Whiskey auf Eis

"Whiskey, da ist jemand aus Ihrer Vergangenheit für Sie in Ihrem Büro." / Tina Breen, meine näselnde Büroleiterin, fing mich ab, ehe ich mir den Schnee von meinen Stiefeln abtreten konnte. / "Aus meiner Vergangenheit?", wiederholte ich mit mäßigem Interesse. "Beruflich oder ... romantisch?" / "Uh ..." Tina schielte auf die nächstgelegene Kabine. / "Klingelt was bei Ihnen, wenn Sie den Namen Roy Vickers hören?" Die klangvolle Stimme kam zuerst, gefolgt von der schlanken, geschmackvoll gekleideten Gestalt Odette Mutombos, der besten Kraft meiner Immobilienagentur. Wie auf ihr Stichwort kam sie auf ihrem Schreibtischstuhl ins Foyer gerollt und lächelte verschmitzt. "Er hat womöglich Ihr Schicksal beeinflusst." / Odette, die aus Simbabwe stammte und beim Sprechen synkopierte Akzente setzte, hatte die nervige Angewohnheit, sich in anderer Leute Gespräche einzuschalten. / "Das bezweifle ich", sagte ich. / Odette und Tina warfen sich Blicke zu. Was nie ein gutes Zeichen war. / "Okay. Spucken Sie es aus", setzte ich an, als meine Aktentasche ebendies mit ihrem Inhalt machte. Tina bückte sich, um die Sachen einzusammeln. Da ihre Hilfsbereitschaft sich normalerweise in Grenzen hält, wusste ich mit Sicherheit, dass etwas im Busch war. / "Leo würde sich an ihn erinnern ...", neckte Odette mich. / Ich ließ den Namen Roy Vickers durch meine üblichen geistigen Filter laufen. Wovon der mit Leos Namen darauf noch immer den größten Teil meines Gehirns einnahm. Obwohl schon fast neun Monate tot, war mein verstorbener Ehemann in Gedanken nie weit weg. Leo war ein kluger und wunderbarer Partner sowohl im Geschäftsleben als auch für die wirklich wichtigen Dinge gewesen. Ungeachtet all dessen, was mir seit seinem plötzlichen Tod widerfahren war, war meine erste Reaktion noch immer häufig die, es Leo erzählen zu wollen. Doch das würde ich nie wieder tun können. / "Ich komme nicht drauf", sagte ich. "Denken Sie nach", bedrängte mich Odette. "Roy Vickers. Sie müssen sich an ihn erinnern."

Nina Wright war Schauspielerin, bevor sie zum Schreiben kam. Seitdem hat sie zahlreiche Theaterstücke und Geschichten verfasst. "Ganove auf vier Pfoten" ist ihr Debüt als Romanautorin. Wenn sie nicht gerade am Schreibtisch sitzt, gibt die studierte Literatur- und Sprachwissenschaftlerin Kurse in Kreativem Schreiben, Darstellendem Spiel und Englisch.

"Wrights überaus unterhaltsamer Krimi macht einfach Spaß. So köstlich wie ein feiner Single Malt."