bilderreise durch Prag mit einer Spurensuche nach dem Golem beginnt, jener aus Lehm gebildeten, menschenähnlichen Gestalt, die einer düsteren jüdischen Legende zufolge durch Prag spukt. Folgerichtig zeigen die zu kleinen Geschichten montierten Bilder Männer mit schwarzen Hüten und langen Bärten, hinter schmiedeeisernen Gittern verborgene Synagogen, die engen Gässchen des jüdischen Prag, und immer wieder die Spuren des Golem: als Graffiti, als Bodenmosaik, als Wirtshausschild. Auf den Spuren von Kafkas Antihelden wandert Trumler schließlich weiter durch ein Prag der Außenseiter und Verlierer, der unverständlichen Häuserinschriften und rätselhaften Details, der Weggabelungen und Friedhöfe. Selbst die Burgen und Schlösser verströmen eine unnahbare, beinahe bedrohliche Aura. Schließlich folgt er dem braven Soldaten Schweijk durch ein skurriles und heiteres Prag, lässt seinen Blick schweifen über Hundeschnauzen und Damenbeine, Pferdefuhrwerke und Vagabunden. Ein hinreißendes Buch über eine der schönsten Städte Europas.