Spook, Der Fluch des Geisterjägers
Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes und Lehrling des Geisterjägers Spook. Um sich zu bewähren, soll er nicht nur einen widerwärtigen Boggart bannen, sondern an der Seite seines Meisters auch dem teuflischen Bane den Garaus machen, der in den...
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Produktinformationen zu „Spook, Der Fluch des Geisterjägers “
Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes und Lehrling des Geisterjägers Spook. Um sich zu bewähren, soll er nicht nur einen widerwärtigen Boggart bannen, sondern an der Seite seines Meisters auch dem teuflischen Bane den Garaus machen, der in den Katakomben einer Kathedrale haust. So viel geballte Garstigkeit und Gefahr machen es beinahe schon unerheblich, dass besagte Kathedrale ausgerechnet im Machtbereich des fanatischen Hexenjägers, des Inquisitors, steht. Aber eben nur beinahe: Dem Bane auf den Fersen und den Inquisitor im Genick gerät der Spook in einen Hinterhalt und plötzlich liegt es allein an Tom, den Bane in Schach zu halten und seinen Meister zu befreien. Bonu: Mit Tom Wards geheimem Tagebuch. Ab 10 Jahren.
Klappentext zu „Spook, Der Fluch des Geisterjägers “
Achtung: Das Gruseln geht weiter! Nicht nach Einbruch der Dunkelheit lesen!Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes und Lehrling des Geisterjägers Spook. Um sich zu bewähren, soll er nicht nur einen widerwärtigen Boggart bannen, sondern an der Seite seines Meisters auch dem teuflischen Bane den Garaus machen, der in den Katakomben einer Kathedrale haust. So viel geballte Garstigkeit und Gefahr machen es beinahe schon unerheblich, dass besagte Kathedrale ausgerechnet im Machtbereich des fanatischen Hexenjägers, des Inquisitors, steht. Aber eben nur beinahe: Dem Bane auf den Fersen und den Inquisitor im Genick gerät der Spook in einen Hinterhalt und plötzlich liegt es allein an Tom, den Bane in Schach zu halten und seinen Meister zu befreien Die atemberaubende Fortsetzung des erfolgreichen Spook Der Schüler des Geisterjägers Mit Bonus-Material: Das geheime Tagebuch des Helden
Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes und Lehrling des Geisterjägers Spook. Um sich zu bewähren, soll er nicht nur einen widerwärtigen Boggart bannen, sondern an der Seite seines Meisters auch dem teuflischen Bane den Garaus machen, der in den Katakomben einer Kathedrale haust. So viel geballte Garstigkeit und Gefahr machen es beinahe schon unerheblich, dass besagte Kathedrale ausgerechnet im Machtbereich des fanatischen Hexenjägers, des Inquisitors, steht. Aber eben nur beinahe: Dem Bane auf den Fersen und den Inquisitor im Genick gerät der Spook in einen Hinterhalt und plötzlich liegt es allein an Tom, den Bane in Schach zu halten und seinen Meister zu befreien ...
• Die atemberaubende Fortsetzung des erfolgreichen "Spook - Der Schüler des Geisterjägers"
• Mit Bonus-Material: Das geheime Tagebuch des Helden
• Die atemberaubende Fortsetzung des erfolgreichen "Spook - Der Schüler des Geisterjägers"
• Mit Bonus-Material: Das geheime Tagebuch des Helden
Lese-Probe zu „Spook, Der Fluch des Geisterjägers “
Beim ersten Schrei wandte ich mich ab und hielt mir die Ohren so fest zu, dass mir der Kopf wehtat. In diesem Moment konnte ich nichts tun, um zu helfen. Aber ich konnte immer noch die Schreie des Priesters in Todesqualen hören. Es dauerte lange, bis sie leiser wurden und schließlich ganz verstummten.Also zitterte ich in der kalten Scheune, während der Regen aufs Dach hämmerte, und versuchte, Mut zu fassen. Es war eine schlimme Nacht und wahrscheinlich würde sie noch schlimmer werden.
Als der Arbeiter mit seinem Gehilfen - beides große Männer, denen ich kaum bis zur Schulter reichte - zehn Minuten später kam, eilte ich ihnen in der Tür entgegen.
"Nun, Junge, wo ist Mr Gregory?", wollte der Arbeiter leicht ungeduldig wissen. Er hob die Laterne hoch und sah sich misstrauisch um. Er sah gewitzt und intelligent aus und beide Männer machten einen durchaus vernünftigen Eindruck.
"Er war sehr krank", erwiderte ich und versuchte, meine Nerven zu beruhigen, damit meine Stimme nicht so schwach und wackelig klang. "Er hat die ganze letzte Woche mit hohem Fieber im Bett gelegen, deshalb hat er mich an seiner Stelle geschickt. Ich bin Tom Ward, sein Lehrling."
Der Arbeiter musterte mich rasch von oben bis unten, wie ein Leichenbestatter, der an seiner zukünftigen Kundschaft Maß nimmt. Dann zog er eine Augenbraue so hoch, dass sie fast unter dem Schirm seiner flachen Kappe verschwand, von der immer noch der Regen tropfte.
"Nun, Mr Ward", sagte er mit einem Anflug von Spott, "wir erwarten Ihre Anweisungen."
Ich schob die Hand in die Hosentasche und zog die Skizze hervor, die der Steinmetz gemacht hatte. Der Arbeiter setzte die Lampe auf den Boden und nahm mit einem müden Kopfschütteln und einem Blick auf seinen Gehilfen die Skizze, um sie zu betrachten.
Die Zeichnung des Steinmetzen gab die Größe der Grube vor, die gegraben werden musste, sowie die Größe des Steins, der darübergelegt werden würde.
Nach ein paar Sekunden schüttelte der Arbeiter erneut
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den Kopf und kniete sich neben die Laterne, um besser lesen zu können. Als er wieder aufstand, runzelte er die Stirn.
"Diese Grube sollte neun Fuß tief sein", sagte er. "Hier steht nur sechs Fuß."
Offenbar verstand der Arbeiter sein Handwerk. Das normale Maß für eine Boggart-Grube ist sechs Fuß, aber für einen Reißer, die gefährlichste Form des Boggarts, sind neun Fuß das Standardmaß. Und hier handelte es sich eindeutig um einen Reißer - die Schreie des Priesters machten das nur allzu deutlich -, doch wir hatten nicht genug Zeit, um neun Fuß tief zu graben.
"Es muss ausreichen", erwiderte ich also. "Die Grube muss morgen früh fertig sein, sonst ist es zu spät und der Priester muss sterben."
Bis zu diesem Moment waren die beiden Arbeiter große Männer mit schweren Stiefeln gewesen, die Selbstsicherheit aus jeder Pore ausstrahlten. Jetzt sahen sie plötzlich nervös aus. Der Nachricht, die ich ihnen geschickt hatte, als ich sie zur Scheune bestellte, hatten sie entnehmen können, worum es sich handelte. Ich hatte mit dem Namen des Spooks unterschrieben, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich kamen.
"Weißt du, was du tust, Junge?", fragte der Arbeiter. "Wirst du das schaffen?"
Ich starrte zurück und versuchte verzweifelt, nicht zu blinzeln.
"Nun, ich habe gut angefangen", sagte ich. "Ich habe den besten Arbeiter im Land und seinen Gehilfen angeheuert."
Damit hatte ich offensichtlich das Richtige gesagt, denn der Arbeiter begann zu lächeln. "Wann kommt denn der Stein?", wollte er wissen.
"Lange vor Sonnenaufgang. Der Steinmetz wird ihn persönlich bringen. Dann müssen wir fertig sein."
Der Arbeiter nickte. "Dann gehen Sie mal voran, Mr Ward. Zeigen Sie uns, wo Sie das Loch haben wollen."
Diesmal war kein Sarkasmus in seiner Stimme zu hören, sein Tonfall war geschäftsmäßig. Er wollte seine Aufgabe hinter sich bringen. Das wollten wir alle, und da die Zeit knapp war, zog ich mir die Kapuze über den Kopf, nahm den Stab des Spooks in die linke Hand und führte die beiden Männer hinaus in den heftigen, kalten Regen.
Draußen stand ihr zweirädriger Karren mit dem geduldigen Pferd, das zwischen den Deichseln im Regen vor sich hin dampfte. Das Gerüst hatten sie mit einer wasserdichten Plane abgedeckt.
Wir gingen über das schlammige Feld und die Schlehenhecke entlang bis zu der Stelle, an der sie unter den Zweigen einer alten Eiche am Rande des Friedhofs dünner wurde. Die Grube wäre so nahe am geheiligten Boden, aber nicht zu nahe. Die ersten Grabsteine waren nur ein paar Schritte entfernt.
"Grabt die Grube so dicht wie möglich an der Eiche", befahl ich und wies auf den Baumstamm.
Unter den wachsamen Augen des Spooks hatte ich eine Menge Übungsgruben gegraben. Im Notfall hätte ich das Loch selbst graben können, aber diese Männer waren Fachleute und sie würden mit der Arbeit schnell fertig werden.
Während sie zurückgingen, um ihre Werkzeuge zu holen, zwängte ich mich durch die Hecke und schlängelte mich zwischen den Grabsteinen hindurch zur alten Kirche
hinüber. Sie war stark renovierungsbedürftig: Am Dach fehlten mehrere Ziegel und sie hätte schon vor Jahren einen neuen Anstrich nötig gehabt. Ich öffnete die Seitentür, die ächzend und stöhnend aufschwang.
Der alte Priester lag noch in der gleichen Haltung auf dem Rücken in der Nähe des Altars. Neben seinem Kopf kniete die Frau und weinte. Der einzige Unterschied war, dass die Kirche nun lichtdurchflutet war, denn sie hatte den gesamten Vorrat an Kerzen aus der Sakristei geholt und alle angezündet. Es waren mindestens hundert Kerzen, die in Fünfer- und Sechsergrüppchen zusammenstanden. Sie hatte sie auf die Bänke, den Boden und die Fenstersimse gestellt, die meisten aber brannten auf dem Altar.
Als ich die Tür schloss, ging ein Windstoß durch die Kirche und brachte die Kerzenflammen zum Flackern. Die Frau blickte mich mit tränenüberströmtem Gesicht an.
"Er stirbt", sagte sie mit kummervoller Stimme. "Warum hast du so lange gebraucht?"
Zwei Tage waren vergangen, seit uns die Nachricht in Chipenden erreicht hatte. Nach Horshaw waren es über dreißig Meilen und ich hatte nicht sofort aufbrechen können. Zuerst hatte sich der Spook, der selbst immer noch zu krank war, um das Bett zu verlassen, geweigert, mich gehen zu lassen.
Normalerweise schickt er seine Lehrlinge nicht aus, um einen Auftrag allein zu erledigen, wenn er sie nicht mindestens schon ein Jahr lang ausgebildet hat. Ich war gerade erst dreizehn geworden und noch nicht einmal ganz sechs Monate bei ihm in der Lehre. Es war eine schwierige und auch gruselige Arbeit, bei der man es oft mit dem zu tun bekommt, was wir "die Dunkelheit" nennen. Ich hatte gelernt, wie man mit Hexen, Geistern, Boggarts und Poltergeistern umgeht, aber war ich für diese Aufgabe schon bereit?
Hier musste ein Boggart gebannt werden, was, wenn man es richtig anstellte, eigentlich eine einfache Sache war. Ich hatte dem Spook schon zweimal dabei zugesehen. Er hatte jedes Mal gute Leute angeheuert und die Arbeit war glatt verlaufen. Aber hier lag die Sache etwas anders. Es gab Komplikationen.
Denn dieser Priester war der Bruder des Spooks. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, als wir im Frühling durch Horshaw gekommen waren. Er hatte uns böse angesehen und mit wutverzerrtem Gesicht ein großes Kreuzzeichen gemacht. Der Spook hatte ihn nicht einmal angesehen, denn die beiden mochten sich nicht besonders und hatten seit über vierzig Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Aber Familie war Familie, deshalb hatte er mich letztendlich doch nach Horshaw geschickt.
"Priester!", hatte der Spook getobt. "Warum machen sie nicht einfach nur das, was sie können? Warum müssen sie sich ständig einmischen? Was hat er sich nur dabei gedacht, einen Reißer anzugreifen? Ich sollte meine Arbeit tun und andere Leute ihre eigene!"
Schließlich hatte er sich beruhigt und mir stundenlang genaue Anweisungen gegeben, was ich tun musste, und mir die Namen und die Anschrift vom Arbeiter und dem Steinmetz gegeben, die ich anheuern sollte. Auch einen Arzt hatte er mir genannt und mir eingeschärft, dass es nur dieser sein konnte. Das war ein weiteres Hindernis gewesen, denn der Arzt wohnte ein ganzes Stück weit weg. Ich hatte ihm eine Nachricht schicken müssen und konnte nur hoffen, dass er gleich aufgebrochen war.
Ich sah die Frau an, die die Stirn des Priesters sehr sanft mit einem Tuch abtupfte. Sein fettiges, strähniges weißes Haar war aus dem Gesicht gestrichen und er verdrehte im Fieber die Augen. Er wusste nicht, dass die Frau nach dem Spook geschickt hatte. Hätte er es gewusst, hätte er sich dagegen gewehrt, also war es wahrscheinlich ganz gut, dass er mich jetzt nicht sehen konnte.
Der Frau strömten die Tränen übers Gesicht und glitzerten im Kerzenlicht. Sie war seine Haushälterin, sie gehörte nicht einmal zur Familie, und ich erinnere mich, dass ich dachte, er müsste wirklich sehr gut zu ihr gewesen sein, dass sie so mit ihm litt.
"Der Arzt wird bald hier sein", sagte ich. "Er wird ihm etwas gegen seine Schmerzen geben."
"Sein ganzes Leben lang hat er Schmerzen gehabt", erwiderte sie. "Und auch ich war stets eine Belastung für ihn. Deshalb hat er solche Angst vor dem Sterben. Er ist ein Sünder, und er weiß, wo er landen wird."
Was auch immer er getan hatte, das hier hatte der alte Priester auf keinen Fall verdient. So etwas hatte niemand verdient. Er war mit Sicherheit ein sehr tapferer Mann. Entweder das oder sehr dumm. Als der Boggart mit seinen Untaten angefangen hatte, hatte er versucht, selbst gegen ihn vorzugehen, und hatte die Mittel eines Priesters gegen ihn eingesetzt: Glocke, Buch und Kerze. Aber so konnte man mit den Geschöpfen der Dunkelheit nicht fertig werden. In den meisten Fällen wäre das nicht weiter schlimm gewesen, weil der Boggart den Priester und seinen Exorzismus einfach ignoriert hätte. Er wäre schließlich irgendwann von allein verschwunden, und wie so häufig hätte der Priester die Lorbeeren dafür eingeheimst.
Aber dies hier war einer der gefährlichsten Boggarts, mit denen wir es je zu tun bekommen hatten. Wir nennen sie aufgrund ihrer bevorzugten Nahrung normalerweise "Viehreißer", aber als der Priester sich eingemischt hatte, war er zum Opfer des Boggarts geworden. Jetzt war er ein ausgewachsener "Reißer" mit einer Vorliebe für Menschenblut, und der Priester konnte froh sein, wenn er mit dem Leben davonkam.
Im Fliesenboden war ein Riss, der sich im Zickzack vom Fuß des Altars bis etwa drei Schritte hinter dem Priester entlangwand. An der breitesten Stelle war es eher eine Spalte und etwa eine Hand breit. Nachdem er den Boden gespalten hatte, hatte der Boggart den alten Priester am Fuß ergriffen und bis fast zum Knie unter den Boden gezogen. Jetzt saugte er ihm in der Dunkelheit darunter das Blut aus und damit auch das Leben. Er war wie ein großer dicker Blutegel, der sein Opfer so lange wie möglich am Leben erhielt, um sein eigenes Vergnügen auszukosten.
Egal was ich tat, es war sehr fraglich, ob der Priester überleben würde. Aber der Boggart musste auf jeden Fall gebannt werden. Jetzt wo er menschliches Blut gekostet hatte, würde er sich nicht mehr mit dem Reißen von Vieh begnügen.
"Rette ihn, wenn du kannst", hatte der Spook gesagt, als ich mich bereit machte zu gehen. "Aber was auch immer du tust, kümmere dich auf jeden Fall um den Boggart. Das ist deine erste Pflicht."
Ich begann mit meinen eigenen Vorbereitungen.
Während der Gehilfe die Grube allein fertig grub, ging ich mit dem Arbeiter zurück zur Scheune. Er wusste, was er zu tun hatte. Zuerst schüttete er Wasser in den großen Eimer, den sie mitgebracht hatten. Das war einer der Vorteile, wenn man mit erfahrenen Leuten arbeitete: Sie kümmerten sich um das schwere Gerät. Es war ein stabiler Eimer aus Holz mit Metallreifen, groß genug, das Material für eine Grube von zwölf Fuß fassen zu können.
Nachdem er ihn halb mit Wasser gefüllt hatte, schüttete der Arbeiter aus einem großen Sack, den er vom Karren geholt hatte, ein braunes Pulver hinein. Er ließ immer nur ein bisschen in den Eimer rieseln und rührte dann mit einem großen Stock um.
Bald wurde das richtig mühselig, denn die Mixtur wurde langsam zu einem zähen Brei, der sich immer schwerer umrühren ließ. Außerdem stank er wie etwas, was bereits seit geraumer Zeit tot war, was nicht weiter verwunderlich war, da es sich bei dem braunen Pulver zum größten Teil um Knochenmehl handelte.
Am Ende würde es ein sehr starker Klebstoff werden, und je länger der Arbeiter rührte, desto stärker begann er zu schwitzen und zu keuchen. Der Spook mischte immer seinen eigenen Leim und hatte mich gelehrt, das auch zu tun, doch die Zeit war knapp und der Arbeiter hatte die stärkeren Muskeln für diese Aufgabe. Da ihm das klar war, hatte er sie übernommen, ohne auch nur zu fragen.
Als der Leim fertig war, fügte ich aus den wesentlich kleineren Säcken, die ich mitgebracht hatte, Eisenspäne und Salz zu der Mischung hinzu. Langsam und sorgfältig rührte ich um, damit sich alles gleichmäßig verteilte. Eisen ist für einen Boggart gefährlich, weil es ihm seine Kräfte rauben kann, und Salz verbrennt ihn. Wenn ein Boggart erst einmal in der Grube ist, kann er nicht mehr heraus, weil die Unterseite des Steins sowie Wände und Boden der Grube mit der Mischung bestrichen werden. Dadurch wird er gezwungen, sich klein zu machen und in der Mitte des Raumes zu bleiben. Das Schwierige an der Sache ist natürlich, den Boggart in die Grube zu locken.
Im Moment machte ich mir darum noch keine Sorgen. Schließlich waren der Arbeiter und ich zufrieden. Der Leim war fertig.
Da die Grube noch nicht fertig war, konnte ich für den Moment nichts weiter tun, als an der schmalen, gewundenen Straße, die nach Horshaw führte, auf den Arzt zu warten.
Der Regen hatte nachgelassen und die Luft schien stillzustehen. Es war spät im September und das Wetter wurde schlechter. Bald würde es mehr als nur Regen geben, und das erste schwache Grummeln von Donner, das plötzlich aus dem Westen ertönte, ließ mich noch unruhiger werden. Nach etwa zwanzig Minuten hörte ich in der Ferne Hufschlag. Der Arzt kam um die Ecke, als ob ihm alle Höllenhunde auf den Fersen wären, in gestrecktem Galopp und mit fliegendem Mantel.
Ich hielt den Stab des Spooks, daher war eine Vorstellung nicht notwendig, und dafür war der Arzt durch den rasenden Ritt auch viel zu sehr außer Atem. Ich nickte ihm nur kurz zu, und während sein dampfendes Pferd begann, das lange Gras vor der Kirche zu fressen, folgte er mir um die Ecke zur Nebentür. Respektvoll hielt ich ihm die Tür auf.
Mein Vater hatte mich gelehrt, allen Menschen Respekt zu erweisen, denn nur so werden sie einen auch respektieren. Ich kannte diesen Arzt nicht, aber da der Spook auf ihm bestanden hatte, musste er gut sein. Er hieß Sherdley und trug eine große schwarze Ledertasche, die fast so schwer aussah wie die des Spooks, die ich mitgebracht hatte und die jetzt in der Scheune stand. Sherdley stellte seine Tasche zwei Meter von seinem Patienten ab und begann - die immer noch schluchzende Haushälterin ignorierend - mit seiner Untersuchung.
Ich stand seitlich hinter ihm, sodass ich sehr gut sehen konnte. Vorsichtig zog er die Soutane des Priesters hoch, um seine Beine zu betrachten.
Das rechte Bein war dünn, weiß und fast haarlos, aber das linke, das der Boggart festhielt, war rot und angeschwollen, und die hervortretenden roten Adern darauf wurden immer dunkler, je näher sie an der Spalte im Boden waren.
Der Arzt schüttelte den Kopf und stieß langsam die Luft aus seinen Lungen. Dann sprach er mit der Haushälterin, so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
"Ich muss es abnehmen", sagte er, "das ist seine einzige Chance."
Der Haushälterin liefen erneut Tränen übers Gesicht. Der Arzt blickte mich an und wies zur Tür. Draußen lehnte er sich an die Wand und seufzte.
"Wie lange dauert es noch, bis ihr fertig seid?", fragte er.
"Nicht länger als eine Stunde, Doktor", erwiderte ich, "aber das hängt vom Steinmetz ab. Er bringt den Stein selbst."
"Wenn es viel länger dauert, werden wir ihn verlieren. Um ehrlich zu sein, gebe ich ihm auch so keine guten Chancen. Ich kann ihm nicht einmal etwas gegen seine Schmerzen geben, weil sein Körper keine zwei Dosen davon vertragen würde, und eine muss ich ihm geben, bevor ich operiere. Und selbst so könnte ihn der Schock töten. Dass wir ihn sofort danach bewegen müssen, macht die Sache noch schlimmer."
Ich zuckte mit den Schultern. Darüber wollte ich nicht einmal nachdenken.
"Weißt du genau, was du zu tun hast?", fragte der Arzt und blickte mich fest an.
"Mr Gregory hat mir alles ganz genau erklärt", sagte ich und versuchte, zuversichtlich zu klingen. In Wahrheit hatte der Spook es nicht nur einmal, sondern gleich ein Dutzend Mal erklärt. Dann hatte er es mich ihm immer wieder aufsagen lassen, bis er endlich zufrieden war.
"Vor etwa fünfzehn Jahren hatten wir einen ähnlichen Fall", sagte der Arzt. "Wir haben getan, was wir konnten, aber der Mann ist trotzdem gestorben, und dabei war er ein junger Bauer, gesund wie ein Metzgerei-Hund und in der Blüte seines Lebens. Wir können nur die Daumen drücken. Manchmal sind die Alten wesentlich zäher, als man denkt."
Darauf entstand ein längeres Schweigen, das ich durch eine Frage brach, die mir auf der Seele brannte.
"Sie wissen doch, dass ich etwas von seinem Blut brauche."
"Erzähl deinem Großvater nicht, wie man Eier aufschlägt", knurrte der Doktor, lächelte mich dann müde an und wies den Weg hinunter nach Horshaw. "Der Steinmetz ist auf dem Weg hierher, also mach dich besser auf den Weg und tu deine Arbeit. Den Rest kannst du mir überlassen."
Ich lauschte angestrengt und konnte in der Ferne das Geräusch eines Karrens ausmachen, das näher kam, also schlüpfte ich durch die Hecke zurück, um zu sehen, wie die Arbeiter vorankamen.
Die Grube war fertig und sie hatten bereits das Holzgerüst unter dem Baum aufgebaut. Der Gehilfe des Arbeiters war in den Baum geklettert und brachte den Flaschenzug an einem kräftigen Ast an. Das eiserne Gerät war so groß wie ein Männerkopf und mit Ketten und einem großen Haken versehen. Wir brauchten es, um das Gewicht des Steins aufzunehmen und ihn exakt zu platzieren.
"Der Steinmetz ist hier", sagte ich.
Sofort ließen die Männer alles stehen und folgten mir zur Kirche.Dort stand jetzt noch ein weiteres Gespann an der Straße und hinten auf dem Wagen lag der Stein. So weit war wohl alles klar, der Steinmetz sah jedoch nicht gerade glücklich aus und vermied es, mir in die Augen zu sehen. Aber um keine Zeit zu verlieren, brachten wir den Wagen um die Ecke zum Tor, das zum Feld führte.
"Diese Grube sollte neun Fuß tief sein", sagte er. "Hier steht nur sechs Fuß."
Offenbar verstand der Arbeiter sein Handwerk. Das normale Maß für eine Boggart-Grube ist sechs Fuß, aber für einen Reißer, die gefährlichste Form des Boggarts, sind neun Fuß das Standardmaß. Und hier handelte es sich eindeutig um einen Reißer - die Schreie des Priesters machten das nur allzu deutlich -, doch wir hatten nicht genug Zeit, um neun Fuß tief zu graben.
"Es muss ausreichen", erwiderte ich also. "Die Grube muss morgen früh fertig sein, sonst ist es zu spät und der Priester muss sterben."
Bis zu diesem Moment waren die beiden Arbeiter große Männer mit schweren Stiefeln gewesen, die Selbstsicherheit aus jeder Pore ausstrahlten. Jetzt sahen sie plötzlich nervös aus. Der Nachricht, die ich ihnen geschickt hatte, als ich sie zur Scheune bestellte, hatten sie entnehmen können, worum es sich handelte. Ich hatte mit dem Namen des Spooks unterschrieben, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich kamen.
"Weißt du, was du tust, Junge?", fragte der Arbeiter. "Wirst du das schaffen?"
Ich starrte zurück und versuchte verzweifelt, nicht zu blinzeln.
"Nun, ich habe gut angefangen", sagte ich. "Ich habe den besten Arbeiter im Land und seinen Gehilfen angeheuert."
Damit hatte ich offensichtlich das Richtige gesagt, denn der Arbeiter begann zu lächeln. "Wann kommt denn der Stein?", wollte er wissen.
"Lange vor Sonnenaufgang. Der Steinmetz wird ihn persönlich bringen. Dann müssen wir fertig sein."
Der Arbeiter nickte. "Dann gehen Sie mal voran, Mr Ward. Zeigen Sie uns, wo Sie das Loch haben wollen."
Diesmal war kein Sarkasmus in seiner Stimme zu hören, sein Tonfall war geschäftsmäßig. Er wollte seine Aufgabe hinter sich bringen. Das wollten wir alle, und da die Zeit knapp war, zog ich mir die Kapuze über den Kopf, nahm den Stab des Spooks in die linke Hand und führte die beiden Männer hinaus in den heftigen, kalten Regen.
Draußen stand ihr zweirädriger Karren mit dem geduldigen Pferd, das zwischen den Deichseln im Regen vor sich hin dampfte. Das Gerüst hatten sie mit einer wasserdichten Plane abgedeckt.
Wir gingen über das schlammige Feld und die Schlehenhecke entlang bis zu der Stelle, an der sie unter den Zweigen einer alten Eiche am Rande des Friedhofs dünner wurde. Die Grube wäre so nahe am geheiligten Boden, aber nicht zu nahe. Die ersten Grabsteine waren nur ein paar Schritte entfernt.
"Grabt die Grube so dicht wie möglich an der Eiche", befahl ich und wies auf den Baumstamm.
Unter den wachsamen Augen des Spooks hatte ich eine Menge Übungsgruben gegraben. Im Notfall hätte ich das Loch selbst graben können, aber diese Männer waren Fachleute und sie würden mit der Arbeit schnell fertig werden.
Während sie zurückgingen, um ihre Werkzeuge zu holen, zwängte ich mich durch die Hecke und schlängelte mich zwischen den Grabsteinen hindurch zur alten Kirche
hinüber. Sie war stark renovierungsbedürftig: Am Dach fehlten mehrere Ziegel und sie hätte schon vor Jahren einen neuen Anstrich nötig gehabt. Ich öffnete die Seitentür, die ächzend und stöhnend aufschwang.
Der alte Priester lag noch in der gleichen Haltung auf dem Rücken in der Nähe des Altars. Neben seinem Kopf kniete die Frau und weinte. Der einzige Unterschied war, dass die Kirche nun lichtdurchflutet war, denn sie hatte den gesamten Vorrat an Kerzen aus der Sakristei geholt und alle angezündet. Es waren mindestens hundert Kerzen, die in Fünfer- und Sechsergrüppchen zusammenstanden. Sie hatte sie auf die Bänke, den Boden und die Fenstersimse gestellt, die meisten aber brannten auf dem Altar.
Als ich die Tür schloss, ging ein Windstoß durch die Kirche und brachte die Kerzenflammen zum Flackern. Die Frau blickte mich mit tränenüberströmtem Gesicht an.
"Er stirbt", sagte sie mit kummervoller Stimme. "Warum hast du so lange gebraucht?"
Zwei Tage waren vergangen, seit uns die Nachricht in Chipenden erreicht hatte. Nach Horshaw waren es über dreißig Meilen und ich hatte nicht sofort aufbrechen können. Zuerst hatte sich der Spook, der selbst immer noch zu krank war, um das Bett zu verlassen, geweigert, mich gehen zu lassen.
Normalerweise schickt er seine Lehrlinge nicht aus, um einen Auftrag allein zu erledigen, wenn er sie nicht mindestens schon ein Jahr lang ausgebildet hat. Ich war gerade erst dreizehn geworden und noch nicht einmal ganz sechs Monate bei ihm in der Lehre. Es war eine schwierige und auch gruselige Arbeit, bei der man es oft mit dem zu tun bekommt, was wir "die Dunkelheit" nennen. Ich hatte gelernt, wie man mit Hexen, Geistern, Boggarts und Poltergeistern umgeht, aber war ich für diese Aufgabe schon bereit?
Hier musste ein Boggart gebannt werden, was, wenn man es richtig anstellte, eigentlich eine einfache Sache war. Ich hatte dem Spook schon zweimal dabei zugesehen. Er hatte jedes Mal gute Leute angeheuert und die Arbeit war glatt verlaufen. Aber hier lag die Sache etwas anders. Es gab Komplikationen.
Denn dieser Priester war der Bruder des Spooks. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, als wir im Frühling durch Horshaw gekommen waren. Er hatte uns böse angesehen und mit wutverzerrtem Gesicht ein großes Kreuzzeichen gemacht. Der Spook hatte ihn nicht einmal angesehen, denn die beiden mochten sich nicht besonders und hatten seit über vierzig Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Aber Familie war Familie, deshalb hatte er mich letztendlich doch nach Horshaw geschickt.
"Priester!", hatte der Spook getobt. "Warum machen sie nicht einfach nur das, was sie können? Warum müssen sie sich ständig einmischen? Was hat er sich nur dabei gedacht, einen Reißer anzugreifen? Ich sollte meine Arbeit tun und andere Leute ihre eigene!"
Schließlich hatte er sich beruhigt und mir stundenlang genaue Anweisungen gegeben, was ich tun musste, und mir die Namen und die Anschrift vom Arbeiter und dem Steinmetz gegeben, die ich anheuern sollte. Auch einen Arzt hatte er mir genannt und mir eingeschärft, dass es nur dieser sein konnte. Das war ein weiteres Hindernis gewesen, denn der Arzt wohnte ein ganzes Stück weit weg. Ich hatte ihm eine Nachricht schicken müssen und konnte nur hoffen, dass er gleich aufgebrochen war.
Ich sah die Frau an, die die Stirn des Priesters sehr sanft mit einem Tuch abtupfte. Sein fettiges, strähniges weißes Haar war aus dem Gesicht gestrichen und er verdrehte im Fieber die Augen. Er wusste nicht, dass die Frau nach dem Spook geschickt hatte. Hätte er es gewusst, hätte er sich dagegen gewehrt, also war es wahrscheinlich ganz gut, dass er mich jetzt nicht sehen konnte.
Der Frau strömten die Tränen übers Gesicht und glitzerten im Kerzenlicht. Sie war seine Haushälterin, sie gehörte nicht einmal zur Familie, und ich erinnere mich, dass ich dachte, er müsste wirklich sehr gut zu ihr gewesen sein, dass sie so mit ihm litt.
"Der Arzt wird bald hier sein", sagte ich. "Er wird ihm etwas gegen seine Schmerzen geben."
"Sein ganzes Leben lang hat er Schmerzen gehabt", erwiderte sie. "Und auch ich war stets eine Belastung für ihn. Deshalb hat er solche Angst vor dem Sterben. Er ist ein Sünder, und er weiß, wo er landen wird."
Was auch immer er getan hatte, das hier hatte der alte Priester auf keinen Fall verdient. So etwas hatte niemand verdient. Er war mit Sicherheit ein sehr tapferer Mann. Entweder das oder sehr dumm. Als der Boggart mit seinen Untaten angefangen hatte, hatte er versucht, selbst gegen ihn vorzugehen, und hatte die Mittel eines Priesters gegen ihn eingesetzt: Glocke, Buch und Kerze. Aber so konnte man mit den Geschöpfen der Dunkelheit nicht fertig werden. In den meisten Fällen wäre das nicht weiter schlimm gewesen, weil der Boggart den Priester und seinen Exorzismus einfach ignoriert hätte. Er wäre schließlich irgendwann von allein verschwunden, und wie so häufig hätte der Priester die Lorbeeren dafür eingeheimst.
Aber dies hier war einer der gefährlichsten Boggarts, mit denen wir es je zu tun bekommen hatten. Wir nennen sie aufgrund ihrer bevorzugten Nahrung normalerweise "Viehreißer", aber als der Priester sich eingemischt hatte, war er zum Opfer des Boggarts geworden. Jetzt war er ein ausgewachsener "Reißer" mit einer Vorliebe für Menschenblut, und der Priester konnte froh sein, wenn er mit dem Leben davonkam.
Im Fliesenboden war ein Riss, der sich im Zickzack vom Fuß des Altars bis etwa drei Schritte hinter dem Priester entlangwand. An der breitesten Stelle war es eher eine Spalte und etwa eine Hand breit. Nachdem er den Boden gespalten hatte, hatte der Boggart den alten Priester am Fuß ergriffen und bis fast zum Knie unter den Boden gezogen. Jetzt saugte er ihm in der Dunkelheit darunter das Blut aus und damit auch das Leben. Er war wie ein großer dicker Blutegel, der sein Opfer so lange wie möglich am Leben erhielt, um sein eigenes Vergnügen auszukosten.
Egal was ich tat, es war sehr fraglich, ob der Priester überleben würde. Aber der Boggart musste auf jeden Fall gebannt werden. Jetzt wo er menschliches Blut gekostet hatte, würde er sich nicht mehr mit dem Reißen von Vieh begnügen.
"Rette ihn, wenn du kannst", hatte der Spook gesagt, als ich mich bereit machte zu gehen. "Aber was auch immer du tust, kümmere dich auf jeden Fall um den Boggart. Das ist deine erste Pflicht."
Ich begann mit meinen eigenen Vorbereitungen.
Während der Gehilfe die Grube allein fertig grub, ging ich mit dem Arbeiter zurück zur Scheune. Er wusste, was er zu tun hatte. Zuerst schüttete er Wasser in den großen Eimer, den sie mitgebracht hatten. Das war einer der Vorteile, wenn man mit erfahrenen Leuten arbeitete: Sie kümmerten sich um das schwere Gerät. Es war ein stabiler Eimer aus Holz mit Metallreifen, groß genug, das Material für eine Grube von zwölf Fuß fassen zu können.
Nachdem er ihn halb mit Wasser gefüllt hatte, schüttete der Arbeiter aus einem großen Sack, den er vom Karren geholt hatte, ein braunes Pulver hinein. Er ließ immer nur ein bisschen in den Eimer rieseln und rührte dann mit einem großen Stock um.
Bald wurde das richtig mühselig, denn die Mixtur wurde langsam zu einem zähen Brei, der sich immer schwerer umrühren ließ. Außerdem stank er wie etwas, was bereits seit geraumer Zeit tot war, was nicht weiter verwunderlich war, da es sich bei dem braunen Pulver zum größten Teil um Knochenmehl handelte.
Am Ende würde es ein sehr starker Klebstoff werden, und je länger der Arbeiter rührte, desto stärker begann er zu schwitzen und zu keuchen. Der Spook mischte immer seinen eigenen Leim und hatte mich gelehrt, das auch zu tun, doch die Zeit war knapp und der Arbeiter hatte die stärkeren Muskeln für diese Aufgabe. Da ihm das klar war, hatte er sie übernommen, ohne auch nur zu fragen.
Als der Leim fertig war, fügte ich aus den wesentlich kleineren Säcken, die ich mitgebracht hatte, Eisenspäne und Salz zu der Mischung hinzu. Langsam und sorgfältig rührte ich um, damit sich alles gleichmäßig verteilte. Eisen ist für einen Boggart gefährlich, weil es ihm seine Kräfte rauben kann, und Salz verbrennt ihn. Wenn ein Boggart erst einmal in der Grube ist, kann er nicht mehr heraus, weil die Unterseite des Steins sowie Wände und Boden der Grube mit der Mischung bestrichen werden. Dadurch wird er gezwungen, sich klein zu machen und in der Mitte des Raumes zu bleiben. Das Schwierige an der Sache ist natürlich, den Boggart in die Grube zu locken.
Im Moment machte ich mir darum noch keine Sorgen. Schließlich waren der Arbeiter und ich zufrieden. Der Leim war fertig.
Da die Grube noch nicht fertig war, konnte ich für den Moment nichts weiter tun, als an der schmalen, gewundenen Straße, die nach Horshaw führte, auf den Arzt zu warten.
Der Regen hatte nachgelassen und die Luft schien stillzustehen. Es war spät im September und das Wetter wurde schlechter. Bald würde es mehr als nur Regen geben, und das erste schwache Grummeln von Donner, das plötzlich aus dem Westen ertönte, ließ mich noch unruhiger werden. Nach etwa zwanzig Minuten hörte ich in der Ferne Hufschlag. Der Arzt kam um die Ecke, als ob ihm alle Höllenhunde auf den Fersen wären, in gestrecktem Galopp und mit fliegendem Mantel.
Ich hielt den Stab des Spooks, daher war eine Vorstellung nicht notwendig, und dafür war der Arzt durch den rasenden Ritt auch viel zu sehr außer Atem. Ich nickte ihm nur kurz zu, und während sein dampfendes Pferd begann, das lange Gras vor der Kirche zu fressen, folgte er mir um die Ecke zur Nebentür. Respektvoll hielt ich ihm die Tür auf.
Mein Vater hatte mich gelehrt, allen Menschen Respekt zu erweisen, denn nur so werden sie einen auch respektieren. Ich kannte diesen Arzt nicht, aber da der Spook auf ihm bestanden hatte, musste er gut sein. Er hieß Sherdley und trug eine große schwarze Ledertasche, die fast so schwer aussah wie die des Spooks, die ich mitgebracht hatte und die jetzt in der Scheune stand. Sherdley stellte seine Tasche zwei Meter von seinem Patienten ab und begann - die immer noch schluchzende Haushälterin ignorierend - mit seiner Untersuchung.
Ich stand seitlich hinter ihm, sodass ich sehr gut sehen konnte. Vorsichtig zog er die Soutane des Priesters hoch, um seine Beine zu betrachten.
Das rechte Bein war dünn, weiß und fast haarlos, aber das linke, das der Boggart festhielt, war rot und angeschwollen, und die hervortretenden roten Adern darauf wurden immer dunkler, je näher sie an der Spalte im Boden waren.
Der Arzt schüttelte den Kopf und stieß langsam die Luft aus seinen Lungen. Dann sprach er mit der Haushälterin, so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
"Ich muss es abnehmen", sagte er, "das ist seine einzige Chance."
Der Haushälterin liefen erneut Tränen übers Gesicht. Der Arzt blickte mich an und wies zur Tür. Draußen lehnte er sich an die Wand und seufzte.
"Wie lange dauert es noch, bis ihr fertig seid?", fragte er.
"Nicht länger als eine Stunde, Doktor", erwiderte ich, "aber das hängt vom Steinmetz ab. Er bringt den Stein selbst."
"Wenn es viel länger dauert, werden wir ihn verlieren. Um ehrlich zu sein, gebe ich ihm auch so keine guten Chancen. Ich kann ihm nicht einmal etwas gegen seine Schmerzen geben, weil sein Körper keine zwei Dosen davon vertragen würde, und eine muss ich ihm geben, bevor ich operiere. Und selbst so könnte ihn der Schock töten. Dass wir ihn sofort danach bewegen müssen, macht die Sache noch schlimmer."
Ich zuckte mit den Schultern. Darüber wollte ich nicht einmal nachdenken.
"Weißt du genau, was du zu tun hast?", fragte der Arzt und blickte mich fest an.
"Mr Gregory hat mir alles ganz genau erklärt", sagte ich und versuchte, zuversichtlich zu klingen. In Wahrheit hatte der Spook es nicht nur einmal, sondern gleich ein Dutzend Mal erklärt. Dann hatte er es mich ihm immer wieder aufsagen lassen, bis er endlich zufrieden war.
"Vor etwa fünfzehn Jahren hatten wir einen ähnlichen Fall", sagte der Arzt. "Wir haben getan, was wir konnten, aber der Mann ist trotzdem gestorben, und dabei war er ein junger Bauer, gesund wie ein Metzgerei-Hund und in der Blüte seines Lebens. Wir können nur die Daumen drücken. Manchmal sind die Alten wesentlich zäher, als man denkt."
Darauf entstand ein längeres Schweigen, das ich durch eine Frage brach, die mir auf der Seele brannte.
"Sie wissen doch, dass ich etwas von seinem Blut brauche."
"Erzähl deinem Großvater nicht, wie man Eier aufschlägt", knurrte der Doktor, lächelte mich dann müde an und wies den Weg hinunter nach Horshaw. "Der Steinmetz ist auf dem Weg hierher, also mach dich besser auf den Weg und tu deine Arbeit. Den Rest kannst du mir überlassen."
Ich lauschte angestrengt und konnte in der Ferne das Geräusch eines Karrens ausmachen, das näher kam, also schlüpfte ich durch die Hecke zurück, um zu sehen, wie die Arbeiter vorankamen.
Die Grube war fertig und sie hatten bereits das Holzgerüst unter dem Baum aufgebaut. Der Gehilfe des Arbeiters war in den Baum geklettert und brachte den Flaschenzug an einem kräftigen Ast an. Das eiserne Gerät war so groß wie ein Männerkopf und mit Ketten und einem großen Haken versehen. Wir brauchten es, um das Gewicht des Steins aufzunehmen und ihn exakt zu platzieren.
"Der Steinmetz ist hier", sagte ich.
Sofort ließen die Männer alles stehen und folgten mir zur Kirche.Dort stand jetzt noch ein weiteres Gespann an der Straße und hinten auf dem Wagen lag der Stein. So weit war wohl alles klar, der Steinmetz sah jedoch nicht gerade glücklich aus und vermied es, mir in die Augen zu sehen. Aber um keine Zeit zu verlieren, brachten wir den Wagen um die Ecke zum Tor, das zum Feld führte.
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Autoren-Porträt von Joseph Delaney
Joseph Delaney unterrichtete Medien- und Filmwissenschaften "Spook" - Der Schüler des Geisterjägers ist sein erstes Buch. Heute lebt er mit seiner Familie in Lancashire, mitten im Land der Boggarts.
Bibliographische Angaben
- Autor: Joseph Delaney
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2007, 335 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 14 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Tanja Ohlsen
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 3570130460
- ISBN-13: 9783570130469
Rezension zu „Spook, Der Fluch des Geisterjägers “
"Horror und Erwachsenwerden voller Spannung verwoben - ungewöhnlich, aber gut gemacht!"
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