Wunschgeflüster
Bella hatte immer schon die Leidenschaft, ihre Wünsche in die Welt hinauszuflüstern. Als Kind wünschte sie sich lustigere Eltern. Und als erwachsene Journalistin sehnt sie sich nach etwas weniger Hüftspeck. Doch Bellas...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Wunschgeflüster “
Bella hatte immer schon die Leidenschaft, ihre Wünsche in die Welt hinauszuflüstern. Als Kind wünschte sie sich lustigere Eltern. Und als erwachsene Journalistin sehnt sie sich nach etwas weniger Hüftspeck. Doch Bellas größter Traum ist, ihren Zwillingsbruder von seinem Autismus zu befreien. Doch dann passiert etwas, wodurch Bella lernt, ihn so zu akzeptieren, wie er ist. Und dadurch findet sie auch ein Stück mehr zu sich selbst.
Klappentext zu „Wunschgeflüster “
Es gibt nur ein paar Möglichkeiten im Leben, um sich etwas zu wünschen. Zum Beispiel, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Oder beim Ausblasen einer Geburtstagskerze. Oder wenn man eine ausgefallene Wimper wegpustet. Oder Willkommen in der Welt von Bella! Schon ihr ganzes Leben nützt sie jede Gelegenheit, um ihre Wünsche in die Welt hinauszuflüstern. Als Kind träumt sie von glatten Haaren und fröhlicheren Eltern. Als Teenager wünscht sie sich nichts sehnlicher als den ersten, perfekten Kuss. Und später, als erfolgreiche Journalistin, dürften es ruhig ein paar Pfunde weniger auf den Hüften sein. Doch ihr allergrößter Wunsch bleibt immer derselbe: ihren Zwillingsbruder von seinem Autismus zu befreien. Erst als sie ihn fast verliert, lernt sie, ihn so zu akzeptieren, wie er ist und mit ihm auch sich selbst
Lese-Probe zu „Wunschgeflüster “
Wunschgeflüster von Melina Gerosa Bellows1
Ist er tot?
Ich springe von meiner Vespa und laufe an dem Feuerwehrauto, dem Krankenwagen und den Einsatzkräften der New Yorker Feuerwehr vorbei, die die Straße blockieren.
Da, vor meiner Wohnung, liegt der Körper meines Bruders ausgestreckt auf dem Gehsteig. Ich dränge mich durch die gaffende Menge, und als ich näher komme, lässt sich eine Gruppe Sanitäter neben ihm nieder und fängt an, seinen bewusstlosen Körper zu bearbeiten.
»Er atmet nicht!«, brüllt einer von ihnen.
»Bobby!«, schreie ich und sinke neben ihm auf die Knie. Ein weiterer Sanitäter, eine Frau, stößt mich zur Seite und stülpt eine Sauerstoffmaske über sein Gesicht. Dann zieht sie sein Kinn herunter und schiebt ihm ein silbernes, l-förmiges Instrument in den Rachen.
»Beatmung sitzt«, sagt sie. »Ich fange jetzt mit der Infusion an.«
Als sie Bobby eine Nadel in den Arm sticht, verkrampft plötzlich sein ganzer Körper. Eine Sekunde lang öffnen sich seine Augen und rollen dann nach hinten.
Ein Sanitäter drückt rhythmisch auf Bobbys Brust, während ein anderer eine Nadel in den Infusionsport steckt.
»Hat er Allergien, Miss? Oder schon mal Herzattacken gehabt? Irgendwelche Schlaganfälle?«, werde ich gefragt, während das erste Medikament durch den Infusionsschlauch in Bobbys Arm fließt.
»Das ist etwas kompliziert ...«, stammele ich, wie gelähmt von dem hektischen Chaos, das sich vor meinen Augen abspielt.
Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, von meinem Zwillingsbruder zu erzählen. Von den jahrelangen Elektroschockbehandlungen, den falschen Diagnosen und Krankenhausaufenthalten, die wie ein schreckliches Kaleidoskop in meinem Kopf durcheinanderwirbeln.
Wie kann ich ihn jetzt verlieren, wo ich ihn
... mehr
doch gerade erst gefunden habe? Mein ganzes Leben ist von der Suche nach meiner anderen Hälfte bestimmt gewesen, nach jemandem, der mich zu einem vollständigen Menschen macht. Und eben diese Suche nach dem Seelengefährten die mich in Beziehungen mit reichen Söhnen aus gutem Hause, It-Boys und Prominenten getrieben hat führte mich auf direktem Weg zu dem ersten Mann zurück, den ich je geliebt habe, meinem Zwillingsbruder. Aber das Leben besteht nicht nur aus Champagner und Kaviar, wenn der eigene Bruder Autist ist.
»Schaffen Sie diese Leute weg!«, ruft der Sanitäter, als er anpackt, um Bobbys Körper auf die Trage zu heben.
»Kann ich mitkommen?«, frage ich und laufe neben der Trage her.
»Sie können vorn einsteigen«, erklärt die Sanitäterin.
»Was wissen Sie über seine Krankheitsgeschichte? Wie heißt sein Arzt?«
Ich öffne den Mund, um zu antworten, aber nur ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: Wenn Bobbys Leben zu Ende geht, wo ist dann der Sinn in meinem?
2
Jahr: 1974
Alter: 8½
Idol: wochentags Catwoman, Cher am Wochenende
Lieblingslied: »Me & Bobby McGee« von Janis Joplin
Kostbarster Besitz: violettes Schwinn-Rad mit Dreigang-Schaltung, limonengrünem Glitzersattel und Wimpeln
Schönste Schuhe: rote Dr.-Scholl-Pantinen
Es gibt nur ein paar Gelegenheiten im Leben, in denen man sich etwas wünschen kann. Zum Beispiel, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Oder beim Ausblasen einer Geburtstagskerze. Oder, wenn man eine ausgefallene Wimper wegpustet. Oder wie jetzt, wenn meine Mutter über die Gleise fährt. Dann halte ich den Atem an, kreuze die Finger und hebe meine Füße alles zur gleichen Zeit.
»Fahr langsamer, Mom!«, rufe ich, als unser Kombi an der Red Hook Bäckerei vorbeifährt, die sich einen Häuserblock entfernt von den Schienen befindet. Bobby und ich sitzen hinten im Wagen, blicken durch die Heckscheibe und sehen die Dinge eher gehen als kommen. Aber ich habe mir einige markante Stellen gemerkt: das Beerdigungsinstitut von McGrath, das Cozy Corner Deli und die Red Hook Bäckerei.
»Liebes, pass auf deinen Bruder auf!«, ruft mir meine Mutter über die Schulter zu. Sie scheint auch am Hinterkopf Augen zu haben, unter ihrem mit Haarspray festzementierten blonden Schopf. Hat sie gemerkt, dass Bobby unsere Lebensmittel, die wir gerade eingekauft haben, aus dem Fenster wirft? Da verschwindet ihre Dose Tab-Limonade. Meine Chips habe ich schon vorher gerettet. Wenn Mom sagt »Pass auf deinen Bruder auf«, dann meint sie eigentlich »Was auch immer dein Bruder gerade tut, halte ihn davon ab«. Doch das ist leichter gesagt als getan, und immer bin ich diejenige, die auf ihn aufpassen muss, weil er ständig in meiner Nähe ist. Mir bleibt nur noch ein halber Block, um mir etwas zu wünschen, daher schließe ich schnell die Augen, kreuze die Finger und hebe die Füße hoch und dann denke ich so heftig an meinen Wunsch, dass mein Gesicht rot anläuft.
Bobby stellt ständig etwas an und bekommt nie Ärger. Wir sind nämlich Zwillinge, aber ich wurde zuerst geboren, weil ich mich vorgedrängelt habe. Ich denke, weil ich schneller sein wollte als er, ist Bobby in Moms Bauch stecken geblieben, und deswegen sagen die Leute nun, dass er langsam ist. Dabei ist Bobby nur wie eine schwarze Jelly Bean. Viele mögen sie nicht, aber wenn man erst einmal eine probiert hat, dann sind sie gar nicht so übel.
© 2005 by Melina Gerosa Bellows
© 2010 für die deutschsprachige Ausgabe bei Knaur Verlag
Übersetzung: Antje Nissen
»Schaffen Sie diese Leute weg!«, ruft der Sanitäter, als er anpackt, um Bobbys Körper auf die Trage zu heben.
»Kann ich mitkommen?«, frage ich und laufe neben der Trage her.
»Sie können vorn einsteigen«, erklärt die Sanitäterin.
»Was wissen Sie über seine Krankheitsgeschichte? Wie heißt sein Arzt?«
Ich öffne den Mund, um zu antworten, aber nur ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: Wenn Bobbys Leben zu Ende geht, wo ist dann der Sinn in meinem?
2
Jahr: 1974
Alter: 8½
Idol: wochentags Catwoman, Cher am Wochenende
Lieblingslied: »Me & Bobby McGee« von Janis Joplin
Kostbarster Besitz: violettes Schwinn-Rad mit Dreigang-Schaltung, limonengrünem Glitzersattel und Wimpeln
Schönste Schuhe: rote Dr.-Scholl-Pantinen
Es gibt nur ein paar Gelegenheiten im Leben, in denen man sich etwas wünschen kann. Zum Beispiel, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Oder beim Ausblasen einer Geburtstagskerze. Oder, wenn man eine ausgefallene Wimper wegpustet. Oder wie jetzt, wenn meine Mutter über die Gleise fährt. Dann halte ich den Atem an, kreuze die Finger und hebe meine Füße alles zur gleichen Zeit.
»Fahr langsamer, Mom!«, rufe ich, als unser Kombi an der Red Hook Bäckerei vorbeifährt, die sich einen Häuserblock entfernt von den Schienen befindet. Bobby und ich sitzen hinten im Wagen, blicken durch die Heckscheibe und sehen die Dinge eher gehen als kommen. Aber ich habe mir einige markante Stellen gemerkt: das Beerdigungsinstitut von McGrath, das Cozy Corner Deli und die Red Hook Bäckerei.
»Liebes, pass auf deinen Bruder auf!«, ruft mir meine Mutter über die Schulter zu. Sie scheint auch am Hinterkopf Augen zu haben, unter ihrem mit Haarspray festzementierten blonden Schopf. Hat sie gemerkt, dass Bobby unsere Lebensmittel, die wir gerade eingekauft haben, aus dem Fenster wirft? Da verschwindet ihre Dose Tab-Limonade. Meine Chips habe ich schon vorher gerettet. Wenn Mom sagt »Pass auf deinen Bruder auf«, dann meint sie eigentlich »Was auch immer dein Bruder gerade tut, halte ihn davon ab«. Doch das ist leichter gesagt als getan, und immer bin ich diejenige, die auf ihn aufpassen muss, weil er ständig in meiner Nähe ist. Mir bleibt nur noch ein halber Block, um mir etwas zu wünschen, daher schließe ich schnell die Augen, kreuze die Finger und hebe die Füße hoch und dann denke ich so heftig an meinen Wunsch, dass mein Gesicht rot anläuft.
Bobby stellt ständig etwas an und bekommt nie Ärger. Wir sind nämlich Zwillinge, aber ich wurde zuerst geboren, weil ich mich vorgedrängelt habe. Ich denke, weil ich schneller sein wollte als er, ist Bobby in Moms Bauch stecken geblieben, und deswegen sagen die Leute nun, dass er langsam ist. Dabei ist Bobby nur wie eine schwarze Jelly Bean. Viele mögen sie nicht, aber wenn man erst einmal eine probiert hat, dann sind sie gar nicht so übel.
© 2005 by Melina Gerosa Bellows
© 2010 für die deutschsprachige Ausgabe bei Knaur Verlag
Übersetzung: Antje Nissen
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Autoren-Porträt von Melina Gerosa Bellows
Melina Gerosa Bellows ist Chefredakteurin des "National Geographic KIDS", dem wichtigsten amerikanischen Magazin für Kinder, und arbeitete als Gesellschaftskolumnistin für renommierte Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem für die "New York Times", "Entertainment Weekly", "Glamour", "Cosmopolitan" und "Elle". Sie lebt mit ihrem Mann Keith und ihren beiden Kindern in Washington D.C.
Bibliographische Angaben
- Autor: Melina Gerosa Bellows
- 2010, 400 Seiten, Maße: 12,4 x 19,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Antje Nissen
- Verlag: DROEMER KNAUR
- ISBN-10: 342665203X
- ISBN-13: 9783426652039
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