Rauhnacht
Kluftingers neuer Fall
Idylle im Berghotel? Von wegen! Kommissar Kluftinger hat es mit einem höchst skurrilen Mordfall zu tun.
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Produktinformationen zu „Rauhnacht “
Idylle im Berghotel? Von wegen! Kommissar Kluftinger hat es mit einem höchst skurrilen Mordfall zu tun.
Herrlich, ein Winterwochenende in einem Allgäuer Berghotel. Kommissar Kluftinger wollte mal wieder einen erholsamen Kurzurlaub einlegen. Aber wie es der Teufel will, holt Klufti selbst im hintersten Bergwinkel die Arbeit ein: ein Hotelgast wird auf rätselhafte Weise ermordet, denn die Leiche befindet sich in einem von innen verschlossenen Raum. Vom Täter keine Spur. Und dann schneidet ein Lawinenalarm das Hotel auch noch von der Außenwelt ab.
''Grandios!''
Antenne Bayern
Lese-Probe zu „Rauhnacht “
Rauhnacht von Volker Klüpfel/Michael Kobr Das Spiel beginnt Beim Betreten der Hotelhalle besserte sich Kluftingers Laune wieder. Das war eine Herberge so ganz nach seinem Geschmack: Große Panoramafenster gaben den Blick auf den verschneiten Garten frei, die Halle war mit einem hellen Steinboden ausgelegt, alles wirkte freundlich, gemütlich und gepflegt. Und teuer, was ihn eigentlich am meisten freute – musste er sich doch eingestehen, dass er sich einen Aufenthalt in einem derartig luxuriösen Hotel nicht leisten könnte. Oder nicht leisten wollte, das traf die Sache vielleicht noch besser.
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Die Empfangshalle war weitläufig und hatte ein Glasdach, das automatisch die Blicke zu den vier galerieartig darunter angeordneten Stockwerken zog. Hinter den gedrechselten Geländern sah man die Türen, die goldene Schildchen mit den Zimmernummern zierten. Das Dach gab den Blick in den inzwischen ziemlich bedrohlich aussehenden Himmel frei, aus dem dicke Flocken fielen, die aber auf dem Glas sofort schmolzen und als kleine Rinnsale nach unten flossen. Es war eine spektakuläre Aussicht, aber es würde sie sicher nicht mehr lange geben, vermutete der Kommissar, denn wenn der Schneefall nicht bald aufhörte, würde sich die weiße Masse wie eine Decke auf das Glasdach legen. »Schön hier, oder?« Erika schmiegte sich an Kluftingers Seite, und als er sich ihr zuwandte, sah er, dass auch sie wie gebannt nach oben schaute. »Ja, sehr schön«, antwortete er ehrlich. Die Kombination aus rustikaler Gemütlichkeit, die die vielen Holzelemente verströmten, und moderner, lichter Bauweise gefiel ihm gut. Kluftinger blickte sich um und sah, dass auch Langhammers von dem Anblick angetan zu sein schienen. »Gar nicht so schlecht, oder?«, sagte Kluftinger ein wenig stolz, denn immerhin kamen sie seinetwegen in den Genuss dieses kostenlosen Wochenendes. Gut, ein klein bisschen hatte der Doktor auch dazu beigetragen, wenn er ehrlich war. Aber nur minimal. »Ja, ganz ausgezeichnet, mein Lieber.
Und das haben wir alles nur Ihnen zu verdanken«, erwiderte Langhammer, und Kluftinger schämte sich ein wenig, weil er Langhammers Verdienst um diese Sache gedanklich so herabgewürdigt hatte. »Darf ich mal?« Der Mann, der vorher Kluftingers Koffer getragen hatte, drängte sich mit Langhammers Gepäck an ihnen vorbei. Sie traten zur Seite und bemerkten erst jetzt die anderen Gäste, die sich schon hier befanden. Vor dem Panoramafenster saß eine Frau mit strengem Gesichtsausdruck und schmalen Lippen, vielleicht Mitte vierzig, die auf Kluftinger wirkte, als komme sie nicht aus Deutschland. Er wusste auch nicht, warum, aber wenn es um Nationalitäten ging, landete er fast immer einen Treffer. In ihrem Fall tippte er wegen des blassen Teints und der blonden Haare auf Schweden oder ein anderes skandinavisches Land.
Er war gespannt, ob er richtig liegen würde. Neben ihr saß ein junger, durchtrainierter Mann mit langen schwarzen, zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren. Ihm gegenüber nippte ein braungebrannter Mann mit schlohweißem Haar an seiner Kaffeetasse, seine Beine wippten im Takt der Musik aus den Lautsprechern. Die Musik! Erst jetzt fiel dem Kommissar auf, dass die Lobby mit munteren Klängen beschallt wurde, was die heitere Atmosphäre der Einrichtung noch verstärkte. Die Melodie kam ihm bekannt vor. War das nicht … »Ah, Miss Marple«, flüsterte eine Stimme an seinem Ohr. Er drehte sich um und blickte in das grinsende Gesicht des Doktors. »Wie bitte?« »Die Musik. Aus den Miss-Marple-Filmen. Tatata-taataa-taatata … wirklich herzallerliebst.« Natürlich. Jetzt fiel es auch dem Kommissar wieder ein. Es war die Titelmelodie dieser Agatha-Christie-Verfilmungen, in denen eine dicke, schrullige Alte die englische Hobbydetektivin gab. Die Organisatoren hatten wirklich an jedes Detail gedacht. »Herr Kluftinger!« Eine durchdringende Frauenstimme hallte durch die Lobby und ließ die anderen Gäste aufsehen. »Kommissar Kluftinger! Hallo!«
Die Frau, die hinter der aus massivem Holz gebauten Rezeption stand, winkte ihm fröhlich zu. Erika stieß ihren Mann in die Seite: »Guck mal, die Julia König. « »Ja, ich hab’s gesehen«, sagte Kluftinger, dem es peinlich war, dass sich die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste so auf ihn konzentrierte. Also winkte er hastig zurück, und sie durchquerten die Halle mit schnellen Schritten in Richtung Empfangstresen. Noch bevor sie diesen erreicht hatten, kam die Frau dahinter hervor und lief freudestrahlend auf sie zu. »Endlich«, sagte sie und breitete ihre Arme aus. »Meine Ehrengäste!« Kluftinger fühlte sich geschmeichelt und wurde ein bisschen verlegen – auch, weil die Hotelbesitzerin sehr attraktiv war. Ihr mintgrünes Dirndl passte – das fand zumindest Kluftinger – wunderbar zu ihrem strohblonden Pagenkopf und ihrer gesunden Bräune. Doch landeten die Blicke der meisten Männer wohl erst einmal in ihrem ausladenden Dekolleté – was Kluftinger einen Rippenstoß seiner Frau und Langhammer einen strafenden Blick von Annegret einbrachte. »Ich freu mich so, dass Sie kommen konnten.
Ich hätte ja gar nicht zu hoffen gewagt, dass Sie meiner Einladung folgen. Sie sind sicher wahnsinnig beschäftigt.« Julia König war nicht zu bremsen. »Ach, das ist halb so wild«, antwortete Langhammer, drängte sich an Kluftinger vorbei und begrüßte die Hotelbesitzerin mit zwei Küsschen auf die Wange. Kluftinger, dem solche Begrüßungsrituale suspekt waren, reichte ihr lediglich die Hand. »Mei Frau«, sagte er und deutete dabei auf Erika, »und … sei Frau«, fügte er hinzu und deutete auf Annegret, nachdem Langhammer keine Anstalten gemacht hatte, seine bessere Hälfte selbst vorzustellen. »Das freut mich wirklich sehr, eine so prominente Sportlerin kennenzulernen «, sagte Erika in fast ehrfürchtigem Tonfall und schüttelte Frau König die Hand. Julia König winkte ab: »Ach was. Exsportlerin. Und so prominent war ich nun auch wieder nicht.« »Na hören Sie mal«, protestierte Kluftinger, »immerhin waren Sie Olympiasiegerin im … Superski.« Die König sah ihn prüfend an, weil sie sich nicht sicher war, ob er einen Witz gemacht hatte. Als sie keine Anzeichen dafür fand, murmelte sie: »Jaja, der Super-G, das war schon was … ist ja aber auch schon fast nicht mehr wahr.« »Das war doch vor höchstens fünf Jahren«, schaltete sich Langhammer in schmeichlerischem Tonfall ein, was der Hotelchefin ein gekünsteltes Kichern entlockte. »Sie sind mir ja einer! Mir kommt es vor, als ob es eine Ewigkeit her ist. Das war in Sarajevo, 1984, da war ich gerade mal zwanzig. Noch ein richtiges Baby, sozusagen.« Sie lachte laut. »Ich bin auch begeisterter Skifahrer«, fuhr Langhammer fort, der gar nicht zu merken schien, dass Annegret inzwischen gelangweilt an der Rezeption lehnte. »Vielleicht können wir uns da mal ein bisschen austauschen. Fürs richtige Wachs könnte ich noch ein paar Tipps gebrauchen.« »Vielleicht wären ein paar Tipps zum richtigen Pflugbogen noch wichtiger«, grummelte Kluftinger eingedenk eines gemeinsamen Skiausflugs und zog Erika ebenfalls in Richtung Tresen.
Dort bekamen sie gerade noch mit, wie sich ein elegant gekleideter Mann, den Kluftinger trotz seiner grauen Schläfen auf höchstens fünfundvierzig schätzte, lautstark bei einem Hotelangestellten beschwerte. »Ich hab gedacht, das Hotel ist neu, da sollte man ja wohl davon ausgehen können, dass die Sachen funktionieren.« Der Hotelangestellte, ein gedrungener Mann in roter Livree, entschuldigte sich unterwürfig und fügte an: »Aber unser Hotel ist nicht neu, es wurde nur grundlegend saniert.« »Brauchen Sie mir nicht erzählen, weiß ich doch«, fuhr ihn der Mann an. »Und da haben Sie die kaputten Sachen gleich dringelassen? « Während der ganzen Zeit spielte er dabei mit seinem Handy herum, das golden glänzte. »Ich hab es gleich gewusst, ich hätte nicht herkommen sollen. Das war eine blödsinnige Idee, dieser Einladung zu folgen.« ISBN 978-3-492-05204-7© 2009 Piper Verlag GmbH, München
Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch im Allgäu
Druck und Bindung: Pustet, RegensburgPrinted in Germany
Und das haben wir alles nur Ihnen zu verdanken«, erwiderte Langhammer, und Kluftinger schämte sich ein wenig, weil er Langhammers Verdienst um diese Sache gedanklich so herabgewürdigt hatte. »Darf ich mal?« Der Mann, der vorher Kluftingers Koffer getragen hatte, drängte sich mit Langhammers Gepäck an ihnen vorbei. Sie traten zur Seite und bemerkten erst jetzt die anderen Gäste, die sich schon hier befanden. Vor dem Panoramafenster saß eine Frau mit strengem Gesichtsausdruck und schmalen Lippen, vielleicht Mitte vierzig, die auf Kluftinger wirkte, als komme sie nicht aus Deutschland. Er wusste auch nicht, warum, aber wenn es um Nationalitäten ging, landete er fast immer einen Treffer. In ihrem Fall tippte er wegen des blassen Teints und der blonden Haare auf Schweden oder ein anderes skandinavisches Land.
Er war gespannt, ob er richtig liegen würde. Neben ihr saß ein junger, durchtrainierter Mann mit langen schwarzen, zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren. Ihm gegenüber nippte ein braungebrannter Mann mit schlohweißem Haar an seiner Kaffeetasse, seine Beine wippten im Takt der Musik aus den Lautsprechern. Die Musik! Erst jetzt fiel dem Kommissar auf, dass die Lobby mit munteren Klängen beschallt wurde, was die heitere Atmosphäre der Einrichtung noch verstärkte. Die Melodie kam ihm bekannt vor. War das nicht … »Ah, Miss Marple«, flüsterte eine Stimme an seinem Ohr. Er drehte sich um und blickte in das grinsende Gesicht des Doktors. »Wie bitte?« »Die Musik. Aus den Miss-Marple-Filmen. Tatata-taataa-taatata … wirklich herzallerliebst.« Natürlich. Jetzt fiel es auch dem Kommissar wieder ein. Es war die Titelmelodie dieser Agatha-Christie-Verfilmungen, in denen eine dicke, schrullige Alte die englische Hobbydetektivin gab. Die Organisatoren hatten wirklich an jedes Detail gedacht. »Herr Kluftinger!« Eine durchdringende Frauenstimme hallte durch die Lobby und ließ die anderen Gäste aufsehen. »Kommissar Kluftinger! Hallo!«
Die Frau, die hinter der aus massivem Holz gebauten Rezeption stand, winkte ihm fröhlich zu. Erika stieß ihren Mann in die Seite: »Guck mal, die Julia König. « »Ja, ich hab’s gesehen«, sagte Kluftinger, dem es peinlich war, dass sich die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste so auf ihn konzentrierte. Also winkte er hastig zurück, und sie durchquerten die Halle mit schnellen Schritten in Richtung Empfangstresen. Noch bevor sie diesen erreicht hatten, kam die Frau dahinter hervor und lief freudestrahlend auf sie zu. »Endlich«, sagte sie und breitete ihre Arme aus. »Meine Ehrengäste!« Kluftinger fühlte sich geschmeichelt und wurde ein bisschen verlegen – auch, weil die Hotelbesitzerin sehr attraktiv war. Ihr mintgrünes Dirndl passte – das fand zumindest Kluftinger – wunderbar zu ihrem strohblonden Pagenkopf und ihrer gesunden Bräune. Doch landeten die Blicke der meisten Männer wohl erst einmal in ihrem ausladenden Dekolleté – was Kluftinger einen Rippenstoß seiner Frau und Langhammer einen strafenden Blick von Annegret einbrachte. »Ich freu mich so, dass Sie kommen konnten.
Ich hätte ja gar nicht zu hoffen gewagt, dass Sie meiner Einladung folgen. Sie sind sicher wahnsinnig beschäftigt.« Julia König war nicht zu bremsen. »Ach, das ist halb so wild«, antwortete Langhammer, drängte sich an Kluftinger vorbei und begrüßte die Hotelbesitzerin mit zwei Küsschen auf die Wange. Kluftinger, dem solche Begrüßungsrituale suspekt waren, reichte ihr lediglich die Hand. »Mei Frau«, sagte er und deutete dabei auf Erika, »und … sei Frau«, fügte er hinzu und deutete auf Annegret, nachdem Langhammer keine Anstalten gemacht hatte, seine bessere Hälfte selbst vorzustellen. »Das freut mich wirklich sehr, eine so prominente Sportlerin kennenzulernen «, sagte Erika in fast ehrfürchtigem Tonfall und schüttelte Frau König die Hand. Julia König winkte ab: »Ach was. Exsportlerin. Und so prominent war ich nun auch wieder nicht.« »Na hören Sie mal«, protestierte Kluftinger, »immerhin waren Sie Olympiasiegerin im … Superski.« Die König sah ihn prüfend an, weil sie sich nicht sicher war, ob er einen Witz gemacht hatte. Als sie keine Anzeichen dafür fand, murmelte sie: »Jaja, der Super-G, das war schon was … ist ja aber auch schon fast nicht mehr wahr.« »Das war doch vor höchstens fünf Jahren«, schaltete sich Langhammer in schmeichlerischem Tonfall ein, was der Hotelchefin ein gekünsteltes Kichern entlockte. »Sie sind mir ja einer! Mir kommt es vor, als ob es eine Ewigkeit her ist. Das war in Sarajevo, 1984, da war ich gerade mal zwanzig. Noch ein richtiges Baby, sozusagen.« Sie lachte laut. »Ich bin auch begeisterter Skifahrer«, fuhr Langhammer fort, der gar nicht zu merken schien, dass Annegret inzwischen gelangweilt an der Rezeption lehnte. »Vielleicht können wir uns da mal ein bisschen austauschen. Fürs richtige Wachs könnte ich noch ein paar Tipps gebrauchen.« »Vielleicht wären ein paar Tipps zum richtigen Pflugbogen noch wichtiger«, grummelte Kluftinger eingedenk eines gemeinsamen Skiausflugs und zog Erika ebenfalls in Richtung Tresen.
Dort bekamen sie gerade noch mit, wie sich ein elegant gekleideter Mann, den Kluftinger trotz seiner grauen Schläfen auf höchstens fünfundvierzig schätzte, lautstark bei einem Hotelangestellten beschwerte. »Ich hab gedacht, das Hotel ist neu, da sollte man ja wohl davon ausgehen können, dass die Sachen funktionieren.« Der Hotelangestellte, ein gedrungener Mann in roter Livree, entschuldigte sich unterwürfig und fügte an: »Aber unser Hotel ist nicht neu, es wurde nur grundlegend saniert.« »Brauchen Sie mir nicht erzählen, weiß ich doch«, fuhr ihn der Mann an. »Und da haben Sie die kaputten Sachen gleich dringelassen? « Während der ganzen Zeit spielte er dabei mit seinem Handy herum, das golden glänzte. »Ich hab es gleich gewusst, ich hätte nicht herkommen sollen. Das war eine blödsinnige Idee, dieser Einladung zu folgen.« ISBN 978-3-492-05204-7© 2009 Piper Verlag GmbH, München
Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch im Allgäu
Druck und Bindung: Pustet, RegensburgPrinted in Germany
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Autoren-Porträt von Volker Klüpfel, Michael Kobr
Volker Klüpfel hat viele Jahre in Altusried gewohnt. Wer dort aufwächst, verfällt für gewöhnlich der Schauspielerei mit Leib und Seele. Bei Freilichtspielen und vielen Inszenierungen im Theaterkästle wirkte er mit. Seine neue Leidenschaft heißt allerdings: Krimis schreiben. Klüpfel, Kulturredakteur der Memminger Zeitung, studierte vor seinem Einstieg in den Redakteursberuf Politikwissenschaft, Journalistik und Geschichte in Bamberg, arbeitete als Praktikant bei einer Zeitung in den USA und beim Bayerischen Rundfunk.Michael Kobr, geb. 1973 in Kempten, aufgewachsen in Kempten und Durach, ist Realschullehrer für Deutsch und Französisch. Mit seiner Frau lebt er in Memmingen. Der Allgäu-Krimi 'Erntedank' wurde mit dem Bayerischen Kunstförderpreis 2005 in der Sparte Literatur ausgezeichnet.
Autoren-Interview mit Volker Klüpfel
Herr Klüpfel, Herr Kobr, Ihre Krimis sind von allgäuerischem Lokal-Kolorit und einem gewissen Lokal-Patriotismus geprägt. Wie kommt es, dass Sie eine Einordnung ins Genre des Regional-Krimis trotzdem nicht besonders mögen? Klüpfel: Wir hätten gar keine Probleme damit, wenn sie als Allgäu-Krimis oder dergleichen bezeichnet werden würden. Aber wir wehren uns auch nicht dagegen. Wir sind uns ja nicht mal sicher, ob man unsere Bücher überhaupt als Krimis bezeichnen kann. Aber irgendeine Schublade braucht es halt.
Kobr: Thematisch passen wir ja gar nicht mehr so gut in diese Schublade, aber wir kommen halt auch nicht mehr raus.
In Ihren Krimis fühlen wir uns an Agatha Christie & Co. erinnert, in »Rauhnacht« begegnen wir bekannten Motiven und Figuren der Krimi-Literatur wie Hercule Poirot und Dr. Watson. Ist das Ihre persönliche Hommage an den klassischen Krimi?
Klüpfel: Genau. Wir bekennen uns in Rauhnacht ganz offen zu unseren Vorbildern, spielen aber auch mit den Versatzstücken dieses Genres.
Kobr: Das waren eben auch die ersten Kontakte mit dem Genre für uns. Wir haben beide in unserer Jugend die Klassiker gelesen.
Die »Rauhnächte« sind die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönig, in denen laut Volksmund die bösen Geister spuken. Alles Humbug für Sie? Oder sind Sie auch ein bisschen abergläubisch?
Klüpfel: Abergläubisch? Wie kommen Sie denn darauf. Bis jetzt ging es doch auch ohne Aberglaube ganz gut. Toi, toi, toi…
Kobr: Also, mal ehrlich, diese Nächte haben schon einen besonderen Zauber. Ein ganz spezielles Licht. Ich wäre da nicht allzu gern allein im Wald unterwegs. Also noch weniger als zu anderen Zeiten im Jahr. Draußen in der Natur, im Allgäu, da gibt es dann schon schaurige Ecken.
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Was verbinden Sie mit dem Begriff »Heimat«? Könnten Sie sich als »Allgäuer Buben« vorstellen, beispielsweise in Hamburg zu leben?
Klüpfel: Hamburg? Hm, kommt drauf an. Wo liegt denn das?
Kobr: Schon. Obwohl sie jetzt vorübergehend die Flugverbindung Memmingen – Hamburg wieder eingestellt haben. Aber es ist schon auch schön, im Allgäu zu leben, wo die Leute eben so reden wie man es selbst auch tut und wo vor allem Familie, Eltern und alte Freunde leben.
Grantig, kauzig, stur, wortkarg, altmodisch, liebenswert, »klufti«. Wie »klufti« sind Sie selbst?
Klüpfel: Bissle.
Kobr: Oder vielleicht ein bissle mehr.
Viele deutsche Dialekte sind laut Unesco vom Aussterben bedroht, Dialekt-Sprecher haben häufig den Ruf als provinziell und ungebildet. Finden Sie, dass Dialekte mehr gepflegt werden sollten?
Klüpfel: Noi.
Kobr: I scho. Ich bin Deutschlehrer, da kann ich dann schon hochdeutsch tun, weigere mich aber, mich unter Meinsegleichen (Allgäuer)allzu hochdeutsch auszudrücken. Will sagen: Kommt immer auf die Situation an.
In zwei Ländern, Tschechien und Mazedonien, gibt es bereits Übersetzungen Ihrer Romane. War das eine Überraschung für Sie? Können Sie sich vorstellen, dass Kässpatzen und »Granteln« auch bald in Rom und London Einzug halten?
Klüpfel: Nein, mit Maezedonien und Tschechien haben sich all unsere internationalen Träume erfüllt.
Kobr: Definitiv. Tschechien ist das einzige Land, in dem man meinen Namen auf Anhieb richtig schreibt.
Wenn man Sie zusammen bei einer Lesung auf der Bühne erlebt, bekommt man schon mal Gesichtsmuskelkater vor Lachen, Ihre offen ausgetragenen »Frotzeleien« untereinander sind ja schon Kult. Sie haben wirkliches Potential für eine Comedy-Show oder ein eigenes Kabarett-Programm. Haben Sie schon mal ernsthaft über so etwas nachgedacht?
Klüpfel: Ich sehe Herrn Kobr (privat sind wir per Sie) im Schnitt drei Mal die Woche. Glauben Sie im Ernst, ich würde freiwillig noch ein paar Tage drauflegen?
Kobr: Was die Shows angeht: Wir sind da schon offen für neue Ideen. Mal sehen, was die Zukunft alles bringt.
Was hat sich für Sie persönlich verändert, seit es den Klufti gibt?
Kobr: Eigentlich kurz gesagt: Alles. Zum Glück in einem Tempo, in dem wir Schritt halten konnten. Aber wir führen ein völlig anderes Leben, als es vor sieben Jahren geplant war. Und das ist schon nicht ganz verkehrt so, um es mal als Allgäuer zu sagen: Wir treffen die verschiedensten Leute, sind in ganz Deutschland mit den Shows unterwegs, sind Teil des Literaturbetriebs, das ist echt eine spannende Sache.
Für unsere Leser: Haben Sie einen Krimi-Geheimtipp?
Klüpfel: Ja. Aber wenn ich ihn sagen würde, wär er ja nicht mehr geheim.
Kobr: Mir bleibt leider nicht so viel Zeit zum Lesen wie Herrn Klüpfel, denn ich bin ja derjenige, der unsere Bücher schreibt.
Wie wird es mit Klufti weitergehen? Verraten Sie uns schon etwas über den neuen Fall?
Kobr: Gern. Es geht um einen Mord, so viel können wir sagen, denke ich. In Kempten. Aber viel mehr möchte ich nicht sagen. Soll ja spannend bleiben für Volker.
Klüpfel: Herrn Klüpfel, so viel Zeit muss sein.
Und nun zum Schluss, so ganz unter uns, wir sagen es auch sicher nicht weiter: Wie war noch gleich Kluftis Vorname? (Werden wir den Namen je erfahren?)
Klüpfel: Wir haben ihn grad in Vaclav Dragan Kluftinger umgetauft. Wegen der neuen Verbreitungsgebiete.
Klüpfel: Hamburg? Hm, kommt drauf an. Wo liegt denn das?
Kobr: Schon. Obwohl sie jetzt vorübergehend die Flugverbindung Memmingen – Hamburg wieder eingestellt haben. Aber es ist schon auch schön, im Allgäu zu leben, wo die Leute eben so reden wie man es selbst auch tut und wo vor allem Familie, Eltern und alte Freunde leben.
Grantig, kauzig, stur, wortkarg, altmodisch, liebenswert, »klufti«. Wie »klufti« sind Sie selbst?
Klüpfel: Bissle.
Kobr: Oder vielleicht ein bissle mehr.
Viele deutsche Dialekte sind laut Unesco vom Aussterben bedroht, Dialekt-Sprecher haben häufig den Ruf als provinziell und ungebildet. Finden Sie, dass Dialekte mehr gepflegt werden sollten?
Klüpfel: Noi.
Kobr: I scho. Ich bin Deutschlehrer, da kann ich dann schon hochdeutsch tun, weigere mich aber, mich unter Meinsegleichen (Allgäuer)allzu hochdeutsch auszudrücken. Will sagen: Kommt immer auf die Situation an.
In zwei Ländern, Tschechien und Mazedonien, gibt es bereits Übersetzungen Ihrer Romane. War das eine Überraschung für Sie? Können Sie sich vorstellen, dass Kässpatzen und »Granteln« auch bald in Rom und London Einzug halten?
Klüpfel: Nein, mit Maezedonien und Tschechien haben sich all unsere internationalen Träume erfüllt.
Kobr: Definitiv. Tschechien ist das einzige Land, in dem man meinen Namen auf Anhieb richtig schreibt.
Wenn man Sie zusammen bei einer Lesung auf der Bühne erlebt, bekommt man schon mal Gesichtsmuskelkater vor Lachen, Ihre offen ausgetragenen »Frotzeleien« untereinander sind ja schon Kult. Sie haben wirkliches Potential für eine Comedy-Show oder ein eigenes Kabarett-Programm. Haben Sie schon mal ernsthaft über so etwas nachgedacht?
Klüpfel: Ich sehe Herrn Kobr (privat sind wir per Sie) im Schnitt drei Mal die Woche. Glauben Sie im Ernst, ich würde freiwillig noch ein paar Tage drauflegen?
Kobr: Was die Shows angeht: Wir sind da schon offen für neue Ideen. Mal sehen, was die Zukunft alles bringt.
Was hat sich für Sie persönlich verändert, seit es den Klufti gibt?
Kobr: Eigentlich kurz gesagt: Alles. Zum Glück in einem Tempo, in dem wir Schritt halten konnten. Aber wir führen ein völlig anderes Leben, als es vor sieben Jahren geplant war. Und das ist schon nicht ganz verkehrt so, um es mal als Allgäuer zu sagen: Wir treffen die verschiedensten Leute, sind in ganz Deutschland mit den Shows unterwegs, sind Teil des Literaturbetriebs, das ist echt eine spannende Sache.
Für unsere Leser: Haben Sie einen Krimi-Geheimtipp?
Klüpfel: Ja. Aber wenn ich ihn sagen würde, wär er ja nicht mehr geheim.
Kobr: Mir bleibt leider nicht so viel Zeit zum Lesen wie Herrn Klüpfel, denn ich bin ja derjenige, der unsere Bücher schreibt.
Wie wird es mit Klufti weitergehen? Verraten Sie uns schon etwas über den neuen Fall?
Kobr: Gern. Es geht um einen Mord, so viel können wir sagen, denke ich. In Kempten. Aber viel mehr möchte ich nicht sagen. Soll ja spannend bleiben für Volker.
Klüpfel: Herrn Klüpfel, so viel Zeit muss sein.
Und nun zum Schluss, so ganz unter uns, wir sagen es auch sicher nicht weiter: Wie war noch gleich Kluftis Vorname? (Werden wir den Namen je erfahren?)
Klüpfel: Wir haben ihn grad in Vaclav Dragan Kluftinger umgetauft. Wegen der neuen Verbreitungsgebiete.
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Bibliographische Angaben
- Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
- 2010, 1, 362 Seiten, Maße: 13,7 x 21,5 cm, Hochw. Broschur mit Klappeinb.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 382898990X
- ISBN-13: 9783828989900
Rezension zu „Rauhnacht “
"Kluftinger ist der personifizierte Anti-Zeitgeist; Kluftinger ist Kult." (Rheinische Post)"Die Autoren servieren eine herrlich schräge und rasante Story mit witzigen Dialogen, lebendig gezeichneten Charakteren locker-flockige Lesekost zur (ent)spannenden Unterhaltung." (Nürnberger Nachrichten)
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