Verlogene Schönheit
»In der modernen Gesellschaft, die jegliche Form von normalem Verfall und naturbedingter Alterung kategorisch ablehnt, wird das Streben nach Schönheit immer mehr zu einem rücksichtslosen, gegen sich selbst gerichteten Wahn.« Werner Mang<br...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Verlogene Schönheit “
»In der modernen Gesellschaft, die jegliche Form von normalem Verfall und naturbedingter Alterung kategorisch ablehnt, wird das Streben nach Schönheit immer mehr zu einem rücksichtslosen, gegen sich selbst gerichteten Wahn.« Werner Mang<br />Schlauchbootlippen, uniforme Barbie-Körper, Po-Implantate, Wespentaille durch Entfernung von Rippen - die Schönheitschirurgie treibt in Zeiten von Jugendwahn und Promi-Scheinwelt erschreckende und gesundheitsgefährdende Blüten. Professor Werner Mang, Chef einer der bedeutendsten Fachkliniken, schlägt Alarm: Auswüchse und Folgen vieler Eingriffe signalisieren eine widernatürliche Entwicklung. Mang plädiert für körperlich und seelisch heilsame Schönheitschirurgie. Aus intimer Kenntnis prangert er Eitelkeit und Doppelmoral der Schicki-Micki-Society an, stellt Trophäen-Frauen und ihre Jäger vor. Schließlich rät er, wie gesunde Schönheit ohne Messer und Spritze bis ins hohe Alter bewahrt werden kann.<br />
<br />Kritisches Resümee über Sinn und Unsinn von Schönheitsoperationen.<br />
Klappentext zu „Verlogene Schönheit “
Schlauchbootlippen, uniforme Barbie-Körper, Po-Implantate, Wespentaille durch Entfernung von Rippen - die Schönheitschirurgie treibt in Zeiten von Jugendwahn und Promi-Scheinwelt erschreckende und gesundheitsgefährdende Blüten. Professor Werner Mang, Chef einer der bedeutendsten Fachklinken, schlägt Alarm: Auswüchse und Folgen vieler Eingriffe signalisieren eine widernatürliche Entwicklung. Mang plädiert für körperlich und seelisch heilsame Schönheitschirurgie. Aus intimer Kenntnis prangert er Eitelkeit und Doppelmoral der Schicki-Micki-Society an, stellt Trophäen-Frauen und ihre Jäger vor. Schließlich rät er, wie gesunde Schönheit ohne Messer und Spritze bis ins hohe Alter bewahrt werden kann.Kritisches Resümee über Sinn und Unsinn von Schönheitsoperationen.
Lese-Probe zu „Verlogene Schönheit “
Verlogene Schönheit von Werner Mang1. Gesellschaftskrise, Werteverlust
und Schönheitswahn
»Warum ich dieses Buch schreibe: Die Schönheitschirurgie ist ein Spiegel der Gesellschaft.« Werner Mang Sex sells, heißt es. Diese Erkenntnis stimmt nur bedingt. In Wirklichkeit ist es die Schönheit, die verkauft; sie ist der goldene Schlüssel für ein ganzes Leben. Gutes Aussehen, wie wir es, entsprechend unserem, westlichen Empfinden, anstreben, ist ein Türöffner auf dem Weg zum Erfolg, vor allem beim spannendsten Aufeinandertreffen in unserem Dasein: der Begegnung von Frau und Mann.
Schöne Menschen sind da klar im Vorteil, so erbarmungslos sind nun mal die Regeln der Auswahl, der Natur. Schönheit kennt – wie auch Intelligenz – keine Gerechtigkeit. Man hat sie, oder man hat sie eben nicht; ob verdient oder unverdient, spielt nicht die geringste Rolle. Ohne Unterschiede – von Schön und Hässlich, von Arm und Reich – käme es zum Stillstand. Es gäbe keine Konkurrenz, keinen Wettkampf mehr. Wenn wir alle reich wären, wären wir alle arm. Das positive Unterscheidungspotenzial steuert den Erfolg. Allerdings: Wer hässlich ist und nichts dagegen unternimmt, bleibt in den allermeisten Fällen auf der Strecke. Das ist bitter, aber harte Realität. Schönheit ist ein Kapital, das die Laufbahn bestimmt und bestechend wirkt. Das fängt schon in der Familie an, wo hübsche Kinder wegen ihres süßen Auftretens bevorzugt werden. Das ist in der Schule so und auch im Beruf. Schönheit, oder sagen wir besser Attraktivität, weckt Sympathie, und Sympathie beschleunigt den Aufbau von Vertrauen.
Bei jedem Neubeginn, ob im Privatleben oder im Beruf, steht die Attraktivität im Vordergrund. Erst dann kommen die inneren Werte, die Qualitäten des Restmenschen. Es ist wie mit der
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Verpackung von Produkten: Zu einer Praline greift man ohne zu zögern, wenn sie appetitlich eingewickelt ist und einen leckeren Inhalt verspricht. Schönheit hat also etwas mit sozialem Erfolg zu tun. Wer jung und schlank daherkommt, mit harmonischen Gesichtszügen, dem werden Eigenschaften wie Gesundheit, Willenskraft und Erfolgsorientiertheit einfach so zugeschrieben. So betrachtet, hat Schönheit durchaus einen Wert, den man in Geld ausdrücken könnte – wie es bei hoch bezahlten Topmodels der Fall ist. Aber was ist ein schönes Gesicht? Wissenschaftler sind der Frage mit Hilfe von digitaler Bildbearbeitung auf den Grund gegangen. Um ein Abbild idealer Proportionen zu schaffen, reicht es aus, Daten vieler realer Gesichter in den Computer einzugeben. Der rechnet dann, Pixel für Pixel, die Durchschnittswerte aus. Lange Nasen, Pickel, fliehende oder spitze Kinne und Hamsterbacken verschwinden so wie von Geisterhand. Ist Schönheit doch nur ein statistischer Mittelwert? Unser ganzes Leben verläuft in jeder Schattierung nur durch gezielte Nachbehandlung erfolgreich: In der Ausbildung durch Lernen, im Sport durch Training, im Beruf durch Fortbildung, Taktieren, Jobwechsel.
Und in der Schönheit durch Aufbesserungen mit Fitness, Diäten, Mode, Kosmetik – und bisweilen durch meine Wenigkeit. Professor Mang – »King of Nose« An dieser Stelle möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Werner Mang. Ich bin Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde/ Plastische Operationen und Professor der Medizin. Seit 1990 leite ich die Bodenseeklinik in Lindau, die als größte Schönheitsklinik Europas gilt. Mit über 3000 Eingriffen im Jahr dürfte unsere Fachklinik eine der bedeutendsten für Schönheitsoperationen auf dem Globus sein. In der deutschen Presselandschaft werde ich gelegentlich von den unterschiedlichsten Organen als »Schönheitspapst« (»Das Goldene Blatt«) oder als »Falten-Terminator vom Bodensee« (»Der Spiegel«) bezeichnet, was meine Mitarbeiter, meine Familie und ich eher schmunzelnd zur Kenntnis nehmen. Der Stellenwert der Schönheit ist traditionell besonders hoch beim Medium Film.
Kein Gesicht, das nicht geschminkt und technisch nachgebessert wird. Keine Kulisse ohne verschönernde, unterstützende und manchmal auch überzeichnende Eingriffe. Diese Unterstützung gestehe ich auch dem Körper eines Menschen zu. In unserer Klinik nehmen wir, neben Rekonstruktionen nach Unfällen und Krebserkrankungen, unter anderem Nasen- und Brustoperationen, Facelifting, Lidkorrekturen, Fettabsaugung, Faltenunterspritzung, Oral- und Venenchirurgie, Haartransplantationen, Bauchdecken-, Oberarm- und Oberschenkelstraffung vor. Um es unmissverständlich zu sagen: Ich verdiene meinen Lebensunterhalt als Schönheitschirurg. Und ich versuche, das medizinisch Machbare zu unternehmen, damit sich die Patientinnen und Patienten wieder glücklicher fühlen. Ich will regulieren, reparieren, Unzulänglichkeiten korrigieren, aber ich will niemanden auf dieser Welt tunen oder designen, wie es manche Kollegen in den USA machen. Es ist grauenhaft, was sich inzwischen auf dem Sektor der Schönheitschirurgie und Schönheitsreparatur abspielt, wie dieser Teil unserer Kultur hemmungs- und bedenkenlos, unmenschlich und vor allem unnatürlich ausufert. Heerscharen von bemitleidenswerten Zombies, verunstaltet von gewissenlosen Ärzten, werden auf die Menschheit losgelassen, die so etwas teilweise noch schön und erstrebenswert findet. Wegen solcher Fehlentwicklungen habe ich dieses Buch geschrieben. Immer wieder wird mir von den lieben Kollegen, die sonst wenig Skrupel haben, vorgeworfen, ich sei nur HNO-Arzt. Das scheint für viele, von Neid und Missgunst zerfressenen, Ärzte der einzige Schwachpunkt in meinem Lebenslauf zu sein. Doch ich bin stolz darauf, dass ich Facharzt für HNO/Plastische Operationen bin. Den Facharzt für Plastische Chirurgie gibt es erst seit dem Jahr 1993, zu diesem Zeitpunkt war ich bereits ärztlicher Direktor der Bodenseeklinik in Lindau. Und im Bereich der Ästhetischen Chirurgie habe ich eine über zehnjährige Ausbildung absolviert. Nach meiner chirurgischen Grundausbildung habe ich am Klinikum Großhadern der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität den Facharzt für HNO und Kopf-/Halschirurgie gemacht, weil mich immer das Gesicht am meisten faszinierte und weil es der schwierigste Teil in der Ästhetischen Chirurgie ist. Eingriffe der plastischen Gesichtschirurgie wie Nasenoperationen, Facelift oder Lidkorrekturen gehören zu den anspruchsvollsten in der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie. Ich sehe immer wieder junge plastische Chirurgen, die an meiner Klinik hospitieren und keine Ahnung von Gesichts-OPs haben. Für mich ist die Nasenchirurgie, die schwierigste der Ästhetischen Chirurgie, eine Spezialität geworden, die mich dank meines HNOFacharzttitels weit über die Grenzen Deutschlands auch international bekannt gemacht hat. Die moderne Schönheitschirurgie ist ein Spiegel unserer Gesellschaft.
Die Wertesysteme in Familie und Beruf, im Bereich von Geschmack und im Umgang miteinander sind völlig aus den Fugen geraten. Wir befinden uns in einer Zeit der verlorenen Ästhetik, der äußeren und inneren. Die groben Konturen des Verfalls sind in allen wesentlichen Bereichen unseres täglichen Lebens vermehrt festzustellen, weil ja alles miteinander verwoben ist. Begriffe wie Ehre, Respekt, Fleiß, Disziplin, Zuverlässigkeit, Courage, Treue und Solidarität erscheinen wie Relikte aus einer Vergangenheit. In der Zwischenzeit hat die Gesellschaft in allen Schichten mit großer Beharrlichkeit daran gewirkt, traditionelle Tugenden bis auf kaum erkennbare Reste abzuschleifen. Gut sichtbar und wie von Millionen von Scheinwerfern angestrahlt, präsentieren sich moderne Charaktermerkmale wie Neid und Geiz, über den Werbeagenturen so lange gegrübelt haben, bis sie ihn »geil« fanden. Der Verfall von Geschmack, Eleganz und Stil bildet den zähen, aber sehr fruchtbaren Nährboden für eine armselige Society, in der sich Hunderte von TV-Moderatorinnen, abgehalfterte Sportler, Schlagersänger, selbst ernannte Kult-Transvestiten, ausgerastete Söhne und Töchter ausrangierter Musik- und TV-Celebrities, Porno- und Selbstdarsteller tummeln, wo sich geld- und machtgierige Trophäenfrauen mit Sugardaddys, Aktienspekulanten und falschen Adligen präsentieren und das auch noch selbstverliebt Entertainment nennen.
Und wir anderen, die vermeintlichen Spaßverderber und Spießer, die seit 20 oder 30 Jahren immer noch mit derselben Frau glücklich verheiratet sind, die keine Nanny haben und ihre Kinder selbst erziehen, die das, was sie kaufen, auch auf Heller und Pfennig bezahlen, wir stehen mehr schweigend als staunend draußen im großen Dunkel des Zuschauerrunds und fragen uns, wer hier im Licht steht und wer im Schatten, was echt ist und was falsch. Mit letzterer Frage habe ich tagtäglich zu tun. Mit dem Schein und mit dem Sein. Manchmal zerfließen die Grenzen wie in einem Zerrbild, das Wirklichkeit geworden ist. Dann war die Patientin oder der Patient bei einem dieser Modedoktoren in den USA, um sich mit Botox und Kollagen das Gesicht und die gesamte Optik lähmen zu lassen, und ich kann retten, was zu retten ist. Doch warum ist das so? Was treibt Menschen zu Formen und Konturen, die mit der angeborenen Natürlichkeit so gar nichts mehr zu tun haben? Ich möchte in diesem Buch niemandem wehtun, ich bin auch kein Mensch von Traurigkeit, aber ich wollte ein Buch für die Frauen schreiben und die Männer wachrütteln, denn auch ich kann als Schönheitschirurg die Jahre nicht zurückdrehen. Ich kann nur, wie ein Bildhauer, die Hülle verbessern, aber nicht die Vitalität der Patienten.
Was macht ein 70-jähriger Mann mit einer 30-jährigen Freundin, die in die Disco und das Leben in vollen Zügen genießen will? Der alte Mann hat gar nicht die Kondition, er bräuchte eine liebevolle Partnerin, mit der er jeden Tag genießen kann – und zwar stressfrei. Fünfzehn Jahre Altersunterschied sind okay, sowohl für den Mann als auch für die Frau. Alles was darüber ist, kann schon problematisch werden.
1. Auflage
© 2009 by C. Bertelsmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: R•M•E Roland Eschebeck
und Rosemarie Kreuzer
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN 978-3-570-10018-9
www.cbertelsmann.de
SGS-COC-1940
Und in der Schönheit durch Aufbesserungen mit Fitness, Diäten, Mode, Kosmetik – und bisweilen durch meine Wenigkeit. Professor Mang – »King of Nose« An dieser Stelle möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Werner Mang. Ich bin Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde/ Plastische Operationen und Professor der Medizin. Seit 1990 leite ich die Bodenseeklinik in Lindau, die als größte Schönheitsklinik Europas gilt. Mit über 3000 Eingriffen im Jahr dürfte unsere Fachklinik eine der bedeutendsten für Schönheitsoperationen auf dem Globus sein. In der deutschen Presselandschaft werde ich gelegentlich von den unterschiedlichsten Organen als »Schönheitspapst« (»Das Goldene Blatt«) oder als »Falten-Terminator vom Bodensee« (»Der Spiegel«) bezeichnet, was meine Mitarbeiter, meine Familie und ich eher schmunzelnd zur Kenntnis nehmen. Der Stellenwert der Schönheit ist traditionell besonders hoch beim Medium Film.
Kein Gesicht, das nicht geschminkt und technisch nachgebessert wird. Keine Kulisse ohne verschönernde, unterstützende und manchmal auch überzeichnende Eingriffe. Diese Unterstützung gestehe ich auch dem Körper eines Menschen zu. In unserer Klinik nehmen wir, neben Rekonstruktionen nach Unfällen und Krebserkrankungen, unter anderem Nasen- und Brustoperationen, Facelifting, Lidkorrekturen, Fettabsaugung, Faltenunterspritzung, Oral- und Venenchirurgie, Haartransplantationen, Bauchdecken-, Oberarm- und Oberschenkelstraffung vor. Um es unmissverständlich zu sagen: Ich verdiene meinen Lebensunterhalt als Schönheitschirurg. Und ich versuche, das medizinisch Machbare zu unternehmen, damit sich die Patientinnen und Patienten wieder glücklicher fühlen. Ich will regulieren, reparieren, Unzulänglichkeiten korrigieren, aber ich will niemanden auf dieser Welt tunen oder designen, wie es manche Kollegen in den USA machen. Es ist grauenhaft, was sich inzwischen auf dem Sektor der Schönheitschirurgie und Schönheitsreparatur abspielt, wie dieser Teil unserer Kultur hemmungs- und bedenkenlos, unmenschlich und vor allem unnatürlich ausufert. Heerscharen von bemitleidenswerten Zombies, verunstaltet von gewissenlosen Ärzten, werden auf die Menschheit losgelassen, die so etwas teilweise noch schön und erstrebenswert findet. Wegen solcher Fehlentwicklungen habe ich dieses Buch geschrieben. Immer wieder wird mir von den lieben Kollegen, die sonst wenig Skrupel haben, vorgeworfen, ich sei nur HNO-Arzt. Das scheint für viele, von Neid und Missgunst zerfressenen, Ärzte der einzige Schwachpunkt in meinem Lebenslauf zu sein. Doch ich bin stolz darauf, dass ich Facharzt für HNO/Plastische Operationen bin. Den Facharzt für Plastische Chirurgie gibt es erst seit dem Jahr 1993, zu diesem Zeitpunkt war ich bereits ärztlicher Direktor der Bodenseeklinik in Lindau. Und im Bereich der Ästhetischen Chirurgie habe ich eine über zehnjährige Ausbildung absolviert. Nach meiner chirurgischen Grundausbildung habe ich am Klinikum Großhadern der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität den Facharzt für HNO und Kopf-/Halschirurgie gemacht, weil mich immer das Gesicht am meisten faszinierte und weil es der schwierigste Teil in der Ästhetischen Chirurgie ist. Eingriffe der plastischen Gesichtschirurgie wie Nasenoperationen, Facelift oder Lidkorrekturen gehören zu den anspruchsvollsten in der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie. Ich sehe immer wieder junge plastische Chirurgen, die an meiner Klinik hospitieren und keine Ahnung von Gesichts-OPs haben. Für mich ist die Nasenchirurgie, die schwierigste der Ästhetischen Chirurgie, eine Spezialität geworden, die mich dank meines HNOFacharzttitels weit über die Grenzen Deutschlands auch international bekannt gemacht hat. Die moderne Schönheitschirurgie ist ein Spiegel unserer Gesellschaft.
Die Wertesysteme in Familie und Beruf, im Bereich von Geschmack und im Umgang miteinander sind völlig aus den Fugen geraten. Wir befinden uns in einer Zeit der verlorenen Ästhetik, der äußeren und inneren. Die groben Konturen des Verfalls sind in allen wesentlichen Bereichen unseres täglichen Lebens vermehrt festzustellen, weil ja alles miteinander verwoben ist. Begriffe wie Ehre, Respekt, Fleiß, Disziplin, Zuverlässigkeit, Courage, Treue und Solidarität erscheinen wie Relikte aus einer Vergangenheit. In der Zwischenzeit hat die Gesellschaft in allen Schichten mit großer Beharrlichkeit daran gewirkt, traditionelle Tugenden bis auf kaum erkennbare Reste abzuschleifen. Gut sichtbar und wie von Millionen von Scheinwerfern angestrahlt, präsentieren sich moderne Charaktermerkmale wie Neid und Geiz, über den Werbeagenturen so lange gegrübelt haben, bis sie ihn »geil« fanden. Der Verfall von Geschmack, Eleganz und Stil bildet den zähen, aber sehr fruchtbaren Nährboden für eine armselige Society, in der sich Hunderte von TV-Moderatorinnen, abgehalfterte Sportler, Schlagersänger, selbst ernannte Kult-Transvestiten, ausgerastete Söhne und Töchter ausrangierter Musik- und TV-Celebrities, Porno- und Selbstdarsteller tummeln, wo sich geld- und machtgierige Trophäenfrauen mit Sugardaddys, Aktienspekulanten und falschen Adligen präsentieren und das auch noch selbstverliebt Entertainment nennen.
Und wir anderen, die vermeintlichen Spaßverderber und Spießer, die seit 20 oder 30 Jahren immer noch mit derselben Frau glücklich verheiratet sind, die keine Nanny haben und ihre Kinder selbst erziehen, die das, was sie kaufen, auch auf Heller und Pfennig bezahlen, wir stehen mehr schweigend als staunend draußen im großen Dunkel des Zuschauerrunds und fragen uns, wer hier im Licht steht und wer im Schatten, was echt ist und was falsch. Mit letzterer Frage habe ich tagtäglich zu tun. Mit dem Schein und mit dem Sein. Manchmal zerfließen die Grenzen wie in einem Zerrbild, das Wirklichkeit geworden ist. Dann war die Patientin oder der Patient bei einem dieser Modedoktoren in den USA, um sich mit Botox und Kollagen das Gesicht und die gesamte Optik lähmen zu lassen, und ich kann retten, was zu retten ist. Doch warum ist das so? Was treibt Menschen zu Formen und Konturen, die mit der angeborenen Natürlichkeit so gar nichts mehr zu tun haben? Ich möchte in diesem Buch niemandem wehtun, ich bin auch kein Mensch von Traurigkeit, aber ich wollte ein Buch für die Frauen schreiben und die Männer wachrütteln, denn auch ich kann als Schönheitschirurg die Jahre nicht zurückdrehen. Ich kann nur, wie ein Bildhauer, die Hülle verbessern, aber nicht die Vitalität der Patienten.
Was macht ein 70-jähriger Mann mit einer 30-jährigen Freundin, die in die Disco und das Leben in vollen Zügen genießen will? Der alte Mann hat gar nicht die Kondition, er bräuchte eine liebevolle Partnerin, mit der er jeden Tag genießen kann – und zwar stressfrei. Fünfzehn Jahre Altersunterschied sind okay, sowohl für den Mann als auch für die Frau. Alles was darüber ist, kann schon problematisch werden.
1. Auflage
© 2009 by C. Bertelsmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: R•M•E Roland Eschebeck
und Rosemarie Kreuzer
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN 978-3-570-10018-9
www.cbertelsmann.de
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Autoren-Porträt von Werner Mang
Prof. Dr. Werner Mang, Hals-Nasen-Ohren-Arzt und bekanntester deutscher Schönheitschirurg, ist Leiter der Bodensee-Klinik, die mit jährlich etwa 3000 Eingriffen auch international zu den auf diesem Gebiet führenden Kliniken gehört. Er ist Präsident der internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Werner Mang
- 2009, 253 Seiten, Maße: 14,4 x 22,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570100189
- ISBN-13: 9783570100189
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