Privatsache
Roman
Martin Gassen, der in den 80er Jahren als Entwicklungshelfer in Sierra Leone gearbeitet hat, identifiziert über zehn Jahre später die Leiche einer Frau bei der Polizei in Köln. Sie war seine große Jugendliebe, die er in den Wirren des Bürgerkriegs in...
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Produktinformationen zu „Privatsache “
Martin Gassen, der in den 80er Jahren als Entwicklungshelfer in Sierra Leone gearbeitet hat, identifiziert über zehn Jahre später die Leiche einer Frau bei der Polizei in Köln. Sie war seine große Jugendliebe, die er in den Wirren des Bürgerkriegs in Sierra-Leone verloren hatte. Da er das Interesse der Polizei an der Aufklärung des Mordes an einer schwarzen Prostituierten für nicht sehr großhält, beginnt er, auf eigene Faust zu recherchieren. In dem Bordell, in dem die Frau gearbeitet hat, lernt er deren Schwester kennen. Sie behauptet, sie und ihre Schwester seien von internationalen Frauenhändlern nach Europa verkauftworden. Doch was Gassen auf seiner Spurensuche in Sierra-Leone, Antwerpen und Köln herausfindet, ist noch weit erschreckender ...
Klappentext zu „Privatsache “
Martin Gassen, der in den 80er Jahren als Entwicklungshelfer in Sierra Leone gearbeitet hat, identifiziert über zehn Jahre später die Leiche einer Frau bei der Polizei in Köln. Sie war seine große Jugendliebe, die er in den Wirren des Bürgerkriegs in Sierra-Leone verloren hatte. Da er das Interesse der Polizei an der Aufklärung des Mordes an einer schwarzen Prostituierten für nicht sehr großhält, beginnt er, auf eigene Faust zu recherchieren. In dem Bordell, in dem die Frau gearbeitet hat, lernt er deren Schwester kennen. Sie behauptet, sie und ihre Schwester seien von internationalen Frauenhändlern nach Europa verkauftworden. Doch was Gassen auf seiner Spurensuche in Sierra-Leone, Antwerpen und Köln herausfindet, ist noch weit erschreckender ...
Lese-Probe zu „Privatsache “
Als Therese zu Martins Wohnung hochging, schallten ihr im Treppenhaus die souligen Klängen von "Geh jetzt" entgegen. Sie hatte Martin die Maxi-CD von Joy Denalane geschenkt, die als neuer Star des afrodeutschen New Soul hochgelobt wurde. Sie selbst stand eher auf Klassik, und in der Praxis legte sie immer Meditations-Musik zur Entspannung ein. Doch Martin liebte alles, was mit World Music und Ethno-Sound zu tun hatte. Nie würde sie vergessen, wie sie als Kids gebannt zehn Stunden lang das legendäre Live Aid Konzert in, sehen verfolgt hatten. Auch daß "Geh jetzt" in voller Lautstärke durch die Wohnungstür dröhnte, war typisch für Martin. Er liebte Menschen und laute, volle Kneipen. Um ihn konnte es nie genug Gespräche und vor allem Musik geben. Als Jugendliche hatte Therese sich mit ihm in das wirbelnde Leben gestürzt, sie waren zusammen zu Konzerten, auf Kirchentage und auf Demonstrationen gegangen. Gemeinsam hatten sie in der Schule eine Projektgruppe Afrika organisiert. Ohne die Zeit mit Martin wäre sie heute ein vollkommen anderer Mensch: Ihr Elternhaus war unpolitisch, sie war als behütetes Einzelkind aufgewachsen und wäre eine klassische höhere Tochter geworden, die viel über deutsche Klassik wußte, aber nichts von der Welt kannte.Sie stand vor Martins Wohnungstür, wo noch immer das live Aid Poster mit der Gitarre hing, deren Klangkörper die Umrisse des afrikanischen Kontinents darstellte. Therese drückte den Klingelknopf und hoffte, daß Martin sie trotz der lauten Musik hörte.
Seit Sierra Leone war ihre Beziehung zu Martin anders geworden. Während früher Martin der aktive Part gewesen war, hatte Therese heute das Gefühl, als müsse sie ihn mitziehen und für ihn Entscheidungen treffen. Es kam nicht von ungefähr,das dieses uralte Poster noch an seiner Wohnung hing: Martin benahm sich einfach nicht wie ein inzwischen dreißigjähriger Mann, sein Leben drehte sich immer noch Musik. Und um Afrika.
Sie klopfte laut an die Tür. Innen wurde die Musik sofort
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leiser, dann öffnete Martin die Tür.
"Hey, Therese. Komm rein." Er nahm sie kurz in den Arm. "Wartest du schon lang?
Ich hab das Klingeln gar nicht gehört. Jupp hat die CD von Joy Delanane aufgelegt. Die du mir geschenkt hast." Er lächelte sie an.
"Jupp ist schon da?"
"Ja. Ich will was mit euch beiden besprechen. Jupp ist direkt von der Arbeit mitgekommen."
Aus dem Wohnzimmer drang das laute Quietschen der Degus. Jupp versuchte anscheinend gerade, Sugar in den Käfig zu kriegen.Therese hatte immer ein bißchen Angst vor dem überschäumenden Temperament der kleinen Tierchen. Sie bestand darauf, daßsie im Käfig waren, wenn sie sich in Martins Wohnung aufhielt.
"Um was geht es denn?" fragte sie, während Martin ihren Mantel an die Garderobe hängte. Es war sonst gar nicht seine Art, solche Geheimnisse zu machen. Kurz überlegte Therese, ob Martin schon ihren dreißigsten Geburtstag im Sommer planen wollte.Dann verwarf sie den Gedanken wieder. Martin war eher der spontane Typ.
Im Wohnzimmer stand eine Wasserflasche und ein Kölsch für Jupp auf dem Tisch.
Martin hatte Knabberzeug dazu gestellt. EinStapel leeres Papier für Notizen und Zeitungsausschnitte lagen daneben. Das sah ganz nach einer Amnesty-Krisensitzung aus.Plötzlich war Therese klar, was passiert war: Martin war wieder in Schwierigkeiten geraten. Wie damals mit dem Jungen ausLiberia, der Autos geknackt hatte und deshalb abgeschoben werden sollte. Zwei Wochen hatte Martin den Jungen damals bei sich in der Wohnung versteckt. Therese hatte Martins Mut bewundert und ihn voll unterstützt. Sporadisch engagierte siesich heute in der Bleiberechtkampagne für traumatisierte Flüchtlinge, die die Ärzte in sozialer Verantwortung gestartethatten. Doch dabei ging es um Gesetzesänderungen, die den Flüchtlingen wirklich helfen würden. Martins Engagement bei Amnesty kam ihr manchmal fast hilflos vor angesichts der großen politischen Zusammenhänge. Er mußte doch endlich einmal einsehen, daß seine Einzelaktionen im Grunde nichts brachten.
Sie setzte sich aufs Sofa und schaute von Jupp zu Martin. "Na? Um welchen sozialen Notfall geht es heute? Und offenbar braucht ihr eine Ärztin. Sonst hättet ihr mich doch gar nicht angerufen."Jupp schüttelte nur den Kopf und griff zum Kölsch. Martin setzte sich auf seinen Fellhocker und erzählte. Therese konnte kaum fassen, was sie hörte. Sie überflog die Zeitungsartikel und schaute sich das Foto der Toten genau an."Und das soll die Freundin vor dir aus dem Kindergarten in Sierra Leone sein, von der du mir mal erzählst hast?"
"Genau."
"Aber das ist doch Ewigkeiten her. Du kannst doch nicht wissen, wie die Frau heute aussieht."
"Ich war bei der Polizei. Die haben mir Bilder vom Tatort gezeigt. Es war ganz eindeutig Victoria. Außerdem hatte ..."
"Du warst bei der Polizei?!" Sie hatte es gewußt. Therese griff sich Jupps Kölschflasche, nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. "Darauf brauche ich etwas Stärkeres. Kannst du mir einen Gin Tonic mixen, bitte."
"Klar." Martin sprang auf und ging in die Küche.
Kaum war er draußen, fragte Therese Jupp: "Was ist das für eine Geschichte? Hat Martin was ausgefressen?"
"Beruhige dich." Jupp spielte wie immer alles herunter. "Er hat nur diese tote Frau bei der Polizei identifiziert. Die wußten noch nicht mal, wer sie war."
"Und sie ist wirklich seine kleine Freundin von damals?"
Jupp zuckte mit den Schultern. "Anscheinend."
"Und was hat er vor?"
Er zwinkerte ihr zu. "Ich glaube, er will Detektiv spielen."
"Hey, Therese. Komm rein." Er nahm sie kurz in den Arm. "Wartest du schon lang?
Ich hab das Klingeln gar nicht gehört. Jupp hat die CD von Joy Delanane aufgelegt. Die du mir geschenkt hast." Er lächelte sie an.
"Jupp ist schon da?"
"Ja. Ich will was mit euch beiden besprechen. Jupp ist direkt von der Arbeit mitgekommen."
Aus dem Wohnzimmer drang das laute Quietschen der Degus. Jupp versuchte anscheinend gerade, Sugar in den Käfig zu kriegen.Therese hatte immer ein bißchen Angst vor dem überschäumenden Temperament der kleinen Tierchen. Sie bestand darauf, daßsie im Käfig waren, wenn sie sich in Martins Wohnung aufhielt.
"Um was geht es denn?" fragte sie, während Martin ihren Mantel an die Garderobe hängte. Es war sonst gar nicht seine Art, solche Geheimnisse zu machen. Kurz überlegte Therese, ob Martin schon ihren dreißigsten Geburtstag im Sommer planen wollte.Dann verwarf sie den Gedanken wieder. Martin war eher der spontane Typ.
Im Wohnzimmer stand eine Wasserflasche und ein Kölsch für Jupp auf dem Tisch.
Martin hatte Knabberzeug dazu gestellt. EinStapel leeres Papier für Notizen und Zeitungsausschnitte lagen daneben. Das sah ganz nach einer Amnesty-Krisensitzung aus.Plötzlich war Therese klar, was passiert war: Martin war wieder in Schwierigkeiten geraten. Wie damals mit dem Jungen ausLiberia, der Autos geknackt hatte und deshalb abgeschoben werden sollte. Zwei Wochen hatte Martin den Jungen damals bei sich in der Wohnung versteckt. Therese hatte Martins Mut bewundert und ihn voll unterstützt. Sporadisch engagierte siesich heute in der Bleiberechtkampagne für traumatisierte Flüchtlinge, die die Ärzte in sozialer Verantwortung gestartethatten. Doch dabei ging es um Gesetzesänderungen, die den Flüchtlingen wirklich helfen würden. Martins Engagement bei Amnesty kam ihr manchmal fast hilflos vor angesichts der großen politischen Zusammenhänge. Er mußte doch endlich einmal einsehen, daß seine Einzelaktionen im Grunde nichts brachten.
Sie setzte sich aufs Sofa und schaute von Jupp zu Martin. "Na? Um welchen sozialen Notfall geht es heute? Und offenbar braucht ihr eine Ärztin. Sonst hättet ihr mich doch gar nicht angerufen."Jupp schüttelte nur den Kopf und griff zum Kölsch. Martin setzte sich auf seinen Fellhocker und erzählte. Therese konnte kaum fassen, was sie hörte. Sie überflog die Zeitungsartikel und schaute sich das Foto der Toten genau an."Und das soll die Freundin vor dir aus dem Kindergarten in Sierra Leone sein, von der du mir mal erzählst hast?"
"Genau."
"Aber das ist doch Ewigkeiten her. Du kannst doch nicht wissen, wie die Frau heute aussieht."
"Ich war bei der Polizei. Die haben mir Bilder vom Tatort gezeigt. Es war ganz eindeutig Victoria. Außerdem hatte ..."
"Du warst bei der Polizei?!" Sie hatte es gewußt. Therese griff sich Jupps Kölschflasche, nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. "Darauf brauche ich etwas Stärkeres. Kannst du mir einen Gin Tonic mixen, bitte."
"Klar." Martin sprang auf und ging in die Küche.
Kaum war er draußen, fragte Therese Jupp: "Was ist das für eine Geschichte? Hat Martin was ausgefressen?"
"Beruhige dich." Jupp spielte wie immer alles herunter. "Er hat nur diese tote Frau bei der Polizei identifiziert. Die wußten noch nicht mal, wer sie war."
"Und sie ist wirklich seine kleine Freundin von damals?"
Jupp zuckte mit den Schultern. "Anscheinend."
"Und was hat er vor?"
Er zwinkerte ihr zu. "Ich glaube, er will Detektiv spielen."
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Autoren-Porträt von Horst Ehmke
Horst Ehmke, Jahrgang 1927, SPD-Politiker und Jurist. Er war Staatssekretär im Bundesjustizministerium, Justizminister, Chef des Bundeskanzleramtes unter Willy Brandt und später Minister für Forschung und Technologie. Im Zuge der Guillaume-Spionageaffäre trat er zurück und war seit 1977 außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, in den 80er-Jahren stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Vorstandsmitglied der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ehmke ist verheiratet, er lebt und schreibt abwechselnd in Bonn und in der Eifel.
Bibliographische Angaben
- Autor: Horst Ehmke
- 2003, 1, 372 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Eichborn
- ISBN-10: 3821809329
- ISBN-13: 9783821809328
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