Prosecco zum Frühstück
Die temperamentvolle Journalistin Laura gibt ihrem bindungsunwilligen Geliebten Andrea den Laufpass. Doch die Trennung ist nicht der einzige Kummer, mit dem sie zu kämpfen hat: Denn die intrigante Klatschreporterin Rita Pittaluga verpasst keine Gelegenheit, der schönen und schlagfertigen Laura das Leben schwer zu machen. Zum Glück hat Laura ihre beste Freundin Gaia, die ihr in allen Lebenslagen zur Seite steht, und ihren unerschütterlichen Einfallsreichtum. Und schon bald hat sie ein Projekt ins Leben gerufen, das sie voll und ganz erfüllt. Da klopft auch Andrea wieder leise an die Tür ...
"Frauen aus Fleisch und Blut mit allen Stärken und Schwächen, ob pedantisch oder unordentlich, stark oder zerbrechlich, sind bei Alessandra Appiano auf jeden Fall sympathisch gezeichnet. 'Gefühlschaotinnen' nennt sie den von ihr bevorzugten Frauentyp - und die Anzahl der verkauften Bücher beweist: die Appiano trifft die Frauen von heute mitten ins Herz." Il Piccolo
"Lange hat niemand so pointiert und herzerfrischend über Frauenfreude und Frauenfreundschaft geschrieben!" Il Mattino
Prosecco zum Frühstück von Alessandra Appiano
LESEPROBE
Warum tuich mir das an? »Aber ich liebe dich kein bisschen.«Das hatte ihr letzter Lover verkündet und dabei ausgesehen, als sei er sehrzufrieden mit sich. Und Laura hatte noch mit einer schlagfertigen Bemerkunggekontert, vor sich selbst und anderen die Hartgesottene gespielt, die einederart grundlose Demütigung mit Stil - wenn schon nicht mit Heiterkeit - zuertragen weiß. Aber die bittere Wahrheit spürte sie am eigenen Körper, der ließsich nichts vormachen: Ein stechender Schmerz, mitten in der Brust, als würdeihr Herz zerspringen und vorher noch ein letztes Mal aufbrüllen undaufbegehren. Sie lehnte sich aus dem Seitenfenster, um etwas Sonneabzubekommen, doch draußen herrschte dichter Nebel. Dabei war es fast schonSommer. Wie wärs, wenn man angesichts von solcher Schlechtigkeit um einenherum einfach das Zeitliche segnete Auf der Stelle tot umzufallen und dasQuadratarschloch zur Salzsäule erstarrt zurückzulassen, das wäre ein Spaß.Immer dieselbe Ungerechtigkeit: Erst heißt es, du sollst auf dein Herz hören,wenns aber mal drauf ankommt und du dir wünschst, es würde zumindest mitohrenbetäubendem Knall zerspringen, dann lässt es dich im Stich. Stattdessen:ein trockener Schlag und das wärs dann gewesen. »Nächste Woche habe ich Zeit,glaube ich und du?« »Weiß noch nicht. Lass michbitte hier aussteigen, ich geh lieber noch ein paar Schritte zu Fuß.« »Jetzt komm schon, was soll denn das jetzt? Schmollst duetwa? Du weißt doch genau, dass ich keinen Witz auslasse, und wenn man mir soeine Vorlage serviert wie du« » wäre ja noch schöner, wenn du jetzt beleidigtwärst. Nein, ich bin nicht sauer auf dich, ich hab nur Kopfschmerzen, ichsollte wirklich noch ein bisschen Luft schnappen.«»Wie du willst. Wir hören uns morgen.« Als ob derjemals anrufen würde. Um Himmels willen keine Überraschungen, was, Schatzi? Reine Zeitverschwendung. Das zwischen uns läuftschon seit fast drei Jahren, und kein einziges Mal, in Worten: Kein einzigesMal hat er am Tag danach angerufen. »Ja, o.k., gut,klar, wir hören uns morgen. Tschüss!« Endlich war sie in ihrer Klauseangekommen. Was für eine Erleichterung, die spitzen Pumps von den Füßen zukicken, das ganze Trallala der begehrenswerten Geliebten abzuwerfen und sichauf dem Sofa auszustrecken: Ihr Leben war ein totaler Reinfall, daran gab esnichts zu rütteln. Kinder hatte sie keine, noch nicht mal als Fernadoption.Zwar war sie vor vielen Jahren einmal verheiratet gewesen, aber Stefano warnicht mehr da. Er hatte sich auf die grausamste und allereinfachsteWeise davongemacht, die man sich denken kann: Er war gestorben. Diescheußlichste Ironie an der Sache war, dass sie zu viel aus ihrem Gedächtnisgestrichen hatte, darunter auch, wie sehr sie deswegen gelitten hatte. Mitetwas gutem Willen würde sie über kurz oder lang auch den arroganten undverheirateten Mann vergessen haben, der sie jetzt gerade zappeln ließ. Werverbarg sich hinter der Maske dieser Frau, die gerade noch genug Selbstachtungbesaß, um sich jetzt nicht die Kugel zu geben? Laura, eine liebenswerte,unheilbare Romantikerin, der die Rolle der geistreichen Singlefrau, die sichwie ein Fisch im Wasser in der Großstadt bewegt und stolz auf ihregescheiterten Affären ist, nicht gerade auf den Leib geschneidert war. Laurawusste nur zu gut, wie abgedroschen und banal es war,was sie gerade erlebte, schließlich bekam sie körbeweiseBriefe von unglücklichen Geschlechtsgenossinnen, die genau dasselbedurchmachten: Meistens Frauen, die übergroße Selbstsicherheit vorspiegelten, umdas Ticken der biologischen Uhr zu übertönen, die ein Verhältnis (natürlichohne irgendwelche vertragliche Absicherung) mit irgendeinem gewissenlosen Mannhatten, der sie natürlich nicht liebte und so tat, als würde er nicht erkennen,dass er zum Orientierungspunkt in ihrem steuerungslos dahintreibendenLeben geworden war. Wenn man nicht geliebt wird, rennt man kopflos durch dieGegend, um bloß nicht nachdenken zu müssen: Man kann sich einreden, was manwill, ausgenutzt fühlt man sich auf jeden Fall. Als Journalistin verdienteLaura nun wirklich nicht schlecht, doch sie gab absurde Summen aus, um in einerStadt, die keinen Anstand kannte, mit Anstand und Würde zu überleben.Verkehrschaos, Lärm, Smog, schlechtgelaunte Gesichter in der U-Bahn, dasfalsche Dauerlächeln auf den Partys, in dem die Hauptfrage eingebrannt war:»Was ist dein Marktwert?« Laura wusste bloß, dass ihrLeben als erwachsene Frau ihr nichts einbrachte: Was für ein Scheißleben führtesie da eigentlich? War das der Grund, warum sie sich mit Arbeit voll stopftewie eine Bulimikerin im Endstadium? Nicht mehr lange,und sie würde in einem Anfall von Übersättigung Artikel von der Stangeauskotzen, garniert mit den üblichen geistreichen Phrasen, Interviews mitBrechreiz verursachenden Promis, Rezensionen von Büchern, Filmen,Theaterinszenierungen, heruntergeschriebenesFastfood, das zusammen mit dem unvermeidlichen neuesten Klatsch serviert wurde.Bis jetzt hatte sie den großen Kotzanfall immer noch umgehen können, und zwardank eines bittersüßen Wundermittels, Mister X, dessen Namen auszusprechenLaura vermied, weil es nicht ausreicht, das gigantische Problem, das man an derBacke hat, einfach nur beim Namen zu nennen. Aber an diesem Abend, als siemerkte, mit welchem Vergnügen er ihr reindrückte, dass er sie nicht liebte,hatte Laura begriffen, dass sie nicht aus dem selben Holz geschnitzt waren under ihr durchaus zum erbitterten Feind werden konnte, gegen den sie ankämpfenmusste. Hatte eingesehen, dass sie sie selbst bleiben wollte, was vielleichteinfach nur hieß, gut oder zumindest anständig zu bleiben. So einfach war das,aber sie kam nicht mehr daran vorbei. Dieses Herumgeplänkelwar weder sonderlich erregend noch das Kräftemessen zweier scharfsinnigerGeister: Es war nur noch grundlos und nervenaufreibend, und die Unterlegene warnatürlich sie, weil es ihr um Gefühle ging Gab es einen wirksamerenSchutzschild als die Unfähigkeit zu lieben? Jetzt war er wirklich zu weitgegangen, dieser grässliche Machtmensch, Egoist und Sicherheitsfanatiker, derer war: eingeigelt und unanfechtbar in der ganzen Überheblichkeit eines Mannesjenseits der Fünfzig, der den Zenit seiner Karriere erreicht hatte, einenSchritt vom Abstieg entfernt war. ()
© Blanvalet Verlag
Übersetzung:Sabine Schulz
- Autor: Alessandra Appiano
- 2006, 269 Seiten, Maße: 11,6 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Sabine Schulz
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442362466
- ISBN-13: 9783442362462
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Prosecco zum Frühstück".
Kommentar verfassen