Wenn das Grauen kommt
Mit "Wenn das Grauen kommt" legt die Amerikanerin Kay Hooper den dritten Band ihrer "Fear"-Reihe um das Profiler-Team um Noah Bishop vor. Auch die anderen Titel "Kalte Angst" und "Jagdfieber" wurden rasch zu...
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Mit "Wenn das Grauen kommt" legt die Amerikanerin Kay Hooper den dritten Band ihrer "Fear"-Reihe um das Profiler-Team um Noah Bishop vor. Auch die anderen Titel "Kalte Angst" und "Jagdfieber" wurden rasch zu Bestsellern.
Eigentlich will Riley Crane, Agentin einer FBI-Spezialeinheit, auf der verschlafenen Insel Opal Island nur ein wenig ausspannen. Ein alter Freund hatte sie gerufen, um einige mysteriöse Vorkommnisse zu untersuchen, doch die schienen ganz harmlos zu sein. Bis Riley eines Tages blutverschmiert und ohne Erinnerung an die vergangenen Wochen in ihrem Ferienhaus erwacht.
Und noch schlimmer: Auch ihre hellseherischen Fähigkeiten lassen Riley im Stich. Zur gleichen Zeit ist ein Mord auf Opal Island geschehen.
Wenn dasGrauen kommt von Kay Hooper
LESEPROBE
Noch bevor Riley Crane die Augenöffnete, bemerkte sie zwei Dinge. Ihr Kopf dröhnte, und sie roch Blut. Beideswar nicht allzu ungewöhnlich.Instinkt und Ausbildung veranlassten sie, ruhigliegen zu bleiben, mit geschlossenen Augen, bis sie sich einigermaßen sichersein konnte, völlig wach zu sein. Sie lag auf dem Bauch und vermutlich aufeinem Bett, dachte sie. Vermutlich ihrem eigenen Bett. Auf der Decke, oderzumindest nicht zugedeckt. Allein. Sie öffnete die Augen einen Spaltbreit,gerade genug, um etwas erkennen zu können. Zerknüllte Betttücher, Kopfkissen.Ihre zerknüllten Betttücher und Kissen, entschied sie. Ihr Bett. Der Nachttischmit dem üblichen Zubehör: eine Lampe, ein unordentlicher Bücherstapel, einWecker.
Die roten Zahlen verkündeten, dass es14 Uhr war. Na gut, das war ungewöhnlich. Sieschlief nie so lange, hielt nie Mittagsschlaf. Und wenn auch Kopfschmerzen oderBlutgeruch in ihrem Leben nichts Außergewöhnliches waren, so ließ beideszusammen doch Alarmglocken in ihrem Kopf schrillen. Riley konzentrierte sichaufs Lauschen, wobei ihr Unbehagen wuchs, als sie merkte, dass sie nur auf»normaler« Ebene hören konnte. Das schwache Summen der Klimaanlage. Dasgedämpfte Anrollen und Aufklatschen der Brandung am Strand. Der Schrei einerMöwe, die am Haus vorbeiflog. Die Geräusche, die der alltägliche Hörsinnautomatisch aufnahm, ohne zusätzliche Konzentration oder Fokussierung. Abersonst nichts. Wie sehr sie sich auch bemühte, sie konnte den tieferen Puls desHauses nicht hören, der aus dem Geräusch des Wassers in den Abflussrohrenentstand, dem in den Leitungen summenden Strom und dem fast nicht wahrnehmbarenVerschieben und Knarren von scheinbar festem Holz und Stein, wenn der Wind vomMeer blies und gegen das Haus drückte. Nichts davon konnte sie hören. Und daswar schlecht. Vorsichtig drückte sich Riley auf den Ellbogen hoch und fuhr mitder rechten Hand unter die Kissen. Ahhh... wenigstens war die da, genau, wo siesein sollte. Ihre Hand schloss sich um den beruhigenden Griff ihrer Waffe, undsie zog sie heraus, überprüfte sie mit raschem Blick.
Ladestreifen drin, gesichert, keinePatrone im Patronenlager. Automatisch warf sie den Ladestreifen aus,überprüfte, ob er voll war, und schob ihn wieder hinein, lud dann durch, dieBewegungen schnell und geschmeidig nach den vielen Jahren Übung. Die Waffefühlte sich angenehm in ihrer Hand an. So war es richtig. Aber etwas andereswar vollkommen falsch. Jetzt konnte sie das Blut sowohl sehen wie auch riechen.An sich selbst. Riley rollte sich herum und setztesich auf, blickte sich misstrauisch im Zimmer um. In ihrem eigenen, vertrautenSchlafzimmer, wo sie hingehörte, wie sie erleichtert feststellte. Und außerihr war niemand da. Durch die rasche Bewegung dröhnte ihr Kopf noch mehr, abersie achtete nicht darauf und schaute an sich hinab. Die Hand, in der sie dieWaffe hielt, war mit getrocknetem Blut verschmiert, und als Riley die Waffe indie andere Hand nahm,sah sie, dass auch dievoller Blut
war. Auf den Handflächen, auf denHandrücken, den Unterarmen, sogar unter den Fingernägeln.
Soweit sie erkennen konnte, befandsich kein Blut auf den Betttüchern und den Kissen. Was bedeutete, dass allesBlut an ihr hatte trocknen können, bevor sie offenbar vollständig bekleidetaufs Bett gefallen und eingeschlafen war. Oder ohnmächtig geworden war. Wieauch immer ...
Großer Gott.
Blut an ihren Händen. Blut auf ihremhellen T-Shirt. Blut an ihren ausgeblichenen Jeans. Viel Blut.
War sie verletzt? Sie spürte keinenSchmerz, abgesehen von dem dröhnenden Kopf. Aber eine kalte, zunehmende Angsterfüllte sie, denn blutverschmiert aufzuwachen konnte, aus welchem Blickwinkelman es auch betrachtete, nichts Gutes bedeuten. Sie stand auf, ein wenig steifund recht zittrig, und verließ barfuß das Zimmer. Rasch, aber vorsichtig überprüftesie ihre Umgebung, um sich zu vergewissern, dass sie allein war, dass es keineunmittelbare Bedrohung gab. Das zweite Schlafzimmer war ordentlich aufgeräumtund sah aus, als sei es in letzter Zeit nicht benutzt worden, was vermutlichder Fall war. Riley hatte selten die Art von Gästen, die ein gesondertes Schlafzimmerbenötigten.
Die Überprüfung des restlichenHauses war schnell erledigt, da es größtenteils aus einem großen, offenen Raumbestand, der Küche, Esszimmer und Wohnzimmer in einem war. Sauber, aber etwasunordentlich, mit hier und dort gestapelten Büchern, Zeitschriften, Zeitungen,CDs und DVDs. Das übliche, alltägliche Durcheinander.
Es sah aus, als hätte sie denkleinen Esstisch als Arbeitsfläche benutzt, da die Sets beiseitegeschoben warenund ihre Laptoptasche auf einem der Stühle lag. Der Computer war nichtausgepackt, was ihr nur verriet, dass sie wohl kürzlich nicht daran gearbeitethatte. Die Türen waren verschlossen. Auch die Fenster waren geschlossen - eswar heiß im Sommer an der Küste von South Carolina - und verriegelt. Sie warallein.
Trotzdem nahm Riley ihre Waffe mit,als sie ins Badezimmer ging und hinter dem Duschvorhang nachsah, ehe sie sichin dem relativ kleinen Raum einschloss. Beim Blick in den Spiegel über demWaschbecken bekam sie einen weiteren Schock. Auf ihrem Gesicht befand sichnoch mehr getrocknetes Blut, über ihre Wangen verschmiert, und einiges davonhatte ihr Haar verfilzt. Dick verfilzt. »Mist.«
Ihr Magen hob sich, und sie standeinen Augenblick mit geschlossenen Augen da, bis die Übelkeit nachgelassenhatte. Dann legte sie die Waffe auf die Frisierkommode und zog sich aus.
Sie überprüfte sich Zentimeter fürZentimeter und fand nichts. Keine Wunde, nicht mal einen Kratzer. Es war nichtihr Blut. Das hätte sie beruhigen sollen, tates jedoch nicht. Sie war mit Blut bedeckt, und es war nicht ihr eigenes. Waseine gewaltige Menge verstörender, möglicherweise beängstigender Fragenaufwarf. Was - oder wer - hatte sie mit Blutbesudelt? Was war passiert? Und warum konnte sie sich nicht erinnern? Rileybetrachtete ihre zerknitterte Kleidung auf dem Boden, dann sich selbst, ihreleichte Sommerbräune, ihre saubere Haut, bis auf das getrocknete Blut an ihrenHänden und Unterarmen.
Unterarmen. Irgendwie hatte siebuchstäblich bis zu den Ellbogen im Blut gesteckt. Himmel. Obwohl ihre gesamteAusbildung sie drängte, sich an die örtliche Polizei zu wenden, bevor sie etwasanderes unternahm, stellte sich Riley unter die Dusche. Sie drehte das Wasserso heiß, wie sie es ertragen konnte, und seifte sich ausgiebig ein, schrubbtedas getrocknete Blut ab. Sie benutzte ihre Nagelbürste, um ihre Fingernägelvom Blut zu säubern, und schamponierte sich mindestens zweimal die kurzenHaare. Selbst als das Haar sauber war, nachdem ihr Körper sauber war, blieb sieunter dem heißen Wasser stehen, ließ es sich auf die Schultern trommeln, aufden Nacken, den immer noch dröhnenden Kopf.
Was war passiert?
Sie hatte nicht die geringsteAhnung, das war das Schlimmste. Sie hatte überhaupt keine Erinnerung daran, woall das Blut hergekommen war. An vieles andere erinnerte sie sich. An fastalles Wichtige.
»Dein Name ist Riley Crane«,murmelte sie, versuchte sich einzureden, dass nichts Furchtbares passiert war.»Du bist zweiunddreißig Jahre alt, alleinstehend, eine Bundesagentin, die seitdrei Jahren der Special Crimes Unit angehört.«
Name, Dienstgrad, Einheit - mehroder weniger. Wissen, dessen sie sich sicher war. So weit keinGedächtnisschwund. Sie wusste, wer sie war. Als Militärsprössling mit vierälteren Brüdern war sie an vielen Orten der Welt aufgewachsen, verfügte übereine weitgefächerte Bildung, eine breite Palette an Berufsausbildungen, wie sienur wenige Frauen aufweisen konnten, und war schon von Jugend an gewöhnt, aufsich selbst aufzupassen.
Übersetzung: Susanne Aeckerle
© Weltbild
- Autor: Kay Hooper
- 2007, 1, 324 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898973298
- ISBN-13: 9783898973298
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