Spiel der Teufel / Sören Henning Bd.2
Kriminalroman
Der Kieler Kommissar Sören Henning und seine Kollegin Lisa Santos sind fassungslos: ihr Freund und Kollege Gerd Wegner soll sich umgebracht haben. Doch schnell ist klar, dass Wegner kaltschnäuzig ermordet wurde. Wer könnte ihn auf dem...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Spiel der Teufel / Sören Henning Bd.2 “
Der Kieler Kommissar Sören Henning und seine Kollegin Lisa Santos sind fassungslos: ihr Freund und Kollege Gerd Wegner soll sich umgebracht haben. Doch schnell ist klar, dass Wegner kaltschnäuzig ermordet wurde. Wer könnte ihn auf dem Gewissen haben? Die Ermittlungen führen die beiden zur internationalen Organmafia.
Klappentext zu „Spiel der Teufel / Sören Henning Bd.2 “
Nicht jede Organspende ist freiwillig ...In einem Kieler Vorort wird die Leiche von Oberkommissar Gerd Wegner in seinem Auto gefunden. Die Fenster sind abgedichtet, ein Schlauch führt vom Auspuff ins Wageninnere, das Garagentor ist geschlossen, der Motor läuft. Kommissar Sören Henning und seine Kollegin Lisa Santos sind fassungslos: Kann es sein, dass sich ihr langjähriger Freund und Kollege umgebracht hat? Die schöne Witwe Nina glaubt jedoch nicht an den Selbstmord ihres Mannes, und Sören und Lisa beginnen zu ermitteln. Die Spur führt in eine Schönheitsklinik, in der nicht nur kosmetische Operationen vorgenommen werden...
Nicht jede Organspende ist freiwillig ... In einem Kieler Vorort wird die Leiche von Oberkommissar Gerd Wegner in seinem Auto gefunden. Die Fenster sind abgedichtet, ein Schlauch führt vom Auspuff ins Wageninnere, das Garagentor ist geschlossen, der Motor läuft. Kommissar Sören Henning und seine Kollegin Lisa Santos sind fassungslos: Kann es sein, dass sich ihr langjähriger Freund und Kollege umgebracht hat? Die schöne Witwe Nina glaubt jedoch nicht an den Selbstmord ihres Mannes, und Sören und Lisa beginnen zu ermitteln. Die Spur führt in eine Schönheitsklinik, in der nicht nur kosmetische Operationenvorgenommen werden ... Spannung pur von Deutschlands erfolgreichstem Krimiautor
Lese-Probe zu „Spiel der Teufel / Sören Henning Bd.2 “
Spiel der Teufel von ANDREAS FRANZ PROLOG St. Petersburg, November 2001 Es war kalt, als Larissa ihre Sachen packte. Kalt in der Stadt, wo bereits im Oktober der erste Schnee gefallen war, kalt in ihrem kärglich eingerichteten Zimmer, weil wieder einmal die Heizung nicht funktionierte und sich seit vorgestern am Fenster winzige Eisblumen gebildet hatten. Sie fror, obwohl sie
über der Unterwäsche eine dicke Wollstrumpfhose, Wollsocken, eine Jeans und einen Wollpullover trug, wovon bis auf die Jeans alles von ihrer Mutter gestrickt worden war. Ihre Hände und ihre Nase waren von der Kälte rot. Sie hatte, als sie ihr Elternhaus verließ, gewusst, dass es in St. Petersburg nicht
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einfach werden würde, und sie hatte auch gewusst, dass sie sich als eine junge Frau vom Lande in der Großstadt erst einmal würde zurechtfinden müssen. Anfangs schien es zu klappen. Sie kam mit dem Geld recht gut über die Runden, doch bereits nach vier Monaten waren ihre wenigen Ersparnisse aufgebraucht, und sie hatte überlegt, ob es nicht besser wäre, das Studium abzubrechen und wieder nach Hause zu fahren. Aber sie wollte unbedingt ein besseres Leben führen, ein besseres als ihre Eltern, und vielleicht würde sie es sogar schaffen, ihnen eines Tages hin und wieder etwas Geld zukommen zu lassen. Doch jeder Tag wurde zu einem Kampf ums Überleben. Sie musste die Miete zahlen, die ihre herrische Vermieterin pünktlich an jedem Ersten des Monats einforderte, sie musste essen, was oft nicht mehr als trocken Brot und ein paar Kartoffeln waren. Seit sie in der großen Stadt lebte, hatte sie sich nichts Neues zum Anziehen zugelegt. Sie ging sehr sorgsam mit ihrer Kleidung um, die ihre Eltern ihr zum Abschied gekauft hatten, wofür sie ihr letztes Geld zusammengekratzt hatten. Aber sie waren stolz auf Larissa und ihren Ehrgeiz und hofften, sie würde es irgendwann besser haben. Es dauerte nicht lange, bis Larissa einen Aushilfsjob in einem Restaurant fand, wo sie als Spülerin ein paar Rubel hinzuverdiente, und später in einem Sexshop, bis sie von dem Besitzer gefragt wurde, ob sie nicht lieber mehr Geld hätte. So hübsch
und attraktiv, wie sie sei, wäre es ein Leichtes, in dieser teuren Stadt angenehm und ohne Sorgen zu leben. Sie wusste, was er damit meinte, bat jedoch um Bedenkzeit. Nach ein paar Tagen hatte sie sich entschieden, ihren Körper niemals zu verkaufen, lieber würde sie sterben. Doch bereits am Abend nach ihrem Entschluss, den sie dem Sexshopbesitzer mitteilte, standen, als sie sich bereits fürs Bett fertigmachen wollte, drei Polizisten vor ihrer Tür, zerrten sie wortlos die Treppe hinunter und in einen Streifenwagen und vergewaltigten sie mehrfach an einer dunklen Stelle am Ufer der Newa. Die Männer hatten die ganze Zeit über kaum ein Wort gesprochen, sie hatten nur ein paarmal hämisch gelacht, und als sie fertig waren, hatten sie Larissa einfach im Dreck liegenlassen und waren davongefahren, nicht ohne ihr vorher deutlich zu verstehen zu geben, dass sie ab sofort jeden Abend zwischen zwanzig Uhr und zwei Uhr an einer bestimmten Stelle zu stehen und so viele Freier zu bedienen habe, wie nach ihr verlangten. Sie hatten ihren Körper misshandelt und missbraucht, aber sie hatten nicht Larissas Willen und Stolz gebrochen, obwohl sie viele Tage benötigte, um sich physisch von dem Geschehenen zu erholen. Seit jener verhängnisvollen Nacht stand sie selbst in der größten Kälte allabendlich an der Straße und erfüllte Freiern die ausgefallensten und perversesten Wünsche, doch das Geld, das sie dabei verdiente, gehörte nicht ihr, nein, sie musste es bis auf ein paar wenige Rubel an die drei Polizisten abführen. Und wenn sie einmal keinen Freier hatte, was durchaus passierte, kamen die drei und vergingen sich wieder an ihr als Strafe dafür, nicht genug Einsatz zu zeigen. Larissa wusste von einigen Studienkolleginnen, dass sie das gleiche Schicksal erlitten wie sie, und man munkelte, dass fast die Hälfte der Studentinnen Dinge tun musste, die sie eigentlich nicht tun wollten. Doch dies war nur ein Gerücht. Sie wusste aber auch, dass etliche von ihnen drogenabhängig waren oder an der Flasche hingen, weil sie dem Druck nicht mehr gewachsen waren. Und zwei dieser jungen Frauen hatten sich innerhalb weniger Tage das Leben genommen. Knapp drei Wochen waren seit der ersten Vergewaltigung vergangen, als sie an einem Freitagmittag von ihrer Professorin in deren Büro bestellt und ihr Tee und Gebäck angeboten wurde. Die kleine, leicht gedrungene, aber nicht unattraktive Frau sah Larissa mit mütterlich-gütigem Blick an und sagte lächelnd und mit der gewohnt sanften Stimme, die sie nur manchmal leicht erhob: »Sie werden sich fragen, warum ich Sie in mein Büro gebeten habe. Nun, ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass
ich Sie für eine weit überdurchschnittlich talentierte Malerin halte, für ein Ausnahmetalent, um genau zu sein. Sie können sicher sein, dass ich das gewiss nicht jedem sage.« Danach machte sie eine kurze Pause, die braunen Augen auf Larissa gerichtet, deren Gesicht sich gerötet hatte, denn solche Worte hatte sie bislang nur einmal gehört, von ihrem Lehrer in der Schule. »Geh weg von hier«, hatte er gesagt, »hier ist nicht der rechte Platz für eine junge und so talentierte Frau wie dich. Du hast so viel Ausdruck in deinen Bildern, so viel Gefühl, so viele Emotionen, du würdest dein Leben wegwerfen, wenn du hierbleiben würdest. Geh und folge deiner Bestimmung.« Nicht lange danach hatte sie sich auf den Weg nach St. Petersburg gemacht, mehr als zweitausend Kilometer von zu Hause entfernt, wo kaum jemand ein Telefon besaß, wo die meisten Häuser noch aus Holz gebaut und die Straßen, wenn es überhaupt
welche gab, kaum als solche zu bezeichnen waren. Aber die Illusion der schönen großen Stadt war spätestens vor drei Wochen wie eine Seifenblase zerplatzt. Und nun saß sie vor ihrer Professorin, die sie mit noch immer gütigem Blick ansah. »Und ich möchte Ihnen auch sagen, dass ich St. Petersburg nicht für den geeigneten Ort halte. Ich meine, Sie sind hier nicht gut aufgehoben. Die Bedingungen hier sind für Sie, wenn ich mir Ihre Akte und Ihre Herkunft anschaue, alles andere als ideal. Aber lassen Sie mich auf den Punkt kommen, denn ich habe gleich noch einen Termin. Was ich sagen will, ist, dass ich Sie an einer anderen Universität unterbringen könnte, wo alles für Sie leichter wäre.« »An einer anderen Universität? Was meinen Sie damit?«, fragte Larissa, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Erst hatte ihr Lehrer in ihrem Dorf gesagt, sie solle nach St. Petersburg gehen, weil es keine Universität auf der ganzen Welt gebe, wo man die Feinheiten des Malens besser erlernen könne. Und nun sagte ihre Professorin, sie solle an einer anderen Universität studieren. »Schauen Sie, in St. Petersburg gibt es nicht viele Studenten, die ein unbeschwertes Leben führen können. Sie sind nicht allein mit Ihrem Problem, ich kenne eine Menge anderer Studentinnen, die sich ihren Lebensunterhalt auf geradezu menschenunwürdige Weise verdienen müssen …« Larissa wollte gerade etwas einwerfen, doch ihre Professorin hinderte sie mit einer Handbewegung daran. »Lassen Sie mich bitte ausreden. Ich möchte nicht, dass Sie in dieser Stadt kaputtgehen. Ich habe sehr gute Beziehungen ins Ausland, besonders nach Deutschland. Ich weiß, dass Sie recht gut Deutsch sprechen, weil ihre Vorfahren aus Deutschland stammen und Sie zu Hause viel Deutsch gesprochen haben und … Nun, um es kurz zu machen, ich kann Sie an eine Universität in Berlin vermitteln, wo Sie in Ruhe studieren können, vorausgesetzt, Sie wollen das. Außerdem hätten Sie dort immer genug zu essen, ein schönes Zimmer und eine nette Familie, bei der Sie wohnen würden. Es ist eine Vorzugsbehandlung, ich weiß, aber ich weiß auch, dass Ihr Leben zurzeit nicht gerade ein Zuckerschlecken ist …« »Was wissen Sie von mir?« Larissas Professorin lächelte milde und gleichzeitig geheimnisvoll und erwiderte: »Genug. Man zwingt Sie zu Dingen, die Sie nicht tun wollen. Keine Frau will das, doch viele können sich nicht entziehen. Viele Studentinnen sind hier gezwungen, sich ihren Lebensunterhalt wie Sie zu verdienen. Nur leider kann ich nicht jeder helfen«, fügte sie bedauernd hinzu. »Was halten Sie von meinem Angebot? Ich habe erst vorhin die Anfrage dieser Familie auf meinen Tisch bekommen«, sagte sie und legte ein Foto und einen Brief vor Larissa, »und dabei habe ich sofort an Sie gedacht. Sie müssen sich aber schnell entscheiden, denn diese Familie braucht dringend Unterstützung im Haushalt.« »Berlin? Was muss ich dafür tun?«, fragte Larissa misstrauisch. »Das sagte ich bereits, Sie sollen im Haushalt helfen. Die Deutschen sind reich und großzügig. Sie werden es dort gut haben.« »Und das geht einfach so?« »Sie brauchen nur ja zu sagen, und ich werde alles Weitere in die Wege leiten. Schon in wenigen Tagen können Sie in Berlin sein, vorausgesetzt, Sie wollen das.« »So schnell? Natürlich würde ich gerne, aber …« »Was aber? Wahrscheinlich möchten Sie wissen, worin Ihre Gegenleistung besteht. Nun, es gibt keine. Sie müssen sich lediglich einer medizinischen Untersuchung unterziehen, das ist alles. Ich brauche nur anzurufen, und Sie können gleich zum Arzt gehen.« Larissa fühlte sich etwas überrumpelt und sah ihre Professorin noch einen Tick misstrauischer an. Bisher war alles, was sie in St. Petersburg gemacht hatte, mit Bedingungen verbunden, nur ausgerechnet diesmal nicht? Aber die ihr gegenübersitzende Frau, die sie seit nunmehr gut zwei Semestern kannte und vor allem schätzte, lächelte sie nur an, aufmunternd und Hoffnung gebend. »Überlegen Sie nicht zu lange, denn die Familie, die sich an mich gewandt hat, sucht wirklich sehr dringend eine Haushaltshilfe und jemanden, der die Kinder beaufsichtigt, wenn die Eltern einmal weggehen wollen. Es sind Arbeiten, die Sie sehr gut mit Ihrem Studium verbinden können. Sie wohnen
umsonst, bekommen ein großzügiges Taschengeld und Kleidung und vielleicht noch die eine oder andere Zuwendung. Aber ich will Sie zu nichts drängen. Nehmen Sie ein paar Minuten auf dem Gang Platz und überlegen Sie es sich, ich muss dringend ein Telefonat führen. Lassen Sie sich das Angebot durch den Kopf gehen, und glauben Sie mir, ich verliere Sie nur sehr ungern, aber ich will wirklich nur Ihr Bestes. Sie werden es zu etwas ganz Großem bringen, das verspreche ich Ihnen. Ihre Bilder werden eines Tages in den größten und berühmtesten Galerien hängen. Bei Ihrem Talent. « Larissa nickte, erhob sich und ging nach draußen. In ihrem Kopf drehte sich ein Karussell. Sie war mit einem Mal mit etwas konfrontiert worden, das sie in ihren kühnsten und verwegensten Träumen nicht geträumt hätte. Deutschland, ein Land, über das sie immer nur Gutes gehört hatte. Aber Deutschland war weit weg, noch viel weiter weg von ihren Eltern, als sie jetzt schon war. Doch wenn sie nach Deutschland ging, würde sie nicht mehr mit fremden Männern schlafen müssen, sie würde keine Gewalt mehr erleben, sie würde ihr Studium beenden und es eines Tages geschafft haben, wie ihr Lehrer schon vor Jahren prophezeit hatte. Nach etwa zehn Minuten wurde sie wieder in das Büro der Professorin gebeten. »Und, sind Sie zu einem Entschluss gekommen?« »Ich würde Ihr Angebot gerne annehmen«, antwortete Larissa leise, obwohl sie lieber noch etwas mehr Bedenkzeit gehabt hätte. »Höre ich da einen kleinen Zweifel in Ihrer Stimme?« »Nein, es ist nur, dass ich überhaupt keine Gelegenheit habe, mich von meinen Eltern zu verabschieden. Sie haben kein Telefon, und ein Brief dauert lang …« »Wenn Sie in Berlin sind, schreiben Sie ihnen von dort. Ich wollte Sie sowieso dringend darum bitten, mit niemandem über unser Gespräch zu reden. Sie wissen ja, die Neider sind überall. Und Ihre Eltern würden sich auch nur unnötige Sorgen machen, wenn sie schon jetzt von Ihrer Entscheidung erführen. Glauben Sie mir, es ist besser, wenn Sie fahren und ihnen schreiben, sobald Sie in Berlin angekommen sind.« »Und wie komme ich dorthin?« »Sie fahren mit dem Schiff und dann weiter mit dem Auto. Aber das wird man Ihnen alles noch erklären. Vertrauen Sie mir einfach.« »Und was ist mit Papieren?« »Auch das wird ganz unbürokratisch geregelt. Wir haben ein Abkommen mit den deutschen Behörden. Wir leben schließlich nicht mehr in der Sowjetunion, sondern in einem freien Land, das in der ganzen Welt angesehen ist«, antwortete sie mit einem warmen und weichen Lachen. »Wie gesagt, vertrauen Sie mir einfach. Soll ich den Arzt anrufen?« Larissa nickte. Das Telefonat war nach kaum einer Minute beendet. »Hier ist die Adresse, es sind nur ein paar Minuten zu Fuß. Die Untersuchung wird ein wenig dauern, aber Sie haben ja Zeit. Alles Gute und viel Glück.« Larissa nahm den Zettel, verabschiedete sich von ihrer Professorin und ging zu der angegebenen Adresse. Die Untersuchung dauerte über vier Stunden, bis der Arzt ihr mitteilte, dass sie kerngesund sei und bedenkenlos nach Deutschland fahren könne. Zum Abschluss sagte er, dass in zwei Stunden eine Frau bei ihr vorbeikomme, um ihr letzte Instruktionen zu erteilen. Die Frau, die sich nur mit »Marina« vorstellte und groß und schlank und kaum älter als Larissa war, kam gegen zweiundzwanzig Uhr in das kleine Zimmer, in dem Larissa hauste. Sie unterhielten sich etwa eine halbe Stunde, wobei die meiste Zeit die junge Frau sprach. Larissa solle ihre Sachen am Samstagnachmittag gepackt haben, am Abend um Punkt einundzwanzig Uhr stehe ein Wagen vor dem Haus, um sie abzuholen. Samstag, das war bereits morgen, also viel schneller, als ihre Professorin ihr gesagt hatte. Als Larissa ihre wenigen Habseligkeiten gepackt hatte, sah sie sich noch einmal in dem kleinen Zimmer um, dachte an ihre Eltern, die beiden jüngeren Geschwister und an ihre ältere Schwester, die als Polizistin in Moskau arbeitete. Sie hätte gerne noch einmal mit ihr gesprochen, denn es gab niemanden, zu dem sie einen engeren Kontakt hatte, auch wenn sie ihr von der Vergewaltigung und Misshandlung und den vielen Demütigungen nichts erzählt hatte, zu sehr schämte sie sich dafür, und Larissa wollte auch nicht, dass sie sich Sorgen machte oder gar nach St. Petersburg kam. Sie liebte ihre Schwester, doch sie würde sich an die Anweisungen halten und ihr erst schreiben, wenn sie in Berlin war. Und wenn die Familie so nett wie auf dem Foto war, würde sie vielleicht sogar mit ihr telefonieren dürfen.Larissa wartete ungeduldig, bis es einundzwanzig Uhr war. Sie hatte Hunger und Durst und fror erbärmlich, ging mehr als zwei Stunden im Zimmer auf und ab, rieb sich immer wieder die mit dicken Handschuhen bedeckten Hände oder wärmte ihr Gesicht mit ihrem Atem, den sie in die Handflächen blies, die sie dicht vors Gesicht hielt. Ein paar Minuten vor neun ging sie nach unten, wo bereits das Auto stand, das sie zum Hafen bringen würde. Und schon in zwei Tagen würde sie in Berlin sein, bei einer Familie, die sie nur von einem Foto kannte. Nette Menschen, mit zwei kleinen Kindern. Und doch beschlich sie ein mulmiges Gefühl, als sie in das Auto stieg, wo noch zwei andere junge Frauen außer dem Fahrer saßen. Auf dem Weg zum Hafen wurde kein Wort gewechselt, es herrschte eine beinahe beängstigende Stille. Larissa war nervös und aufgeregt, wollte sich dies aber nicht anmerken lassen, denn sie redete sich immer und immer wieder ein, es habe schon alles seine Richtigkeit, auch wenn ihr Bauch ihr etwas anderes sagte. Doch sie wollte nicht darauf hören. Ihre Gedanken waren bei ihrer Familie, ihrem Vater, der als Lehrer an einer kleinen Dorfschule gerade so viel verdiente, dass sie immer genug zu essen hatten, und bei ihrer Schwester, die es als Erste geschafft hatte, aus den ärmlichen Verhältnissen auszubrechen und eine einigermaßen gutbezahlte Anstellung bei der Polizei in Moskau hatte. In zwei, spätestens drei Tagen würde Larissa mit ihr Kontakt aufnehmen und ihr eine Menge mitzuteilen haben. Am Hafen angelangt, standen dort bereits fünf weitere Fahrzeuge, zwei Lieferwagen, ein Mercedes und zwei Polizeiwagen. Die Türen der Lieferwagen wurden geöffnet, und etwa dreißig Personen stiegen aus, die jüngste vielleicht fünf Jahre alt, die älteste höchstens fünfundzwanzig. Nur die Fahrer waren älter. Sie wurden zu einem Frachter geführt. Das mulmige Gefühl wurde immer intensiver und wandelte sich schlagartig in Angst. Am liebsten wäre Larissa davongerannt, doch um die Gruppe herum hatten sich mehrere Männer geschart, die wie Bluthunde aufzupassen schienen, dass auch jeder auf direktem Weg auf den Frachter ging. Copyright © 2008 bei Knaur Verlag
und attraktiv, wie sie sei, wäre es ein Leichtes, in dieser teuren Stadt angenehm und ohne Sorgen zu leben. Sie wusste, was er damit meinte, bat jedoch um Bedenkzeit. Nach ein paar Tagen hatte sie sich entschieden, ihren Körper niemals zu verkaufen, lieber würde sie sterben. Doch bereits am Abend nach ihrem Entschluss, den sie dem Sexshopbesitzer mitteilte, standen, als sie sich bereits fürs Bett fertigmachen wollte, drei Polizisten vor ihrer Tür, zerrten sie wortlos die Treppe hinunter und in einen Streifenwagen und vergewaltigten sie mehrfach an einer dunklen Stelle am Ufer der Newa. Die Männer hatten die ganze Zeit über kaum ein Wort gesprochen, sie hatten nur ein paarmal hämisch gelacht, und als sie fertig waren, hatten sie Larissa einfach im Dreck liegenlassen und waren davongefahren, nicht ohne ihr vorher deutlich zu verstehen zu geben, dass sie ab sofort jeden Abend zwischen zwanzig Uhr und zwei Uhr an einer bestimmten Stelle zu stehen und so viele Freier zu bedienen habe, wie nach ihr verlangten. Sie hatten ihren Körper misshandelt und missbraucht, aber sie hatten nicht Larissas Willen und Stolz gebrochen, obwohl sie viele Tage benötigte, um sich physisch von dem Geschehenen zu erholen. Seit jener verhängnisvollen Nacht stand sie selbst in der größten Kälte allabendlich an der Straße und erfüllte Freiern die ausgefallensten und perversesten Wünsche, doch das Geld, das sie dabei verdiente, gehörte nicht ihr, nein, sie musste es bis auf ein paar wenige Rubel an die drei Polizisten abführen. Und wenn sie einmal keinen Freier hatte, was durchaus passierte, kamen die drei und vergingen sich wieder an ihr als Strafe dafür, nicht genug Einsatz zu zeigen. Larissa wusste von einigen Studienkolleginnen, dass sie das gleiche Schicksal erlitten wie sie, und man munkelte, dass fast die Hälfte der Studentinnen Dinge tun musste, die sie eigentlich nicht tun wollten. Doch dies war nur ein Gerücht. Sie wusste aber auch, dass etliche von ihnen drogenabhängig waren oder an der Flasche hingen, weil sie dem Druck nicht mehr gewachsen waren. Und zwei dieser jungen Frauen hatten sich innerhalb weniger Tage das Leben genommen. Knapp drei Wochen waren seit der ersten Vergewaltigung vergangen, als sie an einem Freitagmittag von ihrer Professorin in deren Büro bestellt und ihr Tee und Gebäck angeboten wurde. Die kleine, leicht gedrungene, aber nicht unattraktive Frau sah Larissa mit mütterlich-gütigem Blick an und sagte lächelnd und mit der gewohnt sanften Stimme, die sie nur manchmal leicht erhob: »Sie werden sich fragen, warum ich Sie in mein Büro gebeten habe. Nun, ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass
ich Sie für eine weit überdurchschnittlich talentierte Malerin halte, für ein Ausnahmetalent, um genau zu sein. Sie können sicher sein, dass ich das gewiss nicht jedem sage.« Danach machte sie eine kurze Pause, die braunen Augen auf Larissa gerichtet, deren Gesicht sich gerötet hatte, denn solche Worte hatte sie bislang nur einmal gehört, von ihrem Lehrer in der Schule. »Geh weg von hier«, hatte er gesagt, »hier ist nicht der rechte Platz für eine junge und so talentierte Frau wie dich. Du hast so viel Ausdruck in deinen Bildern, so viel Gefühl, so viele Emotionen, du würdest dein Leben wegwerfen, wenn du hierbleiben würdest. Geh und folge deiner Bestimmung.« Nicht lange danach hatte sie sich auf den Weg nach St. Petersburg gemacht, mehr als zweitausend Kilometer von zu Hause entfernt, wo kaum jemand ein Telefon besaß, wo die meisten Häuser noch aus Holz gebaut und die Straßen, wenn es überhaupt
welche gab, kaum als solche zu bezeichnen waren. Aber die Illusion der schönen großen Stadt war spätestens vor drei Wochen wie eine Seifenblase zerplatzt. Und nun saß sie vor ihrer Professorin, die sie mit noch immer gütigem Blick ansah. »Und ich möchte Ihnen auch sagen, dass ich St. Petersburg nicht für den geeigneten Ort halte. Ich meine, Sie sind hier nicht gut aufgehoben. Die Bedingungen hier sind für Sie, wenn ich mir Ihre Akte und Ihre Herkunft anschaue, alles andere als ideal. Aber lassen Sie mich auf den Punkt kommen, denn ich habe gleich noch einen Termin. Was ich sagen will, ist, dass ich Sie an einer anderen Universität unterbringen könnte, wo alles für Sie leichter wäre.« »An einer anderen Universität? Was meinen Sie damit?«, fragte Larissa, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Erst hatte ihr Lehrer in ihrem Dorf gesagt, sie solle nach St. Petersburg gehen, weil es keine Universität auf der ganzen Welt gebe, wo man die Feinheiten des Malens besser erlernen könne. Und nun sagte ihre Professorin, sie solle an einer anderen Universität studieren. »Schauen Sie, in St. Petersburg gibt es nicht viele Studenten, die ein unbeschwertes Leben führen können. Sie sind nicht allein mit Ihrem Problem, ich kenne eine Menge anderer Studentinnen, die sich ihren Lebensunterhalt auf geradezu menschenunwürdige Weise verdienen müssen …« Larissa wollte gerade etwas einwerfen, doch ihre Professorin hinderte sie mit einer Handbewegung daran. »Lassen Sie mich bitte ausreden. Ich möchte nicht, dass Sie in dieser Stadt kaputtgehen. Ich habe sehr gute Beziehungen ins Ausland, besonders nach Deutschland. Ich weiß, dass Sie recht gut Deutsch sprechen, weil ihre Vorfahren aus Deutschland stammen und Sie zu Hause viel Deutsch gesprochen haben und … Nun, um es kurz zu machen, ich kann Sie an eine Universität in Berlin vermitteln, wo Sie in Ruhe studieren können, vorausgesetzt, Sie wollen das. Außerdem hätten Sie dort immer genug zu essen, ein schönes Zimmer und eine nette Familie, bei der Sie wohnen würden. Es ist eine Vorzugsbehandlung, ich weiß, aber ich weiß auch, dass Ihr Leben zurzeit nicht gerade ein Zuckerschlecken ist …« »Was wissen Sie von mir?« Larissas Professorin lächelte milde und gleichzeitig geheimnisvoll und erwiderte: »Genug. Man zwingt Sie zu Dingen, die Sie nicht tun wollen. Keine Frau will das, doch viele können sich nicht entziehen. Viele Studentinnen sind hier gezwungen, sich ihren Lebensunterhalt wie Sie zu verdienen. Nur leider kann ich nicht jeder helfen«, fügte sie bedauernd hinzu. »Was halten Sie von meinem Angebot? Ich habe erst vorhin die Anfrage dieser Familie auf meinen Tisch bekommen«, sagte sie und legte ein Foto und einen Brief vor Larissa, »und dabei habe ich sofort an Sie gedacht. Sie müssen sich aber schnell entscheiden, denn diese Familie braucht dringend Unterstützung im Haushalt.« »Berlin? Was muss ich dafür tun?«, fragte Larissa misstrauisch. »Das sagte ich bereits, Sie sollen im Haushalt helfen. Die Deutschen sind reich und großzügig. Sie werden es dort gut haben.« »Und das geht einfach so?« »Sie brauchen nur ja zu sagen, und ich werde alles Weitere in die Wege leiten. Schon in wenigen Tagen können Sie in Berlin sein, vorausgesetzt, Sie wollen das.« »So schnell? Natürlich würde ich gerne, aber …« »Was aber? Wahrscheinlich möchten Sie wissen, worin Ihre Gegenleistung besteht. Nun, es gibt keine. Sie müssen sich lediglich einer medizinischen Untersuchung unterziehen, das ist alles. Ich brauche nur anzurufen, und Sie können gleich zum Arzt gehen.« Larissa fühlte sich etwas überrumpelt und sah ihre Professorin noch einen Tick misstrauischer an. Bisher war alles, was sie in St. Petersburg gemacht hatte, mit Bedingungen verbunden, nur ausgerechnet diesmal nicht? Aber die ihr gegenübersitzende Frau, die sie seit nunmehr gut zwei Semestern kannte und vor allem schätzte, lächelte sie nur an, aufmunternd und Hoffnung gebend. »Überlegen Sie nicht zu lange, denn die Familie, die sich an mich gewandt hat, sucht wirklich sehr dringend eine Haushaltshilfe und jemanden, der die Kinder beaufsichtigt, wenn die Eltern einmal weggehen wollen. Es sind Arbeiten, die Sie sehr gut mit Ihrem Studium verbinden können. Sie wohnen
umsonst, bekommen ein großzügiges Taschengeld und Kleidung und vielleicht noch die eine oder andere Zuwendung. Aber ich will Sie zu nichts drängen. Nehmen Sie ein paar Minuten auf dem Gang Platz und überlegen Sie es sich, ich muss dringend ein Telefonat führen. Lassen Sie sich das Angebot durch den Kopf gehen, und glauben Sie mir, ich verliere Sie nur sehr ungern, aber ich will wirklich nur Ihr Bestes. Sie werden es zu etwas ganz Großem bringen, das verspreche ich Ihnen. Ihre Bilder werden eines Tages in den größten und berühmtesten Galerien hängen. Bei Ihrem Talent. « Larissa nickte, erhob sich und ging nach draußen. In ihrem Kopf drehte sich ein Karussell. Sie war mit einem Mal mit etwas konfrontiert worden, das sie in ihren kühnsten und verwegensten Träumen nicht geträumt hätte. Deutschland, ein Land, über das sie immer nur Gutes gehört hatte. Aber Deutschland war weit weg, noch viel weiter weg von ihren Eltern, als sie jetzt schon war. Doch wenn sie nach Deutschland ging, würde sie nicht mehr mit fremden Männern schlafen müssen, sie würde keine Gewalt mehr erleben, sie würde ihr Studium beenden und es eines Tages geschafft haben, wie ihr Lehrer schon vor Jahren prophezeit hatte. Nach etwa zehn Minuten wurde sie wieder in das Büro der Professorin gebeten. »Und, sind Sie zu einem Entschluss gekommen?« »Ich würde Ihr Angebot gerne annehmen«, antwortete Larissa leise, obwohl sie lieber noch etwas mehr Bedenkzeit gehabt hätte. »Höre ich da einen kleinen Zweifel in Ihrer Stimme?« »Nein, es ist nur, dass ich überhaupt keine Gelegenheit habe, mich von meinen Eltern zu verabschieden. Sie haben kein Telefon, und ein Brief dauert lang …« »Wenn Sie in Berlin sind, schreiben Sie ihnen von dort. Ich wollte Sie sowieso dringend darum bitten, mit niemandem über unser Gespräch zu reden. Sie wissen ja, die Neider sind überall. Und Ihre Eltern würden sich auch nur unnötige Sorgen machen, wenn sie schon jetzt von Ihrer Entscheidung erführen. Glauben Sie mir, es ist besser, wenn Sie fahren und ihnen schreiben, sobald Sie in Berlin angekommen sind.« »Und wie komme ich dorthin?« »Sie fahren mit dem Schiff und dann weiter mit dem Auto. Aber das wird man Ihnen alles noch erklären. Vertrauen Sie mir einfach.« »Und was ist mit Papieren?« »Auch das wird ganz unbürokratisch geregelt. Wir haben ein Abkommen mit den deutschen Behörden. Wir leben schließlich nicht mehr in der Sowjetunion, sondern in einem freien Land, das in der ganzen Welt angesehen ist«, antwortete sie mit einem warmen und weichen Lachen. »Wie gesagt, vertrauen Sie mir einfach. Soll ich den Arzt anrufen?« Larissa nickte. Das Telefonat war nach kaum einer Minute beendet. »Hier ist die Adresse, es sind nur ein paar Minuten zu Fuß. Die Untersuchung wird ein wenig dauern, aber Sie haben ja Zeit. Alles Gute und viel Glück.« Larissa nahm den Zettel, verabschiedete sich von ihrer Professorin und ging zu der angegebenen Adresse. Die Untersuchung dauerte über vier Stunden, bis der Arzt ihr mitteilte, dass sie kerngesund sei und bedenkenlos nach Deutschland fahren könne. Zum Abschluss sagte er, dass in zwei Stunden eine Frau bei ihr vorbeikomme, um ihr letzte Instruktionen zu erteilen. Die Frau, die sich nur mit »Marina« vorstellte und groß und schlank und kaum älter als Larissa war, kam gegen zweiundzwanzig Uhr in das kleine Zimmer, in dem Larissa hauste. Sie unterhielten sich etwa eine halbe Stunde, wobei die meiste Zeit die junge Frau sprach. Larissa solle ihre Sachen am Samstagnachmittag gepackt haben, am Abend um Punkt einundzwanzig Uhr stehe ein Wagen vor dem Haus, um sie abzuholen. Samstag, das war bereits morgen, also viel schneller, als ihre Professorin ihr gesagt hatte. Als Larissa ihre wenigen Habseligkeiten gepackt hatte, sah sie sich noch einmal in dem kleinen Zimmer um, dachte an ihre Eltern, die beiden jüngeren Geschwister und an ihre ältere Schwester, die als Polizistin in Moskau arbeitete. Sie hätte gerne noch einmal mit ihr gesprochen, denn es gab niemanden, zu dem sie einen engeren Kontakt hatte, auch wenn sie ihr von der Vergewaltigung und Misshandlung und den vielen Demütigungen nichts erzählt hatte, zu sehr schämte sie sich dafür, und Larissa wollte auch nicht, dass sie sich Sorgen machte oder gar nach St. Petersburg kam. Sie liebte ihre Schwester, doch sie würde sich an die Anweisungen halten und ihr erst schreiben, wenn sie in Berlin war. Und wenn die Familie so nett wie auf dem Foto war, würde sie vielleicht sogar mit ihr telefonieren dürfen.Larissa wartete ungeduldig, bis es einundzwanzig Uhr war. Sie hatte Hunger und Durst und fror erbärmlich, ging mehr als zwei Stunden im Zimmer auf und ab, rieb sich immer wieder die mit dicken Handschuhen bedeckten Hände oder wärmte ihr Gesicht mit ihrem Atem, den sie in die Handflächen blies, die sie dicht vors Gesicht hielt. Ein paar Minuten vor neun ging sie nach unten, wo bereits das Auto stand, das sie zum Hafen bringen würde. Und schon in zwei Tagen würde sie in Berlin sein, bei einer Familie, die sie nur von einem Foto kannte. Nette Menschen, mit zwei kleinen Kindern. Und doch beschlich sie ein mulmiges Gefühl, als sie in das Auto stieg, wo noch zwei andere junge Frauen außer dem Fahrer saßen. Auf dem Weg zum Hafen wurde kein Wort gewechselt, es herrschte eine beinahe beängstigende Stille. Larissa war nervös und aufgeregt, wollte sich dies aber nicht anmerken lassen, denn sie redete sich immer und immer wieder ein, es habe schon alles seine Richtigkeit, auch wenn ihr Bauch ihr etwas anderes sagte. Doch sie wollte nicht darauf hören. Ihre Gedanken waren bei ihrer Familie, ihrem Vater, der als Lehrer an einer kleinen Dorfschule gerade so viel verdiente, dass sie immer genug zu essen hatten, und bei ihrer Schwester, die es als Erste geschafft hatte, aus den ärmlichen Verhältnissen auszubrechen und eine einigermaßen gutbezahlte Anstellung bei der Polizei in Moskau hatte. In zwei, spätestens drei Tagen würde Larissa mit ihr Kontakt aufnehmen und ihr eine Menge mitzuteilen haben. Am Hafen angelangt, standen dort bereits fünf weitere Fahrzeuge, zwei Lieferwagen, ein Mercedes und zwei Polizeiwagen. Die Türen der Lieferwagen wurden geöffnet, und etwa dreißig Personen stiegen aus, die jüngste vielleicht fünf Jahre alt, die älteste höchstens fünfundzwanzig. Nur die Fahrer waren älter. Sie wurden zu einem Frachter geführt. Das mulmige Gefühl wurde immer intensiver und wandelte sich schlagartig in Angst. Am liebsten wäre Larissa davongerannt, doch um die Gruppe herum hatten sich mehrere Männer geschart, die wie Bluthunde aufzupassen schienen, dass auch jeder auf direktem Weg auf den Frachter ging. Copyright © 2008 bei Knaur Verlag
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Autoren-Porträt von Andreas Franz
Andreas Franz' große Leidenschaft war von jeher das Schreiben. Bereits mit seinem ersten Erfolgsroman "Jung, blond, tot" gelang es ihm, unzählige Krimileser in seinen Bann zu ziehen. Seitdem folgte Bestseller auf Bestseller, die ihn zu Deutschlands erfolgreichstem Krimiautor machten. Seinen ausgezeichneten Kontakten zu Polizei und anderen Dienststellen ist die große Authentizität seiner Kriminalromane zu verdanken. Andreas Franz starb im März 2011. Er war verheiratet und hatte fünf Kinder.
Bibliographische Angaben
- Autor: Andreas Franz
- 2009, 11. Auflage, 487 Seiten, Maße: 11,4 x 17,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: DROEMER KNAUR
- ISBN-10: 3426639408
- ISBN-13: 9783426639405
- Erscheinungsdatum: 10.08.2009
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