Träume - Spiegel der Seele
Wie Sie Ihren Träumen auf die Spur kommen
Oft wissen wir nicht, was sie bedeuten und darum unterschätzen wir sie. Dabei haben unsere Träume aber meist eine wichtige Botschaft. Sie sind das Sprachrohr und das Fenster unserer Seele. So werden Alltagserlebnisse und unterbewusste Gedanken...
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Produktinformationen zu „Träume - Spiegel der Seele “
Oft wissen wir nicht, was sie bedeuten und darum unterschätzen wir sie. Dabei haben unsere Träume aber meist eine wichtige Botschaft. Sie sind das Sprachrohr und das Fenster unserer Seele. So werden Alltagserlebnisse und unterbewusste Gedanken in ihnen verarbeitet. Versuchen Sie die Symbole und Bilder Ihre Träume zu verstehen und haben Sie keine Angst vor ihnen. Sie werden sehen, ein Blick hinter den Spiegel unserer Seele wird sich lohnen.
Lese-Probe zu „Träume - Spiegel der Seele “
Träume - Spiegel der Seele von Reinhold RutheKAPITEL 1
Traum und Schlaf
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Eine junge Frau schlief seit Tagen unruhig und wurde plötzlich durch einen Albtraum aus dem Schlaf gerissen. Der Oberkörper flog hoch. Angstschweiß stand ihr auf der Stirn. Zwiespältige Gefühle beschlichen sie. Der Traum war bedrückend.
Sie lief zögernd und ängstlich hinter einer männlichen Gestalt her, die sich entfernte, ohne sich umzudrehen. Die junge Frau empfand ein demütigendes Gefühl. Plötzlich hatte die Straße keinen festen Untergrund mehr, und sie fiel ins Bodenlose. Die männliche Gestalt war verschwunden, nur eine panikartige Angst begleitete ihren Fall in die Tiefe. Sie blickte im Fallen nach hinten und entdeckte eine lange Leiter, die an der Wand des Loches stand, in das sie stürzte. Mit dem Aufschlag auf dem Grund des tiefen Loches wurde sie wach.
Verwirrt schaute sie sich um. Sie lebte und war am Körper heil und unverletzt.
Sie ließ das Traumgeschehen noch einmal Revue passieren. Neben der schrecklichen Angst hatte sie besonders die Leiter in Erinnerung, die im Rücken stand und sie bis zum Boden begleitete. Neben dem Fall ins Bodenlose war die Leiter der stärkste Eindruck des Traums für die junge Frau.
Vor einigen Wochen hatte sie ihr Verlobter, den sie sehr liebte, verlassen. Gute Freunde hatten ihr geraten, den Mann zu vergessen, der sie im Stich gelassen hatte. Aber sie konnte den Schmerz nicht überwinden. Erst der Traum schockierte und beruhigte sie zugleich. Die Leiter wurde ihr zur inneren Gewissheit: Gott redete mit ihr. Sie solle sich umdrehen, eine völlige Kehrtwendung vornehmen. Gleichzeitig schenkte ihr Gott neuen Mut, aus der Tiefe der Verlassenheit wieder ans helle Sonnenlicht zu steigen.
Nach dem Albtraum konnte sie in der Tat die Blickrichtung ändern. Die Nächte mit dem unruhigen Schlaf waren ausgestanden. Die schmerzhaften Verlassenheitsängste waren weitgehend überwunden.
Schlaf und Traum sind geheimnisvolle Wunderwerke Gottes. Viele nehmen sie kommentarlos zur Kenntnis. Auch viele Christen, die Gottes Schöpferkraft besingen und bestaunen, gehen achtlos an diesen Wundern vorüber.
Traum und Schlaf sind eng miteinander verbunden. Seit etwa dreißig Jahren gibt es so etwas wie eine Schlafwissenschaft. Was für die Erforschung der Herzarbeit das EKG, also der zeitliche Verlauf der Herzstromkurve, bedeutet, ist für die Schlaf- und Gehirnforschung das Kurvenbild der Gehirnströme (EEG). Es ist damit möglich, den Schlaf von innen und natürlich auch von außen zu beobachten. Jeder Mensch hat sein persönliches Schlafprogramm, das in seinem EEG (Elektroenzephalogramm) sichtbar gemacht werden kann und wie ein Fingerabdruck des Gehirns zu werten ist.
Man entdeckte die Traumzeiten des Menschen und kam zu der Überzeugung, dass Träumen wesentlich für den Erholungseffekt des Schlafes ist. Wurden Versuchspersonen im Schlaflabor über längere Zeit am Träumen gehindert, veränderte sich ihre Persönlichkeit. Ängstlichkeit, Depression und mangelhafte Konzentrationsfähigkeit stellten sich ein.
Schlafen ist ein Naturbedürfnis, das man zwar einschränken, aber nie ganz abschaffen kann. Wie unser Gott Tag und Nacht, Sommer und Winter in den menschlichen Lebensprozess eingebaut hat, so wurde der Mensch auf Wachen und Schlafen programmiert. Gott hat diese Prozesse gewollt, wir können sie nicht einfach ignorieren. Menschen, die künstlich Tag und Nacht wach gehalten wurden, erlitten ohne Ausnahme schwere Zusammenbrüche. Der Schlaf ist also ein körperlicher Zustand der Erholung von der Ermüdung. Zeitweilig werden das Bewusstsein und die Tätigkeit der Skelettmuskulatur herabgesetzt.
Was ist der Traum?
Der Traum ist ein geistig-seelisches Geschehen während des Schlafes. Träumen ist eine lebensnotwendige Funktion, wie Wissenschaftler ermittelt haben. Jeder Mensch träumt. Auch Babys träumen. Das Ungeborene im Mutterleib träumt. Sogar Hunde, Katzen und Hühner träumen. Der Tagesverstand und der Wille üben keine Kontrolle über das Traumgeschehen aus. Das Bewusstsein ist fast ganz zurückgetreten. Gefühle und Reize aus der Umwelt werden nur noch stark gebremst wahrgenommen. Die Hirnzentrale hat die Wahrnehmung gebremst.
Nach dem Krieg begannen die Amerikaner systematisch, in Schlafkliniken mit modernsten technischen Hilfsmitteln Testpersonen zu untersuchen, die sich dem Schlaflabor zur Verfügung stellten. Über 10.000 Versuchspersonen wurden getestet und die Daten ausgewertet. Wissenschaftlich ist daher heute unbestritten, dass jeder Mensch träumt und in jeder Nacht etliche Male Traumphasen durchlebt. Das körperliche Ausruhen im Schlaf und das Träumen sind zweierlei. Der Schlaf ist die Vorstufe des Traumes.
Das Schlafverhalten des Menschen läuft in verschiedenen Episoden ab, die immer wieder von motorischer Unruhe gekennzeichnet sind. Je geringer die Schlaftiefe, umso mehr nähert sich das Traumerleben dem Wachzustand. Die Bilder nehmen realere Züge an.
Mithilfe des Elektroenzephalogramms werden diese episodenhaften Schwankungen gemessen. Wenn ein Mensch etwa acht Stunden schläft, zeigt das EEG etwa fünfmal eine Kurvenform an, die dem Wachzustand eines Menschen ähnelt. Diese zyklischen Schwankungen dauern etwa zehn bis sechzig Minuten. Man fand heraus, dass der Mensch in diesen Intervallen fest schläft und nur schwer aufzuwecken ist. Diesen Zustand bezeichnet man in der Schlafforschung als paradoxen Schlaf, weil das EEG einen wachähnlichen Zustand registriert.
Besonders in den Zeiträumen des paradoxen Schlafes reagiert der Mensch mit Muskelzuckungen und schnellen Augenbewegungen. Man hat herausgefunden, dass diese REM-Phasen (rapid eye movements = schnelle Augenbewegungen) im Traum stattfinden. Früher glaubte man, ein Traum dauere lediglich einige Sekunden oder nur Bruchteile von Sekunden. Heute weiß man, dass der Traum zehn bis fünfunddreißig Minuten dauern kann. Diese Traumperioden sollen drei- bis sechsmal eintreten.
Werden Versuchspersonen in dieser REM-Phase geweckt, können sie detailliert über ihre Träume berichten. Wird eine Versuchsperson außerhalb einer REM-Phase geweckt, weiß sie von keinen Träumen. Mit fortschreitender Nacht werden die Träume länger; der dritte und vierte Traum können bis zu einer halben Stunde dauern, während die früheren Traumphasen nur minutenlang sind.
Wenn wir die Traumstunden unseres Lebens überschlagen, kommen über 50.000 Stunden heraus. Können Sie sich vorstellen, dass Gott in seiner schöpferischen Weisheit einen Menschen ins Leben ruft, damit der einige Jahre seines Lebens sinnlos verträumt? Der Traum spielt im biblischen Denken eine enorme Rolle. Ist es nicht überheblich, die Traumstunden unseres Lebens als ein nutzloses Abfallprodukt im Schöpfungsplan unseres Gottes zu bezeichnen?
Der Anlass für den Traum kann ein Reiz oder ein Tagesrest sein
Träume können auf tausend verschiedene Weisen zu Stande kommen. Es gibt unzählige Reize, die das Traumgeschehen in Gang bringen. Diese Reize sind Anlass, sie sind aber nicht der Inhalt des Traumes. Reize werden vom Träumenden aufgegriffen, bearbeitet und vom Lebensstil integriert.
Welche Reize können den Traum beeinflussen?
Der Träumer friert. Ihm ist das Bett weggerutscht. Das Traumgeschehen greift Kälte und Frost auf.
Der Träumer schwitzt. Ihm ist es heiß. Die Nacht ist schwül. Die Temperatur ist hoch. Die Hitze kann in den Traum einfließen.
Der Träumer nimmt Gerüche wahr. Sie können beißend oder lieblich, unangenehm oder angenehm sein. Unter Umständen finden sie im Traum ihren Niederschlag.
Der Träumer nimmt Geräusche wahr. Der Wecker rasselt, die Glocken läuten, ein Feuerwehrauto jagt durch die Nacht, oder ein Polizeiauto hat die Sirenen eingestellt.
Der Träumer hat Schmerzen. Krankheiten oder Verdauungsbeschwerden, Zahnschmerzen oder Herzschmerzen können den Traum beeinflussen.
Insgesamt: Die Reize können von außen oder von innen kommen. Herz und Eingeweide, Hunger und Durst können den Traum beeinflussen, aber selten das Traumgeschehen einschneidend bestimmen.
Selbstverständlich können auch die letzten Ereignisse vor dem Schlafengehen den Traum berühren. Tagesreste aus einem interessanten Kriminalfilm, einem eindrücklichen Gespräch oder einem Streit mit dem Partner, mit Eltern oder Kindern können den Traum anregen.
Es besteht auch kein Zweifel, dass Krankheiten, die den Menschen heimsuchen, wilde Träume oder Fieberträume her¬vorrufen können. Die Veränderung der Bluttemperatur und die Blutzusammensetzung erklären Fieberträume und sind Be¬weise, dass zwischen körperlichem Befinden und Traum Bezie¬hungen bestehen.
Die Heilfunktion der Träume
Träume haben die Aufgabe, das menschliche Gemüt nach see¬lischen Verwundungen und bedrückenden Erlebnissen wieder heilen zu helfen. Konflikte und Spannungen werden im Traum bearbeitet. Der Mensch soll sich wieder wohl fühlen können. Eric Berne, Psychiater und Begründer der Transak¬tionsanalyse, schreibt:
»Wird einem Menschen die Möglichkeit zu träumen ge¬nommen, so kann das zu starker geistiger Verwirrung führen. Vielen Psychosen geht eine längere Periode der Schlaflosigkeit und damit der mangelnden Gelegenheit zu träumen voraus. Es könnte sein, dass die so entstehende Anhäufung unverar¬beiteter Emotionen einen gewissen Einfluss auf das Entstehen der Psychose hat.«1
Diese Überlegungen aus den Siebzigerjahren werden durch die neuesten Ergebnisse der Traumforschung bestätigt. Der Nobelpreisträger Francis Crieck, der die rasanten Fortschritte auf dem Sektor der Gehirnforschung und Bio-Technologie be¬schreibt, geht davon aus, dass die Träume ein lebenswichtiger Bestandteil des Schlafes sind. Sie bewahren uns davor,
Zwangsvorstellungen zu entwickeln,
Halluzinationen zu bekommen und
pathologische Zustände zu produzieren, die in die Schizophrenie führen.
Die amerikanische Psychiaterin Rosalind Cartwright schilder¬te auf einem Kongress 1992 überraschende Erfahrungen mit ihren Patienten. Die eine Gruppe steckte in einer tiefen Le¬benskrise. Alle hatten gerade eine Scheidung hinter sich oder lebten von ihrem Partner getrennt. Ihre Verlusterlebnisse wa¬ren begleitet von schweren Depressionen.
Die Ärztin beobachtete, dass die schlechte Gemütsverfas¬sung einen großen Einfluss auf den Traumschlaf hatte. Die REM-Phasen waren länger, häufiger und ungewöhnlich inten¬siv. Sie beobachtete regelrechte »Stürme von Augenbewegun¬gen«. Die Träume waren heftig, schrecklich und auch drama¬tisch.
Eine andere Gruppe in ähnlicher Lebenssituation (Schei¬dung und Trennung) schlief und träumte normal. Am Ende der Therapien stellte sich heraus:
Die Patienten mit den veränderten REM-Phasen und den schrecklichen Träumen waren über Depression und Scheidung besser hinweggekommen als die Patientengruppe mit den normalen Träumen;
die Patienten mit den bedrückenden Träumen hatten eine positive Lebenseinstellung gewonnen, die andere Gruppe zeigte geringere Heilungsanzeichen;
die Patienten mit den schweren Traumbelästigungen hatten zum Teil sogar neue Partner gefunden.
Deutlich wird:
Träume sind heilsam,
sie sind lebensnotwendig,
sie dienen der Verarbeitung schwerer seelischer Probleme.
Die Psychiaterin warnt davor, die REM-Schlaf-Aktivität durch Beruhigungsmittel zu bremsen. Sie ist fest davon überzeugt, dass diese das Leiden der Patienten nur verlängern würden.
Träume stellen Empfindungen bildlich dar
Empfindungen lassen sich nicht leicht und direkt bildlich wiedergeben:
Es gibt kein Bild für die Angst an sich,
es gibt kein Bild für die Liebe an sich,
es gibt kein Bild für den Hass an sich.
Aber der Handlungsakt, der für Empfindungen kennzeich¬nend ist, lässt sich darstellen. Emotionen können in Handlun¬gen charakterisiert werden. Angst kann sich äußern im Weg¬laufen, nicht von der Stelle kommen, einen Verfolger im Na¬cken haben. Schuldgefühle kommen zur »Sprache«, wenn ein Mensch, ein Kind im Traum bestraft wird und diese Strafe als gerecht empfindet.
Hass offenbart sich in Handlungen, die zerstören, verletzen und verstoßen:
Eine Frau träumt, dass sie ihren Lieblingshund an der Autobahn aussetzt und in rasanter Fahrt davonfährt. Die leidenden Augen des Hundes verfolgen sie. Im Rückspiegel erkennt sie das Gesicht des Hundes, der ihr nachjagt. Sie fährt schneller und schneller, aber sie kann den Hund nicht abschütteln. Am eindrücklichsten sind ihr die Augen des Hundes. Mit einem zwiespältigen Gefühl wacht sie auf.
Im Gespräch wird ihr bewusst: Sie liebt und hasst. Der Hass hat die Oberhand gewonnen. Sie erkennt in dem Hund ihren Mann. Er hat sie zwei Jahre mit ihrer besten Freundin betro¬gen. Sie will ihn loswerden. Aber er will trotz Ehebruchs an ihr festhalten. Der Traum komprimiert die Gefühle der Frau. Sie muss sich losreißen, aber der Hund klebt ihr im Nacken. Sie will den Mann bestrafen; gleichzeitig sieht sie das leidende Gesicht im Rückspiegel. Die Zweifel, Schuldgefühle und Fra¬gen der Frau, die der Traum auf den Punkt gebracht hat, kön¬nen im Beratungsgespräch abgeklärt werden.
Will sie, dass der Ehemann ihr nachrennt?
Wünscht sie sich, gebraucht zu werden?
Sind es Wunschvorstellungen, oder
spiegelt der Traum die Realität ihrer Beziehung wider?
Der Traum bringt unsere tiefsten Empfindungen bildhaft zur Sprache.
Der vernachlässigte Traum
Obwohl Träume für die seelische Gesundheit eine so große Rolle spielen, wurden sie in der Theologie lange Zeit nicht ernst genommen. Zum ganzen Menschen, zum ganzheitli¬chen Denken sowie zur ganzheitlichen Medizin gehört aber ein ganzheitlicher Realismus. Wer den Menschen aufspaltet und Teile seines Lebens ausblendet, kritisiert den Schöpfer, der diese wunderbare Ganzheit geschaffen hat.
Dieser Versuchung ist die Kirche in ihrer Geschichte immer wieder erlegen. Der Körper wurde nur als Hülle für die kostba¬re Seele gesehen. Er hatte für das Glaubensleben keine Bedeu¬tung. Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens stand die See¬le: »Rette deine Seele!« Dass die Seele nahtlos mit dem Körper verbunden ist, wurde übersehen.
Heute entdeckt die Kirche wieder den Satz aus dem Neuen Testament: »Der Leib (ist) ein Tempel des heiligen Geistes« (l. Korinther 6,19).
Die Sexualität wurde jahrhundertelang tabuisiert oder als notwendiges Übel in Kauf genommen. Dass Ehe, Liebe und das Fortbestehen der Menschheit ohne Sexualität nicht mög¬lich und denkbar sind, wurde zwar theoretisch akzeptiert, the¬ologisch jedoch nie wirklich ernst genommen. »Auf der Kan¬zel haben sexuelle Themen nichts zu suchen!« sagte man.
Dass in der Eheseelsorge sexuelle Konflikte ohne Sach¬kenntnisse behandelt wurden, zeigt wiederum, wie gläubige Menschen Gottes wunderbare Schöpfung missverstehen kön¬nen. Es leuchtet ein, dass die Sexualität auf dem beschriebe¬nen Hintergrund nicht als ein schöpferisches Kleinod, son¬dern als Nebensächlichkeit eingestuft wurde.
Dem Traum geht es bis heute nicht anders. Die Floskel »Träume sind Schäume« hat sich tief auch im Bewusstsein der Christen eingenistet. Dass Gott den Menschen über Träume etwas mitteilen kann, wird häufig theologisch bestritten, ob¬schon es nicht einen einzigen stichhaltigen biblischen Hin¬weis gibt, der dieses Argument erhärten könnte. Der Theologe Werner Jentsch bestätigt, dass Träume im Alten und Neuen Testament eine wichtige Rolle gespielt haben und bis heute als Werkzeug Gottes dienen können.
»Wann und wo es Jahwe gefällt, macht er Träume gleich¬sam zu Gefäßen seiner Gnade, zu Wegen für sein Wirken. An solche Träumer, die Geistträger sind, denkt der Prophet Joel, wenn er für das Ende der Tage die Ausgießung des Geistes auf charismatische Personen ankündigt: Das prophetische Charis¬ma ist dann kein Monopol der Propheten mehr, sondern er¬streckt sich auf das ganze ›Gottesvolk‹: ›Eure Greise (werden) Träume träumen, eure Jünglinge Gesichte schauen‹, Joel 3,1fr. Mit dem Stichwort ›Geist‹ schlägt sich von selbst die Brücke zum Neuen Testament.«
Damit ist gesagt:
Der Traum kann zum Gefäß der Gnade Gottes werden;
Gott kann den Traum als einen Weg seines Wirkens benutzen;
mit der Ausgießung des Heiligen Geistes im Neuen Testament sind die Mitteilungen Gottes in Traumbotschaften nicht beendet;
am Ende der Tage werden mit der Ausgießung des Geistes Gottes bei Jung und Alt auch Träume verbunden sein. Der Prophet Joel macht ausdrücklich darauf aufmerksam.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Eine junge Frau schlief seit Tagen unruhig und wurde plötzlich durch einen Albtraum aus dem Schlaf gerissen. Der Oberkörper flog hoch. Angstschweiß stand ihr auf der Stirn. Zwiespältige Gefühle beschlichen sie. Der Traum war bedrückend.
Sie lief zögernd und ängstlich hinter einer männlichen Gestalt her, die sich entfernte, ohne sich umzudrehen. Die junge Frau empfand ein demütigendes Gefühl. Plötzlich hatte die Straße keinen festen Untergrund mehr, und sie fiel ins Bodenlose. Die männliche Gestalt war verschwunden, nur eine panikartige Angst begleitete ihren Fall in die Tiefe. Sie blickte im Fallen nach hinten und entdeckte eine lange Leiter, die an der Wand des Loches stand, in das sie stürzte. Mit dem Aufschlag auf dem Grund des tiefen Loches wurde sie wach.
Verwirrt schaute sie sich um. Sie lebte und war am Körper heil und unverletzt.
Sie ließ das Traumgeschehen noch einmal Revue passieren. Neben der schrecklichen Angst hatte sie besonders die Leiter in Erinnerung, die im Rücken stand und sie bis zum Boden begleitete. Neben dem Fall ins Bodenlose war die Leiter der stärkste Eindruck des Traums für die junge Frau.
Vor einigen Wochen hatte sie ihr Verlobter, den sie sehr liebte, verlassen. Gute Freunde hatten ihr geraten, den Mann zu vergessen, der sie im Stich gelassen hatte. Aber sie konnte den Schmerz nicht überwinden. Erst der Traum schockierte und beruhigte sie zugleich. Die Leiter wurde ihr zur inneren Gewissheit: Gott redete mit ihr. Sie solle sich umdrehen, eine völlige Kehrtwendung vornehmen. Gleichzeitig schenkte ihr Gott neuen Mut, aus der Tiefe der Verlassenheit wieder ans helle Sonnenlicht zu steigen.
Nach dem Albtraum konnte sie in der Tat die Blickrichtung ändern. Die Nächte mit dem unruhigen Schlaf waren ausgestanden. Die schmerzhaften Verlassenheitsängste waren weitgehend überwunden.
Schlaf und Traum sind geheimnisvolle Wunderwerke Gottes. Viele nehmen sie kommentarlos zur Kenntnis. Auch viele Christen, die Gottes Schöpferkraft besingen und bestaunen, gehen achtlos an diesen Wundern vorüber.
Traum und Schlaf sind eng miteinander verbunden. Seit etwa dreißig Jahren gibt es so etwas wie eine Schlafwissenschaft. Was für die Erforschung der Herzarbeit das EKG, also der zeitliche Verlauf der Herzstromkurve, bedeutet, ist für die Schlaf- und Gehirnforschung das Kurvenbild der Gehirnströme (EEG). Es ist damit möglich, den Schlaf von innen und natürlich auch von außen zu beobachten. Jeder Mensch hat sein persönliches Schlafprogramm, das in seinem EEG (Elektroenzephalogramm) sichtbar gemacht werden kann und wie ein Fingerabdruck des Gehirns zu werten ist.
Man entdeckte die Traumzeiten des Menschen und kam zu der Überzeugung, dass Träumen wesentlich für den Erholungseffekt des Schlafes ist. Wurden Versuchspersonen im Schlaflabor über längere Zeit am Träumen gehindert, veränderte sich ihre Persönlichkeit. Ängstlichkeit, Depression und mangelhafte Konzentrationsfähigkeit stellten sich ein.
Schlafen ist ein Naturbedürfnis, das man zwar einschränken, aber nie ganz abschaffen kann. Wie unser Gott Tag und Nacht, Sommer und Winter in den menschlichen Lebensprozess eingebaut hat, so wurde der Mensch auf Wachen und Schlafen programmiert. Gott hat diese Prozesse gewollt, wir können sie nicht einfach ignorieren. Menschen, die künstlich Tag und Nacht wach gehalten wurden, erlitten ohne Ausnahme schwere Zusammenbrüche. Der Schlaf ist also ein körperlicher Zustand der Erholung von der Ermüdung. Zeitweilig werden das Bewusstsein und die Tätigkeit der Skelettmuskulatur herabgesetzt.
Was ist der Traum?
Der Traum ist ein geistig-seelisches Geschehen während des Schlafes. Träumen ist eine lebensnotwendige Funktion, wie Wissenschaftler ermittelt haben. Jeder Mensch träumt. Auch Babys träumen. Das Ungeborene im Mutterleib träumt. Sogar Hunde, Katzen und Hühner träumen. Der Tagesverstand und der Wille üben keine Kontrolle über das Traumgeschehen aus. Das Bewusstsein ist fast ganz zurückgetreten. Gefühle und Reize aus der Umwelt werden nur noch stark gebremst wahrgenommen. Die Hirnzentrale hat die Wahrnehmung gebremst.
Nach dem Krieg begannen die Amerikaner systematisch, in Schlafkliniken mit modernsten technischen Hilfsmitteln Testpersonen zu untersuchen, die sich dem Schlaflabor zur Verfügung stellten. Über 10.000 Versuchspersonen wurden getestet und die Daten ausgewertet. Wissenschaftlich ist daher heute unbestritten, dass jeder Mensch träumt und in jeder Nacht etliche Male Traumphasen durchlebt. Das körperliche Ausruhen im Schlaf und das Träumen sind zweierlei. Der Schlaf ist die Vorstufe des Traumes.
Das Schlafverhalten des Menschen läuft in verschiedenen Episoden ab, die immer wieder von motorischer Unruhe gekennzeichnet sind. Je geringer die Schlaftiefe, umso mehr nähert sich das Traumerleben dem Wachzustand. Die Bilder nehmen realere Züge an.
Mithilfe des Elektroenzephalogramms werden diese episodenhaften Schwankungen gemessen. Wenn ein Mensch etwa acht Stunden schläft, zeigt das EEG etwa fünfmal eine Kurvenform an, die dem Wachzustand eines Menschen ähnelt. Diese zyklischen Schwankungen dauern etwa zehn bis sechzig Minuten. Man fand heraus, dass der Mensch in diesen Intervallen fest schläft und nur schwer aufzuwecken ist. Diesen Zustand bezeichnet man in der Schlafforschung als paradoxen Schlaf, weil das EEG einen wachähnlichen Zustand registriert.
Besonders in den Zeiträumen des paradoxen Schlafes reagiert der Mensch mit Muskelzuckungen und schnellen Augenbewegungen. Man hat herausgefunden, dass diese REM-Phasen (rapid eye movements = schnelle Augenbewegungen) im Traum stattfinden. Früher glaubte man, ein Traum dauere lediglich einige Sekunden oder nur Bruchteile von Sekunden. Heute weiß man, dass der Traum zehn bis fünfunddreißig Minuten dauern kann. Diese Traumperioden sollen drei- bis sechsmal eintreten.
Werden Versuchspersonen in dieser REM-Phase geweckt, können sie detailliert über ihre Träume berichten. Wird eine Versuchsperson außerhalb einer REM-Phase geweckt, weiß sie von keinen Träumen. Mit fortschreitender Nacht werden die Träume länger; der dritte und vierte Traum können bis zu einer halben Stunde dauern, während die früheren Traumphasen nur minutenlang sind.
Wenn wir die Traumstunden unseres Lebens überschlagen, kommen über 50.000 Stunden heraus. Können Sie sich vorstellen, dass Gott in seiner schöpferischen Weisheit einen Menschen ins Leben ruft, damit der einige Jahre seines Lebens sinnlos verträumt? Der Traum spielt im biblischen Denken eine enorme Rolle. Ist es nicht überheblich, die Traumstunden unseres Lebens als ein nutzloses Abfallprodukt im Schöpfungsplan unseres Gottes zu bezeichnen?
Der Anlass für den Traum kann ein Reiz oder ein Tagesrest sein
Träume können auf tausend verschiedene Weisen zu Stande kommen. Es gibt unzählige Reize, die das Traumgeschehen in Gang bringen. Diese Reize sind Anlass, sie sind aber nicht der Inhalt des Traumes. Reize werden vom Träumenden aufgegriffen, bearbeitet und vom Lebensstil integriert.
Welche Reize können den Traum beeinflussen?
Der Träumer friert. Ihm ist das Bett weggerutscht. Das Traumgeschehen greift Kälte und Frost auf.
Der Träumer schwitzt. Ihm ist es heiß. Die Nacht ist schwül. Die Temperatur ist hoch. Die Hitze kann in den Traum einfließen.
Der Träumer nimmt Gerüche wahr. Sie können beißend oder lieblich, unangenehm oder angenehm sein. Unter Umständen finden sie im Traum ihren Niederschlag.
Der Träumer nimmt Geräusche wahr. Der Wecker rasselt, die Glocken läuten, ein Feuerwehrauto jagt durch die Nacht, oder ein Polizeiauto hat die Sirenen eingestellt.
Der Träumer hat Schmerzen. Krankheiten oder Verdauungsbeschwerden, Zahnschmerzen oder Herzschmerzen können den Traum beeinflussen.
Insgesamt: Die Reize können von außen oder von innen kommen. Herz und Eingeweide, Hunger und Durst können den Traum beeinflussen, aber selten das Traumgeschehen einschneidend bestimmen.
Selbstverständlich können auch die letzten Ereignisse vor dem Schlafengehen den Traum berühren. Tagesreste aus einem interessanten Kriminalfilm, einem eindrücklichen Gespräch oder einem Streit mit dem Partner, mit Eltern oder Kindern können den Traum anregen.
Es besteht auch kein Zweifel, dass Krankheiten, die den Menschen heimsuchen, wilde Träume oder Fieberträume her¬vorrufen können. Die Veränderung der Bluttemperatur und die Blutzusammensetzung erklären Fieberträume und sind Be¬weise, dass zwischen körperlichem Befinden und Traum Bezie¬hungen bestehen.
Die Heilfunktion der Träume
Träume haben die Aufgabe, das menschliche Gemüt nach see¬lischen Verwundungen und bedrückenden Erlebnissen wieder heilen zu helfen. Konflikte und Spannungen werden im Traum bearbeitet. Der Mensch soll sich wieder wohl fühlen können. Eric Berne, Psychiater und Begründer der Transak¬tionsanalyse, schreibt:
»Wird einem Menschen die Möglichkeit zu träumen ge¬nommen, so kann das zu starker geistiger Verwirrung führen. Vielen Psychosen geht eine längere Periode der Schlaflosigkeit und damit der mangelnden Gelegenheit zu träumen voraus. Es könnte sein, dass die so entstehende Anhäufung unverar¬beiteter Emotionen einen gewissen Einfluss auf das Entstehen der Psychose hat.«1
Diese Überlegungen aus den Siebzigerjahren werden durch die neuesten Ergebnisse der Traumforschung bestätigt. Der Nobelpreisträger Francis Crieck, der die rasanten Fortschritte auf dem Sektor der Gehirnforschung und Bio-Technologie be¬schreibt, geht davon aus, dass die Träume ein lebenswichtiger Bestandteil des Schlafes sind. Sie bewahren uns davor,
Zwangsvorstellungen zu entwickeln,
Halluzinationen zu bekommen und
pathologische Zustände zu produzieren, die in die Schizophrenie führen.
Die amerikanische Psychiaterin Rosalind Cartwright schilder¬te auf einem Kongress 1992 überraschende Erfahrungen mit ihren Patienten. Die eine Gruppe steckte in einer tiefen Le¬benskrise. Alle hatten gerade eine Scheidung hinter sich oder lebten von ihrem Partner getrennt. Ihre Verlusterlebnisse wa¬ren begleitet von schweren Depressionen.
Die Ärztin beobachtete, dass die schlechte Gemütsverfas¬sung einen großen Einfluss auf den Traumschlaf hatte. Die REM-Phasen waren länger, häufiger und ungewöhnlich inten¬siv. Sie beobachtete regelrechte »Stürme von Augenbewegun¬gen«. Die Träume waren heftig, schrecklich und auch drama¬tisch.
Eine andere Gruppe in ähnlicher Lebenssituation (Schei¬dung und Trennung) schlief und träumte normal. Am Ende der Therapien stellte sich heraus:
Die Patienten mit den veränderten REM-Phasen und den schrecklichen Träumen waren über Depression und Scheidung besser hinweggekommen als die Patientengruppe mit den normalen Träumen;
die Patienten mit den bedrückenden Träumen hatten eine positive Lebenseinstellung gewonnen, die andere Gruppe zeigte geringere Heilungsanzeichen;
die Patienten mit den schweren Traumbelästigungen hatten zum Teil sogar neue Partner gefunden.
Deutlich wird:
Träume sind heilsam,
sie sind lebensnotwendig,
sie dienen der Verarbeitung schwerer seelischer Probleme.
Die Psychiaterin warnt davor, die REM-Schlaf-Aktivität durch Beruhigungsmittel zu bremsen. Sie ist fest davon überzeugt, dass diese das Leiden der Patienten nur verlängern würden.
Träume stellen Empfindungen bildlich dar
Empfindungen lassen sich nicht leicht und direkt bildlich wiedergeben:
Es gibt kein Bild für die Angst an sich,
es gibt kein Bild für die Liebe an sich,
es gibt kein Bild für den Hass an sich.
Aber der Handlungsakt, der für Empfindungen kennzeich¬nend ist, lässt sich darstellen. Emotionen können in Handlun¬gen charakterisiert werden. Angst kann sich äußern im Weg¬laufen, nicht von der Stelle kommen, einen Verfolger im Na¬cken haben. Schuldgefühle kommen zur »Sprache«, wenn ein Mensch, ein Kind im Traum bestraft wird und diese Strafe als gerecht empfindet.
Hass offenbart sich in Handlungen, die zerstören, verletzen und verstoßen:
Eine Frau träumt, dass sie ihren Lieblingshund an der Autobahn aussetzt und in rasanter Fahrt davonfährt. Die leidenden Augen des Hundes verfolgen sie. Im Rückspiegel erkennt sie das Gesicht des Hundes, der ihr nachjagt. Sie fährt schneller und schneller, aber sie kann den Hund nicht abschütteln. Am eindrücklichsten sind ihr die Augen des Hundes. Mit einem zwiespältigen Gefühl wacht sie auf.
Im Gespräch wird ihr bewusst: Sie liebt und hasst. Der Hass hat die Oberhand gewonnen. Sie erkennt in dem Hund ihren Mann. Er hat sie zwei Jahre mit ihrer besten Freundin betro¬gen. Sie will ihn loswerden. Aber er will trotz Ehebruchs an ihr festhalten. Der Traum komprimiert die Gefühle der Frau. Sie muss sich losreißen, aber der Hund klebt ihr im Nacken. Sie will den Mann bestrafen; gleichzeitig sieht sie das leidende Gesicht im Rückspiegel. Die Zweifel, Schuldgefühle und Fra¬gen der Frau, die der Traum auf den Punkt gebracht hat, kön¬nen im Beratungsgespräch abgeklärt werden.
Will sie, dass der Ehemann ihr nachrennt?
Wünscht sie sich, gebraucht zu werden?
Sind es Wunschvorstellungen, oder
spiegelt der Traum die Realität ihrer Beziehung wider?
Der Traum bringt unsere tiefsten Empfindungen bildhaft zur Sprache.
Der vernachlässigte Traum
Obwohl Träume für die seelische Gesundheit eine so große Rolle spielen, wurden sie in der Theologie lange Zeit nicht ernst genommen. Zum ganzen Menschen, zum ganzheitli¬chen Denken sowie zur ganzheitlichen Medizin gehört aber ein ganzheitlicher Realismus. Wer den Menschen aufspaltet und Teile seines Lebens ausblendet, kritisiert den Schöpfer, der diese wunderbare Ganzheit geschaffen hat.
Dieser Versuchung ist die Kirche in ihrer Geschichte immer wieder erlegen. Der Körper wurde nur als Hülle für die kostba¬re Seele gesehen. Er hatte für das Glaubensleben keine Bedeu¬tung. Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens stand die See¬le: »Rette deine Seele!« Dass die Seele nahtlos mit dem Körper verbunden ist, wurde übersehen.
Heute entdeckt die Kirche wieder den Satz aus dem Neuen Testament: »Der Leib (ist) ein Tempel des heiligen Geistes« (l. Korinther 6,19).
Die Sexualität wurde jahrhundertelang tabuisiert oder als notwendiges Übel in Kauf genommen. Dass Ehe, Liebe und das Fortbestehen der Menschheit ohne Sexualität nicht mög¬lich und denkbar sind, wurde zwar theoretisch akzeptiert, the¬ologisch jedoch nie wirklich ernst genommen. »Auf der Kan¬zel haben sexuelle Themen nichts zu suchen!« sagte man.
Dass in der Eheseelsorge sexuelle Konflikte ohne Sach¬kenntnisse behandelt wurden, zeigt wiederum, wie gläubige Menschen Gottes wunderbare Schöpfung missverstehen kön¬nen. Es leuchtet ein, dass die Sexualität auf dem beschriebe¬nen Hintergrund nicht als ein schöpferisches Kleinod, son¬dern als Nebensächlichkeit eingestuft wurde.
Dem Traum geht es bis heute nicht anders. Die Floskel »Träume sind Schäume« hat sich tief auch im Bewusstsein der Christen eingenistet. Dass Gott den Menschen über Träume etwas mitteilen kann, wird häufig theologisch bestritten, ob¬schon es nicht einen einzigen stichhaltigen biblischen Hin¬weis gibt, der dieses Argument erhärten könnte. Der Theologe Werner Jentsch bestätigt, dass Träume im Alten und Neuen Testament eine wichtige Rolle gespielt haben und bis heute als Werkzeug Gottes dienen können.
»Wann und wo es Jahwe gefällt, macht er Träume gleich¬sam zu Gefäßen seiner Gnade, zu Wegen für sein Wirken. An solche Träumer, die Geistträger sind, denkt der Prophet Joel, wenn er für das Ende der Tage die Ausgießung des Geistes auf charismatische Personen ankündigt: Das prophetische Charis¬ma ist dann kein Monopol der Propheten mehr, sondern er¬streckt sich auf das ganze ›Gottesvolk‹: ›Eure Greise (werden) Träume träumen, eure Jünglinge Gesichte schauen‹, Joel 3,1fr. Mit dem Stichwort ›Geist‹ schlägt sich von selbst die Brücke zum Neuen Testament.«
Damit ist gesagt:
Der Traum kann zum Gefäß der Gnade Gottes werden;
Gott kann den Traum als einen Weg seines Wirkens benutzen;
mit der Ausgießung des Heiligen Geistes im Neuen Testament sind die Mitteilungen Gottes in Traumbotschaften nicht beendet;
am Ende der Tage werden mit der Ausgießung des Geistes Gottes bei Jung und Alt auch Träume verbunden sein. Der Prophet Joel macht ausdrücklich darauf aufmerksam.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Reinhold Ruthe
- 188 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828941842
- ISBN-13: 9783828941847
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