Zulu
Thriller
Ein junges Mädchen wird ermordet in Kapstadts Botanischem Garten aufgefunden. Ein brenzliger Fall, denn die Tote war die Tochter eines nationalen Helden. Chefermittler Zulu heftet sich an die Fährten des Killers, ohne zu ahnen, in welches Wespennest er damit sticht...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Zulu “
Ein junges Mädchen wird ermordet in Kapstadts Botanischem Garten aufgefunden. Ein brenzliger Fall, denn die Tote war die Tochter eines nationalen Helden. Chefermittler Zulu heftet sich an die Fährten des Killers, ohne zu ahnen, in welches Wespennest er damit sticht...
Klappentext zu „Zulu “
Als Kind ist Ali Neumann, alias Zulu, nur knapp den Inkatha-Milizen entkommen. Und noch nicht einmal seine Mutter weiß, um welchen Preis er überlebte Mittlerweile Chef der Kriminalpolizei von Kapstadt, kämpft er einen einsamen Kampf gegen die Gewalt, gegen Elend, Aids und die Gangs in den Townships. Aber als am Fuß des Tafelbergs die Tochter eines früheren Rugby-Stars ermordet aufgefunden wird, lernt Zulu das Verbrechen in einer ganz neuen Dimension kennen. Eine unbekannte Designerdroge scheint ihn auf die richtige Spur zu führen. Er kann nicht ahnen, in welches Wespennest er damit sticht. Denn auch wenn das Apartheitsregime von der offiziellen Bühne verschwunden ist, die alten Mächte operieren aus dem Hintergrund.
Lese-Probe zu „Zulu “
Zulu von Caryl Férey1
»Hast du Angst, kleiner Mann? ... Sag: Hast du Angst?«
Ali antwortete nicht er hätte nur Gift gespuckt.
»Siehst du, was passiert ist, kleiner Zulu? Siehst du's?!«
Nein, er sah nichts. Sie hatten ihn an den Haaren heraus geschleift und vor den Baum im Garten gezogen, um ihn zum Zuschauen zu zwingen. Ali zog den Kopf verstockt zwischen die Schultern. Die Worte des vermummten Riesen saßen beißend in seinem Nacken. Er wollte die Augen nicht heben. Nicht weinen. Das Geräusch der Fackeln knisterte in seinen Ohren. Mit schwieliger Hand hielt der Mann einen Skalp umklammert:
»Siehst du's, kleiner Zulu?«
Wie ein nasser Waschlappen baumelte der Körper am Ast des Jacaranda-Baums. Der Torso schimmerte schwach im Mond licht, doch Ali erkannte das Gesicht nicht: Dieser Mann, aufgehängt an den Füßen, dieses blutige Lächeln über ihm, das war nicht sein Vater. Nein, das war er nicht.
Bestimmt nicht.
Nicht mehr.
Der Sjambok, die Peitsche, klatschte erneut.
Sie waren alle da, versammelt für diese Jagd, die Gruppe der »Grünen Bohnen«, die man gebildet hatte, um die Ordnung in den Townships aufrechtzuerhalten, diese Schwarzen im Sold der korrupten Bürgermeister, die Herren des Krieges. Und auch die Boykottbrecher, denen man die Ohren abgeschnitten hatte, waren da: Ali wollte um Gnade betteln, ihnen sagen, dass es nichts nutze, dass sie einen Fehler machten, aber aus seiner Kehle strömte nur Leere. Der Riese hatte ihn nicht losgelassen:
»Schau genau hin, Kleiner: Schau hin!«
Sein Atem stank nach Bier und dem Elend der Homelands: Er schlug wieder zu, zweimal, schneidende Schläge, die das Fleisch seines Vaters zerfetzten, doch der am Baum hängende Mann reagierte schon nicht mehr. Er hatte zu viel Blut verloren. Überall hatte sich die Haut abgelöst.
... mehr
Unkenntlich. Die Wirklichkeit zerlöchert. Alis schwereloser Blick schwenkte zum anderen Ende des Himmels: Das war nicht sein Vater, das ... Nein.
Alis Schädel wurde wie eine Schraube verdreht, bevor man ihn mit dem Gesicht zu Boden stieß. Er fiel auf vertrockneten Rasen. Ali erkannte die Männer in den Strumpfmasken, Kapuzenmützen nicht, er sah nur die Raserei, die in ihren Augen aufblitzte, die geplatzten Äderchen wie Flüsse aus Blut. Er versteckte seinen Kopf in seinen Händen, um zu verschwinden, sich aufzulösen, wieder zum Embryo zu werden ... Zwei Schritte von ihm entfernt wurde Andy zunehmend schwächer. Er trug noch seine roten Shorts für die Nacht, mit Urin durchtränkt, und seine Knie schlugen zitternd aneinander. Sie hatten seine Hände auf dem Rücken gefesselt und ihm einen Autoreifen um den Hals gehängt. Die Kolosse schubsten ihn, spuckten in sein Gesicht, versuchten sich zu überbieten; es ging darum, wer die beste Formulierung, die beste Begründung für das Massaker fand. Andy stierte sie an, seine Augen außerhalb ihres Orbits.
Ali hatte seinen Bruder niemals schwach gesehen: Andy war fünfzehn, er war der Erstgeborene. Natürlich hatten sie sich oft geprügelt, zum großen Missfallen ihrer Mutter, aber Ali war einfach noch zu klein gewesen, um sich zu verteidigen. So waren sie lieber zum Angeln gegangen und hatten mit den kleinen Autos gespielt, die sie sich aus Draht herstellten. Peugeot, Mercedes, Ford: Andy war der Experte. Er hatte sogar einen Jaguar gebastelt, einen englischen Traumschlitten, den er einmal in einer Zeitschrift gesehen hatte. Jetzt zitterten seine X-Beine im Licht der Fackeln, und im ganzen Garten, in den man ihn geschleift hatte, stank es nach Benzin und stritten sich die Riesen, die um die Kanister herumstanden. Weiter entfernt schrien Menschen auf der Straße, es waren Amagoduka, die vom Land kamen und nicht verstanden, was man ihren Nachbarn an tat denn sie wussten nicht, was die Marter mit dem Halsband bedeutete.
Andy weinte schwarze Tränen auf seiner Ebenholzhaut, die Shorts vor Angst durchnässt ... Ali sah seinen Bruder schwanken, als ein Streichholz auf den mit Benzin getränkten Reifen geworfen wurde.
»Da siehst du, was passiert, kleiner Mann! Jetzt siehst du's!«
Ein Schrei, ein Benzinspritzer auf seinen Wangen, die verrenkte Gestalt seines Bruders, die sich verflüchtigte, die schmolz wie ein Gummisoldat, und dann der schreckliche Geruch von Versengtem...
Die Vögel zogen waghalsige Diagonalen zwischen den Winkeln der Klippe; sie stießen im Sturzflug Richtung Ozean nieder, erfanden Selbstmorde, um wieder pfeilschnell zu rückzukehren ... Hoch oben auf dem abgeflachten Hügel, der die Gegend dominierte, saß Ali Neuman und sah zu, wie die Frachter am Horizont vorbeifuhren. Die Morgendämmerung stand über dem Kap der Guten Hoffnung, orange und blau auf der indischen Seite. Die Wale waren das Ziel seiner Spaziergänge, wenn er nicht schlafen konnte die Buckelwale, die Anfang September vor die Spitze Afrikas kamen, um hier herumzutollen ... Ali hatte einmal ein Pärchen beobachtet, das sich in die Luft katapultierte, bevor es zu einem langen, verliebten Atemstillstand abgetaucht war. Voller Gischt waren sie wie der aufgestiegen ... Die Gegenwart der Wale verschaffte ihm ein wenig Frieden, als reichte ihre Kraft bis zu ihm hinauf. Aber die Saison der Liebe war vorbei für immer. Der anbrechende Tag zerschnitt den Nebel über dem Meer, und sie würden nicht wieder auftauchen, weder an diesem Morgen noch am nächsten.
Die Wale versteckten sich vor ihm.
Die Wale waren in den eisigen Gewässern verschwunden: Auch sie hatten Angst vor dem Zulu...
Neuman verließ den Abgrund, der ihn eingeladen hatte, und ging den Weg hinab. Das Kap der Guten Hoffnung war um diese Uhrzeit verlassen weder Reisebusse, noch chinesische Touristen, die artig vor der mythischen Inschriftentafel posierten. Da waren nur die atlantische Brise über dem kahlen Heideland, vertraute Geister, die sich im Sonnenaufgang jagten, und seine Lust, sich mit der Welt anzulegen. Eine schwarze Wut. Selbst die Paviane im Park hielten Abstand von ihm.
Neuman stapfte quer durch die Heide bis zum Eingang des Table Mountain National Park. Das Auto erwartete ihn auf der anderen Seite der Schranke, unauffällig, verstaubt. Der Wind hatte ihn ein wenig beruhigt. Das würde nicht lange so bleiben. Nichts blieb, wie es war. Er startete den Wagen, ohne weiter darüber nachzudenken. Das Entscheidende war, durchzuhalten.
Übersetzung: Jörn Pinnow
© 2008 Éditions Gallimard, Paris
Deutsche Ausgabe: © 2010 Piper Verlag, München
Alis Schädel wurde wie eine Schraube verdreht, bevor man ihn mit dem Gesicht zu Boden stieß. Er fiel auf vertrockneten Rasen. Ali erkannte die Männer in den Strumpfmasken, Kapuzenmützen nicht, er sah nur die Raserei, die in ihren Augen aufblitzte, die geplatzten Äderchen wie Flüsse aus Blut. Er versteckte seinen Kopf in seinen Händen, um zu verschwinden, sich aufzulösen, wieder zum Embryo zu werden ... Zwei Schritte von ihm entfernt wurde Andy zunehmend schwächer. Er trug noch seine roten Shorts für die Nacht, mit Urin durchtränkt, und seine Knie schlugen zitternd aneinander. Sie hatten seine Hände auf dem Rücken gefesselt und ihm einen Autoreifen um den Hals gehängt. Die Kolosse schubsten ihn, spuckten in sein Gesicht, versuchten sich zu überbieten; es ging darum, wer die beste Formulierung, die beste Begründung für das Massaker fand. Andy stierte sie an, seine Augen außerhalb ihres Orbits.
Ali hatte seinen Bruder niemals schwach gesehen: Andy war fünfzehn, er war der Erstgeborene. Natürlich hatten sie sich oft geprügelt, zum großen Missfallen ihrer Mutter, aber Ali war einfach noch zu klein gewesen, um sich zu verteidigen. So waren sie lieber zum Angeln gegangen und hatten mit den kleinen Autos gespielt, die sie sich aus Draht herstellten. Peugeot, Mercedes, Ford: Andy war der Experte. Er hatte sogar einen Jaguar gebastelt, einen englischen Traumschlitten, den er einmal in einer Zeitschrift gesehen hatte. Jetzt zitterten seine X-Beine im Licht der Fackeln, und im ganzen Garten, in den man ihn geschleift hatte, stank es nach Benzin und stritten sich die Riesen, die um die Kanister herumstanden. Weiter entfernt schrien Menschen auf der Straße, es waren Amagoduka, die vom Land kamen und nicht verstanden, was man ihren Nachbarn an tat denn sie wussten nicht, was die Marter mit dem Halsband bedeutete.
Andy weinte schwarze Tränen auf seiner Ebenholzhaut, die Shorts vor Angst durchnässt ... Ali sah seinen Bruder schwanken, als ein Streichholz auf den mit Benzin getränkten Reifen geworfen wurde.
»Da siehst du, was passiert, kleiner Mann! Jetzt siehst du's!«
Ein Schrei, ein Benzinspritzer auf seinen Wangen, die verrenkte Gestalt seines Bruders, die sich verflüchtigte, die schmolz wie ein Gummisoldat, und dann der schreckliche Geruch von Versengtem...
Die Vögel zogen waghalsige Diagonalen zwischen den Winkeln der Klippe; sie stießen im Sturzflug Richtung Ozean nieder, erfanden Selbstmorde, um wieder pfeilschnell zu rückzukehren ... Hoch oben auf dem abgeflachten Hügel, der die Gegend dominierte, saß Ali Neuman und sah zu, wie die Frachter am Horizont vorbeifuhren. Die Morgendämmerung stand über dem Kap der Guten Hoffnung, orange und blau auf der indischen Seite. Die Wale waren das Ziel seiner Spaziergänge, wenn er nicht schlafen konnte die Buckelwale, die Anfang September vor die Spitze Afrikas kamen, um hier herumzutollen ... Ali hatte einmal ein Pärchen beobachtet, das sich in die Luft katapultierte, bevor es zu einem langen, verliebten Atemstillstand abgetaucht war. Voller Gischt waren sie wie der aufgestiegen ... Die Gegenwart der Wale verschaffte ihm ein wenig Frieden, als reichte ihre Kraft bis zu ihm hinauf. Aber die Saison der Liebe war vorbei für immer. Der anbrechende Tag zerschnitt den Nebel über dem Meer, und sie würden nicht wieder auftauchen, weder an diesem Morgen noch am nächsten.
Die Wale versteckten sich vor ihm.
Die Wale waren in den eisigen Gewässern verschwunden: Auch sie hatten Angst vor dem Zulu...
Neuman verließ den Abgrund, der ihn eingeladen hatte, und ging den Weg hinab. Das Kap der Guten Hoffnung war um diese Uhrzeit verlassen weder Reisebusse, noch chinesische Touristen, die artig vor der mythischen Inschriftentafel posierten. Da waren nur die atlantische Brise über dem kahlen Heideland, vertraute Geister, die sich im Sonnenaufgang jagten, und seine Lust, sich mit der Welt anzulegen. Eine schwarze Wut. Selbst die Paviane im Park hielten Abstand von ihm.
Neuman stapfte quer durch die Heide bis zum Eingang des Table Mountain National Park. Das Auto erwartete ihn auf der anderen Seite der Schranke, unauffällig, verstaubt. Der Wind hatte ihn ein wenig beruhigt. Das würde nicht lange so bleiben. Nichts blieb, wie es war. Er startete den Wagen, ohne weiter darüber nachzudenken. Das Entscheidende war, durchzuhalten.
Übersetzung: Jörn Pinnow
© 2008 Éditions Gallimard, Paris
Deutsche Ausgabe: © 2010 Piper Verlag, München
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Autoren-Porträt von Caryl Férey
Caryl Férey wurde 1967 in Caën geboren und wuchs in der Bretagne auf. Nach der Veröffentlichung von zwei Thrillern, die in Neuseeland spielen, gilt er als einer der interessantesten und wichtigsten Autoren der neuen französischen Thrillergeneration.
Bibliographische Angaben
- Autor: Caryl Férey
- 2010, 480 Seiten, Maße: 13,2 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Jörn Pinnow
- Verlag: Piper Taschenbuch
- ISBN-10: 3492052959
- ISBN-13: 9783492052955
Rezension zu „Zulu “
»Ferey, dessen Bücher in Frankreich mit Preisen überhäuft werden, ist sicher die Frühjahrsentdeckung am deutschen Krimimarkt, doch Achtung: Für schwache Nerven ist er nichts.« ECHO Salzburg
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