Virals - Nur die Tote kennt die Wahrheit
Ein glitzernder Funkenregen hüllte uns ein. "Oh, mein Gott!" Hi ließ vor Schreck die Laterne fallen. Als sie zur Seite kippte, warf sie gespenstische Schatten durch den Korridor. Vor uns lag eine weitere Falle. Ein Objekt war darin...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Virals - Nur die Tote kennt die Wahrheit “
Ein glitzernder Funkenregen hüllte uns ein. "Oh, mein Gott!" Hi ließ vor Schreck die Laterne fallen. Als sie zur Seite kippte, warf sie gespenstische Schatten durch den Korridor. Vor uns lag eine weitere Falle. Ein Objekt war darin eingezwängt. Shelton schrie auf. Ben fluchte. Mir hatte es die Sprache verschlagen. Meine Augen starrten wie gebannt auf einen leblosen Körper …
Tory Brennan, die Nichte der berühmten forensischen Anthropologin Tempe Brennan, ist wieder da!
Ein atemberaubend spannender, actionreicher Thriller von Bestsellerautorin Kathy Reichs.
Tory Brennan, die Nichte der berühmten forensischen Anthropologin Tempe Brennan, ist wieder da!
Ein atemberaubend spannender, actionreicher Thriller von Bestsellerautorin Kathy Reichs.
Klappentext zu „Virals - Nur die Tote kennt die Wahrheit “
Tory Brennan ist die Nichte der berühmten forensischen Anthropologin Tempe Brennan. Mit ihr teilt sie zwei Dinge: den Instinkt für Verbrechen – und den unbedingten Willen, diese aufzuklären … Das Forschungslabor, in dem Torys Vater arbeitet, soll geschlossen werden. Tory weiß: Will sie nicht umziehen und von ihren Freunden getrennt werden, muss sie Geld beschaffen – und zwar eine beträchtliche Summe, um das Labor vor dem Aus zu retten. Wie der Zufall es will, stößt Tory in dieser Situation auf geheime Dokumente, die auf den legendären Piratenschatz der Anne Bonny hinweisen. Tory beschließt, das Unmögliche zu versuchen, und den jahrhundertealten Spuren zu folgen. Doch auch andere sind hinter dem Erbe der Piratin her. Torys Gegner sind skrupellos, hoch gefährlich und zu allem bereit, um selbst an den Schatz zu kommen
Lese-Probe zu „Virals - Nur die Tote kennt die Wahrheit “
Virals - Nur die Tote kennt die Wahrheit von Kathy ReichsAus dem Amerikanischen von Knut Krüger
Prolog - Vor Gun Cay, Jamaika - 1720
Kanonendonner in der Ferne.
Bumm! Bumm!
Letzte frustrierte Salven verhallen im vergehenden Licht.
Der Wind heult, Blitze zucken am dunkelvioletten Himmel. Donner grollt, während der Regen auf das sich aufbäumende Vorderdeck trommelt.
Nervöse Rufe schießen hin und her, während die Crew darum kämpft, das Großsegel einzuholen. Befehle. Flüche. Gebete.
Die Revenge wird von einer riesigen Welle in die Höhe gehoben, krängt hart backbord, ehe sie von einem heftigen Windstoß zur Seite gedrückt wird. Der Rumpf ächzt. Stimmen schreien panisch auf.
Ein unnatürliches Zittern geht durch das Piratenschiff, das jeden Moment zu kentern droht.
Sekunden vergehen und werden zur Ewigkeit.
Dann, was für ein Glück, sinkt die Revenge in ein Wellental und richtet sich, vor dem tosenden sturm geschützt, langsam wieder auf.
Das Deck kommt in die Horizontale.
Schreie verwandeln sich in dunkles Gelächter - das manische Lachen derer, die schon mit einem Bein im Grab standen. Alle schlagen sich mit wahnsinnigem Grinsen auf den Rücken.
Alle bis auf eine.
Eine schmale Gestalt kauert allein auf dem Achterdeck, die Hände an der Reling. Nass bis auf die Knochen. Der Wind lässt ihre Haare tanzen, zerrt an ihrem Hemd, an Halstuch und Samtweste.
Die Frau konnte sich nicht beklagen. Der unheilvolle Sturm hatte die Revenge in Sicherheit gebracht. Ihre Augen suchten den schaukelnden Horizont ab. Hielten angespannt Ausschau nach den Segeln der Feinde. Hofften, sie nicht zu erblicken.
Dann wurde die Revenge von der nächsten Riesenwelle emporgehoben.
... mehr
Da waren sie. Drei schwarze Silhouetten vor der schwelenden Wolkendecke.
Zwei davon Schaluppen, wie die Revenge. Mit denen würden sie klarkommen. Aber das dritte Schiff verhieß nichts Gutes.
Eine Fregatte.
Aus England.
Ausgestattet mit dreißig Kanonen.
Die Bullocks.
Calico Jacks Leute waren ganze Kerle. Wahre Piraten. Aber gegen ein solches Kriegsschiff konnten sie nichts ausrichten.
Die Revenge segelte um ihr Leben.
Im nächsten Moment sah die Frau jede Menge Matrosen an Bord der Schiffe, die in rasender Geschwindigkeit die Segel refften.
Langsam fielen die Schiffe zurück, drehten schließlich ab und schlugen die entgegengesetzte Richtung ein.
Die mächtige Fregatte feuerte eine letzte Breitseite ab. Eine Verzweiflungstat. Die Entfernung war bereits viel zu groß. Der heraufziehende Sturm hatte der kleinen flotte der britischen Krone einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Die Frau lächelte. Doch ihre Erleichterung währte nur kurz und wurde von neuen Sorgen verdrängt.
Ihr entkommen hatte einen Preis.
Das Bugspriet der Revenge zeigte direkt auf die wirbelnde Mitte des Sturms.
Anne Bonny sah, wie eine riesige Woge das Vorschiff überspülte. Jacks Crew war zwar dem Galgen entkommen, aber die See würde das letzte Wort haben.
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Sturm herauszufordern, nachdem sie nun einmal in die britische Patrouille hineingeraten waren. Eigentlich konnte Anne Bonny es kaum glauben, dass es ihnen erneut gelungen war, der Kolonialmacht zu entrinnen.
Das dritte Mal in diesem Jahr. Das Netz zog sich zusammen.
Erst vor wenigen Wochen waren sie vom Militär von Charles Town überrascht worden, als sie vor den Bahamas ankerten. Jacks Leute waren nach durchzechter Nacht völlig verkatert aufgewacht und hatten sich nach besten Kräften gewehrt. Die Revenge wäre fast an den Klippen zerschellt und war schließlich nur um Haaresbreite entkommen.
Und jetzt forderten sie das Schicksal auf hoher See heraus.
Während ihre Hände die Reling umklammert hielten, sank Anne Bonny auf das Deck.
So müde. Der ewigen Flucht überdrüssig.
Für einen kurzen Moment fielen ihr die Lider zu. Plötzlich stand ihr das Bild von Laughing Pete vor Augen, sein Körper von einer britischen Kanonenkugel zerschmettert.
Ihre Lider flogen wieder auf.
Diesmal war die Revenge durch einen Sturm gerettet worden. Durch eine Laune des Wetters. Aber wie lange konnte ein solches Glück noch anhalten?
Der Galgen nahm einen immer größeren Platz in ihrem Bewusstsein ein.
So wenige von uns sind noch übrig.
Sie sah Gesichter, rief sich Namen ins Gedächtnis.
Stede Bonnet war auf dem Cape Fear River gefangen genommen und am White Point in Charles Town gehängt worden. Rich Whorley hatte Militärboote mit Handelsschiffen verwechselt und dafür mit dem Leben bezahlt. Charles Vane war am Gallows Point gehängt worden, kaum zehn Meilen von hier entfernt.
Selbst Blackbeard hatte das Zeitliche gesegnet, getötet in einem Kampf vor der Küste Carolinas.
Aber Jack will den Tatsachen ja nicht ins Auge blicken.
Anne Bonny sah zum Toppmast hinauf, wo die Fahne von Calico Jack im Wind flatterte. Ein weißer Totenkopf und zwei gekreuzte Entermesser auf schwarzem Grund.
Jack zufolge signalisierte die Flagge, dass er stets zum Kampf bereit war.
Der denkt, wir könnten noch ewig weiterplündern, auch wenn sie uns Schiff für Schiff nehmen.
Sie schüttelte den Kopf.
Andere Piratenkapitäne hatten die Zeichen der Zeit längst erkannt. Black Bart Roberts und Long Ben waren schon auf der Flucht. Die übrigen würden ihrem Beispiel folgen. Die Kolonialmacht weitete ihre Präsenz in der Karibik aus. Mehr Kriegsschiffe. Mehr Truppen. Mehr Kontrolle.
Das goldene Zeitalter der Piraterie neigte sich dem Ende entgegen. Jeder Narr konnte das sehen.
Unsere Lebensweise geht zu Ende. Doch mein Leben geht weiter.
Anne Bonny dachte angestrengt nach. Traf eine Entscheidung.
Sie stieß sich von der Reling ab und eilte mittschiffs. Nach Jahren auf See bewegte sie sich auch auf dem schwankenden Deck mit größter Sicherheit. der Regen prasselte auf Kopf und Schultern, ehe sie durch eine Luke in den Schiffsbauch schlüpfte.
Kälte. Feuchtigkeit.
Zwei Piraten bewachten den vorderen Teil des Schiffs. Bei ihrem Erscheinen traten sie sofort zur Seite, um nicht ihr Missfallen zu erregen. Mit Anne Bonny legte man sich lieber nicht an. Sie brauchte auch keine Erlaubnis, um die Schatzkammer aufzusuchen.
Der dröhnende Donner ließ die Revenge bis zum Kiel erzittern. Sie drückte eine grobe Holztür auf, trat hindurch und schloss sie hinter sich. Dann war sie allein, ein seltener Luxus auf See.
An einer der Wände stapelten sich Tabak und Leinensäcke neben Öl- und riesigen Rumfässern. Auf der Backbordseite befand sich ein Tresor, der bis zum Rand mit Gold- und Silbermünzen gefüllt war.
Der Rest des Raumes enthielt die verschiedensten Gegenstände. Zwei Lederstühle. Eine spanische Ritterrüstung. Mit Rubinen besetzte Schmuckkästchen. Kisten mit englischen Musketen. Mehrere verzierte Messingleuchter.
Einem Piraten entgeht nichts, das wertvoll ist.
Anne Bonny lächelte traurig. sie würde dieses Leben vermissen.
Aber sie wollte überleben.
Entschlossen schob sie eine Kiste Parfüm und zwei Koffer mit Frauenkleidern zur Seite. Dahinter verbarg sich eine Holztruhe, die mit einem massiven Eisenschloss gesichert war.
Sie öffnete die Truhe nicht. Nicht nötig. Sie wusste, was sich darin befand.
Die gehört mir, Jack. Der Rest ist für dich.
Aber wo konnte sie die Truhe verstecken?
Anne runzelte nachdenklich die Brauen.
Dann kehrte ihr Lächeln zurück. Breiter als zuvor.
Perfekt.
Sie würde Geduld brauchen. Und Glück. Normalerweise hatte sie beides. Und würde sie damit die anderen nicht an der Nase herumführen können?
Anne lachte leise in sich hinein. Gott, sie liebte das Piratenleben.
Jack ist ein Narr. Ich muss mit Mary reden. Gleich morgen.
Hingerissen von der Kühnheit ihres Plans, trat sie den Rückweg durch den engen Gang an und stieg die Treppe zum Hauptdeck hinauf. Doch der entfesselte Sturm hätte sie beinahe wieder unter Deck getrieben.
Die Nacht war hereingebrochen, die Revenge von tiefschwarzer Finsternis umgeben.
Anne taumelte an die Reling und hielt sich dort fest. Um sie herum kämpfte die Crew mit Tauen und Segeln. Mit seltsamer Ruhe ließ sie ihren Blick über die aufgewühlte See schweifen. Sie hatte sich entschieden. Nichts konnte schiefgehen.
Zwei Sätze zuckten durch ihren Kopf.
Die Truhe gehört mir. Und Gnade Gott demjenigen, der sie mir zu stehlen versucht. Die Revenge wurde über eine unendliche Reihe sich türmender weißer Schaumkronen hinweggetrieben.
Und Anne Bonny mit ihr.
In nördliche Richtung.
Teil 1: Pleite
1. Kapitel
Klick.
Ein elektrischer Stoß ging durch mich hindurch, als hätte ich die Stromschiene der U-Bahn berührt.
Mein Blut raste wie geschmolzenes Blei durch versengte Adern.
Schmerz.
Orientierungslosigkeit.
Gefolgt von Energie. Grenzenloser Energie. Energie, die aus meinem Innersten zu kommen schien.
Schweiß schoss mir aus allen Poren.
Die Iris meiner Augen funkelte und färbte sich golden. Leuchtend gelbe Scheiben, die abgrundtiefe, tintenschwarze Pupillen umgaben. Die Welt war plötzlich gestochen scharf, bis ins kleinste Detail erfasst von den hauchfeinen Laserstrahlen meiner Augen.
Das summen in meinen Ohren wich einer fast übersinnlichen Klarheit. Ein leises Grundrauschen füllte meinen Kopf, gefolgt von einem Pochen. Dann wurde der diffuse Klang zu einer Symphonie unterscheidbarer Meeresgeräusche.
Meine Nase erwachte, witterte Bestandteile einer Sommerbrise, identifizierte die Gerüche der Küste. Salz.Sand. Meer. Meine Nasenlöcher nahmen feinste Duftspuren wahr.
Meine Arme und Beine zitterten, durchströmt von gefangener Energie, die sich nach Freiheit sehnte. In animalischem Genuss bleckte ich unwillkürlich die Zähne.
Das Gefühl war so unglaublich, so machtvoll, dass ich freudig zu hecheln begann. Ich wünschte, ich könnte diesen Moment noch ewig auskosten. Ohne Ende. es würde für immer so bleiben.
Ich hatte einen Schub.
Neben mir kniff Ben seine dunklen Augen zusammen und verzog das Gesicht. Sein durchtrainierter Körper bebte, jeder Muskel gespannt, während er versuchte, es mir kraft seines Willens gleichzutun. Vergeblich.
So funktioniert das nicht.
Aber ich hielt die Klappe. Wie könnte ich ihm einen Rat geben? Letztendlich verstehe ich unsere übermenschliche Kraft genauso wenig wie er. Meine Kontrolle war auch nicht besser als seine.
Jedenfalls nicht, sobald ich den Wolf in mir zum Leben erweckt hatte.
Wahrscheinlich fragt ihr euch jetzt, wovon ich überhaupt rede. Oder ihr habt euch schon entschieden, dass ich nicht alle Tassen im Schrank habe, und legt das Buch lieber beiseite. Das kann ich euch nicht verübeln. Vor ein paar Monaten hätte ich dasselbe getan.
Aber das war vor meiner Verwandlung. Bevor ein mikroskopisch kleiner Eindringling meine biologische Software veränderte. Bevor ich mich zu etwas entwickelte, das es so noch nie gegeben hat. Brandneu und archaisch zugleich.
Hier kommt die Kurzversion:
Vor ein paar Monaten hat ein hässliches Supervirus meine Freunde und mich angesteckt. Es war kein natürlicher Erreger. er stammte aus einem geheimen Labor, in dem illegale Experimente durchgeführt wurden. Und der Winzling hatte es auf menschliche Träger abgesehen.
Wie ich zu dem Glück gekommen bin?
Ein skrupelloser Wissenschaftler, Dr. Marcus Karsten, hat den Erreger in die Welt gesetzt. Er war der Chef meines Vaters am Loggerhead Island Research Institute. In blinder Geldgier hat Karsten zwei Typen des Parvovirus gekreuzt, womit er versehentlich einen neuen Virenstamm schuf, an dem sich auch Menschen anstecken können. Leider haben wir uns bei einem Wolfshund namens Cooper angesteckt, Karstens Versuchstier.
Wenn ich nur daran denke ...
Jedenfalls war ich tagelang krank. Wir alle waren krank. Bevor der Wahnsinn begann.
Mein Gehirn kochte über. Meine Sinne liefen Amok.
Manchmal verlor ich völlig die Kontrolle, konnte die animalischen Instinkte nicht mehr bändigen. Dann schlang ich rohes Hackfleisch herunter. Attackierte eine Rennmaus, die Gott sei Dank in ihrem Käfig saß. Bei meinen Freunden dasselbe.
Nachdem die erste Aufregung vorüber war, hatte sich unser Innerstes für immer verändert. Der bösartige Erreger hatte unsere Zellstruktur umgestaltet, unseren genetischen Code manipuliert. Canine DNA hat sich in meinen menschlichen Chromosomen häuslich eingerichtet.
Es ist nicht leicht, mit wölfischen Instinkten zu leben, die sich in deiner Doppelhelix verbergen.
Doch bringt unsere neue Physis auch gewisse ... Vorteile mit sich.
Ich will ganz offen sein. Meine Freunde und ich haben Superkräfte. Übermenschliche Fähigkeiten. Verborgen, doch sehr real. Ihr habt ganz richtig gehört.
Wir sind sozusagen eine große Nummer. Oder wären es, wenn wir denn irgendjemand davon erzählen könnten, was nicht der Fall ist. Wir wollen schließlich nicht selbst zu Versuchstieren werden und in unsere Bestandteile zerlegt werden.
Wir reden von Schub, wenn wir das Gefühl beschreiben wollen. Es ist, als würde ich innerlich brennen, mein Bewusstsein windet und weitet sich, und plötzlich - wusch! - gehe ich ab wie eine Rakete. Dann sind meine Kräfte entfesselt.
Doch lerne ich immer mehr, meine Fähigkeiten zu kontrollieren. Jedenfalls bilde ich mir das ein. Hoffe es zumindest.
Verdammt, ich will einfach wissen, was es damit auf sich hat.
Die Grundzüge verstehe ich ja. Wenn ich einen Schub habe, dann schalten meine Sinne auf Turbo. Dann sehe, rieche, höre und schmecke ich besser. Sogar die Gefühle werden intensiver.
Ich werde schneller. Stärker.
Lebendiger.
Ein Viral.
So nennen wir uns selbst. Virals. Wir hielten es für angebracht, uns einen Gruppennamen zuzulegen, da wir ja nun eine Gang genetischer Mutanten sind. Das hebt die Moral. Schweißt uns zusammen.
Wir sind insgesamt fünf Virals: Ben, Hi, Shelton und ich. und natürlich mein Wolfshund Cooper. Schließlich war er der Indexpatient.
Im Kern geht es darum, dass wir die physischen Eigenschaften von Wölfen annehmen können. Aber das klappt nicht immer auf Kommando. und manchmal geschieht die Verwandlung auch im unpassendsten Augenblick.
Um ehrlich zu sein, wissen wir auch nicht genau, was da mit uns passiert oder wie wir das wieder in Ordnung bringen sollen. Beziehungsweise was für Überraschungen als Nächstes auf uns warten. doch eins steht fest: Wir sind anders. Freaks. Mischwesen.
Und wir sind auf uns allein gestellt.
Bens Frust wuchs und wuchs. Wütend riss er sich das schwarze T-shirt herunter und schleuderte es in den Sand, als wäre das Kleidungsstück für sein Scheitern verantwortlich. Der Schweiß drang aus allen Poren seiner tief gebräunten Haut.
Ich wandte mich ab, damit er nicht sah, dass meine Augen bereits glühten. Wollte seinen Zorn nicht noch anstacheln. Wenn Ben Blue schlecht gelaunt ist, hat keiner was zu lachen.
Hi war vor Ben in die Hocke gegangen. Ein pummeliger Junge mit gewellten braunen Haaren, rotem Hawaiihemd und grünen Bermudashorts. Nicht gerade stylish und schon gar nicht passend zusammengestellt, aber typisch Hiram Stolowitski.
Er musterte die Dünenlandschaft. Sein Schub hatte längst eingesetzt. Von allen Virals hat Hi die geringsten Schwierigkeiten, ihn auszulösen.
»Ich sehe dich, Mr Rabbit«, murmelte er vor sich hin. »Vor Wolfmann Hi kannst du dich nicht verstecken.«
»Tolle Beschäftigung«, sagte ich trocken. Wenn ich einen schub habe, höre ich noch das leiseste Wort laut und deutlich. »Willst du deine superkräfte nicht zu was anderem benutzen, als arme Häschen zu verspotten?«
»Der Hase hat mich provoziert.« er ließ sein Zielobjekt nicht aus den Augen. »Weil er so verdammt süß ist!«
Ich verdrehte meine goldenen Augen. »Wir sollten lieber vernünftig trainieren.«
»Dann trainier mal deine Sehkraft, Fräulein Oberschlau.« Hi streckte den Zeigefinger aus. »Knapp fünfzig Meter von hier, dritte Düne links, steht ein breitblättriger Rohrkolben, auch Lampenputzer oder Typhia latifolia genannt. Und der Hase ist gar kein Hase, sondern ein Kaninchen, hat braun gesprenkeltes Fell und schwarze Schnurrhaare. ein florida-Waldkaninchen, auch Östliches Baumwollschwanzkaninchen genannt beziehungsweise Sylvilagus floridanus, wie wir Lateiner sagen.«
Neben der Durchführung wissenschaftlicher Experimente liebte Hi es besonders, mit seinem umfassenden zoologischen Wissen anzugeben. Beides offenbar ein Erbe seines Vaters, der als Labortechniker im LIRI für den Zustand der Laborgeräte zuständig ist.
Dann stieß Hi plötzlich einen theatralischen Laut aus: »Oh! Jetzt hat er sich eine Freundin angelacht.«
Wir standen an der Nordspitze von Turtle Beach, an der Westküste von Loggerhead Island. Der Wald im Inneren der Insel erhob sich zu meiner Rechten. Links von mir erstreckte sich der Atlantik, der von hier bis nach Afrika reicht.
Ich konzentrierte mich auf die Stelle, die Hi mir beschrieben hatte, eine unebene Fläche, auf der Rohrkolben und Immergrün wuchsen. Ich fasste sie ins Auge, stellte meinen Blick auf null.
Das Bild gewann an Schärfe und war plötzlich von einer überwältigenden Klarheit - jenseits dessen, was ein menschliches Auge sonst leisten kann. Ich konnte jedes Blatt und jeden einzelnen Zweig voneinander unterscheiden. Und ich sah ganz deutlich zwei schnuppernde Kaninchen im Unterholz.
Ein halbes Fußballfeld von mir entfernt.
»Dein Blick ist noch besser als meiner«, sagte ich. »Also die Schnurrhaare kann ich von hier aus nicht erkennen.«
Hi zuckte die Schultern. »Dann bin ich dir endlich mal in einer Sache überlegen. Ich höre nicht so gut wie Shelton und hab auch nicht deine Spürnase.«
Neben mir war Ben immer noch am Grunzen und am Stöhnen. er konnte den Schub einfach nicht auslösen. Mit weiterhin geschlossenen Augen fluchte er lautstark vor sich hin. Und unflätig.
Hi, der Bens Kampf beobachtete, kratzte sich am Kinn. Warf mir einen fragenden Blick zu. Zuckte die Schultern. Dann ging er lautlos um Ben herum, stellte sich hinter ihn und trat ihm ohne Vorwarnung in den Hintern.
Der Tritt war nicht von schlechten Eltern.
Ben stürzte kopfüber in den Sand.
»Ey, was soll der scheiß?« Er rappelte sich auf und ging mit geballten Fäusten auf Hi los. Ein gelbes Feuer loderte in seinen Augen.
»Ganz ruhig, Kumpel!« Mit erhobenen Händen wich Hi zurück. »Ich wollte dich nur ein bisschen provozieren. Ging nicht anders.«
Bis jetzt hatte Ben seine Kräfte immer nur dann entfalten können, wenn er wütend geworden war. So wie jetzt. Er hätte Hi am liebsten den Kopf abgerissen.
»Stopp!«, schrie ich verzweifelt, um im letzten Moment einen Mord zu verhindern. »Ben, du hast einen Schub! Es funktioniert!«
Ben hielt inne und bewegte die Hände. Bemerkte die Verwandlung. Er nickte Hi mit finsterer Miene zu. Hi streckte ihm seinen gehobenen Daumen entgegen und grinste von einem Ohr zum anderen.
»Wir sollten uns was Besseres überlegen, sonst bezieht noch mal jemand von euch Prügel. Ich glaube, Big Mac kann sowieso mal wieder eine Abreibung gebrauchen.« Er trat auf Hi zu.
Hi fasste ihn an den Schultern. »Jederzeit, Kumpel, tu dir keinen Zwang an.«
Im nächsten Moment drückte Ben ihn so fest an sich, dass Hi die Luft wegblieb. »Klugscheißer!«
Hi keuchte. »Sag mal, hast du sie noch alle?«
Ben lachte. Dann hob er Hi in die Höhe und stemmte ihn mühelos über seinen Kopf.
Mir fiel die Kinnlade herunter.
Hi kreiste über Bens Kopf wie die Rotorblätter eines Hubschraubers. Ein Mal. Zwei Mal. Sein Gesicht nahm eine blassgrüne Farbe an. Wie eine Limone? Wasabi? Ein irisches Kleeblatt?
»Ich kotze gleich!«, warnte ihn Hi. »Alarmstufe rot.«
Ben eilte mit ihm bis zum Wasser.
Hi flog wie eine Stoffpuppe durch die Luft und landete mit dem Gesicht zuerst in der knietiefen Brandung. Tauchte prustend und fluchend wieder auf.
Ben grinste zufrieden. »Danke, das war's.«
»So was von undankbar.« Hi schnäuzte sich das Wasser aus der Nase und begutachtete seine triefenden Kleider. »Allerdings ziemlich beeindruckend, das muss ich zugeben. Mister Universum ist nichts dagegen.«
Hi versuchte, seinen Kontrahenten nass zu spritzen, doch Ben tänzelte johlend davon. Dann sprintete er den Turtle Beach hinunter, sprang über die Dünen und war verschwunden.
»Wow!«, stieß ich aus. »Und wie schnell er ist, viel schneller als ich, selbst mit Schub.«
Hi schlurfte an den Strand zurück. »Ich hab ihn mit Absicht gewinnen lassen. Ist gut für sein Selbstbewusstsein.«
»Stimmt.«
»So bin ich eben.«
»Ein Heiliger!«
Es tat gut, Ben wieder lachen zu sehen. Seit dem Heaton-Fall hatten wir alle nicht viel zu lachen gehabt. Der mediale Wirbelsturm war rasch abgeflaut, doch unsere Eltern gaben nicht so schnell Ruhe. Was bedeutete, dass jeder von uns Hausarrest bekam. Für den Großteil des Sommers.
Und wenn ich Hausarrest sage, meine ich Hausarrest. Die erwachsenen wussten genau, wie sie uns am härtesten treffen konnten. Keine Besuche. Weder fernsehen noch Telefon. Nicht mal Internet. Es war brutal. Wie das Leben in einer Höhle.
Ohne jeden Kontakt zu meinen Freunden war ich allmählich durchgedreht.
Das Virus war ein Joker, der in unseren Körpern Amok lief. Alles war möglich.
War die Krankheit ein für alle Mal verschwunden? Hatten sich unsere Kräfte stabilisiert? Wusste noch jemand von Dr. Karstens geheimen Experimenten? Von Coop? Von uns?
Mit diesen Fragen war ich wochenlang allein gewesen.
Die Isolation hatte meinen Nerven nicht gutgetan.
Ben nahm als erster Reißaus. Den Eltern Blue lag ohnehin nicht viel an Disziplin. Meine Entlassung folgte am ersten August, nach fast zwei Monaten der Gefangenschaft.
Gute Führung? Eher konstante Niedergeschlagenheit. Ich hatte Kit mürbe gemacht.
Schließlich hat Hi letzte Woche seine Freilassung erwirkt. Was mich überraschte. Soweit ich seine Mutter, Ruth Stolowitski, kenne, war ich sicher, er würde der Letzte sein. Doch offenbar ist dies Sheltons Los, der wohl immer noch eingesperrt ist. Anscheinend vertreten die Devers gegenüber Verbrechen eine Null-Toleranz-Politik, unabhängig von den näheren Umständen.
Doch ich durfte mir keinen Fehler erlauben. Ich war frei auf Bewährung. Kit wachte mit Argusaugen über mich. dachte er zumindest.
Nachdem Hi auf freiem Fuß war, sind wir drei jede Woche nach Loggerhead gefahren. Wir brauchten ein bisschen Praxis, ohne neugierige Blicke auf uns zu ziehen. Die Einsamkeit war ideal. Und direkt vor der Nase meines Vaters konnte ich die Insel besuchen, ohne Verdacht zu erregen.
Loggerhead wird von der Charleston University verwaltet. Nur sehr wenige Leute besitzen eine Zugangsberechtigung. Glücklicherweise arbeitet mein guter, alter Dad hier. So wie die Eltern der anderen Virals.
Kit Howard ist als Meeresbiologe am LIRI angestellt, der hauseigenen Forschungseinrichtung der Universität. Als einer der fortschrittlichsten tierärztlichen Einrichtungen auf diesem Planeten besteht das LIRI aus einem eingezäunten Gebäudekomplex, der sich in der südlichen Hälfte der kleinen Insel befindet.
Aber das ist noch nicht alles. Loggerhead Island ist ein bestens ausgestattetes Beobachtungszentrum für Primaten, weil sich dort Horden frei lebender Rhesusaffen in den Bäumen aufhalten. Außer der Forschungseinrichtung existiert kein einziges Gebäude auf der Insel.
Man könnte also nirgends ungestörter sein als auf diesem Eiland, das sich unmittelbar vor dem Hafen von Charleston befindet. Ein perfekter Ort für ein paar Freaks wie uns.
Dies war das dritte Mal, dass wir unsere neuen Fähigkeiten erprobten, und wir stellten so langsam gewisse individuelle unterschiede fest.
Unsere Kräfte und Möglichkeiten waren so komplex, dass wir sie nur allmählich begriffen. Vieles war mir immer noch ein Rätsel. Und tief in mir ahnte ich, dass wir erst an der Oberfläche unseres vollen Potenzials kratzten.
Eine explodierende Sandfontäne erregte meine Aufmerksamkeit.
Ich erblickte eine Gestalt, die sich in rasender Geschwindigkeit bewegte. Zoomte sie heran. Folgte ihr. Unwillkürlich spannte ich die Muskeln an, bereit, die Flucht zu ergreifen.
Dann erkannte ich ihn.
Es war Ben, der mit panischem Gesicht über den Strand jagte.
Im nächsten Moment verstand ich den Grund.
Er wurde verfolgt.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2012 by cbj, München
Da waren sie. Drei schwarze Silhouetten vor der schwelenden Wolkendecke.
Zwei davon Schaluppen, wie die Revenge. Mit denen würden sie klarkommen. Aber das dritte Schiff verhieß nichts Gutes.
Eine Fregatte.
Aus England.
Ausgestattet mit dreißig Kanonen.
Die Bullocks.
Calico Jacks Leute waren ganze Kerle. Wahre Piraten. Aber gegen ein solches Kriegsschiff konnten sie nichts ausrichten.
Die Revenge segelte um ihr Leben.
Im nächsten Moment sah die Frau jede Menge Matrosen an Bord der Schiffe, die in rasender Geschwindigkeit die Segel refften.
Langsam fielen die Schiffe zurück, drehten schließlich ab und schlugen die entgegengesetzte Richtung ein.
Die mächtige Fregatte feuerte eine letzte Breitseite ab. Eine Verzweiflungstat. Die Entfernung war bereits viel zu groß. Der heraufziehende Sturm hatte der kleinen flotte der britischen Krone einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Die Frau lächelte. Doch ihre Erleichterung währte nur kurz und wurde von neuen Sorgen verdrängt.
Ihr entkommen hatte einen Preis.
Das Bugspriet der Revenge zeigte direkt auf die wirbelnde Mitte des Sturms.
Anne Bonny sah, wie eine riesige Woge das Vorschiff überspülte. Jacks Crew war zwar dem Galgen entkommen, aber die See würde das letzte Wort haben.
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Sturm herauszufordern, nachdem sie nun einmal in die britische Patrouille hineingeraten waren. Eigentlich konnte Anne Bonny es kaum glauben, dass es ihnen erneut gelungen war, der Kolonialmacht zu entrinnen.
Das dritte Mal in diesem Jahr. Das Netz zog sich zusammen.
Erst vor wenigen Wochen waren sie vom Militär von Charles Town überrascht worden, als sie vor den Bahamas ankerten. Jacks Leute waren nach durchzechter Nacht völlig verkatert aufgewacht und hatten sich nach besten Kräften gewehrt. Die Revenge wäre fast an den Klippen zerschellt und war schließlich nur um Haaresbreite entkommen.
Und jetzt forderten sie das Schicksal auf hoher See heraus.
Während ihre Hände die Reling umklammert hielten, sank Anne Bonny auf das Deck.
So müde. Der ewigen Flucht überdrüssig.
Für einen kurzen Moment fielen ihr die Lider zu. Plötzlich stand ihr das Bild von Laughing Pete vor Augen, sein Körper von einer britischen Kanonenkugel zerschmettert.
Ihre Lider flogen wieder auf.
Diesmal war die Revenge durch einen Sturm gerettet worden. Durch eine Laune des Wetters. Aber wie lange konnte ein solches Glück noch anhalten?
Der Galgen nahm einen immer größeren Platz in ihrem Bewusstsein ein.
So wenige von uns sind noch übrig.
Sie sah Gesichter, rief sich Namen ins Gedächtnis.
Stede Bonnet war auf dem Cape Fear River gefangen genommen und am White Point in Charles Town gehängt worden. Rich Whorley hatte Militärboote mit Handelsschiffen verwechselt und dafür mit dem Leben bezahlt. Charles Vane war am Gallows Point gehängt worden, kaum zehn Meilen von hier entfernt.
Selbst Blackbeard hatte das Zeitliche gesegnet, getötet in einem Kampf vor der Küste Carolinas.
Aber Jack will den Tatsachen ja nicht ins Auge blicken.
Anne Bonny sah zum Toppmast hinauf, wo die Fahne von Calico Jack im Wind flatterte. Ein weißer Totenkopf und zwei gekreuzte Entermesser auf schwarzem Grund.
Jack zufolge signalisierte die Flagge, dass er stets zum Kampf bereit war.
Der denkt, wir könnten noch ewig weiterplündern, auch wenn sie uns Schiff für Schiff nehmen.
Sie schüttelte den Kopf.
Andere Piratenkapitäne hatten die Zeichen der Zeit längst erkannt. Black Bart Roberts und Long Ben waren schon auf der Flucht. Die übrigen würden ihrem Beispiel folgen. Die Kolonialmacht weitete ihre Präsenz in der Karibik aus. Mehr Kriegsschiffe. Mehr Truppen. Mehr Kontrolle.
Das goldene Zeitalter der Piraterie neigte sich dem Ende entgegen. Jeder Narr konnte das sehen.
Unsere Lebensweise geht zu Ende. Doch mein Leben geht weiter.
Anne Bonny dachte angestrengt nach. Traf eine Entscheidung.
Sie stieß sich von der Reling ab und eilte mittschiffs. Nach Jahren auf See bewegte sie sich auch auf dem schwankenden Deck mit größter Sicherheit. der Regen prasselte auf Kopf und Schultern, ehe sie durch eine Luke in den Schiffsbauch schlüpfte.
Kälte. Feuchtigkeit.
Zwei Piraten bewachten den vorderen Teil des Schiffs. Bei ihrem Erscheinen traten sie sofort zur Seite, um nicht ihr Missfallen zu erregen. Mit Anne Bonny legte man sich lieber nicht an. Sie brauchte auch keine Erlaubnis, um die Schatzkammer aufzusuchen.
Der dröhnende Donner ließ die Revenge bis zum Kiel erzittern. Sie drückte eine grobe Holztür auf, trat hindurch und schloss sie hinter sich. Dann war sie allein, ein seltener Luxus auf See.
An einer der Wände stapelten sich Tabak und Leinensäcke neben Öl- und riesigen Rumfässern. Auf der Backbordseite befand sich ein Tresor, der bis zum Rand mit Gold- und Silbermünzen gefüllt war.
Der Rest des Raumes enthielt die verschiedensten Gegenstände. Zwei Lederstühle. Eine spanische Ritterrüstung. Mit Rubinen besetzte Schmuckkästchen. Kisten mit englischen Musketen. Mehrere verzierte Messingleuchter.
Einem Piraten entgeht nichts, das wertvoll ist.
Anne Bonny lächelte traurig. sie würde dieses Leben vermissen.
Aber sie wollte überleben.
Entschlossen schob sie eine Kiste Parfüm und zwei Koffer mit Frauenkleidern zur Seite. Dahinter verbarg sich eine Holztruhe, die mit einem massiven Eisenschloss gesichert war.
Sie öffnete die Truhe nicht. Nicht nötig. Sie wusste, was sich darin befand.
Die gehört mir, Jack. Der Rest ist für dich.
Aber wo konnte sie die Truhe verstecken?
Anne runzelte nachdenklich die Brauen.
Dann kehrte ihr Lächeln zurück. Breiter als zuvor.
Perfekt.
Sie würde Geduld brauchen. Und Glück. Normalerweise hatte sie beides. Und würde sie damit die anderen nicht an der Nase herumführen können?
Anne lachte leise in sich hinein. Gott, sie liebte das Piratenleben.
Jack ist ein Narr. Ich muss mit Mary reden. Gleich morgen.
Hingerissen von der Kühnheit ihres Plans, trat sie den Rückweg durch den engen Gang an und stieg die Treppe zum Hauptdeck hinauf. Doch der entfesselte Sturm hätte sie beinahe wieder unter Deck getrieben.
Die Nacht war hereingebrochen, die Revenge von tiefschwarzer Finsternis umgeben.
Anne taumelte an die Reling und hielt sich dort fest. Um sie herum kämpfte die Crew mit Tauen und Segeln. Mit seltsamer Ruhe ließ sie ihren Blick über die aufgewühlte See schweifen. Sie hatte sich entschieden. Nichts konnte schiefgehen.
Zwei Sätze zuckten durch ihren Kopf.
Die Truhe gehört mir. Und Gnade Gott demjenigen, der sie mir zu stehlen versucht. Die Revenge wurde über eine unendliche Reihe sich türmender weißer Schaumkronen hinweggetrieben.
Und Anne Bonny mit ihr.
In nördliche Richtung.
Teil 1: Pleite
1. Kapitel
Klick.
Ein elektrischer Stoß ging durch mich hindurch, als hätte ich die Stromschiene der U-Bahn berührt.
Mein Blut raste wie geschmolzenes Blei durch versengte Adern.
Schmerz.
Orientierungslosigkeit.
Gefolgt von Energie. Grenzenloser Energie. Energie, die aus meinem Innersten zu kommen schien.
Schweiß schoss mir aus allen Poren.
Die Iris meiner Augen funkelte und färbte sich golden. Leuchtend gelbe Scheiben, die abgrundtiefe, tintenschwarze Pupillen umgaben. Die Welt war plötzlich gestochen scharf, bis ins kleinste Detail erfasst von den hauchfeinen Laserstrahlen meiner Augen.
Das summen in meinen Ohren wich einer fast übersinnlichen Klarheit. Ein leises Grundrauschen füllte meinen Kopf, gefolgt von einem Pochen. Dann wurde der diffuse Klang zu einer Symphonie unterscheidbarer Meeresgeräusche.
Meine Nase erwachte, witterte Bestandteile einer Sommerbrise, identifizierte die Gerüche der Küste. Salz.Sand. Meer. Meine Nasenlöcher nahmen feinste Duftspuren wahr.
Meine Arme und Beine zitterten, durchströmt von gefangener Energie, die sich nach Freiheit sehnte. In animalischem Genuss bleckte ich unwillkürlich die Zähne.
Das Gefühl war so unglaublich, so machtvoll, dass ich freudig zu hecheln begann. Ich wünschte, ich könnte diesen Moment noch ewig auskosten. Ohne Ende. es würde für immer so bleiben.
Ich hatte einen Schub.
Neben mir kniff Ben seine dunklen Augen zusammen und verzog das Gesicht. Sein durchtrainierter Körper bebte, jeder Muskel gespannt, während er versuchte, es mir kraft seines Willens gleichzutun. Vergeblich.
So funktioniert das nicht.
Aber ich hielt die Klappe. Wie könnte ich ihm einen Rat geben? Letztendlich verstehe ich unsere übermenschliche Kraft genauso wenig wie er. Meine Kontrolle war auch nicht besser als seine.
Jedenfalls nicht, sobald ich den Wolf in mir zum Leben erweckt hatte.
Wahrscheinlich fragt ihr euch jetzt, wovon ich überhaupt rede. Oder ihr habt euch schon entschieden, dass ich nicht alle Tassen im Schrank habe, und legt das Buch lieber beiseite. Das kann ich euch nicht verübeln. Vor ein paar Monaten hätte ich dasselbe getan.
Aber das war vor meiner Verwandlung. Bevor ein mikroskopisch kleiner Eindringling meine biologische Software veränderte. Bevor ich mich zu etwas entwickelte, das es so noch nie gegeben hat. Brandneu und archaisch zugleich.
Hier kommt die Kurzversion:
Vor ein paar Monaten hat ein hässliches Supervirus meine Freunde und mich angesteckt. Es war kein natürlicher Erreger. er stammte aus einem geheimen Labor, in dem illegale Experimente durchgeführt wurden. Und der Winzling hatte es auf menschliche Träger abgesehen.
Wie ich zu dem Glück gekommen bin?
Ein skrupelloser Wissenschaftler, Dr. Marcus Karsten, hat den Erreger in die Welt gesetzt. Er war der Chef meines Vaters am Loggerhead Island Research Institute. In blinder Geldgier hat Karsten zwei Typen des Parvovirus gekreuzt, womit er versehentlich einen neuen Virenstamm schuf, an dem sich auch Menschen anstecken können. Leider haben wir uns bei einem Wolfshund namens Cooper angesteckt, Karstens Versuchstier.
Wenn ich nur daran denke ...
Jedenfalls war ich tagelang krank. Wir alle waren krank. Bevor der Wahnsinn begann.
Mein Gehirn kochte über. Meine Sinne liefen Amok.
Manchmal verlor ich völlig die Kontrolle, konnte die animalischen Instinkte nicht mehr bändigen. Dann schlang ich rohes Hackfleisch herunter. Attackierte eine Rennmaus, die Gott sei Dank in ihrem Käfig saß. Bei meinen Freunden dasselbe.
Nachdem die erste Aufregung vorüber war, hatte sich unser Innerstes für immer verändert. Der bösartige Erreger hatte unsere Zellstruktur umgestaltet, unseren genetischen Code manipuliert. Canine DNA hat sich in meinen menschlichen Chromosomen häuslich eingerichtet.
Es ist nicht leicht, mit wölfischen Instinkten zu leben, die sich in deiner Doppelhelix verbergen.
Doch bringt unsere neue Physis auch gewisse ... Vorteile mit sich.
Ich will ganz offen sein. Meine Freunde und ich haben Superkräfte. Übermenschliche Fähigkeiten. Verborgen, doch sehr real. Ihr habt ganz richtig gehört.
Wir sind sozusagen eine große Nummer. Oder wären es, wenn wir denn irgendjemand davon erzählen könnten, was nicht der Fall ist. Wir wollen schließlich nicht selbst zu Versuchstieren werden und in unsere Bestandteile zerlegt werden.
Wir reden von Schub, wenn wir das Gefühl beschreiben wollen. Es ist, als würde ich innerlich brennen, mein Bewusstsein windet und weitet sich, und plötzlich - wusch! - gehe ich ab wie eine Rakete. Dann sind meine Kräfte entfesselt.
Doch lerne ich immer mehr, meine Fähigkeiten zu kontrollieren. Jedenfalls bilde ich mir das ein. Hoffe es zumindest.
Verdammt, ich will einfach wissen, was es damit auf sich hat.
Die Grundzüge verstehe ich ja. Wenn ich einen Schub habe, dann schalten meine Sinne auf Turbo. Dann sehe, rieche, höre und schmecke ich besser. Sogar die Gefühle werden intensiver.
Ich werde schneller. Stärker.
Lebendiger.
Ein Viral.
So nennen wir uns selbst. Virals. Wir hielten es für angebracht, uns einen Gruppennamen zuzulegen, da wir ja nun eine Gang genetischer Mutanten sind. Das hebt die Moral. Schweißt uns zusammen.
Wir sind insgesamt fünf Virals: Ben, Hi, Shelton und ich. und natürlich mein Wolfshund Cooper. Schließlich war er der Indexpatient.
Im Kern geht es darum, dass wir die physischen Eigenschaften von Wölfen annehmen können. Aber das klappt nicht immer auf Kommando. und manchmal geschieht die Verwandlung auch im unpassendsten Augenblick.
Um ehrlich zu sein, wissen wir auch nicht genau, was da mit uns passiert oder wie wir das wieder in Ordnung bringen sollen. Beziehungsweise was für Überraschungen als Nächstes auf uns warten. doch eins steht fest: Wir sind anders. Freaks. Mischwesen.
Und wir sind auf uns allein gestellt.
Bens Frust wuchs und wuchs. Wütend riss er sich das schwarze T-shirt herunter und schleuderte es in den Sand, als wäre das Kleidungsstück für sein Scheitern verantwortlich. Der Schweiß drang aus allen Poren seiner tief gebräunten Haut.
Ich wandte mich ab, damit er nicht sah, dass meine Augen bereits glühten. Wollte seinen Zorn nicht noch anstacheln. Wenn Ben Blue schlecht gelaunt ist, hat keiner was zu lachen.
Hi war vor Ben in die Hocke gegangen. Ein pummeliger Junge mit gewellten braunen Haaren, rotem Hawaiihemd und grünen Bermudashorts. Nicht gerade stylish und schon gar nicht passend zusammengestellt, aber typisch Hiram Stolowitski.
Er musterte die Dünenlandschaft. Sein Schub hatte längst eingesetzt. Von allen Virals hat Hi die geringsten Schwierigkeiten, ihn auszulösen.
»Ich sehe dich, Mr Rabbit«, murmelte er vor sich hin. »Vor Wolfmann Hi kannst du dich nicht verstecken.«
»Tolle Beschäftigung«, sagte ich trocken. Wenn ich einen schub habe, höre ich noch das leiseste Wort laut und deutlich. »Willst du deine superkräfte nicht zu was anderem benutzen, als arme Häschen zu verspotten?«
»Der Hase hat mich provoziert.« er ließ sein Zielobjekt nicht aus den Augen. »Weil er so verdammt süß ist!«
Ich verdrehte meine goldenen Augen. »Wir sollten lieber vernünftig trainieren.«
»Dann trainier mal deine Sehkraft, Fräulein Oberschlau.« Hi streckte den Zeigefinger aus. »Knapp fünfzig Meter von hier, dritte Düne links, steht ein breitblättriger Rohrkolben, auch Lampenputzer oder Typhia latifolia genannt. Und der Hase ist gar kein Hase, sondern ein Kaninchen, hat braun gesprenkeltes Fell und schwarze Schnurrhaare. ein florida-Waldkaninchen, auch Östliches Baumwollschwanzkaninchen genannt beziehungsweise Sylvilagus floridanus, wie wir Lateiner sagen.«
Neben der Durchführung wissenschaftlicher Experimente liebte Hi es besonders, mit seinem umfassenden zoologischen Wissen anzugeben. Beides offenbar ein Erbe seines Vaters, der als Labortechniker im LIRI für den Zustand der Laborgeräte zuständig ist.
Dann stieß Hi plötzlich einen theatralischen Laut aus: »Oh! Jetzt hat er sich eine Freundin angelacht.«
Wir standen an der Nordspitze von Turtle Beach, an der Westküste von Loggerhead Island. Der Wald im Inneren der Insel erhob sich zu meiner Rechten. Links von mir erstreckte sich der Atlantik, der von hier bis nach Afrika reicht.
Ich konzentrierte mich auf die Stelle, die Hi mir beschrieben hatte, eine unebene Fläche, auf der Rohrkolben und Immergrün wuchsen. Ich fasste sie ins Auge, stellte meinen Blick auf null.
Das Bild gewann an Schärfe und war plötzlich von einer überwältigenden Klarheit - jenseits dessen, was ein menschliches Auge sonst leisten kann. Ich konnte jedes Blatt und jeden einzelnen Zweig voneinander unterscheiden. Und ich sah ganz deutlich zwei schnuppernde Kaninchen im Unterholz.
Ein halbes Fußballfeld von mir entfernt.
»Dein Blick ist noch besser als meiner«, sagte ich. »Also die Schnurrhaare kann ich von hier aus nicht erkennen.«
Hi zuckte die Schultern. »Dann bin ich dir endlich mal in einer Sache überlegen. Ich höre nicht so gut wie Shelton und hab auch nicht deine Spürnase.«
Neben mir war Ben immer noch am Grunzen und am Stöhnen. er konnte den Schub einfach nicht auslösen. Mit weiterhin geschlossenen Augen fluchte er lautstark vor sich hin. Und unflätig.
Hi, der Bens Kampf beobachtete, kratzte sich am Kinn. Warf mir einen fragenden Blick zu. Zuckte die Schultern. Dann ging er lautlos um Ben herum, stellte sich hinter ihn und trat ihm ohne Vorwarnung in den Hintern.
Der Tritt war nicht von schlechten Eltern.
Ben stürzte kopfüber in den Sand.
»Ey, was soll der scheiß?« Er rappelte sich auf und ging mit geballten Fäusten auf Hi los. Ein gelbes Feuer loderte in seinen Augen.
»Ganz ruhig, Kumpel!« Mit erhobenen Händen wich Hi zurück. »Ich wollte dich nur ein bisschen provozieren. Ging nicht anders.«
Bis jetzt hatte Ben seine Kräfte immer nur dann entfalten können, wenn er wütend geworden war. So wie jetzt. Er hätte Hi am liebsten den Kopf abgerissen.
»Stopp!«, schrie ich verzweifelt, um im letzten Moment einen Mord zu verhindern. »Ben, du hast einen Schub! Es funktioniert!«
Ben hielt inne und bewegte die Hände. Bemerkte die Verwandlung. Er nickte Hi mit finsterer Miene zu. Hi streckte ihm seinen gehobenen Daumen entgegen und grinste von einem Ohr zum anderen.
»Wir sollten uns was Besseres überlegen, sonst bezieht noch mal jemand von euch Prügel. Ich glaube, Big Mac kann sowieso mal wieder eine Abreibung gebrauchen.« Er trat auf Hi zu.
Hi fasste ihn an den Schultern. »Jederzeit, Kumpel, tu dir keinen Zwang an.«
Im nächsten Moment drückte Ben ihn so fest an sich, dass Hi die Luft wegblieb. »Klugscheißer!«
Hi keuchte. »Sag mal, hast du sie noch alle?«
Ben lachte. Dann hob er Hi in die Höhe und stemmte ihn mühelos über seinen Kopf.
Mir fiel die Kinnlade herunter.
Hi kreiste über Bens Kopf wie die Rotorblätter eines Hubschraubers. Ein Mal. Zwei Mal. Sein Gesicht nahm eine blassgrüne Farbe an. Wie eine Limone? Wasabi? Ein irisches Kleeblatt?
»Ich kotze gleich!«, warnte ihn Hi. »Alarmstufe rot.«
Ben eilte mit ihm bis zum Wasser.
Hi flog wie eine Stoffpuppe durch die Luft und landete mit dem Gesicht zuerst in der knietiefen Brandung. Tauchte prustend und fluchend wieder auf.
Ben grinste zufrieden. »Danke, das war's.«
»So was von undankbar.« Hi schnäuzte sich das Wasser aus der Nase und begutachtete seine triefenden Kleider. »Allerdings ziemlich beeindruckend, das muss ich zugeben. Mister Universum ist nichts dagegen.«
Hi versuchte, seinen Kontrahenten nass zu spritzen, doch Ben tänzelte johlend davon. Dann sprintete er den Turtle Beach hinunter, sprang über die Dünen und war verschwunden.
»Wow!«, stieß ich aus. »Und wie schnell er ist, viel schneller als ich, selbst mit Schub.«
Hi schlurfte an den Strand zurück. »Ich hab ihn mit Absicht gewinnen lassen. Ist gut für sein Selbstbewusstsein.«
»Stimmt.«
»So bin ich eben.«
»Ein Heiliger!«
Es tat gut, Ben wieder lachen zu sehen. Seit dem Heaton-Fall hatten wir alle nicht viel zu lachen gehabt. Der mediale Wirbelsturm war rasch abgeflaut, doch unsere Eltern gaben nicht so schnell Ruhe. Was bedeutete, dass jeder von uns Hausarrest bekam. Für den Großteil des Sommers.
Und wenn ich Hausarrest sage, meine ich Hausarrest. Die erwachsenen wussten genau, wie sie uns am härtesten treffen konnten. Keine Besuche. Weder fernsehen noch Telefon. Nicht mal Internet. Es war brutal. Wie das Leben in einer Höhle.
Ohne jeden Kontakt zu meinen Freunden war ich allmählich durchgedreht.
Das Virus war ein Joker, der in unseren Körpern Amok lief. Alles war möglich.
War die Krankheit ein für alle Mal verschwunden? Hatten sich unsere Kräfte stabilisiert? Wusste noch jemand von Dr. Karstens geheimen Experimenten? Von Coop? Von uns?
Mit diesen Fragen war ich wochenlang allein gewesen.
Die Isolation hatte meinen Nerven nicht gutgetan.
Ben nahm als erster Reißaus. Den Eltern Blue lag ohnehin nicht viel an Disziplin. Meine Entlassung folgte am ersten August, nach fast zwei Monaten der Gefangenschaft.
Gute Führung? Eher konstante Niedergeschlagenheit. Ich hatte Kit mürbe gemacht.
Schließlich hat Hi letzte Woche seine Freilassung erwirkt. Was mich überraschte. Soweit ich seine Mutter, Ruth Stolowitski, kenne, war ich sicher, er würde der Letzte sein. Doch offenbar ist dies Sheltons Los, der wohl immer noch eingesperrt ist. Anscheinend vertreten die Devers gegenüber Verbrechen eine Null-Toleranz-Politik, unabhängig von den näheren Umständen.
Doch ich durfte mir keinen Fehler erlauben. Ich war frei auf Bewährung. Kit wachte mit Argusaugen über mich. dachte er zumindest.
Nachdem Hi auf freiem Fuß war, sind wir drei jede Woche nach Loggerhead gefahren. Wir brauchten ein bisschen Praxis, ohne neugierige Blicke auf uns zu ziehen. Die Einsamkeit war ideal. Und direkt vor der Nase meines Vaters konnte ich die Insel besuchen, ohne Verdacht zu erregen.
Loggerhead wird von der Charleston University verwaltet. Nur sehr wenige Leute besitzen eine Zugangsberechtigung. Glücklicherweise arbeitet mein guter, alter Dad hier. So wie die Eltern der anderen Virals.
Kit Howard ist als Meeresbiologe am LIRI angestellt, der hauseigenen Forschungseinrichtung der Universität. Als einer der fortschrittlichsten tierärztlichen Einrichtungen auf diesem Planeten besteht das LIRI aus einem eingezäunten Gebäudekomplex, der sich in der südlichen Hälfte der kleinen Insel befindet.
Aber das ist noch nicht alles. Loggerhead Island ist ein bestens ausgestattetes Beobachtungszentrum für Primaten, weil sich dort Horden frei lebender Rhesusaffen in den Bäumen aufhalten. Außer der Forschungseinrichtung existiert kein einziges Gebäude auf der Insel.
Man könnte also nirgends ungestörter sein als auf diesem Eiland, das sich unmittelbar vor dem Hafen von Charleston befindet. Ein perfekter Ort für ein paar Freaks wie uns.
Dies war das dritte Mal, dass wir unsere neuen Fähigkeiten erprobten, und wir stellten so langsam gewisse individuelle unterschiede fest.
Unsere Kräfte und Möglichkeiten waren so komplex, dass wir sie nur allmählich begriffen. Vieles war mir immer noch ein Rätsel. Und tief in mir ahnte ich, dass wir erst an der Oberfläche unseres vollen Potenzials kratzten.
Eine explodierende Sandfontäne erregte meine Aufmerksamkeit.
Ich erblickte eine Gestalt, die sich in rasender Geschwindigkeit bewegte. Zoomte sie heran. Folgte ihr. Unwillkürlich spannte ich die Muskeln an, bereit, die Flucht zu ergreifen.
Dann erkannte ich ihn.
Es war Ben, der mit panischem Gesicht über den Strand jagte.
Im nächsten Moment verstand ich den Grund.
Er wurde verfolgt.
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2012 by cbj, München
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Autoren-Porträt von Kathy Reichs
Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal und ist als forensische Anthropologin für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Tempe Brennan-Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf allen internationalen und deutschen Bestsellerlisten. Ihre Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt. Im Fernsehen laufen Tempe Brennans Fälle seit Jahren überaus erfolgreich als Fernsehserie "Bones - Die Knochenjägerin".
Bibliographische Angaben
- Autor: Kathy Reichs
- 2013, 1, 512 Seiten, Maße: 13,6 x 21,5 cm, Hochw. Broschur mit Klappeinb.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3863652894
- ISBN-13: 9783863652890
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