Was wir aus Liebe tun
Angela wird von zwei harten Schicksalsschlägen getroffen. Sie kann keine Kinder bekommen und ihr Mann verlässt sie deswegen. Um Abstand zu bekommen, kehrt sie in ihr idyllisches Heimatdorf zurück. Aber erst durch die Freundschaft mit Lauren...
Angela wird von zwei harten Schicksalsschlägen getroffen. Sie kann keine Kinder bekommen und ihr Mann verlässt sie deswegen. Um Abstand zu bekommen, kehrt sie in ihr idyllisches Heimatdorf zurück. Aber erst durch die Freundschaft mit Lauren findet Angela einen Weg zurück zum Glück.
Was wir aus Liebe tun von Kristin Hannah
LESEPROBE
An diesemüberraschend sonnigen Tag war einiges los auf
denStraßen von West End. Überall standen Mütter in weitgeöffneten
Türen,hielten die Hände schützend vor die
Augen undsahen ihren Kindern beim Spielen zu. Jeder
wußte, daßbald, spätestens morgen, klebriger Dunst den
blauenHimmel überziehen und die Frühlingssonne verdunkeln
mußte. Unddann würde es wieder zu regnen anfangen.
Schließlichwar es Mai im amerikanischen Nordwesten.
Regengehörte nun einmal zu diesem Monat wie Gespenster
zuHalloween und die Rückkehr zu den Laichgründen zu
Lachsen.
»Es istecht warm«, stellte Conlan am Steuer des schwarzen
BMW-Cabrios fest. Es waren dieersten Worte, die er seit fast
einerStunde äußerte.
Offenbarwollte er ein harmloses Gespräch beginnen.
Angiehätte den Ball aufnehmen und vielleicht eine Bemerkung
über denin prachtvoller Blüte stehenden Weißdorn machen
sollen.Der Gedanke schoß ihr durch den Kopf, aber sie
schwieg.In nur wenigen Monaten würden die Blätter welken,
in kaltenNächten ihre Farbe verlieren und schließlich
unbemerktzu Boden fallen.
Was solltees da schon für einen Sinn haben, einem so flüchtigen
Momentüberhaupt Beachtung zu schenken?
Angieblickte aus dem Fenster auf ihre Heimatstadt. Seit
Monaten warsie nicht mehr hier gewesen. Obwohl West End
nur knappzweihundert Kilometer von Seattle trennten, hatte
sie inletzter Zeit das Gefühl, daß die Entfernung immer
größerwurde. Sie hing zwar an ihrer Familie, konnte sich
aber nichtdazu aufraffen, das Haus zu verlassen. Draußen
sah sie jadoch überall nur Babys.
Sieerreichten den ältesten Teil von West End, in dem viktorianische
Häuser engnebeneinander auf schmalen Grundstücken
standen.Gewaltige Ahornbäume warfen Schatten
auf dieStraße, verschlungene Muster aus Dunkel und Licht
auf denAsphalt. In den siebziger Jahren war hier der pulsierende
Mittelpunkt,das Herz von West End gewesen. Damals
hatte eshier von Kindern nur so gewimmelt, die auf ihren Big
Wheelsoder Swinn-Fahrrädern von einem Haus zum anderen
flitzten.Jeden Sonntag wurden nach dem Gottesdienst
ausgelasseneParties veranstaltet und in jedem Garten Red
Rovergespielt.
Seitherhatte sich in diesem Teil des Staates Oregon viel verändert,
und dasLeben schien aus den alten Wohnvierteln gewichen.
DieLaichwanderungen der Lachse ließen nach, und
dieHolzindustrie lag am Boden. Alteingesessene Bürger, die
früherihren Lebensunterhalt mit Gemüseanbau, Holzeinschlag
undFischfang verdient hatten, sahen sich nun ins Abseits
gedrängt,fühlten sich vergessen. Neue Bewohner errichteten
sichHäuser am Rand von West End, in Siedlungen,
die sienach Bäumen benannten, die für die Neubauten gefällt
wordenwaren.
Aber hieram Maple Drive schien die Zeit stehengeblieben
zu sein.Das letzte Haus an der Straße sah aus wie immer.
Seinweißer Farbanstrich war makellos, die Zierleisten schimmerten
smaragdgrün.Kein Unkraut hatte jemals den Rasen
desVorgartens verunzieren dürfen. Vier Jahrzehnte lang hatte
sichAngies Vater um dieses Haus gekümmert, es war sein
ganzerStolz und steter Quell der Freude gewesen. Nach den
anstrengendenWochenenden im familieneigenen Restaurant
hatte erjeden Montag notwendigen Reparaturen im Haus
und derGartenarbeit gewidmet. Nach seinem Tod bemühte
sichAngies Mutter, seinem Beispiel zu folgen. Es war für sie
eine ArtTrost, eine Möglichkeit, dem Mann nahezusein, den
sie fastfünfzig Jahre lang geliebt hatte. Und wenn sie die
schwereArbeit ermüdete, war immer jemand bereit, ihr zu
helfen.Das sei eben der Vorteil, drei Töchter zu haben, erklärte
siehäufig. Der Lohn dafür, daß sie ihre Teenagerjahre
sogeduldig ertragen hatte.
Conlanfuhr an den Straßenrand und hielt. Während sich
dasVerdeck automatisch schloß, wandte er sich Angie zu.
»Bist duauch sicher, daß es nicht zuviel für dich wird?«
»Ich binschließlich freiwillig hier, oder?« Endlich sah sie
ihn an. Erwar erschöpft, mutlos. Das sah sie in seinen blauen
Augen,wußte aber, daß er nichts weiter sagen würde. Nichts,
das sie andas Baby erinnern könnte, das sie vor wenigen
Monatenverloren hatten.
Stummsaßen sie nebeneinander. Die Klimaanlage surrte
leise.(...)
© Marionvon Schröder Verlag
Übersetzung:Hedda Pänke
- Autor: Kristin Hannah
- 2005, 459 Seiten, Maße: 14,2 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. Amerikan, v. Hedda Pänke
- Verlag: MARION VON SCHRÖDER
- ISBN-10: 3547710731
- ISBN-13: 9783547710731
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