Wie geht's, Deutschland?
Populisten. Profiteure. Patrioten. Eine Bilanz der Einheit
Nur 13 Prozent der Ostdeutschen sind zufrieden damit, wie sich ihr Leben nach dem Mauerfall verändert hat. 75 Prozent der Westdeutschen wollen nicht mehr für den teuren Aufbau Ost zahlen - so die neuesten Umfragen zur Lage der Nation. Entspricht das der...
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Produktinformationen zu „Wie geht's, Deutschland? “
Nur 13 Prozent der Ostdeutschen sind zufrieden damit, wie sich ihr Leben nach dem Mauerfall verändert hat. 75 Prozent der Westdeutschen wollen nicht mehr für den teuren Aufbau Ost zahlen - so die neuesten Umfragen zur Lage der Nation. Entspricht das der Stimmung? Wie geht's, Deutschland? Auf der Suche nach Antworten hat sich der Autor auf die Reise durch Deutschland gemacht und die Menschen getroffen, die vor Ort, Ost wie West, selbstbewusst an die Zukunft glauben. Und ewig Gestrige, die ihrer Vergangenheit nachweinen. Er besuchte die vergessenen und unvergessenen Helden der unblutigen Revolution von 1989, stieß auf Geheimdokumente des SED-Regimes und sprach mit bekannten wie unbekannten Machern der deutschen Einheit.
Klappentext zu „Wie geht's, Deutschland? “
Populisten. Profiteure. Patrioten.20 Jahre nach dem Mauerfall Michael Jürgs über die Schieflage der Nation.
Nur 13 Prozent der Ostdeutschen sind zufrieden damit, wie sich ihr Leben nach dem Mauerfall verändert hat. 75 Prozent der Westdeutschen wollen nicht mehr für den teuren Aufbau Ost zahlen so die neuesten Umfragen zur Lage der Nation. Entspricht das der Stimmung? Wie geht s, Deutschland? Auf der Suche nach Antworten hat sich der Autor auf die Reise durch Deutschland gemacht und die Menschen getroffen, die vor Ort, Ost wie West, selbstbewusst an die Zukunft glauben. Und ewig Gestrige, die ihrer Vergangenheit nachweinen. Er besuchte die vergessenen und unvergessenen Helden der unblutigen Revolution von 1989, stieß auf Geheimdokumente des SED-Regimes und sprach mit bekannten wie unbekannten Machern der deutschen Einheit.
Das deutsche Thema 2009: 20 Jahre deutsche Einheit
Hochkarätige Interviewpartner (u.a. Angela Merkel, Joachim Gauck, Egon Bahr, Gregor Gysi, Henning Voscherau, Matthias Platzek, Günther Jauch u.v.m.)
"Jürgs hat sich aufgemacht zu einer lebendigen, gründlichen Landeserkundigung, die ihn tief in den deutschen Osten, auch in die Abgründe der ehemaligen DDR-Elite führt. [...] Ein substantielles... gar aufrüttelndes Werk... Atmosphärisch dicht.' -- Spiegel
"Michael Jürgs erschließt sich Ostdeutschland im Gespräch.[...] Was den Reiz dieser Inspektionsreise ausmacht, ist die 'naive' Annährung. Michael Jürgs holt gleichsam in einem Aufwasch in Sachen Ost eine Exkursion für alle Schläfrigen und Ignoranten nach." -- Gunter Hofmann, Die Zeit
"Ein gutes Buch. Ein gut lesbares Buch." -- Lothar de Maizière
"Michael Jürgs erschließt sich Ostdeutschland im Gespräch.[...] Was den Reiz dieser Inspektionsreise ausmacht, ist die 'naive' Annährung. Michael Jürgs holt gleichsam in einem Aufwasch in Sachen Ost eine Exkursion für alle Schläfrigen und Ignoranten nach." -- Gunter Hofmann, Die Zeit
"Ein gutes Buch. Ein gut lesbares Buch." -- Lothar de Maizière
Lese-Probe zu „Wie geht's, Deutschland? “
Die richtig guten Geschichten fangen klassisch an: "Es war einmal." Unvollendete Geschichten enden mit der Aussage: "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute."Es war einmal, am 9. November 1989, dass ein Wunder geschah und die Mauer brach. Da bei diesem Wunder kein Schuss fiel und niemand sein Leben verlor, leben die meisten Wundermacher noch heute. Fast zwanzig Jahre danach habe ich mich auf eine Reise begeben, um sie zu besuchen. Es gab viele Bahnhöfe, an denen ich bei dieser Deutschlandreise einstieg und ausstieg, und oft musste ich Schutt wegräumen, um Geschichten aus jenen Zeiten des Umbruchs und des Abbruchs und des Aufbruchs zu finden, die nicht längst schon in deutschen Geschichtsbüchern vergraben sind.
Dies ist kein typisches deutsches Geschichtsbuch, sondern ein Buch voller Geschichten über Menschen, die das scheinbar unzerstörbar fest gemauerte System der SED in einer friedlichen Revolution besiegten. Über Menschen, die im geeinten Deutschland neu anfangen mussten, sich eine neue Biografie aufbauten, die tief stürzten oder hoch aufstiegen, die auf ihre Art versuchen, mit der Einheit zu leben. Ich fand fröhliche Gewinner und traurige Verlierer, wachsame Träumer und verbohrte Ewiggestrige, eingebildete Profiteure und gebildete Patrioten, in Bad Schmiedeberg oder in Kamp-Lintfort, in der Birthler-Behörde oder im Bundeskanzleramt, am Hamburger Elbufer oder im Berliner Admiralspalast, in der Zentralen DDR-Hinrichtungsstätte in Leipzig oder in der Psychiatrie von Zschadraß.
Von manchen der Zeitzeugen, die ich befragte, wie sie die Nacht der Nächte am 9. November 1989 erlebt hätten und was aus ihnen seither geworden sei, bekam ich bei konspirativ anmutenden Treffen Dokumente oder gar Akten zugesteckt, und jene, die sie mir gaben, wollten auf keinen Fall, dass ich ihnen in meinem Buch dafür namentlich dankte. Auf vielen nächtlichen Zugfahrten durchs dunkle Deutschland - wobei zwischen Dunkeldeutschland Ost und West auf solchen
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Fahrten kein Unterschied sichtbar ist - schlief ich ein und träumte wirres Zeug: von schönen Frauen und einer blonden Prinzessin, die ihr Herz als Krone trug, von Straßenkötern, die auf fremden Sternen wohnten, und von Mousse au chocolat in kleinen Töpfen. Das alles scheint völlig verrückt, aber erklärbar ist es doch, denn es ist genau das Gegenteil dessen, was ich tagsüber erlebt hatte: graugesichtige Männer mit Brettern vor dem Kopf, vermiefte Plattenbauten, Sättigungsbeilagen. Treuester Reisebegleiter war übrigens, ganz irdisch, mein iPod, auf dem die Musik gespeichert war, die mich wieder wach machte. Neil Young und Mozart, Cat Power und Nora Jones, Bruce Springsteen und Brahms. Wie geht's, Deutschland?
Nostalgie wächst bei vielen im Osten, während viele im Westen verlangen, es müsse endlich Schluss sein mit dem teuren Aufbau Ost. Die Reise zur heutigen Lage der Nation war auch eine Reise zurück in jene wahnsinnige Zeit, als die Mauer fiel. Bei der Recherche fand ich nicht nur bislang Unbekanntes wie den ersten tatsächlich schriftlichen Schießbefehl, ich traf auch auf die unbekannten Eliten des Landes, die vor Ort im Alltag alles Mögliche und Unmögliche versuchen, um zu erfüllen, was die deutsche Nationalhymne verspricht - blühe, deutsches Vaterland.
Einmal stieß ich dabei sogar auf mich selbst. Mein letzter Leitartikel als "Stern"-Chefredakteur hatte den Titel "Sollen die Zonis bleiben, wo sie sind?" - Fragezeichen, nicht Ausrufezeichen! -, und in dem steht neben Sätzen respektvoller Bewunderung für den Mut der mir damals fremden Deutschen auch der Satz, dass ein einig Vaterland in "meinen Träumen von den neunziger Jahren keine Rolle spielt". Vier Tage später, am 30. Januar 1990, wurde ich gefeuert. Womit bewiesen wäre: Auch mein Leben hat sich durch die Einheit geändert.
Viele Erinnerungen, viele Einzelheiten, viele Farbtupfer ergeben zwar ein Bild im deutschen Rahmen, aber das bedeutet nicht, dass dieses Bild von Deutschland das einzig gültige ist. Man darf sich auch ein anderes malen. Es kommt auf die Perspektive an. Ein Journalist, der aufschreibt, was er sieht und wonach es riecht und wie es schmeckt, hat ein anderes Bild vom geeinten Deutschland als der Zeitgeschichtler, der sein Bild aus Akten komponiert. Ein Reporter, der Zeitzeugen der Revolution von 1989 nach Brüchen in ihren Biografien befragt, schildert den realen Zustand in einer Nussschale, die vielen Historikern und Politikern lächerlich klein erscheint, weil sie das große Ganze im Auge haben und meinen, nur so könne man sich ein Urteil erlauben.
Jeder Blick kann außerdem von Vorurteilen getrübt sein. Auch für solche Vorurteile habe ich Belege gefunden: Der Ossi an sich ist unersättlich, hat keinen Geschmack, schlurft verdrießlich durch seinen Alltag, ist andauernd beleidigt und sehnt sich in Wahrheit nach den alten Zeiten zurück, in denen ihm die DDR zwar stank, doch es ihm wenigstens warm war im Mief. Der Wessi an sich ist arrogant, hält die Brüder und Schwestern für nörgelige Verwandte, die seit bald zwanzig Jahren auf seine Kosten leben, beklagt die dadurch entstandenen Löcher im eigenen Haushalt, wünscht sich seine gute alte Bundesrepublik zurück.
Meine Bilanz der Einheit ist vorläufig, subjektiv und nur möglich, wenn aus heutiger Sicht die Zeiten beschrieben werden, denen vor allem die Deutschen Ost entronnen sind. Dass meine Begegnungen mit denen spannender waren als die im Westen, ist allerdings auch wahr. Deutschland West hat die Revolution gespannt beobachtet, Deutschland Ost hat sie mutig gewagt.
Es war einmal ..., dass ein Wunder passierte. Kein vernünftiger Mensch glaubt an Wunder, aber die Tanzenden auf der Berliner Mauer am 9. November 1989 waren real und der Beweis, dass es offenbar immer wieder Wunder auf Erden gibt. Alle Deutschen kniffen einheitlich verblüfft ihre Augen erst mal zu und trauten nicht der Wirklichkeit, doch als sie die wieder öffneten, bot sich ihnen der gleiche wunderbare Wahnsinn.
Nostalgie wächst bei vielen im Osten, während viele im Westen verlangen, es müsse endlich Schluss sein mit dem teuren Aufbau Ost. Die Reise zur heutigen Lage der Nation war auch eine Reise zurück in jene wahnsinnige Zeit, als die Mauer fiel. Bei der Recherche fand ich nicht nur bislang Unbekanntes wie den ersten tatsächlich schriftlichen Schießbefehl, ich traf auch auf die unbekannten Eliten des Landes, die vor Ort im Alltag alles Mögliche und Unmögliche versuchen, um zu erfüllen, was die deutsche Nationalhymne verspricht - blühe, deutsches Vaterland.
Einmal stieß ich dabei sogar auf mich selbst. Mein letzter Leitartikel als "Stern"-Chefredakteur hatte den Titel "Sollen die Zonis bleiben, wo sie sind?" - Fragezeichen, nicht Ausrufezeichen! -, und in dem steht neben Sätzen respektvoller Bewunderung für den Mut der mir damals fremden Deutschen auch der Satz, dass ein einig Vaterland in "meinen Träumen von den neunziger Jahren keine Rolle spielt". Vier Tage später, am 30. Januar 1990, wurde ich gefeuert. Womit bewiesen wäre: Auch mein Leben hat sich durch die Einheit geändert.
Viele Erinnerungen, viele Einzelheiten, viele Farbtupfer ergeben zwar ein Bild im deutschen Rahmen, aber das bedeutet nicht, dass dieses Bild von Deutschland das einzig gültige ist. Man darf sich auch ein anderes malen. Es kommt auf die Perspektive an. Ein Journalist, der aufschreibt, was er sieht und wonach es riecht und wie es schmeckt, hat ein anderes Bild vom geeinten Deutschland als der Zeitgeschichtler, der sein Bild aus Akten komponiert. Ein Reporter, der Zeitzeugen der Revolution von 1989 nach Brüchen in ihren Biografien befragt, schildert den realen Zustand in einer Nussschale, die vielen Historikern und Politikern lächerlich klein erscheint, weil sie das große Ganze im Auge haben und meinen, nur so könne man sich ein Urteil erlauben.
Jeder Blick kann außerdem von Vorurteilen getrübt sein. Auch für solche Vorurteile habe ich Belege gefunden: Der Ossi an sich ist unersättlich, hat keinen Geschmack, schlurft verdrießlich durch seinen Alltag, ist andauernd beleidigt und sehnt sich in Wahrheit nach den alten Zeiten zurück, in denen ihm die DDR zwar stank, doch es ihm wenigstens warm war im Mief. Der Wessi an sich ist arrogant, hält die Brüder und Schwestern für nörgelige Verwandte, die seit bald zwanzig Jahren auf seine Kosten leben, beklagt die dadurch entstandenen Löcher im eigenen Haushalt, wünscht sich seine gute alte Bundesrepublik zurück.
Meine Bilanz der Einheit ist vorläufig, subjektiv und nur möglich, wenn aus heutiger Sicht die Zeiten beschrieben werden, denen vor allem die Deutschen Ost entronnen sind. Dass meine Begegnungen mit denen spannender waren als die im Westen, ist allerdings auch wahr. Deutschland West hat die Revolution gespannt beobachtet, Deutschland Ost hat sie mutig gewagt.
Es war einmal ..., dass ein Wunder passierte. Kein vernünftiger Mensch glaubt an Wunder, aber die Tanzenden auf der Berliner Mauer am 9. November 1989 waren real und der Beweis, dass es offenbar immer wieder Wunder auf Erden gibt. Alle Deutschen kniffen einheitlich verblüfft ihre Augen erst mal zu und trauten nicht der Wirklichkeit, doch als sie die wieder öffneten, bot sich ihnen der gleiche wunderbare Wahnsinn.
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Autoren-Porträt von Michael Jürgs
Michael Jürgs, geboren 1945, war Chefredakteur von "Stern" und "Tempo". Er hat sich als Autor zahlreicher Biografien einen Namen gemacht. Seine Bücher waren alle Bestseller. Er ist Co-Autor vieler Fernsehdokumentationen, die nach seinen Büchern gedreht wurden.
Bibliographische Angaben
- Autor: Michael Jürgs
- 2008, 2, 367 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 357000998X
- ISBN-13: 9783570009987
Rezension zu „Wie geht's, Deutschland? “
"Ein gutes Buch. Ein gut lesbares Buch."
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