Zum Teufel mit Vampiren / Betsy Taylor Bd.9
Roman. Deutsche Erstausgabe. Mit Bonus Story
Kaum ist die Vampirin Betsy mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Eric und ihrem Adoptivsohn in ihre neue Villa gezogen, gehen ihr die beiden auch schon auf die Nerven. Da macht Betsy schon lieber mit ihrer Schwester einen Abstecher in die Hölle.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Zum Teufel mit Vampiren / Betsy Taylor Bd.9 “
Kaum ist die Vampirin Betsy mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Eric und ihrem Adoptivsohn in ihre neue Villa gezogen, gehen ihr die beiden auch schon auf die Nerven. Da macht Betsy schon lieber mit ihrer Schwester einen Abstecher in die Hölle.
Klappentext zu „Zum Teufel mit Vampiren / Betsy Taylor Bd.9 “
Kaum ist Betsy mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Eric und ihrem Adoptivsohn in ihre neue Villa gezogen, gehen die beiden ihr auch schon gehörig auf die Nerven. Dass Betsys Schwester sie bittet, mit ihr gemeinsam einen Abstecher in die Hölle zu machen, kommt ihr deshalb gerade recht. Doch der Ausflug wird zu einer Reise in Betsys Vergangenheit - mit ungeahnten Folgen.
Lese-Probe zu „Zum Teufel mit Vampiren / Betsy Taylor Bd.9 “
Zum Teufel mit Vampiren von Mary Janice DavidsonProlog
Archivierte Audiodateien von Elizabeth der Ersten, Herrscherin der Untoten, ca. 2010
Okay, hier sind ein paar echt widerliche Auszüge aus dem Buch der Toten. Gott, wie ich diesen Schinken hasse!
»Die Schwester der Königin wird von dem Morgenstern geliebt werden und die Weltherrschaft übernehmen.«
Das wäre dann also Laura, meine Schwester. Sie ist ein tolles Mädel - studiert an der University of Minnesota. Außerdem ist sie der Antichrist.
»Und die Königin wird die Toten kennen, alle Toten, und sie sollen sich nicht vor ihr verstecken oder Geheimnisse vor ihr haben.«
Genau. Dieses kleine Schmankerl ließe sich übersetzen mit: »In deinem Keller werden Zombies lauern, und Geister - jede Menge Geister - werden dir überallhin folgen und herumnörgeln.«
»... und der Morgenstern wird seinem eigenen Kind erscheinen und ihm dabei helfen, die Welt zu übernehmen, und wird der Königin im Gewand der Dunkelheit erscheinen.«
... mehr
Was das heißen soll? Ich habe keinen blassen Schimmer. Es könnte das Ende der Welt bedeuten oder lediglich einen Hausbesuch von Pfadfindern, die Kränze verkaufen wollen. Abgesehen davon ist es unerträglich, wirklich unerträglich, dass ich nicht zu viel auf einmal in diesem grässlichen Höllenbuch (wahrscheinlich stammt es im wahrsten Sinne des Wortes aus der Hölle) lesen darf, weil ich sonst verrückt werde. Jeder, der seine Nase zu lange in den Schmöker steckt, verliert seinen Verstand. Und was mich noch daran stört? Dass ich das verdammte Ding einfach nicht loswerden kann.
Es findet mich. Es findet mich immer, und sei es mit Hilfe des skrupellosen United Parcel Service. Wie Ferris Bueller so treffend meinte: »So ist das eben, wenn man unter einem schlechten Stern geboren wurde.«
»Und die Königin wird die Toten kennen und die Toten um sich scharen.«
Yep, das hab ich kapiert. Ich wohne mit Vampiren zusammen und rede viel mit ihnen, und mit einem von ihnen habe ich fantastischen Sex. Außerdem lassen wir uns gemeinsam zur Einkommensteuer veranlagen, was für Tote ein echt guter Trick ist.
Was das Beherbergen von Toten angeht: Ich habe zigtausend Hausgenossen und keinen einzigen von ihnen darum gebeten, dass er zu mir zieht.
» Und die Königin wird ein lebendiges Kind haben, und es wird ihr gegeben werden von einem lebendigen Mann.«
Wieder hat das Buch der Angst einen Volltreffer gelandet. Mein Halbbruder, Baby Jon, ist jetzt mein Pflegesohn, weil mein Vater und meine Stiefmutter kürzlich auf ziemlich grausige Weise das Zeitliche gesegnet haben. Eigentlich hatte ich ja sämtliche Ambitionen auf Mutterschaft begraben - ich kann nicht mehr schwitzen und schon gar nicht mehr menstruieren -, doch da landete Baby Jon mitten in meinem (untoten) Leben.
Was ist wohl schlimmer? Dass ich nicht lange genug in dem Buch lesen kann, um das Gesagte auch zu verstehen - oder dass es immer recht behält?
»Um die Herrschaft der Königin anzufechten, musst du das Symbol entweihen.«
Wenigstens wird es nicht gruselig.
»Die Königin soll über die Toten herrschen, und sie sollen von ihr nehmen, wie auch sie von ihnen nimmt, und sie soll sie so erkennen, wie auch die Toten sie erkennen sollen. Denn so herrscht eine Königin.«
Okay, jetzt wird's doch gruselig. Denn wissen Sie, ähm, eine meiner erschreckenden, bösen Super-Vampirkräfte besteht darin, dass ich anderen Vampiren Energie entziehen kann, diese Energie auffrische und wieder in sie zurückschicke. Ich habe das erst einmal gemacht. Es war ganz furchtbar unangenehm und hätte mich fast (wieder einmal) umgebracht.
Bitte, lieber Gott, mach, dass ich es nie wieder tun muss!
Du kannst einer Dame doch mal einen Gefallen tun, ja, Gott?
»Die Königin wird Meere von Blut sehen und Verzweiflung. «
So, und was lässt sich schließlich über solch einen Satz sagen? Dass er mir richtig Angst einjagt.
1
Ich wäre gar nicht erst in die Hölle geraten, wenn der Antichrist nicht fließend Tagalong gesprochen hätte. Wirklich, es war ein Wirbelsturm paranormaler Dämonie ... und noch dazu an Halloween.
Okay, ich muss wohl etwas weiter ausholen. Dieser ganze Mist fing damit an (wie immer, wie immer), dass es bei Bloomingdale's einen Schuhausverkauf gab. Wie es aussah, arbeitete die Einzelhandels-Zeitschleife wenigstens dieses eine Mal zu meinen Gunsten.
Ich sehe schon, ich muss noch weiter ausholen. Sie kennen doch das Phänomen, dass die Geschäfte dem Kalender immer vier Monate voraus sind? Dass es ab Ostern Halloween-Deko zu kaufen gibt und ähnlichen Blödsinn? Genau davon rede ich. Also, obwohl gerade Halloween war, hielten sie ihren Frühjahrsschlussverkauf ab (wenn ungefähr dreißig Zentimeter hoch Schnee liegt, ist die Kundschaft ja auch ganz wild auf Sandalen, stimmt's?). Der Antichrist hatte gefragt, ob sie mitkommen könn te, und ich hatte okay gesagt.
Ich ... hatte ... okay ... gesagt! Man könnte wirklich meinen, ich hätte in den vergangenen vier Jahren überhaupt nichts dazugelernt. Nun ja, irgendwie entspricht das auch der Wahrheit. Dennoch hätte ich das Unheil vorausahnen müssen. Dass Laura unbedingt neue Sandalen brauchte, hätte meine Entscheidung nicht beeinflussen dürfen. Ich hätte wissen sollen, dass die harmlose Suche nach hübschem Schuhzeug unausweichlich damit enden würde, dass ich in der Hölle schmorte, während der Antichrist komplett ausflippte. Wieder einmal.
Genau. Der Antichrist. Vielleicht sollte ich auch das erklären. Meine Halbschwester Laura ist von meinem, äh, Vater gezeugt worden. Mein lieber Vater vögelte meine Stiefmutter - das Biest, das früher unter dem Namen Antonia bekannt war, und das ich immer nur »Ant« genannt habe. Und mein dummer, alter Vater bekam nicht mit, dass Ant vom Teufel besessen war. Vermutlich ist eine vom Teufel besessene Ant auch nicht schlimmer als eine nicht besessene Ant ... aber wie dem auch sei, es wirft leider kein allzu gutes Licht auf meines Vaters Geschmack an zweiten Gemahlinnen.
Die Sache war nun die: Satan hatte absolut keine Lust auf Schwangerschaft, Geburt und Stillen. Also zog sie die Baby-aufdie-Türschwelle-legen-Nummer ab und verzog sich schleunigst wieder in die Hölle.
Deshalb ist meine Schwester, die von einem Geistlichen aufgezogen wurde, nicht nur der Antichrist, sondern ihr ist auch geweissagt worden, dass sie die Weltherrschaft übernehmen wird. Wahrscheinlich wird das zwischen einer Blutspende und ihren Sonntagsschulstunden geschehen.
Aber man muss meiner Schwester Gerechtigkeit widerfahren lassen. Sie arbeitet in Obdachlosenheimen, leitet Blutspendeaktionen (rasend komisch, wenn man bedenkt, dass ihre Schwester eine Vampirin ist) und backt Cupcakes für die Kuchenbasare der Kirche. Schokoladen-Cupcakes. Mit echtem Buttercremeüberzug. Buttercreme, nicht dieses gefärbte Crisco-Zeug, das manche Lebensmittelhändler uns als Überzug andrehen wollen. Mmm ...
Gott, wie sehr ich feste Speisen vermisse!
Natürlich verliert auch Laura zuweilen die Geduld. Wem von uns passiert das schließlich nicht gelegentlich? Wenn es geschieht, schlachtet sie jeden ab, der ihr in die Finger kommt. Das wird mit der Zeit allmählich peinlich. Außerdem befindet sie sich in einem Dauerkonflikt mit den Untoten. Was eigentlich eine ziemlich normale Reaktion auf Vampire ist.
Lauras Temperament und ihre gelegentlichen Ausbrüche psychopathischer Wut waren der Grund, warum wir uns an diesem Abend in der Mall of America treffen wollten. Laura hatte vor ein paar Monaten versucht, mich zu töten, und fühlte sich immer noch mies deswegen. Sie hasste krassen Materialismus und Shopping, weswegen ihr Vorschlag, mich in mein persönliches Graceland zu begleiten, als großzügiges Friedensangebot gewertet werden musste.
Ich hatte mich aus meinem gottlosen Grab erhoben (eigentlich aus meinem Bett, das mit marineblauen Biberlaken von Target bezogen war - immerhin stand der November vor der Tür, und ich bin schließlich keine unzivilisierte Wilde), einen Unschuldigen zum Frühstück verspeist (einen DreifruchtSmoothie. Ich als Königin der Untoten genieße die Vergünstigung, nicht jeden Tag Blut trinken zu müssen, obwohl ich, ehrlich gesagt, schon den Wunsch dazu verspüre), meine düstere Kutsche geordert (einen Lexus-Hybrid), und nun war ich auf dem Weg zur Shoppingmeile.
Ich parkte im Parkhaus Ost, zweite Ebene. Viele meiner Lieblingsgeschäfte lagen auf dieser Seite der Mall, zum Beispiel Williams-Sonoma, ein Haushaltwarengeschäft, und Coach, ein Designer für Accessoires (obwohl ich niemals vierhundert Scheine für einen Rucksack ausgeben würde, der aussieht, als wäre er von einem Zweitklässler entworfen worden). Aber auch Tiger Sushi lag auf dieser Seite der Mall, und Laura war geradezu süchtig nach Tiger Balls, den gefüllten Reisbällchen.
Also setzte ich ein Lächeln auf, während ich auf dieses Restaurant zumarschierte, das Seetang, Reis und rohen Fisch mit einer Gewinnspanne von mehreren Hundert Prozent verkaufte. Sushi eben. Ich kapiere es einfach nicht und werde es nie kapieren. Als Kind war ich zu oft angeln gewesen und konnte mich niemals dazu überwinden, einen Köder zu essen. Egal, wie frisch er war.
Ich entdeckte Laura bereits aus zehn Metern Entfernung, doch das hatte überhaupt nichts mit meinen Vampirsuperkräften zu tun. Laura war einfach eine hinreißende Schönheit und würde es immer bleiben. Zu ärgerlich.
Das ist jetzt kein Neid, klar? Oder wenigstens kein übertriebener Neid. Ich gehöre keineswegs zu diesen Schnepfen, die so tun, als hätten sie keinen Schimmer, wie hübsch sie sind. Ich bin hübsch, das gebe ich offen zu. Groß und blond (wie ungewöhnlich für Minnesota ... wir Blonden sind ungefähr so selten wie gelber Schnee im Hundeklo), blasser Teint und helle Augen. Musste nie sonderlich mit meinen Pfunden kämpfen, und nun, da ich untot bin, werde ich auf ewig schlank bleiben. Der Satz »Ich habe gerade mein Wintergewicht« hat jede Macht über mich verloren. In meinem Abschlussjahr auf der High School habe ich an der Wahl zur Miss Burnsville teilgenommen und die Miss-Liebenswürdigkeit-Schärpe eingeheimst. Diese Schärpe bedeutet, dass man zwar nicht die Hübscheste und Talentierteste ist, von den anderen Mädchen aber als nette Mitbewerberin eingeschätzt und deshalb mit diesem Trostpreis bedacht wird. Dennoch pflege ich mein Wasser nicht aus dem Hundenapf zu trinken.
Laura hingegen ...
Atemberaubend. Hinreißend. Und, wie mein Freund Marc es ausdrückt: »verführerisch.«
Mein schwuler Freund Marc.
Laura stand mitten im Einkaufszentrum und redete mit einer Unbekannten. Dabei gestikulierte sie wild, ganz wie es die Angewohnheit der Eingeborenen Minnesotas ist. Und während ich näher herantrat, fiel mir wieder der wahre Grund dafür ein, dass die Brut Satans und meiner toten Stiefmutter mich so sehr beunruhigte.
Sie war einfach schön, auf eine mühelose und gleichbleibende Art. Eine dieser (mir wird gleich übel) natürlichen Schönheiten. Taillenlanges Haar von maisgelber Farbe und seidiger Fülle. Große blaue Augen. Das Blau der ersten Frühlingstage. Wolkenloser Sommertage. Ein wirklich und wahrhaftig hinreißendes Blau. Ach ja, und außerdem war Laura total schlank - muss ich das erst noch erwähnen?
Dazu Riesenmöpse, die stets züchtig in einen 75-B-Büstenhalter geschnürt waren. Und lange Beine - Laura war gerade mal um Haaresbreite größer als ich, und ich bin mit meinen ein Meter zweiundachtzig auch nicht gerade eine Zwergin -, die in richtig ausgewaschenen Jeans steckten. Keine ausgeblichenen Prewashed-Jeans ... Lauras Mom pflegte ihr neue Jeans zu kaufen (ja, ihre Adoptivmutter kaufte ihr immer noch die Klamotten, obwohl das Mädel an der University of Minnesota studierte). Diese Hosen trug Laura brav auf und auf und auf ... so lange, bis sie auf echte Weise ausgeblichen, ausgefranst und abgetragen waren. Denn Verschwendung war eine Sünde. Oh! Und vergessen wir nicht den makellosen, seidigen Teint der Satanstochter, den sie ihrem Hautklär-Waschgel verdankte.
Und sie trug verschlissene Turnschuhe, wie ich im Näherkommen erkannte. Von Target. Turnschuhe! Wer trägt denn Turnschuhe, wenn er Sandalen kaufen will? Laura würde sich jedes Mal hinsetzen und Schuhe und Strümpfe ausziehen müssen ... nein, allein die Vorstellung machte mich rasend, deshalb dachte ich rasch an etwas anderes. Zum Beispiel daran, wer die Frau war, auf die Laura so heftig gestikulierend einredete.
Es war nicht weiter überraschend, dass der Antichrist mit jemandem redete. Eigentlich hätte sie ständig von Männern und Frauen und kleinen Kindern verfolgt werden müssen. Laura sah nicht nur hinreißend aus, sie zog überdies die Menschen in Scharen an. Wie ich schon sagte: Dafür, dass sie der Antichrist war, war sie eigentlich ziemlich nett.
Als ich endlich nahe genug herangekommen war, damit Laura auf mich aufmerksam wurde, sah ich, dass sie gar nicht mit der Frau sprach. Oder ihr zuwinkte. Beide wedelten wie wild mit den Händen. Entweder war Laura unversehens taub geworden, oder sie hatte kürzlich die Gebärdensprache erlernt.
Was das heißen soll? Ich habe keinen blassen Schimmer. Es könnte das Ende der Welt bedeuten oder lediglich einen Hausbesuch von Pfadfindern, die Kränze verkaufen wollen. Abgesehen davon ist es unerträglich, wirklich unerträglich, dass ich nicht zu viel auf einmal in diesem grässlichen Höllenbuch (wahrscheinlich stammt es im wahrsten Sinne des Wortes aus der Hölle) lesen darf, weil ich sonst verrückt werde. Jeder, der seine Nase zu lange in den Schmöker steckt, verliert seinen Verstand. Und was mich noch daran stört? Dass ich das verdammte Ding einfach nicht loswerden kann.
Es findet mich. Es findet mich immer, und sei es mit Hilfe des skrupellosen United Parcel Service. Wie Ferris Bueller so treffend meinte: »So ist das eben, wenn man unter einem schlechten Stern geboren wurde.«
»Und die Königin wird die Toten kennen und die Toten um sich scharen.«
Yep, das hab ich kapiert. Ich wohne mit Vampiren zusammen und rede viel mit ihnen, und mit einem von ihnen habe ich fantastischen Sex. Außerdem lassen wir uns gemeinsam zur Einkommensteuer veranlagen, was für Tote ein echt guter Trick ist.
Was das Beherbergen von Toten angeht: Ich habe zigtausend Hausgenossen und keinen einzigen von ihnen darum gebeten, dass er zu mir zieht.
» Und die Königin wird ein lebendiges Kind haben, und es wird ihr gegeben werden von einem lebendigen Mann.«
Wieder hat das Buch der Angst einen Volltreffer gelandet. Mein Halbbruder, Baby Jon, ist jetzt mein Pflegesohn, weil mein Vater und meine Stiefmutter kürzlich auf ziemlich grausige Weise das Zeitliche gesegnet haben. Eigentlich hatte ich ja sämtliche Ambitionen auf Mutterschaft begraben - ich kann nicht mehr schwitzen und schon gar nicht mehr menstruieren -, doch da landete Baby Jon mitten in meinem (untoten) Leben.
Was ist wohl schlimmer? Dass ich nicht lange genug in dem Buch lesen kann, um das Gesagte auch zu verstehen - oder dass es immer recht behält?
»Um die Herrschaft der Königin anzufechten, musst du das Symbol entweihen.«
Wenigstens wird es nicht gruselig.
»Die Königin soll über die Toten herrschen, und sie sollen von ihr nehmen, wie auch sie von ihnen nimmt, und sie soll sie so erkennen, wie auch die Toten sie erkennen sollen. Denn so herrscht eine Königin.«
Okay, jetzt wird's doch gruselig. Denn wissen Sie, ähm, eine meiner erschreckenden, bösen Super-Vampirkräfte besteht darin, dass ich anderen Vampiren Energie entziehen kann, diese Energie auffrische und wieder in sie zurückschicke. Ich habe das erst einmal gemacht. Es war ganz furchtbar unangenehm und hätte mich fast (wieder einmal) umgebracht.
Bitte, lieber Gott, mach, dass ich es nie wieder tun muss!
Du kannst einer Dame doch mal einen Gefallen tun, ja, Gott?
»Die Königin wird Meere von Blut sehen und Verzweiflung. «
So, und was lässt sich schließlich über solch einen Satz sagen? Dass er mir richtig Angst einjagt.
1
Ich wäre gar nicht erst in die Hölle geraten, wenn der Antichrist nicht fließend Tagalong gesprochen hätte. Wirklich, es war ein Wirbelsturm paranormaler Dämonie ... und noch dazu an Halloween.
Okay, ich muss wohl etwas weiter ausholen. Dieser ganze Mist fing damit an (wie immer, wie immer), dass es bei Bloomingdale's einen Schuhausverkauf gab. Wie es aussah, arbeitete die Einzelhandels-Zeitschleife wenigstens dieses eine Mal zu meinen Gunsten.
Ich sehe schon, ich muss noch weiter ausholen. Sie kennen doch das Phänomen, dass die Geschäfte dem Kalender immer vier Monate voraus sind? Dass es ab Ostern Halloween-Deko zu kaufen gibt und ähnlichen Blödsinn? Genau davon rede ich. Also, obwohl gerade Halloween war, hielten sie ihren Frühjahrsschlussverkauf ab (wenn ungefähr dreißig Zentimeter hoch Schnee liegt, ist die Kundschaft ja auch ganz wild auf Sandalen, stimmt's?). Der Antichrist hatte gefragt, ob sie mitkommen könn te, und ich hatte okay gesagt.
Ich ... hatte ... okay ... gesagt! Man könnte wirklich meinen, ich hätte in den vergangenen vier Jahren überhaupt nichts dazugelernt. Nun ja, irgendwie entspricht das auch der Wahrheit. Dennoch hätte ich das Unheil vorausahnen müssen. Dass Laura unbedingt neue Sandalen brauchte, hätte meine Entscheidung nicht beeinflussen dürfen. Ich hätte wissen sollen, dass die harmlose Suche nach hübschem Schuhzeug unausweichlich damit enden würde, dass ich in der Hölle schmorte, während der Antichrist komplett ausflippte. Wieder einmal.
Genau. Der Antichrist. Vielleicht sollte ich auch das erklären. Meine Halbschwester Laura ist von meinem, äh, Vater gezeugt worden. Mein lieber Vater vögelte meine Stiefmutter - das Biest, das früher unter dem Namen Antonia bekannt war, und das ich immer nur »Ant« genannt habe. Und mein dummer, alter Vater bekam nicht mit, dass Ant vom Teufel besessen war. Vermutlich ist eine vom Teufel besessene Ant auch nicht schlimmer als eine nicht besessene Ant ... aber wie dem auch sei, es wirft leider kein allzu gutes Licht auf meines Vaters Geschmack an zweiten Gemahlinnen.
Die Sache war nun die: Satan hatte absolut keine Lust auf Schwangerschaft, Geburt und Stillen. Also zog sie die Baby-aufdie-Türschwelle-legen-Nummer ab und verzog sich schleunigst wieder in die Hölle.
Deshalb ist meine Schwester, die von einem Geistlichen aufgezogen wurde, nicht nur der Antichrist, sondern ihr ist auch geweissagt worden, dass sie die Weltherrschaft übernehmen wird. Wahrscheinlich wird das zwischen einer Blutspende und ihren Sonntagsschulstunden geschehen.
Aber man muss meiner Schwester Gerechtigkeit widerfahren lassen. Sie arbeitet in Obdachlosenheimen, leitet Blutspendeaktionen (rasend komisch, wenn man bedenkt, dass ihre Schwester eine Vampirin ist) und backt Cupcakes für die Kuchenbasare der Kirche. Schokoladen-Cupcakes. Mit echtem Buttercremeüberzug. Buttercreme, nicht dieses gefärbte Crisco-Zeug, das manche Lebensmittelhändler uns als Überzug andrehen wollen. Mmm ...
Gott, wie sehr ich feste Speisen vermisse!
Natürlich verliert auch Laura zuweilen die Geduld. Wem von uns passiert das schließlich nicht gelegentlich? Wenn es geschieht, schlachtet sie jeden ab, der ihr in die Finger kommt. Das wird mit der Zeit allmählich peinlich. Außerdem befindet sie sich in einem Dauerkonflikt mit den Untoten. Was eigentlich eine ziemlich normale Reaktion auf Vampire ist.
Lauras Temperament und ihre gelegentlichen Ausbrüche psychopathischer Wut waren der Grund, warum wir uns an diesem Abend in der Mall of America treffen wollten. Laura hatte vor ein paar Monaten versucht, mich zu töten, und fühlte sich immer noch mies deswegen. Sie hasste krassen Materialismus und Shopping, weswegen ihr Vorschlag, mich in mein persönliches Graceland zu begleiten, als großzügiges Friedensangebot gewertet werden musste.
Ich hatte mich aus meinem gottlosen Grab erhoben (eigentlich aus meinem Bett, das mit marineblauen Biberlaken von Target bezogen war - immerhin stand der November vor der Tür, und ich bin schließlich keine unzivilisierte Wilde), einen Unschuldigen zum Frühstück verspeist (einen DreifruchtSmoothie. Ich als Königin der Untoten genieße die Vergünstigung, nicht jeden Tag Blut trinken zu müssen, obwohl ich, ehrlich gesagt, schon den Wunsch dazu verspüre), meine düstere Kutsche geordert (einen Lexus-Hybrid), und nun war ich auf dem Weg zur Shoppingmeile.
Ich parkte im Parkhaus Ost, zweite Ebene. Viele meiner Lieblingsgeschäfte lagen auf dieser Seite der Mall, zum Beispiel Williams-Sonoma, ein Haushaltwarengeschäft, und Coach, ein Designer für Accessoires (obwohl ich niemals vierhundert Scheine für einen Rucksack ausgeben würde, der aussieht, als wäre er von einem Zweitklässler entworfen worden). Aber auch Tiger Sushi lag auf dieser Seite der Mall, und Laura war geradezu süchtig nach Tiger Balls, den gefüllten Reisbällchen.
Also setzte ich ein Lächeln auf, während ich auf dieses Restaurant zumarschierte, das Seetang, Reis und rohen Fisch mit einer Gewinnspanne von mehreren Hundert Prozent verkaufte. Sushi eben. Ich kapiere es einfach nicht und werde es nie kapieren. Als Kind war ich zu oft angeln gewesen und konnte mich niemals dazu überwinden, einen Köder zu essen. Egal, wie frisch er war.
Ich entdeckte Laura bereits aus zehn Metern Entfernung, doch das hatte überhaupt nichts mit meinen Vampirsuperkräften zu tun. Laura war einfach eine hinreißende Schönheit und würde es immer bleiben. Zu ärgerlich.
Das ist jetzt kein Neid, klar? Oder wenigstens kein übertriebener Neid. Ich gehöre keineswegs zu diesen Schnepfen, die so tun, als hätten sie keinen Schimmer, wie hübsch sie sind. Ich bin hübsch, das gebe ich offen zu. Groß und blond (wie ungewöhnlich für Minnesota ... wir Blonden sind ungefähr so selten wie gelber Schnee im Hundeklo), blasser Teint und helle Augen. Musste nie sonderlich mit meinen Pfunden kämpfen, und nun, da ich untot bin, werde ich auf ewig schlank bleiben. Der Satz »Ich habe gerade mein Wintergewicht« hat jede Macht über mich verloren. In meinem Abschlussjahr auf der High School habe ich an der Wahl zur Miss Burnsville teilgenommen und die Miss-Liebenswürdigkeit-Schärpe eingeheimst. Diese Schärpe bedeutet, dass man zwar nicht die Hübscheste und Talentierteste ist, von den anderen Mädchen aber als nette Mitbewerberin eingeschätzt und deshalb mit diesem Trostpreis bedacht wird. Dennoch pflege ich mein Wasser nicht aus dem Hundenapf zu trinken.
Laura hingegen ...
Atemberaubend. Hinreißend. Und, wie mein Freund Marc es ausdrückt: »verführerisch.«
Mein schwuler Freund Marc.
Laura stand mitten im Einkaufszentrum und redete mit einer Unbekannten. Dabei gestikulierte sie wild, ganz wie es die Angewohnheit der Eingeborenen Minnesotas ist. Und während ich näher herantrat, fiel mir wieder der wahre Grund dafür ein, dass die Brut Satans und meiner toten Stiefmutter mich so sehr beunruhigte.
Sie war einfach schön, auf eine mühelose und gleichbleibende Art. Eine dieser (mir wird gleich übel) natürlichen Schönheiten. Taillenlanges Haar von maisgelber Farbe und seidiger Fülle. Große blaue Augen. Das Blau der ersten Frühlingstage. Wolkenloser Sommertage. Ein wirklich und wahrhaftig hinreißendes Blau. Ach ja, und außerdem war Laura total schlank - muss ich das erst noch erwähnen?
Dazu Riesenmöpse, die stets züchtig in einen 75-B-Büstenhalter geschnürt waren. Und lange Beine - Laura war gerade mal um Haaresbreite größer als ich, und ich bin mit meinen ein Meter zweiundachtzig auch nicht gerade eine Zwergin -, die in richtig ausgewaschenen Jeans steckten. Keine ausgeblichenen Prewashed-Jeans ... Lauras Mom pflegte ihr neue Jeans zu kaufen (ja, ihre Adoptivmutter kaufte ihr immer noch die Klamotten, obwohl das Mädel an der University of Minnesota studierte). Diese Hosen trug Laura brav auf und auf und auf ... so lange, bis sie auf echte Weise ausgeblichen, ausgefranst und abgetragen waren. Denn Verschwendung war eine Sünde. Oh! Und vergessen wir nicht den makellosen, seidigen Teint der Satanstochter, den sie ihrem Hautklär-Waschgel verdankte.
Und sie trug verschlissene Turnschuhe, wie ich im Näherkommen erkannte. Von Target. Turnschuhe! Wer trägt denn Turnschuhe, wenn er Sandalen kaufen will? Laura würde sich jedes Mal hinsetzen und Schuhe und Strümpfe ausziehen müssen ... nein, allein die Vorstellung machte mich rasend, deshalb dachte ich rasch an etwas anderes. Zum Beispiel daran, wer die Frau war, auf die Laura so heftig gestikulierend einredete.
Es war nicht weiter überraschend, dass der Antichrist mit jemandem redete. Eigentlich hätte sie ständig von Männern und Frauen und kleinen Kindern verfolgt werden müssen. Laura sah nicht nur hinreißend aus, sie zog überdies die Menschen in Scharen an. Wie ich schon sagte: Dafür, dass sie der Antichrist war, war sie eigentlich ziemlich nett.
Als ich endlich nahe genug herangekommen war, damit Laura auf mich aufmerksam wurde, sah ich, dass sie gar nicht mit der Frau sprach. Oder ihr zuwinkte. Beide wedelten wie wild mit den Händen. Entweder war Laura unversehens taub geworden, oder sie hatte kürzlich die Gebärdensprache erlernt.
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Autoren-Porträt von Mary Janice Davidson
Mary Janice Davidson gelang mit ihrer Serie um die Vampirin Betsy der Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten. Seither hat sie mit ihren humorvollen Liebesromanen eine riesige Fangemeinde gewonnen. Davidson lebt in Minnesota. Mit ihrer Heldin teilt sie die Leidenschaft für Designerschuhe.
Bibliographische Angaben
- Autor: Mary Janice Davidson
- Altersempfehlung: Ab 16 Jahre
- 2011, 1. Aufl. 2011, 432 Seiten, Maße: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Barbara Först
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802584619
- ISBN-13: 9783802584619
- Erscheinungsdatum: 28.10.2011
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