Traumwind
In Sydney erwirbt er Macht und Einfluss, heiratet die schöne Penelope, die als Schauspielerin in Hollywood Erfolge feiert. Aber bei allem Glanz ist Franklin einsam. Seine wahre Liebe hat er als junger Mann verraten. Nun setzt er alle Hoffnungen auf seine...
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Produktinformationen zu „Traumwind “
In Sydney erwirbt er Macht und Einfluss, heiratet die schöne Penelope, die als Schauspielerin in Hollywood Erfolge feiert. Aber bei allem Glanz ist Franklin einsam. Seine wahre Liebe hat er als junger Mann verraten. Nun setzt er alle Hoffnungen auf seine Familie, besonders auf seinen Enkel Terence. Gutaussehend, wild und furchtlos, scheint er das Glück ergreifen zu können. Auf Frauen wirkt er unwiderstehlich bis auf die junge Künstlerin Emma. Sie weist ihn zurück, spürt, dass ein Geheimnis zwischen ihr und Terence steht. Sie macht sich auf, das Rätsel ihrer eigenen Familiengeschichte zu enthüllen und gerät dabei in höchste Gefahr. Wird sie die Schatten, die über der Ross-Dynastie liegen, vertreiben können?
Klappentext zu „Traumwind “
Franklin Ross will ganz nach oben. In Sydney erwirbt er Macht und Einfluss, heiratet die schöne Penelope, die als Schauspielerin in Hollywood Erfolge feiert. Aber bei allem Glanz ist Franklin einsam. Seine wahre Liebe hat er als junger Mann verraten. Nun setzt er alle Hoffnungen auf seine Familie, besonders auf seinen Enkel Terence. Gutaussehend, wild und furchtlos, scheint er das Glück ergreifen zu können. Auf Frauen wirkt er unwiderstehlich bis auf die junge Künstlerin Emma. Sie weist ihn zurück, spürt, dass ein Geheimnis zwischen ihr und Terence steht. Sie macht sich auf, das Rätsel ihrer eigenen Familiengeschichte zu enthüllen und gerät dabei in höchste Gefahr. Wird sie die Schatten, die über der Ross-Dynastie liegen, vertreiben können?
Lese-Probe zu „Traumwind “
Traumwind von Judy Nunn LESEPROBE Eins
George und Richard
E s war an einem heißen, rauen Tag Mitte Januar auf der Südhalbkugel. George und Richard standen am Bug der Bark Henrietta an Backbord und sahen die zerklüftete Küste vorbeiziehen. Sie waren still. Nach drei Monaten auf See waren sogar Richard die Worte abhanden gekommen. Beide waren gelangweilt und kribbelig, hatten kein Heimweh mehr, waren nicht mehr seekrank und sehnten sich nur noch danach, wieder festen Grund unter den Füßen zu haben.
Als das Schiff jedoch die südliche Landspitze umfuhr, löste sich ihre Erstarrung, und sie schauten ehrfürchtig nach vorn.
»Mein Gott!«, flüsterte Richard. »Man hat uns ja gesagt, es sei schön hier. Aber sieh dir das nur an, George!«
Dann segelte die Henrietta in den Schoß des Hafens von Sydney.
George und Richard waren von einem erzürnten Vater in die Kolonie verbannt worden, der die Nase voll hatte, sie ständig mit Geld aus irgendwelchen Scherereien auszulösen - in der Hauptsache Glücksspiel und Frauen. Howard Ross hatte ihre Überfahrt nach Australien bezahlt, hatte ihnen jeweils die stattliche Summe von fünfhundert Pfund für den Anfang mitgegeben und ihnen für die nächsten fünf Jahre die Rückkehr nach England untersagt.
... mehr
»Ihr werdet alle Vierteljahr jeweils einhundert Pfund Unterhalt von mir bekommen«, verkündete er. »Wenn ihr innerhalb von fünf Jahren nicht auf eigenen Füßen steht, will ich mit euch nichts mehr zu tun haben. Dann habt ihr euch weitere Zuwendungen verscherzt und seid auf euch selbst gestellt.«
Howard war ein harter Mann und meinte es ernst, trotz der tränenreichen Proteste seiner Frau Emily, die sich besonders um Richard sorgte, das jüngste ihrer sieben Kinder.
»Er ist noch nicht einmal zwanzig, Howard, und er ist schwach auf der Brust.«
»Blödsinn - das liegt nur an den vielen Zigarren. Er ist ein Simulant.« Bevor seine Frau noch weitere Einwände vorbringen konnte, fügte er hinzu: »Wenn er schwindsüchtig ist, wird das trockene Klima ihm guttun.« Damit war die Diskussion beendet.
Howard hatte von Anfang an für Richard nicht viel übrig gehabt, von George hingegen verabschiedete er sich nur ungern. Er hatte eine Schwäche für George, sagte sich aber, er dürfe niemanden bevorzugen. Beide Jungen hatten anscheinend den labilen Zug der Ross-Familie geerbt, und um sie zu stärken, konnte man sie nur aus dein Nest stoßen. Die übrigen Jungen hatten bewiesen, dass sie überaus fähig waren, das sehr erfolgreiche Familienunternehmen zu führen, und die beiden Mädchen waren zufriedenstellend verheiratet worden. Das Haus Ross hatte einen Ruf zu wahren, der nicht nur die Herstellung hochwertiger Stahlbestecke betraf, sondern auch das beispielhafte Verhalten aller, die dazugehörten - Angehörige einer der besten Kaufmannsfamilien Englands, glaubte Howard zumindest.
George war am Boden zerstört, als er die Entscheidung des Vaters vernahm. Obwohl er erst einundzwanzig war, hatte er einen ausgeprägten Familiensinn und war davon ausgegangen, dass er seinen rechten Platz in der Dynastie einnehmen würde, nachdem er sich die Hörner abgestoßen hatte. Er würde an der Seite seiner älteren Brüder arbeiten. Er würde heiraten und Söhne zeugen, wie es sich für einen echten Ross gehörte.
Kein Argument der Welt konnte seinen Vater von seinem Entschluss abbringen, und betteln wollte George beileibe nicht. Es hätte ohnehin nichts an der Situation geändert. Und selbst wenn, George hätte niemanden um etwas angebettelt. Entgegen der Meinung seines Vaters war der junge George kein Mensch mit Charakterschwäche. Seine Neigung zu Frauen und Glücksspiel war ausschließlich seiner Jugend und dem Einfluss seines jüngeren Bruders zuzuschreiben. Sein jüngerer Bruder war seine eigentliche Schwäche. Er hatte das Bedürfnis seiner Mutter geerbt, Richard zu verhätscheln. Dessen war sich Richard bewusst und nutzte es schamlos aus.
»Um Himmels willen, George, Alter«, zog er ihn auf, »sei doch nicht so melodramatisch. Es ist doch nur für fünf Jahre. Wir werden eine herrliche Zeit haben - es wird ein Abenteuer.« Richard fand den Gedanken aufregend, um die halbe Welt zu fahren, und er ließ sich durch die Aussicht, was ihn am anderen Ende erwarten mochte, nicht einschüchtern. Schließlich war George bei ihm. George würde auf ihn aufpassen. Das machte er immer.
So kam es, dass George und Richard Ross an einem frischen Herbsttag Mitte September des Jahres 1849 von Bristol aus in See stachen, um zur Kolonie New South Wales zu segeln.
Der Sommer in Sydney war schwül. Selbst die Nächte brachten keine Erleichterung von der drückenden Hitze. »Es ist nicht immer so«, erfuhren George und Richard. »Es handelt sich um eine Hitzewelle - es wird wieder besser.« Diese Beteuerungen aber konnten Richard nicht umstimmen. Die Abenteuerlust war ihm in Sydney rasch vergangen. Es lag nicht nur an der Hitze. Nach der anfänglichen Begeisterung beim Anblick des prächtigen Hafens war er zu der Überzeugung gelangt, dass Sydney eine schmuddelige Stadt war. Er vermisste die grünen Hügel von Cheshire.
»Ein abscheulicher Ort«, beklagte er sich. »Sieh ihn dir doch nur an! Jede Menge Platz rundherum, und trotzdem bauen die Leute diese entsetzlichen kleinen Terrassenhäuser, wie sie in den verkommenen Stadtteilen von London stehen! Man sollte doch meinen, sie wüssten es besser.«
»Unsinn«, entgegnete George. »Es gibt ein paar prächtige Häuser in Sydney.«
Doch Richard hörte wie üblich nicht zu. »Hier gibt es nichts als Staub und Hitze und Fliegen und dürre Bäume ohne Farbe«, fuhr er fort. »Können wir nicht irgendwohin ins Grüne ziehen?«
»Nein«, antwortete George abweisend. »Das ganze Land ist so - du solltest dich langsam dran gewöhnen.«
»Das stimmt nicht«, beharrte Richard. »Erinnerst du dich an den Deutschen an Bord? Der zu seinem Bruder nach Adelaide fuhr? Er sagte, außerhalb der Stadt gebe es Täler, die ihn an den Rhein erinnerten. Warum gehen wir nicht dorthin? Bitte, George, lass uns umziehen.« George ließ sich allem Anschein nach erweichen, woraufhin Richard erbärmlich hustete und hinzufügte: »Im Übrigen legt sich dieser Staub erschreckend schmerzhaft auf meine Lungen.«
George lachte laut auf. »Und du bist erschreckend durchschau bar, Dickie.«
Richard grinste nur. Es war wunderbar, einen großen Bruder wie George zu haben.
Drei Monate nach ihrer Ankunft in Australien kauften George und Richard fünfzig Morgen erstklassiges Land in einem Tal nicht weit von Adelaide.
Richard war nicht kräftig genug, um sich mit körperlicher Arbeit abzugeben, und blieb in der Stadt, solange das Anwesen im Bau war. Nachts befriedigte er seine Gelüste, und ein paar Mal in der Woche fuhr er mit dem Pferdewagen hinaus, um zu sehen, wie George und die Männer vorankamen. So war das Leben durchaus zu ertragen.
Adelaide war in Richards Augen eine viel angenehmere Stadt als Sydney. Es war nicht so schmuddelig und übervölkert, und die freistehenden Steinhäuser fand er bezaubernd. Obwohl der Hafen von Sydney beeindruckend war, bevorzugte er die ruhige Schönheit des Torrens River, und die grünen Hügel der Umgebung erinnerten ihn an Cheshire.
Aber nicht nur der idyllische Aspekt der Stadt sagte ihm zu. Unter seiner ruhigen Fassade hatte Adelaide dem Genussmenschen Richard einiges zu bieten. Er schloss rasch Bekanntschaft mit den erleseneren Bordellen und Spielhöllen und wurde bald ein beliebtes Mitglied der extravaganten Gesellschaft von Adelaide, die nach Sonnenuntergang aufblühte.
George wusste, dass Richard sich den Erwartungen entsprechend verhielt, doch nach einer Strafpredigt gab er den Versuch auf, das Betragen seines Bruders zu ändern. Er hatte nicht die Zeit, Richard zu bessern. Es gab viel zu viel zu tun. Allerdings hielt er das Geld beisammen, zahlte seinem Bruder nur ein bescheidenes wöchentliches Taschengeld und drückte ansonsten ein Auge zu. Wenn Richard sein Geld beim Pokern verlieren wollte, dann war es seine Entscheidung.
George war sich auch bewusst, dass Richard seine schwache körperliche Verfassung vorschob, um jeglicher schweren Arbeit aus dem Weg zu gehen, aber es war ihm gleichgültig. Es machte ihm überhaupt nichts aus, denn George war von einer Freude erfüllt, die er nie für möglich gehalten hätte. Er liebte dieses Land. Er schwelgte in körperlicher Verausgabung und dem Wohlgefühl, die sie seinem Körper verlieh, der von Tag zu Tag härter und brauner wurde. Er genoss es, frei von seinem übermächtigen Vater und dem lähmenden Familienunternehmen zu sein. Wer zum Teufel brauchte schon Bestecke?, entschied er aus vollem Herzen. Iss mit den Händen. Mach alles mit den Händen - fälle deine Bäume, baue deine Häuser, bestelle deinen Boden. Und wenn ihm der Schweiß von der Stirn rann, drückte er die erdverkrusteten Fäuste an die Brust und lachte vor lauter Glück auf.
© Krüger Verlag
Übersetzung: Marion Balkenhol
Howard war ein harter Mann und meinte es ernst, trotz der tränenreichen Proteste seiner Frau Emily, die sich besonders um Richard sorgte, das jüngste ihrer sieben Kinder.
»Er ist noch nicht einmal zwanzig, Howard, und er ist schwach auf der Brust.«
»Blödsinn - das liegt nur an den vielen Zigarren. Er ist ein Simulant.« Bevor seine Frau noch weitere Einwände vorbringen konnte, fügte er hinzu: »Wenn er schwindsüchtig ist, wird das trockene Klima ihm guttun.« Damit war die Diskussion beendet.
Howard hatte von Anfang an für Richard nicht viel übrig gehabt, von George hingegen verabschiedete er sich nur ungern. Er hatte eine Schwäche für George, sagte sich aber, er dürfe niemanden bevorzugen. Beide Jungen hatten anscheinend den labilen Zug der Ross-Familie geerbt, und um sie zu stärken, konnte man sie nur aus dein Nest stoßen. Die übrigen Jungen hatten bewiesen, dass sie überaus fähig waren, das sehr erfolgreiche Familienunternehmen zu führen, und die beiden Mädchen waren zufriedenstellend verheiratet worden. Das Haus Ross hatte einen Ruf zu wahren, der nicht nur die Herstellung hochwertiger Stahlbestecke betraf, sondern auch das beispielhafte Verhalten aller, die dazugehörten - Angehörige einer der besten Kaufmannsfamilien Englands, glaubte Howard zumindest.
George war am Boden zerstört, als er die Entscheidung des Vaters vernahm. Obwohl er erst einundzwanzig war, hatte er einen ausgeprägten Familiensinn und war davon ausgegangen, dass er seinen rechten Platz in der Dynastie einnehmen würde, nachdem er sich die Hörner abgestoßen hatte. Er würde an der Seite seiner älteren Brüder arbeiten. Er würde heiraten und Söhne zeugen, wie es sich für einen echten Ross gehörte.
Kein Argument der Welt konnte seinen Vater von seinem Entschluss abbringen, und betteln wollte George beileibe nicht. Es hätte ohnehin nichts an der Situation geändert. Und selbst wenn, George hätte niemanden um etwas angebettelt. Entgegen der Meinung seines Vaters war der junge George kein Mensch mit Charakterschwäche. Seine Neigung zu Frauen und Glücksspiel war ausschließlich seiner Jugend und dem Einfluss seines jüngeren Bruders zuzuschreiben. Sein jüngerer Bruder war seine eigentliche Schwäche. Er hatte das Bedürfnis seiner Mutter geerbt, Richard zu verhätscheln. Dessen war sich Richard bewusst und nutzte es schamlos aus.
»Um Himmels willen, George, Alter«, zog er ihn auf, »sei doch nicht so melodramatisch. Es ist doch nur für fünf Jahre. Wir werden eine herrliche Zeit haben - es wird ein Abenteuer.« Richard fand den Gedanken aufregend, um die halbe Welt zu fahren, und er ließ sich durch die Aussicht, was ihn am anderen Ende erwarten mochte, nicht einschüchtern. Schließlich war George bei ihm. George würde auf ihn aufpassen. Das machte er immer.
So kam es, dass George und Richard Ross an einem frischen Herbsttag Mitte September des Jahres 1849 von Bristol aus in See stachen, um zur Kolonie New South Wales zu segeln.
Der Sommer in Sydney war schwül. Selbst die Nächte brachten keine Erleichterung von der drückenden Hitze. »Es ist nicht immer so«, erfuhren George und Richard. »Es handelt sich um eine Hitzewelle - es wird wieder besser.« Diese Beteuerungen aber konnten Richard nicht umstimmen. Die Abenteuerlust war ihm in Sydney rasch vergangen. Es lag nicht nur an der Hitze. Nach der anfänglichen Begeisterung beim Anblick des prächtigen Hafens war er zu der Überzeugung gelangt, dass Sydney eine schmuddelige Stadt war. Er vermisste die grünen Hügel von Cheshire.
»Ein abscheulicher Ort«, beklagte er sich. »Sieh ihn dir doch nur an! Jede Menge Platz rundherum, und trotzdem bauen die Leute diese entsetzlichen kleinen Terrassenhäuser, wie sie in den verkommenen Stadtteilen von London stehen! Man sollte doch meinen, sie wüssten es besser.«
»Unsinn«, entgegnete George. »Es gibt ein paar prächtige Häuser in Sydney.«
Doch Richard hörte wie üblich nicht zu. »Hier gibt es nichts als Staub und Hitze und Fliegen und dürre Bäume ohne Farbe«, fuhr er fort. »Können wir nicht irgendwohin ins Grüne ziehen?«
»Nein«, antwortete George abweisend. »Das ganze Land ist so - du solltest dich langsam dran gewöhnen.«
»Das stimmt nicht«, beharrte Richard. »Erinnerst du dich an den Deutschen an Bord? Der zu seinem Bruder nach Adelaide fuhr? Er sagte, außerhalb der Stadt gebe es Täler, die ihn an den Rhein erinnerten. Warum gehen wir nicht dorthin? Bitte, George, lass uns umziehen.« George ließ sich allem Anschein nach erweichen, woraufhin Richard erbärmlich hustete und hinzufügte: »Im Übrigen legt sich dieser Staub erschreckend schmerzhaft auf meine Lungen.«
George lachte laut auf. »Und du bist erschreckend durchschau bar, Dickie.«
Richard grinste nur. Es war wunderbar, einen großen Bruder wie George zu haben.
Drei Monate nach ihrer Ankunft in Australien kauften George und Richard fünfzig Morgen erstklassiges Land in einem Tal nicht weit von Adelaide.
Richard war nicht kräftig genug, um sich mit körperlicher Arbeit abzugeben, und blieb in der Stadt, solange das Anwesen im Bau war. Nachts befriedigte er seine Gelüste, und ein paar Mal in der Woche fuhr er mit dem Pferdewagen hinaus, um zu sehen, wie George und die Männer vorankamen. So war das Leben durchaus zu ertragen.
Adelaide war in Richards Augen eine viel angenehmere Stadt als Sydney. Es war nicht so schmuddelig und übervölkert, und die freistehenden Steinhäuser fand er bezaubernd. Obwohl der Hafen von Sydney beeindruckend war, bevorzugte er die ruhige Schönheit des Torrens River, und die grünen Hügel der Umgebung erinnerten ihn an Cheshire.
Aber nicht nur der idyllische Aspekt der Stadt sagte ihm zu. Unter seiner ruhigen Fassade hatte Adelaide dem Genussmenschen Richard einiges zu bieten. Er schloss rasch Bekanntschaft mit den erleseneren Bordellen und Spielhöllen und wurde bald ein beliebtes Mitglied der extravaganten Gesellschaft von Adelaide, die nach Sonnenuntergang aufblühte.
George wusste, dass Richard sich den Erwartungen entsprechend verhielt, doch nach einer Strafpredigt gab er den Versuch auf, das Betragen seines Bruders zu ändern. Er hatte nicht die Zeit, Richard zu bessern. Es gab viel zu viel zu tun. Allerdings hielt er das Geld beisammen, zahlte seinem Bruder nur ein bescheidenes wöchentliches Taschengeld und drückte ansonsten ein Auge zu. Wenn Richard sein Geld beim Pokern verlieren wollte, dann war es seine Entscheidung.
George war sich auch bewusst, dass Richard seine schwache körperliche Verfassung vorschob, um jeglicher schweren Arbeit aus dem Weg zu gehen, aber es war ihm gleichgültig. Es machte ihm überhaupt nichts aus, denn George war von einer Freude erfüllt, die er nie für möglich gehalten hätte. Er liebte dieses Land. Er schwelgte in körperlicher Verausgabung und dem Wohlgefühl, die sie seinem Körper verlieh, der von Tag zu Tag härter und brauner wurde. Er genoss es, frei von seinem übermächtigen Vater und dem lähmenden Familienunternehmen zu sein. Wer zum Teufel brauchte schon Bestecke?, entschied er aus vollem Herzen. Iss mit den Händen. Mach alles mit den Händen - fälle deine Bäume, baue deine Häuser, bestelle deinen Boden. Und wenn ihm der Schweiß von der Stirn rann, drückte er die erdverkrusteten Fäuste an die Brust und lachte vor lauter Glück auf.
© Krüger Verlag
Übersetzung: Marion Balkenhol
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Autoren-Porträt von Judy Nunn
Judy Nunn ist eine der bekanntesten Schauspielerinnen Australiens und spielte Hauptrollen in zahlreichen TV-Serien. Auch als Bühnenschauspielerin machte sie sich in England und Australien einen Namen. Inzwischen ist sie als Romanautorin international erfolgreich.
Bibliographische Angaben
- Autor: Judy Nunn
- 2008, 608 Seiten, Maße: 15,3 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Marion Balkenhol
- Verlag: FISCHER Krüger
- ISBN-10: 3810513172
- ISBN-13: 9783810513175
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